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Die Lyrik ist eine der drei literarischen Gattungen, zu denen auch Epik und Dramatik gehören. Wahrscheinlich denkst Du beim Begriff "Lyrik" direkt an Gedichte. Gedichte sind auf Hauptbestandteil der Lyrik. Aus welchen Textsorten die Lyrik besteht und welche Merkmale diese haben, erfährst Du in diesem Artikel.Welche Definition liegt der Lyrik zugrunde – was ist die Lyrik?Der Begriff Lyrik kommt vom…
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Jetzt kostenlos anmeldenDie Lyrik ist eine der drei literarischen Gattungen, zu denen auch Epik und Dramatik gehören. Wahrscheinlich denkst Du beim Begriff "Lyrik" direkt an Gedichte. Gedichte sind auf Hauptbestandteil der Lyrik. Aus welchen Textsorten die Lyrik besteht und welche Merkmale diese haben, erfährst Du in diesem Artikel.
Welche Definition liegt der Lyrik zugrunde – was ist die Lyrik?
Der Begriff Lyrik kommt vom griechischen Wort Lyra (Leier) und bezeichnet gegliederte, rhythmisierte Texte, die gesungen werden können.
Durch welche Merkmale zeichnet sich die Literatur der Lyrik aus? Da Gedichte die einzige Textform darstellen, die in Versen und Strophen gegliedert und meistens rhythmisiert ist, machen sie die Gattung der Lyrik aus.
Ein Gedicht ist ein gegliederter und meist rhythmisierter Text.
Ausschlaggebendes Kriterium, um ein Gedicht als solches bezeichnen zu können, ist eine Gliederung in Verse. Meistens gibt es eine zusätzliche Gliederung in Strophen, das ist aber nicht immer der Fall. Die allermeisten Gedichte sind zudem rhythmisiert. Den einzigen Ausnahmefall bilden sogenannte freie Verse. Diese kommen ausschließlich in modernen Gedichten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts vor.
Freie Verse sind Verse in lyrischen Texten, die keiner Reimbindung, keiner strophischen Ordnung und keinem durchgängigen Versmaß folgen vor. Außerdem sind sie nicht rhythmisiert.
Die äußere Form eines Gedichts umfasst alle formalen Kriterien. Dazu gehört der Aufbau in Strophen und Verse, das Reimschema und das Metrum.
Der formale Aufbau hat immer einen Zweck, er steht in Beziehung zum Inhalt. Entweder harmoniert er mit dem Inhalt oder er bildet einen Kontrast dazu. Achte in jedem Fall darauf, die äußere Form und den Inhalt miteinander in Verbindung zu bringen. Beide Aspekte sollten nicht isoliert voneinander betrachtet werden.
Gedichte sind in Strophen und Verse gegliedert. Bei einer Gedichtanalyse betrachtest Du alle Strophen. Wenn nur eine Strophe vorhanden ist, konzentrierst Du dich direkt auf die Anzahl der Verse. Als Nächstes schaust Du, wie viele Verse eine Strophe hat. Es ist möglich, dass alle Strophen gleich viele Verse haben. Die Anzahl kann aber auch variieren.
Häufig auftretende Vers- und Strophenformen erhalten eigene Namen. Versformen zeichnen sich durch ein bestimmtes Metrum und Reimschema aus. Beispiele für Versformen sind der Knittelvers, der Blankvers, der Alexandriner oder der Madrigalvers.
Strophenformen zeichnen sich neben Metrum und Reimschema durch eine bestimmte Versanzahl aus. Typische Beispiele für Strophenformen sind die Volksliedstrophe, die Chevy-Chase Strophe, die Odenstrophe, die Stanze oder die Romanzenstrophe.
Um mehr über die verschiedenen Versformen zu erfahren, lies Dir gerne den Artikel zum "Versmaß" durch!
Als Reim gelten zwei Wörter, die ab der letzten betonten Silbe übereinstimmen.
Es gibt verschiedene Arten von Reimen, wie den Anfangsreim (zu Beginn der Strophe) oder den Binnenreim (in der Mitte der Strophe). Der wichtigste Reim ist meistens jedoch der Endreim. Hierbei unterscheidet man zwischen verschiedenen Reimschemata. Die häufigsten sind der Paarreim, der Kreuzreim, der umarmende Reim und der Schweifreim.
