Das rechnerische Ableiten (Differenzieren) einer Funktion ist ein zentraler Bestandteil der Differentialrechnung. Um die Ableitung einer Funktion korrekt zu berechnen, musst du einige Ableitungsregeln kennen. In diesem Artikel stellen wir dir die wichtigsten Ableitungsregeln vor.
Wie stark sich der Luftdruck ändert, wie schnell chemische Stoffe reagieren, wie viel extra-Gewinn eine Firma machen kann: die erste Ableitung f'(x) hat viele anschauliche Bedeutungen.
Beispielsweise kannst du durch die Ableitung einer Funktion, die einen Weg beschreibt, die Geschwindigkeit berechnen.
Die erste Ableitung gibt für jede Funktion f(x) die Steigung (Anstieg) des Graphen an. Mit ihrer Hilfe kann man für jede Stelle x die Steigung des Graphen in dem Punkt berechnen. Man setzt also den x-Wert in die erste Ableitung ein und berechnet, wie groß der Anstieg der Funktion in dem entsprechenden Punkt ist.
Oft wird statt auch
, seltener auch
geschrieben. Alle drei Schreibweisen meinen dasselbe.
Achte beim Ableiten immer darauf, nach welcher Funktionsvariable du ableitest!
Zum Beispiel bei . Hier lautet die Ableitung einfach
, da du nach x ableitest.
Konstante Summanden ("ohne x") fallen beim Ableiten weg!
Der Summand 1 ist laut der Konstantenregel weggefallen.
Die Faktorregel wendest du immer dann an, wenn ein konstanter Faktor c vor unserem x steht.
Diese Regel hast du bestimmt schon einige Male angewendet und vielleicht war dir gar nicht bewusst, dass es sich dabei um die Faktorregel handelt.
Die Regel besagt, dass konstante Faktoren (ohne die Funktionsvariable x) beim Ableiten einer Funktion erhalten bleiben!
Du hast einen konstanten Faktor c vor einer Funktion stehen. Dieser Faktor c bleibt beim ableiten erhalten. Du leitest die Funktion ab, c bleibt dabei unverändert.
Abgeleitet bleibt die Konstante einfach bestehen. Hier wäre das dann .
Merke: konstante Faktoren, die mit einem Term multipliziert werden, der x enthält, bleiben beim Ableiten erhalten.
Wenn du Potenzfunktionen ableiten möchtest, also das x eine Hochzahl (Potenz) besitzt, musst du die
Potenzregel anwenden.
Auch wenn es dir bisher nicht bewusst war, aber diese Regel verwendet man beim Ableiten immer - ganz egal, wie die Funktion aussieht. Die Potenzregel dient als Basis.
Für Potenzfunktionen gilt:
,
Die Potenzregel wird auch "Hut-ab-Regel" genannt.
Du hast r als Exponenten, der bei x hochgestellt ist. Beim Ableiten nach der Potenzregel musst du nun den Exponenten (mit samt seinem Vorzeichen) als Faktor vor das x ziehen. Der Exponent vermindert sich um 1, daher steht im Exponenten jetzt r-1.
Merksatz: "Exponent runter, Exponent minus 1, Innere Ableitung"
Merke dir:
Ausnahmen:
Mit der Summenregel kannst du die Ableitung einer Funktion finden, die aus der Summe oder Differenz von zwei Funktionen g(x) und h(x) besteht.
Die Teilfunktionen können dann einzeln abgeleitet werden.
Du leistest beide Funktionen einzeln ab. Einen Summenterm leitet man ab, indem man jedes einzelne Glied (jeden Summanden) für sich alleine ableitet.
Ist ein Funktionsterm eine Summe, kannst du jeden Summanden einzeln ableiten.
Analog funktioniert das mit der Differenzregel bei Differenzen.
Die Kettenregel wird für Wurzeln, e-Funktionen, Logarithmusfunktionen und andere verkettete Funktionen verwendet.
Verkettete Funktionen treten allgemein in dieser Form auf: .
