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Aufklärung Literatur

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.1

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Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.1

Wenn Du einen Sachverhalt nicht verstehst und er Dir dann erklärt wird, dann wird er verständlich. In der Schule klären Lehrerinnen und Lehrer ihre Schülerinnen und Schüler im Fach Biologie über Sexualität auf. All das wird unter dem Begriff "Aufklärung" verstanden.

Doch der Begriff "Aufklärung" bezeichnet auch eine kulturwissenschaftliche Epoche des 18. Jahrhunderts. Literaturwissenschaftlich wird sie auf den Zeitraum von 1720 bis 1800 datiert. Der wohl bedeutendste Vertreter dieser Epoche ist der deutsche Philosoph Immanuel Kant (1724-1804). Sein oben genanntes Zitat aus dem Dezemberheft des Jahres 1784 der Berlinischen Monatsschrift, wurde zum Leitmotiv der Aufklärung. Kants Wunsch war es, die Menschen dazu anzuregen, ihren eigenen Verstand zu benutzen.

Ein Leitmotiv kann z. B. ein sich wiederholender Satz oder eine sich wiederholende Wortfolge sein. Leitmotive können Zusammenhänge herstellen und in Erinnerung zu rufen sowie zukünftige Ereignisse andeuten.

Aufklärung - Definition und historischer Hintergrund

Die Aufklärung bezeichnet eine literaturwissenschaftliche Epoche des 18. Jahrhunderts, die im Zeitraum von 1720 und 1785 angesiedelt wird. Die Vertreterinnen und Vertreter dieser Zeit sahen die rationale Vernunft als die wichtigste, menschliche Fähigkeit an. Von dieser Fähigkeit ausgehend erhofften sich die Aufklärerinnen und Aufklärer gesellschaftliche Veränderungen auf sozialer, politischer und philosophischer Ebene.

Das zentrale Anliegen dieser Epoche war die Emanzipation, also Befreiung des Menschen aus strukturellen Abhängigkeiten vom Adel und der Kirche mittels ihrer Fähigkeit vernünftig und selbstständig zu denken. Während der Aufklärung wurde neben der rationalen Vernunft auch das empirische Erkenntnisverfahren betont, um einen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn zu erzielen.

Die rationale Vernunft geht davon aus, dass sich Erkenntnisse jeglicher Art auch ohne sinnliche Wahrnehmung des zu untersuchenden Gegenstands gewinnen lassen. Rationale Vernunft bedeutet konkret das Erkennen von Mustern oder Gesetzmäßigkeiten, aus denen sich Regeln und Bedingungen ableiten lassen. Werden die Muster zutreffend erkannt, also eine korrekte Regel abgeleitet, dann ist die Schlussfolgerung einer neuen Aussage möglich.

Im Französischen wird das Zeitalter der Aufklärung als Siècle des lumières bezeichnet, was übersetzt "Jahrhundert der Lichter" bedeutet. Während das Mittelalter als Zeit des dunkeln Aberglaubens angesehen wurde, brachten die Menschen in der Epoche der Aufklärung erstmalig Licht in diese jahrhundertelange Dunkelheit.

Das Mittelalter wird als "dunkel" bezeichnet, da die Kirchenherrschaft sowie die vielen Völkerwanderungen als fremdartig wahrgenommen werden. Auch der Verfall der Bildung trug zu dieser Fremdartigkeit bei. Ein Großteil der Bevölkerung konnte weder lesen noch schreiben.

Seit dem 17. Jahrhundert wurden für die Epoche der Aufklärung das englische Verb to enlighten und das Partizip enlightened verwendet. Die beiden Begriffe heißen übersetzt so viel wie "Verständnis schaffen" oder auch "aufklären". Im 20. Jahrhundert wurde im englischsprachigen Raum das Nomen Entlightenment als Epochenbegriff gewählt.

Um 1770 wurde, im deutschsprachigen Raum, schließlich das Wort "Aufklärung" als Bezeichnung für die Epoche gewählt. Immanuel Kant prägte diesen Begriff mit seinem berühmten Aufsatz "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?" in der Dezemberausgabe des Jahres 1784 der Berlinischen Monatsschrift. Das darin enthaltene Zitat

Habe den Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!1

wurde zum Leitmotiv des 18. Jahrhunderts. Der Mensch sollte seinen Verstand benutzen und sich hierdurch zu einer mündigen, d. h. einer unabhängigen und selbstständigen Persönlichkeit entwickeln.

