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Tschick

"Tschick" ist ein Roman von Wolfgang Herrndorf, der 2010 erstmals im Rowohlt Verlag erschien. Er lässt sich in die Unterkategorien Jugend- und Gegenwartsliteratur einordnen. 

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"Tschick" ist ein Roman von Wolfgang Herrndorf, der 2010 erstmals im Rowohlt Verlag erschien. Er lässt sich in die Unterkategorien Jugend- und Gegenwartsliteratur einordnen.

Mehr über Epoche und Stil der Gegenwartsliteratur erfährst Du im Abschnitt 'Themen und Interpretationsansätze zu "Tschick"'. Alternativ kannst Du Dir die Erklärungen "Jugendliteratur" und "Gegenwartsliteratur" auf StudySmarter ansehen!

Der Inhalt von "Tschick" thematisiert insbesondere die beiden Charaktere Maik und Tschick, die vierzehn Jahre alt sind, als sie in den Sommerferien mit einem gestohlenen Auto durch den Osten Deutschlands fahren. Die Handlung von "Tschick" wird vor allem durch die Abenteuerfahrt der beiden Jungen vorangetrieben.

"Tschick" – Inhaltsangabe und Kapitelzusammenfassung

Die folgende Inhaltsangabe von "Tschick" umfasst die 49 Kapitel des Werks, in denen Maik seine Geschichte in chronologischer Reihenfolge erzählt, also so, wie sie auch geschehen ist. Ausschließlich bei den ersten vier Kapiteln handelt es sich um einen Vorausblick in die Zukunft. Das bedeutet, dass die eigentliche Handlung zu Beginn des Buchs bereits abgeschlossen ist und von Maik nacherzählt wird. Nachfolgend findest Du die Handlung von "Tschick" zusammengefasst.

"Tschick" Zusammenfassung Kapitel 1 bis 4: In der Zukunft

Zu Beginn befindet sich der Erzähler und Protagonist Maik Klingenberg blutverschmiert und mit nasser Hose auf einem Polizeirevier an der Autobahn. Der Polizist Horst, der ihn auch auf das Revier gebracht hat, befragt ihn, während ein weiterer sich desinteressiert mit seiner Kaffeemaschine beschäftigt.

In seinen Gedanken ist Maik bei Tschick und ihrer gemeinsamen Reise, bei seinem Schwarm Tatjana, bei den Mädchen in der Schule und dem Sportunterricht. Er würde gerne seinen Anwalt sprechen, aber niemand nimmt ihn ernst. Als er dann auf sein verwundetes Bein schaut, verliert er das Bewusstsein.

Als Maik wieder zu sich kommt, bemerkt er, dass er sich nun in einem Krankenhausbett befindet. Er gewöhnt sich schnell an seinen Krankenhausaufenthalt. Ihm gefällt, dass die Krankenschwestern alle „superjung“ und „superfreundlich“1 sind und sich gut um ihn kümmern. Nur der Arzt erkundigt sich immer wieder danach, was denn mit Maik passiert sei. Aus Angst vor der Polizei wagt der Vierzehnjährige es nicht, sich zu öffnen. In den nachfolgenden Kapiteln erzählt er seine Geschichte den Lesenden.

"Tschick" Zusammenfassung Kapitel 5 bis 18: Die Zeit vor der Reise

Maiks bis dato einziger Freund Paul zog mit seinen Eltern an den Berliner Stadtrand, wodurch sich die beiden Jungen langsam auseinanderlebten. Seit diesem Zeitpunkt ist Maik der Außenseiter in seiner Klasse, für den sich niemand interessiert. In der sechsten Klasse wurde er zeitweise "Psycho" genannt.

Zum Geburtstag zeichnet Maik Tatjana ein Bild von Beyoncé, ihrem größten Idol. Als Tatjana jedoch die Einladungen zu ihrer Geburtstagsfeier in der Klasse verteilt, ist Maik nicht eingeladen.

