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"Der goldne Topf "ist eine von E.T.A. Hoffmann verfasste Novelle und erschien erstmals im Jahr 1814. Fünf Jahre später wurde eine vom Autor überarbeitete Version unter dem Titel "Märchen aus der neuen Zeit veröffentlicht". Daher lässt sich das Werk zum Genre der Märchen-Novelle oder auch als Kunstmärchen einordnen. In der nachfolgenden Analyse erhälst Du eine Zusammenfassung, eine Figurenkonstellation sowie eine mögliche Interpretation…
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Jetzt kostenlos anmelden"Der goldne Topf "ist eine von E.T.A. Hoffmann verfasste Novelle und erschien erstmals im Jahr 1814. Fünf Jahre später wurde eine vom Autor überarbeitete Version unter dem Titel "Märchen aus der neuen Zeit veröffentlicht". Daher lässt sich das Werk zum Genre der Märchen-Novelle oder auch als Kunstmärchen einordnen. In der nachfolgenden Analyse erhälst Du eine Zusammenfassung, eine Figurenkonstellation sowie eine mögliche Interpretation von "Der goldene Topf".
In dieser Zusammenfassung werden die wichtigsten Inhalte aus dem Werk zusammengefasst. "Der goldne Topf" ist ein Kunstmärchen, in dem sich die reale Welt des bürgerlichen Dresdens mit der Fantasiewelt Atlantis überschneidet. Der Protagonist der Handlung ist der Student Anselmus. Er erlebt, wie sich seine reale, alltägliche Welt um eine zauberhafte Fantasiewelt erweitert. Das Verhältnis zwischen Fantasie und Realität ist folglich ein zentrales Thema der Handlung.
Zudem fühlt sich Anselmus in der Handlung zwischen zwei verschiedenen Frauen hin- und hergerissen. Dadurch erfährt er auch innerlich einen Zwiespalt, der die Zerrissenheit zwischen Fantasie und Realität spiegelbildlich unterstreicht.
Das Kunstmärchen ist in 12 sogenannte Vigilien unterteilt. Dabei handelt es sich um Teile von Stundengebeten, die entweder nachts oder in den frühen Morgenstunden vollzogen werden. In diesem Werk gelten die 12 Vigilien als Kapitel.
Folgende Inhalte sind für die Zusammenfassung der 1. Vigilie aus "Der goldne Topf" zentral:
In der zweiten Vigilie unternimmt Anselmus mit dem befreundeten Konrektor Paulmann und dessen Tochter Veronika, sowie dem Registrator Heerbrand eine Bootsfahrt auf der Elbe. Während der Fahrt meint Anselmus, die drei Schlangen im Wasser erkennen zu können. Er kann nur mit Mühe davon abgehalten werden, sich ins Wasser zu stürzen.
Ein Konrektor ist der Stellvertreter eines Direktors einer Grund-, Haupt- oder Realschule. Ein Registrator führte im 15. und 16. Jahrhundert die Registerbücher einer Hofkanzlei.
Als er vor dessen Tür steht und den Türknauf ergreifen möchte, erscheint das Gesicht der alten Frau vom Schwarzen Tor im Knauf. Zeitgleich verwandelt sich die Klingelschnur in eine Riesenschlange, die Anselmus erwürgen zu wollen scheint. Vor Schreck fällt dieser in Ohnmacht und erwacht schließlich in seinem Bett.
Die Begebenheiten der 3. Vigilie könnten wie folgt zusammengefasst werden:
Außerdem habe er einen Bruder, mit dem er sich nach dem Tod des Vaters zerstritten hatte. Sein Bruder habe sich darauf den Drachen angeschlossen und bewache einen "Karfunkelstein". Niemand schenkt Lindhorst sonderlich viel Glauben – mit Ausnahme von Anselmus. Schlussendlich bekommt dieser die Stelle als Kopierer beim Archivar.
"Karfunkelstein" ist ein veralteter Ausdruck für Edelstein.
Seit Anselmus im Kaffeehaus die Geschichte des Archivars gehört hat, fühlt er sich von seiner Lebensrealität entfremdet.
Inzwischen hat sich Veronika Paulmann in Anselmus verliebt und sich den festen Vorsatz genommen, ihn zu heiraten. Sie sucht eine Wahrsagerin auf, die sich als die alte Frau vom Schwarzen Tor entpuppt.
