|
|
Der Verbrecher aus verlorener Ehre

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" ist ein Kriminalbericht, der 1786 von Friedrich Schiller veröffentlicht wurde. Der vollständige Titel des Werkes lautet "Der Verbrecher aus verlorener Ehre - eine wahre Geschichte", wobei die Erzählung zuvor den Namen "Verbrecher aus Infamie" trug. 

Mockup Schule

Entdecke über 50 Millionen kostenlose Lernmaterialien in unserer App.

Der Verbrecher aus verlorener Ehre

Illustration

Lerne mit deinen Freunden und bleibe auf dem richtigen Kurs mit deinen persönlichen Lernstatistiken

Jetzt kostenlos anmelden

Nie wieder prokastinieren mit unseren Lernerinnerungen.

Jetzt kostenlos anmelden
Illustration

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" ist ein Kriminalbericht, der 1786 von Friedrich Schiller veröffentlicht wurde. Der vollständige Titel des Werkes lautet "Der Verbrecher aus verlorener Ehre - eine wahre Geschichte", wobei die Erzählung zuvor den Namen "Verbrecher aus Infamie" trug.

Zusammenfassung: "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" Die Geschichte gilt als die erste historische Kriminalerzählung und spielt in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Süddeutschland. Sie thematisiert das Leben des Christian Wolf, der aus der Armut heraus zum Wilddieb wird und daraufhin gesellschaftlich absteigt. Er wird als Krimineller angesehen und seine soziale Ausgrenzung führt dazu, dass seine Straftaten sich bis hin zu einem Mord steigern.

Wie sieht eine Charakterisierung der wichtigsten Figuren aus dem Werk aus? Welcher Epoche ist das Werk zuzuordnen und welche Erzählperspektive wird verwendet? Das alles erfährst Du in der folgenden Analyse.

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" – Zusammenfassung

Im Folgenden erhältst Du eine Zusammenfassung und Inhaltsangabe von "Der Verbrecher aus verlorener Ehre".

Die Geschichte beginnt mit einer Einleitung des Erzählers, in der er ankündigt, die Geschichte eines Verbrechens zu erzählen. Er widmet sich dem Thema, wie es zu Verbrechen kommt und inwieweit der Verbrecher selbst Schuld an seinen Taten ist. Der Vorsatz, die Geschichte so objektiv wie nur möglich zu schildern, wird hier erläutert. Der Erzähler will es der Leserschaft ermöglichen, selbst zu urteilen, ob der Verbrecher allein die Schuld für seine Taten trägt.

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" Inhaltsangabe: er Wilddiebstahl

Nach der Einleitung beginnt die Geschichte von Christian Wolf, dem Sohn einer Gastwirtin. Er ist arm und wird als klein, unscheinbar und optisch nicht ansprechend beschrieben. Jeglicher Abweisung von seinen Gleichaltrigen begegnet Christian mit Frechheit. Er verliebt sich in das Dorfmädchen Johanne.

Johanne ist ebenfalls arm, aber sie ist hübsch, wodurch Wolf beim Werben um Johanne in Konkurrenz mit dem Jägerburschen Robert steht. Da Wolf Johanne nicht mit seinem Aussehen beeindrucken kann, entschließt er sich, Wilddiebstahl zu begehen und ihr seine Beute als Gabe zu bringen. Da sie aus ärmlichen Verhältnissen kommt, hat Christian damit Erfolg.

Doch sein Nebenbuhler Robert, bemerkt, dass etwas nicht stimmt.

Als Nebenbuhler bezeichnet man einen Konkurrenten, aber auch jemanden, mit dem man im Wettkampf um die Gunst einer anderen Person steht.

Er beobachtet Wolf, ertappt ihn beim Stehlen und erstattet Anzeige. Christian droht jetzt eine große Geldstrafe, die er mit seiner gesamten Ersparnis bezahlt. Er weigert sich aber, die finanzielle Tieflage mit Arbeit zu überwinden. Als Sohn einer Gastwirtin ist er zu stolz, um eine Arbeit als Tagelöhner anzunehmen. Stattdessen begeht Christian Wolf erneut Wilddiebstahl und wird erneut von seinem Rivalen Robert erwischt.

