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Drachenläufer

Sohrab und Rostam sind zwei Figuren aus einer Geschichte des persischen Nationalepos Shahname. Rostam ist ein Held aus dem altpersischen Reich, der mit der Prinzessin Tahmine von Samangan den Sohn Sohrab bekommt, den aber Tahmine allein großzieht.

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Sohrab und Rostam sind zwei Figuren aus einer Geschichte des persischen Nationalepos Shahname. Rostam ist ein Held aus dem altpersischen Reich, der mit der Prinzessin Tahmine von Samangan den Sohn Sohrab bekommt, den aber Tahmine allein großzieht.

Das Shahname (deutsch: Buch der Könige) ist eine Sammlung von vielen Geschichten, die hauptsächlich aus dem Lebenswerk des Dichters Abu l-Qasim Firdausi bestehen, und die um 1010 erschienen sind. Bis heute sind die Geschichten für persischsprachige Länder identitätsprägend.

Als der Sohn erfährt, wer sein Vater ist, fasst er den Plan, mit einem Heer nach Persien zu reisen, den Shah Kay Ka'us vom Thron zu stoßen und seinen Vater zum Shah zu machen. Durch ein Missverständnis kommt es zu einem Kampf zwischen Vater und Sohn, wobei Rostam seinen Sohn Sohrab umbringt.

Shah ist das persische Wort für König.

Die Geschichte von Rostam und Sohrab nimmt eine wichtige symbolische Rolle in dem Roman "Drachenläufer" von Khaled Hosseini ein. Das Werk ist 2003 erschienen und spiegelt die Geschichte Afghanistans anhand einer Familie wider. Diese ist durch innenpolitische Kämpfe, Krieg und Vertreibung geprägt. Die Handlung erstreckt sich über 40 Jahre und folgt Amir, der einen Verrat, den er in seiner Kindheit begangen hat, wiedergutmachen möchte.

Zusammenfassung von "Drachenläufer"

Der Roman "Drachenläufer" von Khaled Hosseini beginnt im Afghanistan der 1970-er Jahre. Amir, der Ich-Erzähler, und Hassan sind zwei befreundete Kinder. Die Freundschaft der beiden ist allerdings durch eine große Ungleichheit geprägt, da Amir der Bevölkerungsgruppe der Paschtunen und Hassan der diskriminierten Gruppe der Hazara angehört. Amirs Vater ist ein erfolgreicher Geschäftsmann und wohnt mit seinem Sohn in einer Villa in der Hauptstadt Kabul. Hassans Vater Ali ist seit seiner Kindheit ein enger Freund und Diener von Amirs Vater, Sahib. Er lebt mit seinem Sohn als Diener mit bei der großbürgerlichen paschtunischen Familie.

Die Inhaltsangabe ist im Folgenden in die Rahmenhandlung und die Binnenhandlung unterteilt, wobei diese teilweise miteinander verschwimmen, wenn sich der Ich-Erzähler erinnert.

Ethnische Gruppen in Afghanistan

Afghanistan ist ein Staat, in dem viele verschiedene Ethnien leben, die verschiedene religiöse Ausrichtungen verfolgen und auch verschiedene Sprachen sprechen. Die traditionell mächtigste Ethnie sind die Paschtunen, die auch als "Afghans" bezeichnet werden.

Die Ethnie der Hazara hat ihre größten Siedlungsgebiete in einem Teil Afghanistans, der Hazaradschat genannt wird und im Bamiyan-Tal liegt. Seit 1722 sind Hazara immer wieder Opfer von Diskriminierung, die sowohl rassistischer als auch kultureller und religiös motivierter Natur ist.

Auch wenn beide Völker dem Islam angehören, ist die religiöse Ausrichtung ein entscheidender Faktor bei der Diskriminierung der Hazara, da sie mehrheitlich der schiitischen Minderheit in dem sunnitisch dominierten Land angehören. Die sogenannte Shia (deutsch: Partei) geht auf den Cousin und Schwiegersohn des Propheten Muhammad, Ali Ibn Abi Thalib, zurück. Nach dem Tod des Propheten sah sich die muslimische Gemeinde mit der Frage konfrontiert, wer der rechtmäßige Nachfolger Muhammads werden sollte.

Eine Gruppe von Menschen ging davon aus, dass Ali der rechtmäßige Nachfolger des Propheten sei. Nach einem Bürgerkrieg (Fitna, deutsch: Spaltung) kam es zu einer Abspaltung der "Shiat Ali", auf die die heutigen Shiiten zurückgehen. In der heutigen Zeit sind ungefähr 90 % aller Muslime sunnitisch, berufen sich also nicht auf die Anhänger Alis, und 10 % sind schiitisch.

Die Rahmenhandlung zu Beginn

Amir ist bereits ein erwachsener Mann, arbeitet als Schriftsteller und lebt in San Francisco in den USA. Zu Beginn des Romans bekommt er einen Anruf von einem alten Freund und Weggefährten seines Vaters. Durch das Gespräch werden Erinnerungen an seine Kindheit wieder wachgerüttelt. Er denkt daran, dass er als Kind etwas getan hat, das in ihm bis heute schwere Schuldgefühle verursacht. Amir hat nun die Chance, diese Schuld wieder gutzumachen.

Als Rahmenhandlung bezeichnet man die Handlung, in die die Binnenhandlung eingebettet ist. Häufig ist die Rahmenhandlung zeitlich später einzuordnen und die Binnenhandlung wird innerhalb ihrer erinnert oder rezipiert.

