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Vielleicht verdirbt Geld tatsächlich den Charakter. Auf keinen Fall aber macht ein Mangel an Geld ihn besser. - John SteinbeckDieses Zitat von John Steinbeck illustriert die tragischen Veränderungen, die das junge und arme Ehepaar Kino und Juana nach dem Fund einer riesigen Perle erleben müssen. Als sich der Verkauf des Fundstücks als schwieriger erweist, als sie zunächst glaubten, kommen für sie…
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- John Steinbeck
Dieses Zitat von John Steinbeck illustriert die tragischen Veränderungen, die das junge und arme Ehepaar Kino und Juana nach dem Fund einer riesigen Perle erleben müssen. Als sich der Verkauf des Fundstücks als schwieriger erweist, als sie zunächst glaubten, kommen für sie immer mehr Probleme hinzu. Erst nachdem ihr kleiner Sohn Coyotito wegen der Perle von Dieben erschossen wird, kann Kino sich überwinden, die Perle ins Meer zu werfen.
John Steinbeck begann "Die Perle" zunächst als ein Drehbuch zu schreiben. 1944 wurde eine Kurzgeschichte mit dem Titel "The pearl of the world" und drei Jahre später unter dem Namen "The Pearl" als Novelle veröffentlicht. Die Geschichte, die darin erzählt wird, gründet auf einer berühmten Sage aus Mexiko, die bereits von vielen Schriftstellern bearbeitet wurde.
Eine Novelle ist ein epischer Text, der sich besonders durch seinen kurzen Umfang auszeichnet. Dabei wird eine Handlung geradlinig erzählt und der Wendepunkt ist klar erkennbar. Meist verfügen Novellen über nur wenige handelnde Figuren und auch Dingsymbole sind häufig erkennbar.
"Die Perle" von John Steinbeck ist eine Novelle, die auf einer alten mexikanischen Volkssage beruht und von Steinbeck in die Gegenwart versetzt wurde. Es handelt sich um die Geschichte einer armen aber glücklichen Fischerfamilie, die durch einen Fund dem Traum von Reichtum näherzukommen scheint. Der Reichtum verändert aber den Charakter von Kino und veranlasst, dass er alles verliert, was ihm wichtig ist.
Kino und Juana sind ein junges und glückliches Ehepaar. Kino hat ein Kanu, das innerhalb seiner Familie von Generation zu Generation vererbt wird. Damit fängt er Austern, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern. Das Kanu, das Kino zum Fischen verwendet, ist sein größter und wichtigster Reichtum. Das Paar hat einen gemeinsamen Sohn im Säuglingsalter, der Coyotito heißt. Auch Melodien wurden Kino von seinen Vorfahren vererbt und sie erklingen in seinem Inneren, was ihn beruhigt und seinen Charakter liebevoll macht. Sie symbolisieren die indigene Kultur, die von weißen Menschen unterdrückt wird.
Die Familie lebt in einer kleinen und ärmlichen Holzhütte, die in einer Siedlung für Eingeborene steht. Kino und seine Familie gehören zu der einheimischen Bevölkerung, die durch die spanische Herrschaft in Mexiko diskriminiert wird. Sie sind besonders gegenüber den weißen Bürgerinnen und Bürgern benachteiligt und verfügen über weitaus weniger Geld als sie. An einem Morgen sieht Kino, wie ein Skorpion an einem der Seile klettert, die Coyotitos Bettchen von der Decke hängen lassen. Als er das Tier entfernen will, fällt es auf das Baby und der kleine Junge wird von dem Skorpion gestochen.
Kino und Juana bringen Coyotito zu dem Arzt in der Stadt. Dieser verweigert aber, das Kind zu behandeln, da das Ehepaar nicht über genug Geld verfügt, um ihn zu bezahlen. Kino fühlt sich von dem weißen Mann gedemütigt. Juana kann Coyotito durch traditionelle Umschläge aus Seetang zwar heilen, aber trotzdem bleibt die Zurückweisung für die beiden Eheleute schmerzhaft.
