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Sie ist eine der berühmtesten Ehebrecherinnen der Geschichte: die russische Adelige Anna Karenina. Als Protagonistin in Lew Nikolajewitsch Tolstois gleichnamigem Gesellschaftsroman ging sie als fiktive Figur in die Weltliteratur ein. "Anna Karenina" erschien zunächst als Fortsetzungsroman von 1875 bis 1877 in der russischen Zeitschrift Russkij Vestnik. Nur ein Jahr später erschien das vollständige Werk mit über eintausend Seiten im herkömmlichen Buchformat.Der Gesellschaftsroman befasst sich mit…
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Jetzt kostenlos anmeldenSie ist eine der berühmtesten Ehebrecherinnen der Geschichte: die russische Adelige Anna Karenina. Als Protagonistin in Lew Nikolajewitsch Tolstois gleichnamigem Gesellschaftsroman ging sie als fiktive Figur in die Weltliteratur ein. "Anna Karenina" erschien zunächst als Fortsetzungsroman von 1875 bis 1877 in der russischen Zeitschrift Russkij Vestnik. Nur ein Jahr später erschien das vollständige Werk mit über eintausend Seiten im herkömmlichen Buchformat.
Der Gesellschaftsroman befasst sich mit gesellschaftlichen Verflechtungen und ihren Entwicklungen in der aktuellen Zeit. Erste Beispiele für den Gesellschaftsroman lassen sich in der französischen, russischen und englischen Literatur des 19. Jahrhunderts finden, doch auch in der zeitgenössischen Literatur ist das Genre weitverbreitet.
Tolstoi begann seine Arbeit im Jahr 1873 und beendete das Werk 1878. "Anna Karenina" feierte weltweiten Erfolg und wurde insgesamt über fünfundzwanzig Mal verfilmt. Im Jahr 1885 wurde "Anna Karenina" ins Deutsche übersetzt. Es gilt noch heute als Meisterwerk der russischen Literaturgeschichte.
Wenn Du mehr über diese Form des Romans wissen möchtest, sieh Dir die Erklärung "Gesellschaftsroman" auf StudySmarter an!
"Anna Karenina" besteht aus acht Teilen, die in mehrere Kapitel unterteilt sind. Je nach Ausgabe handelt es sich um ein einziges Buch oder mehrere Bände. Oftmals werden die Teile eins bis vier und die Teile fünf bis acht in zwei aneinander anknüpfende Romane getrennt.
Dolly, die mit vollem Namen Darja Alexandrowna Oblonskaja heißt, wird von ihrem Ehemann Stepan Arkadjewitsch Oblonskij betrogen und möchte sich scheiden lassen. Um die zerstrittenen Eheleute zu versöhnen, reist Stephans Schwester Anna Karenina nach Moskau. Am Bahnhof begegnet diese dem Grafen Alexej Kirillowitsch Wronskij. Zeitgleich wird ein Bahnwärter von einem Zug überfahren und sorgt für Entsetzen und Aufregung unter den Menschen.
Die Versöhnung ist erfolgreich und Anna gelingt es, Dolly von ihrem Scheidungsvorhaben abzubringen. In Dollys Anwesen begegnet sie deren jüngerer Schwester Kitty. Der Gutsbesitzer und Jugendfreund Stephans, Konstantin Dmitrijewitsch Ljewin, ist in sie verliebt und macht ihr einen Heiratsantrag.
Auf Geheiß der Mutter, die lieber den Grafen Wronskij als Schwiegersohn hätte, lehnt Kitty Ljewins Antrag ab und bricht ihm damit das Herz. Nur kurze Zeit später wird sie jedoch von Wronskij enttäuscht, der zwar nett zu ihr ist, sich jedoch zu der bereits verheirateten Anna Karenina hingezogen fühlt.
Einen Skandal vorausahnend flüchtet Anna zurück nach St. Petersburg, wo sie von ihrem Mann, Alexej Alexandrowitsch Karenin, am Bahnhof abgeholt wird. Doch Wronskij folgt ihr, fest entschlossen, ihre aufkeimende Liebe zu wahrer Leidenschaft erblühen zu lassen.
Gedemütigt und verzweifelt wird Kitty sehr krank. Sie bereut es, Ljewin zurückgewiesen zu haben und fühlt sich ihm gegenüber schuldig. Der Arzt verschreibt ihr einen Auslandsaufenthalt, der ihren wirren Gefühlen Erleichterung bringen soll.
