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Vielleicht hast Du schon von der Liebesgeschichte "Romeo und Julia" gehört, in der zwei Liebende an den gesellschaftlichen Grenzen scheitern. Auch in "Frau Jenny Treibel. Wo sich Herz zum Herzen find't." aus dem Jahr 1892 erzählt der deutsche Autor Theodor Fontane von Liebe zwischen den gesellschaftlichen Fronten. Der Roman spielt im Berlin der 1880-er Jahre und behandelt zwei Familien aus…
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Jenny Treibel ist die etwa 50 Jahre alte Ehefrau des Berliner-Blau-Fabrikanten Herrn Treibel. Zusammen haben sie zwei Söhne namens Otto und Leopold. Jenny stammt aus einer kleinbürgerlichen Familie und ist durch die Heirat mit Herrn Treibel gesellschaftlich aufgestiegen. Sie hat auch einen Jugendfreund namens Wilibald Schmidt, der Gymnasialprofessor ist. In ihrer Jugend war Jenny in Wilibald verliebt. Jedoch heiratete sie Herrn Treibel, da ihr der Reichtum wichtiger war als ihre Gefühle.
Wilibald würde gerne seinen Neffen Marcell mit seiner Tochter Corinna verheiraten, da Marcell ein erfolgreicher Archäologiestudent ist. Marcell ist auch in Corinna verliebt, doch sie hat mehr Interesse an Leopold. Corinna möchte aus dem Bildungsbürgertum ausbrechen und in das Besitzbürgertum aufsteigen. Dafür beabsichtigt sie Leopold auszunutzen.
Bis etwa ins 20. Jahrhundert hinein war die Vetternehe in vielen Familien, besonders beim Adel in Europa, übliche Praxis.
Nach der Industriellen Revolution (1815-1835) hatte besonders das Bürgertum einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. Allerdings profitierte davon in erster Linie das Großbürgertum, also beispielsweise die wohlhabenderen Unternehmer und Rechtsanwälte. Das Kleinbürgertum dagegen verfügte über eine schlechtere Bildung und weniger Besitz. Dazu gehörten vorwiegend Handwerker und kleinere Kaufleute.
Zusätzlich teilte sich das Großbürgertum noch in das Besitzbürgertum und das Bildungsbürgertum. Während Bildungsbürgerinnen und Bildungsbürger ihren Stand durch intellektuelle Errungenschaften erarbeiteten, erlangte das Besitzbürgertum diesen durch enormen Wohlstand. Damit stand das Besitzbürgertum in der Hierarchie direkt unter dem Adel.
Bei einem Abendessen kommen die Familien Treibel und Schmidt mit einigen anderen Gästen zusammen. Leopold und Corinna lernen sich kennen und als die Familien sich einige Tage später zu einem Ausflug in die Natur treffen, macht Leopold ihr einen Antrag. Corinna nimmt ihn an und Leopold erzählt seiner Mutter davon. Jenny ist allerdings entsetzt, weil sie überzeugt ist, Corinna könne nichts in die Ehe mitbringen.
Jenny geht zur Familie Schmidt und stellt Corinna zur Rede. Nach einem Streit konnten sich die Anwesenden nicht einig werden. Jenny lädt daraufhin die Schwester von Ottos Frau, Hildegard, zu sich ein. Sie möchte Leopold mit Hildegard zusammenbringen und verbietet ihm, sich weiter mit Corinna zu treffen. Dieser traut sich nicht, sich seiner Mutter zu widersetzen und schreibt Corinna deshalb fortan heimlich Liebesbriefe. Darin verkündet er, er würde bald den Mut aufbringen und mit Corinna weglaufen.
Leopold setzt dieses Vorhaben nie in die Tat um. Corinna ist seine leeren Aussagen und die Wiederholungen irgendwann leid. Sie hört auf, die Briefe zu lesen und löst ihre Verlobung. Danach entschuldigt sie sich bei Marcell und die beiden heiraten. Etwa zur gleichen Zeit vermählen sich auch Leopold und Hildegard auf Jennys Wunsch hin.
Der Humanismus ist eine Weltanschauung, die im 18. Jahrhundert entstand. Mehr dazu erfährst Du im Kapitel "Interpretation".