Merke: "innere mal äußere Ableitung"
Verkettung von Funktionen bedeutet, eine Funktion ist mit einer anderen Funktion zusammengesetzt.
oder
oder auch
sind typische verkettete Funktionen: Du hast eine innere Funktion, deren Funktionswert sozusagen als Funktionsargument in die äußere Funktion eingesetzt wird. Die Ableitung solcher Funktionen ist vergleichsweise einfach.
Vorgehensweise:
Als äußere Ableitung wird in diesem Fall g'(x) der äußeren Funktion g(x) bezeichnet.
Unsere innere Ableitung hier ist h'(x) mit der zugehörigen inneren Funktion h(x).
Am besten ist es, wenn du dir die Funktionen, sowie ihre Ableitung zunächst einzeln aufschreibst und anschließend in die Formel einsetzt. So kommst du nicht so leicht durcheinander.
Übrigens: Das Multiplizieren mit wird auch als Nachdifferenzieren bezeichnet.
Die Produktregel dient dazu, Funktionen abzuleiten, welche in der Form vorliegen. Dazu musst du
und auch
erkennen und ableiten.
Steht das x auf zwei Seiten eines Malzeichens, ist das ein eindeutiges Indiz dafür, dass du die Produktregel verwenden musst:
Kurzfassung: f'(x) = links abgeleitet mal rechts + links mal rechts abgeleitet.
Produkt heißt: eine Malkette. Die linke Seite der Malkette wird genannt und die rechte Seite
.
Vorgehensweise:
Am besten ist es, wenn du dir die Funktionen, sowie ihre Ableitung zunächst einzeln aufschreibst und anschließend in die Formel einsetzt. So kommst du nicht so leicht durcheinander.
Die Quotientenregel ist quasi das Pendant zur Produktregel. Sie wird angewendet, wenn du eine Funktion in Form eines Bruchs ableiten sollst, in welchem sowohl im Nenner, als auch im Zähler ein x steht. Anders gesagt: Man braucht die Quotientenregel beim Differenzieren von gebrochen-rationalen Funktionen. Die Quotienten leitest du einzeln ab.
Beachte: , da es in der Mathematik unzulässig ist, durch Null zu teilen.
Schritt für Schritt bedeutet das:
Es werden zunächst wieder die zwei Funktionen identifiziert und getrennt abgeleitet. Danach werden die Teilfunktionen und deren Ableitungen in die Formel eingesetzt. Schauen wir uns ein Beispiel an:
Das Ableiten von Funktionen der allgemeinen Form wird Exponentialfunktion zur Basis a genannt - das x steht hierbei im Exponent. Zum Differenzieren musst du den natürlichen Logarithmus (ln) benutzen.Folgende Regel gilt beim Ableiten von Exponentialfunktionen:
Bei der Exponentialfunktion zur beliebigen Basis a, kommt bei der Ableitung zur Funktion selbst noch der Faktor ln a dazu.
Endlich wieder eine einfache Formel! Ihre Ableitung ist eine dankbare Aufgabe, da sie unverändert bleibt.
Die e-Funktion ist eine besondere und wichtige Exponentialfunktion, sie wird auch als natürliche
Exponentialfunktion bezeichnet.
Bei der Exponentialfunktion zur Basis e (eulersche Zahl) handelt es sich um die einzige Funktion f(x), die mit Ihrer eigenen Ableitung f'(x) identisch ist.
Summen - und Faktorregel gelten weiterhin!
Wenn du die e-Funktion ableiten möchtest, musst du dir folgendes merken:
Beim Ableiten des ln ist folgendes Hintergrundwissen nützlich: die natürliche Logarithmusfunktion enthält als Basis die Euler'sche Zahl e. Beim Differenzieren heben die ln-Funktion und die e Funktion sich jeweils auf.
Wie die beiden Funktionen grafisch miteinander zusammenhängen, siehst du in der untenstehenden Grafik:
Die allgemeine Ableitungsregel für die ln-Funktion lautet:
Logarithmusfunktionen werden mit der Kettenregel abgeleitet. Dazu unterteilst du f(x) in eine innere und äußere Funktion und leitest beide jeweils ab.