Die Binnenhandlung

Amir und Hassan wachsen im selben Haushalt und als beste Freunde auf. Beide müssen ohne ihre Mütter groß werden. Amirs Mutter verstarb 1963 bei seiner Geburt, weshalb den Jungen schwere Schuldgefühle plagen. Hassans Vater, Ali, war ebenfalls bereits als Kind Diener von Amirs Familie. Sein Sohn Hassan ist seinem paschtunischen Freund treu ergeben. Während Amir zur Schule geht, muss Hassan im Haus arbeiten.

Amiras Vater Sahib ist ein erfolgreicher und wohlhabender Mann. Er ist oft enttäuscht von seinem Sohn, da dieser kein großes Interesse an Sport zeigt und am liebsten liest. Der größte Konfliktpunkt zwischen den beiden ist aber, dass sich Amir nicht gegen seine Klassenkameraden wehrt, die ihn nach der Schule hänseln und ärgern, sondern immer wieder von Hassan beschützt werden muss. Sahib macht sich Sorgen, dass Amir nicht stark genug ist.

Einmal wird Amir von seinem Mitschüler Assef angegriffen, der besonders gewalttätig ist. Hassan droht, den aggressiven Jungen mit einer Steinschleuder anzugreifen, woraufhin der flieht. Zuvor schwört er allerdings noch Rache an dem jungen Dienstboten.

Amir und Hassan teilen ihre Liebe zur Literatur. Besonders das Shahname ist für beide bedeutungsvoll. Weil Hassan aber nicht wie sein Freund in die Schule gehen kann, muss Amir ihm vorlesen. Amir macht sich oft darüber lustig, dass Hassan weder lesen noch schreiben kann. Obwohl die beiden befreundet sind, nutzt Amir oft seine Rolle aus und bekennt sich auch nicht vor anderen Kindern zu Hassan. Hassans Lieblingsgeschichte aus dem Shahname ist die von Rostam und Sohrab und er bittet Amir oft, sie ihm noch einmal vorzulesen.

Auch Sahib hat eine innige Beziehung zu Hassan und sieht ihn und Ali als Teil der Familie an. So schenkt er dem Jungen zu seinem Geburtstag eine Operation, die die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, die Hassan seit seiner Geburt hat, entfernt. Nachdem 1973 die Monarchie in Afghanistan abgeschafft und die Republik ausgerufen wurde, bereiten sich Hassan und Amir auf den großen Wettbewerb im Drachensteigen vor, der jährlich in Kabul stattfindet.

Von einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte spricht man, wenn die Oberlippe von Geburt an gespalten ist. Sie kann durch einen kosmetischen Eingriff beseitigt werden.

Kämpfe mit selbst gebauten Drachen sind eine weitverbreitete Sportart in den Wintermonaten in Afghanistan. Dabei sind immer zwei Leute in einem Team, wobei der eine den Drachen steuert und versucht, die der Anderen zum Abstürzen zu bringen. Der andere, der Drachenläufer, hat die Aufgabe, die abstürzenden Drachen zu fangen, die danach als Trophäe dienen.

Der Wettbewerb

Hassan ist ein begnadeter Drachenläufer und die beiden Freunde sind fest entschlossen, den Wettbewerb zu gewinnen. Dazu muss ihr Drachen der letzte sein, der noch in der Luft ist und sie müssen den letzten abgestürzten Drachen fangen. Als Hassan hinter ebenjenem letzten Drachen hinterherläuft, fängt er ihn zwar, aber er findet sich auch in einer abgelegenen Gegend der Stadt wieder, wo ihm Assef und seine Freunde begegnen.

Hassan wird von den Jungen zusammengeschlagen und vergewaltigt. Amir, der Hassan gesucht hat, beobachtet aus einem Versteck heraus die Gräueltaten, die seinem Freund angetan werden und folgt Hassan danach nach Hause, ohne sich bemerkbar zu machen. Weil Amir sich die Anerkennung seines Vaters so sehr wünscht, präsentiert er zu Hause angekommen stolz den letzten Drachen, den Hassan gefangen hat.

Amirs Schuldgefühle

Amir fühlt sich so schuldig gegenüber Hassan, dass er es nicht mehr schafft, in dessen Gegenwart zu sein. Sahib veranstaltet für Amirs 13. Geburtstag eine große Feier, bei der auch Assef anwesend ist. Dieser verhält sich während der Party herablassend gegenüber Hassan, der ihn bedienen muss. Amir sagt auch diesmal nichts.

Sahibs bester Freund Rahim Khan, mit dem Amir und Hassan beide ein inniges Verhältnis haben, bemerkt, dass Amir ein Geheimnis hat, das ihn quält. In einem Gespräch mit dem Jungen, deutet er auch an, dass er vermutet, dass es mit Hassan zu tun hat.

Weil Amir sein schlechtes Gewissen nicht mehr ertragen kann, legt er ein Schmuckstück unter Hassans Kopfkissen, um seinen Freund so eines Diebstahls zu bezichtigen. Sahib stellt Hassan am nächsten Morgen zur Rede, auch Ali, Amir und Rahim Khan sind dabei anwesend. Hassan gesteht den Diebstahl, den er nicht begangen hat. Sahib möchte ihm verzeihen, allerdings verkündet Ali, dass sie nun nicht mehr in dem Haus bleiben könnten und nach Hazaradschat ziehen müssten.

Die Flucht

Nachdem die sowjetischen Truppen 1979 in Afghanistan einmarschiert sind, wird es für Sahib und Amir immer schwieriger in Kabul zu bleiben. Die Lebensbedingungen verschlechtern sich im gesamten Land und viele Freiheiten der Bevölkerung werden eingeschränkt. 1981 findet Sahib eine Gelegenheit, das Land verlassen zu können und er und der mittlerweile 18-jährige Amir begeben sich auf die gefährliche Flucht nach Pakistan.

