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Fabian Erich Kästner

Hast Du Dich schon einmal gefragt, in welchem Zustand sich Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg (1914–1918) befand und ob die Bevölkerung damals ahnte, welche katastrophalen Auswirkungen die Machtergreifung Hitlers nach sich ziehen wird? Eine Antwort auf diese Fragen lieferte Erich Kästner mit seinem 1931 veröffentlichten Roman "Fabian. Die Geschichte eines Moralisten".

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Fabian Erich Kästner

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Hast Du Dich schon einmal gefragt, in welchem Zustand sich Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg (1914–1918) befand und ob die Bevölkerung damals ahnte, welche katastrophalen Auswirkungen die Machtergreifung Hitlers nach sich ziehen wird? Eine Antwort auf diese Fragen lieferte Erich Kästner mit seinem 1931 veröffentlichten Roman "Fabian. Die Geschichte eines Moralisten".

Adolf Hitler (1889–1945) wurde 1933 zum Reichskanzler ernannt und war später Diktator des Deutschen Reichs. Seine rassistische und judenfeindliche Politik fand im Nachkriegsdeutschland Anklang und führte zum Zweiten Weltkrieg (1939–1945), der insgesamt über 60 Millionen Todesopfer forderte.

Eine kurze Übersicht über den Inhalt von Kästners Werk "Fabian" bieten Dir die folgenden Stichpunkte:

  • "Fabian" ist ein Großstadtroman und gehört zur Epoche der Neuen Sachlichkeit.
  • Das Werk handelt von Fabian, der den Menschen zu mehr Moral verhelfen will, aber an der zunehmenden Ignoranz und Naivität der Menschheit scheitert.
  • Eine Analyse von "Fabian" zeigt, dass es sich bei "Fabian" um einen satirischen Roman handelt.
  • Eine mögliche Interpretation von "Fabian" bezieht sich auf die Warnung vor den Auswirkungen der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten.

"Fabian" Erich Kästner – Zusammenfassung

Als Protagonist wird den Lesenden der 32-jährige Jakob Fabian vorgestellt, der im Nachkriegs-Berlin der 1920er-Jahre lebt. Als Doktor der Germanistik arbeitet Fabian als Werbetexter in einer Zigarettenfirma. Er hat den Anspruch an sich selbst, ein besserer Mensch zu werden und hofft darauf, dass auch seine Mitmenschen zunehmend auf moralische Werte achten.

"Fabian" Erich Kästner – Inhalt: Bekanntschaft mit Irene Moll

Fabian besucht am Abend eine Einrichtung, die darauf ausgelegt ist, alleinstehende Menschen aneinander zu vermitteln.

  • Dort lernt Fabian Irene Moll kennen, die ihn mit in ihre Wohnung nimmt.
  • Weil sie sehr aufdringlich ist, fühlt sich Fabian unwohl.
  • Als dann ein Mann die Wohnung betritt, der sich als Irenes Ehemann vorstellt und Fabian kennenlernen will, flüchtet Fabian verwirrt in sein Stammlokal.
  • Zufällig trifft Fabian dort auf den Politikredakteur Münzer, den er anschließend in die Nachtredaktion begleitet.
  • Münzer erklärt ihm, dass die Presse ihre Leserschaft bewusst manipuliert, anlügt und nicht objektiv berichtet.

Stephan Labude, ein Freund von Fabian, berichtet, dass er auf die Beurteilung seiner Habilitationsschrift über Lessing wartet, an der er fünf Jahre gearbeitet hat. Fabian stellt fest, dass Labude im Gegensatz zu ihm ein Ziel vor Augen hat.

Unter einer Habilitationsschrift wird eine wissenschaftliche Arbeit verstanden, die zum Erwerb der Lehrberechtigung an einer Hochschule dient.

