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Der Roman "Agnes" von Peter Stamm wurde im Jahr 1998 veröffentlicht."Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet."1 – Mit diesen beiden Sätzen beginnt "Agnes". Wecken diese Sätze Deine Neugier? Die nachfolgenden Stichpunkte bieten Dir eine kurze Zusammenfassung des Werks:Das Werk handelt von der tragischen Liebesbeziehungzwischen der 25-jährigen Agnes und dem anonymen Ich-Erzähler.Bei diesem handelt es sich um einen etwa…
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"Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet."1 – Mit diesen beiden Sätzen beginnt "Agnes". Wecken diese Sätze Deine Neugier? Die nachfolgenden Stichpunkte bieten Dir eine kurze Zusammenfassung des Werks:
Für eine Zusammenfassung des Romans "Agnes" von Peter Stammt ist es hilfreich, die Rahmen- und Binnenhandlung des Werks einzubeziehen.
Die Kapitelzusammenfassung des ersten Teils der Rahmenhandlung von Peter Stamms "Agnes" umfasst die Hintergründe von Agnes' Tod.
Neun Monate zuvor – im April – haben sich der Ich-Erzähler und Agnes in einer Bibliothek in Chicago kennengelernt.
Die beiden machen sich auf den Weg zur Wohnung des Ich-Erzählers und küssen sich im Fahrstuhl zum ersten Mal. In der Wohnung angekommen, schlafen sie miteinander. Für Agnes ist es die erste sexuelle Erfahrung.
Nach einer kurzen Reise nach New York, um für ein neues Buch zu recherchieren, besucht der Ich-Erzähler Agnes zum ersten Mal in ihrer Wohnung. Agnes zeigt ihm eine von ihr geschriebene Kurzgeschichte, auf die der Ich-Erzähler sehr neidisch und mit viel Kritik reagiert. Agnes löscht die Geschichte daraufhin.
Der Ich-Erzähler schreibt zunächst über vergangene Ereignisse, doch schnell sind sich die beiden uneinig über bestimmte Details, da sie sich unterschiedlich an die vergangenen Situationen erinnern. Bei einem Spaziergang im Park erscheint Agnes dem Ich-Erzähler fremd. Gleichzeitig fühlt er sich aufs Engste mit ihr verbunden. Er gesteht ihr seine Liebe, die für ihn einer Sucht gleichkommt.
Außerdem fragt der Ich-Erzähler Agnes in der fiktiven Geschichte, ob sie bei ihm einziehen möchte, woraufhin Agnes tatsächlich in die Wohnung des Ich-Erzählers einzieht.
Das Paar macht im Oktober einen kurzen Camping-Ausflug in einen nahegelegenen Nationalpark. Dort erleidet Agnes einen Schwächeanfall.
An Halloween möchte Agnes gemeinsam mit dem Ich-Erzähler an einem Umzug ihrer Universität teilnehmen. Agnes ist wütend und enttäuscht, weil der Ich-Erzähler absagt und zu einer anderen Feier geht. Auf dieser Feier lernt der Ich-Erzähler Louise kennen. Louise flirtet mit ihm, küsst ihn auf die Wange und gibt ihm ihre Telefonnummer.
Als er zurückkommt, ist Agnes mit ein paar ihrer Sachen aus der Wohnung verschwunden. Am nächsten Tag trennt sich Agnes während eines Telefonats von ihm.
Der Ich-Erzähler hält sich häufig in der Nähe von Agnes Wohnung auf und ist außerdem in Bars und in der Bibliothek unterwegs.
Der Ich-Erzähler schreibt die Geschichte über Agnes weiter und nennt das darin vorkommende Kind Margaret. Er entschließt sich dazu, sein Leben zu ändern und ist sich sicher, dass er und Agnes wieder zusammenkommen werden.
Der Ich-Erzähler entschuldigt sich für sein Verhalten und schlägt ihr vor, dass die beiden zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal versuchen können, ein gemeinsames Kind zu bekommen.
Bei einem Einkaufsbummel kaufen der Ich-Erzähler und Agnes einen Teddybären für Margaret und eine Puppe für das zweite Kind ein. In der Kinderabteilung beginnt Agnes zu weinen.
