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Ist es moralisch vertretbar, jemanden für etwas zu bestrafen, was er nicht getan hat, nur weil die Person in der Vergangenheit andere Verbrechen begangen hatte? Vielleicht vermutest Du aufgrund des Titels "Der Richter und sein Henker", dass es im Roman von Friedrich Dürrenmatt um eine faire Rechtsprechung und Verurteilung eines Täters geht. Doch im Verlauf der Handlung wirft der Roman…
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Jetzt kostenlos anmeldenIst es moralisch vertretbar, jemanden für etwas zu bestrafen, was er nicht getan hat, nur weil die Person in der Vergangenheit andere Verbrechen begangen hatte? Vielleicht vermutest Du aufgrund des Titels "Der Richter und sein Henker", dass es im Roman von Friedrich Dürrenmatt um eine faire Rechtsprechung und Verurteilung eines Täters geht. Doch im Verlauf der Handlung wirft der Roman moralische Fragen auf und verwischt die Grenzen zwischen Gut und Böse.
Friedrich Dürrentmatts "Der Richter und sein Henker" gilt als Detektivroman. Nachdem er 1950 und 1951 zunächst als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift "Der Schweizerische Beobachter" veröffentlicht wurde, erschien er 1952 erstmalig in Buchform.
Die folgenden Stichpunkte führen Dich an den Inhalt des Romans heran:
Im Folgenden erhältst Du eine Zusammenfassung von Dürrenmatts "Der Richter und sein Henker".
Direkt zu Beginn der Handlung wird der Berner Polizist Ulrich Schmied tot am Rand einer Landstraße in der Nähe des Ortes Lamboing in seinem Auto aufgefunden.
Nach der Lektüre der Mappe schließt Bärlach diese in seinem Schreibtisch ein und macht sich auf den Weg zu seinem Vorgesetzten Dr. Lutz.
Am Tatort findet Bärlach eine Revolverkugel. Sein Kollege Clenin lobt Bärlach euphorisch für den Fund. Bärlach jedoch antwortet darauf, dass der Fund allein dem Zufall zuzuschreiben sei.
In vielen Werken Dürrenmatts spielt der Zufall eine wichtige Rolle. Mehr zur Rolle des Zufalls in Dürrenmatts Werken findest Du im Abschnitt Interpretationsansätze zu "Der Richter und sein Henker" weiter unten in der Erklärung.
Am nächsten Morgen treffen sich Bärlach und Tschanz in Bärlachs Büro.
Zur Bedeutung des Wagennamens "blauer Charon": Die Farbe Blau ergibt sich aus der Farbe von Schmieds Auto, einem blauen Mercedes. Der Begriff "Charon" bezeichnet in der griechischen Mythologie den Fährmann, der Tote in die Unterwelt überfährt.
Ironischerweise wird Schmied in seinem Auto erschossen und nachdem seine Leiche von einem überforderten Polizisten gefunden wurde, auf den Beifahrersitz geschoben und im "blauen Charon" in die Stadt gefahren. Auch Tschanz stirbt am Ende des Romans in diesem Wagen, den er zuvor gekauft hatte.
Das Wort Gendarmerie wird in Teilen der Schweiz anstelle des Wortes "Polizei" verwendet. Der einzig weitere, mit dem Buchstaben "G" beginnende Telefonbucheintrag ist die Gendarmerie. Das ist ein Hinweis darauf, dass der Mörder Schmieds Polizist ist.
Der Begriff "Nationalrat" ist sowohl die Bezeichnung für eine der beiden Kammern der Schweizer Bundesversammlung als auch die Bezeichnung für die Mitglieder der Kammer. Die Bezeichnung "Oberst" steht für einen hohen Rang im militärischen Dienst.
Im Anschluss erkundigt sich Tschanz bei der Polizei von Lamboing über Gastmann. Bärlach wartet währenddessen in einem Restaurant auf ihn. Tschanz erfährt, dass die Polizei noch keinen Hinweis auf den Mörder hat und Gastmann angibt, Schmied nicht zu kennen. Auch andere Personen, die an Gastmanns Gesellschaften teilgenommen haben, – darunter ein Schriftsteller –, erinnern sich nicht an Schmied. Außerdem ist Gastmann in Lamboing bei allen Einwohnern sehr beliebt, da er die Steuern für das Dorf zahlt.