Fontanes Werke weisen eine lebendige und unterhaltsame Form auf, die aber auch zum Nachdenken anregt. Als Vertreter des Realismus erzählt Fontane in "Frau Jenny Treibel" die Geschichte der beiden Familien auf humoristische Weise.
In "Frau Jenny Treibel" bedient sich Fontane einer großen Anzahl an komischen Elementen. Dazu zählt zum einen, dass der Charakter einiger Figuren widersprüchlich zu ihrem Namen ist. Ein Beispiel dafür ist Frau Honig. Angesichts ihres Namens wird eine liebenswerte und freundliche Persönlichkeit erwartet. Stattdessen wird eine verbitterte Gesellschaftsdame vorgestellt. Auch der Name vom Kampagnenleiter Herrn Treibels führt zu falschen Annahmen. Sein Vorname ist Vogelsang, aber er findet keinen Gefallen an der Poesie und ist ein fanatischer politischer Redner.
Zum anderen findet sich unter den vielen geistreichen Bemerkungen in "Frau Jenny Treibel" auch das Stilmittel der Ironie. Bei der Ironie handelt es sich um eine Vereinigung von Gegensätzen. Das, was nach außen hin geäußert wird, entspricht dem Gegenteil von dem, was der Sprechende eigentlich aussagen möchte. Auf diesen Aspekt wird im Kapitel "Interpretation" noch mal genauer eingegangen.
Außerdem gebrauchen die Figuren im Roman verschiedene Sprachen und Dialekte. Dadurch werden die Figuren bestimmten Gesellschaftsgruppen zugeordnet und so zusätzlich charakterisiert. Zu den Dialekten bzw. Sprachen in "Frau Jenny Treibel" gehören, neben dem Hochdeutsch, die Berliner Mundart, Englisch und Französisch. Ein Beispiel für die Berliner Mundart findet sich im Gespräch zwischen Corinna und ihrer Haushälterin Frau Schmolke:
Er is doch ein Professor un ein sehr kluger Mann, aber das muß ich Dir sagen, Corinna, wenn ich meinem guten Schmolke, der doch nur ein einfacher Mann war, mit so lange Stengel un ungeschält un den ganzen Kriepsch drin gekommen wär', ja, da hätt' es 'was gegeben.1
Nicht nur die Sprache von "Frau Jenny Treibel" weist Merkmale einer klassischen Komödie auf. Auch der Aufbau der Handlung erinnert an ein Drama. Insgesamt umfasst der Roman 16 Kapitel.
Das Drama ist eine der drei großen Gattungen in der Literatur. Dieses besteht meist aus einer Handlung, die in Monologen und Dialogen mehrerer Figuren einen Konflikt behandelt. Die Komödie ist eine Form des Dramas, die Menschen niederen Standes behandelt und immer mit einem guten Ende abschließt.
Das erste Kapitel dient als Einführung. Hier lernst Du die wichtigsten Figuren kennen und erhältst einen Einblick in ihre Beziehungsverhältnisse. Zudem wird ersichtlich, dass Corinna gerne in besseren Verhältnissen leben würde. So wird der anstehende Konflikt bereits angekündigt.
In den folgenden Kapiteln spitzt sich der Konflikt langsam zu. Leopold verliebt sich in Corinna, während Marcell ebenfalls versucht, sie für sich zu gewinnen. Im Gespräch mit Marcell erzählt Corinna ihm dann auch von ihren Zukunftsplänen mit Leopold. Leopold hat es zeitgleich satt, sich immer von seiner Mutter unterdrücken zu lassen und fasst den Entschluss, Corinna zu heiraten.
Der höchste Punkt der Spannung liegt vor, als Leopold schließlich den Antrag macht und Corinna ihn annimmt. Dadurch wird der Konflikt eingeleitet, der die Handlung vom Glück ins Unglück umschlagen lässt. So einen Wendepunkt nennt man in der Dramentheorie auch Peripetie.
Im Folgenden wird das Ende der Handlung hinausgezögert. Jenny versucht die Hochzeit von Corinna und Leopold aufzuhalten. Deshalb verbietet sie Leopold, sich weiterhin mit Corinna zu treffen und lädt Hildegard ein. Es besteht weiterhin Hoffnung für Corinna und Leopold, da er ihr nach wie vor Briefe mit Versprechen schickt.