Agnes wirkt meist distanziert, scheint die Fehlgeburt jedoch zu verarbeiten. Die beiden überlegen, ob sie in Zukunft in Chicago oder der Schweiz leben werden. Das Weihnachtsfest feiern die beiden gemeinsam. An Weihnachten erhält der Ich-Erzähler eine Einladung zur Silvesterfeier von Louises Eltern. Später am Abend sprechen Agnes und der Ich-Erzähler über vergangene Beziehungen und Agnes sagt, dass sie nur den Ich-Erzähler wirklich liebe.
Agnes hat sich schwer erkältet und der Ich-Erzähler kümmert sich um sie. Er schreibt außerdem an der Geschichte weiter und beginnt das Ende der Geschichte zu verfassen: Agnes fährt an Silvester mit dem Zug von Chicago in einen anderen Ort, dort steigt sie aus und irrt in der Kälte umher.
Agnes' Gesundheitszustand verschlechtert sich, sie ist sich sicher, dass sie an Silvester zu schwach sein wird, um gemeinsam mit dem Ich-Erzähler zu feiern. Deshalb erlaubt sie dem Ich-Erzähler an Silvester zu Louises Feier zu gehen.
Während der Ich-Erzähler auf Louises Feier ist, bleibt Agnes an Silvester zu Hause. Vor Mitternacht telefonieren Agnes und der Ich-Erzähler miteinander. Agnes sagt, dass sie den Ich-Erzähler vermisst und dieser antwortet, dass er am nächsten Tag wieder bei ihr sein wird. Gegen Ende der Feier begleitet der Ich-Erzähler Louise in deren Wohnung.
Wieder in seiner Wohnung angekommen, findet der Ich-Erzähler auf seinem Computerbildschirm das Dokument mit dem Ende der Geschichte geöffnet vor.
Agnes ist nicht zurückgekehrt. Der Ich-Erzähler schaut sich das Ende der Videokassette an.
Die nachfolgende Charakterisierung von Stamms "Agnes" bezieht die beiden zentralen Charaktere des Romans mit ein: Agnes sowie den namenlosen Ich-Erzähler. Die Handlung dreht sich um die Liebesbeziehung der beiden, andere Figuren haben in der Personenkonstellation nur kleinere Nebenrollen. Einen gemeinsamen Freundes- oder Bekanntenkreis haben die beiden nicht, da Agnes den Großteil ihres Lebens in der Universität verbringt, während sich das Leben des Ich-Erzählers darum dreht, Sachbücher zu schreiben.
Die Figur Agnes ist 25 Jahre alt. Weitere Merkmale von Agnes sind:
Die Figur des namenlosen Ich-Erzähler in "Agnes" wird nur vage beschrieben. Lesende erfahren lediglich, dass er so alt ist, dass er der Vater von Agnes sein könnte. Daher ist er wahrscheinlich über 40 Jahre alt. Weitere Merkmale des namenlosen Ich-Erzählers sind:
Eine Analyse von Stamms "Agnes" zeigt, dass der Roman aus 36 kurzen Kapiteln, die sich in eine Rahmen- und eine Binnenhandlung einteilen lassen, besteht. Neben diesen Textebenen des Werks werden in diesem Abschnitt die Erzählperspektive sowie das Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit im Roman erläutert.
Im Rahmen der sprachlichen Analyse von "Agnes" werden zum einen der Schreibstil, zum anderen die verwendeten rhetorischen Stilmittel analysiert.
Während das einleitende sowie das abschließende Kapitel in den Zeitformen Präsens und Perfekt verfasst sind, ist der Rest der Handlung im Präteritum geschrieben. Grund dafür ist Aufteilung in eine Rahmen- und Binnenhandlung: In der Rahmenhandlung des Romans wird eine gegenwärtige Situation beschrieben, die Ereignisse in der Binnenhandlung liegen hingegen in der Vergangenheit zurück. Die Handlung der Binnenerzählung wird in chronologischer Reihenfolge erzählt.
Mehr Informationen zu Rahmen- und Binnenhandlungen erhältst Du in der Erklärung "Novelle" auf StudySmarter!
