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Der Fremde Albert Camus

Heute ist Mama gestorben. Vielleicht auch gestern, ich weiß es nicht.1  

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Heute ist Mama gestorben. Vielleicht auch gestern, ich weiß es nicht.1

Das sind zwei der bekanntesten Sätze der Literaturgeschichte aus dem Roman "Der Fremde" (franz. L'Étranger) von Albert Camus. Besondere Bekanntheit erlangten diese Sätze aufgrund ihrer Wortkargheit, die einen Kontrast zu der poetischen und ausgeschmückten Kunstsprache stehen, die zur Zeit der Veröffentlichung des Romans im Jahr 1942 in Frankreich dominierte. Außerdem wirft dieser erste Satz bereits einen Schatten auf die Handlung voraus, die den Leser durchgängig mit dem Tod, zunächst dem der Mutter des Protagonisten und abschließend mit seinem eigenen, konfrontiert.

Der Roman handelt von Meursault, einem jungen Mann aus Algier, der zunächst seine Mutter verliert. Später wird er wegen Mordes zum Tode verurteilt, obwohl es sich bei der Tat um Notwehr handelte. Mit seinem Werk offenbart Camus eine tiefgreifende Entfremdung zwischen dem Einzelgänger Meursault und der Gesellschaft, die seine Strafe für gerechtfertigt hält.

Albert Camus: "Der Fremde“ – Inhalt

Im Folgenden erfährst Du über den Inhalt von Albert Camus' "Der Fremde". Der Roman lässt sich in zwei Teile gliedern. Im ersten Teil berichtet Meursault als Ich-Erzähler, welche Geschehnisse dem Mord vorangingen und wie sich die Tat ereignete. Der zweite Teil befasst sich mit der Gerichtsverhandlung und der bevorstehenden Hinrichtung Meursaults. Der Handlung findet in Algier, der Hauptstadt Algeriens, statt. Zur Zeit der Handlung, in den 1930er-Jahren, war Algerien eine französische Kolonie.

Zur besseren Übersicht sind die beiden großen Abschnitte durch frei gewählte Zwischenüberschriften unterteilt.

Albert Camus: "Der Fremde" – Zusammenfassung Teil 1

Es folgt die erste Zusammenfassung von Albert Camus' "Der Fremde". Der junge Algerier Meursaults erfährt per Telegramm vom Tod seiner Mutter in einem Altenheim ca. 80 Kilometer von Algier entfernt. Meursault fährt in glühender Hitze zu ihrem Begräbnis. Bei der angeordneten Nachtwache am Grab seiner Mutter weiß der junge Mann nicht, wie er sich verhalten soll. Übermüdet bietet er schließlich dem Pförtner, der mit ihm Wache hält, eine Zigarette an und unterhält sich mit ihm. Als sich weitere Personen der Wache anschließen, wird Kaffee ausgeschenkt. Bei der Beerdigung, die am nächsten Tag in der Hitze Algeriens stattfindet, erscheint Meursault teilnahmslos und das Geschehen verschwimmt vor seinen Augen.

Im Anschluss an die Trauerfeier kehrt Meursault nach Algier zurück. Dort trifft er sich am nächsten Tag mit einer früheren Kollegin namens Marie. Nach einem gemeinsamen Kinobesuch verbringen die beiden ihre erste Nacht zusammen. Am nächsten Morgen ist die Frau verschwunden. Meursault scheint das nicht zu interessieren und er verbringt den Tag in seiner Wohnung. Am Abend begegnet er seinen beiden Nachbarn Salamano und Raymond. Ersterer führt seinen Hund spazieren. Dabei zieht er an der Leine und tritt das Tier.

Meursault hilft Raymond

Raymond, ein bekannter „Frauenheld“, dem nachgesagt wird, ein Zuhälter zu sein, bittet Meursault um Hilfe. Meursault soll ihm bei einem Plan helfen, um Raymonds abtrünnige Geliebte zu ihm zurückzubringen. Dafür soll Meursault einen Brief in Raymonds Auftrag verfassen und diesen bei der ehemaligen Geliebten einwerfen. Der Plan gelingt und die Frau kehrt zurück. Auch Meursault hat Glück in der Liebe, denn er trifft sich nun öfter mit Marie und die beiden werden ein Paar.