In den Sommerferien muss Maik zwei Wochen allein zu Hause verbringen, da Maiks Mutter alkoholabhängig und in einer Entzugsklinik ist und sein Vater auf Geschäftsreise ist. Eines Tages kommt Tschick auf einem kaum funktionstüchtigen Fahrrad vorbei. Tschick hilft Maik dabei, Tatjana das Beyoncé-Bild zu geben, obwohl beide nicht zu ihrer Party eingeladen sind. Dieses Erfolgserlebnis weckt in beiden die Abenteuerlust und Tschick gelingt es, Maik zu einer Reise in einem gestohlenen Auto, einem Lada Niva, zu überreden.

Bei dem Lada Niva handelt es sich um einen Geländewagen eines russischen Herstellers, der in den 70er-Jahren entwickelt und in den 90ern modernisiert wurde. Er wird bis heute produziert und gefahren.

"Tschick" Zusammenfassung Kapitel 19 bis 44: Die Fahrt

Am Sonntag um vier Uhr morgens packen die beiden ihre Sachen und schmieden den Plan, in die Walachei zu fahren. Sie beschließen, wegen der Ortungsgefahr keine Handys mitzunehmen und legen sich falsche Bärte an, um nicht als Minderjährige durch die Autofenster erkannt zu werden. Bereits am ersten Tag verlieren Tschick und Maik jedoch die Orientierung und fahren ziellos durch die Felder.

Walachei ist ein veralteter Begriff für ein Gebiet in Rumänien. Maik denkt, Tschick habe sich dieses Land ausgedacht.

Auf ihrer Reise erleben die beiden allerhand Abenteuer, treffen sowohl sehr freundliche als auch sehr merkwürdige Menschen und werden zeitweise getrennt voneinander von der Polizei verfolgt. Durch einen Hinweiszettel von Tschick finden die beiden Jugendlichen nach der erfolgreichen Flucht wieder zusammen. Ihnen ist jedoch das Benzin ausgegangen, also beschließen sie, Treibstoff aus einem anderen Auto zu stehlen.

Weil sie zum Umfüllen einen Schlauch benötigen, kehren Tschick und Maik zu Fuß zu einer Müllhalde in ihrer Nähe zurück, an die sie sich erinnern können. Dort treffen sie auf Isa, die ihnen beim Abzapfen hilft. Als Dank für ihre Unterstützung nehmen Maik und Tschick Isa ein Stück im Auto mit. An einem See machen sie Rast, schwimmen und scheinen sich dabei langsam miteinander anzufreunden.

Mit Blick auf Berge und Täler aßen wir einen Kanister Haribo, der noch vom Norma übrig war. Isa hatte ein T-Shirt von mir an und die glänzende Adidas-Hose. Ihre stinkenden Sachen lagen hinten am Ufer und blieben dort auch liegen, für immer.1

Isa ist in Maik verliebt: Zumindest ist sie neugierig und offen dafür, ihn zu küssen. Maik, noch ganz in seiner Rolle des schüchternen Jungen, der die Mädchen nur aus der Ferne anhimmelt, lehnt dieses Angebot zu seiner ersten sexuellen Erfahrung ab. Gemeinsam mit Tschick nehmen sie einander das Versprechen ab, sich in genau fünfzig Jahren erneut zu treffen. Isa leiht sich ein wenig Geld von Maik und fährt nun allein in einem Reisebus weiter.

Erneut auf der Flucht vor einem Polizeiwagen werden Tschick und Maik in einen Unfall verwickelt. Tschick bricht sich ein Bein und eine unbekannte Frau, die sich als Sprachtherapeutin vorstellt, bringt ihn ins Krankenhaus, wo sie auch für seine Behandlungskosten aufkommt. Maik begleitet ihn.

Als Tschick wieder entlassen wird, ist sein Bein gegipst und Maik muss ans Steuer des mitgenommenen Lada Niva. Dies ist der Moment, indem Tschick Maik von seiner Homosexualität erzählt.

