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Romane sind die am weitesten verbreitete literarische Textart. Es gibt jedoch nicht nur ein Roman-Genre, sondern ganz viele. Beispiele hierfür sind der Fantasyroman, der Abenteuerroman oder eben der Bildungsroman. Die Romane "Siddharta", "Homo Faber", "Die Vermessung der Welt", "Der Zauberberg" und "Die Blechtrommel" sind Beispiele für solche Bildungsromane.
Laut Definition lässt sich der Begriff "Bildungsroman" folglich bestimmen:
Bildungsromane beziehen sich auf den Begriff der Bildung in der Aufklärung: Bildung bedeutete, dass jede*r Einzelne sich frei von staatlichen und gesellschaftlichen Normen entwickeln sollte. Deshalb durchläuft die Hauptfigur des Bildungsromans immer eine innere Entwicklung und Reifung, bis sie am Ende der Handlung einen höheren Bildungsstand erreicht hat.
Das Genre des Bildungsromans entwickelte sich im 18. Jahrhundert, zu der Zeit der Aufklärung. Die Epoche der Aufklärung war grundsätzlich von einem positiven und aufgeklärten Menschenbild gekennzeichnet.
Das Genre "Bildungsroman" bezieht sich auf den Begriff "Bildung" aus der Zeit der Aufklärung. In der Aufklärung war damit keine staatliche oder schulische Prägung gemeint. Es ging viel mehr um die individuelle und freie Entfaltung der Einzelnen, in Verbindung mit dem Finden, Verstehen und Festigen ihrer rationalen Fähigkeiten und persönlichen Veranlagungen.
Unter Rationalität versteht man Denken und Handeln, das von der Vernunft geleitet wird. Darunter fallen (meist bewusste) Entscheidungen, für die Du wiederum gute Gründe hast, die Du auch nennen kannst.
Die Epoche der Aufklärung begann im Jahr 1720 und endete ca. 1785. Sie entstand, weil immer mehr Menschen des dritten Standes (Bauern und Leibeigene) mit der damaligen vorherrschenden Staatsform (dem Absolutismus) unzufrieden waren. Sie waren dazu verpflichtet, Steuern zu zahlen, mit denen die hohen Ausgaben und der Lebensstil der anderen Stände finanziert wurden, während sie selbst unter u.a. Missernten litten. Die Menschen bzw. die sogenannten Aufklärer forderten Freiheit, Gleichheit und Demokratie für alle Mitglieder des Staates.
Grundsätzlich ist die Epoche der Aufklärung also vom Streben nach Vernunft und Freiheit des Menschen geprägt. Eine ebenso wichtige Rolle spielten die Veränderungen in der Politik, Gesellschaft und Kultur. Diese Veränderungen entstanden, weil die bestehende Herrschaftsstruktur hinterfragt und infolgedessen auch gestürzt wurde.
Absolutismus ist eine politische Herrschaftsform, bei der eine einzelne Person (meist aus dem Königshaus) uneingeschränkte Macht besitzt und somit die vollständige Souveränität über die Ausübung aller Staatsgewalt hat.
Der Bildungsroman-Begriff wurde vom Sprach- und Literaturwissenschaftler Johann Karl Simon Morgenstern geprägt. Er hob den Bildungsroman in seinen Vorträgen zur höchsten Form des Romans an.
Wortwörtlich beschrieb er den Bildungsroman schon damals folgendermaßen:
Bildungsroman wird er heissen dürfen, erstens und vorzüglich wegen seines Stoffs, weil er des Helden Bildung in ihrem Anfang und Fortgang bis zu einer gewissen Stufe der Vollendung darstellt; zweytens aber auch, weil er gerade durch diese Darstellung des Lesers Bildung, in weiterm Umfange als jede andere Art des Romans fördert.
Damit führte er schon zu seiner Zeit die Merkmale des heutigen Verständnisses des Genres Bildungsroman aus, die Dir im Abschnitt "Merkmale vom Bildungsroman" noch einmal genauer erklärt werden.
Um noch mehr über die Epoche der Aufklärung zu erfahren, lies Dich doch in die Erklärung "Aufklärung Epoche" ein!
Der Bildungsroman ist eng mit dem Entwicklungsroman verwandt. Dadurch sind die beiden Begriffe nicht immer klar voneinander abgrenzbar. Manchmal werden sie sogar synonym füreinander verwendet. Beide Genres setzten sich mit der seelischen Entwicklung ihrer Hauptfigur in Bezug zu ihrer Umwelt und sich selbst auseinander. Es gibt bei beiden Genres einen Reifeprozess, der durch die Verarbeitung ihrer Erlebnisse und Erfahrungen stattfindet.
Der Hauptunterschied ist jedoch, dass beim Entwicklungsroman der Entwicklungsprozess nicht zwangsläufig mit dem Erreichen eines höheren inneren Bildungsstandes enden muss. Beim Bildungsroman ist es jedoch das zentrale Ziel, da er sich am Ideal des Bildungsbegriffes der Aufklärung orientiert. Die Hauptfigur soll also durch den Reifeprozess und die damit einhergehende charakterliche Entwicklung am Ende der Handlung eine höhere Bildung erreicht haben.