Am Ende wird der Konflikt aufgelöst und alle finden ein glückliches Ende. Corinna erkennt, dass Leopold sie nicht verdient hat und löst ihre Verlobung auf. Sie entschuldigt sich bei Marcell und die beiden heiraten. Jenny bekommt ihren Willen und kann Leopold mit Hildegard vermählen. Der einzige, dessen Geschichte nicht unbedingt vorteilhaft endet, ist Leopold. Allerdings ist es zweifelhaft, ob er mit Corinna hinsichtlich ihrer fehlenden Gefühle glücklich gewesen wäre.
Mit seinem Gesellschaftsroman übt Fontane Kritik an dem Besitzbürgertum, auch Bourgeoisie genannt. Vertreten wird diese Gesellschaftsschicht vor allem durch Jenny Treibel. Sie erkennt die Ironie in ihren Aussagen nicht, während alle anderen Figuren sich darüber amüsieren oder zumindest wundern. Einerseits meint sie, ein einfaches Leben ohne Besitztümer wäre erstrebenswerter als alles andere. Diesen Rat gibt sie an Corinna im ersten Kapitel weiter:
Ach, meine liebe Corinna, glaube mir, kleine Verhältnisse, das ist das, was allein glücklich macht.1
Andererseits hat Jenny sich aber auch dazu entschieden, Herrn Treibel statt Wilibald wegen seines Reichtums zu heiraten. Damit steht ihr Handeln in einem klaren Gegensatz zu ihren Aussagen. Genau dieses Verhalten prangert Fontane an. Er wirft der Bourgeoisie vor, hochmütig zu sein und nur dem Geld hinterherzujagen.
Das Bildungsbürgertum dagegen, welches durch Wilibald repräsentiert wird, hat sich seinen Stand durch Intellekt erarbeitet. Sie handeln nach der Ideologie des Humanismus, d.h. ihre Handlungen basieren auf Mitgefühl. Humanisten glauben daran, dass der Mensch sich entfalten sollte. Angesichts dessen spielen Bildung und Individualität für sie eine zentrale Rolle.
Der Roman "Frau Jenny Treibel" ist der Epoche des Realismus zuzuordnen. Der Realismus ist eine literarische Epoche, die zwischen den Jahren 1848 und 1890 verortet wird. Ihre Schriftstellerinnen und Schriftsteller bildeten ihre Umwelt möglichst realistisch und genau ab. Ihre Absicht war es, die Welt in ihrer natürlichen und unverklärten Schönheit darzustellen.
In Deutschland zogen es die meisten Vertreterinnen und Vertreter des Realismus jedoch vor, weiterhin verherrlichende oder auch poetische Sprache zu verwenden. Soziale Konflikte oder Themen wie Krankheit, Sexualität und Hässlichkeit wurden in der Literatur vermieden. Umso häufiger ging es um Liebe, Natur und Heimat. Diese Verherrlichung von der Wirklichkeit wird auch poetischer Realismus genannt.
Statt ganze Gesellschaftsschichten abzubilden, traten im Realismus einzelne Menschen und ihre Geschichten in den Fokus. Durch die Darstellung der Figur Jenny übt Theodor Fontane Kritik am Bourgeoisie und bildet gleichzeitig das Leben der einfachen Bildungsbürger durch Familie Schmidt weitestgehend neutral ab.
Möchtest Du mehr über den Realismus erfahren? Dann schau Dir gerne die Erklärung "Realismus Literatur" hier auf StudySmarter an!
"Frau Jenny Treibel" spielt in den 1880-er Jahren in Berlin.
Mit dem Untertitel "Wo sich Herz zum Herzen find't" wird auf das Ende des Romans Bezug genommen. Corinna folgt schlussendlich ihrem Herzen und heiratet Marcell, statt sich dem Besitz und Leonards leeren Versprechen hinzugeben. Außerdem ist es ein Lied, welches Wilibald verfasst hat. Jenny singt es im vierten Kapitel.
In dem Roman "Frau Jenny Treibel" kritisiert Theodor Fontane das Besitzbürgertum und wirft ihnen Hochmut und Gier vor.
Die hauptsächliche Figurenkonstellation in "Frau Jenny Treibel" ergibt sich aus der Familie Treibel, bestehend aus Jenny, ihrem Mann und ihren zwei Söhnen, sowie der Familie Schmidt. Zu letzteren gehören Corinna und ihr Vater Wilibald, sowie ihr Cousin Marcell.
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