Und man kann jetzt denken von mir, was man will – aber ich war nicht wahnsinnig überrascht. Ich war wirklich nicht wahnsinnig überrascht. Ich hatte es nicht direkt gewusst, aber ich hatte so eine Ahnung gehabt, im Ernst.1

Nur wenig später werden die beiden Freunde wieder in einen Unfall verwickelt und noch in angeschlagenem Zustand von der Polizei auf das Revier gebracht.

"Tschick" Zusammenfassung Kapitel 45 bis 49: Zurück in der Zukunft

Drei Wochen nach dem Unfall, seitdem sich Tschick und Maik nicht mehr gesehen haben, wird Maik von seinem Vater geschlagen. Dieser will alle Schuld auf Tschick schieben und Maik dazu drängen, vor Gericht eine Falschaussage gegenüber seinem Freund zu machen, was Maik vehement ablehnt. In diesem Zuge lässt sich Maiks Vater auch über Tschicks Herkunft und seine niedrige soziale Stellung aus. Das Gericht entscheidet, dass Tschick in einem Heim leben muss. Maik soll unterdessen dreißig Sozialstunden leisten.

Zurück in der Schule, scheinen sich plötzlich alle für Maik und sein Abenteuer zu interessieren. Er ist nicht länger der uninteressante Langweiler, sondern hat sich über die Sommerferien zu einem Helden entwickelt. Über das Sekretariat erhält er außerdem einen Brief von Isa, die sich mit ihm treffen möchte.

Als Maik am Nachmittag zu Hause ankommt, ist seine Mutter gerade dabei, Möbel und andere Gegenstände in den hauseigenen Pool zu werfen. Sie erfährt, dass Maik unglücklich verliebt ist und die beiden setzen die angefangene Tätigkeit gemeinsam fort, bis die Nachbarn wegen Lärmbelästigung die Polizei rufen. Daraufhin springt Maik mit seiner Mutter ins Wasser, freut sich über das Leben und alles, was die Zukunft noch bringt. Die Beziehung zu seiner Mutter scheint sich in diesem Moment gänzlich zum Guten zu wenden.

"Tschick" – Charakterisierung der wichtigsten Figuren

Mit seinen Figuren aus "Tschick" hat Wolfgang Herrndorf Charaktere ausgearbeitet, die sich von Grund auf unterscheiden. Die wichtigsten von ihnen werden Dir in der folgenden Charakterisierung vorgestellt.

Steckbrief "Tschick" – Maik Klingenberg

Maik Klingenberg ist vierzehn Jahre alt und geht zu Beginn der Geschichte in die achte Klasse. Mit seinen wohlhabenden Eltern wohnt er in einer Villa in Berlin-Marzahn. Es ist ihm peinlich, dass seine Familie so viel Geld besitzt, daher kleidet er sich mit Absicht unauffällig, fast schon ärmlich.

Sowohl von seiner Mutter, die Alkoholikerin ist und immer wieder erfolglos die Entzugsklinik besucht, als auch von seinem Vater wird Maik stark vernachlässigt. Letzterer ist Bauunternehmer und ebenfalls nie zu Hause, da er ständig auf Geschäftsreisen geht und sich so von seiner Familie distanziert.

Nicht nur seine Kleidung, auch Maiks Charakter ist unauffällig. Er ist ruhig und schüchtern, hat kaum Selbstvertrauen, macht sich viele Gedanken und fürchtet sich vor der Ablehnung anderer, weswegen er sich auch nicht traut, Tatjana seine Liebe zu gestehen. In der Schule hat er keine Freunde und wird von den meisten in seiner Klasse schlicht ignoriert.

Mit Tschick an seiner Seite macht Maik eine rasante Entwicklung durch. Er blüht auf, wird offen und selbstbewusst und fürchtet sich nicht länger vor der Meinung anderer. In Tschick und Isa hat er endlich Freunde gefunden und so sieht er freudig und aufgeregt in die Zukunft.