Ein Tagelöhner ist eine Person, die keinen festen Job hat, sondern immer wieder kurzfristigen Arbeiten erledigt und dafür täglich Lohn erhält.

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" Inhaltsangabe: Zuchthaus & Festungshaft

Dieses Mal kommt Wolf für ein Jahr ins Zuchthaus, da er kein Geld hat, um die Strafe zu bezahlen.

Ein Zuchthaus war eine Haftanstalt, in der Häftlinge einsaßen, deren Verbrechen nicht mit der Todesstrafe bestraft wurden.

Als er entlassen wird, ist sein Stolz gebrochen und er versucht, eine Arbeit im Dorf zu finden. Doch niemand möchte ihn mit seinem Ruf einstellen. Aus der Not heraus begeht Wolf zum dritten Mal Wilddiebstahl.

Die Gesetze haben sich nun verschärft und als Christian Wolf ein drittes Mal von Robert angezeigt wird, wird er mit drei Jahren Festungshaft bestraft.

Die Festungshaft war eine Freiheitsstrafe, die Verurteilte bei politischen oder militärischen Vergehen in einer Festung absitzen mussten.

Während der Festungshaft ist er mit anderen Kriminellen eingesperrt und kommt mit Räubern und Mördern in Kontakt. Als Christian Wolf die Festung verlässt, ist er voll von Rachegefühlen und empfindet Hass gegen die Menschen.

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" Inhaltsangabe: Mord an Robert

Christian kehrt in sein Dorf zurück, doch sein Charakter hat sich in der Haft so stark verändert, dass niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben möchte und alle sich von ihm abwenden. Wolfs Mutter ist inzwischen gestorben und Johanne ist Prostituierte. Christian verachtet sie deshalb und weist sie zurück, da er sie als das einzige Geschöpf, was unter ihm steht, ansieht. Er beschließt, seine Verbrechen fortzuführen. Allerdings begeht Wolf seine Straftaten nicht mehr aus Not, sondern aus Genuss und um der hohen Strafe gerecht zu werden, die er für den Wilddiebstahl bekommen hat.

Wolf ist jetzt ein berüchtigter Verbrecher, genannt der Sonnenwirt. Als er eines Tages auf einen Hirsch zielt, entdeckt er Robert im Wald. Er hat die Wahl, auf Robert oder auf den Hirsch zu schießen. Nach kurzem Zögern erschießt Christian Wolf seinen Erzfeind.

Ein Erzfeind ist der schlimmste Widersacher einer Person, wobei die Feindschaft in der Regel über mehrere Jahre hinweg besteht.

Zeit bei den Räubern und Christians Tod

Nach dem Mord ist Christian erschrocken über seine Tat und er ergreift die Flucht. Auf der Flucht begegnet er einer Räuberbande. Die Bande begrüßt ihn mit Hochachtung und Bewunderung, da sie seinen Ruf kennen. Als Christian auf den Räuberhauptmann stößt, löst dieser Sympathie in Christian aus. Christian sieht den Anführer als Gleichgesinnten, da er durch seinen Mord selbst zum Schwerverbrecher wurde.

Eine Räuberbande ist eine Gruppe von kriminellen Personen, die gemeinsam Raubüberfälle begehen. Den Anführer dieser Gruppe bezeichnet man als Räuberhauptmann.

Wolf schließt sich daraufhin der Bande an und wird sogar zeitweise ihr Anführer. Doch er bemerkt schnell, dass der Zusammenhalt und das Vertrauen der Bande nur zum Schein ist. Als ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wird, hat er Angst, verraten zu werden. Daraufhin verlässt Wolf die Räuber wieder.

Als Kopfgeld bezeichnet man eine Prämie, die Personen erhalten, wenn sie der Polizei dabei helfen, einen Schwerverbrecher zu finden und zu verhaften. Früher erhielten Menschen auch ein Kopfgeld dafür, den gesuchten Verbrecher zu töten.