Anselmus unternimmt einen zweiten Versuch, das Haus des Archivars zu betreten. Dieses Mal gelingt es ihm auch dank der Flüssigkeit, die er von Lindhorst in der vierten Vigilie erhalten hat. Während er sich umschaut, erblickt er allerlei seltsame Objekte und findet einen goldenen Topf.
In der siebten Vigilie wendet sich die in Anselmus verliebte Veronika erneut an die alte Frau und bitte sie um Hilfe. In einem gespenstischen, nächtlichen Hexenritual fertigt die Alte daraufhin einen Metallspiegel an. Diesen trägt Veronika fortan um den Hals. In dem Spiegel kann Veronika Anselmus bei der Arbeit beobachten und mit ihm kommunizieren.
Anselmus hat sich inzwischen als Gehilfe des Archivars bewährt und wird von diesem einer letzten Prüfung unterzogen: Er soll ein unendlich wertvolles Schriftstück kopieren. Während Anselmus diesem Auftrag nachgeht, erscheint ihm Serpentina.
Sie erzählt ihm, dass der Archivar eigentlich ein Salamander sei und dessen Vater Phosphorus ihn als Bestrafung für ein Unrecht in einen einfachen Menschen verwandelt habe. Diese Verzauberung könne nur rückgängig gemacht werden, wenn seine drei Schlangentöchter mit Männern verheiratet würden, die der Existenz der Fantasiewelt Atlantis offen gegenüberstehen.
Anselmus besucht den Konrektor Paulmann und dessen Tochter Veronika. Als er in den Metallspiegel blickt, den Veronika um ihren Hals trägt, verliert er den Glauben an die Geschichte des Archivars. Deshalb ist er bereit, seine Liebe für Serpentina zu verwerfen und stattdessen mit Veronika zusammenzukommen.
In der Kristallflasche erleidet Anselmus fürchterliche Qualen. Er bereut zutiefst, seine Liebe zu Serpentina verraten zu haben. Die alte Frau erscheint daraufhin in Form einer Kaffeekanne und bietet ihm ihre Hilfe an.
In der elften Vigilie verschwindet Anselmus. Das erfreut Konrektor Paulmann, da er ihm einen Pakt mit dem Teufel unterstellt. Registrator Heerbrand, der Anselmus ursprünglich die Arbeit beim Archivar organisiert hatte, ist inzwischen beruflich befördert worden und macht Veronika einen Heiratsantrag. Sie nimmt erfreut an und scheint über ihre Liebe zu Anselmus hinweg zu sein.
Anselmus und Serpentina leben inzwischen glücklich auf einem Rittergut in der Fantasiewelt Atlantis. Der Erzähler wird angesichts dieses sehr glücklichen Szenarios mit seinem eigenen, realen Leben unzufrieden. Daraufhin eröffnet ihm der Archivar, dass alle Menschen Zugang zu fantastischen Welten haben, wenn sie nur offen dafür sind.
Neben der Hauptfigur Anselmus spielen für die Figurenkonstellation von "Der goldne Topf" vor allem
Im Folgenden findest Du ihre Charakterisierung:
Die Hauptfigur Anselmus ist Student in Dresden. Für eine Charakterisierung kann er als Einzelgänger und Sonderling beschrieben werden. Er ist ist tollpatschig, tagträumerisch und scheint vom Pech verfolgt. Außerdem treffen folgende Eigenschaften auf ihn zu:
Archivarius Lindhorst hat eine Doppelnatur: Er ist zugleich Archivar und Salamander, er kommt also in der realen und in der fantastischen Welt vor. Seine Charakterisierung kann zudem so beschrieben werden:
alter, wunderlicher Mann
stammt von königlicher Feuerlilie ab
ist ein Salamander; muss zur Strafe seines Vaters jedoch als Mensch leben
hat drei Schlangentöchter, die heiraten sollen
bewahrt ungewöhnliche, fremdsprachige Skripte auf
betreibt geheime Wissenschaften und Experimente
wohnt abgelegen in einem "wundersamen" Haus
teils sanftmütiges, teils zorniges Verhalten
wird Mentor von Anselmus
tötet das Apfelweib
Auch das Apfelweib hat eine Doppelnatur. Sie ist zugleich das Apfelweib und die Hexe. Ihre Charakterisierung zeichnet sich durch diese Punkte aus:
altes, hageres Erscheinungsbild
unheimlich
besitzt magische Fähigkeiten
prophezeit Anselmus den Fall in einen Kristall
Gegenspielerin des Archivars
wohnt abgelegen, mit allerlei Getieren
Ziel: in Besitz des goldenen Topfes zu gelangen
wird vom Archivar besiegt/getötet
Veronika Paulmann ist 16 Jahre alt und die Tochter von Konrektor Paulmann. Sie kann wie folgt charakterisiert werden:
bürgerliches Mädchen
hübsch und begehrenswert
Tagträumerin
standhaftes Gemüt, ehrgeizig
empfänglich für die Welt des Fantastischen
verliebt in Anselmus
träumt davon, Hofrätin zu werden
verbündet sich mit dem Apfelweib
heiratet am Ende Heerbrand
Serpentina existiert nur in der Welt des Wunderbaren, die unter anderem für Anselmus zugänglich ist. Ihre Charakterisierung kann diese Punkte aufwerfen:
Tochter des Archivars
tritt in der realen Welt als goldgrüne Schlange mit blauen Augen auf
lieblich
verführt Anselmus
Veronikas Gegenspielerin
erzählt Anselmus die Familienlegende
heiratet Anselmus und zieht mit ihm nach Atlantis.