Außerdem wird durch die zum Teil fiktive Geschichte, die der Ich-Erzähler über Agnes schreibt, eine dritte Textebene eröffnet. Insbesondere die fiktiven Komponenten dieser Textebene beeinflussen im Verlauf des Romans zunehmend die tatsächliche Beziehung des Liebespaares.
Im Roman "Agnes" liegt die Erzählperspektive des Ich-Erzählers vor.
Ein unzuverlässiger Erzähler berichtet nicht wahrheitsgemäß über Ereignisse. Beispielsweise kann sich eine vom Erzähler aufgestellte Behauptung im weiteren Handlungsverlauf als unwahr herausstellen. Dabei kann der Erzähler absichtlich in Form von Lügen oder unabsichtlich, z. B. aufgrund von fehlerhaften Erinnerungen, agieren. Lesende werden durch widersprüchliche Aussagen auf den unzuverlässigen Erzähler aufmerksam und müssen für sich entscheiden, inwieweit sie die Aussagen des Erzählers glauben.
Mehr Informationen zum Ich-Erzähler erhältst Du in der Erklärung "Erzähler" auf StudySmarter!
Diese Subjektivität zeigt sich beispielsweise als der Ich-Erzähler und Agnes über die Geschichte reden, die der Ich-Erzähler über Agnes geschrieben hat. Die beiden diskutieren über bestimmte niedergeschriebene Details, da Agnes sich teilweise an andere Geschehnisse erinnert als der Ich-Erzähler. So schreibt der Ich-Erzähler beispielsweise in seinem Text, dass die beiden in einem chinesischen Restaurant gegessen haben, während Agnes sich sicher ist, dass es sich um ein indisches Restaurant gehandelt habe.
Der Ich-Erzähler nutzt sowohl die direkte als auch die indirekte Rede, wenn er von den Äußerungen der Figuren erzählt:
Er habe, erzählte Agnes, in einem Café in der Lobby eines großen Hotels etwas getrunken. An einem Nachmittag. "Ich bin ein paarmal mit ihm dort gewesen", sagte Agnes [...] 1
Die Erzählzeit des Romans "Agnes" ist sehr viel kürzer als die erzählte Zeit. Während letztere neun Monate beträgt, ist es möglich den Roman in nur wenigen Stunden vollständig zu lesen. Dementsprechend liegen im Roman mehrere Zeitsprünge vor oder Teile der Handlung werden stark zusammengefasst:
Wir sprachen nur stichwortartig über uns selbst, diskutierten stattdessen über Kunst und Politik, über die Präsidentschaftswahlen im Herbst und über die Verantwortung der Wissenschaft.1
Das Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit unterstützt den kühlen und distanzierten Schreibstil des Autors: Eine ganze Beziehung – vom Kennenlernen des Paares bis hin zum Verschwinden von Agnes – wird auf 152 Seiten komprimiert wiedergegeben.
Mit dem Begriff der Erzählzeit wird die Zeitspanne definiert, die Lesende benötigen, um einen literarischen Text zu lesen. Die erzählte Zeit eines literarischen Werks meint hingegen den Zeitraum, in dem sich die Handlung inhaltlich abspielt.
"Agnes" ist in Hochdeutsch verfasst und leicht verständlich. Der Roman besteht vorwiegend aus einfachen Hauptsätzen, die nur selten durch Nebensätze verschachtelt sind. Stamm verzichtet zudem an vielen Stellen des Werks darauf, Substantive durch die Verwendung von Adjektiven und Adverbien näher zu beschreiben:
Lange wanderte ich am See entlang. Am Ende des Grant Park fand ich ein Café. Es war niemand darin zu sehen, aber als ich eintrat, kam die Kellnerin aus dem Hinterzimmer. Sie machte das Licht an und fragte mich, was ich wünsche. Sie brachte mir einen Kaffee und verschwand wieder durch die Tür hinter der Theke.1
Insgesamt trägt Stamms nüchterner und distanzierter Schreibstil dazu bei, die kühle und triste Stimmung, die im Leben der Romanfiguren vorherrscht, sprachlich zu unterstützen.
Stamm geht in seinem Roman "Agnes" sparsam mit rhetorischen Stilmitteln um. Auffällig häufig verwendet er jedoch Metaphern.