Beim Paarreim reimen sich die beiden letzten Wörter von zwei aufeinanderfolgenden Versen. Das Reimschema ist aabb.
Ich sah mit betrachtendem Gemüte, a
Jüngst einen Kirschbaum, welcher Blüte, a
In kühler Nacht beim Mondenschein; b
Ich glaubt', es könne nichts von größrer Weiße sein. b
(Barthold Heinrich Brockes: "Kirschblüte bei Nacht")
Die beiden Reimwörter "Gemüte" und "Blüte" bzw. "Mondschein" und "sein" stehen in direkt auf aufeinander folgenden Versen.
Beim Kreuzreim wechseln sich die Reime ab. Das Reimschema ist abab.
Empfangen und genähret aVom Weibe wunderbar bKömmt er und sieht und höret aUnd nimmt des Trugs nicht wahr b
(Matthias Claudius: "Der Mensch")
Die Reimwörter "genähret" und "höret" bzw. "wunderbar" und "wahr" stehen jeweils im übernächsten Vers.
Beim umarmenden Reim gibt es einen Paarreim, der von einem weiteren Reim umrandet bzw. "umarmt" wird. Das Reimschema ist abba.
Du sihst wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden. aWas dieser heute baut reist jener morgen ein: bWo itzund Städte stehn wird eine Wiesen seyn bAuff der ein Schäfers-Kind wird spielen mit den Herden. a
(Andreas Gryphius: "Es ist alles eitel")
Der Paarreim "ein" und "seyn" wird von dem Reim "Erden" und "Herden" umrandet.
Der Schweifreim folgt dem Schema aab ccb.
Der Mond ist aufgegangen (a)
Die goldnen Sternlein prangen (a)
am Himmel hell und klar. (b)
Der Wald steht schwarz und schweiget, (c)Und aus den Wiesen steiget (c)Der weiße Nebel wunderbar. (b)
(Matthias Claudius: Abendlied)
Des Weiteren ist es wichtig, beim Betrachten des Reimschemas auf unreine Reime zu achten. Auch diese haben meistens eine Funktion. Sie unterbrechen den harmonischen Lesefluss, wecken die Aufmerksamkeit und deuten so häufig auf eine Besonderheit im Inhalt hin.
Unreine Reime sind Wörter, die sich nicht reimen, sondern nur einen ähnlichen Klang erzeugen. Dabei reimen sich oft nur die letzten unbetonten Silben zweier Wörter.
Lücke/Stricke
Die letzten betonten Silben "Lü" und "Stri" klingen hier ähnlich.
Achte darauf, dass unreine Reime manchmal erst beim Aussprechen deutlich werden, obwohl die letzten betonten Silben beim Lesen übereinstimmen.
ruft/Luft
Die letzten betonten Silben dieser beiden Wörter scheinen übereinzustimmen. Allerdings wird das "u" bei "ruft" lang ausgesprochen und bei "Luft" kurz. So klingt der Reim trotzdem unrein.
Unreine Reime sind eine Art der Assonanz. Die Assonanz gehört zu den rhetorischen Mitteln und liegt vor, wenn in zwei oder mehr benachbarten Wörtern dieselben oder ähnlich klingenden Vokale vorkommen.
Dabei müssen die Vokale übereinstimmen, die Konsonanten können jedoch vernachlässigt werden. Deshalb klingen die Wörter zwar ähnlich, reimen sich jedoch nicht.
Wenn Du mehr zur "Assonanz wissen möchtest, lies Dir gerne den Artikel dazu durch!
Das Metrum setzt sich aus dem Versmaß und der Kadenz zusammen.
Das Versmaß ist gekennzeichnet durch eine bestimmte Folge von Hebungen und Senkungen.
Eine Hebung ist eine betonte Silbe, eine Senkung eine unbetonte Silbe.
Im Deutschen wird zwischen den folgenden vier Versmaßen unterschieden:
Wenn es Dir schwerfällt, das Metrum zu bestimmen, kannst Du folgendermaßen vorgehen: Als Erstes schaust Du Dir mehrsilbige Wörter an und sprichst sie ganz normal aus. Dabei versuchst Du zu erkennen, welche Silben des Wortes betont werden. Alternativ kannst Du auch nach dem inhaltlichen Kern des Wortes suchen. Dieser inhaltliche Kern wird immer betont.