Als Kino wieder mit seinem Kanu auf dem Meer ist, findet er eine Auster, die eine riesige Perle in sich trägt. Er hat noch nie zuvor eine so schöne und große Perle gesehen und nimmt sie im Glauben daran, dass dieses Stück ihn reich machen wird, an sich. An Land zeigt er sie den anderen Fischern, die ebenfalls beeindruckt sind von seinem Fang. Sie verbreiten die Nachricht von dem neuen Reichtum in der gesamten Stadt.
Alle Einwohner der Stadt werden schlagartig nervös, da sie hoffen, von Kinos Reichtum profitieren zu können. Der Arzt, der die Coyotitos Behandlung verweigert hat, bietet der Familie nun seine Dienste an. Auch die anderen Menschen verhalten sich inzwischen anders gegenüber Kino und Juana. In Kinos Innerem beginnt neben der Melodie seiner Familie noch eine weitere Melodie zu erklingen, die seine böse Seite hervorbringt.
Er beginnt von den Dingen zu träumen, die er sich von dem Geld, das er für die Perle erhalten würde, kaufen will. Er plant Juana in einer Kirche zu heiraten, Coyotito eine Schulbildung zu ermöglichen, neue Kleidung und ein Gewehr zu kaufen. Bereits in der ersten Nacht dringt jemand in das Haus der Familie ein, um die Perle zu stehlen. Kino schafft es, den Einbrecher zu verjagen und verletzt ihn dabei.
Kino und Juana ziehen am nächsten Tag ihre besten Kleider an und gehen mit dem Plan in die Stadt, die Perle zu verkaufen. Sie bieten sie verschiedenen Händlern an, die scheinbar in geschäftlicher Konkurrenz zueinander stehen. In Wirklichkeit handelt es sich dabei aber um eine Inszenierung, da die Händler allesamt Angestellte eines Großhändlers sind und auf diese Weise die Preise niedrig halten sollen.
Auf dem Weg zu den Händlern wird das Paar von Menschen verfolgt, die wie gebannt sind von der Perle. Sie glauben, dass dieser Fund die Geschichte ihres Volkes verändern könnte. Kino wird ein extrem niedriger Preis für seine Perle angeboten, da die Händler behaupten, dass sie zu groß sei, um sie weiterzuverkaufen. Sie bezeichnen die Perle als Kuriosität von geringem Wert. Kino geht das Geschäft nicht ein und nimmt die Perle wieder mit nach Hause. Kino beschließt, in die Hauptstadt zu reisen und die Perle dort zu verkaufen.
Die Melodie des Bösen in Kinos Inneren wird immer lauter und verdrängt die Melodie seiner Vorfahren zusehends. In der folgenden Nacht versucht wieder ein Einbrecher die Perle zu stehlen. Wieder verletzt Kino den Mann und wird auch selbst verletzt. Juana glaubt, dass die Perle der Familie Unglück bringen würde und will sie deshalb zerstören.
Als sie die Perle an sich nimmt, um sie ins Meer zurückzuwerfen, folgt ihr Mann ihr und schlägt sie letztlich zusammen. Das Paar will zurück zu ihrer Hütte gehen, als sie einem weiteren Räuber begegnen. Kino wehrt sich gegen den Überfall und tötet dabei den Dieb, woraufhin das Paar sich einigt, dass sie fliehen müssen. Sie beschließen, mit ihrem Kanu über das Meer zu entkommen.
Am Meer angekommen, findet Kino sein Kanu vollkommen zerstört vor. Er wendet sich wieder zurück und geht zu seiner Hütte, die aber in Flammen steht. Die verzweifelte Familie findet einen Unterschlupf bei Kinos Bruder, der sie in ihrem Haus versteckt. In der nächsten Nacht versuchen sie wieder zu entkommen und sich von den Menschen in ihrer Stadt davonzuschleichen.
Sie laufen in der Nacht über einen Landweg Richtung Norden und bemühen sich unentdeckt zu bleiben. Sie verwischen die Spuren, die sie hinterlassen und richten sich nach einem Tagesmarsch ein Lager ein, in dem sie übernachten können. Kino bemerkt in dem Lager jedoch, dass sie von drei Männern verfolgt werden. Einer der Verfolger reitet auf einem Pferd und ist mit einem Gewehr bewaffnet.
