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Die Wahlverwandtschaften

"Die Wahlverwandtschaften" sind nicht nur treibende Kräfte in der Chemie und Biochemie, denn 1809 veröffentlichte Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) einen Roman, der diesen Titel trägt. Im Buch wird das Leben eines verheirateten Paares, Eduard und Charlotte, die sich außerehelich in zwei ihrer Freunde verlieben und damit Anlass für eine Menge Chaos geben, beschrieben.

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"Die Wahlverwandtschaften" sind nicht nur treibende Kräfte in der Chemie und Biochemie, denn 1809 veröffentlichte Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) einen Roman, der diesen Titel trägt. Im Buch wird das Leben eines verheirateten Paares, Eduard und Charlotte, die sich außerehelich in zwei ihrer Freunde verlieben und damit Anlass für eine Menge Chaos geben, beschrieben.

Bei einem Roman handelt es sich um eine literarische Gattungsform der Epik, genauer gesagt eine fiktionale, in Prosa, also reimlos, verfasste epische Großform. Die Handlung in Romanen ist oft sehr umfangreich ausgearbeitet und kann aus mehreren Strängen bestehen.

"Die Wahlverwandtschaften" gehört zu Goethes komplexesten Werken. Bis heute ist nicht geklärt, welcher literarischen Epoche der Roman angehört.

"Die Wahlverwandtschaften" – Zusammenfassung Inhalt

"Die Wahlverwandtschaften" ist untergliedert in zwei Teile mit je achtzehn Kapiteln. Darunter befindet sich auch eine Novelle, die eine Art Parallelgeschichte darstellt, jedoch direkten thematischen Bezug zu der eigentlichen Haupthandlung hat. Innerhalb der einzelnen Kapitel finden sich Briefe der Hauptfiguren aneinander sowie persönliche Tagebucheinträge.

Eine Novelle ist eine kurze Neuigkeit. Damit ist eine Novelle eine Prosaform von mittlerer Länge und gehört zur Gattung der Epik. Mit ihrer Textlänge liegt die Novelle zwischen der Kurzgeschichte und dem Roman. Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, sieh Dir die Erklärung "Novelle" auf StudySmarter an!

"Die Wahlverwandtschaften" – Inhalt des ersten Teils

Eduard und Charlotte leben als verheiratetes Paar glücklich und zufrieden auf einem Landgut, zu dem ein Garten und auch ein eigener Park gehören. Aus Platzgründen ist es ihnen möglich, Otto, einen Freund Eduards, den alle nur den Hauptmann nennen, für unbestimmte Zeit bei sich aufzunehmen. Er ist weniger wohlhabend, erwerbslos und daher in finanzielle Not geraten.

Als vierte Person im Bunde kommt schließlich Ottilie dazu, die junge Nichte von Charlotte, die ohne Eltern in einem Heim aufwuchs. Sie lebt sich schnell ein und trägt bald maßgeblich zu der Erhaltung des großen Haushalts bei. Eduard fühlt sich bereits zu Beginn von ihr angezogen und auch Charlotte und der Hauptmann scheinen sich bei der gemeinsamen Arbeit im Park allmählich näherzukommen. Sie verbindet nicht nur ihr ästhetischer Anspruch, sondern auch ihr rationales Handeln, wobei sich Eduard und Ottilie in ihrer kindlichen Emotionalität ähneln.

Es ist mit den Geschäften wie mit dem Tanze; Personen die gleichen Schritt halten, müssen sich unentbehrlich werden; ein wechselseitiges Wohlwollen muß notwendig daraus entspringen [...].1

Während Charlotte und der Hauptmann ihre Gefühle zunächst voreinander und später vor den beiden anderen verbergen, ist die Liebe zwischen Eduard und Ottilie geradezu offensichtlich. Auch wenn Eduard und Charlotte zusammen sind, befinden sie sich in Gedanken bei Ottilie beziehungsweise dem Hauptmann.

Der Hauptmann beschließt, sich wieder dem Militär anzuschließen, um Charlottes Anziehung zu entkommen und die Folgen eines Ehebruchs zu verhindern. Von ihrem Mann fordert Charlotte ebenfalls Aufopferung, weswegen Eduard sich in ein entferntes Anwesen zurückzieht, unter der Bedingung, dass die unschuldige und heimatlose Ottilie weiterhin bei Charlotte bleiben kann.

Das Übel, meine Liebe, das uns befallen hat, mag heilbar sein oder nicht, dies nur fühl' ich, wenn ich im Augenblicke nicht verzweifeln soll, so muß ich Aufschub finden für mich, für uns alle. Indem ich mich aufopfere, kann ich fordern. Ich verlasse mein Haus und kehre nur unter günstigern ruhigern Aussichten zurück.1

– Eduard an Charlotte

Per Brief teilt Charlotte ihrem Ehemann mit, dass sie ein Kind von ihm erwartet. Sie hofft, diese Neuigkeit wird der zerbrochenen Ehe wieder zu neuer Kraft verhelfen, wird jedoch enttäuscht. Frustriert und verzweifelt zieht auch Eduard in den Krieg. Der Tod, der ihn dort möglicherweise erwartet, scheint ihm in seiner aussichtslosen Liebeslage geradezu verlockend.

"Die Wahlverwandtschaften" – Inhalt der Novelle

Die Novelle trägt den Namen "Die wunderlichen Nachbarskinder" und lässt sich zu Beginn des zweiten Buchteiles finden. Sie wird Ottilie und Charlotte von einem Engländer auf ihrem Landgut erzählt, der bereits viel in der Welt herumgereist ist und diese Geschichte aufgeschnappt hat. Es geht darin um zwei gleichaltrige Nachbarskinder, ein Mädchen und ein Junge, die miteinander aufwachsen und in Zukunft heiraten sollen.

