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Ins Nordlicht blicken

Hast Du schon einmal das Nordlicht gesehen? 2012 benannte Cornelia Franz ihren Gesellschaftsroman "Ins Nordlicht blicken" nach dem beeindruckenden Himmelsspektakel, das an nur wenigen Stellen der Erde zu bestimmten Zeitpunkten betrachtet werden kann.

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Hast Du schon einmal das Nordlicht gesehen? 2012 benannte Cornelia Franz ihren Gesellschaftsroman "Ins Nordlicht blicken" nach dem beeindruckenden Himmelsspektakel, das an nur wenigen Stellen der Erde zu bestimmten Zeitpunkten betrachtet werden kann.

Der Gesellschaftsroman befasst sich mit gesellschaftlichen Verflechtungen und ihren Entwicklungen in der aktuellen Zeit. Mehr darüber findest Du in der Erklärung "Gesellschaftsroman" auf StudySmarter!

"Ins Nordlicht blicken" erzählt von der Lebensgeschichte des jungen Inuk Pakkutaq Wildhausen, der eine fremde Identität annimmt, um seinem Heimatland Grönland zu entfliehen. In ihrem Roman kommt Cornelia Franz immer wieder auch auf den Klimawandel zu sprechen und zeigt dabei zukünftige Probleme und Konsequenzen auf.

Als Inuit (Singular: Inuk) werden die indigenen Bevölkerungsgruppen in Kanada und Grönland bezeichnet. Der ebenfalls verbreitete Begriff "Eskimo" ist ein Oberbegriff für alle Polarvölker und weder ein Synonym für Inuit noch abwertender oder gar rassistischer Herkunft.

"Ins Nordlicht blicken" – Zusammenfassung / Inhaltsangabe

Im Folgenden erhältst Du eine Zusammenfassung von "Ins Nordlich blicken". Die Geschichte von Pakkutaq Wildhausen beginnt im Jahr 2020. Von dort aus reisen Lesende immer wieder in das Jahr 2011 zurück, wo sie mehr über die Vergangenheit des jungen Pakku erfahren. Der Inhalt von "Ins Nordlicht blicken" ist hier in chronologischer Reihenfolge wiedergegeben, also so, wie er im Zeitverlauf tatsächlich geschehen ist.

Nuuk, Grönland, 2011

Pakkutaq Wildhausen, auch genannt Pakku, ist bei seiner Großmutter in Hamburg aufgewachsen. Seine Mutter starb kurz nach der Geburt an einer Überdosis Heroin, seinen Vater hat er nie kennengelernt. Als mit neun Jahren auch seine Großmutter aus dem Leben scheidet, zieht Pakku nach Grönland zu seinem alkoholabhängigen Vater Peter, mit dem er ein neutrales Verhältnis pflegt.

Geografisch gehört Grönland zwar zu Nordamerika, doch bis 1979 war das Land ein unselbstständiger Teil Dänemarks. Auf seiner Fläche von ca. 2 Millionen Quadratkilometern sind etwa 56.000 Menschen wohnhaft. Die Hauptstadt Nuuk umfasst rund 18.000 Einwohnerinnen und Einwohner.

In Nuuk verbringt Pakku die nächsten acht Jahre seines Lebens. Er fühlt sich jedoch nicht wohl bei den Inuit, obwohl er gute Freunde gefunden hat und sogar in ein Mädchen, Maaila, verliebt ist. Weil er sich nicht binden möchte, hält er sich von ihr fern. Auch mit seinem besten Freund Aqqaluk verbringt er immer weniger Zeit.

Stattdessen versteckt sich Pakku in seinem Zimmer und spielt das Onlinespiel Backgammon mit einem unbekannten Deutschen namens Spider. Pakku und Spider verabreden sich zunächst spaßeshalber in einem Schachcafé in Hamburg. Doch dann ergibt sich für Pakkutaq unerwartet eine Gelegenheit, seine verhasste Heimat Grönland tatsächlich zu verlassen.

Backgammon, ursprünglich kein Online-, sondern ein Brettspiel, gehört zu den ältesten Strategie- und Glücksspielen überhaupt. Seine Entstehungszeit geht auf die Epoche Trojas im 12. Jahrhundert v. Chr. zurück.