Exkurs: Geschichte Afghanistans

Von 1973 und 1979 war Afghanistan eine Republik und es gab viele säkulare Gruppen in der Gesellschaft. Das bedeutet, dass sich diese Gruppen dafür einsetzten, dass Politik und Religion innerhalb des Staates getrennt werden. Als Reaktion auf diese Modernisierung bildeten sich allerdings auch radikale religiöse Vereinigungen, die sich gegen diese Entwicklungen stellten.

Durch den Kalten Krieg, der im 20. Jahrhundert zwischen den USA und der Sowjetunion stattfand, wurde Afghanistan zum Schauplatz eines Stellvertreterkrieges, also eines Krieges, den zwei Länder in einem anderen Land kämpfen. Die Sowjetunion war in das Land einmarschiert und wollte Afghanistan so zu einem Teil des Ostblocks, also der Unterstützerstaaten der Sowjetunion, machen.

Um dies zu verhindern, unterstützen die USA und Mitgliedsstaaten der NATO die radikal-religiösen und mitunter sehr gewaltbereiten Gruppierungen im Land und es kam zum Afghanistankrieg, der 10 Jahre anhielt.

Nachdem Sahib und Amir die Flucht gelungen ist, leben sie einige Monate in Peschawar in Pakistan und wandern danach nach Kalifornien in den USA aus. Sahib fällt es schwer, sich in dem fremden Land einzuleben, während Amir mit 20 Jahren seinen Highschool Abschluss nachholt und auf ein College geht. Beide bewegen sich hauptsächlich in der afghanischen Community, die es mittlerweile gibt, da viele das Land nach der Invasion verlassen haben.

Amir kann durch den geografischen Abstand auch emotionalen Abstand zu seinen Schuldgefühlen gegenüber Hassan gewinnen. Er verliebt sich in die Tochter eines afghanischen Generals und heiratet sie. Nach seinem College-Abschluss wird er Schriftsteller und kann von seiner Leidenschaft für Literatur leben.

Sahib stirbt noch vor der Veröffentlichung von Amirs erstem Roman. Amir und seine Frau Soraya versuchen sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen, allerdings klappt dies nicht. Amir sieht darin eine Strafe für das, was er Hassan als 12-jähriger angetan hat.

Die Rahmenhandlung am Ende

2001 erhält Amir den Anruf von Rahim Khan, der bereits zu Beginn des Romans angedeutet wurde. Dieser erklärt ihm, dass er sich in Pakistan aufhält und schwer erkrankt ist. Er sagt, dass er bald sterben muss und erzählt, was nach der Flucht von Sahib und Amir in Afghanistan passiert ist.

Da Sahib dachte, dass er bald wieder nach Kabul zurückkehren würde, hatte er das Haus Rahim Khan überlassen. Von 1992 bis 1996 herrschten dann die Mujaheddin in Afghanistan, die daraufhin von den Taliban abgelöst wurden.

Mujaheddin und Taliban

Der Begriff "Mujaheddin" geht auf das arabische Wort "Jihad" zurück. Jihad wird heute oft im Zusammenhang mit kriegerischen und gewalttätigen Organisationen verwendet, allerdings bedeutet der religiöse Jihad im Islam etwas ganz anderes.

Es wird im Islam zwischen dem "großen Jihad" und dem "kleinen Jihad" unterschieden. Der große Jihad ist eine Pflicht, der jede gläubige Person nachkommen muss. Es handelt sich dabei darum, in sich zu gehen und seine Taten und seinen Glauben zu reflektieren und so gegenüber seiner Umwelt zu einem besseren Menschen zu werden.

Beim kleinen Jihad handelt es sich um das Werben für den Islam und die eigene Auslegung der Religion nach Außen. Dies ist allerdings nicht mit Gewalt in Verbindung zu setzen. Die Werbung (arabisch: dawa) soll durch Diskussionen und Gespräche erfolgen und ist keine Pflicht der Gläubigen.

Zur selben Zeit gab und gibt es auch Gruppierungen, die den Jihad als Gewaltakt verstehen und mitunter grausame Verbrechen begehen. Als Mujaheddin bezeichnet man verschiedene Gruppierungen, die sich gewalttätig gegen die Invasion durch die Sowjetunion gewehrt hatten und später die Macht in Afghanistan ergreifen konnten.

Die Taliban sind eine Gruppierung, die sich aus verschiedenen Mujaheddin-Gruppen gebildet hat und ein radikales islamistisches Weltbild vertreten. Besonders die Unterdrückung der Frauen und die extrem diskriminierende Haltung gegenüber Hazaras, sind bei den Taliban hervorzuheben.

Rahim Khan erzählt, dass die Taliban nach ihrer Machtergreifung ein riesiges Massaker an den Hazaras verübt hätten. Bis in jüngster Vergangenheit hätte er aber mit Hassan und seiner Familie im Haus gelebt. Daraufhin erzählt Rahim Khan auch, wie es Hassan ergangen ist, nachdem er und Ali Kabul verlassen haben.

1984 war Ali in Hazaradschat gestorben, weil er auf eine Landmine getreten war. Rahim Khan war zwei Jahre später dort hingegangen, um nach Hassan zu suchen. Dieser hatte mittlerweile geheiratet und ist zusammen mit seiner Frau Farzana mit Rahim Khan zurück nach Kabul gegangen, wo sie gemeinsam in Sahibs Haus lebten.