Während Kitty ihre Krankheit überwindet, entwickelt sich zwischen Anna Karenina und Wronskij eine Affäre, die weder Annas Mann noch der Adelsgesellschaft in St. Petersburg verborgen bleibt. Besonders Annas kleiner Sohn Sergej leidet unter der verbotenen Beziehung.
Schließlich gesteht Anna Karenina ihrem Ehemann ihre Liebe zu Wronskij. Der missbilligt zwar ihr Verhalten, möchte die Ehe jedoch nicht scheiden lassen.
Ljewin arbeitet mit den Bauern auf seinem Landgut, um sich von der Ablehnung Kittys und seinem gebrochenen Herzen zu erholen. Eines Tages lädt Dolly ihn zu sich ein, die ihm erklärt, dass auch Kitty sich wieder in Russland aufhielte.
Alexej Alexandrowitsch Karenin möchte seine Ehefrau zwingen, die Affäre mit Wronskij zu beenden. Er droht ihr mit der Scheidung, was auch bedeuten würde, dass Anna ihren Sohn Sergej verlieren würde.
Im 19. Jahrhundert war Ehebruch eine Straftat. Anna Karenina als Schuldige hätte mit der Scheidung demnach das Recht verloren, ihren leiblichen Sohn weiterhin sehen zu dürfen.
Als Anna von ihrer zweiten Schwangerschaft erfährt, lässt sie den mutmaßlichen Vater Wronskij zu sich rufen. Sie hofft auf ein offizielles Liebesbekenntnis, wird jedoch enttäuscht und ist nun hin- und hergerissen.
Anna Karenina bleibt bei ihrem Ehemann und kann ihren Liebhaber nur kaum treffen. Sie entwickelt eine starke Eifersucht, da sie sich ausgeschlossen fühlt und wünscht, ein echter Bestandteil seines Lebens zu sein. Stephan und Dolly sollen derweil ihren Ehemann von der endgültigen Scheidung abhalten.
In der Zwischenzeit gestehen sich Kitty und Ljewin ihre Liebe. Anna Karenina bringt eine Tochter zur Welt und wird daraufhin schwer krank. Als sie glaubt, sterben zu müssen, versöhnt sie sich mit ihrem Ehemann, erholt sich dann jedoch plötzlich und geht mit Wronskij auf eine Reise durch Europa, um sich vor einer Entscheidung zwischen ihrem Mann und ihrem Geliebten zu drücken. Für ihre Ehe mit Alexej Alexandrowitsch ist dies das endgültige Aus. Wronskij, der sich aus Angst um Anna Karenina beinahe erschossen hatte, ist überglücklich, dass er seine Geliebte wieder an seiner Seite weiß.
Nach der Hochzeit Ljewins und Kittys in Moskau wird Kitty schwanger. Während Wronskij und Anna Karenina sich in Italien niederlassen, übernimmt die Gräfin Lydia Iwanowna den Haushalt der Karenins. Ljewins Bruder verstirbt außerdem nach langjähriger Krankheit.
Bei ihrer Rückkehr begegnet Anna Karenina ihrem geliebten Sohn Sergej und spürt, dass ihre neugeborene Tochter ihn nicht ersetzen kann. Es bleibt jedoch bei einem einzigen Treffen, da ihr Ehemann sehr darauf bedacht ist, den Kontakt zwischen ihr und Sergej zu minimieren. Anna Karenina zieht sich mit Wronskij auf dessen Landgut zurück, liest viel und versteckt sich vor der Verachtung der Gesellschaft.
Im Gegensatz zu Dolly, die in finanzielle Nöte geraten ist, lebt Anna Karenina ein Leben in Luxus und Wohlstand. Dennoch fühlt sie sich alleingelassen, denn Wronskij verbringt nach wie vor viel Zeit in den Adelskreisen, bei denen sie selbst als Ehebrecherin in Ungnade gefallen ist.
Aus Eifersucht auf alle, die Zeit mit Wronskij verbringen können, verhält sich Anna Karenina sehr anhänglich und lässt ihrem Liebhaber keine Freiheiten mehr. Der drängt Anna, sich endlich scheiden zu lassen, in der Hoffnung, den Ruf seiner unehelichen Tochter reinwaschen zu können. So schreibt Anna einen Brief an Alexej Alexandrowitsch, in dem sie ihn selbst um das Fällen einer Entscheidung bittet.