Wenn du Logarithmusfunktionen ableiten willst, gilt allgemein folgende Ableitungsregel:
Die Ableitung von Sinus, Kosinus und Tangens ist im Grunde ganz simpel - du musst dir lediglich ein paar Dinge auswendig merken und das Differenzieren von trigonometrischen Funktionen wird zum Kinderspiel. Die Besonderheit ist, dass sin, cos und tan auf ihrem gesamten Definitionsbereich differenzierbar sind, d.h. man kann jede trigonometrische Funktion uneingeschränkt ableiten.
Wie du Sinus- und Cosinusfunktion ableitest, kannst du anhand folgender Merkhilfe verinnerlichen:
Abbildung 2: Ableitungskreis Sinus- und Cosinusfunktion
Die Ableitung der Tangensfunktion hingegen ist etwas komplizierter.
Da tan x gleich ist mit (sin x dividiert durch cos x), kannst du dessen Ableitung durch Einsatz der Quotientenregel zu (1 dividiert durch ) errechnen.
Die zugehörige Formal lautet:
An sich ist die Ableitung vom Tangens relativ einfach, solange nur ein x als Argument in der Tangensfunktion steht. Ansonsten musst du die Kettenregel verwenden.
Um dir den Umgang mit den Ableitungsregeln zu erleichtern, hast du alle nochmals übersichtlich aufgeführt. Damit klingt das Ableiten ganz sicher !
Ableitungsregel | Funktion | Ableitung |
Faktorregel | ||
Potenzregel | ||
Summenregel | ||
Differenzregel | ||
Kettenregel | ||
Produktregel | ||
Quotientenregel |
Wurzeln können nur abgeleitet werden, wenn du sie umformst. Bei Wurzelfunktionen bietet es sich an, den Wurzelausdruck zunächst in eine Potenzfunktion f(x) umzuwandeln und anschließend deren Ableitungsfunktion f'(x) zu bilden.
Jede Wurzel kann auch als Exponent geschrieben werden:
Vielleicht hast du dich auch schonmal gefragt, wo eigentlich der Unterschied zwischen dem Differenzialquotienten und dem Differenzenquotient liegt - schließlich klingen die Begriffe sehr ähnlich.Die Unterscheidung ist eigentlich recht simpel: Den Differenzialquotient berechnen wir auf Grundlage des Differenzenquotienten.
Mit dem Differenzenquotienten ist die durchschnittliche Steigung in einem Bereich gemeint. Wenn wir beispielsweise in einem Wertebereich mehrere unterschiedliche Steigungen haben, gibt uns der Differenzenquotient den Durschnitt aller an, v.a. bei der Betrachtung von Parabeln und ihren Tangenten ist dies von Relevanz.
Formel zur Berechnung des Differenzenquotient:
vereinfachte Form:
Wie du in der folgenden Grafik sehen kannst, haben wir beispielsweise im Fall der Normalparabel mehrere unterschiedliche Steigungen, je nachdem in welchem Punkt wir die Funktion betrachten. Im Grunde berechnen wir also den Differenzenquotient aus der Differenz von zwei y-Werten, geteilt durch die Differenz der zugehörigen x-Werte.
Auf Grundlage des Differenzenquotienten können wir den Differenzialquotient ermitteln.
Der Differenzialquotient entspricht der Steigung im Punkt . Wir ermitteln ihn, indem wir den Grenzwert, also den Limes, des Differenzenquotienten berechnen.
Formel zur Berechnung des Differenzialquotienten:
Häufig triffst du beim Ableiten auf Funktionen, bei denen es nicht ausreicht lediglich eine Formel anzuwenden. Das bedeutet, dass du oftmals mehrere Ableitungsregeln auf eine einzige Ableitung anwenden musst. In so einem Fall ist es ratsam, mehrere Rechenschritte durchzuführen und Nebenrechnungen anzufertigen, damit du nicht so leicht durcheinander kommst.
Ableiten erfordert regelmäßiges Training durch Üben, damit es reibungslos funktionieren kann - am besten geht das mit den Übungsaufgaben in der StudySmarter Lernapp. Hier findest du sogar die offiziellen Lerninhalte von STARK für eine optimale Prüfungsvorbereitung!
Damit sich die Ableitungsregeln auch festigen, die du gerade kennengelernt hast, kannst du nun noch einige Übungsaufgaben bearbeiten.
Aufgaben
Lösungen
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