"Fabian" Erich Kästner – Inhalt: Ein facettenreicher Abend

Am Abend begeben sich die Freunde in ein Tanzlokal. Dort erklärt Fabian Labude, dass er es von nun an als seine Lebensaufgabe ansieht, den Menschen dabei zu helfen, vernünftiger und anständiger zu werden. Allerdings ist sich Fabian noch nicht sicher, ob die Menschheit dafür bereit ist, weshalb er vorerst ihr Verhalten beobachten möchte. Nach einem gedanklichen Exkurs in den Ersten Weltkrieg, sind sich beide Männer einig, dass die Gegenwart nur provisorisch sei.

"Provisorisch" bedeutet, dass ein Problem vorübergehend, aber nicht langfristig gelöst wurde. Bezogen auf die Gegenwart meint "provisorisch", dass der vorherrschende politische und wirtschaftliche Zustand nicht genug gefestigt ist und jederzeit durch gesellschaftliche Unruhen oder einen weiteren Krieg gefährdet werden könnte.

  • Plötzlich taucht Irene Moll in den tanzenden Mengen auf.
  • Sie ist stark alkoholisiert und benimmt sich ordinär.
  • Abgeschreckt verlassen Fabian und Labude das Lokal.
  • Auf der Straße finden sie zwei angeschossene Männer, einen "Nazi" und einen Kommunisten, die eine politisch motivierte Auseinandersetzung hatten.

Nationalsozialisten und Kommunisten

Als Nationalsozialisten, kurz "Nazis", werden Anhänger des Nationalsozialismus bezeichnet. Der Nationalsozialismus ist eine radikal rassistische, antikommunistische und antisemitische (judenfeindliche) politische Bewegung.

Als Kommunisten werden Anhänger des Kommunismus bezeichnet. Der Kommunismus ist eine politische Bewegung, die auf sozialer Gleichheit und Freiheit beruht.

Nazis und Kommunisten stehen im Konflikt miteinander, weil sich ihre Vorstellungen und Werte grundsätzlich widersprechen.

  • Fabian und sein Freund bringen die Verletzten ins Krankenhaus und unterhalten sich mit dem Arzt vor Ort.
  • Dieser gibt der schlechten wirtschaftlichen Lage die Schuld für wachsende Konflikte.
  • Anschließend besuchen Fabian und Labude ein Kabarett, um den Abend ausklingen zu lassen.
  • Dort stellen sie im Angesicht amüsierter Familien fest, dass die derzeitige Politik keine nachhaltige und sichere Familiengründung zulassen würde.

Das Kabarett ist eine Kunstform, die Schauspielenden, Musizierenden und Dichtenden eine Bühne bietet, auf der sie in komischer und amüsanter Weise ihre Werke vortragen können.

Erich Kästner "Fabian" – Inhalt: Betrug und Liebe

Labude befindet sich in Hamburg, weil er dort eine linksradikale Bürgergruppe gründet, um gegen die vorherrschenden Missstände vorzugehen.

  • Seine langjährige Verlobte Leda wohnt in Hamburg, weshalb Labude ihr einen Besuch abstatten möchte.
  • Dort entdeckt er, dass Leda ihn betrügt, woraufhin Labude die Beziehung beendet.
  • Nach seiner Heimkehr berichtet Labude Fabian von seiner Trennung.

Linksradikal bedeutet zum äußersten Rand des linkspolitischen Spektrums zugehörig. Politische Linke gehen grundsätzlich davon aus, dass alle Menschen gleich sind, während politische Rechte von der Ungleichheit der Menschen ausgehen. Der Nationalsozialismus ist ein rechtsradikales Beispiel.

  • Später kommen Fabian und Labude einer Einladung in das Atelier der Bildhauerin Ruth Reiter nach.
  • Dort lernt Fabian die Schauspielerin Cornelia Battenberg kennen und verliebtsich in sie.
    • Sie verbringen die Nacht miteinander.
  • Voller Tatendrang und Liebeshormonen erscheint Fabian am nächsten Tag auf der Arbeit.
    • Unerwartet wird ihm gekündigt.

"Fabian" Erich Kästner – Inhalt: Cornelias Karriere

Fabian wird überraschend von seiner Mutter besucht.

