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Siddhartha

In Hermann Hesses Roman "Siddhartha" entwickelt sich die gleichnamige Hauptfigur ähnlich zum realen Siddhartha Gautama. Die Erzählung erschien 1922 und trägt den vollständigen Namen "Siddhartha. Eine indische Dichtung". Es gilt als eines der wichtigsten Werke von Hermann Hesse.

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In Hermann Hesses Roman "Siddhartha" entwickelt sich die gleichnamige Hauptfigur ähnlich zum realen Siddhartha Gautama. Die Erzählung erschien 1922 und trägt den vollständigen Namen "Siddhartha. Eine indische Dichtung". Es gilt als eines der wichtigsten Werke von Hermann Hesse.

Buddha und Siddhartha

Als "Buddha" wird im Buddhismus ein Mensch bezeichnet, der aus eigener Kraft heraus die vollkommene Weisheit, das Mitgefühl und die Vollkommenheit des Geistes erlangt. Gegründet wurde der Buddhismus von Siddhartha Gautama, der ca. 500 vor Christus lebte. Deshalb ist "Buddha" auch der Ehrenname von Siddhartha Gautama. Er heiratete früh, wurde später ein Asket und erlangte das sogenannte "Erwachen", also eine Loslösung von irdischen Begierden. Anschließend lehrte er seine Erkenntnisse.

Ein Asket ist eine in der Askese lebende Person. Das bedeutet, dass die Person enthaltsam und nur mit dem Nötigsten lebt. Dies geschieht meist aus einer religiösen oder philosophischen Motivation heraus und dient der Erlangung von Selbstkontrolle und der Stärkung des Charakters.

Hermann Hesse “Siddhartha” – Zusammenfassung / Inhalt

Nachfolgend wird der Inhalt von "Siddhartha" in einer Zusammenfassung dargestellt: Die Geschichte spielt im 6. Jahrhundert vor Christus in Indien und beschreibt die Reise des jungen Siddhartha, auf der er viele Bekanntschaften macht, neue Erfahrungen sammelt und unterschiedliche Arten der Lebensführung kennenlernt.

Erster Teil

Siddhartha als Sohn des Brahmanen

Siddhartha wächst als Sohn eines Brahmanen in einer aristokratischen Priesterkaste in Indien auf. Er ist außerordentlich intelligent und wissbegierig. Schon früh bemerkt er allerdings, dass ihm die Lehren aus den Büchern nicht genügen. Er spürt keine Freude im Herzen und es zieht ihn hinaus in die Ferne.

Brahmanen gehören in Indien der höchsten Kaste an. Sie sind meist Lehrer, Gelehrte oder Priester. Im heutigen Indien üben Brahmanen jedoch alle möglichen Berufe aus.

In Indien gibt es das sogenannte Kastensystem. Die einzelnen Kasten sind die fünf unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in Indien, welche einer strengen Rangordnung folgen. Jeder Mensch wird in seine Kaste hinein geboren und kann diese nicht wechseln. Auch die Heirat zweier Personen aus unterschiedlichen Kasten ist nicht erlaubt.

Die höchste bzw. oberste Kaste besteht aus den Brahmanen, die meistens Priester, Lehrer der heiligen Schriften oder Gelehrte sind.

Weitere Kasten sind die Kschatrijas (Krieger, Fürsten, hohe Beamte), Vaischyas (Verkäufer, Bauern, Händler) und Schudras (Bauern, Pächter). Außerdem gibt es die Kastenlosen, die am Rande der Gesellschaft leben und Diskriminierung ausgesetzt sind. Sie arbeiten meist als Wäscher, Fischer, Müllmänner oder Metzger.

Heute verliert das Kastensystem, vor allem in den Städten, immer mehr an Bedeutung. Mittlerweile fühlen sich die Menschen eher über ihr Einkommen einer gesellschaftlichen Schicht zugehörig. Bei der Partnerwahl und vor allem in den ländlichen Gebieten steht das Kastensystem jedoch weiterhin im Vordergrund.

Siddhartha treibt der Wunsch nach der Erkenntnis des “Atman”. Um diese Erkenntnis zu erlangen, schließt er sich, trotz der Bedenken seines Vaters, den besitzlosen Samanas an. Sein ihm ergebener Jugendfreund Govinda begleitet ihn.

Der Begriff Atman stammt aus der indischen Philosophie und bezeichnet die grundlegende, unzerstörbare und damit auch ewig anhaltende Essenz des Geistes. Deshalb wird Atman meist mit "Seele" übersetzt.

Siddhartha lebt als Asket

Die Samanas sind eine Gruppe von Asketen, die sich nur auf die notwendigen Dinge zum Leben beschränken. Daher tragen sie sehr einfache, schmutzige Kleidung, essen nur ungekochte Lebensmittel und schlafen unter freiem Himmel. Sie folgen einem strengen Fastenrythmus und leben im Wald. Siddhartha lernt, durch intensive Meditation sein "Ich" loszulassen, und mit seiner Seele in andere Lebewesen einzutauchen. Der junge Gelehrte hegt allerdings Zweifel, dass er auf diesem Weg ins Nirwana gelangen wird.