Kurze Zeit später kam Hassans Mutter Sanaubar, die Hassan als Baby verlassen hatte, zu ihnen. Hassan konnte ihr verzeihen und sie zog auch mit in das Haus ein. Farzana gebar kurze Zeit später einen Sohn, den sie Sohrab, nach Hassans Lieblingsgeschichte, nannten. Amir Khan übergibt Amir schließlich einen Brief von Hassan, den er sechs Monate zuvor verfasst hatte. Darin erklärt Hassan, dass er Amir vermisst und ihn weiterhin als Freund ansieht.

Rahim Khan ist mittlerweile seit einigen Monaten in Pakistan, um sich ärztlich behandeln zu lassen. Hassan und Farzana wurden allerdings nur wenige Wochen, nachdem er das Haus verlassen hatte, von den Taliban erschossen und Sohrab lebt seitdem in einem Kinderheim in Kabul.

Der Auftrag

Rahim Khan erklärt Amir daraufhin, warum er ihn angerufen hat. Er möchte, dass Amir nach Afghanistan reist, um Sohrab zu finden und ihn außer Landes zu bringen. Amir lehnt eine derart gefährliche Reise aber vehement ab.

Daraufhin erklärt ihm Rahim Khan die eigentlichen familiären Verhältnisse zwischen ihm und Hassan. Hassans Vater, Ali, war zeugungsunfähig und Sahib ist sein eigentlicher Vater. Als Amir von den Verstrickungen und Lügen seines Vaters erfährt, erkennt er, dass er den Sohn seines Halbbruders retten muss und so auch seine Schuld gegenüber Hassan begleichen kann.

Zuerst reist Amir zu Rahim Khan nach Islamabad und engagiert von dort aus einen Chauffeur, der mit ihm nach Kabul reisen soll. Amira und sein Chauffeur, Farid, verkleiden sich mit langen Gewändern und Bärten, damit sie in dem noch immer von den Taliban regierten Land nicht auffallen.

Kabul entspricht nicht mehr der Stadt, die Amir aus seiner Kindheit kennt. Fast alle Gebäude sind nur noch Ruinen und es gibt unendlich viele Bettler und Bettlerinnen. Als sie das Waisenhaus finden, in dem Sohrab leben soll, ist Amir entsetzt über die Bedingungen. Sie reden mit dem Direktor, der ihnen erklärt, dass Sohrab vor einigen Monaten von einem Funktionär der Taliban mitgenommen wurde, um als Bacha Bazi zu dienen.

Bacha Bazi ist Persisch für Spielkind oder Spieljunge (wörtlich: Spiel mit Kind). Es handelt sich dabei um Kinder, vor allem Jungen, die aufwendig geschminkt, geschmückt und mit Glocken behangen und daraufhin sexuell missbraucht werden. Diese Form der Kinderprostitution ist in persischsprachigen Regionen zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgekommen und wird heute noch in einigen Regionen Afghanistans, hauptsächlich durch Taliban, praktiziert.

Der Direktor verrät Amir auch, dass der Funktionär, bei dem Sohrab ist, im Fußballstadion zu finden sei. Farid und Amir gehen daraufhin dorthin und erleben, wie eine Frau und ein Mann durch den Funktionär gesteinigt werden. Sie schaffen es nach der Hinrichtung ein Treffen mit dem Taliban ausmachen zu können.

Bei dem Treffen erkennt dieser Amir trotz des falschen Bartes und gibt sich als Assef zu erkennen. Er ruft Sohrab zu sich und fordert den Jungen auf zu tanzen. Daraufhin beginnt eine Schlägerei zwischen den beiden Männern, die Amir schwer verletzt überlebt. Assef wurde getötet, als Sohrab seinem Peniger eine Metallkugel mit einer Steinschleuder direkt ins Auge geschossen hat.

Amir und Sohrab

Amir erwacht erst in einem Krankenhaus wieder, wo er erfährt, dass Rahim Khan weggegangen sei. Dieser hat nicht mehr viel Zeit und möchte seine letzten Tage allein verbringen, allerdings hat er Amir einen Brief hinterlassen, in dem er ihn auffordert nicht zu hart mit Sahib ins Gericht zu gehen. Sahib habe sein Leben lang schwere Schuldgefühle gehabt, weil er sich nicht zu Hassan als seinen Sohn bekannt hat.

In Islamabad versucht Amir schließlich an den schwerst traumatisierten Sohrab heranzukommen, was nur sehr langsam gelingt. Amir und Soraya fassen den Plan, Sohrab mit in die USA zu nehmen und zu adoptieren. Da es aber keine Geburtsurkunde oder Ausweisdokumente des Jungen gibt, ist das schwierig. Amir möchte Sohrab vorübergehend in ein Heim bringen, obwohl er ihm zuvor versprochen hatte, dies nie zu tun. Der Junge versucht sich daraufhin das Leben zu nehmen.

Das Leben in Kalifornien

Schließlich kann Sohrab zu Soraya und Amir nach Kalifornien kommen, jedoch schafft er es nicht, sich einzuleben. Obwohl das Ehepaar alles versucht, spricht Sohrab nicht und ist auch sonst wie gelähmt. Bei einem Neujahrsfest der afghanischen Gemeinde an der Westküste der USA wird ein Wettkampf mit Drachen veranstaltet. Amir versucht Sohrab das Spiel beizubringen und schneidet einen Drachen. Daraufhin lächelt das Kind zum ersten Mal und Amir rennt los, um den gefallenen Drachen zu holen.

Figurenkonstellation von "Drachenläufer"

Der Roman "Drachenläufer" ist durchgängig aus Amirs Perspektive verfasst und folgt der Figur über 40 Jahre seines Lebens. Seine Kindheit in Kabul ist dabei besonders durch seinen Vater und die beiden Bediensteten Ali und Hassan bestimmt. In den USA heiratet er außerdem und erfährt später durch Rahim Khan, einen engen Freund seines Vaters, was passiert ist, nachdem er Afghanistan verlassen hat.