Bald darauf bekommt Meursault mit, wie Raymond seine Geliebte verprügelt. Die Polizei greift aufgrund von Anrufen der Nachbarn ein und Raymond fühlt sich von den arabischen Brüdern seiner Geliebten bedroht. Als er mit Meursault und Marie einen Ausflug in das Strandhaus eines Freundes unternimmt, warten an einer Haltestelle der Bruder sowie ein anderer Bekannter der verprügelten Geliebten. Mittags kommt es dann zu einem Kampf zwischen den beiden Fronten: Raymond provoziert die zwei Araber; diese stechen ihm mit einem Messer in den Arm und verschwinden.

Die Tat

Nachmittags treffen Raymond und Meursault am Strand erneut auf die beiden Männer. Raymond überlegt, einen der Araber zu erschießen, wird aber von Meursault daran gehindert. Raymond händigt seinem Freund daraufhin den Revolver aus.

Die Hitze macht Meursault immer mehr zu schaffen. Zur Abkühlung kehrt er wieder an den Strand zurück und erinnert sich an die unerträgliche Sommerhitze bei der Beerdigung. Einer der Araber ist noch immer da und zückt ein Messer. Meursault sieht die Klinge im grellen Sonnenlicht aufblitzen. In diesem Moment trifft er eine folgenschwere Entscheidung: Er erschießt den Araber mit dem Revolver und feuert noch vier weitere Schüsse auf die Leiche ab.

Albert Camus: "Der Fremde" – Zusammenfassung Teil 2

Die zweite Zusammenfassung von Albert Camus' "Der Fremde" folgt. Eine Woche nach der Tat wird Meursault verhaftet und einem Untersuchungsrichter vorgeführt. Meursault gibt an, dass sein Handeln Notwehr war, doch der Richter sucht nach einem Motiv für den Mord. Bei einem der Verhöre sagt der Untersuchungsrichter, Meursaults Verhalten bei der Beerdigung seiner Mutter sei gefühllos und unangebracht gewesen. Während der gesamten Verhandlung bleibt Meursault trotz der Anschuldigungen ruhig und bestätigt, dass er generell eine zurückhaltende Person ist. Der Richter legt dem jungen Mann zulasten, dass er nach dem ersten Schuss noch vier weitere Male abfeuerte.

Als Meursault die Nachfrage des Richters, ob er denn religiös sei, verneint, reagiert der Beamte schockiert, hält dem jungen Mann ein Kreuz vor das Gesicht und bezeichnet ihn als Leugner Gottes. Es wird klar, dass Meursault und das bürgerliche Rechtssystem komplett gegensätzlich gerichtet sind. Bis zu seinem Prozess vergehen 11 Monate im Gefängnis. An den eintönigen Alltag hinter Gittern gewöhnt sich Meursault schnell. Er empfindet es sogar als recht angenehm, dass ihm sein Leben nun komplett vorgegeben wird. Seine Freundin Marie besucht ihn während des gesamten Aufenthalts nur ein einziges Mal. Sie unterhalten sich bei dem Besuch nicht und er vergisst sie schnell.

Meursaults Prozess

Meursaults Tat viel Aufsehen erregt, sodass viele Pressevertreter beim Prozess anwesend sind. Als Zeugen und Zeuginnen werden einige Bekannte Meursaults aufgerufen, darunter der Pförtner bei der Trauerwache, Raymond, ein Nachbar und Marie. Der Reihe nach sollen alle von ihren Beobachtungen erzählen.

Diejenigen, die bei der Beerdigung anwesend waren, merken allesamt an, dass Meursault seine tote Mutter nicht anständig betrauert habe. Zudem habe er nur einen Tag später seine Liebesbeziehung zu Marie begonnen und sei sorglos in einen Kinofilm spaziert. Auch der Brief, den er in Raymonds Auftrag geschrieben hat, sowie die Tatsache, dass er am Strand einen Revolver bei sich trug, werden als eindeutige Indizien für seine Mordabsicht interpretiert.

Nur die Aussagen derjenigen, die Meursault besser kennen, sind positiv. Der Nachbar Salamano sagt aus, Meursault habe sich stets gut um seinen Hund gekümmert. Auch der Wirt von Meursaults Stammlokal verteidigt den Angeklagten. Er sagt aus, dass Meursault stets nur das Nötigste redet und er ihn darum besonders als Freund schätzt.

Das Urteil

Raymond muss als Letzter aussagen. Er schildert den Tathergang und den Mord, beginnend mit dem beauftragten Brief bis zu den Vorfällen am Strand und bezeichnet die Vorfälle als unglückliche Zufälle. Der Staatsanwalt jedoch bezeichnet Raymond als Zuhälter und beschuldigt die beiden der Komplizenschaft.