Dann und wann kamen wir an Häusern vorbei, die nicht alleine standen und doch kein Dorf bildeten.1
Mit diesem sprachlichen Bild spielt der Autor auf die Liebesbeziehung des Ich-Erzählers und Agnes an: Obwohl die beiden ein Paar sind, werden sie in Laufe des Romans keine eigene Familie gründen. Insbesondere der Ich-Erzähler fürchtet sich davor, sich fest an Agnes zu binden und die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen.
Ein kurzer Austausch zwischen Agnes und dem Ich-Erzähler während einer Wanderung lässt sich ebenfalls auf die Beziehung der beiden übertragen:
Wir sollten Zweige knicken", sagte Agnes, "damit wir zurückfinden."
"Wir gehen nicht zurück", sagte ich, "nicht diesen Weg."1
Durch diese Metapher zeichnet es sich bereits ab, dass die Wanderung einen Wendepunkt in der Beziehung des Paares darstellen wird. Und tatsächlich — während des Wanderns gibt es erste Anzeichen dafür, dass Agnes schwanger ist. Diese Schwangerschaft führt wenig später zur Trennung des Paares.
Der Roman "Agnes" von Peter Stamm wird der literarischen Epoche der Postmoderne zugeordnet. Diese wird die grob auf den Zeitraum von 1968 bis 2011 datiert.
Bezüglich der genauen Datierung der Epoche liegen unterschiedliche Einschätzungen vor. Mehr Informationen dazu erhältst Du in der Erklärung "Postmoderne Literatur" auf StudySmarter!
Autorinnen und Autoren der Epoche nahmen an, dass der Mensch stark von äußeren Einflüssen geformt wird und er sich diesem Formungsprozess kaum entziehen kann.
Ein weiteres Merkmal der Postmoderne stellen Bezüge zu anderen bekannten (literarischen) Werken dar. Auch in "Agnes" lassen sich zahlreiche solcher Verweise, u. a. auf bekannte Theaterstücke, Lieder und lyrische Werke, finden.
Bezüge zu literarischen Werken werden unter dem Begriff "Intertextualität" zusammengefasst, Bezüge zu Kunstwerken oder Musikstücken werden unter der Bezeichnung "Intermedialität" zusammengefasst.
Werke der Postmoderne wirken oft sehr konstruiert: Auch Stamm nimmt durch den Rahmen der Erzählung einiges an Informationen vorweg. Bereits in den ersten beiden Sätzen teilt der Autor den Lesenden mit, wie der Roman – höchstwahrscheinlich – enden wird und begründet gleichzeitig, wie es dazu kommt: "Agnes ist tot. Eine Geschichte hat sie getötet."1 Das Ende des Romans bleibt damit nicht offen, vielmehr läuft die Handlung unausweichlich auf diesen, bereits zu Beginn des Romans postulierten, Ausgang zu. Auch das Motiv der Sinnlosigkeit wird anhand dieser Rahmung sichtbar: Lesende ahnen bereits voraus, dass Agnes gegen Ende des Romans sterben wird.
Eine Interpretation von Peter Stamms "Agnes" zeigt, dass neben der Liebesbeziehung des Ich-Erzählers und Agnes thematisiert wird, wie mächtig der Einfluss von Worten auf das Leben einer Person sein kann.
Im Roman "Agnes" vermischen sich die fiktiven Ereignisse der Geschichte, die der Erzähler schreibt, und die realen Ereignisse in der Beziehung des Paares zunehmend. Nachdem der Ich-Erzähler alles bereits Geschehene in der Beziehung der beiden aufgeschrieben hat, fügt er seinem Buch zunehmend fiktionale Elemente hinzu, die wiederum die Beziehung der beiden beeinflussen. Beispielsweise schreibt der Ich-Erzähler auf, was Agnes anzieht und am nächsten Tag trägt Agnes die beschriebene Kleidung:
Du kommst im dunkelblauen Kleid", sagte ich.
"Wie meinst du das?", fragte sie erstaunt.
"Ich habe die Gegenwart überholt", sagte ich, "ich weiß schon, was geschehen wird."
Sie lachte.