Im Felde schleich' ich still und wild
(Johann Wolfgang von Goethe: "Jägers Abendlied")
Das einzige mehrsilbige Wort in diesem Beispiel ist "Felde". Der inhaltliche Kern von diesem Wort ist "Feld". Auch wenn Du das Wort aussprichst, fällt Dir wahrscheinlich auf, dass "Feld" betont wird.
Als Nächstes solltest Du Dir merken, dass im Regelfall keine betonten Silben aufeinanderfolgen können. Damit weißt du bereits, dass "Im" nicht betont wird.
Prinzipiell kannst Du Dir auch merken, dass einsilbige Verben betont werden. Die einzige Ausnahme bilden die konjugierten Formen von sein (bin, ist, sind, seid). Dementsprechend wird hier "schleich'" betont. Damit hast Du das Metrum schon bis zur Hälfte des Verses bestimmt:
v - v -
Im Felde schleich' ich still und wild
Konjunktionen wie "und" werden meistens nicht betont, da sie inhaltlich nicht relevant sind. Im Gegensatz dazu kannst Du bei einsilbigen Wörtern schauen, welche von ihnen eine inhaltliche Bedeutung tragen. Bedeutungsvolle einsilbige Wörter werden in der Regel betont, es sei denn, sie folgen aufeinander. In diesem Fall sind die Wörter "still" und "wild" bedeutungstragend.
v - v - (v) - v -
Im Felde schleich' ich still und wild
Abgesehen von "ich" hast Du Dir nun alle Betonungen hergeleitet. Da nicht drei Betonungen aufeinanderfolgen können, muss "ich" unbetont sein. Da das Versmaß unbetont – betont ist, handelt es sich in diesem Beispiel um ein jambisches Versmaß.
Präziser kannst Du jetzt noch angeben, wie viele Hebungen die Verse haben. In diesem Beispiel gibt es vier Hebungen. Es handelt sich also um einen vierhebigen Jambus.
Zwei aufeinanderfolgende Betonungen kommen nur im Einzelfall vor, wenn es mitten im Vers eine Sprechpause gibt. Eine solche Sprechpause wird auch als Zäsur bezeichnet.
Die Kadenz ist das Versende.
Man unterscheidet zwischen männlicher (bzw. betonter) und weiblicher (bzw. unbetonter) Kadenz. Bei der männlichen Kadenz endet der Vers auf einer betonten Silbe.
Im Felde schleich' ich still und wild, (m)
Gespannt mein Feuerrohr. (m) (Johann Wolfgang von Goethe: "Jägers Abendlied")
"Wild" und "-rohr" sind beide betonte Silben. Deshalb handelt es sich bei diesem Beispiel um eine männliche Kadenz.
Bei der weiblichen Kadenz endet der Vers auf einer unbetonten Silbe.
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen, (w)Und haben sich, eh' man es denkt, gefunden; (w)
(Johann Wolfgang von Goethe: "Natur und Kunst")
Die letzten Silben ("en") in diesem Beispiel sind unbetont. Daher handelt es sich hier um eine weibliche Kadenz.
Wenn sich männliche und weibliche Kadenz abwechseln, spricht man von einer alternierenden Kadenz.
Einmal war ich ein Baum und gebunden, (w)
dann entschlüpft ich als Vogel und war frei, (m)
in einen Graben gefesselt gefunden, (w)entließ mich berstend ein schmutziges Ei. (m)
(Ingeborg Bachmann: "Wie soll ich mich nennen?")
In diesem Beispiel wechseln sich weibliche und männliche Kadenz ab. Die letzte Silbe "en" im ersten und dritten Vers ist unbetont. Die letzte Silbe "frei" bzw. "Ei" im zweiten und vierten Vers ist betont.
Das Enjambement ist ein rhetorisches Stilmittel, das den Rhythmus und damit die äußere Form des Gedichts prägt.
Ein Enjambement ist ein fließender Übergang von einem Vers in den nächsten.
O wer flüstert mir zu, an welchem Fenster erblick ichEinst das holde Geschöpf, das mich versengt und erquickt?