Wie die meisten Gleichaltrigen in Nuuk arbeitet Pakku als Krabbenpuler unter widrigen Umständen und für schlechtes Gehalt bei Sven Kristiansen. Dieser betreibt eine illegale Fischfabrik und beliefert Restaurants und Kreuzfahrtschiffe mit seinen Waren. Sven spricht weder Deutsch noch ausreichendes Englisch, daher beauftragt er Pakku, Kisten voller Fisch und Robbenfleisch zum Kai zu bringen.

Krabbenpulerinnen und Krabbenpuler entfernen die ungenießbare Schale von Krabben, Garnelen und anderen Krebstieren.

Pakku nutzt seine Chance und kippt mithilfe von Aqqaluk und Maalia das Robbenfleisch ins Wasser. Dann steigt er selbst in eine Kiste und lässt sich so an Bord des Kreuzfahrtschiffs "MS Alaska" bringen. Dort wird er kurz vor seiner Ankunft in Hamburg von einem Schiffsjungen entdeckt. Es kommt zum Kampf, als der Junge droht, Pakku zu verraten. Aus Angst, seine Flucht könnte nun doch noch scheitern, erschlägt Pakkutaq den Schiffsjungen mit einer Milchflasche. Er schlüpft in die Uniform des Toten, nimmt den fremden Ausweis an und wirft die Leiche mitsamt Pakkus eigenen Sachen ins Meer.

Als der siebzehnjährige Inuk in Hamburg ankommt, ist er nicht länger Pakkutaq Wildhausen. Er nimmt die Identität des toten Schiffsjungen an und hört von nun an auf den Namen Jonathan Querido.

Hamburg, Deutschland, 2011

Als Erstes begibt sich Pakkutaq in das Schachcafé, indem er mit Spider verabredet ist. Er ist sich nicht sicher, woran er den völlig Unbekannten erkennen soll, also setzt er sich an einen Tisch, um zu warten. Pakku ist völlig ausgehungert, aber er hat kein Geld, um sich etwas zu kaufen.

An der Bar beobachtet ihn ein fremder Mann, der sich schließlich zu ihm gesellt und sich als Lloyd vorstellt. Er spendiert Pakku ein Essen. In dem Glauben, es müsse sich um Spider handeln, willigt Pakkutaq ein, mit Lloyd nach Hause zu gehen. Es stellt sich heraus, dass Lloyd homosexuell ist. Er erkennt, dass Pakku sich in einem schlechten Zustand befindet und lässt ihn in Frieden schlafen.

Pakkutaq bleibt über mehrere Monate bei Lloyd, weil er keinen anderen Platz zum Schlafen hat. Für Lloyd ist Pakku wie der Sohn, den er niemals haben konnte und er kümmert sich liebevoll um den Jungen. Es stellt sich heraus, dass Lloyd gar nicht Spider ist und dieser Pakku versetzt hat. Bei Lloyd, der ein sehr wohlhabender Architekt ist, beschäftigt sich Pakku mit dem Bearbeiten von Steinen, aus denen er handgefertigte Skulpturen erschafft.

Da Pakkutaq jedoch kaum etwas von sich preisgibt, heuert Lloyd einen Detektiv an, der die Vergangenheit von Jonathan Querido aufdeckt. Eines Tages entdeckt Lloyd einen ärmlich aussehenden Mann, der vor Lloyds Haustür herumlungert und scheinbar nach Pakku Ausschau hält. Dabei ruft er jedoch den Geburtsnamen des jungen Inuk, den Lloyd nur unter dem Namen Jonathan Querido kennt.

Lloyd hält ihn für einen Kriminellen und möchte den Mann, bei dem es sich um Pakkus Vater, Peter Wildhausen handelt, zur Rede stellen und folgt ihm in einen winterlich verlassenen Park. Dort kommt es zum Kampf, als Peter Wildhausen Lloyd, den er für einen Kindesentführer hält, angreift. Lloyd wehrt sich und tötet Peter versehentlich.