Sie versuchen, sich in die Berge zu fliehen und die Verfolger dabei abzuschütteln, was allerdings nicht gelingt. Verzweifelt versteckt Kino Juana mit dem Baby in einer Höhle und greift die drei Männer an. Als Coyotito zu weinen beginnt, wird die Aufmerksamkeit der Männer auf das Versteck von Juana und ihrem Sohn gelenkt. Der bewaffnete Mann feuert einen Schuss ab, der Coyotito tötet. Kino bringt in seiner Trauer und Wut die drei Männer um.
Juana und Kino gehen zurück in die Siedlung, in der sie gelebt haben. Am Weg stehen viele Menschen, die von der Wut und dem Horror des Paares gepackt sind. Die Eheleute schauen keinen der Menschen an, während sie zu dem Stück Land gehen, auf dem ihre Hütte einst stand. Sie gehen zum Meer, wo noch immer ihr zerstörtes Kanu liegt und Kino wirft die Perle mit aller Kraft, die er hat, zurück ins Wasser.
In der Novelle "Die Perle" von John Steinbeck steht die junge Familie, bestehend aus Kino, Juana und ihrem Baby Coyotito. Die Nebenfiguren stehen für gesellschaftliche Gruppen, die das Glück und auch den späteren Reichtum der Fischerfamilie bedrohen. Einzig Kinos Bruder hilft ihnen, als er sie in seinem Haus aufnimmt und bei sich versteckt.
Kino und Juana sind die beiden Hauptfiguren in John Steinbecks "Die Perle". Allerdings können auch die anderen Figuren in ihrer Funktion und ihren Verhaltensweisen gegenüber dem Ehepaar und ihrem Sohn näher betrachtet werden.
Kino ist ein junger Mann, der, wie seine Vorfahren auch, Fischer und Perlentaucher ist. Er verdient nicht viel Geld mit seiner Arbeit und sein wertvollster Besitz ist sein Kanu, das bereits seit Generationen in seiner Familie ist. Kino liebt seine Frau und seinen kleinen Sohn und tut alles dafür, dass es ihnen gut geht. In seinem Inneren klingt die Musik seiner Vorfahren, die ihn beruhigt und ihn glücklich macht.
Kino ist als armer Mann den Demütigungen von reicheren Menschen, besonders von Weißen, ausgesetzt. Er kann sich nicht wehren, als der Arzt eine einfache Behandlung für Coyotito verweigert, weil Kino zu arm ist.
Benannt ist er nach dem Missionar Eusebio Francisco Kino, was ebenfalls die Bedeutung der lang anhaltenden Kolonisierung für das Leben der einheimischen Menschen in Mexiko unterstreicht.
Kolonialismus
Kolonialismus bezeichnet die Inbesitznahme fremder Gebiete und Länder durch Staaten. Im 15. Jahrhundert wurde der Kolonialismus mit der Expansion Portugals begründet und besonders die Inbesitznahme Amerikas durch England zeichnete eine der wichtigsten Entwicklungen dieser Zeit ab.
In den meisten Fällen sind koloniale Bestrebungen auch mit der Ausbeutung, kulturellen Vereinnahmung und Ermordung der bereits ansässigen Menschen in den Gebieten verbunden. Dabei wurden vonseiten der kolonialisierenden Länder oft die Menschen aus den Kolonien als weniger wert angesehen und ihre Kulturen wurden häufig vollkommen zerstört.
Ein Großteil des südamerikanischen Kontinents und auch Mexiko waren ab dem 16. Jahrhundert durch das spanische Königreich kolonialisiert. Es wurden Könige von der spanischen Krone eingesetzt, die mehrheitlich nach einigen Jahren Regentschaft zurück nach Europa gingen. Formal waren die Eingeborenen zwar rechtlich mit den spanischen Einwohnern gleichgestellt, allerdings gab es in der Praxis häufig Diskriminierungen, die unter anderem durch die Sprachbarriere verstärkt wurden.
Auch der christliche Glaube wurde durch den Kolonialismus verbreitet. Missionare, also Menschen, die sich zur Aufgabe machen, so viele Menschen wie möglich von ihrem Glauben zu überzeugen, zogen in die Kolonien. Die Wahrnehmung, dass die Menschen durch ihre Einführung in das Christentum gerettet würden, war weitverbreitet.