Eines Tages fällt auf, dass die beiden sich nicht mehr verstehen. Den Eltern bleibt nichts anderes übrig, als die streitenden Kinder voneinander zu trennen, fernzuhalten und ihre Hochzeitspläne auf Eis zu legen. Während der Junge als Soldat fortgeht, beschließt das Mädchen zu heiraten: einen jungen Mann "älter als ihr ehemaliger nachbarlicher Widersacher, von Stand, Vermögen und Bedeutung, beliebt in der Gesellschaft, gesucht von Frauen"1. Sie glaubt, eine Glückspartie gefunden zu haben, doch dann taucht der Nachbar wieder auf, der sich nun "zum schönsten ausgebildet"1 hat, und bringt sie in große Verwirrung.

Sie erkennt, dass ihre Gefühle ihm gegenüber echt waren und es noch immer sind und dass ihre Streitereien lediglich ihrer kindischen Art entsprangen, ihm diese Gefühle mitzuteilen. Als der Geliebte das Mädchen auch noch aus dem Meer rettet, steht der Entschluss fest. Die beiden gestehen sich ihre Liebe und verkünden den überglücklichen Eltern ihre Hochzeitspläne:

Verzeiht! rief das Mädchen. Gebt uns Euren Segen! rief der Jüngling. Gebt uns Euren Segen! riefen beide, da alle Welt staunend verstummte. Euren Segen! ertönte es zum drittenmal, und wer hätte den versagen können.1

Ottilie und Charlotte erkennen sich selbst in dieser Geschichte wieder und sind daher äußerst bewegt. Die Erzählung bringt beide zum Nachdenken und verursacht eine angespannte Atmosphäre zwischen den Gastgeberinnen und Gästen.

"Die Wahlverwandtschaften" – Inhalt des zweiten Teils

Charlottes Sohn kommt gesund und munter zur Welt. Ottilie wird zur Taufpatin ernannt und der Kleine erhält den Namen Otto, nach dem Hauptmann und Charlottes Ehemann, der ebenfalls diesen Namen trägt, wobei es sich bei "Eduard" nur um den Zweitnamen handelt. Auf merkwürdige Art und Weise ähnelt das Kind dem Hauptmann und Ottilie, was Eduard als einen makabren Witz des Schicksals deutet:

Soll ich deine reine Seele mit dem unglücklichen Gedanken erschrecken, daß Mann und Frau entfremdet sich einander ans Herz drücken und einen gesetzlichen Bund durch lebhafte Wünsche entheiligen können! [...] dies Kind ist aus einem doppelten Ehebruch erzeugt! es trennt mich von meiner Gattin und meine Gattin von mir, wie es uns hätte verbinden sollen.1

– Eduard zu Ottilie

Als Eduard aus dem Krieg zurückkehrt, bringt er auch den Hauptmann mit. Er beabsichtigt, sich von Charlotte scheiden zu lassen und sein Freund soll stattdessen um ihre Hand anhalten, also schickt er den Hauptmann vor, um Charlotte davon zu unterrichten.

Im Park begegnet Eduard Ottilie, erzählt ihr ebenfalls davon und berichtet, er wolle mit ihr das Landgut verlassen und auf Reisen gehen. Ottilie besteht jedoch darauf, die Entscheidung, wie die vier von nun an leben sollen, Charlotte zu überlassen.

Nachdem sie sich schweren Herzens von Eduard verabschiedet hat, beschließt sie kurzerhand, auf dem schnellsten Weg mit dem Kahn über den See zu setzen, um möglichst schnell zu Charlotte zurückzukehren. Auf dem linken Arm hat sie jedoch den kleinen Otto, weswegen sie nur schwer vorankommt und schließlich das Kind samt Paddel ins Wasser fallen lässt.

Wie durch Zufall kommt plötzlich Wind auf und bringt das ziellos treibende Boot ans Zielufer. Es ist Ottilie zwar gelungen, das Baby aus dem See zu ziehen, aber als sie, auf trockenem Boden angekommen, einen Arzt aufsucht, kommt jede Hilfe für den kleinen Otto zu spät.

Als sie Charlotte den schrecklichen Unfall gesteht und die Mutter ihr totes Kind in den Armen hält, wirft Ottilie sich ihr voller Reue und Schuld zu Füßen. Nachts wacht der Hauptmann über Charlotte und erzählt, von Eduards Scheidungswunsch. Charlotte, die sich nach ihrem tragischen Verlust selbst das Recht abspricht, glücklich zu sein, willigt in die Scheidung ein, aber lehnt eine Verlobung mit dem Hauptmann ab.

Ottilie wünscht sich eine Rückkehr in ihr altes Heim, wo sie meint, der Liebe Eduards entfliehen zu können, die sie nun nicht mehr verdiene. Eduard gelingt es jedoch, sie aufzuhalten. So leben die Freunde nun wieder zu viert auf dem Landgut und alles scheint bereits kurz darauf wie früher.

Niemand bemerkt, dass Ottilie sich zu Tode hungert, indem sie Mahlzeiten nur noch in ihrem Zimmer einnimmt und dabei alle Speisen ihrem Dienstmädchen Nanny schenkt. Diese gehorcht den Befehlen ihrer geliebten Herrin, schweigt und isst.