Am nächsten Tag setzt Oberst von Schwendi Druck auf Dr. Lutz aus und informiert ihn darüber, dass Schmied sich als Dr. Prantl bei Gastmann ausgegeben hat.
Die Mappe beinhaltet Beweise für die Verbrechen, die Gastmann verübt hat. Schmied hatte diese im Auftrag von Bärlach gesammelt. Die Mappe stellt für Bärlach die einzige Möglichkeit dar, Gastmanns Verbrechen auf legalem Weg zu beweisen. Deshalb entwendet Gastmann die Mappe. Nach dem Tod Gastmanns wird die Mappe in seinem Haus gefunden.
Bärlach widerspricht Dr. Lutz nicht, als dieser anordnet, dass im Mordfall Schmied zukünftig nicht mehr gegen Gastmann ermittelt wird. Bärlach bittet um eine Woche Krankenurlaub, der ihm von Dr. Lutz gewährt wird.
Gemeinsam überprüfen Bärlach und Tschanz das Alibi des Schriftstellers, der an Gastmanns Treffen teilnahm. Der Schriftsteller sagt, dass Gastmann eine interessante Persönlichkeit besitzt und Nihilist ist. Der Schriftsteller schildert den Ablauf des Abends. Daraus ergibt sich ein Alibi für Gastmann. Bärlach fragt den Schriftsteller, ob er denkt, Gastmann wäre zum Mord an Schmied fähig, woraufhin der Schriftsteller angibt, er traue Gastmann jede Tat zu, Schmieds Mörder sei er allerdings nicht.
Das Wort Nihilismus leitet sich vom lateinischen Wort nihil ab, das "nichts" bedeutet. Nihilismus bezeichnet eine Philosophie, die alle Ideale und Werte ablehnt. Verbunden damit ist ein relativ pessimistisches Weltbild: Nihilisten gehen davon aus, dass alle Handlungen und Ziele des Menschen keinen Nutzen haben und sinnlos sind.
Am nächsten Morgen fährt Bärlach in einem Taxi zum Bahnhof. Der Taxifahrer stellt sich als Gastmanns Diener heraus. Gastmann sitzt auf der Rückbank. Gastmann fordert, dass Bärlach die Wette aufgibt. Für Bärlach ist nicht nur Gastmann schuldig, weil er die Wette angeboten hatte, sondern auch ihn selbst trifft eine Mitschuld, weil er die Wette damals angenommen hatte.
Tschanz hat die Polizei zum Tatort gerufen. Er ist nur leicht verletzt, die beiden Diener und Gastmann hingegen sind tot. Die Toten halten jeweils eine Waffe in den Händen.
Am nächsten Morgen versuchen Dr. Lutz und von Schwendi den Vorfall zu rekonstruieren.
Bärlach erfährt am nächsten Morgen, dass Tschanz in seinem Wagen von einem Zug erfasst wurde. Tschanz hatte vermutlich Suizid begangen – er wurde zu seinem eigenen Henker. Bärlachs Gesundheitszustand ist schlecht. Nun ist er endlich dazu bereit, sich operieren zu lassen.
Im Folgenden findest Du die Charakterisierung der Figuren aus Dürrenmatts "Der Richter und sein Henker".
Die Figur Bärlach kann als Schweizer Kommissar in die Handlung von "Der Richter und sein Henker" eingeordnet werden. Weitere Merkmale der Figur sind:
über 60 Jahre alt
arbeitete lange Zeit im Ausland, unter anderem in Konstantinopel und zuletzt bei der Kriminalpolizei in Frankfurt am Main
seit 1933 lebt er wieder in der Schweiz, weil er einen deutschen Beamten – einen Nationalsozialisten – geohrfeigt hatte
wirkt zunächst uninformiert über den Stand der Ermittlungen
Im Laufe der Handlung wird jedoch deutlich, dass Bärlach eigenes Wissen für sich behält sowie taktisch und strategisch vorgeht.
verdächtigt Tschanz von Anfang an
schloss vor 40 Jahren in Konstantinopel eine Wette mit Gastmann ab
will Gastmann für seine Verbrechen überführen
Durch seine Erkrankung (Magenleiden) wächst der zeitliche Druck, um Gastmann zu überführen.
