StudySmarter - Die all-in-one Lernapp.
4.8 • +11k Ratings
Mehr als 5 Millionen Downloads
Free
Americas
Europe
Der Roman "Berlin Alexanderplatz" des deutschen Schriftstellers und Psychiaters Alfred Döblin erschien 1929 und zählt als sein bekanntestes Werk. Der Roman ist typisch für die Literaturepoche Neue Sachlichkeit. Die Handlung findet Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin statt.Lies dir gerne unsere Artikel "Neue Sachlichkeit" oder "Literaturepochen" durch, wenn du dich für literarische Epochen interessierst! Das erste BuchFranz Biberkopf wird nach vier Jahren Haft…
Entdecke über 200 Millionen kostenlose Materialien in unserer App
Lerne mit deinen Freunden und bleibe auf dem richtigen Kurs mit deinen persönlichen Lernstatistiken
Jetzt kostenlos anmeldenDer Roman "Berlin Alexanderplatz" des deutschen Schriftstellers und Psychiaters Alfred Döblin erschien 1929 und zählt als sein bekanntestes Werk. Der Roman ist typisch für die Literaturepoche Neue Sachlichkeit. Die Handlung findet Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin statt.
Lies dir gerne unsere Artikel "Neue Sachlichkeit" oder "Literaturepochen" durch, wenn du dich für literarische Epochen interessierst!
Franz Biberkopf wird nach vier Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen. Aus Eifersucht hatte er seine damalige Freundin Ida erschlagen und versucht nun, sich in Berlin ein neues Leben aufzubauen. Die bunte, laute Großstadt verwirrt Franz, denn er vermisst die geregelte Ordnung des Gefängnisses.
Orientierungslos wandelt er durch die Stadt und führt ein inspirierendes Gespräch mit zwei jüdischen Männern. Nachdem er sich einen Liebesfilm im Kino ansieht, besucht er voller Lust eine Prostituierte, und merkt, dass er mittlerweile Potenzprobleme hat. Frustriert kehrt er zum Ort seiner Gewalttat zurück.
In Idas Wohnung trifft er auf ihre Schwester Minna und vergewaltigt sie. Anschließend besucht er die beiden jüdischen Männer und bedankt sich für deren Unterstützung; ihre Warnungen vor den "Tücken des Schicksals" ignoriert er.
Franz hat mittlerweile eine neue Freundin namens Lina und beginnt, auf der Suche nach einer ehrlichen Arbeit, Zeitungen mit rechten Inhalten auf der Straße zu verkaufen. Dafür trägt er eine Binde mit einem Hakenkreuz und gerät deshalb beinahe in eine Kneipenschlägerei mit einem Kommunisten.
Franz handelt mittlerweile mit Kurzwaren und verkauft keine Zeitungen mehr.
Kurzwaren sind kleine Gegenstände, die zum Nähen gebraucht werden.
Er begegnet Linas Onkel, Otto Lüders, und erzählt diesem im Vertrauen, dass ihn eine Witwe für Sex bezahlt und er seine Waren bei ihr gelassen hat. Otto macht sich die Information zunutze: Er fährt zu der Witwe nach Hause, droht ihr und stiehlt die Waren. Franz erkennt den Betrug des Onkels und verkauft ängstlich seine Besitztümer. Überstürzt flüchtet er in den Trubel der Großstadt, um sich zu verstecken. Lina bleibt bei der Suche nach ihm erfolglos.
Anschließend findet Biberkopf zwar eine neue Unterkunft, doch sein Leben gerät immer weiter aus den Fugen: Er arbeitet nicht und trinkt große Mengen Alkohol. Auch die beiden jüdischen Männer, die ihm vor einiger Zeit wertvolle Ratschläge gegeben hatten, können ihm nicht weiterhelfen.
Franz wird erst aus seinem Nichtstun gerissen, als er eines Nachts zufällig einen Einbruch in eine Firma beobachtet. Sein Hausverwalter wird bald darauf als Mitstraftäter des Einbruchs verhaftet, woraufhin Franz sein Zimmer verlässt. Verwirrt möchte er Minna bei ihr zu Hause aufsuchen und sich wieder an ihr vergehen, doch ihr Mann lässt ihn nicht eintreten.