Nach dem Tod Ottilies kann Nanny nicht mit ihrer Schuld umgehen und stürzt noch während der Beisetzung von ihrem Balkon aus hinunter, geradewegs auf den vorbeiziehenden Trauerzug. Ihr zerschlagener, gebrochener Körper wird an den offenen Sarg Ottilies gelehnt. Die Berührung heilt Nannys Verletzungen umgehend. Innerhalb von Sekunden ist sie wieder auf den Beinen, jubelt und ruft: "Ja, sie hat mir vergeben!"1

Es verbreitet sich das Gerücht, Ottilie habe heilende Kräfte und sie wird von nun an als Heilige verehrt. Nur kurze Zeit später verstirbt auch Eduard. Charlotte lässt ihn bei seiner Geliebten bestatten.

Friede schwebt über ihrer Stätte, heitere verwandte Engelsbilder schauen vom Gewölbe auf sie herab, und welch ein freundlicher Augenblick wird es sein, wenn sie dereinst wieder zusammen erwachen.1

"Die Wahlverwandtschaften" – Charakterisierung der Figuren

Im Folgenden erhältst Du eine Charakterisierung der wichtigsten Figuren: Obwohl in "Die Wahlverwandtschaften" weit mehr Personen als nur Eduard, Charlotte, Ottilie und der Hauptmann eine Rolle spielen, so sind diese vier doch die tragenden Figuren der Handlung. Ihre Bedeutung und Verbundenheit miteinander zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie eigene Namen besitzen und nicht wie viele andere Rollen lediglich nach ihrer Aufgabe benannt sind.

Eduard und der Hauptmann

Eduard und der Hauptmann teilen sich den Vornamen Otto und werden deshalb unterschiedlich genannt: Eduard bei seinem zweiten Vornamen und der Hauptmann schlicht bei seinem militärischen Dienstgrad. Beide verbindet eine Freundschaft, weswegen Eduard sich entschließt, den Hauptmann bei sich aufzunehmen, als dieser in Not gerät.

Du erinnerst mich [...] an dieses jugendliche Freundschaftsstück. Als Kinder hießen wir beide so; doch als wir in der Pension zusammenlebten und manche Irrung daraus entstand, so trat ich freiwillig diesen hübschen lakonischen Namen ab.1

– Eduard zum Hauptmann

Doch auch das gemeinsame Alter kann die großen Unterschiede in Bezug auf ihren jeweiligen Charakter kaum überwiegen: Während Eduard emotional ist und seine Gefühle kaum verbergen kann, ist der Hauptmann zurückhaltend und rational. Von seinem verantwortungsvollen Umgang mit den Aufgaben auf dem Landgut kann außerdem auf ein starkes Pflichtbewusstsein geschlossen werden.

Im Unterschied zu Eduard gelingt es dem Hauptmann, seiner Liebe zu einer bereits verheirateten Frau zu entsagen. Auch dies kann als Zeichen von hohem Moralverständnis, Disziplin und Prinzipientreue gewertet werden.

Charakterisierung von Eduard

Eduard ist impulsiv und spontan. Er handelt meist aus einem Bauchgefühl heraus und lässt sich von seinen Emotionen leiten. Aus einem Adelsgeschlecht stammend ist er äußerst wohlhabend, weswegen er auch in der Gesellschaft recht hohes Ansehen genießt.

Dennoch hat er sich "bei zunehmenden Jahren immer etwas Kindliches behalten, das der Jugend Ottilie besonders zusagte"1. Sie bemerkt jedoch auch seine Neigung zum Alkohol:

Da Sie von Mäßigung sprechen, liebe Tante, [...] so kann ich nicht bergen, daß mir dabei die Unmäßigkeit der Männer, besonders was den Wein betrifft, einfällt.1

Charakterisierung des Hauptmanns

Der Hauptmann erweist sich im Gegensatz zu Eduard als äußerst charakterstark. Nicht nur ist er pflichtbewusst, auch in der Armee bewährt er sich als sehr tapfer, weswegen er im Laufe der Handlung befördert wird.

Anders als Eduard ist er nicht adelig und daher in finanzieller Not. Dies ist der Grund, weshalb er in das Anwesen der Verheirateten aufgenommen wird, wo er seine Gefühle für Charlotte entdeckt. Er verbirgt diese Gefühle lange Zeit, indem er Charlotte trotz der gemeinsamen Arbeit im Park systematisch aus dem Weg geht.

Charlotte und Ottilie

Ottilie ist Charlottes junge Nichte. Sie wird von den anderen nur "Kind" genannt, was auf ein jugendliches Alter hindeutet. Während Charlotte durch ihre Ehe mit Eduard finanziell abgesichert ist, verfügt Ottilie weder über Eltern noch Mittel. Sie ist in einem Heim unter recht bescheidenen Umständen aufgewachsen.

Ottilies Charakter zeichnet sich durch Uneigennützigkeit und Zurückhaltung aus. Als sie noch neu auf dem Landgut ist, bekommt sie Unterstützung von Charlotte. Insofern ist Charlotte für sie eine hilfsbereite Vorbildfigur.

Charakterisierung von Charlotte

Charlotte ist bereit, auf den Hauptmann zu verzichten und ihre Ehe mit Eduard im Reinen fortzuführen. Dies beweist nicht nur ihre vernunftbehaftete Charakterstärke, sondern auch ein gewisses Maß an Aufopferungsbereitschaft. Aus heutiger Sicht kann ihr Verhalten jedoch auch als Unterwerfung gesellschaftlicher und freiheitsunterdrückender Vorstellungen gewertet werden.