Völlig verstört flüchtet Lloyd in seine Wohnung, meldet Pakku in einer angesehenen Steinmetzschule an und schickt den nichts ahnenden Jungen auf ein Internat. Als Jonathan Querido verbringt Pakku dort die nächsten Jahre seines Lebens und geht in der Bildhauerei auf.

Nuuk, Grönland, 2020

Der mittlerweile 26 Jahre alte Pakkutaq gewinnt einen Preis für eine Skulptur. Von dem Gewinn bucht er eine Reise auf der MS Alaska, die gerade im Hamburger Hafen liegt. Auf See lernt er Shary Enekson kennen, die ebenfalls von den Inuit abstammt und bis zu ihrem vierten Lebensjahr in Grönland lebte, bevor sie nach Dänemark zog.

Die beiden gehen gemeinsam in Nuuk von Bord. Pakkutaq möchte nach seinem Vater suchen, da er sich dessen Todes nicht bewusst ist, findet sich in Nuuk jedoch kaum mehr zurecht. Während der Klimawandel viele asiatische Städte zerstört hat und New York in katastrophalen Überschwemmungen versunken ist, floriert Grönlands Wirtschaft. Das Land ist ein beliebtes Reiseziel für Touristen und verfügt zudem über Bodenschätze, die das schmelzende Eis langsam freilegt.

In Nuuk entdeckt der für tot geglaubte Pakkutaq seinen eigenen Grabstein und ist erschüttert. Shary, die ihn als Jonathan Querido kennt, geht davon aus, es handle sich um einen Freund aus alter Jugendzeit. Sie begleitet Pakku auf seiner Reise von Nuuk nach Nanortalik.

Nanortalik ist die südlichste Stadt Grönlands und Lebensumfeld für ca. 1000 Menschen.

Nanortalik, Grönland, 2020

In Nanortalik treffen sie auf Aqqaluk, Pakkus besten Freund. Von ihm erfährt Pakku, dass die Leiche des toten Schiffsjungen in Dänemark angespült und fälschlicherweise als Pakkutaq identifiziert wurde. Pakku erklärt Aqqaluk, was tatsächlich vorgefallen ist, doch das ehemals freundschaftliche Verhältnis der beiden bleibt unterkühlt.

Von einem ehemaligen Arbeitskollegen des Vaters erfährt Pakku, dass Peter bereits seit Jahren tot ist. Er erhält einen Zeitungsartikel, indem von seiner Ermordung in Hamburg berichtet wird. Identität und Motive des Täters seien bis heute ungeklärt, aber Pakku ahnt instinktiv, dass Lloyd seinen Vater umgebracht hat.

Qaanaaq, Grönland, 2020

Bevor Pakku und Shary zurück nach Nuuk reisen, fliegen sie nach Qaanaaq, wo Pakkus Mutter Evie geboren wurde und starb. Pakku erfährt, dass das Gebiet einen Militärstützpunkt enthält. Nur wenige Wochen nach der Geburt seiner Mutter im Jahre 1968 stürzte dort ein Flugzeug ab, das atomare Sprengstoffe geladen hatte. Gebiet und Bewohner seinen verstrahlt worden, heißt es. Nun versteht Pakku, warum sein Vater stets den Amerikanern die Schuld für Evies Tod gab.

Peter schiebt Evies Drogenkonsum auf die psychische und physische Belastung, die wiederum durch die radioaktive Bestrahlung verursacht wurde. Er sieht ihren Tod also als indirekte Folge des Bomberabsturzes und die Fehler des US-amerikanischen Militärs.

Der Militärstützpunkt, die sogenannte Thule Air Base wurde 1951 im Zuge des Kalten Krieges von den USA in der Stadt Uummannaq errichtet. Zwei Jahre später wurden die 29 dort ansässigen Familien zwangsevakuiert und in die umliegenden Städte, allen voran Qaanaaq, umgesiedelt.

Als "Kalter Krieg" werden die Auseinandersetzungen zwischen den westlichen Ländern unter der Führung der USA einerseits und der Sowjetunion andererseits bezeichnet.