Im folgenden Abschluss-Plädoyer stellt der Staatsanwalt Meursault endgültig als einen herzlosen Mörder dar, während der Verteidiger ihn als harmlosen Mann betitelt. In seinem Schlusswort sagt Meursault noch einmal aus, dass alles wegen der Sonne so passiert sei. Niemand versteht ihn, er wird für seine Aussage bloß ausgelacht. Der Staatsanwalt plädiert für die Todesstrafe und gewinnt den Prozess.

Die Hinrichtung steht kurz bevor und Meursault lehnt es ab, noch ein letztes Mal mit einem Geistlichen zu sprechen. Er möchte eigentlich nicht sterben, kommt aber später zu dem Schluss, dass es eigentlich egal ist, ob er jetzt oder erst in zwanzig Jahren stirbt. Er betrachtet sein Leben als bedeutungslos. Selbst Marie und er bedeuten einander nichts. Im Angesicht der Absurdität des Lebens erscheint Meursault die Hinrichtung mittlerweile gleichgültig. Kurz vor seinem Tod schließt er endlich Frieden mit sich und der Welt, und merkt, dass er eigentlich immer glücklich gewesen ist.

Albert Camus: "Der Fremde" – Charaktere

Im Folgenden erhältst Du einen Überblick der Charaktere aus Albert Camus' "Der Fremde". Neben der Hauptfigur Meursault sind Raymond Sintes und Meursaults Geliebte Marie zentral für die Handlung. Daneben werden mit dem Pförtner, dem Nachbarn Salamano sowie dem Richter, Staatsanwalt und Verteidiger Nebenfiguren genannt, die vor allem Einfluss auf den Gerichtsprozess und das Urteil nehmen.

Meursault

  • junger, unauffälliger Speditionsangestellter in einem Büro in Algier
  • ist desinteressiert an den meisten Dingen und Themen, die andere Menschen interessieren
  • ist zurückhaltend und emotionslos
  • regiert zumeist gleichgültig auf Geschehnisse wie den Tod seiner Mutter oder den Mord
  • führt ein Dasein als Einzelgänger
  • zeigt nihilistische Züge
  • versteht die moralischen Grundsätze der Gesellschaft nicht und ist losgelöst von den gesellschaftlichen Normen
  • findet im Angesicht des Todes Frieden mit sich selbst und der Bedeutungslosigkeit seiner Existenz
  • hält die Welt für gott- und sinnlos.
  • erkennt die vermeintliche Absurdität und Zufälligkeit des Lebens
  • ist der Gegenpart zur Gesellschaft, beide Instanzen können sich gegenseitig nie nachvollziehen

Der Nihilismus ist eine philosophische Grundhaltung und Überzeugung. Nihilisten und Nihilistinnen sind überzeugt, dass alles Sein sinnlos ist. Sie sehen keinen Sinn oder Nutzen im Streben und den Bemühungen der Menschen.

Raymond Sintes

  • ist ein Nachbar Meursaults
  • nutzt ihn für seine Zwecke aus
  • ist gewalttätig gegenüber seiner Geliebten
  • gilt als Auslöser der Handlung, da er Meursault durch den Brief in den Konflikt mit den Arabern hineinzieht
  • händigt Meursault die spätere Mordwaffe aus
  • ist eine Kontrastfigur zu dem in sich gekehrten Meursault
  • verteidigt Meursault im Gerichtsprozess, indem er die Tat als „Zufall“ bezeichnet

Marie

  • ehemalige Arbeitskollegin von Meursault

  • führt eine romantische Beziehung mit Meursault

  • beendet die Beziehung trotz Meursaults Gleichgültigkeit bezüglich einer Heirat mit ihr nicht

  • besucht Meursault ein einziges Mal im Gefängnis

  • wird als Zeugin befragt, wobei ihre Schilderung des Wochenendes nach der Beerdigung missinterpretiert werden

Albert Camus: „Der Fremde“ – Analyse

Die Analyse des Romans "Der Fremde" unterteilt sich in eine Analyse des Aufbaus und der Erzählperspektive sowie in eine sprachliche Analyse.

Aufbau

Der Roman „Der Fremde“ besteht aus zwei ungefähr gleich langen Teilen, die insgesamt ca. 150 Seiten umfassen. Die erzählte Zeit umfasst dabei ca. ein Jahr. Die beiden Teile unterscheiden sich hinsichtlich des Umfangs ihrer erzählten Zeit und ihrer Handlung.