Sie erweist sich als gütig und kaum nachtragend, verzeiht sie Ottilie doch rasch deren Fehler, durch den Charlottes Sohn ums Leben kommt. Tatsächlich scheint sie sich vielmehr selbst die Schuld zu geben und möchte sich daher bestrafen, indem sie den Heiratsantrag des Hauptmanns ablehnt, den sie ihrer Meinung nach nicht verdient.

Charakterisierung von Ottilie

Ottilie ist sehr schüchtern und bescheiden, anfangs geradezu wortkarg, und verhält sich außerdem recht unbeholfen. Sie handelt oftmals unbesonnen, um nicht zu sagen tollpatschig, was wohl auf ihr junges Alter und ihren kindlichen Charakter zurückzuführen ist. Mit ihrem fröhlichen, naiven Gemüt passt sie ausgesprochen gut zu Eduard.

Trotz oder gerade wegen ihrer Fehler erschuf Johann Wolfgang von Goethe mit Ottilie eine sehr liebenswerte, menschliche Figur. Sie umgibt außerdem eine mysteriöse Anziehungskraft, der niemand entkommt.

Um Ottilie gibt es eine Menge ungeklärte Phänomene, so beispielsweise auch ihr plötzlicher linksseitiger Kopfschmerz oder das unwohle Gefühl, das sie in der Nähe des Steinkohlegrabens überkommt. Auch ihre Handschrift, die sich plötzlich auf magische Weise der von Eduard angleicht, wirft Rätsel auf.

Nach dem Unfall wird Ottilie zeitweise stiller, vor allem aber wirkt sie nun ernüchtert, ja beinahe desillusioniert. Sie betrachtet ihre Schuld als Strafe für die Liebe zu einem verheirateten Mann und lehnt Eduard daher als ihren zukünftigen Ehemann ab:

Ich bin entschlossen, wie ich's war, und wozu ich entschlossen bin, mußt du gleich erfahren. Eduardens werd' ich nie! Auf eine schreckliche Weise hat mir Gott die Augen geöffnet, in welchem Verbrechen ich gefangen bin. Ich will es büßen; und Niemand gedenke mich von meinem Vorsatz abzubringen! 1

– Ottilie zu Charlotte

"Die Wahlverwandtschaften" – Sprache und ihre Bedeutung

Der Roman besteht aus zwei Teilen, die nicht nur formal, sondern auch inhaltlich voneinander abzugrenzen sind. Im ersten Teil werden die Figuren vorgestellt und über die Handlung charakterisiert. Der Erzähler lässt sie miteinander agieren, sodass Lesende einen Einblick in ihre Persönlichkeit, ihr Wesen und ihre individuellen Eigenschaften erhalten.

Der aufkommende Konflikt kristallisiert sich bereits in der Mitte des ersten Teils heraus: Charlotte und Eduard bemerken, dass sie den Hauptmann beziehungsweise Ottilie lieben. Beide werden der Liebe füreinander abtrünnig, haben jedoch unterschiedliche Strategien, mit der neuartigen Situation umzugehen, die den gesellschaftlichen Normen widerspricht.

Im zweiten Teil mündet dieser Konflikt dann in der Katastrophe, wobei die trügerische Hoffnung auf einen positiven Ausgang für alle bereits kurz nach dem Aufkommen enttäuscht wird. Nachdem Charlottes Sohn bei dem Unfall im See ertrinkt, ist Charlotte nicht länger zu einer zweiten Ehe mit dem Hauptmann bereit. Ottilie hungert sich aus Schuld und Scham zu Tode, wenig später folgt ihr Eduard ins Grab.

Der Erzähler und die Erzählweise in "Die Wahlverwandtschaften"

Bei dem Erzähler handelt es sich um eine allwissende dritte Person, also einen auktorialen Erzähler, der das Geschehen auf nüchterne, fast schon neutrale Art und Weise umreißt. Dabei beschreibt er die Figuren aus der Er/Sie-Perspektive, verzichtet jedoch nicht auf Kommentare.

Diese Kommentare richten sich direkt an Lesende und machen deutlich, dass es sich bei "Die Wahlverwandtschaften" mitnichten um eine reale Geschichte handelt. Der Erzähler schildert vielmehr ein theoretisches Modell, ein soziales Experiment der natürlichen Anziehung, das Goethe der chemischen Affinität nach als "Wahlverwandtschaft" bezeichnet.

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Bereits im ersten Satz von "Die Wahlverwandtschaften" wird deutlich, dass Handlung und Figuren auch innerhalb des Romans als beispielhaft fiktiv und die Ereignisse als literaturübergreifendes Konzept verstanden werden sollen.

Eduard – so nennen wir einen reichen Baron im besten Mannesalter – Eduard hatte in seiner Baumschule die schönste Stunde eines Aprilnachmittags zugebracht, um frisch erhaltene Pfropfreiser auf junge Stämme zu bringen.1

"Die Wahlverwandtschaften" ist größtenteils im Präteritum geschrieben. In einigen Abschnitten wechselt Goethe jedoch ins Präsens, um einzelnen Handlungen mehr Aktualität und Gewicht zu verleihen, wie es hier bei dem Unfall am See der Fall ist:

Alles vergebens! Ohne Bewegung liegt das Kind in ihren Armen, ohne Bewegung steht der Kahn auf der Wasserfläche; aber auch hier lässt ihr schönes Gemüt sie nicht hülflos. Sie wendet sich nach oben. Kniend sinkt sie in dem Kahne nieder und hebt das erstarrte Kind mit beiden Armen über ihre unschuldige Brust, die an Weiße und leider auch an Kälte dem Marmor gleicht.1

Im zweiten Satz lässt sich zudem eine Anapher, also eine Dopplung der einleitenden Wörter in den einzelnen Satzteilen, finden ("ohne Bewegung"). Neben der Dringlichkeit, die das Präsens vermittelt, trägt auch dieses Stilmittel dazu bei, der Szene mehr dramatischen Ausdruck zu verleihen. Dies scheint nur gerechtfertigt, schließlich leitet der Tod des Kindes einen harten Wendepunkt ein und besiegelt die Zukunft aller vier Hauptfiguren.