Der Absturz der B-52 erfolgte am 21. Januar 1968. Das Flugzeug hatte vier Wasserstoffbomben geladen, von denen jedoch nur drei vollständig und ohne weitere Zwischenfälle geborgen werden konnten. Der Kern der vierten Bombe blieb verschwunden und sorgte bis in das 21. Jahrhundert hinein für Diskussionen. Dieser Kern bestand aus hochangereichertem Uran, einem chemischen Element, das radioaktiv und damit giftig ist. Der Absturz des Bombers hatte eine weitreichende Verstrahlung der Umgebung rund um Qaanaaq zur Folge.

Wenn Du Dich für die Thematik des Kalten Krieges interessierst, sieh Dich doch auch im Fach "Geschichte" um!

Gemeinsam mit Shary besucht er das Grab seiner Mutter. Als er ihren Namen liest, fühlt er sich zum ersten Mal wirklich als Inuk. Er akzeptiert sein Leben und seine Herkunft und ist bereit, sich seiner eigenen Identität zu stellen.

Zurück in Nuuk, entfernt Pakku den Namen von seinem Grabstein. Mit einem Taschenmesser kratzt er stattdessen "Jonathan Querido" hinein. Auf der MS Alaska beschließt er, Shary die Wahrheit zu erzählen.

Epilog, MS Alaska, 2025

Fünf Jahre später hat Pakkutaq Wildhausen seine Identität und seinen Ausweis wieder. In Hamburg hat er sich der Polizei gestellt und seinen Todschlag am Schiffsjungen gestanden. Er wird zu einer

Bewährungsstrafe verurteilt. Pakku heiratet Shary, die ihm während und nach des Prozesses zur Seite stand. Mit ihrem Sohn Minik machen sich die beiden erneut auf nach Grönland, um ihre alte Heimat zu besuchen, die Pakku nicht länger hasst.

"Ins Nordlicht blicken" – Charakterisierung / Charaktere

In den folgenden Abschnitten erhältst Du jeweils zu den wichtigsten Figuren aus "Ins Nordlich blicken" eine Charakterisierung. Cornelia Franz erschuf mit ihrem Roman "Ins Nordlicht blicken" vielfältige Charaktere, die, bezogen auf Umfeld und Wohlstand, kaum unterschiedlicher sein könnten. Sie alle beeinflussen Pakkus Leben auf ihre einzigartige Weise und begleiten den Protagonisten auf seiner Selbstfindungsreise.

"Ins Nordlich blicken" – Pakkutaq Wildhausen

Pakkutaq Wildhausen ist ein junger Inuk, der seit seinem neunten Lebensjahr in Grönland lebt. Obwohl dies sein Geburts- und eigentliches Heimatland ist, fühlt er sich dort nicht zugehörig. Er scheint anders zu sein als seine Freunde und kann sich einfach nicht an das Leben im Eis gewöhnen.

Er ist sehr schweigsam und lässt selbst Maaila nicht an sich heran, in die er verliebt ist. Wie sein Vater und viele Inuit trinkt er regelmäßig und viel Alkohol. Das Desinteresse an seiner Umgebung und die dauerhafte Lustlosigkeit können als Anzeichen einer Depression gedeutet werden. Durch das Onlinespiel Backgammon scheint er vor der Realität zu fliehen.

Die Beziehung zu seinem alkoholkranken Vater ist stets neutral, dennoch ist Pakku erschüttert, als er neun Jahre nach seiner Flucht von Peters Tod erfährt. Der schwere Schock, den Pakku erleidet, deutet darauf hin, dass er seinen Vater im Herzen mehr geliebt hat, als er zugeben möchte.

Sein neugewonnenes Leben beruhte auf einer Lüge, dennoch ist Pakku am Ende aufrichtig – nicht nur Shary und der Polizei, sondern vor allem sich selbst gegenüber. Er beschäftigt sich aktiv mit seiner Vergangenheit, statt sie zu verdrängen, übernimmt Verantwortung für sein Handeln und kann am Ende des Romans optimistisch in seine Zukunft blicken.