  • Er freut sich über ihre Anwesenheit, aber möchte ihr nichts von seiner Kündigung erzählen.
  • Deswegen gibt er vor, zur Arbeit zu gehen, obwohl er in Wirklichkeit durch die Stadt spaziert.
  • Dabei begegnet er Irene Moll, die ihm eine Stelle als Sekretär in ihrem Männerbordell anbietet.
  • Entsetzt lehnt er ihren Vorschlag ab.
  • Später bringt Fabian seine Mutter zum Bahnhof und verabschiedet sie.

Unter einem Männerbordell wird ein Haus verstanden, in dem männliche Prostituierte Geschlechtsverkehr gegen Bezahlung anbieten.

  • Den restlichen Abend verbringt Fabian mit Cornelia und verschickt Bewerbungsschreiben an mögliche Arbeitgeber.
  • Als Fabian am nächsten Morgen aufwacht, findet er einen Brief von Cornelia.
  • Sie schreibt, dass sie sich wegen einer Filmrolle an den Filmchef verkauft hätte und bittet Fabian, sie in einem Café zu treffen.
  • Ungläubig und verzweifelt lenkt sich Fabian auf einem Rummelplatz ab.
  • Dort trifft er eine attraktive Dame, der er in ihrer Wohnung näher kommt.
  • Am Nachmittag treffen sich Cornelia und Fabian im Café.
  • Fabian ist enttäuscht von Cornelia und schildert ihr eine Zukunft, in der sie sich für ihre Karriere immer wieder prostituieren müsse.
  • Daraufhin weint Cornelia und geht.
  • Nach dem Gespräch mit Cornelia kehrt Fabian zu der Frau vom Rummelplatz zurück und lässt sich von ihr trösten.
  • Fabian erfährt, dass die Dame verheiratet ist und ihr Mann auf Geschäftsreise sei.
  • Kurz darauf steht plötzlich ihr Ehemann in der Tür und greift Fabian an.
  • Fabian schafft es, zu flüchten.

"Fabian" Erich Kästner – Inhalt: Verhängnisvoller Scherz

Labude wird von einem Assistenten des Universitätsrats mitgeteilt, dass seine Habilitationsarbeit die schlechteste Schrift sei, die jemals eingereicht wurde. In einem Abschiedsbrief erklärt Labude seinem Freund Fabian, dass er sein berufliches Scheitern und die Trennung von seiner Verlobten nicht verkraften kann. Daraufhin nimmt sich Labude das Leben.

  • Fabian kann nicht glauben, dass sein Freund tot ist.
  • Er stellt Nachforschungen an der Universität an.
  • Dadurch findet er heraus, dass sich ein Assistent lediglich einen Scherzerlaubt hatte.
    • Die Habilitationsschrift von Labude sei in Wirklichkeit hervorragend gewesen.
    • Daraufhin wird der Assistent entlassen.
  • Weil Fabians Arbeitssuche scheitert und er nicht mehr für seine Miete aufkommen kann, fährt er in seinen Heimatort.
  • Im Zug trifft er wieder auf Irene Moll, die nun mit viel Bargeld auf der Flucht vor der Polizei ist, weil ihr Bordell gemeldet wurde.
  • Sie bittet Fabian, sich mit ihr ins Ausland abzusetzen, doch Fabian lehnt das Angebot ab.

"Fabian" Erich Kästner – Inhalt: In der Heimat

Im Heimatort besucht Fabian sein altes Internat.

  • Dort trifft er auf seine Jugendliebe Eva, die mittlerweile Mutter und Gattin eines Arztes ist.
  • Später besucht Fabian mit seinem rechtspolitisch-orientierten, alten Klassenkameraden Wenzkat ein Bordell.

Ein weiterer alter Freund ermöglicht Fabian ein Jobangebot von der örtlichen, rechtsradikalen Tageszeitung, doch Fabian besinnt sich auf seine Moral und sagt der Redaktion ab. Mittlerweile beurteilt Fabian die Menschen als unvernünftig und gesteht sich schließlich ein, dass auch er nichts daran ändern kann. Er beschließt für ein halbes Jahr im Erzgebirge wandern zu gehen und dort herauszufinden, was seine wahre Lebensaufgabe sein könnte.