legt ein moralisch fragwürdiges Verhalten an den Tag, um Gastmann für seine Verbrechen zu bestrafen
nutzt Tschanz als seine Marionette beziehungsweise seinen Henker, um Gastmann zu bestrafen
Die Figur Tschanz kann als Kriminalbeamter in die Handlung von "Der Richter und sein Henker" eingeordnet werden. Weitere Merkmale der Figur sind:
Die Figur Gastmann kann als Verbrecher in die Handlung von "Der Richter und sein Henker" eingeordnet werden. Weitere Merkmale der Figur sind:
. . . das Gute ebenso aus einer Laune, aus einem Einfall tut wie das Schlechte, welches ich ihm zutraue. Er wird nie das Böse tun, um etwas zu erreichen, wie andere ihre Verbrechen begehen, um Geld zu besitzen, eine Frau zu erobern oder Macht zu gewinnen, er wird es tun, wenn es sinnlos ist, vielleicht, denn bei ihm sind immer zwei Dinge möglich, das Schlechte und das Gute, und der Zufall entscheidet.
Der Schriftsteller weißt autobiografische Züge Friedrich Dürrenmatts auf. So kleidet sich der Schriftsteller unter anderem ähnlich wie Dürrenmatt und besitzt neben demselben Beruf auch einen ähnlichen familiären und philosophischen Hintergrund wie dieser. In einer der späteren Verfilmungen des Romans aus dem Jahr 1975, ist Dürrenmatt in der Rolle des Schriftstellers zu sehen.
Die Figur Dr. Lucius Lutz kann als Untersuchungsrichter in die Handlung von "Der Richter und sein Henker" eingeordnet werden. Weitere Merkmale der Figur sind:
Der Name Lucius lässt sich vermutlich vom lateinischen Wort lux ableiten. Lux steht neben Licht auch für Aufklärung und Erleuchtung. Dass Dürrenmatt den Namen für den Untersuchungsrichter verwendet, lässt sich als Ironie deuten: Dr. Lutz lässt sich von Tschanz täuschen und durchschaut nicht, dass Tschanz der wahre Mörder Schmieds ist. Stattdessen ist er bis zum Ende des Romans von Tschanz Heldenrolle überzeugt.
Nachfolgend findest Du eine Analyse des Detektivromans "Der Richter und sein Henker" von Friedrich Dürrenmatt.
Das Genre des Detektivromans
"Der Richter und sein Henker" ist ein Detektivroman. Dieser stellt eine Sonderform des Kriminalromans dar. Während in einem Kriminalroman das Verbrechen und der Täter im Zentrum stehen und falsche Fährten (sogenannte "red herrings") gelegt werden, um die Leser*innen in die Irre zu führen, legt der Detektivroman den Fokus, insbesondere auf die Aufklärung des Verbrechens.
Der Roman besteht aus zwei Handlungsebenen, die durch die Figur des Tschanz miteinander verknüpft sind. Die erzählte Zeit der ersten Ebene erstreckt sich auf sechs Tage.
Die erzählte Zeit in einer Geschichte meint den Zeitraum, in dem sich die Handlung abspielt.
1. Handlungsebene: Die Ermittlungen im Mordfall Schmied
2. Handlungsebene: Die seit 40 Jahren andauernde Wette zwischen Bärlach und Gastmann
Tschanz versucht die Schuld im Mordfall Schmied durch eine Manipulation von Beweisen auf Gastmann zu schieben und tötet Gastmann gegen Ende des Romans. Damit spielt er Bärlach in die Hände, der Gastmann über Tschanz für frühere Verbrechen bestraft. Gleichzeitig sammelt Bärlach Beweise gegen Tschanz und überführt ihn als Mörder Schmieds.
Die Handlung des Detektivromans "Der Richter und sein Henker" ist in 21 Kapitel eingeteilt. In seinem Aufbau hält sich das Werk an den klassischen Aufbau eines Detektivromans: Direkt zu Beginn des Romans wird eine Leiche gefunden und die Ermittlungen nach dem Täter beginnen. Das Buch endet damit, dass ein Täter feststeht und sowohl seine Motive als auch Beweise gegen ihn offengelegt werden.