Das Werk "Der goldene Topf" lässt sich zum Genre der Märchen-Novelle oder auch als Kunstmärchen einordnen. In der folgenden Analyse wird der Aufbau und die Sprache des Werks genauer beleuchtet.
Als Novelle werden kurze Prosatexte bezeichnet. Sie sind Teil der literarischen Gattung der Epik. Eine Novelle ist eine kurze Erzählung, die sich geradlinig mit einem besonderen Ereignis auseinandersetzt. Entstanden ist diese Untergattung der Epik in der Renaissance (14. bis 16. Jahrhundert) und gilt als Vorstufe realistischer Literatur.
Kunstmärchen wurden von einem/r einzelnen Autor*innen verfasst und unterscheiden sich insofern von Volksmärchen. Diese wurden hingegen über viele Jahrhunderte hinweg überliefert, wobei der Erzählstoff immer wieder abgeändert wurde
Die Novelle ist in 12 Vigilien (lat. vigilia = Nachtwache) unterteilt, wobei die Vigilien als Synonyme für "Kapitel" zu verstehen sind. Hoffmann nahm diese Einteilung vor, weil er seiner schriftstellerischen Tätigkeit primär in den späten Abend- und Nachtstunden nachgehen konnte. Dies wird sogar explizit im Buch erwähnt, als der Erzähler davon berichtet, dass er das Märchen nachts verfasst habe.
Außerdem könnte mit den Vigilien eine Anspielung auf die besondere Eignung der Nacht für das Lesen von Märchen gemeint sein.
Hinsichtlich des Spannungsbogens lässt sich zudem erkennen, dass sich die einzelnen Vigilien in drei Sinnabschnitte einteilen lassen:
E.T.A. Hoffmann benutzt viele Synästhesien, also Verbindungen von Sinneseindrücken. Damit sind z. B. Gerüche, Klänge, Farben sowie körperliche Empfindungen gemeint, die in einem Sinnzusammenhang miteinander kombiniert werden. Zweck dieses Stilmittels ist es, den Leser*innen zu ermöglichen, mit all ihren Sinnen in die Handlung einzutauchen.
Blumen und Blüten dufteten um ihn her, und ihr Duft war wie herrlicher Gesang wie von tausend Flötenstimmen.
Alle Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus E.T.A. Hoffmanns "Der goldne Topf" (1986, Hamburg: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH).
Bei der charakterlichen Beschreibung der Figuren werden häufig Klänge und Geräusche verwendet. Die Stimme des Apfelweibs wird mit negativen Klängen dargestellt, wenn sie z. B. als "gellend und krächzend" beschrieben wird.
Mittels sprachlicher Feinheiten schürt der Autor Zweifel darüber, ob die fantastischen Visionen und Ereignisse innerhalb der Handlung nur Einbildungen der Figuren sind. Besonders häufig bedient er sich dafür Vergleichen, sodass die Leser*innen die Möglichkeit haben, sich magische Ereignisse mithilfe von realen Vorgängen zu erklären.