Ich dachte nämlich, dass sie mich jetzt wahrscheinlich wieder Psycho nennen würden. Und dass es mir egal war. Ich dachte daran, dass es Schlimmeres gab als eine Alkoholikerin als Mutter. Ich dachte daran, dass es jetzt nicht mehr lange dauern würde, bis ich Tschick in seinem Heim besuchen konnte, und ich dachte an Isas Brief.1

Steckbrief –Tschick

Tschick heißt eigentlich Andrej Tschichatschow. Er ist deutschstämmig, wohnte aber in Rostow, bis er im Alter von zehn Jahren mit seinem Bruder nach Berlin zog. Das Aussehen von Tschick ist markant: er hat hohe Wangenknochen und starke Unterarme. Zudem trägt er stets ein altes weißes Hemd und eine billige Jeans.

Tschick ist im selben Jahrgang wie Maik und kommt nach den Osterferien neu in dessen Klasse. Dort wird er aufgrund seiner Herkunft und seiner dreckigen alten Kleidung schnell zum Außenseiter. Hinzu kommt, dass er häufig betrunken im Unterricht erscheint.

Rostow ist eine russische Stadt, die nordöstlich von Moskau liegt. Sie umfasst rund 40.000 Einwohner.

Wie Maik hat Tschick keine Freunde und wirkt auf den ersten Blick sehr still, tatsächlich ist er aber deutlich aufgeschlossener und auch risikofreudiger als sein Mitschüler. Nachdem er Maik ein wenig besser kennenlernt, erzählt er ihm viele Geschichten, und auch wenn diese nicht immer wahr sind, werden die beiden gute Freunde.

Während ihrer Reise outet Tschick sich Maik gegenüber als homosexuell, was ein Zeichen für sein ehrliches Vertrauen ist. Maik fasst diese Nachricht sehr positiv auf, indem er kaum weiter darauf eingeht und Tschicks sexuelle Orientierung somit als normal akzeptiert und zeigt, dass sie ihm für den Fortbestand ihrer Freundschaft nicht wichtig ist.

Ich legte eine Hand in seinen Nacken, und dann saßen wir da und hörten "Ballade pour Adeline", und ich dachte einen Moment darüber nach, auch schwul zu werden. Das wäre jetzt wirklich die Lösung aller Probleme gewesen, aber ich schaffte es nicht. Ich mochte Tschick wahnsinnig gern, aber ich mochte Mädchen irgendwie lieber. Und dann legte ich den ersten Gang ein und rollte los.1

Steckbrief "Tschick" – Isa Schmidt

Wie Maik und Tschick ist auch Isa vierzehn Jahre alt. Sie ist im Gegensatz zu den beiden Jungen jedoch auch sehr gesprächig und redet unentwegt. Dabei flucht sie oft und benutzt eine Menge Schimpfwörter.

"Ihr Schwachköpfe!", brüllte jemand hinter uns. Wir schauten in die Dunkelheit, aus der die Stimme gekommen war. "Eine halbe Stunde macht ihr rum und kriegt's nicht raus, ihr Schwachköpfe! Ihr Vollprofis!"1

– Isa zu Maik und Tschick beim Benzinanzapfen

Die Protagonisten begegnen Isa während ihrer großen Reise. Sie wohnt auf einer Müllhalde und hat, ähnlich wie Tschick, kriminelle Erfahrung, dank der sie den Jungen beim Abzapfen von Benzin eines anderen Autos helfen kann.

„Tschick“ – Analyse der Sprache

Wolfgang Herrndorf wählte für seinen Roman "Tschick" einen personalen Ich-Erzähler, nämlich Maik. Das bedeutet, der Protagonist erzählt die Geschichte aus seiner, und nur seiner Perspektive. Dabei erfahren Lesende auch von den persönlichen Gefühlen und Gedanken Maiks, die sich in seiner Sprache widerspiegeln.