Auch im fünften Buch versucht sich Biberkopf weiterhin als ehrlicher Bürger zu behaupten: Er verkauft wieder Zeitungen und schließt eine neue Freundschaft mit einem schüchtern wirkenden Mann.
Doch sein vermeintlich harmloser Freund Reinhold ist äußerst kriminell. Es kommt, wie es kommen muss: Reinhold zieht Franz in seine Missetaten mit hinein. Biberkopf beteiligt sich schon bald an Reinholds Raubzügen und schläft außerdem regelmäßig mit dessen weiblichen Bekanntschaften. Auf der überstürzten Flucht nach einem Verbrechen verliert er gar einen Arm, als er von Reinhold aus dem Auto gestoßen wird und auf der Straße landet.
Reinhold nimmt an, dass Franz tot sei. Doch dieser wird in einer Klinik am Arm operiert; die teure Behandlung übernimmt ein alter Bekannter namens Herbert, den Franz aus seiner Zeit im Gefängnis kennt. Zusammen mit seiner Freundin Eva kümmert sich Herbert auch nach der Entlassung um ihn.
Trotz seines guten Willens gerät Biberkopf nach seiner Genesung abermals auf die schiefe Bahn und beginnt, als Zuhälter zu arbeiten. Im Zuge der Arbeit verliebt er sich in eine Frau namens Mieze. Reinhold, zu dem Franz wieder Kontakt aufgenommen hat, erfährt von Franz' Liebesglück.
Die Situation gerät aus dem Ruder, als Mieze Reinhold aufsucht, um ihn darum zu bitten, Franz Biberkopf wieder auf die rechte Bahn zu bringen. Reinhold verliert die Beherrschung vor Wut und ermordet Mieze im Affekt.
Ein Komplize von Reinhold verrät das Versteck der Leiche und alles eskaliert endgültig. Sowohl Reinhold als auch Franz werden des Mordes an ihr verdächtigt und bald darauf gefasst.
Franz Biberkopf fällt nach seiner Festnahme in eine tiefe Depression und wird in die Psychiatrie gebracht. Dort ist er kaum anwesend und muss zwangsernährt werden. Die Situation scheint nun endgültig aussichtslos, doch im halbwachen, verwirrten Zustand erscheint Franz der Tod und hält ein langes, schweres und belastendes Gespräch mit ihm.
Nach zwei schrecklichen Nächten und Diskussionen kann Franz endlich unter Tränen seine Schuld zugeben und als neuer Mensch wiedergeboren werden. So erwacht er schließlich gesund und als neuer Mensch. Für unschuldig befunden und aus der Psychiatrie entlassen, kehrt Franz Biberkopf zurück nach Berlin und arbeitet von nun an als Hilfsportier.
Abbildung 1: Handlungsablauf in "Berlin Alexanderplatz"
Masochismus und Sadismus sind zwei gegensätzliche Begriffe. Masochist*innen erleben (häufig sexuelle) Lust und Befriedigung, wenn ihnen Schmerzen zugefügt werden. Sadist*innen hingegen gefällt es sehr, anderen Menschen Schmerzen zufügen oder sie zu demütigen.
Abbildung 2: Figurenkonstellation in "Berlin Alexanderplatz"
"Berlin Alexanderplatz" ist eine bunt zusammengewürfelte Geschichte mit vielen intertextuellen Bezügen.
Der Roman ist ironisch, sarkastisch und häufig im Dialekt verfasst. Die Hauptstadt und der Alexanderplatz sind immens wichtig und sprechen den Protagonisten Franz Biberkopf manchmal direkt an. Der Alexanderplatz steht für die großen Wandlungen der Gesellschaft zur Zeit der Weimarer Republik. Mehrere (auch biblische) Symbolfiguren tauchen auf.
Der Autor Alfred Döblin schichtet das Werk als eine literarische Montage.