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Das Symbol als Stilmittel in "Die Wahlverwandtschaften"

Ein weiteres Stilmittel, dessen Johann Wolfgang von Goethe sich in "Die Wahlverwandtschaften" recht häufig bedient, ist das Symbol. Symbole sind Objekte, Pflanzen oder auch Tiere, die eine bestimmte Bedeutung tragen. So steht etwa das Herz für die Liebe und die Taube für den Frieden.

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Auch in "Die Wahlverwandtschaften" lassen sich eine Menge Symbole finden. So kann etwa das Feuerwerk, das Eduard im ersten Teil für Ottilie veranstaltet, als Ausdruck seiner Leidenschaft verstanden werden.

Zudem schenkt er ihr einen Koffer, mit allerhand edlen Kleidungsstücken. Dieser wird zumeist als Symbol für das sexuelle Verlangen gedeutet. Die Tatsache, dass Ottilie ihn nach dem ersten Öffnen kaum mehr anrührt, ist wiederum ein Symbol für ihre Verweigerung.

Im Naturpark, in der Nähe des Sees, steht eine Gruppe Platanen, die wie nebenbei immer wieder Erwähnung finden. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass es sich dabei mitnichten um pure Zufälle oder eine Laune Goethes handelt. Seit jeher stehen Platanen für die Einheit von Leben und Tod. Wo Geburt ist, da ist auch Sterben. Dies wird in "Die Wahlverwandtschaften" mehrfach auf subtile Weise angesprochen.

Wie lange stehen sie wohl schon? fragte Ottilie. Etwa so lange, versetzte Eduard, als Sie auf der Welt sind. Ja, liebes Kind, ich pflanzte schon, da Sie noch in der Wiege lagen.1

Die Platanen sind nach eigener Aussage Eduards mit Ottilies Geburt verknüpft. Die Bäume sind jedoch nicht nur Schauplatz des Feuerwerks sowie des Liebesgeständnisses von Charlotte und dem Hauptmann, sie sind auch stumme Zuschauer, als das Baby ins Wasser fällt und ertrinkt. Somit verbinden sie das Leben und Sterben, das Ottilie umgibt.

Die kleine Silbe "ott" lässt sich in den Vornamen aller vier Hauptfiguren wiederfinden und ist damit ebenfalls ein Symbol für ihre geistige Verbundenheit.

Vorausdeutungen in "Die Wahlverwandtschaften"

Johann Wolfgang von Goethe arbeitet nicht nur mit rhetorischen Stilmitteln, er hat in seinem Roman "Die Wahlverwandtschaften" auch allerlei Hinweise und Vorausdeutungen versteckt, die aufmerksame Lesende bereits auf das Kommende vorbereiten.

Ein Beispiel, dessen er sich dabei öfter bedient, ist die Erwähnung Ottilies "Mäßigkeit im Essen und Trinken"1:

Auch kann ich ihre große Mäßigkeit im Essen und Trinken nicht loben. An unserm Tisch ist kein Überfluß; doch sehe ich nichts lieber als wenn die Kinder sich an schmackhaften und gesunden Speisen satt essen. Was mit Bedacht und Überzeugung aufgetragen und vorgelegt ist, soll auch aufgegessen werden. Dazu kann ich Ottilien niemals bringen.1

Was zunächst als eine Eigenart Ottilies übergangen wird, kündigt Wissenden bereits den Hungertod des jungen Mädchens an. In diesem Sinne empfahl auch Goethe, "Die Wahlverwandtschaften" mehrfach zu lesen, da sich auf diese Weise mehr und mehr subtile Botschaften erschließen.

Das Verständnis von Raum und Zeit in "Die Wahlverwandtschaften"

Über die Zeit und den Spielraum der Handlung aber lässt sich kaum etwas sagen. Sicher ist nur, dass die Ereignisse der Handlung, im April beginnend, etwa eineinhalb Jahre umfassen. Dies lässt sich an den Beschreibungen der Natur und des Wetters beobachten.

Des Weiteren lässt die Erwähnung eines Krieges annehmen, dass es sich um einen zeitgenössischen Roman handelt, der während Goethes Lebzeiten und der Napoleonischen Schlachten spielt.

Das Anwesen, auf dem Charlotte und Eduard, später auch der Hauptmann und Ottilie leben, wirkt dabei jedoch völlig losgelöst von den historischen Geschehnissen. Die vollkommene Abgrenzung von äußeren Einflüssen lässt es wie eine eigene, unveränderliche Welt wirken. In Anbetracht des modellhaften Charakters scheint auch die These, es handele sich um einen künstlichen Ort, geschaffen für rein experimentelle Zwecke, nicht allzu weit hergeholt.

"Die Wahlverwandtschaften" – Interpretation

Die Tatsache, dass Ort und Zeit, sowie auch diverse Nebenfiguren unbenannt bleiben, vermittelt eine allgemeine Gültigkeit, die sich, so scheint es, auf die reale Gesellschaft und damit auch auf Lesende übertragen lässt. Goethe weist hier den zwischenmenschlichen Anziehungskräften eine fast wissenschaftliche Gesetzmäßigkeit zu. In diesem Sinne macht die Liebe ihren Träger zum Sklaven seiner Gefühle, die weder unterdrückt noch überkommen werden können.