Nachdem Kino die Perle gefunden hat, verändert er sich stark. Er verspricht sich Reichtum von seinem Fund und das ermöglicht ihm von Dingen zu träumen, die vorher unerreichbar für ihn gewesen wären. Auch wenn seine Familie immer noch den Mittelpunkt all seiner Träume bildet, ist er nun besessen von ihrem Prestige. Er legt Wert auf teure Kleidung und möchte seinem Sohn eine teure Bildung ermöglichen.
Die Zufriedenheit, in der Kino in seiner Armut gelebt hat, schwindet allerdings auch, weil die Menschen ihm feindselig gegenübertreten. Mehrfach versuchen Einbrecher die Perle zu stehlen und Kino wird dabei verletzt, verletzt allerdings auch die Diebe. Die böse Melodie in seinem Inneren wird durch die Bedrohungssituation immer lauter und er schlägt schließlich seine Frau, die er liebt.
Nach Coyotitos Tod ist Kinos Wut nicht mehr zu bändigen. Er tötet die drei Verfolger und steht daraufhin vor den Trümmern seiner Existenz. Nachdem er die Perle wieder ins Meer geworfen hat, haben er und Juana keinen Wohnort, keinen Lebensunterhalt und kein Kind mehr. Sie haben alles verloren.
Juana ist eine ruhige und loyale Frau, die sich liebevoll um ihren Mann und ihren Sohn kümmert. Sie ist trotz der Armut glücklich mit ihrem Leben und findet ihre Bestimmung in ihrer Familie. Nachdem der Arzt sich weigert, Coyotito zu behandeln, heilt sie ihn selbst mit traditionellen Umschlägen.
Sie bleibt über die gesamte Handlung der Novelle an der Seite ihres Mannes, auch als er und seine Familie in immer größerer Gefahr sind. Im Gegensatz zu Kino ist sie aber nicht genauso stark von dem Bann der Perle ergriffen. Sie realisiert früher als er, dass das Fundstück nur Unglück in ihr Leben gebracht hat und versucht, die Perle loszuwerden. Als sie von Kino deswegen geschlagen wird, verzeiht sie auch das ihrem Mann.
Nach Coyotitos Tod ist auch sie gebrochen. Die Menschen in der Siedlung sehen ihr und ihrem Mann das Grauen an, durch das sie gehen. Sie haben mit ihrem Kind das Wichtigste in ihrem Leben verloren und auch keine Lebensgrundlage mehr. Sie entsorgen die Perle letztendlich im Meer, von der Juana schon lang geglaubt hatte, dass sie für ihr Unglück verantwortlich sei.
Der Arzt bleibt in der Novelle namenlos. Er steht als weißer Europäer für die Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung Mexikos. Er wird als dicker Mann beschrieben, der die Familie abfällig behandelt, weil sie arm ist. Nach dem Fund der Perle besucht er Kino und Juana in ihrer Hütte. Während er den bereits gesunden Coyotito nochmals behandelt, schaut er sich auffällig nach dem Versteck der Perle um.
Der Arzt steht symbolisch für die Europäer, die in die Kolonien gegangen sind und dort die Elite des Landes bildeten. Er ist als Franzose in Mexiko und steht deshalb wirtschaftlich weit über den eingeborenen Menschen, die er abfällig und herablassend behandelt.
John Steinbecks Novelle "Die Perle" ist ein verhältnismäßig kurzer epischer Text, der auf einer alten mexikanischen Volkssage beruht. Die Novelle hat einen klassischen dramatischen Aufbau. Der alte Stoff des Werkes wurde von dem Autor durch eine moderne Sprache umgesetzt, wodurch auch die Handlung im Hier und Jetzt stattzufinden scheint.
"Die Perle" von John Steinbeck ist eine Novelle mit dem Spannungsaufbau eines klassischen Dramas. Wie auch andere Werke von Steinbeck wird auch in diesem Roman der Aufbau eines 5-Akt-Dramas für einen epischen Text verwendet.
Die fünf Stufen des Spannungsaufbaus in "Die Perle" bilden die Struktur eines klassischen Dramas. In der Exposition, beziehungsweise der Ausgangssituation, wird Kinos arme Familie dargestellt, die trotzdem glücklich ist. Sie sind den Schikanen des weißen Arztes zwar ausgesetzt, allerdings verfügen sie auch selbst über das traditionelle Wissen, Coyotito von dem Skorpiongift zu heilen.