Der personale Ich-Erzähler ist nicht die einzige literarische Erzählperspektive. Wenn Du mehr über die Möglichkeiten des Erzählens in epischen Texten erfahren willst, sieh Dir die Erklärungen "Erzähler", "Erzählverhalten" und "Erzählform" auf StudySmarter an!

Maik schildert seine Geschichte nicht nur in jugendlicher Alltagssprache, er kommentiert auch vieles von dem, was er erzählt und wendet sich dabei direkt an die Lesenden. Das ganze Buch wirkt daher wie eine Art Tagebucheintrag oder eine mündliche Erzählung, die jemand Wort für Wort mitgeschrieben hat.

Auffällig sind an vielen Stellen auch Struktur und Satzbau. Während einige Sätze ellipsenartig unvollständig und dadurch sehr kurz sind, wachsen andere dagegen stark in die Länge, indem sie beispielsweise mit der Konjunktion "und" aneinandergereiht werden.

Eine Ellipse ist ein rhetorisches Stilmittel, bei dem einzelne Wörter oder auch ganze Wortgruppen innerhalb eines Satzes weggelassen werden. Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, sieh Dir die Erklärung "Ellipse" auf StudySmarter an!

"Aber wo ich auf diesem Hocker hier sitze und draußen die Autobahn vorbeirauscht und der ältere Polizist steht seit fünf Minuten an der Kaffeemaschine dahinten und füllt Wasser ein und kippt es wieder aus, drückt auf den Schalter und schaut das Gerät von unten an, während jeder Depp sehen kann, dass der Stecker vom Verlängerungskabel nicht drin ist, da muss ich wieder an Tatjana denken. Denn genaugenommen wäre ich nicht hier, wenn es nicht Tatjana gäbe. Obwohl sie mit der ganzen Sache nichts zu tun hat. Ist das unklar, was ich da rede? Ja, tut mir leid. Ich versuch's später nochmal."1

Wenn Du diesen Absatz einmal genau unter die Lupe nimmst, fallen Dir möglicherweise grammatikalische Fehler auf. Diese sind exakt aus dem Buch übernommen und auch dort nicht aus Versehen hineingeraten. Vielmehr handelt es sich um absichtliche Verstöße gegen literarische Normen, die das Erzählerische in Maiks Bericht betonen sollen.

In der nachfolgenden Tabelle findest Du die stilistischen Eigenheiten aus dem oberen Abschnitt aufgelistet:

„Tschick“ – Analyse der Sprache: stilistische Eigenheiten

  • Das Verb "stehen" (in: der ältere Polizist steht [...]) befindet sich an der falschen Stelle und stört so den Satzfluss, wie er sonst üblich ist. Der Satz wird dadurch zweigeteilt, wobei der erste Teil unvollständig bleibt und erst am Ende des zweiten Satzes, der auf andere Art strukturiert ist, ergänzt wird. Wolfgang Herrndorf betont hierdurch, dass Maik seine Geschichte mündlich überliefert.
  • Bei dem Stecker des Verlängerungskabels handelt es sich, wie hier gezeigt, um ein Genitivobjekt. Wolfgang Herrndorf verwendet stattdessen den Dativ, wie es umgangssprachlich oft der Fall ist. Dadurch verdeutlicht er erneut, dass Maik seine Geschichte nicht aufgeschrieben hat, sondern aus dem Kopf berichtet. Er lässt ihn dadurch außerdem jünger und ungezwungener wirken, was ihn für jugendliche Lesende vermutlich sympathischer macht.
  • "Denn" und "Obwohl" sind Konjunktionen, die zwei Satzteile, einen Hauptsatz und einen Nebensatz, miteinander verbinden. Streng genommen können diese eingeleiteten Nebensätze nicht allein stehen, diese Regel wird jedoch in der Literatur häufig gebrochen, um dem Gesagten mehr Ausdruck zu verleihen.
  • "Nochmal" ist eine umgangssprachlich gekürzte Form von "noch einmal".