1. Teil (sechs Kapitel) 2. Teil (fünf Kapitel)
spielt sich innerhalb weniger Tage ab spielt sich innerhalb von 11 Monaten ab
berichtet von unterschiedlichen Begebenheiten in Meursaults Lebenberichtet von den Folgen von Meursaults Tat
  • Tod und Beerdigung der Mutter
  • Liebschaft mit Marie
  • Hilfe bei Raymonds Plan
  • Ausflug in das Strandhaus
  • Mord an dem Araber
  • Gefängnisaufenthalt
  • Gerichtsverhandlung
  • Verurteilung
  • Auseinandersetzung mit dem Gefängnispriester
  • Warten auf die Hinrichtung

Erzählperspektive

"Der Fremde" wird aus der Sicht von Meursault wiedergegeben. Er ist der Ich-Erzähler im Roman, weshalb nur seine eigenen Gefühle, Gedanken und Eindrücke geschildert werden. Die Beschreibung aller anderer Personen erfolgt auf der Basis von Meursaults subjektiver Sicht, sodass die Lesenden nur erfahren, was die Hauptfigur über die Nebenfiguren denkt bzw. wie er sie empfindet. Deshalb wird auch von den Geschehnissen stets subjektiv berichtet.

Ich war ganz und gar angespannt, und meine Hand umkrallte den Revolver. Der Hahn löste sich, ich berührte den Kolben, und mit hartem, betäubendem Krachen nahm alles seinen Anfang. Ich schüttelte Schweiß und Sonne ab.1

Im Roman wird lediglich beschrieben, wie Meursault den Mord wahrnimmt und was er bei der Tat fühlte. Meursault beschreibt lediglich die anderen Personen aus seiner Sicht, kann aber keine Aussagen zu ihren Gefühlen machen.

Sprache

Die Sprache in "Der Fremde" ist entgegen der poetischen französischen Form nüchtern und sachlich gehalten. Auch die kurzen und klar formulierten Sätze entsprechen nicht der damaligen Kunstsprache.

Die gehobene und poetische französische Kunstsprache etablierte sich früh in Frankreichs Literaturgeschichte, da bereits vor dem 17. Jahrhundert die Lyrik an den königlichen Höfen geschätzt wurde. Die Sprache wurde später auch in der Epik übernommen. Lange Zeit galt diese beschönigende und angenehme Sprache als Standard in der französischen Literatur.

Das änderte sich jedoch im 20. Jahrhundert als die Literatur von historischen Ereignissen, wie dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) oder dem französischen Kolonialismus und Schriftstellern aus aller Welt beeinflusst wurde.

Konfrontiert mit den vor allem negativen Erfahrungen dieser Zeit, widmete sich speziell der Existenzialismus dem Bruch mit der Kunstsprache. Die menschlichen Erfahrungen, wie Tod, Angst, Fremdheit und das eigene Handeln, werden nüchtern und deutlich formuliert. Damit wird der Mensch selbst in die Verantwortung genommen. Er wird vor die Aufgabe gestellt, einer sinnlosen Welt selbst Sinn zu verleihen.

Er hatte sie blutig geschlagen. Vorher hatte er sie nicht geschlagen. 1

Damit wendet sich Albert Camus ganz bewusst gegen die Erwartungshaltung seines Publikums, so wie sich Meursault im Roman gegen die Erwartung der Gesellschaft wendet, indem er nicht angemessen um seine Mutter trauert oder sich wegen seiner Tat schuldig fühlt.

Durch die Einfachheit der Sprache wird ebenfalls eine Gleichgültigkeit und Distanz in "Der Fremde" ausgedrückt.

Kurz darauf fragte sie, ob ich sie liebe. Ich antwortete, das spiele keine Rolle, höchstwahrscheinlich aber nicht. Sie wurde traurig. Aber als sie das Frühstück bereitete, lachte sie über eine Kleinigkeit schon wieder so lustig, daß ich sie küßte.1

Dieses Beispiel zeigt, dass sich Meursault von Marie und einer Beziehung mit ihr distanziert. Außerdem spiegelt die Antwort auf die Frage, ob er Marie liebt, die Banalität seiner gesamten Existenz wider. Camus erhebt diese Banalität in "Der Fremde" zu etwas Typischem, obwohl es zunächst als etwas Besonderes wirkt.