Peter Wildhausen

Peter Wildhausen wuchs in Danneberg, Deutschland, auf und kam zwischen den 80er- und 90er-Jahren nach Grönland. Er war auf der Suche nach Aufregung und Abenteuern. Kopfüber verliebte er sich in Evie Kristiansen, die Mutter von Pakkutaq, die kurz nach der Geburt ihres Sohnes einer Überdosis an Drogen erlag.

Erst nach dem Tod seiner eigenen Mutter in Hamburg nahm er seinen leiblichen Sohn Pakku bei sich auf. Dem Tod seiner Geliebten und den Lebensumständen in Nuuk verdankt er seine Alkoholabhängigkeit, die auch Pakkutaq sehr belastet. Wie sehr er seinen Sohn liebt, kann er nicht richtig zeigen, bis Pakkutaq eines Tages ohne Abschied verschwindet und sich seine Einsamkeit und Verzweiflung ins Unermessliche steigern.

Die Beziehung zwischen Vater und Sohn ist nicht prinzipiell als negativ zu bewerten. Beide scheinen dem jeweils anderen wohlwollend eingestellt zu sein, scheitern aber daran, ihre Gefühle zu offenbaren. Die Kommunikationsbarriere zwischen den beiden ist jedoch nicht nur auf Peters Alkoholismus, sondern auch auf Pakkus Verschlossenheit zurückzuführen.

Gegen die Deutschen scheint Peter Wildhausen eine persönliche Abneigung zu haben. Sein Hass ist auf seine Vergangenheit zurückzuführen, auch wenn von dieser Zeit kaum etwa bekannt ist. Da er jedoch genauso auf die USA schimpft, kann sein Unmut auch als Frustration im Hinblick auf sein eigenes Leben interpretiert werden.

Charakterisierung von Lloyd

Lloyd ist ein wohlhabender Architekt, der in einem geräumigen Studio in Hamburg lebt. Seine Freunde sehen aus "wie Leute, die ziemlich viel Geld und keine Probleme haben"1, findet Pakku. Er gewöhnt sich schnell an Lloyds fürsorgliche und sanfte Art.

Mit der Zeit wird Pakku für ihn zu einem geliebten Sohn. Lloyd versucht ihn mit allen Mitteln zu beschützen. Da Pakkutaq jedoch kaum etwas von sich preisgibt, heuert Lloyd einen Detektiv an, der die Vergangenheit von Jonathan Querido aufdeckt. Dieser Eingriff in Pakkus Privatsphäre beweist zum einen Lloyds ausgesprochene Neugier, zum anderen legt er auch eine gewisse Aufdringlichkeit an den Tag.

Lloyd ignoriert völlig, dass Pakku nicht über sein Leben sprechen möchte und beschafft sich die Informationen mit Geld. Wie bei Pakku und Peter Wildhausen herrschen also auch zwischen Lloyd und dem Jungen Vertrauensschwierigkeiten.

Charakterisierung von Shary

Shary Enekson ist eine aufgeweckte und kluge junge Frau, sich nicht von Pakkus Schweigsamkeit beirren lässt. Ihr einfühlsamer und verständnisvoller Charakter ermöglicht es ihr, sich mit den Gefühlen des stillen jungen Mannes auseinanderzusetzen. Gleichzeitig verdankt sie ihrem feinen Gespür das Wissen, dass in Pakkutaqs Vergangenheit etwas Traumatisches vorgefallen zu sein scheint.

Mit kindlicher Neugier und Aufgeschlossenheit begleitet sie den ihr beinahe Fremden quer durch Grönland. Dabei zweifelt sie auch in den merkwürdigsten Situationen nicht an Pakkutaqs gutem Herzen. Auch, als er ihr seine falsche Identität und seine Taten in der Vergangenheit gesteht, lässt sie sich nicht abschrecken. Sie scheint ihn bedingungslos zu lieben, unterstützt ihn vor und nach seinem Gerichtsverfahren, um ihn schließlich zu heiraten.

"Ins Nordlicht blicken" – Analyse von Aufbau und Sprache

"Ins Nordlicht blicken" besteht aus 47 Kapiteln und zwei Handlungssträngen, die sich kapitelweise abwechseln. Der erste Handlungsstrang spielt im Jahr 2020, in der Gegenwart Pakkus, der hier nur als Jonathan bezeichnet wird. Er macht insgesamt 24 Kapitel des Romans aus.