  • Während Fabian seinen Plan überdenkt, sieht er einen kleinen Jungen, der auf dem Geländer einer Brücke balanciert – und in den Fluss fällt.
  • Selbstlos springt Fabian hinterher und möchte dem Jungen helfen.
  • Dieser kann sich allerdings alleine ans Ufer retten, während Fabian ertrinkt, weil er nicht schwimmen kann.

"Fabian" Erich Kästner – Charakterisierung

Eine Charakterisierung von "Fabian" zeigt, dass das Werk vier zentrale Figuren aufweist. Daneben sind kurzzeitig auftretende Figuren wie Fabians Mutter und seine ehemaligen Schulkameraden zu finden.

"Fabian" Charakterisierung: Jakob Fabian

Die Figur Jakob Fabian kann als 32-Jahre alter Protagonist in die Handlung des Werks eingeordnet werden. Weitere Merkmale dieser Figur sind:

  • hat einen Doktortitel in Germanistik.
  • arbeitet als Werbetexter einer Zigarettenfirma, bis diese ihm kündigt.
  • sieht attraktiv aus und ist ein "Frauenmagnet".
  • ist großzügig und legt Wert auf Moral.
  • träumt von einer vernünftigen Menschheit.
  • kritisiert die Machtverteilung seiner Zeit.
  • verliebt sich in Cornelia und denkt in ihr die große Liebe gefunden zu haben, bis Cornelia ihn verlässt.
  • realisiert gegen Ende des Romans, dass die Menschen nicht seinem Ideal entsprechen.
  • ertrinkt beim Versuch einen Jungen aus dem Fluss zu retten.

"Fabian" Erich Kästner – Figuren: Stephan Labude

Die Figur Stephan Labude kann als bester Freund von Fabian in die Handlung des Werks eingeordnet werden. Weitere Merkmale dieser Figur sind:

  • ist ebenfalls Germanist, der an seiner Habilitationsschrift arbeitet.
  • ist verlobt mit Leda, von der er sich trennt, nachdem er sie beim Fremdgehen erwischt hat.
  • interessiert sich für die Politik und ist ein Linksintellektueller.
  • arbeitet ehrgeizig an seinen Zielen und legt Wert auf Macht und Geld.
  • nimmt sich das Leben, weil er denkt, dass seine Habilitationsschrift schlecht sei.

"Fabian" Erich Kästner – Figuren: Cornelia Battenberg

Die Figur Cornelia Battenberg kann als Juristin, die eigentlich Schauspielerin sein möchte, in die Handlung des Werks eingeordnet werden. Weitere Merkmale dieser Figur sind:

  • arbeitet erst im Atelier von Ruth Reiter.
  • verliebt sich in Fabian und geht mit ihm eine Beziehung ein.
  • beendet die Beziehung mit Fabian für ihre Karriere
  • hofft durch das Techtelmechtel mit einem Filmproduzenten berühmt zu werden, was ihr auch gelingt.

"Fabian" Erich Kästner – Figuren: Irene Moll

Die Figur Irene Moll ist nymphomanisch veranlagt. Weitere Merkmale dieser Figur sind:

  • verhält sich unsittlich und ordinär.
  • folgt keiner Moral.
  • hat einen Ehemann, der von ihren Vorlieben weiß und ihr Affären erlaubt, wenn er sie vorher kennenlernt.
  • versucht Fabian mehrfach als ihren Liebhaber zu gewinnen, aber scheitert.
  • betreibt zwischenzeitlich ein Männerbordell.
  • befindet sich am Ende der Erzählung auf der Flucht, weil sie polizeilich gesucht wird.

Als "nymphomanisch" wird eine Frau bezeichnet, die einen gesteigerten Sexualtrieb hat.

"Fabian" Erich Kästner – Analyse

Der Roman "Fabian" von Erich Kästner bietet zahlreiche Aspekte, die einer Analyse unterzogen werden können: darunter der Aufbau, das Erzählverhalten und die sprachliche Gestaltung.