Während Kittys Sohn zur Welt kommt, warten Anna Karenina und Wronskij nun auf die Antwort des betrogenen Ehemanns. Annas paranoiden Ängste, ihr Liebhaber könne sie verlassen, sorgen für immer mehr Streitigkeiten.
Als Wronskij seine Mutter besucht, verlangt Anna, von Einsamkeit und Wahnvorstellungen gequält, dass er sofort zu ihr zurückkehrt. Doch die Benachrichtigung trifft sehr spät ein und verbleibt zunächst ungehört. Von der Liebe enttäuscht und im Glauben, von niemandem mehr geliebt zu werden, wirft Anna Karenina sich vor einen Zug. Ihr Tod erfolgt an genau der Stelle, an der sie Wronskij zum ersten Mal begegnet ist.
Nach Annas Tod wird die zweifache Mutter von ihrem Liebhaber schmerzlich vermisst. Wronskij beschließt, sein Leben dem Krieg gegen die Türken zu opfern und zieht als Freiwilliger in die Schlacht auf dem Balkan.
Die Balkanhalbinsel ist nach dem Balkangebirge benannt, beide Regionen werden in ihrer Kurzform meist Balkan genannt. Es handelt sich um ein Gebiet im Südosten Europas, das unter anderem Griechenland und Teile Bulgariens sowie Serbiens umfasst.
Der Tod von Ljewins Bruder sorgt bei dem frisch verheirateten Vater für eine schwere Depression. Hinzu kommt, dass er in Gegenwart seines Sohnes nur "Mitleid"2, kaum jedoch elterliche Liebe fühlt und von diesen Emotionen stark irritiert ist. Mehrfach hegt er suizidale Gedanken und beschäftigt sich intensiv mit der Philosophie, in der Hoffnung, Antworten auf seine zahlreichen Fragen zu finden. Es gelingt ihm schließlich nach langer Suche, den Glauben an das Gute und an das Leben selbst als sein persönliches Verständnis von Religion zu akzeptieren und Frieden zu finden.
"Anna Karenina" ist nicht nur formal sehr umfangreich, das Werk enthält auch entsprechend viele Figuren. Dabei unterscheiden sich deren Prinzipien und Angewohnheiten oftmals stark. Gleichzeitig gibt es auch gewisse Gemeinsamkeiten, die durch die kunstvolle Verflechtung der einzelnen Handlungsstränge entstehen.
Anna Karenina ist jung und schön. Sie heiratete ihren fast zwanzig Jahre älteren Ehemann nicht aus Gründen der Liebe, sondern rein praktischen Zwecken. Dies wird ihr zum Verhängnis als sie auf Wronskij trifft und augenblicklich das Feuer der Leidenschaft zwischen den beiden entbrennt.
Anna ähnelte durchaus nicht einer Weltdame oder der Mutter eines achtjährigen Knaben; sie hätte eher einem zwanzigjährigen Mädchen geglichen nach der Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen, nach der Frische und der Beweglichkeit, die auf ihren Mienen lag, und die bald in einem Lächeln, bald in ihrem Blicke zum Ausdruck kam, wenn sie nicht gerade ernst dreinschaute.1
Bevor ihre Affäre mit Wronskij öffentlich bekannt wurde, genoss Anna Karenina großes gesellschaftliches Ansehen. Sie gilt als elegant, klug und hochachtungsvoll und wird besonders von Dollys jüngerer Schwester Kitty heiß verehrt. Zudem verabscheut sie Lügen und Oberflächlichkeit. Umso unvorhergesehener kommt die Nachricht, dass die scheinbar ideale Frau in jeder Hinsicht ihren Ehemann betrügt.
Ihren Sohn Sergey liebt Anna Karenina aufrichtig. Er ist das einzige Glied, das sie noch mit ihrem Ehemann zusammenhält. Bis zuletzt weigert sie sich, die Scheidung zu akzeptieren, in dem Wissen, dass sie Sergey damit verliert. Auch dies zeugt von großer Leidenschaft und einem nur schwer zu erstickendem Kampfgeist.
Ljewin arbeitet gern von Hand, hilft seinen Bauern auf dem Feld und interessiert sich für die Landwirtschaft. In den adeligen Kreisen erntet er dafür mehrfach Unverständnis, mit seinen bürgerlichen Angestellten pflegt er dagegen offene und sehr freundschaftliche Beziehungen.