Für ihren ersten Handlungsstrang wählte Cornelia Franz einen auktorialen Erzähler, der aus der Er/Sie-Perspektive die Gefühle von Pakkutaq schildert. Der auktoriale Erzähler weiß auch über die Emotionen der anderen Figuren Bescheid, wodurch etwa die Handlungen und Gedanken von Lloyd und Shary thematisiert werden können.

Der zweite Handlungsstrang beinhaltet 23 Kapitel und spielt in der Vergangenheit, genauer gesagt im Jahre 2011. Damals war Pakku 17 Jahre alt. Lesende erfahren aus der Ich-Perspektive, wie es zu seiner Flucht und dem Wechsel der Identität kommt. Als Pakkutaq den Namen Jonathan und damit die Identität eines Toten annimmt, wechselt die Erzählperspektive in die Er/Sie-Form. Sie gleicht sich also dem ersten Handlungsstrang an, der in der Zukunft spielt.

Wenn Du mehr über die Erzählperspektiven in der Epik erfahren möchtest, sieh Dir die Erklärungen "Erzähler", "Erzählform" und "Erzählverhalten" auf StudySmarter an!

Der Schreibstil von Cornelia Franz ist flüssig und bedient sich einfacher Sprache. Ihren Figuren legt sie des Öfteren auch Flüche und umgangssprachliche Begriffe in den Mund, was sie authentisch wirken lässt. Auch Phrasen und Ausdrücke aus dem Wortschatz der Inuit bindet sie in ihren Roman "Ins Nordlicht blicken" ein.

Grönland... Kalaallit Nunaat, das Land der Menschen... was für ein Witz. Niemand kam freiwillig hierher, ans Ende der Welt. Niemand außer meinem durchgeknallten Vater.1

Zudem nutzen besonders der junge Pakku und seine Freunde eine Menge Anglizismen, also englische Ausdrücke, die sich im Deutschen etabliert haben. Oftmals werden sogar ganze Sätze in englischer Sprache gesprochen, was jedoch auch daran liegt, dass viele Grönländer neben ihrer Muttersprache in erster Linie Englisch beherrschen.

Nein. Ja. Ich will auch mal mit dem Hubschrauber fliegen." – "Klar. Das wollen alle. Aber bei uns im Block ist noch nie jemand mit Ingvar geflogen. So what?"1

Auffallend sind Symbole, Metaphern und Vergleiche, die sich häufig auf Grönland und seine tierischen Bewohner, das Eis oder die Kälte beziehen. Der Eisbär kommt dabei besonders häufig zur Sprache.

Ich hab jetzt keine Zeit", sagte ich. Und setzte mich. Es war der Weg des geringsten Widerstands, weil er mir sonst hinterhergetappt wäre in seiner betrunkenen Hartnäckigkeit, schwankend und zielstrebig wie ein kraftloser Eisbär, der die einzige Beute verfolgt, die er seit Wochen vor die Nase bekommen hat.1

Ein Symbol ist ein Zeichen, das stellvertretend für einen Begriff steht und eine feste Bedeutung hat. In einer Metapher werden Gegebenheiten bildlich dargestellt. Dabei stehen Bild und Ausdruck durch besondere Eigenschaften miteinander in Verbindung. Wenn Du Dich für diese Stilmittel interessierst, sieh Dir die Erklärungen "Symbol" und "Metapher" auf StudySmarter an!

Das Nordlicht wird häufig personifiziert und steht dabei einerseits für Grönland als Pakkus Heimat, andererseits aber auch für den Ort seiner Einsamkeit.

Mit diesem Schrei verlor ich die Kontrolle. Ich scharrte wie ein Tier mit den Klauen, ich brüllte und würgte und röchelte, ich rang nach Luft, mein Kopf zerplatzte, mein Blut raste, ein Strudel riss mich mit sich, ein rauschendes Nordlicht, ein wildes Trommeln.1

In diesem Beispiel kämpft Pakku in der Robbenkiste um Sauerstoff. Er ist gefangen und in seiner Panik bildet er sich ein, das Nordlicht, sein personifiziertes Vaterland, würde ihn zurückholen. Das Trommeln kann an dieser Stelle auch auf die traditionelle Musik der Indigenen zurückgeführt werden.