(Johann Wolfgang von Goethe: "Saget, Steine, mir an, o sprecht ihr hohen Paläste")
Zwischen dem ersten und zweiten Vers in diesem Beispiel besteht ein nahtloser Übergang. Er vermeidet eine Sprechpause und regt eher dazu an, sofort den nächsten Vers zu lesen.
Neben dem formalen Aufbau ist ein wichtiges Merkmal von Gedichten die auffällige Bildlichkeit, die durch die Verwendung rhetorischer Stilmittel erzeugt wird. Gedichte sind sprachlich sehr viel mehr ausgestaltet als die meisten epischen Texte. Sie enthalten zahlreiche sprachliche Bilder, um das Gemeinte auszudrücken.
Mein oft bestürmtes Schiff, der grimmen Winde Spiel,Der frechen Wellen Ball, das schier die Flut getrennet,Das über Klipp‘ auf Klipp‘ und Schaum und Sand gerennet,Kommt vor der zeit an‘ Port, den meine Seele will.
(Andreas Gryphius: "An die Welt")
In diesem Beispiel ist von einem Schiff die Rede, das frühzeitig seinen Hafen erreicht. Auf seiner Fahrt war das Schiff häufig Stürmen ausgesetzt. Gemeint ist allerdings keine stürmische Schifffahrt. Es handelt sich hier um ein sprachliches Bild, eine Allegorie für das Leben des lyrischen Ichs. Das Schiff ist eine Metapher für den menschlichen Körper und die Schifffahrt für den Verlauf des Lebens. Die Ankunft am Hafen steht metaphorisch für den Tod des Menschen, an dem die Seele sein Schiff (den Körper) verlassen und Ruhe finden kann.
Eine solche Ausschmückung durch sprachliche Bilder ist typisch für die Lyrik, wenngleich sie aber auch in epischen Texten, wie Romanen, vorkommen kann.
Wenn Du mehr zu den verschiedenen rhetorischen Stilmitteln, wie die Anapher, die Metapher, die Personifikation oder das Symbol und ihren Wirkungen wissen möchtest, lies Dir gerne die Erklärungen dazu durch.
In einem Gedicht gibt es immer einen Sprecher. Es ist wichtig, diesen nicht mit dem Autor oder der Autorin zu verwechseln. Diese können zwar aus eigener Perspektive schreiben, das kann man als Lesender jedoch nicht wissen. Daher sollte immer davon ausgegangen werden, dass es um die Perspektive eines Sprechers geht.
Bei dem Sprecher handelt es sich meistens um das lyrische Ich. Das lyrische Ich zeigt sich durch entsprechende Pronomen (ich, mir, mein).
Das lyrische Ich ermöglicht ein unmittelbares Erzählen und zeigt subjektive Eindrücke. Durch Ich-Formulierungen lassen sich diese von Lesenden besser nachempfinden.
Das lyrische Ich kann explizit oder implizit vorkommen. Das explizite lyrische Ich tritt durch Personalpronomen wie ich, mich oder mir eindeutig auf. Das implizite lyrische Ich kommt nicht offensichtlich zum Vorschein. Allerdings äußert es sich durch subjektive Beschreibungen, Gefühle und Wahrnehmungen.
In einigen Gedichten gibt es auch ein lyrisches Du, das die Rolle des Adressaten einnimmt. Es äußert sich durch Pronomen wie du, dir oder dein. Beim lyrischem Du handelt es sich oft um die geliebte Person des lyrischen Ichs. Häufig hat das lyrische Du aber auch einen appellierenden Charakter. Das bedeutet, dass es die Lesenden zu etwas auffordern möchte. Das können konkrete Handlungen, aber auch Denk- und Ansichtsweisen betreffen.
Wenn sich der Sprecher nicht über sich selbst oder andere Personen äußert, spricht man von einem verdeckten Sprecher. Dieser äußert sich neutral und sachlich über Dinge und Vorgänge und kommt deshalb vor allem in Dinggedichten vor.
Ein Dinggedicht ist ein Gedicht, in dem Gegenstände bis ins Detail beschrieben werden.
Auf dem Canal grande betten
Tief sich ein die Abendschatten,
Hundert dunkle Gondeln gleiten
Als ein flüsterndes Geheimnis.
(Conrad Ferdinand Meyer: "Auf dem Canal grande")
In dieser Strophe wird die abendliche Atmosphäre am Canal Grande (in Venedig) beschrieben. Subjektive Eindrücke kommen dabei nicht vor.