Charakterisierungen

Der Roman "Drachenläufer" von Khaled Hosseini ist aus der Sicht des Ich-Erzählers Amir erzählt. Sein Verrat an seinem Kindheitsfreund Hassan bildet dabei den zentralen Konflikt des Romans, da Amirs Handlungen bis in sein Erwachsenenleben hinein durch die Schuldgefühle beeinflusst sind. Ein wichtiger Faktor für die Figuren des Romans sind ihre ethnischen Zugehörigkeiten. Diese bestimmen das Schicksal und die Lebensrealitäten aller Charaktere in "Drachenläufer".

Amir

Amir ist zu Beginn des Romans noch ein Kind. Er ist 1963 im monarchischen Afghanistan geboren und seine Mutter ist während der Geburt verstorben. Deshalb wächst er mit seinem Vater auf, der ein erfolgreicher Geschäftsmann und paschtunischer Abstammung ist. Vater und Sohn leben in einer Villa in Kabul, zusammen mit Ali, dem Bediensteten der Familie und dessen Sohn Hassan.

Amir hat eine schmächtige Statur und ist nicht besonders sportlich, weswegen er sich gegenüber seinem sehr dominanten Vater oft beweisen muss. Er wächst in wohlhabenden Verhältnissen auf, was besonders durch seine Bildung erkennbar wird. Diese nutzt er auch aus, um sich gegenüber seinem besten Freund Hassan zu erheben, da der als Hazara nicht zur Schule gehen darf und bis einige Jahre vor seinem Tod Analphabet bleibt.

Amir ist ein sehr ängstlicher Charakter, was sich bereits zu Beginn des Romans zeigt, da ihn Hassan oft vor anderen Kindern beschützen muss. Als Hassan aber von Assef, einem aggressiven Jungen aus der Nachbarschaft, vergewaltigt wird, zeigt sich, dass Amir nicht nur Angst hat, sondern auch feige handelt. Er fingiert einen Diebstahl und beschuldigt Hassan, um mit dessen Trauma nicht umgehen zu müssen.

Als Erwachsener lebt er in Kalifornien und arbeitet als Schriftsteller. Als sich Rahim Khan bei ihm meldet, geht er nach Afghanistan, um Hassans Sohn Sohrab zu retten. Den letztendlichen Entschluss fasst er aus einem schlechten Gewissen und weil er von dem Freund seines Vaters erfährt, dass der inzwischen verstorbene Hassan eigentlich sein Halbbruder war.

Hassan

Hassan ist im selben Alter wie Amir. In ihrer Kindheit waren die Jungen beste Freunde. Hassan und sein Vater Ali sind Bedienstete im Haus von Sahib und Amir, allerdings nimmt Sahib Ali als Freund und Bruder wahr. Später erfährt er allerdings durch Rahim Khan, dass Sahib auch sein Vater ist. Hassan und Ali gehören der ethnischen Minderheit der Hazara an und sind deshalb Diskriminierungen ausgesetzt.

Hassan zeichnet sich schon in Kindestagen durch seine Loyalität, besonders gegenüber Amir, aus. Nachdem er aber nach dem Drachenwettstreit von Assef vergewaltigt wurde, wird er von Amir betrogen, der mit der Situation nicht umgehen konnte. Hassan wird des Diebstahls beschuldigt und muss schließlich das Haus verlassen und nach Hazaradschat ziehen. Als die Taliban in Afghanistan die Herrschaft übernehmen, verschlimmert sich die Situation von Hassan und seiner Familie und er und seine Frau werden vor den Augen ihres gemeinsamen Sohnes erschossen.

Obwohl Amir ihm Unrecht getan hat, schreibt Hassan später noch in einem Brief, dass er die Freundschaft nicht aufgeben würde. Dies zeigt die Loyalität, die Hassans Charakter hauptsächlich ausmacht.

Sahib

Sahib ist 1933 geboren und ein erfolgreicher Geschäftsmann in Kabul. Er wird als großer und besonders starker Mann beschrieben. Er ist äußerst angesehen und hilft jungen Menschen oft durch Beratung und Finanzierung, ihre Geschäfte aufzubauen. Außerdem hat er ein Waisenhaus gegründet und finanziert.

Sahib ist kein gläubiger Mann und genießt große Feste und den Genuss von Alkohol. Er hatte als junger Mann eine Affäre mit Hassans Mutter und ist der Vater von Hassan, hält dies aber bis an sein Lebensende geheim. Er versucht trotzdem Hassans Leben mitzugestalten, weswegen er ihm zum Geburtstag eine Operation zur Entfernung seiner Lippen-Kiefer-Gaumenspalte schenkt.

Nach der Flucht nach Kalifornien fällt es Sahib sehr schwer, sich in die neue Umgebung einzuleben. Er altert sehr schnell und wird auch in seinen Ansichten immer konservativer. Mit 53 Jahren stirbt er schließlich kurz nach Amirs Hochzeit an Krebs.

Aufbau und Sprache von "Drachenläufer"

Khaled Hosseinis "Drachenläufer" handelt von Verrat und seinen Folgen. Die Handlung lässt sich zwar in eine Rahmen- und eine Binnenhandlung aufteilen, ist aber trotzdem hauptsächlich chronologisch erzählt. Sie folgt dem Leben des Ich-Erzählers Amir über ungefähr 40 Jahre hinweg.