Die eigentliche Handlung beginnt mit dem Fund der Perle und leitet damit die steigende Handlung ein. Kino träumt nun davon, ein besseres Leben führen zu können und Coyotito eine Schulbildung zu ermöglichen. Er wird von seinem Umfeld inzwischen besser behandelt. Beispielsweise besucht der Arzt die Familie zu Hause und behandelt das Baby, obwohl es bereits wieder gesund ist. Die Handlung kommt an dieser Stelle zu ihrem Höhepunkt.
Schon bald wird die Familie allerdings bedroht. In ihre Hütte wird eingebrochen, weil Menschen die Perle stehlen wollen und Kino wird auch verletzt. Doch auch innerhalb der Ehe kommen Spannungen auf. Kino schlägt seine Frau, da sie das Unglück in Form der Perle entfernen möchte. Durch diesen Vorfall wird mit dem retardierenden Moment die fallende Handlung eingeleitet. Nachdem sowohl ihr Kanu zerstört und ihre Hütte in Brand gesetzt wurde, muss die Familie zuerst Unterschlupf bei Kinos Bruder und daraufhin fliehen.
Die Novelle endet in der Katastrophe. Coyotito wird von ihren Verfolgern erschossen, sie kehren zurück in ihre Siedlung, wo ihr gesamtes Hab und Gut zerstört ist und werfen auch die Perle wieder zurück ins Meer.
Die Erzählperspektive in "Die Perle" ist ein auktorialer Erzähler. Das bedeutet, dass der Erzähler in der Novelle nicht an eine einzelne Figur gebunden ist und sowohl die Gedanken, als auch die Gefühle aller Figuren kennt. Er verfügt über mehr Wissen als die handelnden Figuren und ordnet die Handlung mitunter auch in einen größeren Kontext ein.
Die Sprache in John Steinbecks Novelle "Die Perle" ist, obwohl es sich um eine alte Volkssage handelt, zeitgemäß. Dadurch kann die Geschichte auch so gelesen werden, dass sie zum Zeitpunkt des Erscheinens des Buches, also in den 1940-er Jahren spielt.
Der auktoriale Erzähler ordnet die Geschehnisse häufig ein, indem er über die menschliche Verfassung reflektiert. Dabei wertet er auch das Verhalten der Figuren und die innerhalb eines größeren Kontextes. Im folgenden Zitat wird dies deutlich, wenn der Erzähler die Erniedrigung einordnet, die Kino und anderen Eingeborenen durch die weißen Einwohner Mexikos geschieht:
Zuerst kamen die Fremden mit Argumenten und Autorität und Schießpulver, um beides zu unterstützen. Und in den vierhundert Jahren hatten Kinos Leute nur eine Verteidigung gelernt – ein leichtes Zusammenkneifen der Augen und ein leichtes Zusammenziehen der Lippen und ein Zurückweichen. Nichts könnte diese Mauer einreißen.1
Ebenso ist in diesem Zitat der hypotaktische Satzbau des Werkes, wie auch die Verwendung von Parallelismen und bildlicher Sprache erkennbar. Die Aufzählung "ein leichtes Zusammenkneifen der Augen und ein leichtes Zusammenziehen der Lippen und ein Zurückweichen" bildet durch die Wiederholungen der Worte "ein", "leichtes" und "zurück" einen Parallelismus.
Als hypotaktisch wird ein Satzbau bezeichnet, wenn die Sätze durch einen Hauptsatz und mehrere grammatikalisch untergeordnete Nebensätze strukturiert sind. Das Gegenteil ist die Parataxe. Dort sind die Sätze durch mehrere grammatikalisch gleichgestellte Nebensätze strukturiert.
Dadurch wird unterstrichen, dass es sich um eine Unterlegenheit der indigenen Bevölkerung handelt. Sowohl "leicht" als auch "zurück" sind defensive Bezeichnungen von Handlungsweisen, die der Aufzählung "Argumente, Autorität und Schießpulver" gegenübersteht.