Der historische Hintergrund der Aufklärung

Im 18. Jahrhundert änderte sich die Gesellschaft grundlegend. Deutschland wurde durch den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) in viele kleine Territorien aufgeteilt. So kam es, dass das Heilige Römische Reich Deutscher Nation tatsächlich aus über 300 souveränen Einzelstaaten bestand. Die Entscheidungsfindung in den Bereichen Politik, Gesetzgebung oder Wirtschaft, war demnach die Aufgabe der jeweiligen Staaten.

Der Dreißigjährige Krieg gilt als einer der brutalsten und blutigsten Kriege Europas. Protestanten und Katholiken kämpften von 1618 bis 1648 gegeneinander. Sie wollten hierbei nicht nur ihren jeweiligen Glauben durchsetzen, sondern auch Macht, Einfluss und Gebiete erhalten.

Unter dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation wird ein Reich Mittel- und Südeuropas verstanden. Es existierte von 962 bis zum Jahr 1806 und stand unter der Herrschaft römisch-deutscher Könige bzw. Kaiser.

Die Religions- und Bürgerkriege

Durch die Reformation wurde die katholische Kirche, im Jahr 1517, zudem in verschiedene Konfessionen gespalten. Hierdurch entstanden immer wieder Religions- und Bürgerkriege.

Der Begriff Reformation leitet sich vom lateinischen Wort reformatio ab und bedeutet übersetzt "Erneuerung". Der Begriff bezeichnet eine Erneuerungsbewegung im Christentum ab 1517, in deren Folge u. a. die evangelische Kirche entstand.

Aufgrund derer begannen die Menschen, die Welt zu hinterfragen. Hinterfragt wurden u. a. Religion, Absolutismus und die bestehenden Gesellschaftsstrukturen inklusive ihrer Missstände. Die Bürgerinnen und Bürger wollten nicht länger auf den Adel oder auf die Kirche angewiesen sein. Sie verlangten nach einem Zugang zu Bildung, der ihnen bis zu diesem Zeitpunkt verwehrt wurde. Außerdem lehnten sie einen Alleinherrscher und damit die Monarchie ab. Kurz gesagt: Die Bevölkerung forderte eine höhere Entscheidungsfreiheit.

Absolutismus bezeichnet eine Herrschaftsform, in der die gesamte politische und rechtliche Macht bei einem Alleinherrscher liegt. Der Begriff "Absolutismus" leitet sich vom lateinischen Wort absolutus ab, das übersetzt "losgelöst (vom Gesetz)" bedeutet.

Die Auswirkungen der Französischen Revolution

Im Jahr 1789 entwickelte sich in Frankreich schließlich die Französische Revolution, bei der die Menschen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit forderten.

Die Französische Revolution (1789) wird als eine der bedeutendsten politisch-sozialen Wendepunkte innerhalb der europäischen Geschichte verstanden. Die absolutistische Herrschaft und die Vorrechte von Adel und Kirche wurden infolge der Revolution abgeschafft.

Die Epoche der Aufklärung war einer der Auslöser der Französischen Revolution. Der Anlass für die Revolution war nämlich die Auflehnung des dritten Standes, also der Leibeigenen, Bauern und Stadtbürgerinnen und Staatsbürger, gegen die die Kirche und den Adel.

Das Leben von sogenannten Leibeigenen gehörte ihrem jeweiligen Herrn, d. h. dieser bestimmte über ihr gesamtes Leben. Leibeigene mussten Dienste für den Herrn ausführen und durften nicht ohne Erlaubnis vom Hof ihres Herrn wegziehen. Wenn sie heiraten wollten, brauchten sie ebenfalls die Zustimmung ihres Herrn.

Die Ständeordnung des Mittelalters lässt sich bildlich mit einer Pyramide vergleichen: Die ersten beiden Stände waren, was die Anzahl der ihnen angehörigen Personen anbelangt, wesentlich weniger stark besetzt als der dritte Stand.

Ein entscheidender Grund für die Zugehörigkeit zum ersten oder zweiten Stand war die Verwandtschaft. Man wurde in diese Stände hineingeboren, oder konnte durch Heirat (was selten vorkam) eintreten. Ein Aufstieg aus dem dritten Stand jahrhundertelang nicht möglich.

