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In Heinrich von Kleists Novelle "Michael Kohlhaas" geht es um den gleichnamigen Protagonisten, einen Pferdehändler, der um zwei Pferde betrogen wird. Nachdem die ihm zustehende Gerechtigkeit vor Gericht verweigert wird, nimmt Michael Kohlhaas das Recht in seine eigenen Hände und übt Rache aus, die die Dimensionen des ursprünglichen Betrugs mehr und mehr übersteigt.
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Eine kurze Zusammenfassung von "Michael Kohlhaas" erhältst Du nachfolgend:
Eine Novelle ist eine kurze Erzählung, die realistisch wirkt und mindestens ein besonderes Ereignis enthält.
In dieser Zusammenfassung von "Michael Kohlhaas" wird der Inhalt der Novelle nach der Reihenfolge der Geschehnisse dargestellt.
Ein "Junker" ist ein Mitglied des Adels von niederem Rang. Ein Rappe ist ein Pferd mit schwarzem Fell.
Nachdem Michael Kohlhaas in Dresden erfährt, dass es einen solchen Passierschein gar nicht gibt, kehrt er an die Tronkenburg zurück und findet seine beiden Pferde in einem schlechten Zustand vor.
In einem Aushang von Martin Luther wird Kohlhaas vorgeworfen, er verübe Gewaltverbrechen, ohne das legale Rechtssystem ausreichend in Anspruch genommen zu haben.
Unter einer sogenannten "Bittschrift" versteht man einen verfassten Brief an eine höher gestellte Institution oder eine Person.
Martin Luther (1483–1546) war ein bedeutender Reformator der katholischen Kirche in Deutschland. Er kritisierte vor allem den Ablasshandel. Darunter versteht man den Verkauf von Briefen, die eine Person oder Verwandte das Leben im Himmel versprachen und somit vor der Hölle bewahren sollten.
Seine wichtigsten Kritikpunkte an der katholischen Kirche hielt er in 95 Thesen fest und schlug sie 1518 an das Tor der Schlosskirche in Wittenberg. Da er seine Thesen nicht widerrufen wollte, geriet er in den Jahren 1521/1522 in Gefangenschaft auf der Wartburg. In dieser Zeit übersetzte er die Bibel ins Deutsche.
Durch seine Kritik an der katholischen Kirche und dem Wunsch nach Reformen spaltete er sie (ungewollt) in einen katholischen und evangelischen Teil. Er gilt somit als Begründer der lutherisch-protestantischen Kirche.
Der Strafmilderung (Amnestie) wird zunächst stattgegeben, vor allem, um das Volk nicht gegen sich aufzubringen, welches ihn unterstützt.
In der Zwischenzeit hat sich ein ehemaliger Vertrauter Kohlhaas, Johann Nagelschmidt, als Anführer seines aufgelösten Heerhaufens etabliert. Diese ziehen plündernd und mordend durch das Land. Kohlhaas kann den Verdacht entkräften, mit Nagelschmidt zu kooperieren, zumal er diesen aufgrund von Gräueltaten hängen lassen wollte.
Für einen fairen Prozess soll Kohlhaas nach Berlin überführt werden.
Das Wort "Zigeuner" ist eine von Klischees überlagerte Bezeichnung der Mehrheitsgesellschaft und wird von den meisten Angehörigen der Minderheit als diskriminierend erachtet. So haben sich die Sinti und Roma nämlich nie selbst genannt. Da in dem Werk "Michael Kohlhaas" der abwertende Begriff verwendet wird, wird er mit diesem Hinweis in dem Artikel in Anführungszeichen geschrieben.
Das "Schafott" war eine Richtstätte in Form einer Bühne. Auf ihr fanden öffentliche Enthauptungen statt, um dem einfachen Volk die Macht der Obrigkeit zu demonstrieren und sie abzuschrecken.
Die Charakterisierung von Kleists "Michael Kohlhaas" bezieht die wichtigsten Figuren der Novelle ein:
In der folgenden Figurenkonstellation werden die wichtigsten Figuren der Novelle "Michael Kohlhaas" aufgeführt.