In der Vision unter dem Holunderbaum werden die Stimmgeräusche der Schlangen mit den Naturklängen verglichen. Auf diese Weise entsteht für die Leser*innen eine rationale Begründung der Schlangenstimmen: Es handelt sich nämlich dabei nur um "normale" Naturgeräusche, wie das Rauschen der Blätter im Wind oder das Plätschern des Wassers.
Auch ist deutlich zu erkennen, dass der Autor eine sehr bildhafte Sprache verwendet, insbesondere zur Beschreibung der magischen Welt. Dazu benutzt er Vergleiche sowie Metaphern. Die reale, bürgerliche Welt hingegen wird nüchterner und weniger bildhaft dargestellt.
Beispielhaft für Hoffmanns Verwendung von bildhaften Vergleichen ist u. a. seine Beschreibung des Hexenrituals. Dieses vergleicht er mit den Gemälden der Künstler Rembrandt und Brueghel, da diese für ihre äußert düsteren Stimmungen bekannt sind.
Hoffmann räumt der Beschreibung von Gefühlen seiner Figuren bereits sprachlich einen sehr hohen Stellenwert ein, sodass die Leser*innen mit ihnen mitfühlen können. Sprachlich benutzt Hoffmann dafür oft Steigerungsformen (Komparative).
Immer gewichtiger und gewichtiger drückt die zentnerschwere Last deine Brust – immer mehr und mehr zehrt jeder Atemzug dir Lüftchen weg [...].
Eine weitere Besonderheit in "Der goldne Topf" ist die parallele Existenz zweier, verschiedener Narrative: Es gibt zum einen die Dimension des fiktiven, bürgerlichen Dresdens und zum anderen die Märchendimension, in der Übernatürliches und Zauberhaftes möglich zu sein scheinen. Hoffmann stellt insofern zwei Welten gegenüber.
Der Begriff "Narrativ" entstammt dem lateinischen Begriff narrare und bedeutet übersetzt "erzählen". In der Literaturwissenschaft kennzeichnet der Begriff eine Erzähl-Ebene.
E.T.A. Hoffmann gelingt es zudem, einen direkten Bezug zur Gegenwart der Leser*innen herzustellen, indem er sie direkt anspricht. Wie auch in klassischen Volksmärchen ist der Erzähler allerdings ein auktorialer (allwissender) Erzähler. In der letzten Vigilie wird der Erzähler sogar selbst Bestandteil der Handlung und führt ein resümierendes Gespräch mit dem Archivar Lindhorst.
Das Kunstmärchen "Der goldne Topf" bietet verschiedene Möglichkeiten zur Interpretation, die im Folgenden erläutert werden.
Grundsätzlich findet sich in Hoffmanns Werk die gängige, gegen die Ideale der Weimarer Klassik gerichtete, romantische Weltanschauung wieder. Die Empfindungen und Wahrnehmungen des Individuums werden eindeutig höher angesiedelt als objektive Tatsachen, die durch naturwissenschaftliche Experimente gewonnen wurden und folglich stets dem Beweis zugänglich sind.
Die Künstler*innen der Romantik richteten sich gerade gegen solche universalen und für alle geltenden Wahrheiten. Im Gegenteil zur Romantik lag in der vorangegangenen Literaturepoche der Weimarer Klassik die Fokussierung auf der Rationalität und Überprüfbarkeit von Tatsachen.
Wenn Du noch mehr zu den beiden Literaturepochen "Romantik" und "Weimarer Klassik" erfahren möchtest, lies Dir die passenden Erklärungen dazu durch.
Im Werk können mehrere Symbole zur Interpretation herangezogen werden: Der goldne Topf darf als Symbol nicht unerwähnt bleiben.
Seine Beschaffenheit und Farbe repräsentieren das in der Romantik immer wieder erwähnte "Goldene Zeitalter". Gemeint ist damit ein paradiesischer Urzustand, in dem Menschen in friedlichem Einklang mit der Natur leben.
In der Handlung soll Anselmus den Topf als Mitgift erhalten, wenn er Serpentina heiratet. Insofern ist es naheliegend anzunehmen, dass der Erhalt des Topfes für Anselmus ein Erreichen dieses paradiesischen Urzustands bedeutet
Der Autor verbindet reale Orte und Zeitpunkte in Dresden mit fantasievollen, märchenhaften Elementen. Besonders daran ist, dass viele Romantiker*innen das Märchenhafte und Fabelhafte in fernen Ländern oder anderen Zeiten verortet und gerade nicht mit ihrer eigenen Lebensrealität verknüpft haben.