1. Stand: Der Klerus (die geistlichen Führer)

2. Stand: Der Adel

3. Stand: Die Bauern, die Stadtbürgerinnen und Stadtbürger sowie die Leibeigenen

Nachdem die Revolution erfolgreich durchgesetzt werden konnte, wurde der herrschende Adel in Frankreich entmachtet. Der dritte Stand entkam in der Folge aus einer jahrhundertelangen Abhängigkeit. Hierdurch entstand eine neue gesellschaftliche Klasse: das Bürgertum. Kennzeichnend für diese neue, überall in Europa entstehende gesellschaftliche Klasse war ihr Zugewinn an individueller Freiheit.

Bei der individuellen (persönlichen) Freiheit steht das Recht auf Selbstbestimmung, also das Recht eigene Entscheidungen zu treffen und sich selbst zu entfalten, im Mittelpunkt. Die Bürger fordern einen Zugang zu Bildung, um selbst Handel treiben und eigene Entscheidungen treffen zu können.

Die Emanzipation des dritten Standes durch die Erfindung des Buchdrucks

Die Emanzipation des dritten Standes vom Adel wurde zum Anlass genommen, auch andere Abhängigkeiten infrage zu stellen: Neben der Unterdrückung durch den Adel bestand, vordergründig in philosophischen Fragen, eine enorme Abhängigkeit von den Lehren und Verhaltensregeln der Kirche. In diesem Verhältnis lag das ihr zugrundeliegende Machtmissverhältnis zwischen dem ersten und zweiten Stand und zu dem auch dem dritten Stand. Dies wurde damit begründet, dass die Bürger und Bauern nicht lesen und sich dementsprechend nicht selbst bilden konnten.

Die Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert durch Johannes Gutenberg stellte eine wichtige Weiche für die Aufklärung. Bücher waren von diesem Zeitpunkt an auch für Angehörige des dritten Standes leichter zugänglich. Vorher existierten Bücher vorrangig in Klöstern. Zuvor war es fast ausschließlich die Aufgabe der Klöster, Bücher handschriftlich zu schreiben und anschließend zu archivieren.

Somit hatten die Angehörigen des dritten Standes keinen Zugriff zu Bildung, da sie nicht einfach ein die Klöster gehen und die Bücher lesen konnten, ohne der Kirche zuzugehören. Dieses Vorrecht des Klerus wurde also u. a. durch die Erfindung des Buchdrucks aufgeweicht. Immer mehr Menschen konnten nun selbstständig die Bibel lesen und so zu ihren eigenen Einschätzungen gelangen. Sie waren nicht mehr auf den Klerus (Vertreter der katholischen Kirche) als Vermittler der Bibelinhalte angewiesen.

Johannes Gutenberg (1400-1468) war ein deutscher Erfinder. Seine bedeutendste Erfindung war der moderne Buchdruck mit beweglichen Metallbuchstaben.

Rationale Vernunft und Bildung

Zudem forderten die Aufklärerinnen und Aufklärer, darunter Immanuel Kant, dass der Mensch "sich aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit befreien müsse". Mit dieser Forderung geht die Auffassung einher, dass der Mensch von Natur aus die Fähigkeit und das Recht, rational-vernünftig zu denken, besitzt. Die Epoche der Aufklärung war europaweit von einem Emanzipations-Trend gekennzeichnet: Menschen entdeckten ihre eigenen Kompetenzen und nahmen ihre eigene Bildung in die Hand.

Ziel der Menschen war es, durch Bildung selbstbestimmter und glücklicher zu werden. Auch die Literatur veränderte sich: Es waren viel mehr Menschen dazu in der Lage, Werke zu schreiben, wodurch Literatur zahlreicher wurde.

Des Weiteren entwickelten sich, durch die neue Zielgruppe des Bürgertums, auch neue literarische Textarten wie die Parabel.

Eine Parabel ist eine lehrhafte, kurze Erzählung, die mit dem Gleichnis verwandt ist. Das Drama "Nathan der Weise" (1779) von Gotthold Ephraim Lessing beinhaltet etwa die berühmte Ringparabel. Weitere Informationen zu den Themen "Parabel" und "Nathan der Weise" findest Du in den jeweiligen Erklärungen.