Christian Wolf will nun in die Gesellschaft zurückkehren und schreibt einen Brief an den Kurfürsten, in dem er um Gnade – also um die Abmilderung seiner Strafe –bittet und sich der Armee anschließen will.

Ein Kurfürst war im Mittelalter ein Adliger, der an der Herrschaft über das Reich beteiligt war und gemeinsam mit den anderen Kurfürsten den König wählte.

Der Brief bleibt jedoch unbeantwortet und Wolf flieht in den Nordosten Deutschlands an die Ostsee, um in Preußen Teil des Militärs zu werden. An der Grenze glaubt er, erkannt zu werden, und zückt eine Pistole. Daraufhin wird Christian überwältigt. Dem Beamten an der Grenze gesteht Wolf seine Identität als der Sonnenwirt, woraufhin er verhaftet und wenig später hingerichtet wird.

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" – Charakterisierung

Die Hauptperson in "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" ist Christian Wolf, der später auch der Sonnenwirt genannt wird. Neben ihm spielen in der Charakterisierung vor allem sein Nebenbuhler Robert und seine Angebetete Johanne eine Rolle. Im folgenden Abschnitt findest Du deshalb eine Charakterisierung dieser zentralen Figuren in "Der Verbrecher aus verlorener Ehre".

Charakterisierung Christian Wolf

Christian Wolf ist der Protagonist der Novelle. Er ist am Anfang der Erzählung etwa 20 Jahre und am Ende circa 26 Jahre alt. Er kann wie folgt charakterisiert werden:

  • wird als abstoßend und hässlich beschrieben
  • ist ein schwacher Junge und für schwere körperliche Arbeit nicht zu gebrauchen
  • begegnet Zurückweisung mit Frechheit und Schlagfertigkeit
  • Vater verstarb früh, hinterließ ihm und seiner Mutter das Wirtshaus "Sonne", weshalb er später auch der "Sonnenwirt" genannt wird
  • Familie lebt in Armut, was Christian zur Kriminalität bewegt
  • Christian verändert sich nach der Festungshaft stark
  • wird rachsüchtig, hasserfüllt und verachtet die Menschen sowie sich selbst
  • empfindet seine Strafe in der Festungshaft als nicht gerechtfertigt
  • empfindet nach dem Mord an Robert und nach seiner Zeit bei den Räubern Reue
  • versucht, in die Gesellschaft zurückkehren, indem er in der Armee dient, um seine Schuld auszugleichen, wird aber an der Grenze gefasst und schließlich zum Tode verurteilt

Charakterisierung Robert

Robert ist ein Jägerbursche im ähnlichen Alter wie Christian Wolf. Er ist ebenfalls in Johanne verliebt und kann außerdem durch diese Eigenschaften beschrieben werden:

  • erhofft sich aufgrund von Christians schlechtem Aussehen bessere Chancen bei Johanne
  • wird eifersüchtig, als Christian Johannes Gunst mit Geschenken erhält
  • folgt Wolf auf seine Jagdausflüge, bis er ihn beim Stehlen erwischt und anzeigt
  • Robert zeigt Christian so lange an, bis dieser in Festungshaft kommt
  • wird nach Christians Haft von diesem mit einem Gewehr bei einem Jagdausflug erschossen

Charakterisierung Johanne

Johanne lebt ebenfalls in Christians Ort. Sie scheint für junge Männer attraktiv und hat viele Verehrer. Sie kann wie folgt beschrieben werden:

  • lebt in ärmlichen Verhältnissen
  • verspottete Christian anfänglich, lässt ihn aber ihre Liebe mit seinen Geschenken erkaufen.
  • arbeitet nach Christians Rückkehr aus dem Gefängnis als Prostituierte
  • hat ihre Schönheit verloren und ihr Aussehen ist von Krankheit geprägt
  • wird von Christian abgewiesen, da er sie als das letzte unter ihm stehende Wesen ansieht

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" – Analyse

Im Folgenden erhältst Du eine Analyse des Aufbaus und der Sprache in "Der Verbrecher aus verlorener Ehre". Das Werk zeichnet sich durch einen besonderen Aufbau aus, der vor allem durch den Wendepunkt der Handlung geprägt wird. Aber auch die Erzählperspektive sowie die Sprache des Werkes tragen dazu bei, "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" seine Wirkung als Kriminalbericht zu verleihen.