Ein primärer Grund dafür waren die vielen Kriege und das aus ihnen resultierende Leid, dem es zu entfliehen galt. Diese Flucht aus der eigenen Lebensrealität in eine erdachte oder erwünschte Fantasiewelt sollte den Leser*innen ermöglichen, in eine bessere, friedlichere Welt einzutauchen, in der sie ihr Leid und ihre Verzweiflung zumindest für eine kurze Zeit vergessen konnten.
Die Handlung beginnt in der 1. Vigilie vor dem real existierenden Schwarzen Tor in Dresden. Dort begegnet Anselmus dem Apfelweib zum ersten Mal und stößt versehentlich ihren Korb um. In der Folge verflucht ihn die Frau und prophezeit ihm den Fall in einen Kristall. Hoffmann verknüpft also einen Fluch als ein märchenhaftes Element mit einem real existierenden Schauplatz.
In der 2. Vigilie begibt sich Anselmus das erste Mal zum Archivarius Lindhorst. Bei dem Versuch das Haus zu betreten erscheint ihm jedoch das Apfelweib im Türknauf des Hauses und die Klingelschnur verwandelt sich in eine Riesenschlange. Auch aus dieser Szene wird deutlich, dass innerhalb der Erzählung von realen Umständen wie dem Öffnen einer Haustür, unerwartete und magische Elemente Einzug finden.
Der sich verwandelnde Türknauf aus "Der goldne Topf" ist bis heute in Bamberg unter der Adresse: Eisgrube 14 zu besichtigen. E.T.A. Hoffmann lebte vor seiner Zeit in Dresden in Bamberg und sein Verleger wohnte damals in dem Haus, zu dem der Türknauf gehört.
E. T. A. Hoffmann lebte zu einer Zeit, die von den Napoléonischen Kriegen geprägt war. Hoffmann entfloh dieser von Brutalität dominierten Lebensrealität, indem er fantastische Welten konstruierte und diese in Gedanken somit selbst durchleben konnte.
"Der goldne Topf" lässt sich insofern als ein fantastischer Gegenentwurf zur schrecklichen Kriegsrealität der damaligen Zeit sehen oder als eine Art Flucht in eine fantastische, weniger düstere Welt.
Dass Anselmus am Ende der Handlung in Atlantis sein Glück findet, drückt etwa deutlich aus, dass Glück vorrangig in der Fantasiewelt Atlantis auffindbar ist und gerade nicht in der realen, kriegerischen und bürgerlichen Welt Dresdens. In Atlantis leben alle Lebewesen im Einklang mit der Natur, ihren Träumen und Fantasien.
Durch die vielen fantastischen Elemente ist außerdem eine klare Kritik am Bürgertum erkennbar. Fantasie und Empfindsamkeit hatten keinen Platz im rationalen Bürgertum.
Der zur Poesie und Überschwänglichkeit neigende Anselmus wird von den Repräsentanten des Bürgertums immer wieder belächelt. Für sie ist nichts wichtiger als materielle Erfolge und Status. Da Anselmus am Ende jedoch mit seiner empfindsamen Haltung glücklich wird, tritt ein Kernelement der politischen Haltung des Autors klar zum Vorschein: Kritik am Bürgertum.
Anselmus kann sich in der Handlung zwischenzeitlich nicht entscheiden, ob er eine romantische Beziehung mit Veronika führen soll oder eine Beziehung mit Serpentina, einer Schlange. Veronika repräsentiert hier als Tochter des zutiefst bürgerlichen Konrektors Paulmann die reale, bürgerliche Zukunftsoption für Anselmus.
Serpentina hingegen steht für eine fantastische, übernatürliche Zukunftsperspektive.
Dieser Zerrissenheit spiegelt einerseits das Verschwimmen von Realität und Fantasie wider. Andererseits entscheidet sich Anselmus schlussendlich für Serpentina und wird mit ihr in Atlantis glücklich. Aus einem Umkehrschluss lässt sich nun ableiten, dass Anselmus sein Glück am Ende gerade nicht in der bürgerlichen Welt findet, sondern ihr entflieht.
Die Erzählung "Der goldne Topf" sowie ihr Autor E.T.A. Hoffmann sind derEpoche der Romantik (1790 bis 1850) zuzuordnen. Vor allem die fantastischen Elemente, aber auch die Gattung der Märchen war in der Romantik sehr beliebt.