"Fabian" Erich Kästner – Aufbau

Erich Kästners satirischer Roman ist in vierundzwanzig Kapitel eingeteilt, die jeweils ungefähr gleichlang sind. Ihre Titel erinnern an Schlagzeilen einer Zeitung, die zwar auf den Inhalt anspielen, aber auch die Neugier der Lesenden wecken. So lautet beispielsweise der Name des zweiten Kapitels: "Es gibt sehr aufdringliche Damen - Ein Rechtsanwalt hat nichts dagegen - Betteln verdirbt den Charakter"1

Die Satire ist eine Form der Kunst, die Umstände kritisiert und/oder verspottet.

Eines der vierundzwanzig Kapitel des Romans wurde zur Veröffentlichung 1931 verboten. Darin begutachtet Fabian die Narbe seines Chefs, die er durch eine Blinddarmentfernung erhielt. Außerdem werden erotische Handlungen beschrieben. Erst 2013 konnte das fehlende Kapitel ergänzt und die Originalfassung wiederhergestellt werden.

Die Kapitel geben wieder, worauf sich ihr Titel bezieht und wirken daher wie eigene journalistische Texte, die auf ausschweifende Beschreibungen verzichten und sich auf das wesentliche Geschehen begrenzen. Dieser Aufbau ist zurückzuführen auf Kästners Schaffen als Journalist.

Auch wenn die einzelnen Abschnitte des Romans wie einzelne Zeitungsartikel wirken, bauen sie aufeinander auf, wie Du in der folgenden Tabelle sehen kannst:

Kapitel 1–2Kapitel 3–9Kapitel 11–16Kapitel 18–20Kapitel 20–24
Einleitung in die Handlung und Vorstellung der Figuren.Fabian und Labude unternehmen verschiedene Dinge.Fabian lernt Cornelia kennen und geht mit ihr eine Liebesbeziehung ein, die endet, als sich Cornelia trennt.Labude bringt sich um und Fabian stellt Nachforschungen diesbezüglich an.Fabian kehrt in seine Heimatstadt zurück und stirbt.

"Fabian" Erich Kästner – Romangattung

"Fabian" zählt zu den sogenannten Großstadtromanen. Diese Romangattung ist eine Untergattung des Gesellschaftsromans, dessen Merkmal es ist, ein realistisches Bild der zeitgenössischen Gesellschaft zu zeichnen, die im Roman kritisiert wird. Hinzu kommt beim Großstadtroman, dass die Handlung in einer Großstadt spielt, wie es bei "Fabian" das Nachkriegs-Berlin ist.

"Fabian" Erich Kästner – Erzähltechnik

Fabian tritt im gleichnamigen Werk als Hauptfigur auf und wird von einem auktorialen Er-/Sie-Erzähler begleitet, der die Geschehnisse knapp und nicht wertend im Präteritum, also der Vergangenheitsform, wiedergibt. Es gibt keine Einsicht in Fabians Gedanken oder Gefühle, weil sich der Erzähler als eine Instanz, die nicht zur eigentlichen Handlung gehört, auf die neutrale Nacherzählung von Fabians Erlebnissen konzentriert.

Ein auktorialer Erzähler ist eine allwissende Erzählinstanz, die über jegliches Wissen zur Handlung verfügt und selbst nicht Teil der Geschichte ist.

"Fabian" Erich Kästner – Sprache

Sprachlich auffällig ist die humorvolle Art Fabians, mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren.

  • Er nutzt Ironie, Sarkasmus und Witz, um seine Gedanken und Gefühle auszudrücken.

In einem Gespräch mit seiner Vermieterin, die sich über einen Mieter aufregt, der jeden Abend lautstark Geschlechtsverkehr hat, äußert Fabian folgendes:

Sie teilen ihm mit, er dürfe pro Nacht höchstens eine Dame mitbringen. Und wenn er sich nicht danach richtet, lassen wir ihn von der Sittenpolizei kastrieren.1

Die Ironie ist ein sprachliches Mittel, bei dem die eigentliche Aussage eines Satzes ins Gegenteil gekehrt wird und dadurch komisch wirkt. Das sprachliche Mittel des Sarkasmus kann als herber Spott definiert werden.