"Die Wahlverwandtschaften" spiegeln einen Konflikt zwischen Gefühlen, die durchaus menschlich sind, und gesellschaftlichen Normen, die diese Gefühle als unmoralisch verurteilen, wider. Demnach ist es auch kein Wunder, dass "Die Wahlverwandtschaften" ungeachtet ihrer "Geglücktheit und Reinheit der Komposition"2, wie es der Autor Thomas Mann (1875-1955) beschreibt, in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts auf große Empörung stießen.

Das Entsagungsmotiv

Trotz vermeintlicher unmoralischer Vorstellungen, spielt der Katholizismus in "Die Wahlverwandtschaften" eine nicht wegzudenkende Rolle. So wird besonders Ottilie als unschuldig und rein beschrieben. Ihr stark verankerter Glaube durchbricht immer wieder die Oberfläche, nicht zuletzt, als sie während des Unfalls auf dem See zum Himmel um Rettung betet.

In Ottilie sammelte Goethe das Göttliche, das Undeutbare, aber auch das Mystische. Ihre Figur ist es, die "Die Wahlverwandtschaften" zu einem Werk der Romantik erhebt, oder zumindest einem Roman, der sich der wissenschaftlich-natürlichen Ordnung der Weimarer Klassik entzieht.

Mehr Informationen zur Weimarer Klassik findest Du im folgenden Abschnitt "Historischer Hintergrund" oder in der Erklärung "Weimarer Klassik" auf StudySmarter!

Dass sie sich aus freien Stücken gegen eine Verbindung mit Eduard und für einen frühzeitigen Tod entscheidet, lässt sie wortwörtlich über sich selbst und das Irdische hinauswachsen. Schlussendlich siegt ihre Rechtschaffenheit, ihre Bereitschaft zur Buße und ihre Liebe zu Gott über ihre Gefühle für Eduard.

Die Heilung Nannys gibt jeder Wissenschaft Rätsel auf. Aus religiöser Perspektive ist sie Beweis für Ottilies Heiligkeit und ihren barmherzigen, fürsorglichen Charakter. Etwas weiter gedacht kann sie jedoch auch als Hinweis auf Ottilies Lebendigkeit jenseits des Weltlichen interpretiert werden und schafft damit ein tröstliches Ende für ihr tragisches Schicksal.

"Die Wahlverwandtschaften" – Historischer Hintergrund & Epoche

Zeitlich lässt sich "Die Wahlverwandtschaften" sowohl der Weimarer Klassik als auch der Romantik zuordnen, da beide Epochen parallel zueinander verliefen. Goethe selbst verstand sich nicht als Romantiker und wandte sich mit seinen Werken für gewöhnlich von den Merkmalen der Romantik ab. Dennoch enthält "Die Wahlverwandtschaften" mystische Motive, die ebendieser Epoche zuzuweisen sind.

Weimarer Klassik

Bei der Weimarer Klassik handelt es sich um eine Literaturepoche, die vom Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts andauerte. Mit der Rückbesinnung auf die Antike versuchte die Weimarer Klassik Elemente der vernunftbezogenen Aufklärung und des emotionalen Sturm und Drang miteinander zu verbinden, zwei Epochen, die der Weimarer Klassik vorausgingen. Das Ziel klassischer Schaffenden war es, eine perfekte Balance zwischen Verstand und Gefühl zu finden.

Romantik

Literaturwissenschaftlich wird die Romantik auf den Zeitraum zwischen 1795 und 1835 datiert und dabei in die Frühromantik (bis 1804), die Hochromantik (bis 1815) und die Spätromantik (bis 1835) untergliedert. Sie verstand sich als Gegenströmung zu Weimarer Klassik und kehrte sich besonders von dem rationalen Vernunftgedanken ab, der den Zeiten der Aufklärung entstammte.

Wichtige Motive der romantischen Kunst waren die Freiheit des Individuums und seines schöpferischen Schaffens sowie Weltflucht und Sehnsucht nach dem Mittelalter. In diesem Sinne erlebten auch Märchen und Fabeln, allen voran übernatürliche und unheimliche Erzählungen, wiederkehrende Popularität.

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Zwar geht aus dem Text nicht hervor, zu welcher exakten Zeit die "Die Wahlverwandtschaften" spielt, dennoch unterstützen historische sowie reale Ereignisse aus Goethes Alltag die Vermutung, es handele sich um einen zeitgenössischen Roman. Goethe selbst berichtet, "dass darin kein Strich enthalten, der nicht erlebt, aber kein Strich so, wie er erlebt worden"3 sei. Damit bestätigt er also, dass "Die Wahlverwandtschaften" auf realen Erlebnissen beruht, diese Erlebnisse jedoch in erster Linie der Inspiration dienten und nur in abgewandelter Form in seinen Roman einflossen.

Die heilige Ottilie

Goethe fand sich tief inspiriert durch einen Besuch des Klosters der heiligen Ottilie, auch Odilia genannt, im Jahre 1770. Diese kam blind zur Welt und wurde daher lebenslang von ihrem Vater verfolgt, der sie ermorden wollte. Der Legende nach erhielt sie bei ihrer Taufe das Augenlicht. Noch heute ist die heilige Ottilie eine Art Schutzpatronin des Elsass und wird für ihre heilenden Kräfte in Bezug auf die Sehkraft verehrt. Sie wurde zum Vorbild für Goethes gleichnamige Romanfigur.