Abb. 1 - Figurenkonstellation in "Michael Kohlhaas"
Die Figur Michael Kohlhaas kann als Protagonist in die Handlung der Novelle eingeordnet werden. Weitere Merkmale der Figur sind:
Die Figur Lisbeth Kohlhaas kann als Frau von Michael Kohlhaas in die Handlung der Novelle eingeordnet werden. Weitere Merkmale der Figur sind:
Die Figur Wenzel von Tronka kann als Besitzer der Tronkenburg in Sachsen (niederer Adel) in die Handlung der Novelle eingeordnet werden. Weitere Merkmale der Figur sind:
Die Figur Kurfürst von Sachsen kann als Gegenspieler von Michael Kohlhaas in die Handlung der Novelle eingeordnet werden. Weitere Merkmale der Figur sind:
Die Figur Kurfürst von Brandenburg kann als führungsstarker und gerechter Kurfürst in die Handlung der Novelle eingeordnet werden. Weitere Merkmale der Figur sind:
Der Aufbau der Novelle "Michael Kohlhaas" wirkt zunächst unstrukturiert, vor allem, weil es in der Novelle keine Gliederung durch Kapitel gibt.
Die Problematik steigert sich im Folgenden und führt letztlich zum Wendepunkt der Geschichte. Dieser findet sich im Gespräch mit Martin Luther und eröffnet damit ein letztes Mal die Hoffnung auf Freiheit und Anerkennung der Klage von Kohlhaas.
Danach neigt sich die Handlung dem Ende zu und mündet zugleich in einer harmonischen Lösung und in einem dramatischen Ende. Zwar wird Kohlhaas hingerichtet, dennoch kann er Frieden finden und beruhigt sterben, da seine Anklage erhört wurde und der Junker seine gerechte Strafe erhält.
Falls Du mehr zum Aufbau eines klassischen Dramas erfahren möchtest, dann lies Dir doch den Artikel "Drama" durch.
Abb. 2 - Aufbau der Novelle "Michael Kohlhaas"
Die Sprache in "Michael Kohlhaas" ist sehr komplex. Der Autor Heinrich Kleist bedient sich langer, verschachtelter Sätze, der hypotaktische Satzbau ist geprägt von vielen Nebensätzen:
Die Hypotaxe beschreibt das Verhältnis zwischen Hauptsatz und Nebensatz. Ein Hauptsatz kann im Gegensatz zum Nebensatz allein stehen, eine Satzstruktur aus Haupt- und Nebensätzen bezeichnet man als "Satzgefüge".
An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Rosshändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit.
Alle Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus Heinrich Kleists "Michael Kohlhaas" (2007, Köln: Anaconda Verlag).
Ein Chronist verfasst Chroniken, also Darstellungen von geschichtlichen Ereignissen und Abläufen.
In Dresden, wo er, in einer der Vorstädte der Stadt, ein Haus mit einigen Ställen besaß, weil er von hier aus seinen Handel auf den kleineren Märkten des Landes zu bestreiten pflegte, begab er sich, gleich nach seiner Ankunft, auf die Geheimschreiberei, wo er von den Räten, deren er einige kannte, erfuhr, was ihm allerdings sein erster Glaube schon gesagt hatte, daß die Geschichte von dem Paßschein ein Märchen sei.
Trotz der berichtartigen Wirkung baut der Erzähler an einigen Stellen subjektive Wertungen ein. Er fordert den/die Leser*in also einerseits auf, sich selbst eine Meinung zu Personen oder Handlungen zu bilden, andererseits beeinflusst er ihn/sie aber unterbewusst in seiner Meinungsbildung.
Der Junker antwortete, mit einem verlegenen Gesicht, indem er abging: ja, Kohlhaas, den Paß mußt du lösen. Sprich mit dem Schloßvogt, und zieh deiner Wege.
Die Interpretation der Novelle "Michael Kohlhaas" erfolgt in erster Linie durch die Gesellschaftskritik. Das beginnt mit der Rückverlagerung der Handlung um rund drei Jahrhunderte in die Vergangenheit. Dies weist auf Kritik an der veralteten Struktur der Gesellschaft hin.