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" – Aufbau

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" hat einen Umfang von 27 Seiten. Die Erzählung wird dabei nicht in Kapitel unterteilt. Der Aufbau von "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" kann aber in fünf Teile gegliedert werden. Diese folgen dem klassischen Aufbau eines Dramas in fünf Akten nach Aristoteles.

Strukturpunkt/
Name des Aktes
Funktion im Drama nach Aristoteles
Umsetzung in "Der Verbrecher aus verlorener Ehre"
Exposition
  • Vorstellen der Figuren
  • Erklären der Ausgangssituation
  • Kennenlernen des Protagonisten Christian
  • Verbindung zwischen Christian, Robert und Johanne wird erklärt
steigende Handlung mit erregendem Moment
  • Zuspitzen der Handlung
  • Spannungsaufbau
  • Wilddiebstähle und Verurteilung Christians
  • Christians Zeit im Zuchthaus und in Festungshaft
  • Veränderung von Christians Charakter
  • Aufkommen von Rachegedanken gegen Robert
Höhepunkt/Wendepunkt
  • Hochpunkt der Spannung
  • Umschlagen der Handlung
  • Mord an Robert als Schlüsselmoment der Novelle
  • Wendepunkt der Geschichte, da Christian sein erstes schweres Verbrechen begeht
  • Christians Flucht aus Angst
fallende Handlung mit retardierendem Moment
  • Verzögerung der Handlung
  • Spannungsabfall
  • Christians Zeit bei der Räuberbande
  • sein Entschluss, in die Gesellschaft zurückzukehren
  • Briefe an den Kurfürsten und Versuch, der Armee beizutreten
Lösung oder Katastrophe
  • Ende des Dramas
  • Christians Verhaftung an der Grenze und Verurteilung zum Tode
  • Katastrophe: Versuch der Rückkehr in die Gesellschaft ist gescheitert

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" – Vorwort Erklärung

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" beginnt mit einem – im Vergleich zum Rest des Textes – relativ langem Vorwort, das 4 der etwa 27 Seiten der Novelle einnimmt. Hierfür gibt es auch eine Erklärung bzw. einen Grund:

  • Der Erzähler schildert hier seine Intention, ein belehrendes und kein unterhaltendes Werk zu schaffen.
  • Es wird der Vorsatz deutlich, ein unterrichtendes Werk zu schreiben, welches den Verstand anspricht.
  • Die Einleitung ist in einem ungewöhnlich wissenschaftlichen Stil geschrieben.
  • Sie beschäftigt sich mit der Frage, was einen Menschen dazu bewegt, kriminell zu werden.

Des Weiteren beschäftigt sich das Vorwort mit der Schreibtechnik. Die Erzählung soll die Kluft zwischen den Lesenden und dem Helden überwinden, um der Leserschaft Mitgefühl und ein Hineinversetzen in den Protagonisten zu ermöglichen. Um diese Differenz zu überbrücken, sieht er zwei Möglichkeiten.

Entweder muss der Held emotional genug dargestellt werden, sodass die Lesenden durch Übertreibungen und Metaphern ins emotionale Geschehen mitgerissen werden und Sympathie für den Hilden empfinden oder der Held muss erkalten, indem er objektiv und realistisch dargestellt wird. Durch eine faktische Darstellung sollen die Lesenden damit die Möglichkeit bekommen, selbst über das Schicksal von Christian Wolf zu urteilen, da sich nicht emotional beeinflusst werden.

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" – Erzählperspektive

In "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" ist eine auktoriale Erzählperspektive vorherrschend. Der auktoriale Erzähler taucht also nicht als Figur in der Geschichte auf, sondern befindet sich außerhalb der Welt des Protagonisten.