Die Personifikation verleiht Tieren, Pflanzen oder Gegenständen menschliche Charakterzüge, indem sie mit menschlichen Eigenschaften oder Handlungen in Verbindung gebracht werden. Wenn Du mehr über dieses Stilmittel erfahren möchtest, sieh Dir die Erklärung "Personifikation" auf StudySmarter an!

Immer wieder werden Anspielungen auf die globale Erwärmung und den Klimawandel gemacht. Beschriebene Zustände sind jedoch meist erfunden oder überspitzt dargestellt, so etwa der wortwörtliche Untergang von New York.

Ich war in Kopenhagen bei meiner Schwester. Ich habe ihr geholfen, ihre neue Wohnung zu renovieren. Ein Nachbar rief durchs Treppenhaus, dass New York gerade in den Fluten versinkt, und wir haben alle zusammengesessen, um die Bilder anzusehen...1

Auch droht Cornelia Franz mit der Überflutung Hamburgs im Jahre 2024, was sich in der von ihr beschriebenen Form vermutlich nicht ereignen wird.

Sie diskutierten über die neue Hafencity, die an der Elbe gebaut wurde, nicht ahnend, dass dieses Viertel mitsamt seinem sündhaft teuren Konzerthaus nur wenige Jahrzehnte existieren sollte, bis es bei den großen Überschwemmungen im Herbst 2024 in den Fluten der Elbe ertrinken würde.1

"Ins Nordlicht blicken" schließt mit einem Epilog, der auch als 48. Kapitel bezeichnet werden kann. Er spielt in der Zukunft, im Jahre 2025, und beleuchtet knapp, wie Pakku seine Vergangenheit akzeptierte und seine Zukunft mit Shary aktiv gestaltet.

"Ins Nordlicht blicken" – Interpretation

"Ins Nordlicht blicken" befasst sich mit der Frage nach der eigenen Identität, mit Selbstakzeptanz und den Hürden einer ungewissen Zukunft. Die nächsten Abschnitte stellen eine Interpretation von "Ins Nordlich blicken" dar.

Wechselnde Erzählperspektive

Bei Lloyd nimmt Pakku gänzlich den Namen und die Identität Jonathans an. Seine Figur wirkt plötzlich nicht nur verändert, sondern nahezu unerreichbar. Diese Distanz wird durch die Er/Sie-Perspektive verstärkt, welche die direkte Nähe zwischen Protagonist und Lesenden zugunsten einer dritten Zwischenperson, dem Erzähler, opfert. Die scheinbare Gefühlskälte, die Pakku erfasst hat, wird auch im Roman selbst thematisiert:

Von dem Moment an, als Jonathan seinen neuen Namen ausgesprochen hatte, ließ er sich von einer seltsamen Gleichgültigkeit treiben. [...] Jetzt war es, als hätte ihn ein lähmendes Gift befallen.1

Bedeutung des Nordlichts

Pakku wurde bei Nordlicht gezeugt, was die Bedeutung des Naturphänomens für ihn persönlich noch einmal zusätzlich betont. Das Nordlicht, das symbolisch oder metaphorisch immer wieder aufgegriffen wird, steht dabei nicht nur für die Geburt, also für das Entstehen von Leben. Es steht auch für den Tod von Pakkus Mutter, für den Verfall und die Einsamkeit. Damit wird es zum Bildnis des weltlichen Kreislaufs, zu einer Verkörperung von Leben und Sterben und dem Fortlauf der Zeit.

Gesellschaftskritik

Mit der fortlaufenden Erwähnung der Umweltzerstörung und des Klimawandels bringt Cornelia Franz ihre Ansicht bezüglich der Fahrlässigkeit der heutigen Gesellschaft zum Ausdruck. Auch die Beschreibungen und Zustände der Bevölkerung Grönlands, der dargestellte Graben zwischen Arm und Reich, beinhaltet kritische Aspekte.