Aufbau

"Drachenläufer" von Khaled Hosseini ist in eine Rahmen- und eine Binnenhandlung gegliedert. Der Roman beginnt 2001 mit der Rahmenhandlung und dem Anruf von Rahim Khan. Daraufhin erinnert sich Amir an seine Kindheit in Kabul und seine Freundschaft mit Hassan. Aus der Zeit in Kabul und der anschließenden Flucht besteht die Binnenhandlung.

Der restliche Teil des Romans schließt wieder an das Telefonat mit Rahim Khan an und gehört dementsprechend zur Rahmenhandlung von "Drachenläufer". Amir geht nach Kabul zurück, um Sohrab, Hassans Sohn, zu retten. Der Roman endet damit, dass Sohrab bei Amir und seiner Frau Soraya lebt, jedoch schwer traumatisiert ist.

Die gesamte Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Amir verfasst, wobei die Binnenhandlung aus der Erinnerung des erwachsenen Amirs und dementsprechend reflektiert ist. "Drachenläufer" kann einerseits als Kriegsroman, aber auch als Bildungsroman eingeordnet werden. Einem Bildungsroman entspricht die emotionale Entwicklung, die Amir vollzieht. Einem Kriegsroman entspricht die Fokussierung auf die gesellschaftlichen Umstände während des Krieges in Afghanistan.

An dieser Stelle wird auch ein Unterschied zwischen dem kindlichen, erlebenden Amir und dem sich erinnernden Amir deutlich. In der Erinnerung verknüpft der Ich-Erzähler die Ereignisse aus seiner Kindheit mit seiner aktuellen Situation. Er kann dadurch die Gefühle, die er als Kind erlebt hat, dadurch reflektieren und einordnen.

Sprache

Die Sprache in "Drachenläufer" ist vorwiegend parataktisch, das bedeutet, dass die Sätze aus mehreren grammatikalisch gleichwertigen Nebensätzen bestehen.

Der Ich-Erzähler ordnet seine eigenen Handlungen und die der anderen Figuren im Nachhinein ein und gibt sie in einer nicht kindlichen Sprache wider. Diese, oft komplexe, Einordnung wird besonders gegenüber Hassan deutlich, an den sich Amir häufig, wie im folgenden Zitat, in verschiedenen Situationen erinnert:

Zum ersten Mal seit jenem Winter 1975 war ich im Frieden mit mir selbst. Ich lachte, weil mir klar wurde, dass ich im Unterbewusstsein immer auf diesen Moment gewartet hatte. Ich erinnerte mich daran, wie ich Hassan damals mit Granatäpfeln beworfen und ihn zu provozieren versucht hatte, wie er einfach nur reglos dagestanden hatte, wie ihm der rote Saft über das Hemd gelaufen war, als wäre es Blut, wie er mir schließlich einen Granatapfel aus der Hand genommen hatte, um ihn an der eigenen Stirn zu zerdrücken. Bist du jetzt zufrieden? hatte er gekrächzt. Fühlst du dich jetzt besser? Ich war weder zufrieden, noch hatte ich mich besser gefühlt, ganz und gar nicht. Jetzt aber sehr wohl. Mein Körper war geschunden - wie schlimm, sollte ich erst später erfahren -, doch ich fühlte mich geheilt. Endlich geheilt. Ich lachte.1

Hier wird die Einordnung von Erinnerungen durch den Ich-Erzähler deutlich. Er erklärt sein Gefühl der Erleichterung, nachdem er Assef im Kampf umgebracht hat und vermischt dieses Gefühl mit der Erinnerung an die Ungerechtigkeiten, die er Hassan als Kind angetan hat. Der parataktische Satzbau, in dem die Erinnerung an die Szene aus seiner Kindheit beschrieben wird, unterstreicht den assoziativen Charakter dessen.

Die Sprache in "Drachenläufer" ist leicht verständlich, obwohl auch persisches Vokabular verwendet wird. Die persischen Fremdwörter werden allerdings immer erklärt, wodurch die Orientierung zu einem westlichen Publikum erkennbar ist. Obwohl ein Großteil des Romans in der Kindheit des Protagonisten spielt, ist der Roman eher für eine erwachsene Leserschaft verfasst.

Als assoziativ bezeichnet man Gedankensprünge, die auf Gefühlen, Worten und einzelnen Begebenheiten beruhen, die gedanklich miteinander verbunden sind.

Interpretation von "Drachenläufer"

Khaled Hosseinis Roman "Drachenläufer" ist unter dem englischen Originaltitel "The Kite Runner" in den USA erschienen und dementsprechend für ein westliches Publikum verfasst worden. Die Geschichte von Amir und Hassan stellt die afghanischen Lebensrealitäten und die neueste Geschichte des Landes dar, indem die Figuren stellvertretend für einzelne Gruppen der afghanischen Bevölkerung stehen. Gleichzeitig kann "Drachenläufer" auch universeller, als Roman über den Umgang mit Schuld, interpretiert werden.

Die afghanische Gesellschaft

Wie bereits erläutert, setzt sich die afghanische Gesellschaft aus vielen verschiedenen ethnischen Gruppen zusammen. Dabei sind die Hazara diejenige Gruppe, die der größten Diskriminierung ausgesetzt ist und besonders durch militante Gruppierungen, wie die Taliban, verfolgt wird.

Diese Diskriminierung geht bis ans Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Zu dieser Zeit wurde der moderne Staat Afghanistan gegründet, nachdem das Reich der schiitischen Safawiden zerfallen war. Die Hazara waren ab diesem Zeitpunkt nicht nur eine Minderheit in dem mehrheitlich sunnitischen Afghanistan, sondern auch von einem sunnitischen Königshaus regiert und es kam zu einem Massenmord an den Angehörigen dieser Ethnie.