  • Daher bezeichnet sich der Erzähler stattdessen als Geschichtsschreiber.
  • Er ist allwissend und kann in das Gemüt Christians und Roberts hineinsehen.
  • Bereits in der Einleitung nimmt er das Ende vorweg und gibt wie in einer wissenschaftlichen Erklärung allgemeine Informationen zum Werk.

Er ist auch in der Lage, längere wörtliche Reden des Protagonisten zu zitieren. Dabei wechselt die Erzählperspektive kurzzeitig zu einem Ich-Erzähler.

  • Es wird aus der direkten Sicht von Christian Wolf berichtet.
  • Dies ermöglicht es, Einblicke in die Seele und Gedanken von Christian zu geben.
  • Interessant ist auch, dass der Erzähler in seinem Vorwort im Präsens erzählt, jedoch zur Vergangenheitsform wechselt, als er beginnt, Christians Geschichte zu erzählen.

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" – Analyse der Sprache

Der Erzähler möchte sich als sogenannter "Geschichtsschreiber" von einem Dichter unterscheiden. Dazu schildert er die Geschichte so faktisch und objektiv wie möglich, ohne sein eigenes Urteil einfließen zu lassen. Diese Art der Sprache kündigt er bereits in der Einleitung an, um den Lesenden ihr eigenes moralisches Urteil zu ermöglichen.

Ziel des Erzählers ist es, dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich in Christian hineinzuversetzen und ihn zu verstehen, jedoch ohne Übertreibungen und Unwahrheiten zu verwenden. Anstelle einer emotionalen Beschreibung des Helden, belässt es der Erzähler also bei einer faktischen Darstellung. Somit können die Lesenden die Handlung des Protagonisten nachvollziehen, aber sie werden nicht emotional gelenkt und subjektiv in ihrem Urteil.

Die Erzählung ist durch zahlreiche Dialoge geprägt, aber auch Monologe finden sich in den Abschnitten, in denen die Erzählperspektive zur Sicht von Christian Wolf wechselt. Trotz des objektiven Anspruchs des Erzählers finden sich immer wieder Metaphern, Allegorien und Personifikationen, die für die Dramatik der Erzählung sprechen.

Metaphern, Allegorien und Personifikationen sind rhetorische Stilmittel. Bei einer Metapher wird der eigentlich gemeinte Ausdruck durch einen anderen bildhaften Begriff ersetzt. Somit werden die zwei Begriffe durch eine übertragene Bedeutung miteinander verbunden.

Die Personifikation dagegen verleiht Tieren, Pflanzen oder Gegenständen menschliche Charakterzüge, indem sie diese mit menschlichen Eigenschaften oder Handlungen in Verbindung bringt.

Bei einer Allegorie hingegen wird ein abstrakter Begriff durch ein sprachliches Bild umschrieben. Der abstrakte Sachverhalt soll damit einfacher dargestellt werden.

Besonders in der Rhetorik von Christian Wolf finden sich die verschiedenen Stilmittel. Sie verleihen der Erzählung Spannung und verdeutlichen die Dramatik der Geschichte.

Mithilfe einer Allegorie beschreibt Christian seine Gefühle in der Mordszene mit den folgenden Worten:

Tausend gräßliche Gestalten gingen an mir vorüber, und schlugen wie schneidende Messer in meine Brust.1

Auch nutzt er im Brief an den Kurfürsten Personifikationen, um seine Situation zu schildern:

Mein Leben ist verwirkt, mir steht es nicht an, mit der Gerechtigkeit Unterhaltung zu pflegen.1

Während Christians Zeit bei den Räubern leidet er zunehmend unter Schlaflosigkeit, die aufgrund der Angst und dem Misstrauen gegenüber der Bande aufkommt. Christian verdeutlicht dies mit der Metapher eines Gespenstes:

„[D]as gräßliche Gespenst des Argwohns rasselte hinter ihm, wo er hinfloh, peinigte ihn, wenn er wachte, bettet sich neben ihm, wenn er schlafen ging, und schreckte ihn in entsetzlichen Träumen“. 1

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" – Interpretation

In "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" beschäftigt Schiller sich viel mit den psychologischen Aspekten eines Menschen. So ist auch die Interpretation des Werkes durch Motive geprägt, die moralische Fragen und deren Auswirkungen auf den Menschen aufwerfen.