Die Herrschaft aus Gottes Gnaden befugte die Fürsten bis ins 19. Jahrhundert zu herrschen, ohne von jemandem dazu beauftragt zu werden. Die Fürsten zu der Zeit wurden in die Herrschaftsfamilien hinein geboren und nicht vom Volk oder einem übergeordneten Herrscher gewählt. Sie rechtfertigten Ihre Macht damit, nur von Gott auserwählt worden zu sein und nannten sich deshalb "Herrscher aus Gottes Gnaden".
Das hatte auch zur Folge, dass diese Herrscher nicht immer geeignet für ihre Position waren. Sie trafen teilweise strategisch und moralisch falsche Entscheidungen und waren oft abergläubisch und korrupt.
Zudem wird auch Kritik an der Kleinstaaterei deutlich. Der Zoll und das Wegerecht für Kohlhaas auf seinem Weg nach Sachsen sind der Auslöser für die ganzen Straftaten, die im Folgenden begangen werden.
Der Begriff "Kleinstaaterei" meint im abwertenden Sinn eine sehr ausgeprägte föderale Struktur. In diesem Zusammenhang sind die territorialen Kleinstaaten in Deutschland gemeint, auf denen die jeweiligen Herrscher ihr selbst ernanntes Recht ausübten.
Letzten Endes verliert Kohlhaas seine Frau, sein harmonisches Familienleben und später sein eigenes Leben, nur um die Bestrafung des Junkers für das Misshandeln seiner Pferde durchzusetzen. Das steht in keiner Relation zueinander. Daher kann die Novelle auch zum Teil sarkastisch in Bezug auf Menschen gemeint sein, die um jeden Preis ihr Recht verteidigen wollen. Das macht es zu einem zeitlosen Werk, da das auch heute noch ein gängiges Phänomen ist.
Ein alltägliches Beispiel können belanglose Nachbarschaftsstreitereien sein. Dabei kann es um nächtliche Ruhestörung gehen, oder auch um eine Hecke, die fünf Zentimeter zu weit auf das Grundstück des Nachbarn gewachsen ist. Es beginnt mit einer kleinen Auseinandersetzung und endet nicht selten vor Gericht. Dabei geht es den Betroffenen meist darum, Recht zu haben.
Die Anklage von Kohlhaas zeigt vor allem sein ursprüngliches Vertrauen in das Rechtssystem und die daraufhin umso größere Enttäuschung, als sein Antrag abgelehnt wird.
Heinrich von Kleist, der Autor von "Michael Kohlhaas", lebte zwischen 1777 und 1811 und stand daher unter dem Einfluss der Aufklärung sowie den Ideen und Auswirkungen der Französischen Revolution.
Die Nachteile werden in der Novelle deutlich:
Wahre Begebenheit
Tatsächlich soll im 16. Jahrhundert ein Kaufmann namens Hans Kohlhase aus dem Fürstentum Brandenburg gelebt haben, der auf dem Weg nach Leipzig von einem Junker um zwei seiner Pferde betrogen wurde. Als ihm auf legalem Weg das Recht verwehrt blieb, steckte er Häuser in Wittenberg in Brand und wurde daraufhin von Martin Luther zur Rechenschaft gezogen. Das brachte ihn jedoch nicht von seinen Gewalttaten ab – als Folge dessen wurde er festgenommen und in Berlin hingerichtet.
Schon der Untertitel der Novelle "Aus einer alten Chronik" lässt darauf schließen, dass diese reale Begebenheit Kleist als Grundidee für die Handlung seiner Novelle diente.
Die Novelle "Michael Kohlhaas" kann sowohl in die Epoche Weimarer Klassik als auch die Romantik eingeordnet werden. Die beiden Epochen verliefen parallel und standen in Widerspruch zueinander.
Die Weimarer Klassik reichte von 1786 bis 1832. Sie stand unter dem Einfluss der Aufklärung, woraus sich vorwiegend vernunftbetonte und humanitäre Themen ableiteten. Anders als noch im Sturm und Drang, der sich allen Konventionen widersetzte und besonders gefühlsbetont war, besonnten sich Autoren in der Klassik zurück auf antike Prinzipien. Es sollte bei den Figuren eine Harmonie zwischen Gefühlen und Verstand entstehen.