Die Novelle "Die Perle" von John Steinbeck basiert zwar auf einer alten Volkssage, allerdings verhandelt das Werk aktuelle und allgemeine menschliche Themen. Sowohl der Reiz, den Reichtum auslösen kann, als auch die Gier, der Menschen in kürzester Zeit verfallen können, werden thematisiert. Außerdem wird in der Novelle die Schwierigkeit deutlich, die es mit sich bringt, aus einer niedrigen ökonomischen Schicht in eine höhere zu gelangen.
Das Leben von Kino und Juana wird in der Novelle "Die Perle" erschüttert. Besonders Kino verändert durch den Fund der wertvollen Perle seinen Charakter und gibt die glücklichen Seiten seines Lebens für die Illusion eines besseren Lebens in Reichtum her. Die Perle verfügt dabei scheinbar selbst über eine Macht, die Kino ergreift, da in seinem Inneren bereits kurz nach ihrem Fund die Melodie des Bösen ertönt.
Die Frage danach, was das Böse in "Die Perle" ist, wird dabei zentral. Kinos Wünsche sind allesamt für das Wohlergehen seiner Familie gedacht. Er wünscht sich eine kirchliche Hochzeit für sich und seine Frau, da sie sich zuvor nur eine nicht kirchliche Hochzeit leisten konnten. Seinem Sohn möchte er eine Schulbildung finanzieren, sodass er mehr Chancen in seinem späteren Leben hat.
Zwar verschwindet Kinos Zufriedenheit, über die er vorher verfügt hat, allerdings wird besonders sein Umfeld von der Gier ergriffen. Die Menschen, die er bereits sein gesamtes Leben kennt, versuchen ihn auf einmal zu bestehen, brechen in seine Hütte ein und verletzen ihn. Das Böse erhält dadurch Einzug in Kinos Leben, dass er dazu gezwungen ist, sich gegen die Angriffe zu verteidigen. Er schreckt dabei nicht davor zurück, Menschen zu töten, die ihm etwas Böses wollen.
Dass die Gier bereits vor der Perle existiert hat, wird durch die Figur des Arztes illustriert. Er ist so gierig, dass er sich auch weigert das Leben eines Säuglings zu retten, wenn er nicht dafür bezahlt wird. Gegen diese Gier konnte Kino nichts unternehmen. Er war nicht in der Position, etwas gegen den Arzt auszurichten. Nach dem Fund der Perle versuchen ihn allerdings nicht bloß weiße und vermögende Menschen zu bestehlen, sondern auch seine Kollegen und Freunde.
Letztendlich ist Kino an keiner Stelle der Novelle der Aggressor der Situation. Er reagiert auf die Aggressionen, die ihm und seiner Familie entgegengebracht werden. Er versucht sich zu wehren, will aber auch nicht von der Perle ablassen. Er verliert alles, was er besaß, bevor er die Perle gefunden hat. Erst der größtmögliche Verlust, der Tod seines Babys Coyotito, stellt die Katastrophe dar, die Kino veranlasst, die Perle ins Meer wirft.
Die Melodie seiner Vorfahren, die in Kinos Inneren erklingt, kann als Symbol für seine Kultur gedeutet werden. Diese wird wegen der Kolonialisierung von weißen Europäern unterdrückt und droht auszusterben. In ihm ist sie aber zu Beginn der Geschichte noch erhalten und hat einen beruhigenden Effekt auf ihn. Seine Kultur stellt die Verbindung zu seinen Vorfahren und ihrer Geschichte her.
Nachdem Kino die Perle gefunden hat, wird er wie ein vermögender Mann behandelt. Dies wird auch dadurch deutlich, dass die Melodie des Bösen in seinem Inneren immer lauter wird. Der Reichtum verändert aber nicht nur seinen Charakter zum Schlechteren, sondern er verdrängt auch die Kultur in Form der Melodie seiner Vorfahren. Die Geschichte der Einheimischen wird auch dadurch zerstört, dass sie die Werte der weißen Menschen annehmen.
Kino und Juana sind vor dem Fund der Perle zwar grundsätzlich glücklich, allerdings leben sie auch in einer relativ niedrigen sozialen Schicht. Beide haben nie Lesen und Schreiben gelernt und das Geld reicht für sie nur knapp. Die Perle birgt dadurch nicht nur ein Versprechen von materiellen Gütern, sondern auch von einer neuen gesellschaftlichen Stellung der jungen Familie.