Die Montagetechnik in der Literatur lässt sich auf das Collagieren in der bildenden Kunst zurückführen. Hier wird aus verschiedensten Elementen, die auf einen Untergrund angebracht werden, ein neues, vielschichtiges Kunstwerk erschaffen.
Der innere Monolog des Protagonisten vermischt sich mit den Klängen des Alexanderplatzes. Die Bewohner*innen Berlins werden wie eine große Masse behandelt. Mithilfe von Döblins kunstvoller Collagearbeit treffen die riesige Stadt, der Trubel und das Chaos auf das, eng mit der Stadt verbundene, Schicksal eines Individuums.
Vor-und Rückblenden vermischen sich im Roman. Durch seine innovative Erzähltechnik wirkt Berlin Alexanderplatz spannend und dicht verwoben. Auch verschiedenste Textmaterialien unterbrechen die erzählte Handlung ständig: Zeitungsausschnitte, Radiobeiträge, Kinderlieder, Parolen, Zitate finden sich im wilden Wechselspiel mit den inneren Monolog des Antihelden Franz Biberkopf. So entstehen viele intertextuelle Bezüge und das Buch entwickelt eine starke Dynamik.
Unter Intertextualität versteht man die Umwandlung und das Einfügen bereits bestehender Texte in einen neuen Text.
Biberkopfs Leben wird dem / der Leser*in durch seinen inneren Monolog nahegebracht. Auch die Gedanken- und Sorgenwelten anderer Personen werden an geeigneter Stelle offenbart. Der verzweifelte Franz gerät zudem ständig in gedankliche Diskussionen mit Stimmen in seinem Kopf, die ihn daran erinnern, dass er eigentlich anständig bleiben wollte. Manchmal spricht die Hauptstadt Biberkopf scheinbar direkt an und erinnert ihn an die Realität, der er sich stellen muss:
"Es heißt sich entschließen, es muß ein Weg gegangen werden, - und du weißt keinen, Franze. Den alten Mist möchtest du nicht und in der Zelle hast du auch nur gestöhnt und dich versteckt und nicht gedacht, nicht gedacht, Franze."
Die lebendigen Dialoge und Diskussionen der Protagonist*innen sind häufig in der Berliner Mundart verfasst. Die Menschen sprechen im Buch oft sehr derbe und einfach; der Roman und seine Hauptpersonen geben sich immer wieder ironisch und sarkastisch. Häufig wird auch der/die Leser*in direkt angesprochen und so unmittelbar in das Geschehen hineingezogen.
Der Alexanderplatz, um den herum sich die Geschichte der Hauptperson abspielt, symbolisiert das moderne, laute und verrückte Leben zum Anfang der 20er Jahre. Der Platz steht, mit all seinem Chaos und Getümmel, für die großen Umwandlungen in Gesellschaft und Politik zur Zeit der Weimarer Republik sowie für die starke Charakterentwicklung Biberkopfs.
In Berlin Alexanderplatz finden sich zudem zahlreiche Bibelzitate. Auch zwei wichtige Symbolfiguren tauchen im Laufe der Handlung auf: Die Hure von Babylon steht für die Sünden und das Laster, die Biberkopf mit sich herumträgt. Franz verliert sich und seine Motivation in einer Stadt voller Verbrechen und Betrug. Zuletzt schenkt ausgerechnet der Tod, die zweite große Symbolfigur im Roman, Biberkopf sein neues Leben.
Alfred Döblin hat seinen Roman in neun einzelne Bücher unterteilt. Nach ungefähr jedem Drittel des Romans kommt ein Schicksalsschlag vor, die Franz Biberkopfs Leben wiederholt zerstören. Im neunten Buch erscheint Franz anschließend der Tod und Biberkopf ergreift seine Chance auf eine Rückkehr ins Leben.
Die Handlung ist häufig verwirrend und nicht linear geschrieben. So können Lesende unmittelbar ins Geschehen eintauchen. Ein auktorialer, also ein allwissender Erzähler tritt in der Einführung zum Roman, sowie vor dem Anfang jedes der neun Teilabschnitte auf und erklärt die folgende Handlung. Es handelt sich also um einen fiktiven Dialog mit den Lesenden.