In Rollengedichten gibt es ein lyrisches Ich, das eindeutig eine Rolle einnimmt. Das kennzeichnet sich dadurch, dass der Autor unmöglich mit dem lyrischen Ich übereinstimmen kann, weil es wesentliche Unterschiede zum Autor aufweist oder in einer anderen Zeit lebt.
Ich bin blind, ihr draußen, das ist ein Fluch,ein Widerwillen, ein Widerspruch,etwas täglich Schweres.
(Rainer Maria Rilke: "Das Lied des Blinden")
Das lyrische Ich ist in diesem Beispiel blind. Da der Autor Rainer Maria Rilke selbst nicht blind war, nimmt das lyrische Ich damit eindeutig eine Rolle ein.
In Rollengedichten kann es auch Dialoge zwischen zwei Rollen geben. Diese spezielle Form des Rollengedichtes nennt man Dialoggedicht.
DER FREMDE:
Du bist nicht bang, davon zu sprechen?
DIE BLINDE:
Nein. Es ist so ferne. Das war eine andre.
(Rainer Maria Rilke: "Die Blinde")
Es wird zwischen zahlreichen verschiedenen Formen von Gedichten unterschieden. Die wichtigsten werden Dir im Folgenden kurz vorgestellt.
Die Ballade lässt sich wie folt definieren:
Als Ballade wurde ursprünglich ein Tanzlied bezeichnet. Seit dem 18. Jahrhundert ist es die Bezeichnung für ein mehrstrophiges Gedicht, das eine Geschichte erzählt.
Balladen gelten zwar als Gedichtform, vereinen im Prinzip aber Merkmale aller drei Gattungen Lyrik, Epik und Dramatik. Die Ballade ist in drei bis sechs Strophen gegliedert und folgt einem einheitlichen Metrum. Oft gibt es auch ein einheitliches Reimschema, muss aber nicht immer vorhanden sein.
Epik ist die erzählende Literatur, wie sie z.B. in Romanen vorkommt.
Ein episches Merkmal ist das Erzählen einer Geschichte. Balladen sind daher im Vergleich zu anderen Gedichten deutlich länger.
Dramatik ist die literarische Gattung des Theaters. Das wichtigste Merkmal ist die wörtliche Rede. Es gibt keinen Erzähler, dadurch wird die Geschichte unmittelbar erzählt.
Balladen werden lebhaft erzählt und es gibt oft wörtliche Rede, was auch dramatische Aspekte mit einbaut. Bekannte Beispiele für Balladen sind Fontanes "John Maynard" oder Goethes "Der Zauberlehrling" und "Der Erlkönig".
Die Elegie ist ein Klagegedicht. Häufige Themen sind Trauer, Tod, Trennung und Verlust. Sie ist eine sehr alte Gedichtform, deren Ursprung in der Antike liegt. Diese ursprüngliche antike Form der Elegie hatte eine sehr präzise Versform, nämlich das Distichon. Der Inhalt der Elegie wurde mit der Zeit aber bedeutsamer als die Form. In späteren Elegien ist die Versform des Distichons daher nicht mehr unbedingt eingehalten worden.
Ein Distichon ist eine Versform, die aus einem Hexameter und einem Pentameter besteht.
Ein Hexameter ist ein sechshebiger Vers, der aus fünf Daktylen und einem Trochäus am Ende besteht. Die ersten vier Daktylen können durch Trochäen ersetzt werden.
Ein Pentameter ist ebenfalls ein sechshebiger Vers. Er besteht aus sechs Daktylen, wobei der dritte und sechste Daktylus unvollständig (katalektisch) sind. Das bedeutet, dass beim dritten und sechsten Daktylus die Senkungen fehlen. Sie enden also auf der betonten Silbe. Nach dem dritten Daktylus gibt es außerdem eine Zäsur. Das ist eine Sprechpause, weil sonst zwei aufeinanderfolgende Betonungen nicht aussprechbar wären.
Am folgenden Beispiel kannst Du den Aufbau eines Distichons nachvollziehen:
- v - v v - v - v - v v - v
Im Hexameter steigt // des Springquells flüssige Säule,
- v - v v - - v v - v v -
Im Pentameter drauf // fällt sie melodisch herab. (Schiller: "Das Distichon")
Auch das Epigramm besteht formell betrachtet aus einem oder mehreren Distichen. Es handelt sich dabei um ein sehr kurzes und prägnantes Gedicht. Oft hat das Epigramm eine scharfsinnige und teils satirisch Zuspitzung.
