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Wer in der DDR zur Schule ging, wird kaum an der Novelle "Dshamilja" vorbeigekommen sein. Zur damaligen Zeit galt diese Erzählung nämlich Pflichtlektüre. Aufgrund der Übersetzung aus dem Russischen existiert für den Titel ebenfalls die Schreibweise "Djamila". In dieser Erklärung wird jedoch auf erstere Schreibweise zurückgegriffen, da diese näher an der russischen Rechtschreibung liegt.Die DDR (Deutsche Demokratische Republik) war ein…
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Jetzt kostenlos anmeldenWer in der DDR zur Schule ging, wird kaum an der Novelle "Dshamilja" vorbeigekommen sein. Zur damaligen Zeit galt diese Erzählung nämlich Pflichtlektüre. Aufgrund der Übersetzung aus dem Russischen existiert für den Titel ebenfalls die Schreibweise "Djamila". In dieser Erklärung wird jedoch auf erstere Schreibweise zurückgegriffen, da diese näher an der russischen Rechtschreibung liegt.
Die DDR (Deutsche Demokratische Republik) war ein Staat, der durch die Teilung Deutschlands 1949 entstand und bis 1990 bestehen blieb. Wenn Du mehr über die DDR erfahren möchtest, schau Dir gern die Erklärung "DDR Geschichte" an!
Der kirgisische Autor Tschingis Aitmatow verfasste "Dshamilja" 1958 und reichte den Text als Abschlussarbeit seines Studiums am Maxim-Gorki-Literaturinstitut in Moskau ein. Die Handlung spielt 1943 in Kirgisistan und erzählt die Liebesgeschichte einer Bäuerin und eines Kriegsheimkehrers während des Zweiten Weltkriegs. Der französische Schriftsteller Louis Aragon (1897-1982) bezeichnete sie sogar als die schönste Liebesgeschichte der Welt.
Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) wurde hauptsächlich zwischen Deutschland und den Alliierten (USA, Sowjetunion) geführt. Der deutsche Diktator Adolf Hitler hatte ihn durch einen Angriff auf polnisches Gebiet ausgelöst. Mehr Infos erhältst Du in der Erklärung "Zweiter Weltkrieg" im Fach Geschichte hier auf StudySmarter!
In "Dshamilja" erzählt der 15-jährige Said die Geschichte seiner Schwägerin namens Dshamilja. Die Handlung beginnt damit, dass Said ein Bild beschreibt und dann dazu übergeht, von seinen Lebensumständen zu berichten. Er lebt mit Dshamilja in einem sogenannten "Ail", welches eine Dorfsiedlung ist. Bevor sie sesshaft wurden, zog ihr Volk als Nomaden umher. Dshamilja ist die Frau von Saids großem Bruder Sadyk. Sie heirateten bevor Sadyk in den Krieg eingezogen wurde.
Nomaden sind Menschen, die meist aufgrund wechselnder Klimabedingungen nicht an einem Ort leben, sondern wandern.
Dshamilja wird als eine außergewöhnlich attraktive und lebensfrohe junge Frau beschrieben. Sie hinterfragt allerdings die Traditionen ihres Volkes und ist unglücklich in ihrer Ehe mit Sadyk. Da die meisten erwachsenen Männer in den Krieg ziehen mussten, kümmern sich die Frauen und Kinder um das Dorf. Dshamilja wird zusammen mit Said zum Beladen von Getreidetransportern eingeteilt. Dort treffen sie auf Danijar. Er hatte erst auch im Krieg gedient, kehrte aber aufgrund einer Beinverletzung wieder heim.
Eines Abends bittet Dshamilja Danijar während ihrer Heimfahrt von der Arbeit etwas zu singen. Zuerst weigert Danijar sich. Doch dann gibt er nach und Dshamilja und Said sind von der Schönheit seines Gesangs verzaubert. Dshamilja wirkt in sich gekehrt, während sie Danijar zuhört. Said erinnert sich an Bilder aus seiner Kindheit. Durch Danijars Gesang und die Erinnerungen wird ihm klar, wie schön seine Heimat ist. Er möchte diese Schönheit mit der Welt teilen, indem er sie malt.
Dshamilja und Danijar hatten sich von Anfang an gut verstanden, doch nun beginnen sie, sich aus dem Weg zu gehen. Said begreift, dass die beiden ineinander verliebt sind. Bei einem weiteren Getreidetransport schmiegt Dshamilja sich kurz an Danijar, weicht aber schnell zurück. Said sieht die beiden und fühlt sich inspiriert. Er malt einen ersten Entwurf, auf dem das Paar abgebildet ist. Dshamilja sieht seine Zeichnung und behält sie als Andenken.