Die wird besonders durch Kinos Wunsch, seinem Sohn eine Schulbildung zu ermöglichen, deutlich. Kino wünscht sich, dass Coyotitos Zukunft anders wird als sein eigenes Leben und dass der Sohn die Möglichkeit hat, selbstbestimmter zu leben. Dieser Traum wird erst durch den Fund der Perle eine Alternative zu seinem aktuellen Leben, da es ihm als Fischer und Taucher unmöglich gewesen wäre, ein solches Vermögen nur durch seine Arbeit zu erwirtschaften.
Der Aufstieg wird Kino aber trotz der wertvollen Perle unmöglich gemacht. Zunächst scheint es, als würde es gelingen und der Arzt besucht ihn in seiner Hütte und ist freundlich zu ihm. Doch bereits beim Versuch, die Perle zu verkaufen, wird deutlich, dass die Welt nicht will, dass er aufsteigt. Die Verkäufer stehen nur scheinbar in einem marktwirtschaftlichen Wettbewerb zueinander und arbeiten in Wirklichkeit für einen einzigen Oberhändler.
Auch die Wut und die Eifersucht, die ihm entgegenschlägt, erschweren einen sozialen Aufstieg. Die Menschen, die nur kurz zuvor seine Freunde waren, versuchen ihn nun zu bestehlen, zerstören sein Kanu und setzen sein Haus in Brand. Diese Form der Aggression schlägt nicht Menschen entgegen, die bereits von Beginn an über mehr Vermögen verfügen.
Am Ende ist die Aggression wegen der Perle so groß, dass die Verfolger nicht davor zurückschrecken, ein Kind zu töten und Kino und Juana müssen nicht nur das neue Vermögen in Form der Perle wieder verlieren, sondern alles, was sie besessen haben.
Über John Steinbeck
John Steinbeck ist 1902 in Salinas in Kalifornien geboren und gilt bis heute als einer der beliebtesten Schriftsteller der USA. Durch die Nebenjobs, die er während seiner Zeit an der Uni ausgeführte, konnte er das Umfeld des Farmwesens und der Arbeiter kennenlernen. Innerhalb dieses Umfeldes spielen viele seiner Geschichten.
1925 zog er für kurze Zeit nach New York City, um als Journalist und Schriftsteller zu arbeiten. Seine Versuche fanden allerdings kaum Anklang, weswegen er wieder zurück nach Kalifornien gehen und von Gelegenheitsarbeit leben musste.
Nach seinem ersten literarischen Erfolg mit "Stürmische Ernte" bekam er einige Aufträge, um für Zeitungen zu schreiben. Sein bevorzugtes Thema war dabei von Anfang an das Umfeld der Wanderarbeiter in Kalifornien. Während des Zweiten Weltkrieges war Steinbeck auch zeitweise als Kriegsreporter tätig.
Nach einer Reise nach Vietnam erkrankte er schwer und verstarb 1968 wegen Herzversagens in New York City.
In der Novelle "Die Perle" von John Steinbeck findet der Fischer Kino eine riesige und wertvolle Perle. Daraufhin verändert sich sein Status und er gilt als vermögender Mann. Er und seine Familie werden allerdings auch immer häufiger angegriffen. Letztendlich wird sein kleiner Sohn von einem Dieb erschossen und Kino und seine Frau werfen die Perle zurück ins Meer.
Auch wenn "Die Perle" auf einer alten mexikanischen Volkssage beruht, wurde die Geschichte von dem Autor John Steinbeck in die Neuzeit versetzt. Die Novelle ist in den 1940-er Jahren entstanden und findet wahrscheinlich in dieser Zeit statt.
Nachdem Kinos kleiner Sohn Coyotito auf der Flucht von einem Dieb erschossen wurde, kehren Kino und seine Frau Juana zurück in die Siedlung, aus der sie kommen. Sie werfen die Perle zurück ins Meer, um mehr Unglück zu verhindern.
Kino und seine Familie versuchen in die Hauptstadt zu fliehen, werden aber von drei Männern verfolgt. Als Kino mit ihnen kämpft, erschießt einer der Männer Coyotito, Kinos Baby. Juana und Kino kehren daraufhin zurück in ihre Siedlung und werfen die Perle zurück ins Meer.
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