Die Frage der Schuld und der Gerechtigkeit

Eine der zentralen Fragen, die Schiller mit diesem Werk aufwirft und die zur Interpretation ansetzen kann, ist die Frage,

  • ob Christian für dein Schicksal wirklich selbst verantwortlich ist oder
  • ob die Gesellschaft und seine äußeren Umstände ihn in eine Situation trieben, die nicht anders hätte ausgehen können.

Christian Wolf wächst in Verhältnissen auf, die eine Disposition zur Kriminalität bilden. Er wächst in einem sozialen Umfeld auf, in dem die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass jemand Verbrechen begeht. Dazu trägt unter anderem die Armut von Christians Familie bei. Auch Christian wird zu seinen Verbrechen verleitet. Später begeht er Straftaten aus Not. Erst nach der Festungshaft ändern sich seine Motive zu Rache. Christians Weg zur Kriminalität ist außerdem dadurch geprägt, dass er seine Strafe als ungerechtfertigt ansieht.

Den Lesenden bleibt hier zu urteilen, ob Christians Strafen gerecht waren oder ob sie ihn nur weiter in die Kriminalität trieben. Als gesellschaftlich Gebrandmarkter fand Christian nach der Festungshaft keinen Anschluss mehr, wodurch sich seine soziale Stellung so verschlechterte, dass er keine andere Möglichkeit sah, als immer weiter in die Kriminalität abzugleiten. Christian blieb nichts anderes übrig, als weiterhin Verbrechen zu begehen und aus der Gesellschaft zu fliehen.

Die Gesellschaft ist damit mitverantwortlich für die Entwicklung des Protagonisten. Auch zeigt Christians Schicksal, dass allgemeine Strafen ohne Berücksichtigung der sozialen und psychischen Umstände der betroffenen Person nicht immer zu einer Verbesserung beitragen, sondern die Situation der Verurteilten auch verschlimmern können. Christian kann deshalb nicht die alleinige Schuld für sein Schicksal zugesprochen werden.

Interpretation des Titels "Der Verbrecher aus verlorener Ehre"

Die Erzählung "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" wurde erstmals anonym unter dem Titel "Verbrecher aus Infamie, eine wahre Geschichte" 1786 in Schillers Theaterzeitschrift "Rheinische Thalia" veröffentlicht. Die Erzählung erschien 1792 in einer neuen Fassung unter dem neuen Titel "Der Verbrecher aus verlorener Ehre", wobei der Fokus stärker auf den psychologischen Aspekt der Erzählung gelegt wurde.

Die Erzählung basiert auf einer wahren Geschichte, die Schiller vermutlich von seinem Lehrer Jakob Friedrich von Abel auf der militärisch organisierten Karlsschule hörte. Abels Vater hatte das "Sonnenwirtle" Johann Friedrich Schwan verhaftet und Abel nahm die Begebenheit in seiner "Sammlung und Erklärung merkwürdiger Erscheinungen aus dem menschlichen Leben" Band 2, 1787 auf.

Der Titel "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" sowie auch der vorherige Titel sollen also vor allem auf den kriminellen Hintergrund der Geschichte hinweisen und damit für Aufsehen sorgen.

Neben der Kritik am feudalen System möchte Friedrich Schiller mit "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" aber auch dafür plädieren, die Menschen als Individuen anzusehen. Demnach ist einer der wesentlichen Botschaften, die das Werk mit sich bringt, dass man Außenseiter der Gesellschaft trotzdem mit Respekt behandeln und in die Gesellschaft integrieren soll.

