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"Der Steppenwolf" ist ein Roman des deutschen Autors und Literaturnobelpreisträgers Hermann Hesse. Er erschien im Jahr 1927 und thematisiert als eines der ersten Werke der deutschen Literatur die Psychoanalyse, welche auf den österreichischen Arzt Sigmund Freud zurückgeht.
Die Psychoanalyse ist auf den Wiener Neurologen Sigmund Freud zurückzuführen. Er entwickelte seine psychologische Theorie um ca. 1890. Ziel der Psychoanalyse ist es, die eigene Persönlichkeit zu analysieren und weiterzubilden. Aus der Psychoanalyse entwickelte sich auch die psychotherapeutische Behandlung, wie wir sie heute kennen.
Im Rahmen der Psychoanalyse entstand das Instanzenmodell, welches ebenfalls von Freud begründet wurde. Dabei wird die menschliche Psyche in drei Strukturen eingeteilt: das Es, das Ich und das Über-Ich. Das Es stellt dabei die Triebe des Menschen dar und das Über-Ich die konkreten Wertvorstellungen, die von der Gesellschaft vorgegeben sind. Das Ich handelt als Vermittler zwischen dem Es und dem Über-Ich, sodass eine Abwägung zwischen den beiden Instanzen vorgenommen wird.
Als kurze Zusammenfassung der Geschichte "Der Steppenwolf" kann gesagt werden, dass sie von einem Mann handelt, der eine gespaltene Persönlichkeit aufweist und sich selbst als Mensch und gleichzeitig auch als Wolf sieht. In den folgenden Abschnitten wird Dir der Handlungsstrang von "Der Steppenwolf" als Inhaltsangabe dargelegt.
Zunächst meldet sich der Herausgeber des Werkes in einem Vorwort. Er ist der namenlose Erzähler und beschreibt die Hauptperson, Harry Haller. Dieser lebte in einer Wohnung im Mietshaus seiner Tante. Obwohl der Erzähler ihn nicht kennt, beschreibt er Harry Haller als äußerst intelligenten Gelehrten, der ein Einzelgänger ist und Menschen scheut. Der Erzähler empfindet Sympathie mit dem gelehrten Einzelgänger, der plötzlich und ohne ein Wort des Abschieds verschwand.
Jedoch hinterließ Harry Haller ein Manuskript, welches vom Erzähler des Romans herausgegeben wird. Der Inhalt des Manuskripts bestätigt die Ansicht des Erzählers, Harry Haller sei ein scharfsinniger Gelehrter, dessen Genie in einer gedankenleeren Zeit nicht gefordert wird. Dadurch findet er keinen Anschluss in der Gesellschaft.
Die Aufzeichnungen von Harry Haller tragen die Überschrift "Nur für Verrückte". Er beschreibt darin den Verlauf seines Lebens, welches ihn unmittelbar in sein Unglück geführt hatte.
Durch den Verlust seiner Frau, seines Vermögens und seines Ansehens zieht Harry Haller sich zurück und lebt allein als Steppenwolf (wie er sich selbst bezeichnet). In seiner zurückgezogenen Lebensweise fühlt er sich zwischen der bürgerlichen Welt und der Welt der Dichter und Denker hin- und hergerissen. Zwar wuchs er in der bürgerlichen Welt auf, mag jedoch die Tradition und Eintönigkeit nicht, weshalb er diese Welt auch hasst. Die Welt der Dichter, wie Descartes oder Goethe, bietet ihm zeitweise eine Zuflucht. Harry empfindet Freude und fühlt sich zu etwas zugehörig.
Auf einem nächtlichen Spaziergang entdeckt Harry das "magische Theater". Obwohl der Steppenwolf Großveranstaltungen mit vielen Menschen verabscheut, ist er an dem Eingangsschild mit der Aufschrift "Magisches Theater. Eintritt nicht für jedermann. Nur für Verrückte!" interessiert. Die Eingangstür lässt sich jedoch nicht öffnen und so zieht er weiter. Auf dem Weg nach Hause wird ihm ein kleines Heft überreicht. Es trägt den Titel "Tractat vom Steppenwolf". In seiner Wohnung angekommen, fängt er sofort damit an, das Heft zu lesen.