Ein weiteres Beispiel für die Aneinanderreihung von Satzteilen in Verbindung mit immer gleichen Wortkombinationen findet sich im ersten Abschnitt des vierten Kapitels von "Tschick", wo Maik von einer Unterhaltung mit seinem Arzt berichtet:

"Das ist nur ein Stück Fleisch", sagt er, "Muskel", sagt er, "ist nicht schlimm, das wächst nach. Bleibt vielleicht 'ne Delle oder Narbe", sagt er, "das sieht dann sexy aus", und das sagt er jeden Tag.1

Während Maik sich in seiner Erzählung selbst noch verhältnismäßig gewählt ausdrückt, fallen in der wörtlichen Rede deutlich häufiger Slangwörter, Anglizismen und teils recht derbe Flüche. Hier gibt es bei den einzelnen Figuren bisweilen Unterschiede, so benutzen Isa und Tschick insgesamt die meisten Schimpfworte, was ihrem sozialen Umfeld zu schulden ist.

Anglizismen sind Wörter, die ursprünglich aus dem Englischen stammen, sich aber in der deutschen Sprache als gewöhnliche deutsche Begriffe durchgesetzt und etabliert haben. Dazu gehören Bezeichnungen wie "Sandwich", "Party" oder "T-Shirt". Wenn Du mehr über diese Ausdrücke erfahren willst, sieh Dir die Erklärung "Anglizismen" auf StudySmarter an!

Ein beliebtes Stilmittel, das in der wörtlichen Rede immer wieder auftaucht, ist die Stichomythie, auch genannt Zeilenrede. Dabei wird zwischen beiden Sprechenden oftmals und innerhalb kürzester Zeit gewechselt, was die Rede schnell und dynamisch wirken lässt. Mitunter können so auch Diskussionen und Streitgespräche auf humorvolle Weise dargestellt werden.

"Und du verkaufst die Jacke also nicht?"

"Nein."

"Und was machst du jetzt?"

"Nach Hause."

"Und danach?"

"Nichts."

"Und dann?"

"Geht dich einen Scheiß an."1

"Tschick" – Interpretationsansätze und Themen

"Tschick" ist ein charakteristischer Jugendroman der Postmoderne. Er behandelt die Entwicklung vom Jugendlichen- zum Erwachsenenalter mit allen typischen Träumen und Konflikten. So ist "Tschick" beispielsweise unter den Interpretationsansätzen einer unerwiderten Liebe, Freundschaft und Selbstakzeptanz, ersten sexuelle Erfahrungen sowie der Angst vor Zurückweisung zu deuten.

Postmoderne

Bei der Postmoderne handelt es sich um eine sehr junge Literaturepoche, die üblicherweise zwischen 1968 und den 2000er-Jahren verortet wird. Alternativ lässt sie sich auch auf die Zeit zwischen 1989 und 2011 datieren, in anderen Fällen wird sie bis dato auch als aktuelle, unvollendete Epoche gesehen.

Die Postmoderne zeichnet sich durch ein Gefühl der Orientierungslosigkeit in einer modernen, komplexen und unbekannten neuen Welt aus. Zentrale Merkmale der postmodernen Literatur sind der Rückbezug auf die vorangegangene Epoche der Moderne, Experimente mit der Sprache und eine fragmentarische Erzählweise.

Du möchtest wissen, wie genau ein postmoderner Roman nun aussieht? Oder willst Du mehr über die historischen Hintergründe der Postmoderne erfahren? Dann sieh Dir die Erklärung "Postmoderne Literatur" auf StudySmarter an!

Daneben greift Wolfgang Herrndorf auch tiefgreifende Themen auf, darunter die Integration von Spätaussiedlern, Vorurteile, rassenbasierte Ausgrenzung und Diversität.