Empirismus und Vernunft als theoretisches Fundament

Wie bereits einleitend erwähnt, wurden in der Epoche der Aufklärung der Empirismus und das Konzept der rationalen Vernunft entwickelt. Diese sollten den Menschen dazu befähigen, bislang unbekannte, nicht verstandene oder unzureichend erklärte Umstände oder Tatsachen verstehen zu können. Der Empirismus einerseits und das Konzept der rationalen Vernunft andererseits beendeten also eine, seit dem Mittelalter, andauernde Phase der Unterdrückung.

Rationalismus und Empirie bzw. ihre Entwicklung stellen somit nichts Geringeres dar, als die Grundlage moderner Wissenschaft.

Der Empirismus geht davon aus, dass Erkenntnisse jeglicher Art nur durch empirische, tatsächliche Beobachtungen, Wahrnehmungen und Erfahrungen entstehen können.

Idealerweise ergänzen sich die beiden Konzepte des Rationalismus und der Empirie, da am Anfang von jeder rational-vernünftigen Erkenntnis, empirische Beobachtungen die "Rohdaten" liefern. Auf deren Grundlage können, wie oben erläutert, allgemeine Regeln und Bedingungen festgestellt werden.

Immanuel Kant (1724-1804) hat in seiner Schrift "Kritik der reinen Vernunft" (1783) beide Ansätze miteinander vereint. Er hat damit gezeigt, dass die beiden Konzepte nicht im Widerspruch, sondern in Ergänzung zueinander stehen.

Aufklärung - Literarische Themen, Motive und Merkmale

Während der Epoche der Aufklärung entstanden unzählige Aufsätze und wissenschaftliche Forschungsarbeiten, die eine kritische Haltung gegenüber Traditionen, der Ständeordnung und dem absolutistischen Staat einnahmen.

Als Themen und Merkmale dieser Zeit können Bürgerrechte, Emanzipation, Bildung, allgemeine Menschenrechte und der Kampf gegen Vorurteile benannt werden. Die Vernunft sollte den Menschen dabei helfen, sich von starren und veralteten Vorstellungen und Ideologien zu distanzieren. Des Weiteren wurde zudem auch die Religion, die bis dahin eigentlich als unantastbar galt, infrage gestellt. So entwickelte sich die Theodizee.

Die Theodizee beschäftigt sich mit der Frage, weshalb Gott zulässt, dass Menschen leiden müssen.

Ein zentrales Merkmal der Aufklärung ist eine sich wandelnde Rolle der Schriftstellerinnen und Schriftsteller. In der Literatur der Aufklärung wurden die moralischen und philosophischen Ansichten jener Zeit verarbeitet und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Hierdurch wandelten sich sowohl die Funktion als auch das Ansehen des Berufs der Dichterin bzw. des Dichters. Die Schriftstellerinnen und Schriftsteller fungierten nicht mehr als Hofdichterinnen und Hofdichter, d. h. sie schrieben nicht mehr im Auftrag des Hofes über die höfische Gesellschaft. Stattdessen arbeiteten sie freischaffend und wandten sie sich Themen des bürgerlichen Lebens zu.

Für die Autorinnen und Autoren hatte dies aber nicht nur positive, sondern auch negative Auswirkungen. Viele konnten ihren Lebensunterhalt vom Schreiben allein nicht bestreiten und mussten sich einen Nebenverdienst suchen.

Kritische Vernunft

Die kritische Vernunft der Aufklärung akzeptierte keine Standesunterschiede. So wurde das schlechte, auf ungleicher Macht- und Privilegienverteilung beruhende Verhältnis zwischen Adel und Bürgertum kritisiert und weitere Themen wie Erziehung und Bildung behandelt.

Emanzipation und Toleranz

Auffällig ist, dass in vielen Werken ein Emanzipationsanliegen erkennbar wird. Auch Toleranz, insbesondere unter den monotheistischen Weltreligionen des Islams, Christentums und Judentums, wurde zu einem immer wieder thematisierten Anliegen der Autorinnen und Autoren der Aufklärung.

Rational-vernünftige Argumentation

Eine rational-vernünftige Argumentation führt beispielsweise zu der Erkenntnis, dass die drei Weltreligionen gleichgeordnet und tolerant nebeneinander existieren sollen. Die denklogisch notwendige Voraussetzung für eine friedliche Koexistenz (friedliches nebeneinander Existieren) ist gegenseitige Toleranz.