Dennoch weicht der Aufbau auch von dem klassischen Aufbau eines Detektivromans ab, da der Roman an einigen Stellen retardierende Elemente beinhaltet:
"Der Richter und sein Henker" – Aufbau | |
Exposition | Die Leiche wird gefunden und die Ermittlungen beginnen. |
1. Erzählphase | Die laufenden Ermittlungen werden geschildert |
1. Spannungshöhepunkt | Bärlach wird von Gastmanns Hund angegriffen |
Retadierendes Moment | Von Schwendi bringt Dr. Lutz dazu, die Ermittlungen gegen Gastmann einzustellen bzw. zu minimieren. |
2. Erzählphase | Bärlach und Gastmanns Vorgeschichte wird offenbart |
2. Spannungshöhepunkt | Bärlach und Gastmann geraten aneinander. |
Retadierendes Moment | Das Gespräch mit dem Schriftsteller eröffnet Details über Gastmanns Persönlichkeit. |
3. Spannungshöhepunkt | Bärlach kämpft in seiner Wohnung auf Leben und Tod mit einem Einbrecher |
3. Erzählphase | Bärlach kündigt Gastmann an, dass er ihm einen Henker geschickt hat. |
Schlussphase | Die beiden Handlungsebenen werden zusammengefügt. Tschanz ermordet Gastmann und begeht, nach der Konfrontation mit Bärlach vermutlich Suizid. |
Die Sprache in "Der Richter und sein Henker" besteht hauptsächlich aus Satzgefügen, wie das nachfolgende Zitat verdeutlicht:
Sie rannten auf die Trauergemeinde zu, stürzten in sie hinein, zwischen Frau Schönler und Tschanz, ohne daß sie gehindert wurden, denn alle waren wie erstarrt, und schon taumelten sie wieder hinweg durch das nasse Gras, sich aneinander stützend, sich umklammernd, über Grabhügel fallend, Kreuze umwerfend in gigantischer Trunkenheit.1
Falls Du mehr über Satzgefüge erfahren möchtest, dann schau Dir gern die Erklärung "Satzgefüge" auf StudySmarter an!
Da die Handlung in der Schweiz spielt, verwenden die Figuren einige Schweizer Ausdrücke wie Gendarmerie. Vom Polizisten Charnel wird außerdem eine Mischung aus Französisch und Deutsch gesprochen.
Non", sagte Charnel, "keine Spur von Assassin. On a rien trouve, gar nichts gefunden."1
"Der Richter und der Henker" ist außerdem von vielen grotesken Szenerien geprägt. So entscheidet sich der Polizist, der die Leiche Schmieds findet, diese auf den Beifahrersitz zu schieben und in die Stadt zu fahren.
Das Groteske stellt in der Literatur und Kunst eine absichtliche Abweichung von künstlerischen Normen dar, indem grauenvolle Elemente mit Komik kombiniert werden.
Der Tote saß bewegungslos neben ihm, und nur manchmal, bei einer Unebenheit der Straße etwa, nickte er mit dem Kopf wie ein alter, weiser Chinese, so daß Clenin es immer weniger zu versuchen wagte, die andern Wagen zu überholen.1
Die Idylle der Landschaften, die häufig bildlich beschrieben wird, steht konträr zum Verbrechen. Auch die Metapher des Lichts wird an mehreren Stellen des Romans verwendet. Hierbei stehen häufig die Gegensätze hell und dunkel im Mittelpunkt. Genau wie gut und böse existieren diese gleichzeitig in der Welt.
. . . die Sonne brach durch die Wolken, verschwand wieder, kam aufs neue im jagenden Spiel der Nebel und der Wolkenberge, Ungetüme, die vom Westen herbeirasten, sich gegen die Berge stauten, wilde Schatten über die Stadt werfend, die am Flusse lag, ein willenloser Leib, zwischen die Wälder und Hügel gebreitet.1
In "Der Richter und sein Henker" sind einige wichtige Textstellen enthalten:
Bärlach fühlt sich seit 40 Jahren schuldig und ist daran interessiert, Gastmann zu überführen. Wäre er die Wette mit diesem damals nicht eingegangen, hätte Gastmann keinen Grund gehabt, den Mord zu begehen.
Du bist in jener Nacht in der Türkei schuldig geworden, weil du die Wette geboten hast, Gastmann, und ich, weil ich sie angenommen habe.1
Damit wird die Schuldfrage in den Raum gestellt, die für den klassischen Detektivroman ungewöhnlich ist. Dürrenmatt verwischt die Grenzen zwischen Gut und Böse. Leser*innen werden dazu aufgefordert, über Moralvorstellungen zu reflektieren.