Wirklich trug Agnes das blaue kurze Kleid, als sie am nächsten Tag zu mir kam.1
Außerdem zieht Agnes in die Wohnung des Ich-Erzählers ein, nachdem der Ich-Erzähler der fiktiven Agnes in seiner Geschichte vorgeschlagen hat, zusammenzuziehen. Durch die Geschichte des Ich-Erzählers wird deutlich, dass er eine andere Vorstellung von Agnes und von der Beziehung hat als sie selbst.
Dem zunächst spielerisch anmutenden Wechselspiel von Fiktion und Realität naht ein jähes Ende, als Agnes schwanger wird. Für seine fiktive Geschichte hat der Ich-Erzähler keine Schwangerschaft vorgesehen: "Agnes wird nicht schwanger."1 Der Sachbuchautor kann die von seiner literarischen Grundlage abweichende Realität nicht akzeptieren. Da die Realität nicht seinen eigenen subjektiven Wünschen entspricht, trennt sich das Paar: Der Ich-Erzähler möchte keine Kinder, Agnes schon.
Nachdem Agnes eine Fehlgeburt erlitten hat, baut der Ich-Erzähler das Kind in seine Geschichte ein, um Agnes über den Verlust hinwegzuhelfen. Doch Agnes kann die Fehlgeburt nicht verkraften.
Der Ich-Erzähler entwickelt unterschiedliche Enden für sein Buch. Da weder er noch Agnes mit einem glücklichen Ausgang der Geschichte zufrieden sind, verfasst er ein tragisches Ende, in dem Agnes einen Kältetod stirbt. Agnes entdeckt dieses Ende der Geschichte in einem Dokument auf dem Computer des Ich-Erzählers und nimmt sich ihre literarische Figur höchstwahrscheinlich zum Vorbild.
Interpretiert man das Ende des Romans "Agnes" so, dass Agnes Suizid begeht, so stellt sich die Frage, inwiefern der Ich-Erzähler sie in ihrer Entscheidung beeinflusst hat. Hätte Agnes ebenfalls den Tod gewählt, wenn sie die Worte des Ich-Erzählers nie gelesen hätte? Der Ich-Erzähler wusste, dass Agnes sich von seinen fiktionalen Elementen leicht beeinflussen lässt.
Das Motiv von Leben und Tod im Roman "Agnes" ist eng mit der Frage nach dem Sinn des Lebens verknüpft. Insbesondere Agnes setzt sich im Roman häufig mit dem Tod auseinander. Agnes ist nicht religiös und geht davon aus, dass der Tod endgültig ist und dass das menschliche Leben aufgrund der Vergänglichkeit wenig Sinn bereithält.
Agnes fürchtet sich davor, eines Tages gänzlich zu verschwinden. Viele ihrer Handlungen werden von ihrem Wunsch vorangetrieben, etwas Bleibendes zu hinterlassen. So bitte sie den Ich-Erzähler darum, eine Geschichte über sie zu schreiben. Ihr Kinderwunsch sowie das nicht Verkraften der Fehlgeburt, können als gescheiterte Versuche wahrgenommen werden, Spuren zu hinterlassen und den Sinn des Lebens zu finden.
Über den gesamten Roman hinweg greift der Autor wiederholt das Motiv der Kälte auf. Die Kälte kann als Metapher für die Beziehungskälte und emotionale Distanz zwischen Agnes und dem Ich-Erzähler interpretiert werden. Zum Teil kommt diese auch durch die gestörte bzw. fehlende Kommunikation zwischen den beiden zustande. Insbesondere gegen Ende des Romans ist die Stimmung zwischen dem Paar angespannt und geprägt von Missverständnissen, wie im folgenden Beispiel:
Du warst lange weg", sagte Agnes, als ich zurückkam.
"Du hast doch gesagt, du wolltest allein sein."
"Es war kein Vorwurf, sei doch nicht so empfindlich. Ich habe gesagt, es stört mich nicht, wenn du gehst. Nicht, dass ich allein sein will."1
Zudem friert Agnes schnell, auch in Anwesenheit des Ich-Erzählers. Dies kann im übertragenen Sinne bedeuten, dass die Beziehung zum Ich-Erzähler sie nicht erfüllt und ihr auch keine Wärme und Geborgenheit schenkt. Am Ende der fiktiven Geschichte des Ich-Erzählers erfriert Agnes. Es kann interpretiert werden, dass Agnes ihrem literarischen Vorbild nacheifert, da die Kälte sie von innen auffrisst und ihr ihren Lebenswillen raubt.