Die Hochzeit mit Christiane Vulpius

Neben der heiligen Ottilie hatte sicherlich auch die Heirat mit seiner langjährigen Geliebten Christiane Vulpius und seine Affären während dieser Ehe mit den jüngeren Frauen Minna Herzlieb und Sylvie von Ziegesar Einfluss auf das Werk "Die Wahlverwandtschaften".

Goethe lernte seine zukünftige Frau bereits 1788 kennen und lieben. Aus ihrem Verhältnis entstanden fünf Kinder, darunter Goethes ältester Sohn August, der als einziger das Erwachsenenalter erlebte. Eine späte und sehr spontane Heirat folgte erst 1806, was Christiane Vulpius nicht nur den Nachnamen Goethe, sondern auch die damit einhergehende gesellschaftliche Akzeptanz einbrachte.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein galt unehelicher Geschlechtsverkehr als Sünde. Sexuelle Themen waren tabu und wurden niemals öffentlich angesprochen, in vielen Ländern ist das noch heute so. Mit seiner offenen Liebesbeziehung mit Christiane Vulpius bewies Goethe, dass er seiner Zeit um einige Jahrzehnte voraus war. Dieses damals "unsittliche" Verhalten war jedoch auch der Grund, weswegen Christiane von der Gesellschaft ausgeschlossen und als unmoralisch abgestempelt wurde.

Aus dem langjährigen Verhältnis, das den damaligen Gepflogenheiten widersprach, resultierten wohl auch gewisse romantische Freiheiten, die sich Goethe und seine Ehefrau zugestanden. Diese romantischen Eskapaden gingen jedoch nicht über schöne Worte hinaus. So pflegte Goethe zwar enge, außereheliche Verbindungen, übte sich dabei jedoch stets in sexueller Enthaltsamkeit.

Die Naturwissenschaften und die chemische Affinität

Mit der chemischen Affinität beschäftigte sich Goethe bereits im Jahre 1807. Er nannte sie "Wahlverwandtschaften", was sich von dem lateinischen Begriff affinitas, also Verwandtschaft, ableitet.

Bereits um 1780 begann Johann Wolfgang von Goethe, sich neben seinen literarischen Tätigkeiten eingehend mit den Naturwissenschaften zu befassen. Während seiner Italienreise zwischen 1786 und 1788 führte er Tagebuch, worin er unter anderem geologische oder mineralische Besonderheiten sowie Beobachtungen über Flora und Fauna festhielt.

Aus den Gesetzen der Affinität entwickelte Goethe ein Modell, das er in seinem Roman "Die Wahlverwandtschaften" von chemischen Stoffen auf den Menschen übertrug. Die Affinität beschreibt den Trieb von Atomen oder Ionen, sich miteinander zu verbinden oder voneinander abzustoßen. Dieser Trieb entspricht der starken Anziehung, die Charlotte und der Hauptmann, beziehungsweise Eduard und Ottilie füreinander empfinden.

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Die Napoleonischen Kriege

Napoleon Bonaparte (1769-1821) war ein Revolutionär und Diktator, der sich selbst zum Kaiser Frankreichs erklärte. Am 13. Dezember 1799 beendete er die Französische Revolution, die ein ganzes Jahrzehnt für Unruhe und Zerstörung gesorgt hatte. Innerhalb kürzester Zeit arbeitete er eine neue Verfassung aus und übernahm anhand dieser die Macht über Frankreich. Seinen Erfolg verdankte er in erster Linie der Unterstützung durch seine militärischen Truppen.

Die Französische Revolution begann 1789 und lässt sich in drei verschiedenen Phasen einteilen, die insgesamt ein ganzes Jahrzehnt überdauerten. Das einfache Volk, das kaum Rechte besaß, setzte sich gegen den Adel zur Wehr und verlangte das Ende der absolutistischen Monarchie, die zuvor Frankreichs Bevölkerung beherrscht hatte. Die Revolutionäre kämpften für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Napoleon war unter ihnen.

Der Absolutismus ist eine Regierungsform, bei der ein Alleinherrscher ohne gesetzliche Einschränkungen über sein Volk und dessen Leben entscheiden kann. Das Volk selbst hat keinerlei Rechte und kann sich nicht gegen die Befehle des Herrschers stellen. Wer dennoch den Willen des Königs missachtet, muss mit harten Strafen oder sogar dem Tod rechnen.

Nach seiner Machtergreifung beschloss Napoleon, das französische Territorium auszudehnen. Sein Ziel war es, ganz Europa der Herrschaft Frankreich zu unterwerfen. Ein Bündnis aus Russland, Großbritannien, Schweden, Österreich und Neapel stellte sich ihm entgegen. Auf Napoleons Seite traten die damaligen Gebiete Württemberg und Bayern, die als Sieger aus diesem Koalitionskrieg hervorgingen.

Nach seinem gescheiterten Russlandfeldzug 1812 verlor Napoleon Macht und Ansehen. Von 600.000 Soldaten, die in Richtung Osten vorgerückt waren, schafften es nur rund 30.000 zurück auf französischen Boden. Mit dieser Niederlage begannen die sogenannten Befreiungskriege. Die eroberten Territorien lehnten sich gegen Napoleons Herrschaft auf und bildeten eine neue Koalition bestehend aus Preußen, Russland, Schweden, Großbritannien und den Ländern des ehemaligen Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Bei dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation handelt es sich um die neue offizielle Bezeichnung des Römischen Reiches. Die Bezeichnung etablierte sich im 15. Jahrhundert. Das Römische Reich selbst bestand bereits seit dem 10. Jahrhundert. Es umfasste das heutige Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie große Teile Italiens, Polens, Tschechiens und Frankreichs und endete im Jahr 1806 mit Napoleons erfolgreichen Eroberungsfeldzügen.