Ach betrachtete die Landschaft rings um mich. Durch die Zypressen-Reihen, die zu den Hügeln am Horizont führten, durch diese rötliche und grüne Erde und die wenigen Häuser, die sich so deutlich abhoben, begriff ich Mama. Der Abend in dieser Gegend mußte wie eine melancholische Rast sein. Heute brachte die pralle Sonne die Landschaft zum Flimmern, so daß sie unmenschlich und niederdrückend wirkte.1

Auch die Landschaft Nordafrikas wird wie der Rest des Romans als sehr eintönig und betäubend beschrieben. Dadurch wird symbolisch die Eintönigkeit von Meursaults Leben und allgemein die Monotonie der menschlichen Existenz ausgedrückt.

Albert Camus: "Der Fremde" – Interpretation

"Der Fremde" bietet verschiedene philosophische Interpretationsansätze, die vom zeithistorischen Hintergrund unterschiedlicher philosophischer Strömungen beeinflusst werden. Das Werk enthält Aspekte des Existenzialismus sowie des Nihilismus und greift mit der Absurdität eine weitere philosophische Ansicht Albert Camus’ auf.

Existenzialismus

"Der Fremde" gilt als Hauptwerk des französischen Existenzialismus. Der Autor Albert Camus ist neben Jean-Paul Sartre einer der bedeutendsten Vertreter dieser philosophischen Strömung.

Der Existenzialismus ist eine Philosophie und Lebensweise, die sich damit beschäftigt, was es bedeutet, als Mensch zu existieren. Zu existieren bedeutet dabei sein Leben und dessen Sinn selbst zu gestalten, statt wie Dinge einfach nur passiv vorhanden zu sein.

Die Philosophie des Existenzialismus zeigt sich im Roman an der Hauptfigur Meursault, der seine Existenz frei gestaltet, denn seine Handlungen entsprechen nicht den Erwartungen der Gesellschaft. Die existenzialistische Einstellung Meursaults zeigt sich an verschiedenen Stellen des Romans:

  • Meursault raucht am Sarg seiner Mutter, trinkt während der Totenwache Kaffee und schläft sogar ein.
  • Er erschießt einen Mann am Strand, aber weiß nicht genau warum, sondern nur, dass die Hitze etwas damit zu tun hatte.
  • Auf die Frage hin, ob er Marie liebt und heiraten möchte, antwortet er, dass es ihm egal sei.

Genau dieser Existenzialismus ist es jedoch, der Meursault vor Gericht zum Verhängnis wird, denn seine Handlungen sind für die Vertreter der Justiz nicht nachvollziehbar. Sein emotionsloses Verhalten und die Annahme über die Bedeutungslosigkeit seiner Taten, bringt den Richter und die Gesellschaft dazu, anzunehmen, dass Meursault ein kaltblütiger Mörder ist.

Philosophie des Absurden

Camus bezeichnete sich selbst weder als Existenzialisten noch hielt er seinen Roman "Der Fremde" für ein existenzialistisches Werk. Er teilte zwar die allgemeine Annahme des Existenzialismus, jedoch setzte er das Sinnlose mit dem Absurden gleich. Gegen das Absurde kann man sich nach Camus nur auflehnen, indem man in dem Bewusstsein um die Absurdität lebt. Nur durch die Akzeptanz dieser Absurdität kann der Mensch als Wesen frei sein.

Das gesellschaftliche Streben, einer irrationalen Welt Rationalität aufzuzwingen, zeigt sich an zwei Punkten. Einerseits im Gerichtsverfahren, bei dem der Richter und der Staatsanwalt versuchen, Meursaults Verhalten zu interpretieren, um daraus einen Sinn zu gewinnen. Andererseits zeigt sich dieser Aspekt in dem Gespräch zwischen Meursault und dem Geistlichen nach dem Prozess.

«Aber Sie werden später sterben, wenn Sie nicht heute sterben. Dann stehen Sie vor derselben Frage. Wie werden Sie mit der furchtbaren Prüfung fertig werden?» Ich antwortete, ich würde dann mit ihr genausogut fertig, wie ich in diesem Augenblick mit ihr fertig werde.1

Der Geistliche vertritt die Position des Menschen, der sich gegen die sinnlose Welt auflehnt, während Meursault die Irrationalität seines Lebens akzeptiert.

Nihilismus

"Der Fremde" befasst sich außerdem mit dem Verlust des Glaubens- und Wertebewusstseins, was als Nihilismus bezeichnet wird.