Die Frage nach der Hochzeit beschäftigt Ljewin sehr. Er fühlt sich einsam und hätte gerne eine Frau an seiner Seite, die er lieben und achten kann. Nach Kittys Zurückweisung spielt er mit dem Gedanken, eine Bauernfrau unter seinem Stande zu heiraten, verwirft diese Idee aber wieder. Kitty gegenüber wird er zu einem treuen Ehemann und fürsorglichen wie verantwortungsbewussten Familienvater.
Scheinbar mehr als alle anderen beschäftigt sich Ljewin mit dem Sinn des Lebens. Er hält sich für nicht gläubig, schämt sich aber zugleich dafür. Es braucht viel Zeit und gutes Zureden, bis Ljewin erkennt, dass das Leben selbst lebenswert ist und der Glaube an das Gute seiner Existenz Sinn und Frieden verleiht.
[...], es wird die heilige Mauer bestehen bleiben zwischen meiner Seele und den anderen, selbst meinem Weibe, ich werde dieses auch tadeln wegen seiner Furcht, und Reue darüber empfinden und werde nicht mit dem Verstande begreifen, warum ich bete; aber ich werde beten und mein Leben, mein ganzes Leben soll jetzt von allem unabhängig sein, was sich mit mir ereignen kann; keine Minute desselben soll mehr gedankenlos bleiben – wie früher – sondern die nicht anzuzweifelnde Idee des Guten in sich tragen, die ich die Macht besitze, ihr einzupflanzen.2
Wie bereits erwähnt besteht "Anna Karenina" aus acht zusammenhängenden Teilen, von denen meist vier und vier in zwei verschiedene Bände getrennt werden. Diese Einordnung erschließt sich aus dem Wendepunkt, der zwischen Teil vier und fünf zu erkennen ist.
Kitty und Ljewin gestehen sich nach langem Zögern ihre Liebe und erhalten das Einverständnis zur Hochzeit von Kittys Vater. Ihr Leben, das sie von nun an gemeinsam verbringen, scheint sich endlich zum Guten zu wenden.
Anna Karenina reist unterdessen nach Italien, um der Ächtung der Petersburger Gesellschaft und dem Zorn ihres Ehemanns zu entkommen. Sie flüchtet dabei vor ihrer Verantwortung, eine Entscheidung zu treffen: Soll sie sich endgültig von Alexej Alexandrowitsch scheiden lassen oder stattdessen Wronskij verlassen?
Beide Familiensituationen sind völlig unterschiedlich, verändern sich im nachfolgenden jedoch maßgeblich. Während Kitty endlich das Leben bekommt, das sie sich erträumt hat, besiegelt Anna Karenina ihr Schicksal als Ehebrecherin und Verrufene.
Als Vertreter des Realismus ist Tolstois Schreibstil realitätsnah und überwiegend ohne Wertung. So tief er sich auch mit den Gedanken und Gefühlen seiner Protagonisten auseinandersetzt, so wenig verurteilt er doch ihre Handlungen.
Als Erzähler wählt er eine auktoriale, also allwissende dritte Person, die aus der Er-/Sie-Perspektive über das Geschehen berichtet. Dabei bleibt er stets neutral, macht jedoch die Emotionen aller Figuren nur allzu deutlich.
Wenn Du mehr über die unterschiedlichen Erzählperspektiven erfahren möchtest, sieh Dir gerne die Erklärungen "Erzähler", "Erzählform" und "Erzählverhalten" auf StudySmarter an!
Ein immer wiederkehrendes Element ist die Suche nach Lebenssinn und Liebe. Sie begleitet gleich mehrere Figuren von Tolstoi, so etwa Ljewin, Anna und Dolly.
Die Schöpfung? Womit habe ich denn das Sein erklärt? Mit dem Sein? Mit dem Nichts? – Teufel und Sünde! – Womit erkläre ich das Böse? – Was ist der Erlöser? – Ich weiß eben nichts, nichts, und kann nichts wissen, als nur das, was mir und allen anderen gesagt worden ist.2
Des Weiteren arbeitet Tolstoi mit sogenannten Vorausdeutungen, die Annahmen auf einen möglichen Handlungsausgang bereits im Vorfeld zulassen. Eine solche Vorausdeutung ist etwa der Tod des Bahnwärters auf den Gleisen am Moskauer Bahnhof im ersten Teil. Anna Karenina interpretiert ihn richtigerweise als böses Omen.