Manchmal stellt der Erzähler seine Rolle selbst infrage und fällt mit ironischen Kommentaren zum Handlungsgeschehen auf. Das Geschehen wird vergegenwärtigt und wirkt real. Innere Monologe, sowohl von Franz als auch von Reinhold, geben den Lesenden Einblicke in deren Gefühlswelten.
Zeitgeschichtlich lässt sich Berlin Alexanderplatz in die literarische Strömung des Expressionismus bzw. in die Berliner Moderne einordnen.
Der Expressionismus ist ein Begriff für neuartige, moderne Literaturformen, die zwischen 1910 und 1925 entstanden. Die Realität sollte nicht mehr naturgetreu abgebildet werden, sondern neuartige Ausdrucksformen wie Collagetechniken wurden verwendet. Im Mittelpunkt der Werke standen das Leben und die Krisen eines Individuums.
Der Roman ist außerdem ein Musterbeispiel für einen Großstadtroman, einer Sonderform des Gesellschaftsromans.
In Großstadtromanen wie in Berlin Alexanderplatz wurde die Einsamkeit des menschlichen Schicksals dargestellt. Große Städte wurden zu gefährlichen, unmenschlichen Orten voller Unheil.
Alfred Döblin wird 1878 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. 1888 zieht die Familie nach Berlin, wo Alfred ein Medizinstudium aufnimmt und es 1905 als Facharzt für Psychiatrie beendet. Während seiner Tätigkeit als Arzt beginnt er, literarisch zu arbeiten.
Alfred Döblin selbst arbeitet lange bei einer revolutionären Kunstzeitschrift mit, die moderne Kunstrichtungen wie den Dadaismus, den Kubismus oder den Expressionismus vertrat.
Der Roman war seit seinem Erscheinen 1929 ein riesiger Erfolg. Jedoch wurde er 1933 zur Zeit des Nationalsozialismus als "Entartete Kunst" bezeichnet und öffentlich verbrannt und verboten.
Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers flüchtet Döblin zuerst nach Frankreich und anschließend in die USA. 1957 stirbt er in Deutschland.
Er ist ein großer Unterstützer moderner Kunstformen und schreibt selbst expressionistische Literatur.
Berlin Alexanderplatz wird in der NS-Zeit als "Entartete Kunst" verboten und Döblin flüchtet vor dem Regime.
Der Held in Döblins Berlin Alexanderplatz heißt Franz Biberkopf.
Den Roman Berlin Alexanderplatz schrieb Alfred Döblin.
In der Verfilmung von Berlin Alexanderplatz spielt Barbara Sukowa Mieze.
Wie möchtest du den Inhalt lernen?
94% der StudySmarter Nutzer erzielen bessere Noten.
Jetzt anmelden94% der StudySmarter Nutzer erzielen bessere Noten.
Jetzt anmeldenWie möchtest du den Inhalt lernen?
Kostenloser deutsch Spickzettel
Alles was du zu . wissen musst. Perfekt zusammengefasst, sodass du es dir leicht merken kannst!
Sei rechtzeitig vorbereitet für deine Prüfungen.
Teste dein Wissen mit spielerischen Quizzes.
Erstelle und finde Karteikarten in Rekordzeit.
Erstelle die schönsten Notizen schneller als je zuvor.
Hab all deine Lermaterialien an einem Ort.
Lade unzählige Dokumente hoch und habe sie immer dabei.
Kenne deine Schwächen und Stärken.
Ziele Setze dir individuelle Ziele und sammle Punkte.
Nie wieder prokrastinieren mit unseren Lernerinnerungen.
Sammle Punkte und erreiche neue Levels beim Lernen.
Lass dir Karteikarten automatisch erstellen.
Erstelle die schönsten Lernmaterialien mit unseren Vorlagen.
Melde dich an für Notizen & Bearbeitung. 100% for free.