Außer Bärlach erfährt keiner von dem wahren Mörder Schmieds, denn aufgrund der am Tatort gefundenen Mappe schlussfolgern Dr. Lutz und von Schwendi, dass Gastmann Schmied aufgrund der gegen ihn gesammelten Beweise töten ließ.
Statt Polizei und Rechtsstaat wird auf Gewalt zurückgegriffen, um Verbrecher zu richten, denn weder gegen Tschanz noch gegen Gastmann wird ein legales Verfahren eingeleitet. Beide Figuren sterben am Ende des Romans.
Der Zufallsbegriff spielt in der Wette zwischen Bärlach und Gastmann eine große Rolle.
Das nachfolgende Zitat verdeutlicht die Rolle des Zufalls:
. . . daß die menschliche Unvollkommenheit, die Tatsache, daß wir die Handlungsweise anderer nie mit Sicherheit vorauszusagen, und daß wir ferner den Zufall, der in alles hineinspielt, nicht in unsere Überlegungen einzubauen vermögen der Grund sei, der die meisten Verbrechen zwangsläufig zutage fördern müsse.1
Gastmann hingegen argumentiert, dass gerade der Zufall dafür verantwortlich ist, dass Verbrechen unerkannt bleiben.
Ich [Gastmann] dagegen stellte die These auf . . . , daß gerade die Verworrenheit der menschlichen Beziehungen es möglich mache, Verbrechen zu begehen, die nicht erkannt werden könnten, daß aus diesem Grunde die überaus größte Anzahl der Verbrechen nicht nur
ungeahndet, sondern auch ungeahnt seien, also nur im Verborgenen geschehen.1
Beide Thesen lassen sich in "Der Richter und sein Henker" bestätigen. Der zufällige Fund der Revolverkugel am Tatort hilft Bärlach dabei, Tschanz Schuld zu beweisen. Jedoch ist Bärlach seit 40 Jahren nicht dazu in der Lage gewesen, Gastmann eines seiner Verbrechen nachzuweisen. Die Taten, die Gastmann verübt, begeht er ohne persönliche Beziehung zum Opfer, wie den Mord in Konstantinopel vor 40 Jahren. Diese Unberechenbarkeit im Verhalten erschwert es Bärlach, Gastmann zu überführen.
Der Zufall spielt in vielen Werken Friedrich Dürrenmatts hinsichtlich zweier Aspekte eine wichtige Rolle. Einerseits ist der Zufall relevant für die Dramaturgie und treibt die Handlung voran. So führt etwa der zufällige Fund der Revolverkugel dazu, dass Bärlach plant, sich von dem Wachhund angreifen zu lassen, um an eine Kugel aus Tschanz Revolver zu gelangen. Diese kann er wiederum mit der am Tatort gefundenen Kugel abgleichen und hat ein wichtiges Beweismittel gegen Tschanz in der Hand.
Außerdem spiegelt der Zufall Dürrenmatts Weltsicht wider: Durch zufällige Ereignisse wird von Menschenhand Geplantes außer Kraft gesetzt. Der Mensch ist nicht allmächtig, zufällige Ereignisse können seine Pläne durchkreuzen.
Der Schweizer Autor Friedrich Dürrenmatt (1921–1990) gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts.
Während Kriminalromane zur Entstehungszeit des Werkes als minderwertig galten, zählt "Der Richter und der Henker" heutzutage in vielen Schulen zur Pflichtlektüre. Der Roman entspricht in seinem Aufbau einem Detektivroman, jedoch verwischt Dürrenmatt die für den Detektivroman typischen Grenzen zwischen Gut und Böse. Er beabsichtigt damit, dass Leser*innen zum Nachdenken und Reflektieren von gesellschaftlichen Normen und Werten angeregt werden.
"Der Richter und sein Henker" spielt im Jahr 1948 und damit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Damit kritisiert Dürrenmatt, dass sich die Schweiz erst nach dem Zweiten Weltkrieg klar gegen den Nationalsozialismus positioniert hat und während des Krieges (wirtschaftliche) Eigeninteressen verfolgte und priorisierte.
"Der Richter und sein Henker" ist ein Detektivroman des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt aus dem Jahr 1950/51.