Auch ökonomisch sind die Hazara bis heute eine benachteiligte Gruppe in Afghanistan. Kinder von Hazaras haben weniger häufig Zugang zu Bildung und können später deshalb selten in qualifizierten Berufen arbeiten. Dies wird auch in "Drachenläufer" deutlich, da Hassan nicht die Chance hat, wie Amir zur Schule zu gehen. Dabei muss allerdings auch beachtet werden, dass Amirs Vater ein erfolgreicher Geschäftsmann ist und nicht alle Paschtunen in Afghanistan in Wohlstand leben.

Trotzdem wird deutlich, dass Amir auch aufgrund seiner ethnischen Zugehörigkeit einen anderen gesellschaftlichen Stand genießt. Er leugnet seine enge Freundschaft zu Hassan vor seinen Klassenkameraden, weil dieser ein Hazara ist. Die paschtunischen Kinder machen sich auch regelmäßig über Ali wegen seines Aussehens lustig. In dem folgenden Zitat wird der Rassismus von Amir gegenüber seinem Freund besonders deutlich:

Ich lief davon, weil ich ein Feigling war. Ich fürchtete mich vor Assef und dem, was er mir antun würde. Ich hatte Angst davor, dass er mir wehtat. Das versuchte ich mir einzureden, als ich der Gasse und Hassan den Rücken kehrte. Ich redete es mir so lange ein, bis ich davon überzeugt war. Ich wollte geradezu ein Feigling sein, weil die Alternative, der wahre Grund, warum ich davon lief, Assef recht gab: Auf dieser Welt gab es nichts umsonst. Vielleicht war Hassan der Preis, den ich zu zahlen hatte, das Lamm, das ich opfern musste, um Baba zu gewinnen. War es ein angemessener Preis? Die Antwort drang in mein Bewusstsein, ehe ich es verhindern konnte: Er ist ja nur ein Hazara, oder?1

Das Zitat beschreibt die Reflexion von Amirs Erinnerung an die Situation, in der er beobachtet hat, wie Hassan von Assef vergewaltigt wurde. Er reflektiert, dass er sich lange eingeredet hat, dass er aus Angst nicht eingeschritten war, aber unterbewusst weiß, dass er für die Anerkennung seines Vaters bereit war, Hassan zu opfern. Er bezeichnet Hassan als "nur" einen Hazara, was die vermeidliche Minderwertigkeit dieser Ethnie im Gedankenkonstrukt von Amir beleuchtet.

Amirs Schuld

Die Figur Amir muss über den gesamten Roman hinweg mit Schuldgefühlen umgehen. Bereits als Kind fühlt er sich schuldig am Tod seiner Mutter und glaubt auch, dass sein Vater ihm dafür die Schuld gibt. Er möchte seinem Vater, den er sehr bewundert, unbedingt gefallen. Sahib kann die Interessen seines Sohnes allerdings nicht verstehen und findet ihn nicht männlich genug. Er ist enttäuscht darüber, dass Amir unsportlich ist, sich besonders für Literatur interessiert und an Reiseübelkeit leidet, da all diese Eigenschaften für ihn unmännlich sind.

Durch dieses Verhältnis kommt es auch zu der größten und einer lebensentscheidenden Schuld, die sich Amir aufbürdet. Um seinem Baba den letzten Drachen des Turniers zu bringen, muss er Hassan "opfern". Er schreitet während der Vergewaltigung nicht ein und ignoriert Hassan daraufhin sogar.

Baba ist das persische Wort für Papa.

Weil Amirs Schuld hier bereits so groß ist, dass er Hassan nicht mehr ansehen kann, ohne sich schlecht zu fühlen, hängt er ihm den Diebstahl an, da er weiß, dass Baba diese Tat unverzeihlich fände. Hassan und Ali ziehen deshalb aus und gehen nach Hazaradschat. Erst nach der Flucht nach Kalifornien glaubt Amir, seine Schuldgefühle loswerden zu können.

Amerika, das Land, in dem ich meine Erinnerung begraben konnte.1

Durch das Telefonat mit Rahim Khan wird allerdings klar, dass sich Amir nun seiner Schuld stellen muss. Er geht nach Afghanistan, um Hassans Sohn zu helfen. Damit will er seine Taten aus Kindertagen wiedergutmachen. Nachdem er Suhrab aber befreit hat, wird deutlich, dass der Junge dadurch nicht gerettet ist, sondern auch weiterhin Hilfe und ein sicheres Umfeld benötigt.

Erst als Amir Suhrab adoptiert und mit sich nach Kalifornien nimmt, ist erst seine Entwicklung zu einem verantwortungsbewussten Menschen abgeschlossen. Suhrabs Traumata hingegen brauchen viel Aufarbeitung und können nicht durch eine einzelne Tat aufgehoben werden. Dass Amir bereit ist, die Verantwortung zu tragen, zeigt einen langen Prozess der Aufarbeitung seiner eigenen Schuld.

Kritik an "Drachenläufer"

Der Roman "Drachenläufer" von Khaled Hosseini war ein internationaler Bestseller und wurde 2007 vom Regisseur Marc Forster verfilmt. Die Geschichte hat vielen Menschen aus westlichen Ländern die aktuelle Geschichte von Afghanistan und die ethnischen Konflikte innerhalb des Landes nähergebracht.

Trotzdem gibt es, besonders von Afghanen und Menschen mit afghanischen Migrationshintergründen, Kritik am Roman. Ein weitverbreiteter Kritikpunkt ist dabei, dass die Verhältnisse der verschiedenen Ethnien in Afghanistan zu simpel dargestellt werden. Dies spielt darauf an, dass die Paschtunen, die in Hosseinis Werk dargestellt sind, fast alle sehr reich sind und sich mehr oder weniger diskriminierend gegenüber Hazaras verhalten.