In der Epoche der Aufklärung entstand u. a. das Werk "Le Contract Social" (1762) von Jean-Jacques Rousseau (1712-1778). Die in diesem Werk definierte Idee von einem "Gesellschaftsvertrag" stellt bis heute die Grundlage demokratischer Staatsformen dar.

Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) war ein Schweizer Philosoph, Pädagoge, Naturforscher, Komponist und Schriftsteller.

Die Ringparabel aus "Nathan der Weise" als Beispiel für die Motive und Merkmale der Epoche

Ein Beispiel für die zuvor beschriebenen Motive und Merkmale spiegelt sich in der Ringparabel aus "Nathan der Weise" wider. Die Ringparabel stellt durch ihre rational-vernünftige Argumentationsstruktur in gewisser Weise die drei Kernanliegen der Aufklärung (Vernunft, Humanität und Nützlichkeit) zeitgleich dar: Am Anfang steht die empirische Erkenntnis, dass keine der drei Weltreligionen einen absoluten, rational begründbaren Wahrheitsanspruch habe.

Zu dieser Erkenntnis gelangte man, weil nicht zu beobachten war, dass die Angehörigen einer bestimmten Religion allein erleuchtet waren. Sie waren gleichermaßen nicht imstande, Übernatürliches, "Göttliches" oder kurz gesagt empirisch nicht greifbare Phänomene zu erklären oder zu beeinflussen. Deshalb sind die Religionen in der logischen Schlussfolgerung zu gegenseitiger Toleranz verpflichtet, um friedlich koexistieren zu können.

Die Ringparabel des Dramas "Nathan der Weise" (1779) von Gotthold Ephraim Lessing befindet sich im 7. Auftritt des 3. Aufzugs des Werks.

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) war einer der bekanntesten Schriftsteller und einer der einflussreichsten Dramatiker der Literaturgeschichte.

In der Ringparabel unterhält sich der Sultan Saladin mit Nathan und fragt diesen, ob er wisse, welche Religion die wahre sei. Daraufhin antwortet Nathan ihm mit einer Erzählung:

Ein Mann besitzt einen Ring. Dieser Ring ist ein Familienerbstück und soll seinem Träger Glück bringen. Da das Schmuckstück immer vom Vater an seinen liebsten Sohn weitervererbt wird, hat der Mann ein Problem. Er hat nämlich drei Söhne, die er alle gleich liebt. Der Mann konnte sich somit nicht entscheiden und lies deshalb noch zwei weitere Kopien anfertigen. Nach seinem Tod erhielt jeder seiner Söhne einen der Ringe.

Die Söhne wollten nun herausfinden, welcher Ring der echte ist und zogen dafür vor Gericht. Doch auch das Gericht konnte nicht herausfinden, welcher Ring das Original ist. Der Richter gab ihnen aber den Rat, dass ihr Vater sie alle drei gleich liebte und gar nicht wollte, dass sie herausfinden, wer denn nun den echten Ring besitzt. Sollte der Ring allerdings tatsächlich Glück bringen, so würde sich dies später noch herausstellen. Die Söhne sollten deshalb an die jeweilige Echtheit ihres Rings glauben.

Aufklärung - Literaturgattungen

Im Nachfolgenden findest Du einige Erläuterungen zu den wichtigsten Merkmalen aufklärerischer Literatur. Differenziert wird mit Hinblick auf die drei Literaturgattungen Lyrik, Epik und Drama und deren Entwicklung.

Unter dem Begriff der Epik wird die erzählende Dichtung in Prosa verstanden. Bei der Epik handelt es sich also um erzählende Literatur, wie Romane oder Kurzgeschichten. Im Unterschied zur Lyrik und zur Dramatik gibt es in der Epik einen Erzähler. Bei diesem handelt es sich um eine fiktive Person, die den Hergang der Ereignisse des Werks schildert.

Die Lyrik umfasst alle Gedichte und Lieder. Mit dem Begriff der Lyrik wird also die Dichtung in Versform bezeichnet.

Dramatische Texte sind stets im Kontext ihrer Aufführungssituation auf der Theaterbühne zu betrachten. Zum Teil sind sie auch zur Verfilmung bestimmt. Dramen sind in Dialogen und Monologen verfasst und enthalten zudem Regieanweisungen.