Überrascht erkennt Harry Haller, dass das Buch von ihm handelt: dem Steppenwolf. Die Figur im Traktat glaubt, zu einer Hälfte Mensch, zur anderen Hälfte Wolf zu sein. Die Entgegensetzung einer menschlichen und einer wölfischen Natur führt zur inneren Zerrissenheit. Das Wölfische möchte sich zurückziehen. Der menschliche Teil verlangt jedoch nach Gesellschaft, um nicht zu vereinsamen und fühlt sich zum bürgerlichen Leben hingezogen.
Harry Haller sieht den Ausweg aus dieser Lage in einem Selbstmord. Als seinen Todestag sucht er sich seinen 50. Geburtstag aus, da er findet, dass er bis zu diesem Tag in seinem Leben schon genug gelitten hätte. Aus der Erkenntnis, sein Leben jederzeit beenden zu können, schöpft er neue Kraft. Das Leben lässt sich für ihn so leichter ertragen.
Im Traktat steht außerdem geschrieben, dass Steppenwölfe geistig außerhalb der bürgerlichen Welt leben würden. Da sie sich aber trotzdem nach ihr sehnen, müssten sie dem Zwiespalt mit Humor begegnen. Steppenwölfe wenden sich entweder ganz ihrer bürgerlichen Seite oder dem wölfischen Leben als Außenseiter zu.
Das "Tractat vom Steppenwolf" empfiehlt, sich in das "magische Theater" zu begeben und sich auf die Suche nach der Selbsterkenntnis zu machen. Die Seele sei gar nicht in einen menschlichen und einen wölfischen Teil gespalten, sondern hätte ganz viele verschiedene "Ichs" in sich vereint.
Hier werden die wichtigsten Entwicklungen der Handlung im zweiten Teil beschrieben:
Harry Haller ist nach den Erkenntnissen aus dem Traktat erschüttert und möchte nun gar nicht mehr bis zu seinem 50. Geburtstag warten, um endlich Suizid begehen zu können. Ein paar Tage später wird er von einem jungen Professor zum Essen eingeladen. Das Abendessen gerät jedoch schnell außer Kontrolle, da Harry ein großer Fan von Johann Wolfgang von Goethe ist, aber die Gastgeber nicht viel für den Schriftsteller übrig haben. Ihren Tisch schmückt ein biederes Bild Goethes, woraufhin Harry seine Leidenschaft für den Dichter preisgibt und ihn in einer emotionsgeladenen Rede verteidigt.
Die Unterhaltung eskaliert, als der Professor einen von Harry Haller verfassten Zeitungsartikel verspottet und den Autor als Vaterlandsverräter bezichtigt – denn Hallers pazifistischer Artikel wurde ausgerechnet in einer Militärzeitung veröffentlicht. Daraufhin eilt der Steppenwolf aus der Wohnung. Enttäuscht von dem Treffen und davon, dass der Kollege anscheinend nicht so intelligent sei, wie er dachte, nimmt Harry sich fest vor, seinem Leben zu Hause ein Ende zu setzen.
Harry kommt auf dem Rückweg am Wirtshaus "Zum schwarzen Adler" vorbei. Dort lernt er während des Tanzabends die junge und hübsche Gelegenheitsprostituierte Hermine kennen. Sie ist das Gegenteil von Harry und lebt sowohl ihre Triebe als auch ihre Bedürfnisse ganz offen aus, weswegen Harry sie etwas beneidet. Bezüglich Harrys Situation zeigt sich Hermine verständnisvoll. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, fängt sie an, ihm das Tanzen zu lehren. Die beiden fühlen sich zueinander hingezogen und verabreden sich für den nächsten Abend.
Hermine möchte Harry beibringen, wie man glücklich leben kann. Allerdings sagt sie auch voraus, dass er sie irgendwann töten müsse. Durch Hermine lernt Harry ihre Freundin Maria kennen, die ebenfalls Prostituierte ist. In der folgenden Zeit besuchen sie oft zusammen Tanzlokale. Harry beginnt eine Romanze mit Maria und verbringt einige Liebesnächte mit ihr.
Außerdem stellt Hermine Harry den attraktiven Jazz-Saxofonisten Pablo vor. Dieser nimmt das Leben nicht sehr ernst und ist oberflächlich. Harry mag weder Pablos Oberflächlichkeit noch, dass der Saxofonist seiner Meinung nach die "wahre Musik" nicht kennt. Damit meint Harry Mozart und Händel, die er, ähnlich wie Goethe, verehrt. Allerdings hilft Pablo Harrys Horizont zu erweitern, indem er ihn in die Welt der Jazz-Musik einführt und ihn mit Opium in Berührung bringt.