Zwar bilden die Paschtunen die einflussreichste ethnische Gruppe des Staates, jedoch sind sie nicht generell als Elite zu verstehen. Auch gegenüber Angehörigen der Paschtunen existieren Vorurteile und ebenso gibt es viele benachteiligte und in Armut lebende Paschtunen in Afghanistan. Die Paschtunen als mächtig und reich darzustellen und die Hazaras im Gegensatz dazu als arm und benachteiligt, ist stark vereinfacht. Außerdem wird Hosseini auch vorgeworfen, aus der Sicht von einem Paschtunen zu schreiben, obwohl er selbst einer anderen ethnischen Gruppe, die in Afghanistan vertreten sind, der Gruppe der Tadschiki, angehört.

Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf die Darstellung von Hassans Mutter Sanaubar. Ein rassistisches Vorurteil gegenüber den Frauen der Hazara ist es, dass sie sich nicht religiös genug geben würden und ihre Familien oft im Stich lassen würden. Dieses Vorurteil geht auch auf die religiöse Ausrichtung der Hazara zurück. Während in Afghanistan die komplette Verhüllung der Frauen, zum Beispiel durch Burkas, weitverbreitet ist, tragen die meisten Hazara Frauen nur ein einfaches Kopftuch und werden deshalb von einigen als weniger gläubig wahrgenommen.

Dass Sanaubar alle rassistischen Klischees erfüllt, die in der afghanischen Gesellschaft gegenüber den Frauen der Hazaras existieren, wird deshalb stark kritisiert. Sie ist ihrem Mann fremdgegangen und hat ein Kind von Sahib bekommen, was dem Vorurteil entspricht, dass Hazara Frauen untreu seien. Diese Darstellung existiert in dem Roman gegenüber keiner anderen Figur und Sanaubar ist, neben Hassans Frau Farzana, die einzige Hazara Frau, die in der Handlung vorkommt.

Über Khaled Hosseini

Khaled Hosseini ist 1965 in Kabul geboren. Sein Vater arbeitete für das afghanische Außenministerium und seine Mutter unterrichtete Geschichte und Persisch an einer Schule für Mädchen. Von 1970 bis 1980 lebte die Familie in Teheran, Iran und daraufhin in Paris. Nach der Invasion der Sowjetunion in Afghanistan konnte die Familie nicht in ihre Heimat zurückkehren und beantragte Asyl in den USA.

Khaled Hosseini studierte Biologie und Medizin und praktizierte als Internist, bevor er sich dem Schreiben von Roman zuwandte. "Drachenläufer" erschien 2003 und war der erste Roman des Schriftstellers. Seine beiden Folgewerke "Tausend strahlende Sonnen" und "Traumsammler" handeln ebenfalls von Charakteren aus Afghanistan, die teilweise in die USA ausgewandert sind.

Drachenläufer - Das Wichtigste

  • "Drachenläufer" ist der Debütroman von Khaled Hosseini und 2003 unter dem englischen Originaltitel "The Kite Runner" erschienen.
  • Verbunden mit der neuesten Geschichte Afghanistans und der gesellschaftlichen Verhältnisse des multiethnischen Landes, handelt die Geschichte von einer tiefen Schuld, die der Ich-Erzähler als Kind auf sich geladen hat und erst als Erwachsener versucht wieder gutzumachen.
  • Der Ich-Erzähler, Amir, ist ein ängstlicher Charakter, der die Loyalität seines besten Freundes missbraucht, um die Anerkennung seines strengen Vaters zu erhalten.
  • In "Drachenläufer" gibt es eine Rahmenhandlung, in die die Binnenhandlung der Kindheit von Amir und Hassan eingebettet ist. In der Rahmenhandlung lebt Amir in Kalifornien und bekommt den Auftrag, Hassans Sohn vor den Taliban zu retten.
  • Das zentrale Motiv in "Drachenläufer" ist der Umgang mit der Schuld, mit der der Ich-Erzähler von Kindestagen an umgehen muss.
  • Khaled Hosseini wurde 1965 in Kabul geboren und seine Familie musste nach der Invasion der Sowjetunion Asyl in den USA beantragen. Er studierte Medizin und praktizierte als Internist, bevor er sich dem Schreiben zuwandte.

Nachweise

  1. Khaled Hosseini (2019). Drachenläufer. Fischer Taschenbuch.
  2. Hilge Landweer (2010). Die Macht der Erinnerung. Gewissensgefühle in Khaled Hosseinis Drachenläufer. In: Machtvolle Gefühle. De Gruyter.
  3. Cécile Perrel (2018). Der Drachenläufer Lektürehilfe. DerQuerleser.de.
  4. Bpb.de: Taliban. (11.07.2022)

Häufig gestellte Fragen zum Thema Drachenläufer

"Drachenläufer" von Khaled Hosseini ist eine fiktive Geschichte. Der Roman orientiert sich aber an politischen Ereignissen in Afghanistan. 

Die in dem Roman "Drachenläufer" beschriebene Sportart besteht aus Teams, die jeweils zwei Mitglieder haben. Einer von beiden lässt einen Drachen steigen und versucht die Drachen der anderen Teams zum Abstürzen zu bringen. Der Andere läuft den abgestürzten Drachen nach, um sie zu fangen und als Trophäen aufzubewahren. Dieser Mitspieler wird als Drachenläufer bezeichnet. 

Paschtunen sind eine ethnische Gruppe, die hauptsächlich in Afghanistan und Pakistan leben. Sie bilden die Mehrheit in Afghanistan. 

Paschtunen stammen aus Zentralasien, besonders aus der Region rund um Afghanistan und Pakistan. 

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