Spätaussiedler und Teilung Deutschlands

Spätaussiedler sind deutsche Volkszugehörige, die in einem Staat des sogenannten Ostblocks, also dem damaligen Regierungsgebiet der Sowjetunion, lebten und nach der Wiedervereinigung 1990 in die Bundesrepublik Deutschland immigrierten. Bereits in den 50er-Jahren wanderten Familien aus den ehemals deutschen Gebieten ab. In diesem Fall wird heutzutage schlicht von Aussiedlern gesprochen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde das Deutsche Reich unter den Siegermächten Frankreich, Großbritannien, Sowjetunion und USA aufgeteilt. Es entwickelten sich zunächst vier Besatzungszonen, von denen sich die der Weststaaten zur Bundesrepublik Deutschland, kurz BRD, zusammenschlossen. Der BRD gegenüberstand die Besatzungszone der Sowjetunion im Osten, die Deutsche Demokratische Republik, kurz DDR genannt.

Während die BRD sich verhältnismäßig schnell von den Strapazen des Zweiten Weltkriegs erholte, blieb die Wirtschaft in der DDR hinter dem Westen zurück. Grund dafür war unter anderem die kommunistisch-kollektivistische Regierungsweise, die das einzelne Individuum und damit auch sein Schaffen unterdrückte.

Bei der Interpretation von "Tschick" kann die Reise als durchgängige Metapher betrachtet werden. Sie steht für die Suche nach Zugehörigkeit, Freiheit, Liebes- und Lebensglück in einer Welt der Desorientierung und scheinbaren Sinnlosigkeit.

Die Metapher ist ein rhetorisches Stilmittel, bei dem eine Wortgruppe oder ein einzelnes Wort durch einen anderen Ausdruck ersetzt wird, der nichts mit dem eigentlich Gemeinten zu tun hat. Er ist nur im übertragenen Sinne zu verstehen und soll vor den Augen der Lesenden ein Bild erzeugen. Du möchtest mehr über dieses Stilmittel erfahren? Dann sieht Dir die Erklärung "Metapher" auf StudySmarter an!

Auch können die enormen sozialen Unterschiede, die in erster Linie über die Protagonisten Maik, Tschick und Isa versinnbildlicht werden, als stumme Kritik an Politik und Gesellschaft gedeutet und einer Analyse unterzogen werden.

"Tschick" – Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Der zeitgeschichtliche Hintergrund von "Tschick" lässt sich in die Zeit nach der Wiedervereinigung, in eine Zeit des Neuanfangs, aber auch in den sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten zwischen West- und Ostdeutschland verorten. Digitalisierung und Technik machten gravierende Fortschritte. Das Internet entstand, Mobiltelefone wurden populär und nicht viel später kamen bereits erste soziale Medienkanäle auf, die das Leben vieler Menschen, vor allem aber das der Jugendlichen, nachhaltig veränderten.

Zudem entwickelte sich die Postmoderne zu einem Zeitalter der künstlerisch-literarischen Freiheit, wie es sie noch nie gegeben hatte. Thematisch und auch stilistisch waren und sind Schreibenden kaum Grenzen gesetzt, was die sprachliche Analyse von "Tschick" aufzeigt.

"Tschick" – Über den Autor

Der Autor von "Tschick", Wolfgang Herrndorf, wurde am 12. Juni 1965 in Hamburg geboren. Er studierte Malerei in Nürnberg und arbeitete anschließend als Maler, Illustrator und Karikaturist.

In einer Karikatur werden Menschen oder auch bestimmte Situationen übertrieben dargestellt und so ins Lächerliche gezogen. Auf diese Weise wird Kritik an gesellschaftlich-sozialen Zuständen oder aber politischen Themen geübt.

Herrndorfs Debüt als Autor hatte er mit dem Adoleszenzroman "In Plüschgewitter". Zu seinem großen internationalen Erfolg verhalf ihm allerdings erst "Tschick". Es erschien in über fünfundzwanzig Ländern und wurde allein in Deutschland mehr als zwei Millionen Mal verkauft.