In der Folge erkennt Harry, dass seine neuen Bekannten mehr gegen das traditionelle Bürgertum gerichtet sind als er selbst. Denn sie flüchten sich durch ihren Drogenkonsum in eine andere Welt, während er das bürgerliche Leben einfach über sich ergehen lässt, dem er durch den Selbstmord entkommen möchte. Das regt den Steppenwolf dazu an, sein Leben zu verändern.
Hermine lädt Harry zu einem Maskenball ein. In der großen Menschenmenge fühlt Harry sich unwohl. Er wartet bis ein Uhr nachts und möchte den Ball verlassen. An der Garderobe erfährt er, dass das "magische Theater" um vier Uhr startet. Daraufhin entschließt er sich, doch noch zu bleiben.
Auf dem Weg zum "magischen Theater" befindet sich Harry in einem rauschartigen Zustand. In einem Kellerraum des Veranstaltungshauses begegnet Harry Maria und Hermine. Letztere ist jedoch als sein Jugendfreund Hermann verkleidet. Zunächst sucht Hermine für Harry Frauen zum Tanz aus, ehe sie und Harry einen kurzen Hochzeitstanz vollführen.
Harry Haller ist zunehmend von den Opiaten beeinflusst und er befindet sich in einem halluzinationsartigen Zustand. Sein Besuch im "magischen Theater", das in seiner Halluzination stattfindet, kann beginnen. Pablo erklärt Harry, dass dieser zunächst lernen sollte, über sich selbst zu lachen.
In seinem berauschten Zustand muss Harry seinen Weg durch sechs Türen bahnen. Hinter den Türen spielen sich außergewöhnliche Szenen ab. Zu Beginn schießen Harry und sein Freund Gustav auf fahrende Autos und töten die Menschen darin. Dann sieht er einen Schachspieler, dessen Figuren Harry Hallers viele Persönlichkeiten abbilden und einander auf dem Spielbrett bekämpfen.
Außerdem wird ihm ein Tierbändiger gezeigt, der einen hungrigen Wolf lehrt, ein Lamm nicht zu fressen. Plötzlich tauschen der Wolf und der Dompteur ihre Rollen. Der Tierbändiger soll nun auf den Wolf hören und das Lamm nicht fressen, wobei er es jedoch zerfleischt.
Anschließend begegnet Harry allen Frauen, die er kennengelernt hat und verwickelt sie in Liebesspiele. Die Tür "Wie man durch Liebe tötet" zeigt Harry in seinem traurigen und einsamen Zustand. Ihm erscheint ein verrückter Mozart und er findet ein Messer in seiner Tasche. Unzufrieden mit seinem Leben betritt er den nächsten Raum, um sich umzubringen.
Jedoch entdeckt er Hermine und Pablo auf dem Boden, die offensichtlich gerade miteinander geschlafen haben. Daraufhin ersticht Harry Hermine mit dem Messer und bereut seine Tat direkt im Anschluss. Pablo reagiert fast gar nicht und geht lächelnd aus dem Raum. Mozart taucht wieder auf und hat ein Radio dabei, das Musik von Händel spielt. Mozart ermahnt Harry, die Dinge mit Humor zu nehmen.
Im Raum "Harrys Hinrichtung" erklärt Mozart dem Steppenwolf, dass er aufgrund seines Mordes an Hermine zu einem Leben mit Lachen und Freude verurteilt wurde. Daraufhin verwandelt sich Mozart in Pablo. Der ist enttäuscht darüber, dass Harry Wirklichkeit und Illusion nicht voneinander unterscheiden konnte. Er nimmt die tote Hermine an sich, deren Körper zusammenschrumpft, um in Pablos Jackentasche zu passen. Harry Haller scheint langsam zu verstehen, dass es sich um eine Illusion handelt und schwört sich, einen Neuanfang zu wagen.