Oblonskiy und Wronskiy sahen beide den unförmlich gewordenen Leichnam und der Erstere war augenscheinlich hiervon tief ergriffen. Er wurde traurig und schien fast in der Stimmung zu sein, Thränen zu vergießen.
"O, welches Entsetzen! Ach, Anna, hättest du das gesehen, o welch ein Unglück!" rief er aus.
Wronskiy schwieg; sein hübsches Gesicht war nur ernst, aber es blieb vollkommen ruhig.1
Auch der Tod von Wronskijs geliebtem Reitpferd Frou-Frou könnte ein Hinweis auf den Suizid Annas sein. Es stirbt während eines Turniers durch den Egoismus seines Reitherren, der sich daraufhin die Schuld am Unfall gibt.
"Anna Karenina" voraus, ging Tolstois ebenfalls über tausend Seiten umfassende Werk "Krieg und Frieden". Es erntete gemischte Kritiken und sorgte für Frustration bei seinem Verfasser. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass sich der russische Autor mit "Anna Karenina" einer etwas privateren Geschichte zuwandte.
Die Thematik des Ehebruchs und die dazugehörige Schuldfrage bewegten nicht nur die russische Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Vergleichend lassen sich auch der deutsche Roman "Effie Briest" von Theodor Fontane und das französische Werk "Madame Bovary" von Gustave Flaubert anbringen. Expertinnen und Experten bezeichnen diese Romane auch als "Verführungsromane".
Du möchtest mehr über eines dieser Werke erfahren? Dann sieh Dir die Erklärung "Effie Briest" oder "Madame Bovary" auf StudySmarter an!
Doch Tolstoi thematisiert in "Anna Karenina" nicht nur den Ehebruch, er geht auch auf den Druck der Gesellschaft und die sich langsam verändernde Moral in den russischen Adelskreisen ein. Über Ljewin verarbeitet er etwa die neugewonnene Freiheit der Bauern. Daneben beschäftigt er sich mit der russischen Politik, rechtlichen Gegebenheiten und der sogenannten "Serbenfrage".
Im Jahre 1875 rebellierten die Serbinnen und Serben gegen die Diskriminierung und die Unterdrückung vonseiten des Osmanischen Reiches. Das Osmanische Reich hatte von 1299 bis 1922 Bestand. Dazu gehörten insbesondere die heutige Türkei, zeitweise auch die Gebiete des heutigen Griechenlands sowie Teile des arabischen Kontinents. Russland verteidigte die Serben und folgte Alexander II. in einen Krieg gegen die Türkei.
Auch erste Emanzipationsansätze werden deutlich. Entgegen den Erwartungen werden diese jedoch nicht durch Anna Karenina, sondern vielmehr über Dolly transportiert, die ihr Vermögen nicht mit dem ehebrecherischen Stephan Oblonski teilt.
Der Begriff "Emanzipation" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie "Entlassung des Sohnes aus der väterlichen Gewalt". Grundsätzlich bezeichnet Emanzipation das Loslösen von gesellschaftlichen, sozialen und politischen Mustern. Angestrebt wird also ein Gewinn an Freiheit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Dies gilt nicht nur in Bezug auf Geschlechterrollen, sondern beispielsweise auch auf ethnische Minderheiten. Dennoch wird die Bezeichnung heutzutage meist im feministischen Sinne verwendet.
Die Gedanken der Figur Ljewins weisen Parallelen zu Tolstois eigenen Überlegungen auf. Es wird angenommen, dass der russische Autor in ihm seinen eigenen Geist niederschrieb. Solche Parallelen sind etwa die Ehe zwischen Ljewin und Kitty, die sich mit Tolstois eigener Familie vergleichen lässt. Auch die Zweifel gegenüber Religion und Kirche sowie die Bauernbefreiung spielten in Tolstois Leben eine tragende Rolle.
Mehr über die Bauernbefreiung erfährst Du im folgenden Abschnitt "Historischer Hintergrund und Epoche".
"Anna Karenina" lässt sich der Epoche des Realismus zuordnen, die von 1848 bis in der 90er-Jahre desselben Jahrhunderts herrschte. Im Mittelpunkt dieser Epoche steht die Darstellung des Wirklichen, wobei die Realität jedoch verschönert und verherrlicht wird.
Im Realismus wurden vor allem traditionelle Motive wie Liebe, Heimat, Vergänglichkeit und Naturerleben, aber auch historische Themen verarbeitet. Dabei wurden die Lebensformen des (gehobenen) Bürgertums genau beobachtet, um sie so wahrheitsgetreu wie möglich darstellen zu können.