"Der Richter und sein Henker" – Zusammenfassung: Vor 40 Jahren schlossen Kommissar Bärlach und der Verbrecher Gastmann eine Wette ab.
Seitdem versuchte Bärlach Gastmanns Verbrechen auf legalem Weg aufzuklären und beauftragte den Polizisten Schmied damit, gegen Gastmann zu ermitteln.
Nachdem Schmied tot aufgefunden wurde, ermitteln Bärlach und sein Assistent Tschanz – bei dem es sich um den Mörder Schmieds handelt – im Mordfall.
Tschanz hatte von den Ermittlungen gegen Gastmann erfahren und beneidete Schmied um dessen Chance, einen so großen Verbrecher zu überführen.
Tschanz lenkt den Verdacht auf Gastmann.
Da Bärlach Tschanz von Anfang an verdächtigt, setzt er ihn zunehmend unter Druck, bis Tschanz Gastmann tötet.
Bärlach gelingt es damit, Tschanz als seinen Henker zu instrumentalisieren, um seinen Gegenspieler Gastmann für frühere Taten zu richten.
"Der Richter und sein Henker" – Charakterisierung:
Bärlach:
Schweizer Kommissar
über 60 Jahre alt
verdächtigt Tschanz
will Gastmann überführen
Tschanz:
Kriminalbeamter
unterstützt Bärlach im Mordfall Schmied
tötete Schmied aus Eifersucht
beging vermutlich Suizid
Gastmann:
Verbrecher
beliebt bei den Einwohnern von Lamboing
wohlhabend und einflussreich
nihilistisch veranlagt
Dr. Lucius Lutz:
Vorgesetzter von Bärlach
Untersuchungsrichter
betrachtet Polizeiarbeit in der Schweiz kritisch
"Der Richter und sein Henker" – Analyse:
Der Roman besteht aus zwei Handlungsebenen, die durch die Figur des Tschanz miteinander verknüpft sind.
"Der Richter und sein Henker" – Friedrich Dürrenmatt:
Der Schweizer Autor Friedrich Dürrenmatt (1921–1990) gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts.
Das Buch "Der Richter und sein Henker" heißt so, weil sich Kommissar Bärlach die Rolle eines Richters anmaßt, um Verbrecher zu bestrafen. Hierbei hält er sich jedoch nicht an das Gesetz und macht sich selbst schuldig. Bärlach instrumentalisiert Tschanz als seinen Henker, um den Verbrecher Gastmann zu richten. Er setzt Tschanz zunehmend unter Druck, bis dieser Gastmann tötet und danach vermutlich Suizid begeht.
Tschanz hat Schmied getötet, weil er beruflich und privat auf Schmied und dessen Leben neidisch war. Schmied stammt aus einem besseren Elternhaus, ist mit seiner Verlobten glücklich und gilt als der bessere Polizist. Als Tschanz zufällig von den Ermittlungen Bärlachs und Schmieds gegen Gastmann erfährt, tötet er Schmied, um die Ermittlungen gegen Gastmann zu übernehmen und diesem Schmieds Mord in die Schuhe zu schieben. Tschanz erhofft sich durch Fall beruflich aufzusteigen und Anerkennung zu erhalten.
Gastmann hat die Wette in "Der Richter und sein Henker" gewonnen, denn bis zum Ende ist es Bärlach nicht gelungen, Gastmann auch nur eines seiner Verbrechen mit legalen Mitteln nachzuweisen. Dadurch, dass Bärlach den Tod Gastmanns – sowie weitere Tote – in Kauf nimmt, um Gastmann zu bestrafen, macht sich Bärlach selbst schuldig und wird zum Täter. Bärlach ist der einzige, der über die tatsächlichen Hintergründe und den Täter im Mordfall Schmied Bescheid weiß. Somit bestätigt auch der Mord Schmieds Gastmanns These, dass einige Verbrechen niemals aufgeklärt werden.
Beim Abendessen in Bärlachs Haus fühlt sich Tschanz als dessen Gast unterlegen und in die Ecke gedrängt. Bärlach offenbart Tschanz, dass er Beweise für Tschanz Schuld gesammelt hat. Tschanz erkennt, dass er von Bärlach ausgenutzt wurde, um Gastmann zu bestrafen und zu richten. Tschanz gesteht schließlich den Mord an Schmied.
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