Abb. 1 - Handlungsablauf von "Der Steppenwolf"
Nachfolgend werden aus "Der Steppenwolf" die wichtigsten Personen und deren Charakterisierung vorgestellt:
namenlos
jüngerer Mann
Neffe der Vermieterin
veröffentlicht Harry Hallers Aufzeichnungen
hat Harry Haller längere Zeit beobachtet und glaubt ihn zu kennen
kommentiert Hallers Aufzeichnungen
ist von Hallers Persönlichkeit und zeigt Sympathie fasziniert
ist davon überzeugt, dass Haller keinen Suizid begehen wird
hält Teile der Aufzeichnungen für Dichtungen
knapp 50 Jahre alt
intellektueller Autor und Dichter
ist einsam und lebt zurückgezogen
bezeichnet sich selbst als "Steppenwolf"
körperlich schwach
Untermieter in einem bürgerlichen Haus
ambivalent gegenüber dem Bürgertum
führt ein “unordentliches” Leben
hat eine gespaltene Persönlichkeit (Doppelnatur: zwiegespalten zwischen Mensch und Steppenwolf)
Lebenskrise führt zu suizidalen Gedanken
Hermine gibt ihm Anreize für einen Lebenswandel
erlebt einen Seelenreinigungsprozess im magischen Theater
will sein altes Ich auslöschen und einen Neuanfang wagen
tritt als Gegenteil von Harry Haller auf
arbeitet als Prostituierte
kann sehr gut tanzen
verständnisvoll und hilfsbereit
erkennt Hallers psychischen Leidensdruck
beeindruckt Harry mit ihrer Lebensweise und weckt seine Leidenschaft
gibt Harry Haller Tanzunterricht
plant Harrys zukünftiges Leben, mit der Aussage, dass er sie töten werde
hat große Ähnlichkeit mit Harrys Jugendfreund Hermann
Freundin von Hermine
ungebildet und oberflächlich
ist Harrys Lehrmeisterin der Erotik
führt keine tiefgründigen Gespräche
verbringt zahlreiche Liebesnächte mit Harry Haller
attraktiver Saxofonspieler
lernt Harry durch Hermine kennen
oberflächlich und unbekümmert
Harry hält ihn für einen Gigolo
konsumiert Drogen
beeinflusst und lenkt die Figur des Steppenwolfs
In dieser Übersicht werden die Hauptfiguren und ihre Beziehungen zueinander erkennbar:
Abb. 2 - Konstellation der Hauptfiguren in "Der Steppenwolf"
Wie genau "Der Steppenwolf" aufgebaut ist und welche Rolle zwei Gedichte darin spielen, wird im Folgenden genauer betrachtet.
"Der Steppenwolf" handelt auf drei ungleichen Ebenen, wobei die Teile I und II von Harry Hallers Aufzeichnungen als eine Ebene gezählt werden können. Jede der Ebenen wird von einer anderen fiktiven Person erzählt und beleuchtet unterschiedliche Aspekte der Hauptfigur Harry Haller. Die Figur wird auf diese Weise aus verschiedenen Perspektiven erfasst.
Der Roman ist nicht in Kapitel unterteilt. Die Einteilung der Geschichte orientiert sich am jeweiligen Erzähler.
Der erste Erzähler ist der Herausgeber des Vorworts. Er bleibt namenlos. Jedoch erfährt man, dass er der Neffe von Harry Hallers Vermieterin ist und Harry für einige Zeit beobachtet hat. Er berichtet im Vorwort subjektiv aus der Ich-Perspektive über den Steppenwolf und dessen Verhalten. Da er nur das Verhalten der Hauptperson beschreibt und über deren Gefühle selbst erst durch das Manuskript erfährt, lässt sich daraus schließen, dass der Herausgeber keine enge Beziehung zu Harry führte. Er blickt also von außen auf die Hauptfigur. Das Vorwort stellt die erste Ebene des Romans dar.
Der zweite Verfasser ist Harry Haller im Rahmen seiner Aufzeichnungen. Diese werden ebenfalls in der Ich-Form wiedergegeben. Dadurch bekommt der Leser einen Einblick in die Gefühlswelt des Protagonisten. Er erzählt seine Lebensgeschichte nach und berichtet detailliert von seinen Erlebnissen, die er einer kritischen Beurteilung unterzieht. Das geschieht jedes Mal, wenn Harry eine neue Person kennenlernt oder bei einschneidenden Ereignissen in seinem Leben, wie das Abendessen mit dem Professor. Obwohl sie durch das "Tractat vom Steppenwolf" unterbrochen werden, bilden die beiden Teile der Aufzeichnungen von Harry Haller eine zweite Ebene des Romans.
Durch den Einschub des "Tractats vom Steppenwolf" wird ein dritter Erzähler eingeführt. Außerdem stellt das Traktat die dritte Ebene des Romans dar. Es hebt sich von den anderen beiden Ebenen ab, da es wie eine Lehrschrift Harry Hallers über die Existenz der Steppenwölfe aufklärt und von der doppelten Persönlichkeit berichtet. Damit ist das Traktat nicht Teil der aktiven Handlung.