Zentrale Motive:
Die Gerechtigkeit, der Wunsch nach dessen Erfüllung und die Selbstbestimmung des Protagonisten sprechen dafür, dass die Novelle der Weimarer Klassik zuzuordnen ist. Allerdings wirkt die Novelle eher unstrukturiert und scheint keiner formalen Ordnung zu folgen, was einer Zuordnung zur Klassik widerspricht.
Romantik
Die Romantik (1795–1848) war eine Gegenbewegung zur Weimarer Klassik. Vertreter dieser Literaturepoche waren gegen die Rückbesinnung auf die Antike und vor allem gegen neue technische und wissenschaftliche Errungenschaften der Industrialisierung. Die Folge war die Flucht in eine Traumwelt, die oft etwas Mystisches und Wunderbares an sich hatte.
Die Literatur der Romantik setzte einen Fokus auf die Gefühle des Individuums und folgte keinen formalen Vorgaben. Häufig gab es auch eine Rückbesinnung auf das Mittelalter, welches bisher in der Literatur einen schlechten Ruf innehatte.
Zentrale Motive:
Diese Rückbesinnung auf das Mittelalter ist ein markantes Merkmal der Novelle in der Romantik. Auch etwas Mystisches und Wunderbares wird durch das Auftreten der "Zigeunerin" und ihrer Prophezeiung eingebaut. Die Individualität des Protagonisten und sein Abwenden vom bestehenden Rechtssystem steht im Fokus. Durch das Fehlen von Kapiteln wirkt die Geschichte unstrukturiert und scheint keinen formalen Regeln zu folgen.
Wenn Du mehr über die Literaturepochen der "Weimarer Klassik" und "Romantik Literatur" wissen möchtest, lies Dir gerne unsere Artikel dazu durch.
Der Autor von "Michael Kohlhaas", Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist, wurde 1777 als jüngster von fünf Geschwistern in Frankfurt an der Oder geboren.
Aufgrund von Geldsorgen und der Unzufriedenheit, notgedrungenen schreiben zu müssen, nahm er sich 1811 gemeinsam mit seiner Gefährtin Henriette Vogel am kleinen Wannsee bei Potsdam das Leben.
Michael Kohlhaas stirbt, indem er wegen Landfriedensbruchs zum Tode verurteilt und im Anschluss auf dem Schafott enthauptet wird.
Michael Kohlhaas hat fünf Kinder.
Sein Handeln rechtfertigt Kohlhaas mit dem Unrecht, was ihm aufgrund der Korruption angetan wurde. Vom Junker wurde er um seine Pferde betrogen und seine Frau kommt bei ihrer Unternehmung, Kohlhaas zu helfen, zu Tode.
Michael Kohlhaas gehört sowohl in die Epoche der Weimarer Klassik als auch der Romantik. Die beiden Epochen verliefen parallel und standen im Widerspruch zueinander.
Michael Kohlhaas ist Pferdehändler. Michael Kohlhaas lautet der Name des Protagonisten der Novelle "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist. Kohlhaas ist von einem Kaufmann aus dem 16. Jahrhundert inspiriert, der den Namen Hans Kohlhase trug.
Karteikarten in Michael Kohlhaas15
Lerne jetztWer schrieb "Michael Kohlhaas"?
Heinrich von Kleist schrieb "Michael Kohlhaas".
Welcher Textgattung ist "Michael Kohlhaas" zuzuordnen?
Bei "Michael Kohlhaas" handelt es sich um eine Novelle.
Wie ist "Michael Kohlhaas" aufgebaut?
Der Aufbau der Novelle "Michael Kohlhaas" folgt inhaltlich der Struktur eines Dramas:
Welche Erzählperspektive nimmt der Erzähler in "Michael Kohlhaas" ein?
Der Erzähler nimmt die Position eines Chronisten ein.
Warum greift Michael Kohlhaas zur Selbstjustiz?
Er möchte Gerechtigkeit, die er vom korrupten Rechtssystem nicht erhält.
Warum stirbt Lisbeth Kohlhaas?
Lisbeth Kohlhaas wird von einer Wache umgebracht, als sie sich beim Kurfürsten von Brandenburg für Gerechtigkeit für ihren Mann einsetzen möchte.
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