Neben der Betonung des Gefühls spiegelt sich in der Kunst der Romantik ein ausgeprägter Subjektivismus wider. Durch die Belastung der politischen und gesellschaftlichen Konflikte zogen sich viele Menschen in sich selbst zurück, wendeten sich also in ihr "Inneres". Kunstschaffende träumten von fernen Welten, flüchteten in die Fantasie und in die Vergangenheit. Allgemein trat ein historisches Bewusstsein zutage und die Zeit des Mittelalters wurde verherrlicht.
Die Beschäftigung mit dem eigenen "Ich" führte zur Auseinandersetzung mit
Die Religion war ein weiteres Thema, mit dem sich die Kunstschaffenden beschäftigten. Ein beliebtes Motiv war beispielsweise die Natur, die einen Fluchtort für die Seele darstellte und oft symbolisch für den Ausdruck von Übersinnlichem genutzt wurde
Da die romantischen Autorinnen und Autoren sich wieder auf deutsche Traditionen besinnen wollten und sich mit Fantasievollem beschäftigten, spielten Volks-, aber auch Kunstmärchen, wie "Der goldne Topf" eine große Rolle. Beispielsweise sammelten die Gebrüder Grimm Volksmärchen und schrieben sie in einem Sammelband auf.
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann wurde am 24. Januar 1776 in Königsberg, im damaligen Ostpreußen (heute: Kaliningrad, Russland) geboren und verstarb am 25. Juni 1822 in Berlin. Er war einer der bedeutendsten literarischen Vertreter der deutschen Romantik. Außerdem war er als Jurist, Komponist, Musikkritiker, Zeichner, Karikaturist sowie als Kapellmeister tätig.
Im Jahr 1816 veröffentlichte er seine bisher bekannteste Erzählung "Der Sandmann". Hoffmanns künstlerisches Vermächtnis belief sich nach seinem Tod im Jahr 1822 auf 50 Romane und Erzählungen, einige Bühnenstücke und 20 musikalische Werke.
"Der goldne Topf" spielt in Dresden zwischen den Jahren 1813 und 1814. Zu dieser Zeit war Sachsen noch ein unabhängiges Königreich und der sächsische König befand sich in einer Allianz mit Napoléon Bonaparte (1769–1821).
Die Koalitions- oder auch Napoléonischen Kriege (1792–1815) waren kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und anderen europäischen Monarchien. Ausgangspunkt der Konflikte war die Französische Revolution von 1789, die zum Sturz der französischen Monarchie führte. Viele europäische Monarchien hatten in der Folge die Befürchtung, dass sich das gedankliche Gut der Revolution auch in ihren Ländern verbreiten könnte und ihre Herrschaft damit in Gefahr wäre.
Im späteren Verlauf der Kriege ging es allerdings nicht mehr nur um die Eindämmung der Ideale der Französischen Revolution. Vielmehr sollte auch verhindert werden, dass Napoléon, der sich inzwischen selbst zum Kaiser der Franzosen gekrönt hatte, das französische Kaiserreich in Europa weiter ausdehnt.
Dadurch war die allgemeine Stimmung in Dresden (aber auch in vielen anderen Teilen Europas) zu dieser Zeit von Angst, Verzweiflung und einem Bedürfnis nach Flucht geprägt.
"Der goldne Topf" ist in 12 Vigilien (lat. vigilia = Nachtwache) aufgebaut bzw. unterteilt, wobei die Vigilien als Synonym für “Kapitel” zu verstehen sind.
Der goldene Topf symbolisiert das in der Romantik immer wieder erwähnte “Goldene Zeitalter”. Gemeint ist damit ein paradiesischer Urzustand, in dem Menschen in friedlichem Einklang mit der Natur leben.
“Der goldne Topf” thematisiert die Überschneidung zweier Welten: Einerseits wird die reale Welt des bürgerlichen Dresdens beschrieben und andererseits die Fantasiewelt Atlantis. Anselmus erlebt, wie sich seine reale, alltägliche Welt um eine zauberhafte Fantasiewelt erweitert.
"Der goldne Topf" kann als Kunstmärchen bezeichnet werden. Fünf Jahre später erschien dann eine vom Autor überarbeitete Version mit dem Titel “Märchen aus der neuen Zeit”. Daher lässt sich das Werk als Märchen-Novelle oder auch als Kunstmärchen einordnen.
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