Wenn Du mehr über diese Literaturepoche erfahren möchtest, sieh Dir die Erklärung "Realismus Literatur" auf StudySmarter an!
Im Jahr 1861 und 1864 leitete der neue Zar Alexander II. weitgehende Reformen ein, die Lew Tolstoi mehr als nur begrüßte. So beendete er die Leibeigenschaft und überließ Land und Städte einer eingeschränkten Selbstverwaltung, die vielerlei Freiheiten einbrachte.
Nach dem erfolgreichen Russlandfeldzug im Jahre 1812 gegen den französischen Kaiser Napoleon war Russland Mitte des 19. Jahrhunderts militärisch, technisch und wirtschaftlich hinter den westlichen Ländern zurückgeblieben. Die Mehrheit der russischen Bevölkerung war verarmt, Bäuerinnen und Bauern lebten als Leibeigene, also als Besitz ihrer Herren, in finanzieller Abhängigkeit. Dies änderte sich erst mit ebenjener Bauernbefreiung 1861.
Lew Nikolajewitsch Tolstoi, im deutschsprachigen Raum auch Leo Tolstoi genannt, wurde zwischen dem 28. August und dem 9. September 1828 in eine adelige Familie hineingeboren. Bereits mit neun Jahren wurde er Vollwaise und zukünftig von seiner Tante aufgezogen.
Er studierte zunächst orientalische Sprachen, wechselte schließlich zu Jura und brach sein Studium 1847 vollständig ab. Erste Bekanntheit als Schriftsteller erlangte er durch seine militärischen Berichte über die Belagerung von Sewastopol.
Sewastopol ist die größte Stadt auf der ukrainischen Halbinsel Krim, die bereits seit Jahrhunderten schwer umkämpft ist. Sie wurde zwischen 1854 und 1855 von Großbritannien, Frankreich und dem Osmanischen Reich belagert. Letztendlich musste Russland die Stadt räumen. Am 30. März 1856 unterzeichnete Russland einen Friedensvertrag, der den Krimkrieg fürs Erste beenden sollte.
Schon früh setzte sich Lew Tolstoi für Reformen, insbesondere mehr Bildungsmöglichkeiten ein. So errichtete er Dorfschulen für arme Kinder vom Land und schrieb mehrere Lehrbücher, die den russischen Schulalltag bis in das 20. Jahrhundert hinein prägten.
1862 heiratete er die achtzehnjährige Sofja Andrejewna Behrs. Aus ihrer rund fünfzigjährigen Ehe gingen dreizehn Kinder hervor. Lew Tolstoi verzichtete auf Alkohol und Nikotin, außerdem ging er nicht zur Jagd, wie es zur damaligen Zeit in den gehobenen Kreisen üblich war. Er ernährte sich rein vegetarisch und verabscheute Völlerei und die Genusskultur.
Besonders in den letzten Jahrzehnten seines Lebens befasste sich Tolstoi sehr kritisch mit dem russisch-orthodoxen Glauben. Einige seiner religionsbezogenen Werke wurden bereits kurz nach ihrer Veröffentlichung wegen der angeblichen Leugnung Gottes verboten.
Am 7. November 1910 verstarb Tolstoi an einer Lungenentzündung, die er sich auf seiner letzten Reise bei offenem Zugfenster eingeholt hatte.
Anna Karenina wirft sich vor einen Zug, weil sie sich der Liebe Wronskijs nicht mehr sicher ist und denkt, dass er sie betrügt. Sie fühlt sich von allen verlassen und hält ihr Dasein für nicht mehr lebenswert.
Anna Karenina betrügt ihren Ehemann und sorgt für einen Skandal in der russischen Adelsgesellschaft. Ihr Mann droht daraufhin mit der Scheidung und möchte ihr den erstgeborenen Sohn wegnehmen. Anna Karenina leidet
an Paranoia und Wahnvorstellungen. Sie ist davon überzeugt, ihr Geliebter würde sie ebenfalls betrügen und so wirft sie sich vor einen Zug und beendet ihr Leben.
Der Liebhaber von Anna im Roman Anna Karenina von Lew Tolstoi heißt mit vollem Namen Alexej Kirillowitsch Wronskij.
Anna Karenina spielt im Russland des 19. Jahrhunderts, mehrheitlich in Moskau und St. Petersburg.
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