Weitere ausführliche Informationen zur "Lyrik", "Epik", "Dramatik" und zum "Erzähler" findest Du in den jeweiligen Erklärungen auf StudySmarter.

Lyrik

Die Lyrik war (wie die anderen Gattungen auch) primär darauf ausgerichtet, die höfische Dichtkunst und ihre limitierenden Strukturen und Regeln zu entmachten und infrage zu stellen. Zentrales Anliegen war die Emanzipation von den herrschenden Ständen und deren Strukturen. Darüber hinausgehend stellten Gedichte aber auch eine Möglichkeit dar, um Gefühle auszudrücken.

Die Abbildung der vielschichtigen Gefühlswelten von Menschen wurde in der Epoche der Aufklärung unter dem Begriff der Empfindsamkeit zusammengefasst. Durch den Ausdruck von Gefühlen erhofften Aufklärerinnen und Aufklärer sich vom förmlichen und traditionsstarren Adel abzugrenzen.

Inhaltlich wurden in den Werken der Lyrik auch Werte wie Freundschaft, Naturnähe und Authentizität der Gefühle als Gegenmodell zu adeligen Strukturen wie Hierarchien und unkritischem Gehorsam behandelt.

Dramatik

Auch das Drama spielte eine bedeutende Rolle in der Aufklärung. Besonders hervorzuheben ist z. B. der Bruch Gotthold Ephraim Lessings (1729-1781) mit der Ständeklausel.

Die Ständeklausel ist ein Prinzip aus der Theaterwissenschaft. Es verlangte im Kern, dass in Tragödien nur die Schicksale und das Leben von Adeligen beschrieben und erzählt werden sollte.

Lessing schrieb nicht nur die ersten bürgerlichen Trauerspiele, vielmehr gelang es ihm darüber hinaus, die Standesgrenzen auf der Bühne, sowie folglich auch in den Köpfen der Menschen aufzuheben oder zumindest aufzuweichen. Auf diese Weise konnte das Ziel der Emanzipation des Bürgertums vom Adel weiter vorangetrieben werden.

Epik

Die Epik der Aufklärung verfügte meistens einen belehrenden und zeitgleich unterhaltenden Charakter. Dies zeigt sich insbesondere in epischen Formen wie der Fabel oder der Parabel.

Eine Fabel ist eine kurze Erzählung, in der Tiere menschliche Verhaltensweisen haben. Sie vermittelt eine moralische Lehre. Die Parabel hingegen ist eine lehrhafte, auf einem Vergleich basierende, Art der Dichtung.

Der Roman gewinnt zudem zunehmend an Beliebtheit und Bedeutung. In ihm können philosophische, didaktische und moralische Vorstellungen im Sinne der Aufklärung thematisiert und zeitgleich persönliche Empfindungen zum Ausdruck gebracht werden.

Epische Werke der Aufklärung betonten die Individualität der Menschen und zielten darauf ab, sie vom angepassten Adel abzugrenzen. Zu diesem Zweck wurde auch Satire in Form von Aphorismen häufig als rhetorisches Stilmittel eingesetzt

Unter einem Aphorismus kann ein kurzer, meist schlagkräftig formulierter Satz verstanden werden. Er vermittelt eine überraschende Erkenntnis.

Autoren der Aufklärung

Zu den wichtigsten Vertretern der Literaturepoche der Aufklärung gehören:

  • Johann Christoph Gottsched (1700-1766)
  • Johann Jakob Bodmer (1698-1783)
  • Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)
  • Johann Jakob Breitinger (1701-1776)
  • Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803)
  • Immanuel Kant (1724-1804)
  • Christoph Martin Wieland (1733-1813)

Wichtige Werke der Aufklärung

Zu den wichtigsten Werken der Literaturepoche der Aufklärung gehören unter anderem:

  • "Nathan der Weise" (1779) – Gotthold Ephraim Lessing
  • "Emilia Galotti" (1772) – Gotthold Ephraim Lessing
  • "Miss Sara Sampson" (1755) – Gotthold Ephraim Lessing
  • "Der Zürchersee" (1750) – Friedrich Gottlieb Klopstock
  • "Versuch einer kritischen Dichtkunst vor die Deutschen" (1730) – Johann Christoph Gottsched