Bei der Völkerschlacht von Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 wurde Napoleon geschlagen und daraufhin am 12. April 1814 zur Abdankung gezwungen.

"Die Wahlverwandtschaften" – Johann Wolfgang von Goethe

Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Bereits im Alter von vier Jahren gab er zu Hause kleine Theatervorstellungen und kam so erstmals in Kontakt mit dramaturgischer Literatur.

Goethe studierte Rechtswissenschaften, widmete sich aber bereits in jungem Alter der Kunst des Schreibens. 1774 erschien sein Meisterwerk "Die Leiden des jungen Werthers", das ihm in allen deutschsprachigen Regionen Erfolg und Anerkennung einbrachte. Nur kurze Zeit später wurde der junge Goethe von Herzog Carl August an den Hof in Weimar eingeladen, wo er den Rest seines Lebens verbrachte und das kulturelle und geografische Zentrum des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts aktiv mitgestaltete.

Er wurde nicht nur als Vertreter des Sturm und Drang bekannt, sondern war ab 1786 auch Teil des sogenannten Viergestirns, das die Epoche der Weimarer Klassik formte. An seiner Seite standen Johann Gottfried Herder (1744–1803), Christoph Martin Wieland (1733–1813) und Friedrich Schiller (1759–1805).

Der Sturm und Drang begann in einem Abschnitt des kulturellen Umschwungs. Die junge Generation, darunter auch Goethe, setzte sich mit alten Werten auseinander und hinterfragte diese bewusst. Entsprechend dienten Freiheit, Natur und Gefühl als Leitbegriffe. Wenn Du mehr über die Werke dieser Literaturepoche erfahren möchtest, sieh Dir die Erklärung "Sturm und Drang" auf StudySmarter an!

1823 überlebte Goethe einen Herzinfarkt und gab sich daraufhin nur umso mehr dem Dichten hin. Er schrieb nicht mehr selbst, sondern diktierte seine Ideen und Werke einem Sekretär. Am 22. März 1832 erlitt er einen zweiten Herzinfarkt und verstarb daraufhin in seinem Haus in Weimar.

Die Wahlverwandtschaften - Das Wichtigste

  • "Die Wahlverwandtschaften" ist ein Roman von Johann Wolfgang von Goethe, der im Jahre 1809 erschien. Er fällt sowohl in die Periode der Weimarer Klassik als auch in die romantische Literaturepoche und kann keiner von beiden klar zugeordnet werden.
  • "Die Wahlverwandtschaften" erzählt von einem verheirateten Paar, Charlotte und Eduard, die sich außerehelich in zwei Bekannte verlieben und sich dadurch mit einer Menge Probleme konfrontiert sehen. Der Roman berichtet von dem Konflikt zwischen gesellschaftlichen Normen und menschlicher Zuneigung.
  • Goethe arbeitet in seinem Werk besonders mit dem Stilmittel der Symbolik. Weitere Elemente, die er häufig integriert, sind Zeitenwechsel und subtile Vorausdeutungen, die auf zukünftige Ereignisse hinweisen.
  • Der Erzähler selbst ist allwissend, also auktorial, und berichtet auf eine abwechselnd kommentierende und sachlich-neutrale Weise.
  • "Die Wahlverwandtschaften" beruhen auf den naturwissenschaftlichen Gesetzen der chemischen Affinität, die Goethe ab 1807 leidenschaftlich untersuchte. Sie erklären das anziehende und abstoßende Verhalten von Ionen und Atomen zu- beziehungsweise gegeneinander. Goethe übertrug dieses Modell auf die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts und schuf mit seinem Werk eine Art theoretisches Experiment, das, seiner Ansicht nach, universelle Gültigkeit besitzt.
  • Historische Hintergründe, die das Werk "Die Wahlverwandtschaften" nachweisbar beeinflussten, sind die napoleonischen Kriege zwischen 1799 und 1813 sowie private Ereignisse in Goethes Alltagsleben, unter anderem die Hochzeit mit seiner langjährigen Geliebten Christiane Vulpius 1806.

Nachweise

  1. Wiethölter, ed. (1994). Johann Wolfgang Goethe: Die Leiden des jungen Werthers, Die Wahlverwandtschaften, Kleine Prosa, Epen. Deutscher Klassiker Verlag.
  2. Mann (1933): Goethes Laufbahn als Schriftsteller. Oldenbourg Verlag.
  3. Bernhardt (2003): Erläuterungen zu Johann Wolfgang von Goethe – die Wahlverwandtschaften. C. Bange Verlag.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Die Wahlverwandtschaften

Goethe schrieb "Die Wahlverwandtschaften" zwischen Mai 1808 und Oktober 1809.

Die wichtigsten Figuren in "Die Wahlverwandtschaften" sind Charlotte und Eduard, ein verheiratetes Paar, sowie der Hauptmann Otto und Charlottes Nichte Ottilie.

"Die Wahlverwandtschaften" lassen sich in Teilen sowohl der Weimarer Klassik als auch der Romantik zuordnen. Diese Zuteilung ist jedoch nur theoretisch und kann nicht eindeutig festgelegt werden.

Je nach Ausgabe umfasst "Die Wahlverwandtschaften" 250 bis 260 Seiten.

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