Außerdem sind die Varianten des Entwicklungsromans meist breiter, allgemeiner und umfassender und können dadurch auch andere Genres einschließen.
Merkmale des Bildungsromans sind u.a. die Selbstverwirklichung, die Selbstfindung, die Wahrnehmung von Chancen, die Selbstständigkeit und die Entfaltung eigener Fähigkeiten. Im Fokus steht dabei vordergründig der Entwicklungsprozess der Hauptfigur. Hierbei handelt es sich mehrheitlich um einen männlichen Protagonisten, dessen Entwicklung über Jahre und manchmal auch Jahrzehnte hinweg beschrieben wird.
Die Hauptfigur eines Bildungsromans besitzt in der Jugend noch ein ideales und naives Weltbild, das nicht der Realität entspricht. Im Laufe der Handlung wird schnell klar, dass die Welt, die den Protagonisten umgibt, nicht seinen vorherigen Vorstellungen entspricht. Nun muss die Hauptfigur sich mit diesen neuen, ablehnenden und oftmals auch negativeren Aspekten seiner Umwelt auseinandersetzen. Nach und nach bringt er seine anfangs naiven Vorstellungen von der Welt in Einklang mit der Wirklichkeit.
Der Protagonist trifft im Laufe der Handlung auf viele Konflikte. Durch tiefgehende Auseinandersetzungen mit diesen Konfrontationen, mit der Gesellschaft, mit sich selbst und mit seiner äußeren Welt entwickelt er sich zu einem selbstständigen und unabhängigen Charakter. Auf seinem Weg findet er Freundschaften, Liebe und Beistand. Er wächst und lernt aus den neuen Erfahrungen und entwickelt aufgrund seiner Auseinandersetzungen mit sich und seiner Umwelt neue Eigenschaften. Die Hauptfigur wird innerhalb des Romanes reifer, lernt vieles über sich selbst und auch die Welt, die ihn umgibt. Darauf wird vor allem im letzten der drei Abschnitte, den Meisterjahren, eingegangen. Hier bezieht sich der Bildungsroman auf die erfolgreiche Eingliederung der Hauptfigur in seine Umwelt und konzentriert sich auf dessen Selbstverwirklichung.
Ein Bildungsroman präsentiert keinen vom ersten Moment an perfekten, idealen Menschen. Er schildert viel mehr die Geschichte, wie ein Charakter zur idealen Person wird. Im Zuge dieser Umsetzung versucht der Bildungsroman, die Entwicklung, die die Hauptfigur erfährt, auch auf die Lesenden zu übertragen.
Das geschieht mithilfe eines selbstbewussten, distanzierten, oft ironischen auktorialen Erzählers. Dieser wird aufgrund seines Bildungsvorsprunges, den er gegenüber der Lesenden und Hauptfiguren besitzt, als überlegen dargestellt.
Die formale Gliederung des Romans geschieht anhand von Selbstreflexionen und Rückblicken des Protagonisten. Durch diese werden zusätzlich einschneidende Umbrüche innerhalb der Geschichte eingeleitet. Gleichzeitig veranschaulicht es die Entwicklung der Hauptfigur in der Geschichte, da die Rückblicke und Reflexionen die einzelnen Abschnitte voneinander trennen.
Die meisten Bildungsromane halten sich an einen strikten Aufbau. Hierbei wird für gewöhnlich ein dreiteiliges Grundmuster befolgt, in das die Geschichte unterteilt wird:
Es gibt viele bis heute bekannte Beispiele für einen Bildungsroman. Als erster deutscher Bildungsroman gilt "Die Geschichte des Agathon" (1766) von Christoph Martin Wieland. Der Autor schildert in dieser Geschichte, wie ein junger Mann aufgrund seiner Auseinandersetzungen mit der Welt, die ihn umgibt, zu sich selbst findet. Den Schwerpunkt setzte Wieland auf die innere Entwicklung seines Protagonisten Agathons, anstatt auf äußere Ereignisse und Abenteuer:
Der Roman spielt in der griechischen Antike. Der junge Agathon wurde aus seiner Heimatstadt Athen verbannt und muss nun innerhalb der Geschichte versuchen, seine Tugend und seinen Idealismus zu bewahren. Wieland beschreibt hierbei keinen idealen Helden, sondern einen Menschen mit Schwächen. Auf seinem Weg diskutiert Agathon mit Philosophen, engagiert sich politisch und lernt platonische sowie erotische Lieb kennen. Dabei reift er zu einer ausgeglichenen Persönlichkeit heran.
Christoph Martin Wieland (1733-1813) war in der Epoche der Aufklärung deutscher Übersetzer, Herausgeber und Dichter. Er gilt als Pionier für die Weimarer Klassik.
Weitere bekannte Beispiele für den Bildungsroman sind u.a. auch "Anton Reiser" von Karl Philipp Moritz, "Der grüne Heinrich" von Gottfried Keller oder "Demian" von Hermann Hesse.