Der Erzähler des Traktats bleibt, wie der Herausgeber im Vorwort, namenlos und ist dem Leser gänzlich unbekannt. Demnach gibt es auch keine Hintergrundinformationen über ihn und seine Beziehung zu Harry Haller. Jedoch scheint dieser Erzähler die Gedanken des Protagonisten genau zu kennen und ist daher auch in der Lage, sie zu analysieren. Da das Traktat in der Wir-Form verfasst ist, liegt es nahe, dass sich der Erzähler in einer ähnlichen Situation wie Harry Haller befindet und vermutlich auch ein Steppenwolf ist.
Er deckt auf, dass Harry eine gespaltene Persönlichkeit besitzt. Das Traktat selbst stellt eine Art der Psychoanalyse für den Protagonisten dar, da ihm das Büchlein eine Doppelnatur attestiert. Außerdem präsentiert es Lösungsansätze für seine Existenzkrise, indem es ihn zur Selbstfindung auf das "magische Theater" verweist. Das Traktat fällt auch dadurch auf, dass darin ausschließlich Harrys Vorname verwendet wird und er ebenfalls bei seinem selbst gewählten Namen "Steppenwolf" genannt wird.
Der Roman lässt sich in die Lebensphasen Harry Hallers einteilen. Über diese Phasen hinweg vollzieht sich eine Entwicklung in seiner Persönlichkeit. Er wandelt sich vom depressiven Einzelgänger zu einem positiv gestimmten Mann, der einen Neuanfang wagen möchte.
Die Sprache in "Der Steppenwolf" ist relativ einfach gehalten. Auffällig ist jedoch, dass Hermann Hesse zwei Gedichte in seinen Roman aufgenommen hat.
An seinem Schwanz ist das Haar schon grau
Schon vor Jahren starb seine liebe Frau
So ganz allein er
die Nacht durchwacht.
In die Rehe ist er dafür heut' verliebt
Das das Schönste ist, was es für ihn gibt
Zu ihrem Fleisch
Gier ist entfacht.
Alle Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus "Der Steppenwolf" von Hermann Hesse, Suhrkamp Verlag (1974).
Das Gedicht vom Steppenwolf handelt von Harry Haller und beschreibt seine innere Zerrissenheit zwischen dem Menschlichen und dem Wölfischen. Außerdem spiegelt es seine innere Gefühlswelt wider. Thematisiert wird seine Einsamkeit mit den Worten "So ganz allein er die Nacht durchwacht." Sein Wunsch nach Liebe und Leidenschaft wird ebenfalls mit den Versen "In die Rehe ist er dafür heut' verliebt. Das das Schönste ist, was es für ihn gibt." ausgedrückt.
Wir dagegen haben uns gefunden
In des Äthers sterndurchglänztem Eis,
Kennen keine Tage, keine Stunden,
Sind nicht Mann noch Weib, nicht jung noch Greis.
[...]
Sind befreundet mit dem Himmelsdrachen;
Kühl und wandellos ist unser ewiges Sein,
Kühl und sternhell unser ewiges Leben.
Das Gedicht "Die Unsterblichen" ist weiter hinten im Roman platziert. Darin zeigen sich die Unsterblichen, Goethe und Mozart, unverständlich gegenüber den Lebenden. Die Unsterblichen führen ein zeitloses Leben, das sie der Rastlosigkeit und Triebhaftigkeit der Menschen auf Erden gegenüberstellen. Dass die Unsterblichen, losgelöst von der irdischen Welt, ewig leben, wird besonders an dem genannten Beispiel deutlich.
Dort finden sich die Verse "Kennen keine Tage, keine Stunden [...]." und "[...] unser ewiges Sein, [...] unser ewiges Leben.". Elemente des Gedichts finden sich auch am Ende des Romans, als Harry Haller von Mozart dazu ermahnt wird, das Leben mit mehr Humor zu nehmen. Außerdem ist diese Unsterblichkeit eine Motivation für seinen Neuanfang.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Handlung in "Der Steppenwolf" als Interpretation darzustellen. Hier werden drei davon beleuchtet:
Wie ganz deutlich aus dem gesamten Text und besonders aus dem Traktat hervorgeht, steht die Thematik der Doppelnatur bzw. der gespaltenen Persönlichkeit im Vordergrund. Damit greift Hermann Hesse die Theorien von Sigmund Freud zur Psychoanalyse auf, die ungefähr zur gleichen Zeit wie der Roman entstanden ist.