Warum sagst du uns das in Versen? Die Verse sind wirksam,Spricht man in Prosa zu euch, stopft ihr die Ohren euch zu.
(Schiller/Goethe: Xenien Nr. 176: "Das Mittel")
Dieses Epigramm besteht aus nur zwei Versen. Sie bringen den Zweck hinter Versen prägnant und satirisch auf den Punkt.
Die Hymne wurde im 18. Jahrhundert von Friedrich Gottlieb Klopstock entwickelt. Sie ist freirhythmisch. Das bedeutet, dass es keine Reimbindung und keine strophische Ordnung gibt. Auch ein durchgängiges Versmaß gibt es nicht, trotzdem ist die Hymne rhythmisiert.
Inhaltlich handelt es sich bei Hymnen hauptsächlich um Lobgesänge über Gott und die Schöpfung sowie die Natur oder Künstlerinnen und Künstler.
Lieder sind meist durch einen einfachen Volkston gekennzeichnet und werden daher auch Volkslieder genannt. Lieder haben ein durchgängiges Reimschema und meistens auch ein einheitliches Versmaß, was eine harmonische Wirkung erzeugt. Die Verse sind eher kurz und es gibt oft einen Refrain, der mehrmals wiederkehrt.
Der Mond ist aufgegangen,die goldnen Sternlein prangen,am Himmel hell und klar
(Matthias Claudius: "Abendlied")
Durch das einheitliche Metrum und Reimschema der (Volks-) Lieder werden sie auch oft gesungen.
Die Ode ist eine sehr streng gebaute Gedichtform, die bereits in der Antike entstand. Sie setzt sich aus vierzeiligen Odenstrophen zusammen. Es gibt verschiedene Arten der Odenstrophe. Allgemein gilt aber, dass sie reimlos ist, aus vier Versen besteht und metrisch streng geregelt ist. Die Silbenzahl innerhalb einer Strophe kann zwar variieren, allerdings sind die Strophen alle gleich aufgebaut.
Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht
Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht,
Das den großen Gedanken
Deiner Schöpfung noch einmal denkt.
(Friedrich Gottlieb Klopstock: "der Zürichsee")
Das Metrum in diesem Beispiel besteht aus einem Wechsel aus Daktylen und Trochäen mit einer Zäsur (Sprechpause) in der Mitte des ersten und zweiten Verses. Der erste und zweite Vers besteht aus zwölf Silben, der dritte aus sieben und der vierte aus acht. Die Silbenzahl variiert also, sie ist aber für das gesamte Gedicht festgelegt. Die folgenden Strophen sind identisch aufgebaut.
Das Sonett war in Deutschland vor allem im Barock und in der Romantik beliebt. Es besteht aus zwei Quartetten und zweit darauffolgenden Terzetten. Ein Quartett besteht aus vier Versen. Im Sonett ist das Reimschema der Quartette ein umarmender Reim. Ein Terzett hingegen besteht aus drei Versen. Das Reimschema ist hier freier.
Das barocke Sonett folgt der Versform des Alexandriners. Dieser ist ein sechshebiger Jambus mit einer Zäsur (Sprechpause) nach der dritten Hebung.
v - v - v - // v - v - v -
Mein oft bestürmtes Schiff, der grimmen Winde Spiel,Der frechen Wellen Ball, das schier die Flut getrennet,Das über Klipp‘ auf Klipp‘ und Schaum und Sand gerennet,Kommt vor der zeit an‘ Port, den meine Seele will.
(Andreas Gryphius: "An die Welt")
In dieser ersten Strophe eines Sonetts von Gryphius kann man die Merkmale gut erkennen. Das Metrum ist ein Jambus mit sechs Hebungen. Nach der dritten Hebung bei "Schiff" gibt es eine Zäsur. Diese erste Strophe ist ein Quartett mit umarmendem Reimschema.
Um mehr zu den einzelnen Gedichtformen wissen möchtest, lies Dir gerne unsere Erklärungen dazu durch.