Der Roman, der das Musterbeispiel für dieses Genre darstellt, ist "Wilhelm Meisters Lehrjahre" aus dem Jahr 1795 von Johann Wolfgang von Goethe. Er wird als bedeutendstes Werk dieses Genres beschrieben:
Der Bildungsroman "Wilhelm Meisters Lehrjahre" von Goethe besteht aus acht Büchern, die in unterschiedlich lange Unterkapitel gegliedert sind. Die Handlung umfasst eine Zeitspanne von ca. 20 Jahren. Innerhalb dieser Zeit begibt sich der Protagonist der Geschichte "Wilhelm Meister" auf eine große Reise. Schon als Kind begeistert Wilhelm das Puppenspiel. Deshalb schließt er sich als junger Mann einer Schauspieltruppe an. Auf dieser Reise lernt er u.a. unterschiedlichste Arten des Theaters und viele Frauen kennen. In dem klassischen Bildungsroman "Wilhelm Meisters Lehrjahre" findet sich auch der übliche Aufbau in das dreiteilige Schema (Jugend-, Wander- und Meisterjahre) wieder.
Im Vordergrund des Romans steht der Austausch von Ideen und Gedanken. Zu den zentralen Motiven des Bildungsromans gehören die Relevanz des künstlerischen Schaffens und der klassischen Bildung, sowie die Loslösung vom Elternhaus. Es geht um das Erwachsenwerden und das Übereinkommen mit den Regeln der Gesellschaft. Klassischerweise wird Bildung als Prägung der Persönlichkeit durch sowohl innere und äußere Kräfte begriffen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) war ein deutscher Naturforscher und Dichter. Er gilt bis heute als einer der bedeutendsten Literaten Deutschlands. Seine ersten Werke werden der Literaturepoche des Sturm und Drang zugeordnet. Die späteren Werke des Dichters fallen in die Epoche der Weimarer Klassik.
Wenn Du weitere Bildungsromane kennenlernen willst, schau Dir die StudySmarter Erklärungen zu "Siddharta", "Homo Faber", "Die Vermessung der Welt", "Der Zauberberg" oder "Die Blechtrommel" an!
Der Bildungs- und der Entwicklungsroman sind eng miteinander verwandt: Der Hauptunterschied liegt darin, dass beim Entwicklungsroman der Entwicklungsprozess der Hauptfigur nicht zwangsläufig mit dem Erreichen eines höheren inneren Bildungsstandes enden muss – beim Bildungsroman hingegen schon.
Die meisten Bildungsromane sind in ein dreiteiliges Grundmuster unterteilt: Kinder und Jugendjahre, Wanderjahre, Meisterjahre.
Bildungsromane haben mehrheitlich männliche Protagonisten.
Einschneidende Umbrüche werden durch Selbstreflexionen und Rückblicke des Protagonisten eingeleitet.
Die Entwicklung der Hauptfigur soll auf Lesende übertragen werden. Das geschieht mithilfe eines selbstbewussten, distanzierten, oft ironischem auktorialen Erzählers.
Als erster deutscher Bildungsroman gilt "Die Geschichte des Agathon" von Christoph Martin Wieland.
Das Musterbeispiel für das Genre des Bildungsromans ist "Wilhelm Meisters Lehrjahre" von Johann Wolfgang von Goethe.
Bildungsromane kennzeichnet, dass ihr Prinzip auf dem Bildungsbegriff der Aufklärung basiert. Hierbei geht es um die individuelle und freie Entfaltung der Einzelnen, in Verbindung mit dem Finden, Verstehen und Festigen ihrer rationalen Fähigkeiten und persönlichen Veranlagungen. Die Hauptfigur eines Bildungsromans durchläuft immer eine innere Entwicklung und Reifung.
Der Unterschied zwischen Bildungs- und Entwicklungsromanen besteht darin, dass bei Entwicklungsromanen der Entwicklungsprozess nicht zwangsläufig mit dem Erreichen eines höheren inneren Bildungsstandes enden muss. Beim Bildungsroman ist es jedoch das zentrale Ziel, da er sich am Ideal des Bildungsbegriffes der Aufklärung orientiert. Die Hauptfigur soll also durch den Reifeprozess und die damit einhergehende charakterliche Entwicklung am Ende der Handlung eine höhere Bildung erreicht haben.
Die meisten Bildungsromane sind nach einer strikten Gliederung aufgebaut. Sie orientieren sich an einem dreiteiligen Grundmuster. Dieses unterteilt sich in die Kindheit und Jugendjahre, die Wanderjahre und die Meisterjahre.
Merkmale des Bildungsromans sind u.a. die Selbstverwirklichung, die Selbstfindung, die Wahrnehmung von Chancen, die Selbstständigkeit und die Entfaltung eigener Fähigkeiten. Außerdem werden einschneidende Umbrüche anhand von Selbstreflexionen und Rückblicken der Hauptfigur eingeleitet und die Entwicklung, die die Hauptfigur durchmacht, soll auf die Lesenden übertragen werden.
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