Aufklärung Epoche – Das Wichtigste

  • Die Aufklärung bezeichnet eine literaturwissenschaftliche Epoche des 18. Jahrhunderts.
  • Die Autorinnen und Autoren dieser Zeit sahen die rationale Vernunft als die wichtigste menschliche Fähigkeit an. Von ihr ausgehend erhofften sich die Repräsentantinnen und Repräsentanten der Aufklärung gesellschaftliche Veränderungen auf sozialer, politischer und philosophischer Ebene.
  • Wichtiges Anliegen der Aufklärung war die Emanzipation aller Menschen von der Beherrschung und Bevormundung durch Klerus und Adel. Etwas später entwickelte sich Toleranz als weiteres zentrales Thema der Epoche hinzu.
  • Im Französischen wird das Zeitalter der Aufklärung als Siècle des lumières (Jahrhundert der Lichter) bezeichnet.
  • Die Aufklärung war im Ausgangspunkt eine Folge der Französischen Revolution von 1789. Auslöser für die Revolution war die Auflehnung des dritten Standes, also der Leibeigenen und Bauern, gegen den, sie beherrschenden, ersten und zweiten Stand.
  • Nachdem die Revolution erfolgreich war und der dritte Stand infolgedessen aus einer jahrhundertelangen Abhängigkeit entkommen war, entstand aus dem ehemals dritten Stand eine neue gesellschaftliche Klasse: das Bürgertum.
  • Das Bürgertum zeichnete sich weiterhin durch ein allgegenwärtiges Bedürfnis nach Emanzipation aus, sowie die Wertschätzung von Toleranz als wichtiger Wert unter gleichberechtigten, freien Menschen.
  • Die Ringparabel aus "Nathan der Weise" (1779) von G. E. Lessing behandelt durch eine rational-vernünftige Argumentationsstruktur in gewisser Weise die drei Kernwerte der Aufklärung zeitgleich: Empirie, Vernunft und Toleranz.

Nachweise

  1. Kant (Dezember, 1784). Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? Berlinische Monatsschrift.
  2. Deutschbuch Orientierungswissen (2021), Cornelsen.
  3. Duden (2020), 28. Edition. Duden.
  4. Deutschbuch für die Oberstufe (2016), Literatur und Film: Analyse, Interpretation und Erörterung. Cornelsen.
  5. Abi last minute Deutsch (2016). Prosa, Drama, Lyrik. Schnell auffrischen, was wichtig ist. Klett Verlag.
  6. Lessing (2013). Nathan der Weise. Studienausgabe. Reclam.
  7. Kant (2009). Kritik der reinen Vernunft. Anaconda Verlag.
  8. Rousseau (2008). Der Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechts. Marix Verlag.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Aufklärung Literatur

Die literarische Gattung des Dramas spielte eine besonders prägende Rolle in der Aufklärung. Hierbei ist besonders der Bruch G.E. Lessings mit der Ständeklausel hervorzuheben. Er schuf damit nicht nur die ersten bürgerlichen Trauerspiele. Ihm gelang es darüber hinaus, die Standesgrenzen auf der Bühne, sowie folglich auch in den Köpfen der Menschen aufzuheben oder zumindest aufzuweichen. Auf diese Weise konnte das Ziel der Emanzipation des Bürgertums vom Adel weiter vorangetrieben werden und Theaterbühnen wurden zu Orten, an denen politische Integration stattfand.

Die Themen der Literatur der Aufklärung sind vielfältig. In den Werken der Epoche findet sich jedoch die Kritik an Autoritäten wie der Kirche, dem Adel und dem Klerus sowie die von ihnen dominierte gesellschaftliche Ständeordnung wieder. Das Gute und das Vernünftige wurde gleichgesetzt und der menschliche Verstand sollte die empirische Wahrnehmung ergänzen. Es herrschte zudem ein intensiver Fortschrittsglaube. 

In der Aufklärung wurden die Literaturgattungen Lyrik (Gedichte mit aufklärerischem Charakter), Epik (Fabel, Parabel oder Roman) und Drama (Trauerspiel und bürgerliches Drama) verwendet. 

Die Aufklärer sahen in der Literatur vordergründig einen Bildungszweck. Literatur sowie Kunst im Allgemeinen sollten dem Einzelnen ermöglichen, sich zu bilden und der Emanzipation des Bürgertums von Adel und Klerus den Weg bereiten.

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