Die Gattung Lyrik veränderte sich in den verschiedenen Literaturepochen. Im Laufe der Zeit waren verschiedene Gedichtformen und Merkmale präsent. Einen Überblick über die Literaturepochen erhältst Du in der folgenden Grafik. Dabei sollte man im Kopf behalten, dass es keine klaren Epochengrenzen gibt. Die Literaturepochen überschneiden sich teilweise oder verlaufen sogar parallel zueinander. Die Entstehung einiger Werke stand daher unter dem Einfluss verschiedener Epochen.
Wie die Grafik zeigt, gibt es viele verschiedene Epochen. Beispielhaft wird im Folgenden kurz der Expressionismus vorgestellt.
Wenn Du tiefer gehende Informationen zum Expressionismus und auch zu den anderen Literaturepochen, wie Barock, Romantik, Sturm und Drang oder die Weimarer Klassik haben möchtest, schau Dir gerne die Erklärungen dazu an.
Der Expressionismus dauerte etwa von 1905 bis 1925. Diese relativ kurze Zeitspanne wurde von vielen politischen, gesellschaftlichen und auch technischen bzw. wissenschaftlichen Umbrüchen geprägt.
Die Literaturepoche des Expressionismus stand unter dem Einfluss der zunehmenden Industrialisierung und städtischen Lebensformen. Neue technische Erfindungen und die tägliche Arbeit in stadtnahen Fabriken prägten den Beginn des 20. Jahrhunderts.
1914 begann der Erste Weltkrieg, dessen Ausmaß nicht zuletzt auf die neuen technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften zurückzuführen war. Nie zuvor war eine Zeit von so viel Zerstörung geprägt wie zwischen 1914 und 1918.
Die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg hatte weitreichende Folgen. Deutschland sollte außerdem die durch den Krieg verursachten Schäden wieder gut machen. Dazu trat 1920 der Versailler Vertrag in Kraft. Darin waren neben Gebietsabtretungen und der Einschränkung des militärischen Heeres von Deutschland eine hohe Summe an Reparationszahlungen festgelegt.
Reparationszahlungen nannte man Zahlungen, die Deutschland zur Wiedergutmachung der Zerstörung an die Siegermächte zahlen musste.
Das führte zu einer hohen Verschuldung und Sparpolitik der Regierung. Diese mündete letztlich 1923 in einer Inflation und Massenarmut der Bevölkerung.
Der Begriff Expressionismus leitet sich vom lateinischen Wort expressio "Ausdruck" ab. In dieser Literaturepoche stehen der Ausdruck innerer Gefühle im Fokus.
Zudem war die expressionistische Literatur von einer starken Bildlichkeit geprägt. Vielleicht hast Du mal expressionistische Bilder gesehen, die sich durch viel Farbe und einen abstrakten Stil charakterisieren lassen. Diese Merkmale lassen sich auch auf die Lyrik übertragen. Neben einer stark bildlichen Sprache ist auch der Reihungsstil sehr typisch für diese Epoche. Dabei werden Verse zusammenhangslos aneinandergereiht, was einen wirren und abstrakten Eindruck hinterlässt. Ein gutes Beispiel dafür ist "Weltende" von Jakob van Hoddis.
Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,In allen Lüften hallt es wie Geschrei,Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei.Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.
(Jakob van Hoddis: "Weltende")
Die Verse in diesem Gedicht haben keinen inhaltlichen Zusammenhang. Sie illustrieren jeder auf eine andere Art ein Bild von Zerstörung.
Diese historischen Begebenheiten waren ausschlaggebend für typische Motive des Expressionismus.
Politische Lyrik lässt sich wie folgt definieren:
Unter politischer Lyrik versteht man Gedichte, die sich mit politischen Ideen oder Ereignissen auseinandersetzen. Autorinnen und Autoren politischer Lyrik verfolgen das Ziel, die Meinung der Bevölkerung bezüglicher dieser Themen auf diese Weise zu beeinflussen.
Politische und gesellschaftliche Ereignisse sowie Einstellungen haben die Literatur maßgeblich geprägt. Die Reaktion von Autorinnen und Autoren auf politische Ereignisse kann verschieden ausfallen. In der Literaturepoche des Biedermeiers beugte man sich beispielsweise den politischen Gegebenheiten. Die unterdrückte Meinungsfreiheit führte zum Rückzug der Menschen in das Idyll der Häuslichkeit.