Stamm macht sich an vielen Stellen des Werks den symbolischen Kontrast von Licht und Dunkelheit zunutze, um die Beziehung des Liebespaares zu charakterisieren. Während helle Farben und Licht in den schönen Momenten der Beziehung dominieren, taucht eine dunkle Farbsymbolik auf, wenn sich das Paar in Krisen befindet.
Als der Ich-Erzähler und Agnes zum ersten Mal miteinander schlafen, brennt die ganze Nacht Licht im Schlafzimmer und die beiden erwachen erst, als der neue Tag hereinbricht und es draußen hell wird:
Wir hatten das Licht nicht gelöscht, und es brannte noch immer, als wir irgendwann später in der Nacht einschliefen. Ich erwachte, als es draußen schon langsam hell wurde. Das Licht war jetzt gelöscht […]1
Das Licht symbolisiert die Wärme und Nähe zwischen Agnes und dem Ich-Erzähler, die zu Beginn ihrer Beziehung von keinen negativen Gefühlen oder Ereignissen geschmälert werden. Gegen Ende des Romans wird das Motiv der Dunkelheit insbesondere in der Geschichte, die der Ich-Erzähler über Agnes schreibt, zunehmend aufgegriffen:
Agnes hatte das Ende der Straße erreicht. Vor ihr lag der Park in vollkommener Dunkelheit. Blind machte sie einige Schritte ins Dunkle hinein, dann konnte sie wieder sehen. Es war, als würde sie eine andere Welt betreten. Der Himmel, der, vom Licht der Straßenlampen verschmutzt, wie eine orangefarbene Decke über den Wohnvierteln gelegen hatte, war hier durchsichtig schwarz.1
Das Ende der Geschichte des Ich-Erzählers, in der Agnes erfriert, führt vermutlich dazu, dass Agnes es ihr gleichtut. Damit spiegelt die dunkle Farbsymbolik den inneren, psychischen Zustand von Agnes wider. Alternativ ist es möglich, dass Agnes die Beziehung zum Ich-Erzähler beendet und nun keine Rolle mehr im Leben des Ich-Erzählers spielt. Ihr Tod wäre demnach nur ein symbolischer Tod im Leben des Ich-Erzählers.
Eine Untersuchung der Themen in Peter Stamms "Agnes" zeigt, dass mehrere mögliche Interpretationen des Werks zur Verfügung stehen. Das veranschaulicht, dass der Autor Peter Stamm die Lesenden mit seinem Werk zum Nachdenken anregen möchte. Er will sich nicht zur Interpretation seines Werks äußern. Solange sich Lesende unvoreingenommen und detailliert mit dem Text beschäftigen, sind laut dem Autor viele Interpretationsansätze möglich:
Es gibt für das Buch keine Lösung wie für ein Kreuzworträtsel. Nicht einmal die Frage, ob Agnes am Ende des Buches tot ist oder lebt, lässt sich eindeutig beantworten. Weder von mir noch von Ihnen. Das soll Sie nicht daran hindern, darüber nachzudenken.2
Über den Autor Peter Stamm
Der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm wurde im Jahr 1963 geboren. Er studierte zunächst Anglistik, dann Psychologie und Psychopathologie, brach die Studiengänge jedoch ab, um sich dem Schreiben zu widmen. Seit 1990 arbeitet Stamm sowohl als freier Journalist als auch als Autor. Das Werk "Agnes", das im Jahr 1998 veröffentlicht wurde, stellte das Romandebüt des Autoren dar. Neben Romanen schreibt Stamm auch Theaterstücke und Hörspiele.
Der Roman "Agnes" ist eine Liebesgeschichte, da im Roman die Liebesbeziehung des namenlosen Ich-Erzählers und Agnes thematisiert wird.
"Agnes" spielt in der US-amerikanischen Stadt Chicago.
Was mit der Figur Agnes am Ende des Romans "Agnes" passiert, bedarf der Interpretation der Leserschaft. Eine mögliche Interpretation ist, dass Agnes am Ende des Romans Suizid begeht.
Ja, "Agnes" ist ein postmoderner Roman.
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