Kurze Zeit später erfahren sie, dass Sadyk bald aus dem Krieg zurückkehren wird. Dshamilja gesteht Danijar ihre Liebe und will sich von Sadyk trennen. Einige Wochen nach dieser Nachricht sieht Said, wie die beiden Verliebten den Ail verlassen. Er verrät ihrer Familie nichts, doch diese finden das Bild, das Said gezeichnet hatte.
Mit dem Verlust von Dshamilja begreift Said schließlich erst, wie stark seine romantischen Gefühle für sie waren. Er kann sie nicht zurückholen und verabschiedet sich infolgedessen von seiner Heimat und Kindheit. Said beschließt beruflicher Maler zu werden und beginnt an einer Kunstakademie zu studieren. Als seine Diplomarbeit reicht er das fertige Bild von Dshamilja und Danijar ein. Es wird nun deutlich, dass das Bild, welches Said am Anfang der Geschichte beschrieben hat, diese Abschlussarbeit war.
Obwohl "Dshamilja" eine Novelle ist, werden die Hauptfiguren dieser Erzählung vergleichsweise ausführlich beschrieben. Die Lesenden können genau erkennen, in welcher Beziehung sie zu anderen Figuren und ihrer Umwelt stehen.
Mit "Dshamilja" hat Tschingis Aitmatow seinen Durchbruch bereits in jungen Jahren erreicht. Seine Beschreibungen vom Leben an der kasachischen Grenze werden heute noch gelesen.
Aitmatow verwendet in "Dshamilja" eine einfache, aber auch poetische Sprache. Da die Handlung aus der Perspektive von Said erzählt wird, wird sie auch stark von seiner Wahrnehmung beschränkt. Das heißt, durch die Perspektive des Ich-Erzählers können die Lesenden lediglich Saids Gedanken und Gefühle wahrnehmen. Angesichts Saids künstlerischer Veranlagung verwendet er eine sehr bildhafte Sprache. Er beschreibt alles, was er sieht, sehr ausführlich und lebendig.
Ein Beispiel hierfür findet sich direkt am Anfang der Geschichte, als Said sein Bild beschreibt:
Es ist ganz schlicht, so schlicht wie die Landschaft, die ich darauf dargestellt habe. Im Hintergrund sieht man den Rand des fahlen Herbsthimmels und scheckige, vom Wind gejagte Wolken über einer fernen Bergkette, im Vordergrund Wermutsträucher in der rötlichbraunen Steppe und einen Weg, fast schwarz, noch naß vom Regen, am Wegrain stehen dicht gedrängt Büschel von dürrem, geknicktem Pfriemengras.1
Nach der Beschreibung seines Bildes wechselt der Erzähler aus dem Präsens, also der Gegenwartsform, in die Vergangenheitsform Präteritum. Diese behält er während des Erzählens von Dshamiljas Geschichte bei. Erst als am Ende aufgelöst wird, dass das Bild vom Anfang die Diplomarbeit ist, wechselt der Erzähler wieder ins Präsens. Es wird deutlich, dass Said die Geschichte erzählt, während er sein Bild betrachtet.
Durch den Wechsel der Zeitformen und das wiederkehrende Element der Bildbeschreibung gibt Aitmatow "Dshamilja" einen Rahmen. Dadurch werden zwei Ebenen erschaffen. Die erste Ebene ist die eigentliche Geschichte, in der Said auch selbst eine Figur ist. Sie wird auch Binnenerzählung genannt. In der zweiten Ebene ist Said der Erzähler, der lediglich von seinen eigenen und Dshamiljas Erlebnissen berichtet. Diese Ebene heißt Rahmenhandlung, weil sie die Binnenerzählung einschließt.
Dieser Aufbau mit nur einer Binnenerzählung und einer Rahmenhandlung ist typisch für Novellen. Dazu zählt auch, dass die Handlung chronologisch, also in der Reihenfolge, wie sie passiert, erzählt wird. Es gibt demnach keine Zeitsprünge, Rückblenden oder Ähnliches. Es werden lediglich die wichtigsten Informationen erwähnt und die Figuren werden im Normalfall nur oberflächlich beschrieben.
Novellen handeln von realistischen, aber besonderen Ereignissen. Sie vermitteln zudem oftmals eine Moral. Was die Moral in "Dshamilja" ist, erfährst Du im Kapitel "Interpretation". Zu einer Novelle gehört auch immer ein Wendepunkt. Den bildet in dieser Erzählung die Ankündigung von Sadyks Rückkehr. Denn dadurch beschließt Dshamilja, sich von Sadyk zu trennen, Danijar ihre Liebe zu gestehen und mit ihm wegzulaufen.