Adoleszenz bezeichnet den Entwicklungszeitraum zwischen Jugend und Erwachsenenalter. In Adoleszenzromanen reifen die Figuren demnach zu eigenständigen Erwachsenen heran und begegnen dabei typischen Problemen, die mit diesem Lebensabschnitt einhergehen.

Herrndorfs "Tschick" wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet und hielt sich über ein Jahr auf der Bestsellerliste. In den darauffolgenden Jahren wurde es zu einer Bühnenfassung für das Theater und schließlich in eine Opernversion umgeschrieben. "Tschick" erschien zudem im NDR und im Argon Verlag als gesprochenes Hörbuch. Am 15. September 2016 kam "Tschick" als Film landesweit in die deutschen Kinos.

Im Februar 2010, nur wenige Monate bevor "Tschick" erschien, wurde bei Wolfgang Herrndorf ein bösartiger Hirntumor gefunden. Am 26. August 2013 nahm er sich in Berlin das Leben. Die Vermutung liegt nahe, dass der Suizid mit seiner unheilbaren Krankheit in Verbindung steht.

Tschick - Das Wichtigste

  • "Tschick" ist ein Jugendroman von Wolfgang Herrndorf, der 2010 im Rowohlt Verlag erstmals erschien.
  • Das Buch entspringt der Literaturepoche der Postmoderne und ist in 49 Kapitel untergliedert, die der Protagonist Maik, von den ersten vier Kapiteln abgesehen, in chronologischer Reihenfolge erzählt.
  • "Tschick" Inhalt: Maik und Tschick, der eigentlich Andrej Tschichatschow heißt, begeben sich mit einem gestohlenen Auto auf eine sommerliche Reise durch Ostdeutschland. Herrndorf greift dabei vielfältige Themen wie Freundschaft und erste Liebe, aber auch sexuelle Orientierung und Selbstfindung auf.
  • "Tschick" Steckbriefe: Tschick ist ein deutschstämmiger Spätaussiedler, offen und risikofreudig. Er lebt bei seinem älteren Bruder und stellt auch im Hinblick auf die soziale Stellung Maiks Gegenteil dar. Der lebt in einer wohlhabenden Familie, ist schüchtern und zurückhaltend, doch mit Tschick an seiner Seite blüht er zu einem abenteuerlustigen, selbstbewussten Jungen auf.
  • "Tschick" Analyse der Sprache: ist im Stil eines Tagebucheintrags verfasst. Der personale Ich-Erzähler Maik benutzt dabei Jugend- beziehungsweise Umgangssprache. Besonders während der wörtlichen Rede fallen dabei auch Flüche, Anglizismen und andere Slangbegriffe.
  • "Tschick" Autor: Herrndorfs Werk "Tschick" wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, als Theaterstück und Opernfassung gespielt, sowie als Film 2016 in den deutschen Kinos gezeigt.

Nachweise

  1. Herrndorf (2015). Tschick, 48. Auflage. Rowohlt Taschenbuch Verlag.
  2. Spiegel Kultur: "Tschick"-Autor Wolfgang Herrndorf ist tot. (26.06.2022)

Häufig gestellte Fragen zum Thema Tschick

"Tschick" ist eine fiktive, also erfundene, Geschichte von Wolfgang Herrndorf. Der Roman erschien im Jahr 2010 im Rowohlt Verlag.

"Tschick" ist ein Jugendroman von Wolfgang Herrndorf, der 2010 im Rowohlt Verlag erschien. Er erzählt von zwei vierzehnjährigen Schülern, Tschick und Maik, die in den Sommerferien durch den Osten Deutschlands ziehen.

In Tschick werden Themen wie die erste Liebe und Freundschaft behandelt, aber auch sexuelle Orientierung, Integration und Vorurteile.

Tschick und Maik wollen in die Walachei fahren, verlieren aber bereits am ersten Tag der Reise die Orientierung und streifen ziellos durch Feld und Wald.

Die Figur Tschick ist vierzehn Jahre alt. 

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