  • Es ist möglich, die ironische Ausdrucksweise von Fabian als Schwäche zu interpretieren, weil er theoretisch nie konkret benennt, was in ihm vorgeht.
  • Er verschlüsselt seine Aussagen durch Sarkasmus und gibt damit niemandem die Gelegenheit, seine inneren Gefühle und Gedanken zu erkennen.
  • Dies kann als Angst vor anderen Meinungen oder verletzten Gefühlen interpretiert werden.

Da Erich Kästner unter anderem Journalist war, ist in "Fabian" ein journalistischer Schreibstil erkennbar. Die kurzen, einfachen Sätze seiner Erzählung gehen einher mit einem parataktischen Satzbau. Inhaltlich beschränkt sich Kästner auf das Wichtigste, als wäre seine Leserschaft die einer Tageszeitung und nicht etwa die eines Romans.

Wenn ein Satz "parataktisch" aufgebaut ist, sind alle Teilsätze gleichrangige Hauptsätze.

Die knappen, aber dafür zahlreichen Sätze ermöglichen den Lesenden, das Geschehen detailreich rekonstruieren zu können. So entsteht ein klares Bild im Kopf der Leserinnen und Leser, welches dazu beiträgt, den Inhalt besser nachvollziehen zu können:

Sie schwiegen und überquerten den Nürnberger Platz. Ein Auto bremste dicht vor ihnen. Das Mädchen zitterte. Sie gingen in die Schaperstraße. In einem verwahrlosten Garten schrien Katzen. An den Rändern der Fußsteige standen Alleenbäume, bedeckten den Weg mit Dunkelheit und verbargen den Himmel.1

"Fabian" Erich Kästner – Epoche

Erich Kästners "Fabian" kann der Epoche der Neuen Sachlichkeit zugeordnet werden. Alle sprachlichen Besonderheiten, darunter die journalistischen Züge, die Ironie und die Erzähltechnik, sind Merkmale der Neuen Sachlichkeit, in die "Fabian" epochal einzuordnen ist.

  • Die Neue Sachlichkeit ist eine Literaturepoche, die von 1918 bis 1933 datiert wird.
  • Sie zeichnet sich durch eine einfache und konkrete Sprache aus, die stilistische Mittel wie die Ironie oder den Sarkasmus enthält.
  • Inhalte werden knapp geschildert und auf das Wichtigste reduziert.

Die Werke der Neuen Sachlichkeit sollten vor allem aufklären und beschäftigten sich häufig mit Fragen und Problemen der Nachkriegszeit.

Über welchen Umstand Kästner seine Leserschaft aufklären wollte, erfährst Du im Abschnitt "Interpretation" dieser Erklärung.

"Fabian" Erich Kästner – Interpretation

Eine Interpretation von Kästners "Fabian" ermöglicht mehrere Ansätze, die Du Dir im Folgenden durchlesen kannst.

Optimist und Pessimist

Optimistisch sein bedeutet, die Dinge von der positiven Seite aus zu betrachten. Das Gegenteil des Optimisten ist der Pessimist, der Geschehnisse stets negativ beurteilt. Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer (1788–1860) entwickelte in einer seiner Schriften die Theorie, dass der Optimist härtere Schicksalsschläge ertragen müsse als der Pessimist.

Seine Vermutung begründete der Philosoph mit einer weiteren Theorie: Der Pessimist sei stets auf Unglück vorbereitet, während der Optimist sich nicht auf seine Unzufriedenheit konzentriert, sondern auf das Positive in seinem Leben. Wenn dann dieses Positive aus dem Leben entfällt, treffe es den Optimisten immer schwerer, weil er im Gegensatz zum Pessimisten nicht damit gerechnet habe und demzufolge tiefer fallen würde.