Die Figur Dshamilja tritt in der Novelle als unabhängige und starke Frau auf. Damit zeigt Aitmatow der Leserschaft ein damals neues Frauenbild. Sie steht in einem starken Gegensatz zu ihrem Ehemann Sadyk. Der unterstützt die Sowjetunion, indem er für sie in den Krieg zieht. Er glaubt an die Traditionen seines Volkes und stellt sie niemals infrage.
Die Sowjetunion, auch UdSSR genannt, war von 1922 bis 1991 ein kommunistischer Staat, der über eine einzige Partei regiert wurde. Den Hauptteil ihres Gebietes nahm das heutige Russland ein. Mehr zu diesem Thema erfährst Du in der Erklärung "Gründung der Sowjetunion" im Fach Geschichte auf StudySmarter!
Durch die Gegenüberstellung dieser zwei so unterschiedlichen Figuren zeigt Aitmatow zwei Weltbilder auf. Sadyk symbolisiert den treuen Staatsdiener, während Dshamilja ihren eigenen Weg geht. Sie repräsentiert den Sieg des Sozialismus über die Staatsgewalt. Mit dem glücklichen Ende von Dshamilja, Said und Danijar, zeigt Aitmatow seine Befürwortung des Sozialismus und übt gleichzeitig Kritik am Kapitalismus.
Es gibt keine genaue Definition für den Sozialismus. Oft wird damit die Gleichstellung von sozialen Gruppen angestrebt. Ein Regierungsmodell, welches sozialistische Ziele verfolgt, ist der Kommunismus. Mit dem Sozialismus sollte der Kapitalismus abgelöst werden. Im Wirtschaftssystem des Kapitalismus bestimmen Angebot und Nachfrage den Markt.
Die Moral von "Dshamilja" ist somit politisch motiviert. Aitmatow fordert seine Leserschaft dazu auf, neue Wege einzuschlagen und ihre Ziele selbst zu bestimmen. Alte Traditionen sollen überdacht und gegebenenfalls verworfen werden.
Viele der Aspekte in "Dshamilja" weisen außerdem Parallelen zu Aitmatows Leben auf. Dazu gehört, dass "Dshamilja" als Abschlussarbeit eingereicht wurde, ebenso wie Saids Bild vom Liebespaar. Auch wuchs Aitmatow selbst Teil bei einem Nomadenvolk auf und die Figuren leben in derselben Gegend, in der er aufgewachsen ist. Dies legt den Schluss nahe, dass der Autor in diesem Werk seine eigenen Erfahrungen aufarbeitet und nach außen tragen will.
Tschingis Aitmatow wurde am 12.12.1928 in der kirgisischen Siedlung Scheker, nahe der kasachischen Grenze, geboren. Er gehörte zu einem Nomadenvolk und musste deshalb schon früh anfangen zu arbeiten. Mit 14 Jahren war er bereits Sekretär des Dorfsowjets, als sich sein Volk niederließ.
Ein Dorfsowjet ist eine Verwaltungseinheit in einem Gebiet, das die Sowjetunion eingenommen hat.
Später studierte Aitmatow Veterinärmedizin und forschte nach seinem Abschluss einige Jahre am Forschungsinstitut in Scheker. Er war dort als Tierzüchter angestellt. Während dieser Tätigkeit begann er auch Literatur von Kirgisisch in Russisch zu übersetzen und schrieb eigene Texte. Von 1956 bis 1958 entschloss er sich dann, am Maxim-Gorki-Literaturinstitut in Moskau zu studieren. Mit seiner Diplomarbeit "Dshamilja" wurde er weltberühmt.
Eine andere Bezeichnung für Veterinärmedizin ist "Tiermedizin".
1957 wurde er Mitglied des Sowjetischen Schriftstellerverbands und arbeitete als Redakteur der Parteizeitung "Prawda". 1990 wurde Michail Gorbatschow zum Präsidenten der Sowjetunion erklärt und Aitmatow war einige Jahre lang einer seiner Berater. In den folgenden Jahren wurde er zunächst als sowjetischer Botschafter in Luxemburg und anschließend auch in Belgien eingesetzt. Tschingis Aitmatow verstarb am 10.06.2008 an einer Lungenentzündung im Nürnberger Klinikum.
"Dshamilja" wurde von Tschingis Aitmatow geschrieben.
In "Dshamilja" geht es um die Liebesgeschichte der kirgisischen Bauern Dshamilja und Danijar. Sie wird von Dshamiljas Schwager Said erzählt.
Aitmatows "Dshamilja" spielt 1943, also kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs.
Die Hauptfigur in Aitmatows "Dshamilja" ist die kirgisische Bäuerin Dshamilja.
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