In diesem Zusammenhang ist ebenfalls zu nennen, dass es kein Zufall ist, dass die Hauptfigur Harry Haller die gleichen Initialen trägt, wie der Autor Hermann Hesse. Hesse durchlebte auch eine Selbstfindungskrise und hatte Depressionen, wegen derer er sich bei dem Therapeuten Dr. Lang in Behandlung befand. Sein Therapeut war ein Schüler von C. G. Jung, welcher mit Sigmund Freud an den Theorien der Psychoanalyse arbeitete. "Der Steppenwolf" kann also vor diesem Hintergrund als Roman mit autobiografischen Elementen gedeutet werden.
Das "magische Theater" besetzt eine zentrale Rolle im Roman und zieht Harry Haller von Anfang an in seinen Bann. Obwohl er zunächst Menschenansammlungen verabscheut, möchte Harry es betreten. In seinen Wahnvorstellungen erlebt der Steppenwolf im "magischen Theater" eine Offenbarung. Ihm wird durch die verschiedenen Türen, die er durchschreiten muss, ein Spiegel vorgehalten. Dadurch erkennt er die vielfältigen Seiten seiner Persönlichkeit. Harry Haller kann so sein wahres Selbst finden und sich von der Vorstellung seiner Doppelnatur loslösen. Somit kann er seinen Neuanfang wagen.
Auf seinem Weg der Selbstfindung wird Harry Haller von vielen Seiten dazu ermahnt, mehr zu lachen und den Lauf des Lebens mit Humor zu nehmen. Dadurch soll er seine Trübsal und Ernsthaftigkeit verlieren. Harry zum Lachen zu bringen, ist eines von Hermines Zielen. Auch Mozart, den Harry in seiner Wahnvorstellung im "magischen Theater" sieht, zieht ihn damit auf, dass er das Leben zu ernst nimmt.
Das ist ja zum Lachen, du Drachen, zum lauten Lachen, zum Verkrachen, zum In-die-Hosen-Machen! O du gläubiges Herze, mit deiner Druckerschwärze, mit deinem Seelenschmerz, ich stifte dir eine Kerze, nur so zum Scherze.
Mit der Steigerung des Begriffes "lachen" bis zu "In-die-Hosen-Machen" richtet er eine Provokation an Harry, da dieser vor lauter Ernsthaftigkeit nicht über sich selbst lachen kann.
Der Geschichte "Der Steppenwolf" kommt eine gewisse Bedeutung hinzu, die eng mit der literarischen Epoche verknüpft ist: Dieses und weitere literarische Werke zu Anfang des 20. Jahrhunderts sind stark von der Psychoanalyse Sigmund Freuds beeinflusst. Auch die analytische Psychologie, die besonders durch Carl Gustav Jung repräsentiert wird, wirkte auf die Schriftsteller dieser Zeit ein.
Beeinflusst von der Psychoanalyse bildete sich die literarische Strömung der Wiener Moderne. Sie ist Teil der Literaturepoche der Moderne und galt als Gegenströmung zum Naturalismus.
Als Wiener Moderne wird in der Literatur die Umbruchzeit der Wiener Schriftsteller zur Jahrhundertwende bezeichnet. In der Wiener Moderne vereinen sich viele verschiedene Einflüsse aus ganz Europa. Zentral ist eine generelle Ablehnung der konservativen Kunst und Kultur des Kaiserreichs Österreich-Ungarn und eine Zuwendung zur Moderne. Die Schriftsteller der Wiener Moderne thematisieren überwiegend den kulturellen Verfall sowie Identitätskrisen und die innere Zerrissenheit aufgrund instabiler politischer Verhältnisse.
Falls Du mehr zur "Wiener Moderne" erfahren möchtest, lies Dir doch unseren Artikel zu dem Thema durch.
Die Psychoanalyse kann als Ergänzung der Literatur gesehen werden, in der schon vor Freuds Theorie die Gedanken und Gefühle des Menschen thematisiert wurden. Die Literatur versuchte mithilfe der Theorien über die Psyche des Menschen, die Veränderungen in der Gesellschaft zu erklären. In "Der Steppenwolf" werden Elemente des Instanzenmodells von Sigmund Freud, sowie Jungs Theorie des "Schattens der Persönlichkeit", aufgegriffen. Hermann Hesses Roman "Der Steppenwolf" weist zwar einige Merkmale der Wiener Moderne auf, ist jedoch dem literarischen Expressionismus zuzuordnen.