Dieses Phänomen lässt sich auch bei Fabian feststellen, der sich zunächst auf die positiven Dinge in seinem Leben konzentriert und sich keine Sorgen um Verluste macht. Sein guter Freund Labude, seine Geliebte Cornelia und sein Arbeitsplatz verschaffen ihm Freude. Doch nach dem Tod Labudes und dem Verlust seiner Arbeit, trennt sich auch Cornelia von ihm.

Fabians Optimismus könnte, gemäß Schopenhauers Theorie, der Grund dafür gewesen sein, dass Fabian nicht mit diesen Schicksalsschlägen gerechnet hat und dementsprechend schwer ergriffen ist. Weil er sich infolgedessen zu einem Pessimisten entwickelt, der nicht mehr vom Gelingen seines Plans ausgeht, gibt Fabian zum Schluss sogar seinen Wunsch auf, die Menschen moralisch zu verbessern.

Dieser Interpretationsansatz liegt nahe, weil Kästner in "Fabian" die Worte Schopenhauers zitiert, in dem Fabian ein Buch über Schopenhauer liest und feststellt, dass der Optimist mehr Unglück erleiden müsse, als der Pessimist.

Moralische Warnung

Kästners Werk beschreibt in "Fabian" die Zeit der Weimarer Republik von 1918 bis 1933.

Die Weimarer Republik entstand nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918. Die bis dato erhaltene Monarchie wurde abgelöst und durch eine Demokratie ersetzt.

Eine Monarchie ist ein Herrschaftsmodell, in dem eine Kaiserin oder ein Kaiser die gesamte Staatsgewalt trägt und so alleinige Herrscherin oder alleiniger Herrscher ist. Die Demokratie ist ebenfalls ein Herrschaftsmodell, dessen Herrscherin oder Herrscher sich allerdings aus Volkswahlen ergibt.

Das Ende der Weimarer Republik wurde durch die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 1933 besiegelt.

  • Im Zuge der politischen Umstrukturierung florierte die Wirtschaft Anfang der 1920er-Jahre.
  • Die meisten Menschen waren erleichtert, dass der Krieg beendet war und gaben sich den kulturellen Neuerungen hin.
  • Dabei bemerkte ein Großteil der Bevölkerung nicht, wie sich im Hintergrund die politische Lage durch die Ideologie der Nationalsozialisten zuspitzte.
  • Kästner weist durch "Fabian" auf den moralischen Verfall der Menschen hin, die ihre Augen vor den Problemen der Zeit verschlossen haben.
  • So bezeichnet Fabian den Zeitgeist folgendermaßen:

Alles, was gigantische Formen annimmt, kann imponieren, auch die Dummheit.1

Als einsamer Moralist findet Fabian in seiner Welt nur Menschen, die ihm nicht gleichen: Cornelia, die ihren Körper für ihre Karriere verkauft, Labude, der sich wegen eines (fälschlichen) beruflichen Tiefschlags das Leben nimmt und Frauenbekanntschaften, die keinen Wert auf Treue in ihrer Ehe legt. Auch wenn Fabian sein Bestreben, den Menschen einen ethischen Kompass aufzuzeigen, in die Tat umsetzen möchte, scheitert er an der Gesellschaft und verwirft seine moralischen Vorsätze.

  • Kästner wollte sein Werk ursprünglich "Der Gang vor die Hunde" nennen.
  • Laut Kästner sollte sein Werk die Menschen bereits durch den Titel auf dem Buchumschlag warnen.
  • Und genau als das könnte "Fabian" gedeutet werden:
    • Als Warnung Kästners vor der Ungewissheit der Zeit
    • und der schleichenden Machtübernahme der Nationalsozialisten, die letztendlich im Zweiten Weltkrieg und Millionen unschuldiger Todesopfer mündete.

Wenn Du mehr über die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus oder den Zweiten Weltkrieg wissen willst, kannst Du Dich im Fach Geschichte auf StudySmarter umsehen.