Außerdem plädiert Schiller für Gesetze, die individuell anpassbar sind und sowohl die sozialen als auch die psychischen Umstände des Verbrechers berücksichtigen. Damit kritisiert er das damalige Rechtssystem. Vor allem möchte Friedrich Schiller aber zeigen, dass Verbrecher nicht von Geburt an kriminell sind, sondern durch verschiedene Umstände geformt werden. Darauf weist auch der Titel hin, da Christian Wolf aus seiner verlorenen Ehre heraus ein Verbrecher wurde und nicht, weil er von Grund auf böse ist.

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" – Epoche

Die Erzählung "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" lässt sich am ehesten der Epoche der Aufklärung zuordnen. Diese Epoche dauerte von 1650 bis 1800. Ausgangspunkt für die Entstehung war die Französische Revolution von 1789 und der Kampf des dritten Standes gegen den Klerus und den Adel.

Genauere Informationen über die historischen Hintergründe der Aufklärung findest Du in der Erklärung "Aufklärung Literatur" bei StudySmarter!

Im Vordergrund der Literatur standen Themen wie Vernunft, Toleranz, Naturrecht und Wissenschaft. Die Schreibenden der Aufklärung waren den Traditionen sowie überholten Ideologien und Vorurteilen abgeneigt und strebten nach neuem Wissen. Auch der wissenschaftliche Fortschritt hatte einen großen Einfluss.

In der Aufklärung wurde an den rationalen Verstand und nicht an Emotionen appelliert. Die Autorinnen und Autoren forderten die Vernunft der Lesenden heraus, da sie die rationale Vernunft als wichtigste Fähigkeit des Menschen ansahen. Auch die individuelle Selbstbestimmung und Kritik an stattlichen Autoritäten wurden in der Aufklärung thematisiert.

Die Schreibenden der Aufklärung hofften, mit ihrem Wirken und ihrem Vernunftstreben gesellschaftliche Veränderungen anstoßen zu können. Zu den bekannten Vertretern gehören neben Friedrich Schiller (1759-1805) auch Immanuel Kant (1724-1804), Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) oder Christoph Martin Wieland (1733-1813).

Johann Christoph Friedrich Schiller, geboren am 10. November 1759, war Dichter, Historiker, Arzt und Philosoph. Er gilt heute als einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker sowie Lyriker. Viele seiner Theaterstücke und Gedichte gelten als Klassiker und Weltliteratur.

Friedrich Schiller wurde in Schwäbisch Gmünd, Lorch, geboren und wuchs mit seinen fünf Schwestern zunächst dort und später in Ludwigsburg auf. Er besuchte eine Lateinschule und begann 1773 sein Rechtsstudium an der Karlsschule. Danach studierte Schiller Medizin und promovierte.

1782 veröffentlichte Friedrich Schiller das Drama "Die Räuber" mit begleitender Lektüre und erhielt ein Schreibverbot vom Herzog, weswegen er nach Thüringen floh. Nach einer Anstellung im Mannheimer Theater reiste Schiller nach Leipzig, wo er seinen späteren Förderer Christian Gottfried Körner traf. In den darauffolgenden Jahren lernte er Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder in Weimar kennen. Gemeinsam mit ihnen prägte Schiller die literarische Epoche der "Weimarer Klassik".

Am 9. Mai 1805 starb Friedrich Schiller in Weimar, vermutlich an den Folgen einer Tuberkuloseerkrankung.