Zum einen verfasste Hermann Hesse seine Werke in Deutschland und war nicht der Gruppe der Wiener Autoren angehörig. Zum anderen greift "Der Steppenwolf" zentrale Motive des Expressionismus auf. Dazu zählen die Isolation sowie Zerrissenheit, der Tod und auch Gefühlsströmungen, die in Folge der Urbanisierung und Technologisierung vorherrschten. Dieser Fortschritt stand dem Bürgertum mit seinen veralteten Wertvorstellungen gegenüber, gegen die sich die Hauptfigur Harry Haller wehrt und mit denen er sich nicht identifizieren kann.
Die literarische Epoche des Expressionismus dauerte etwa von 1910 bis 1925 an und folgte auf den Naturalismus. Der Expressionismus grenzt sich von der vorherigen Epoche dadurch ab, dass es nicht das Ziel war, die Wirklichkeit originalgetreu abzubilden, sondern einen Einblick in die innere Gefühlswelt des Menschen zu geben. Zentrale Motive sind daher Angst und Vereinsamung, sowie der Verlust der eigenen Identität. Bedeutende Werke des Expressionismus sind "Berlin Alexanderplatz" von Alfred Döblin, "Der Steppenwolf" von Hermann Hesse und "Der Gott der Stadt" von Georg Heym.
Der deutsch-schweizerische Schriftsteller Hermann Hesse lebte von 1877 bis 1962. Er war auch als Autor von Gedichten und als Maler bekannt. Hermann Hesse wurde in Calw, im Schwarzwald, geboren und zog anschließend mit seiner Familie in die Schweiz. 1883 kehrte er in seine Geburtsstadt zurück.
Vor seinem Abschluss der Mittleren Reife beging Hesse einen Selbstmordversuch. Nach seiner Schullaufbahn versuchte er sich zunächst als Dichter, dann als Buchhändler und als Mechaniker. Schlussendlich absolvierte er lediglich die Buchhändlerlehre erfolgreich.
Mit den Werken "Romantische Lieder" und "Peter Camenzind" erlangte Hesse erste Anerkennungen als Autor. Sein psychischer Zustand verschlechterte sich nach dem Tod seines Vaters. Seine Frau erkrankte an Schizophrenie, was ihn ebenfalls belastete. Daraufhin begab er sich in die Behandlung bei Dr. Lange, einem Schüler C. G. Jungs.
Hermann Hesses Erkenntnisse über die Psychologie des Menschen flossen in seine Werke ein, davon zählen "Unterm Rad", "Siddharta", "Der Steppenwolf", "Narziss und Goldmund" und "Das Glasperlenspiel" zu den wichtigsten. Im Dritten Reich wurden die meisten seiner Arbeiten verboten. Im Jahr 1946 erhielt Hermann Hesse den Nobelpreis für Literatur.
Der Steppenwolf ist ein Symbol für die Doppelnatur bzw. gespaltene Persönlichkeit der Hauptfigur Harry Haller. Er denkt, dass er eine Hälfte Mensch und eine Hälfte Wolf in sich trägt.
Der Roman "Der Steppenwolf" endet damit, dass Harry Haller erkennt, dass es sich bei dem "magischen Theater" und den Türen, die er durchschritten hat, um eine Illusion handelt. Er zieht die Lehre daraus, das Leben leichter zu nehmen und möchte einen Neuanfang wagen.
Harry Haller leidet, weil er sich als begabter Gelehrter nicht mit der einfachen, bürgerlichen Welt identifizieren kann. Er besitzt eine gespaltene Persönlichkeit, die zur Hälfte aus Mensch und zur anderen Hälfte aus Wolf besteht. Die menschliche Seite sehnt sich dabei nach Gesellschaft, während die wölfische Seite die Einsamkeit sucht und von Trieben geleitet ist. Dadurch findet Harry Haller keinen Platz in der bürgerlichen Gesellschaft.
"Der Steppenwolf" ist ein Roman des deutsch-schweizerischen Schriftstellers Hermann Hesse.
"Der Steppenwolf" wurde von Hermann Hesse geschrieben. Er ist ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller, der von 1877 bis 1962 lebte.
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