Auch wenn der Untergang New Yorks und die Überflutung Hamburgs zunächst übertrieben erscheinen, so sind diese Ereignisse nicht prinzipiell als unmöglich zu beurteilen. Durch subtile Hinweise plädiert die Autorin von "Ins Nordlicht blicken" für mehr Verantwortungsbewusstsein und sendet eine Warnung, die in Zukunft noch relevant sein könnte.

Cornelia Franz – "Ins Nordlicht blicken"

Die Autorin von "Ins Nordlicht blicken", Cornelia Franz, wurde 1956 in Hamburg geboren. Wie auch Pakku verlor sie bereits im frühen Kindesalter ihre Mutter und wurde in erster Linie von ihrer Großmutter großgezogen. In ihrer Heimatstadt studierte sie Amerikanistik und Germanistik, zudem unternahm sie viele Reisen ins Ausland.

Im Anschluss an ihr Studium absolvierte sie eine Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin und arbeitete daraufhin als Lektorin, bis sie selbst mit dem Schreiben begann. Ihr Debütroman "Nicht mit mir!" wurde 1994 veröffentlicht und erzählt von dem Verhältnis zu ihrem Vater. Nach eigenen Angaben haben all ihre Geschichten autobiografische Prägungen.

Neben Romanen und Kinderbüchern verfasst sie auch Reiseführer, unter anderem für die Städte Hamburg und Paris. Nur ein Jahr vor der Publikation von "Ins Nordlicht blicken" schloss sie sich mit den Autorinnen Katja Reider und Sylvia Heinlein zusammen. Unter dem Pseudonym "Lia Norden" veröffentlichen die drei schriftstellerische Werke, die sie gemeinsam erschaffen haben.

Ins Nordlicht blicken – Das Wichtigste

  • "Ins Nordlicht blicken" ist ein Gesellschaftsroman von Cornelia Franz. Das Erscheinungsjahr ist 2012. Er handelt von dem jungen Inuk Pakkutaq Wildhausen, der auf der Flucht aus seinem Heimatland Grönland eine fremde Identität annimmt.
  • Der Roman thematisiert nicht nur Selbstfindung und -akzeptanz, sondern auch aktuelle Probleme wie den Klimawandel und sozialkritische Fragen am Beispiel der Bevölkerung Grönlands. Der Konflikt zwischen Armut und Wohlstand wird dabei immer wieder direkt oder zwischen den Zeilen angesprochen.
  • "Ins Nordlicht blicken" besteht aus 47 Kapiteln und einem Epilog, die in zwei Handlungsstränge aufgeteilt sind und sich immer wieder abwechseln. Der erste Handlungsstrang spielt im Jahr 2020 und besitzt einen auktorialen Er/Sie-Erzähler. Der zweite beleuchtet die Vergangenheit Pakkus im Jahre 2011 mehrheitlich aus der Ich-Perspektive.
  • Für ihren Roman "Ins Nordlicht blicken" wählte Cornelia Franz einen unkomplizierten Schreibstil. Ihre Figuren sprechen gewöhnliche Alltags- oder Umgangssprache, nicht selten sind Dialoge auch mit Anglizismen oder Schimpfwörtern versetzt. Zudem bedient sich die Autorin mehrfach grönländischer Ausdrücke.
  • Cornelia Franz gab zu, in ihre Geschichten immer Aspekte ihres eigenen Lebens einzuflechten. So wuchs auch sie wie Pakku in Hamburg als Halbwaise bei der Großmutter auf.

Nachweise

  1. Franz (2014). Ins Nordlicht blicken. Deutscher Taschenbuch Verlag.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Ins Nordlicht blicken

"Ins Nordlicht blicken" wurde im Jahr 2012 veröffentlicht.

Pakku heißt mit richtigem Namen Pakkutaq Wildhausen. Im Verlauf des Romans hört er auch auf "Jonathan Querido".

"Ins Nordlicht blicken" handelt von dem jungen Inuk Pakkutaq Wildhausen, der eine fremde Identität annimmt, um sein Heimatland Grönland zu verlassen.

"Ins Nordlicht blicken" spielt zwischen den Jahren 2011 und 2025.

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