Über den Autor Erich Kästner

Erich Kästner war ein deutscher Kinder- und Gesellschaftsbuchautor und Journalist. Er wurde 1899 in Dresden geboren und polarisierte mit gesellschaftskritischen Werken. Seine Literatur, darunter auch "Fabian", fiel der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten 1933 zum Opfer. Kästner starb 1974 in München und hinterließ ein breites Vermächtnis an Werken.

Die Bücherverbrennung 1933 war ein inszeniertes Spektakel der Nationalsozialisten, die darauf abzielte, jegliche Bücher und Schriften zu vernichten, die den Nationalsozialismus kritisierten.

Zu Kästners bekanntesten Erzählungen zählen neben "Fabian. Die Geschichte eines Moralisten" (1931) die folgenden Werke:

  • "Emil und die Detektive" (1929)
  • "Pünktchen und Anton" (1931)
  • "Das fliegende Klassenzimmer" (1933)
  • "Das doppelte Lottchen" (1949)

Fabian Erich Kästner – Das Wichtigste

  • "Fabian" Erich Kästner – Zusammenfassung: "Fabian. Die Geschichte eines Moralisten" wurde 1931 von Erich Kästner veröffentlicht und handelt von Fabian, der den Menschen zu mehr Moral verhelfen will, aber an der zunehmenden Ignoranz und Naivität der Menschheit scheitert.
  • "Fabian" Erich Kästner – Charakterisierung:
    • Jakob Fabian:
      • Protagonist
      • 32 Jahre alt
      • legt Wert auf Moral
      • großzügig
      • kritisiert Machtverteilung seiner Zeit
    • Stephan Labude
      • bester Freund von Fabian
      • ehrgeizig, legt Wert auf Macht
      • Germanist
      • nimmt sich das Leben
    • Cornelia Battenberg:
      • Juristin, die eigentlich Schauspielerin sein möchte
      • verliebt sich in Fabian
      • beendet Beziehung mit Fabian für Karriere
    • Irene Moll:
      • nymphomanisch veranlagt
      • unsittlich und ordinär
      • hat Affären
      • wird polizeilich gesucht
  • "Fabian" Erich Kästner – Analyse: Sprachlich erinnert Kästners in vierundzwanzig Kapitel eingeteilter Roman an journalistischeTexte, die durch detailreiche Beschreibungen szenische Bilder schaffen.
    • Durch Ironie, Sarkasmus und Satire gelingt es Erich Kästner, die Probleme der Gesellschaft der Weimarer Republik nachzuzeichnen und sie zu kritisieren.
  • "Fabian" Erich Kästner – Interpretation: Eine Interpretationsmöglichkeit ist die Warnung Kästners vor den Auswirkungen der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und seine Ablehnung von unmoralischem Verhalten.
    • Eine weitere Interpretation bietet Schopenhauers Theorie, die besagt, dass Optimisten stets mehr Leid erfahren als Pessimisten.
  • "Fabian" Erich Kästner – Epoche: "Fabian" ist ein Großstadtroman und epochal der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen.
  • "Fabian" Erich Kästner: Der Autor Erich Kästner (1899–1974) war ein deutscher Kinder- und Gesellschaftsbuchautor, dessen Werke der Bücherverbrennung 1933 zum Opfer fielen.

Nachweise

  1. Erich Kästner (1931). Fabian. Atrium Verlag.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Fabian Erich Kästner

"Fabian" wurde von Erich Kästner geschrieben.

"Fabian" wurde 1931 geschrieben und veröffentlicht.

Erich Kästner schrieb "Fabian", um seine Leserschaft zu warnen. Er kritisierte den moralischen Verfall der Gesellschaft und wollte aufzeigen, dass sich dadurch vor allem in politischer Hinsicht Gefahren entwickeln können.

Fabian ist kein Moralist, weil er zwar moralische Ansichten vertritt, aber diese nicht umsetzen kann. Er entwickelt sich von einem Moralisten zu einem Realisten.

Fabian stirbt, weil er einem in den Fluss gestürzten Jungen helfen will. Beim Rettungsversuch ertrinkt Fabian, weil er nicht schwimmen kann.

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