Wie im Beispiel des vorherigen Abschnitts gezeigt wurde, vertritt Meursault nihilistische Ansichten, da er eine Besinnung auf den Glauben selbst im Angesicht seiner Hinrichtung ablehnt. Dazu kommt es erst durch seinen Wertnihilismus, der ihn überhaupt in diese Situation gebracht hat. Da Meursault die gesellschaftlichen Werte durch seine Handlungen, wie der mangelnden Trauer um seine Mutter oder dem fehlenden Schuldeingeständnis über seine Tat, missachtet, geht der Richter davon aus, dass der junge Mann ein kaltblütiger Mörder ist.

"Der Fremde" – Albert Camus

Albert Camus war ein französischsprachiger Schriftsteller, Philosoph und Religionskritiker aus Algerien, der 1913 im algerischen Mondovi geboren wurde. Bereits mit 16 Jahren, kurz nach seinem Abitur, erkrankte er lebensgefährlich an Tuberkulose. Camus begann trotz seiner Krankheit ein Philosophiestudium an der Universität Algier und arbeitete anschließend als Lehrer, Journalist, Schauspieler und als Theaterautor, während er an seiner Diplomarbeit in Philosophie schrieb.

Camus nahm aufgrund seiner Krankheit nicht am Zweiten Weltkrieg teil. 1940 siedelte der Autor zunächst nach Frankreich um, kehrte jedoch trotz seines Engagements beim französischen Widerstand 1942 wieder nach Algerien zurück. Im selben Jahr erscheinen zwei seiner bedeutendsten Werke: "Der Fremde" (L'Étranger) und "Der Mythos des Sisyphos" (Le Mythe de Sisyphe). Camus widmete sich in den 1950er-Jahren neben anderen Autoren zu politischen Fragen, wie der französischen Kolonialpolitik.

Weitere bekannte Werke Camus’ sind der Roman "Die Pest" (La Peste) und die Essaysammlung "Der Mensch in der Revolte" (L’Homme Révolté). Im Jahr 1957 erhielt Albert Camus den Literaturnobelpreis für sein Gesamtwerk. Der Autor starb 1960 bei einem Autounfall.

Der Fremde Albert Camus – Das Wichtigste

  • "Der Fremde" von Albert Camus wurde 1942 veröffentlicht und gilt als Hauptwerk des Existenzialismus.
  • Albert Camus "Der Fremde“ – Inhalt: Der Roman handelt von dem Algerier Meursault, der zunächst seine Mutter verliert und anschließend wegen Mordes zum Tode verurteilt wird, für eine Tat, bei der es sich eigentlich um Notwehr handelte. Die Verurteilung basiert dabei auf seiner Emotionslosigkeit und seines Wertnihilismus. Das Buch endet kurz vor seiner Hinrichtung.
  • Albert Camus "Der Fremde" – Charaktere: Meursault ist ein ruhiger, inaktiver und gleichgültiger Mensch, der sich stark von der gesellschaftlichen Normen- und Wertehaltung der modernen Gesellschaft abhebt.

  • Albert Camus „Der Fremde“ – Analyse: Der Roman ist in nüchterner und sachlicher Sprache und kurzen Sätzen und aus der Perspektive des Ich-Erzählers Meursault verfasst.

  • "Der Fremde" ist in zwei Teile gegliedert, wobei sich der erste Abschnitt mit der Vorgeschichte der Tat und den Begebenheiten in Meursaults Leben beschäftigt und der zweite Abschnitt den Gerichtsprozess sowie die Haftstrafe thematisiert.

  • Albert Camus "Der Fremde" – Interpretation: Der Roman bietet mit dem Existenzialismus, Absurdismus und Nihilismus verschiedene philosophische Interpretationsansätze.


Nachweise

  1. Camus (1996). Der Fremde. Rowohlt Taschenbuch Verlag.
  2. Mein-Literaturkreis.de: Albert Camus - Der Fremde. (23.09.2022)

Häufig gestellte Fragen zum Thema Der Fremde Albert Camus

"Der Fremde" ist ein Roman von Albert Camus. 

"Der Fremde" spielt in Algier, der Hauptstadt von Algerien. 

Die Handlung in "Der Fremde" spielt sich in den 1930er-Jahren ab. 

Meursault macht die Hitze bzw. die Sonne zu schaffen. Er denkt, der Araber möchte ihn mit einem Messer angreifen, weshalb er auf ihn schießt.

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