Der Verbrecher aus verlorener Ehre - Das Wichtigste

  • "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" ist ein Kriminalbericht von Friedrich Schiller aus dem Jahr 1786.
  • "Der Verbrecher aus verlorener Ehre"Zusammenfassung:
    • Christian Wolf wird der aus der Armut heraus zum Wilddieb und steigt daraufhin gesellschaftlich ab.
    • Als Krimineller gebrandmarkt wird Christian sozial ausgegrenzt, weshalb er immer weiter in die Kriminalität abrutscht und schließlich einen Mord begeht.
    • Bei seinem Versuch, in die Gesellschaft zurückzukehren, wird Christian festgenommen und zum Tode verurteilt.
  • "Der Verbrecher aus verlorener Ehre"Charakterisierung:
    • Die wichtigsten Figuren in "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" sind der Protagonist Christian Wolf, sein Feind Robert und die junge Frau Johanne, die beide Männer für sich gewinnen wollen.
  • "Der Verbrecher aus verlorener Ehre"Analyse des Aufbaus:
    • Die Erzählung kann in fünf Teile gegliedert werden, welche dem klassischen Aufbau eines Dramas nach Aristoteles entsprechen.
    • Außerdem wird "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" von einem auktorialen Erzähler erzählt und bedient sich einer faktischen sowie objektiven Sprache.
  • "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" Interpretation:
    • Die wichtigsten Botschaften in "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" sind, dass man Außenseiter der Gesellschaft mit Respekt behandeln soll und,
    • dass Menschen nicht kriminell geboren, sondern durch ihre äußeren Umstände beeinflusst werden.
    • Auch kritisiert Schiller das damalige Rechtssystem.
  • "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" Epoche:
    • kann in die Epoche der Aufklärung (1650-1800) eingeordnet werden, die besonders Themen wie Vernunft, Toleranz, Naturrecht und Wissenschaft in den Mittelpunkt rückte.

Nachweise

  1. Schiller, Friedrich (1964): "Der Verbrecher aus verlorener Ehre und andere Erzählungen". Philipp Reclam jun. GmbH & Co.
  2. Rybska, Agnieszka Magdalena (2011): "Deutsche Kriminalgeschichten von 1780 bis 1820 als Anfänge der Kriminalliteratur". Lang.
  3. Köpf, Gerhard (1978): "Friedrich Schiller: Der Verbrecher aus verlorener Ehre - Geschichtlichkeit, Erzählstrategie und republikanische Freiheit des Lesers". Oldenbourg Verlag.
  4. Poppe, Reiner (2005): "Lektüreschlüssel zu Friedrich Schiller: Der Verbrecher aus verlorener Ehre". Reclam.
  5. lektürehilfe.de: "Der Verbrecher aus verlorener Ehre". (28.08.2022)

Häufig gestellte Fragen zum Thema Der Verbrecher aus verlorener Ehre

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" stammt von Friedrich Schiller (1759-1805).

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" wurde im Jahr 1786 geschrieben und veröffentlicht.

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" ist in die Epoche der Aufklärung einzuordnen, welche von 1650 bis etwa 1800 andauerte.

"Der Verbrecher aus verlorener Ehre" ist in der Erzählform eines auktorialen Erzählers geschrieben. Er wechselt aber auch die Erzählperspektive zu einem Ich-Erzähler, um das Geschehen aus der direkten Sicht des Protagonisten zu schildern.

Mehr zum Thema Der Verbrecher aus verlorener Ehre

Schließ dich über 22 Millionen Schülern und Studierenden an und lerne mit unserer StudySmarter App!

Die erste Lern-App, die wirklich alles bietet, was du brauchst, um deine Prüfungen an einem Ort zu meistern.

  • Karteikarten & Quizze
  • KI-Lernassistent
  • Lernplaner
  • Probeklausuren
  • Intelligente Notizen
Schließ dich über 22 Millionen Schülern und Studierenden an und lerne mit unserer StudySmarter App! Schließ dich über 22 Millionen Schülern und Studierenden an und lerne mit unserer StudySmarter App!

Melde dich an für Notizen & Bearbeitung. 100% for free.

Entdecke Lernmaterial in der StudySmarter-App

Google Popup

Schließ dich über 22 Millionen Schülern und Studierenden an und lerne mit unserer StudySmarter App!

Schließ dich über 22 Millionen Schülern und Studierenden an und lerne mit unserer StudySmarter App!

Die erste Lern-App, die wirklich alles bietet, was du brauchst, um deine Prüfungen an einem Ort zu meistern.

  • Karteikarten & Quizze
  • KI-Lernassistent
  • Lernplaner
  • Probeklausuren
  • Intelligente Notizen
Schließ dich über 22 Millionen Schülern und Studierenden an und lerne mit unserer StudySmarter App!