Gleichzeitig konnten politische Ereignisse aber auch zum Thema von Gedichten werden. In diesem Fall spricht man von politischer Literatur.
Wenn Du mehr zur Literaturepoche des Biedermeiers wissen möchtest, lies Dir gerne den Artikel dazu durch!
Politische Lyrik gab es schon im Mittelalter, zur Reformationszeit und zu Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs. Besonders prägend für die deutsche Lyrik waren die folgenden politischen Ereignisse:
Ein bekannter Dichter politischer Lyrik war Heinrich Heine. In seinem Gedicht "Deutschland. Ein Wintermärchen" aus dem Jahr 1844 nimmt er direkt Stellung zu den Missständen im Deutschen Bund. Er kritisiert unter anderem die Kleinstaaterei, die absolutistische Herrschaftsform, den Nationalismus und die militärisch aufgeheizte Stimmung.
Bis zur Reichsgründung 1871 gab es kein geeintes Deutschland, sondern nur Kleinstaaten, die im Deutschen Bund zusammengefasst waren. Dieser lose Bund der Kleinstaaten wird als "Kleinstaaterei" bezeichnet.
Die Jungfer Europa ist verlobt
Mit dem schönen Geniusse
Der Freiheit, sie liegen einander im Arm,
Sie schwelgen im ersten Kusse.
Der Wunsch nach einer neuen europäischen Einheit wird in diesen Versen deutlich. Geniusse kann hier mit "Geburt" übersetzt werden und meint einen Neuanfang. Dieser soll vor allem "Freiheit" und Einigkeit ("liegen einander im Arm") mit sich bringen.
Neben der politischen Lyrik gibt es noch einige weitere Arten von Gedichten, die sich mit bestimmten Themen auseinandersetzen. Dazu gehören beispielsweise die Reiselyrik, die Naturlyrik oder die Liebeslyrik. Wenn Du Dich für eine dieser Arten interessierst, lies Dir gerne die entsprechenden Artikel dazu durch!
Hermeneutische Lyrik lässt sich wie folgt erklären:
Der Begriff Hermeneutik kommt aus dem Griechischen und bedeutet „ausdrücken, interpretieren, übersetzen“ und ist eigentlich eine antike Offenbarungslehre. Die Hermeneutik beschäftigt sich mit dem Verständnis von Werken. Der Begriff wird aber auch auf Gedichte bezogen, deren Sinn sich nicht ganz erschließt, oder die kaum verständlich sind.
Hermeneutische Gedichte sind chiffriert, das heißt verschlüsselt. Der gemeinte Sinn kann nur durch das "Entschlüsseln" des gesamten Gedichts vermutet werden. Daher gibt es bei solchen Gedichten verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten.
Ein bekannter hermeneutischer Dichter ist Paul Celan (1920-1970). Er wurde besonders durch seine Gedichte zur NS-Zeit und dem Holocaust bekannt. Darin verwendete er oft Chiffren, also sprachliche Verschlüsselungen, die sich auch nach genauer Analyse des Gedichts nicht eindeutig auflösen lassen.
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abendswir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
(Paul Celan. "Todesfuge")
Was in diesen Versen mit der schwarzen Milch gemeint ist, wird auch nach dem Lesen des gesamten Gedichts nicht deutlich. Die Bedeutung dieser Chiffre kann nur im Zusammenhang des Gedichts vermutet werden und es sind daher verschiedene Interpretationsansätze möglich.
Im Deutschen unterscheidet man zwischen vier verschiedenen Metren:
Die Literarische Gattung der Lyrik grenzt sich vor allem durch seine Gliederung in Verse von der Epik und Dramatik ab. Die meisten lyrischen Texte sind zudem rhythmisiert.
Ausschlaggebendes Kriterium, um ein Gedicht als solches bezeichnen zu können, ist eine Gliederung in Verse. Meistens gibt es eine zusätzliche Gliederung in Strophen, das ist aber nicht immer der Fall. Die aller meisten Gedichte sind zudem rhythmisiert.
Da Gedichte die einzige Textform darstellen, die in Versen und Strophen gegliedert und rhythmisiert ist, machen sie die Gattung der Lyrik aus. Auch Liedtexte können zur Lyrik dazu gezählt werden.
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