Der Buddhismus ist eine der großen Weltreligionen, die nicht an das Vorhandensein bzw. die Anbetung eines allmächtigen Gottes glaubt, sondern auf philosophischen Lehren und Leitlinien über die Lebensführung beruht. Darin ähnelt der Buddhismus dem Daoismus in China. Die Lebensweise und der Glauben der Buddhisten beruht auf den Lehren von Siddhartha Gautama, der auch als "historischer Buddha" bezeichnet wird und vermutlich im 6. Jahrhundert vor Christus in Nordindien lebte.

Die Hauptlehren den Buddhismus sind die Lehren über das Karma, Samara, Bodhi und das Nirwana.

  • Karma: Das Karma ist ein Ursache- und Wirkungszusammenhang zwischen dem Begehren bzw. schlechten Eigenschaften (Gier, Hass usw.) und den Rückwirkungen, die dadurch entstehen und auf die Person selbst zurückkommen. Der Mensch kann durch sein Denken und Handeln sein Karma beeinflussen. Das Karma (egal ob gut oder schlecht) erzeugt den Kreislauf der Wiedergeburten, das Samsara. Das Ziel im Buddhismus ist es, kein Karma mehr zu erzeugen, dem Kreislauf zu entkommen und damit das Nirwana zu erlangen.
  • Samsara: Das Samsara ist der Kreislauf aus Geburt und Tod. Dabei ist eine Wiedergeburt als Menschen-, aber auch Höllenwesen und als Gottheit möglich. Das Karma bindet die Person an das Samsara und kann erst durch die Überwindung irdischer Begierden durchbrochen werden.
  • Bodhi: Als Bodhi wird der Vorgang des "Erwachens" beschrieben, das Überwinden der Bedürfnisse und Begierden, also das Verschwinden des Karmas. Durch Bodhi wird das Samsara verlassen und das Nirwana erlangt.
  • Nirwana: Das Nirwana ist im Vergleich zum Paradies im christlichen Glauben kein Ort, sondern die im Buddhismus höchstmögliche Form der Verwirklichung des Bewusstseins. Es ist das Endziel des Lebens und ein Zustand völliger Ruhe.

Um den Kreislauf der Wiedergeburten schlussendlich zu erreichen und das Nirwana zu erlangen, sollen Meditation und Achtsamkeit praktiziert werden.

Siddhartha erkennt: Die Samanas versuchen, mit ihrer selbst auferlegten Qual, die Qual des alltäglichen Lebens zu übertrumpfen. Darin sieht er keine Erlösung und verlässt daraufhin den Asketenstamm.

Siddhartha lernt von Gotama

Die Kunde von den Lehren Gotamas, auch "Buddha" genannt, erreicht auch Siddhartha und seinen Jugendfreund Govinda. Buddha soll das Leid der Welt überwunden und ins Nirwana gelangt sein. Inmitten von Gotamas zahlreichen Anhängern lauschen die beiden seinen Lehren. Gotama, der Buddha, strahlt dabei völligen Frieden und Vollkommenheit aus. Während Govinda sich begeistert dem neuen Lehrer anschließt, trifft Siddhartha die Entscheidung, weiterzuziehen. Er erkennt, dass ihm keine der Lehren dabei helfen würden, die Erkenntnis zu erlangen, nach der er sucht. Siddhartha will künftig nur noch auf sich selbst hören und nicht den Worten anderer folgen.

Zweiter Teil

Siddhartha trifft Kamala und wird Kaufmann

Siddhartha nimmt die Welt nun mit anderen Augen war und ist in der Lage, ihre Schönheit zu bewundern, da er nicht mehr auf der Suche nach den Lehren ist, sondern sich nun auf seine eigenen Erfahrungen konzentriert. Der Fährmann Vasudeva bringt ihn über einen Fluss. Sie reden über die Weisheiten, die der Fluss für sie bereithält. Vasudeva prophezeit Siddhartha, dass auch er eines Tages an diesen Fluss zurückkehren wird. In der Stadt sieht Siddhartha viele schöne Frauen. Unter ihnen ist die Kurtisane Kamala, für die sich Siddhartha seiner schmutzigen Kleider der Samanas entledigt und sich stattlich einkleiden lässt.

Als "Kurtisanen" werden die Geliebten von Adeligen bezeichnet. Ähnlich wie eine Mätresse erhielten die Kurtisanen Unterhalt von den adeligen Männern.

Siddhartha möchte, dass Kamala ihn in die Kunst der Sinnlichkeit einweiht und seine Liebeslehrerin wird. Kamala stellt jedoch die Forderung, dass er sie im Gegenzug reich beschenken muss und arrangiert Siddhartha ein Vorstellungsgespräch bei dem vermögenden Kaufmann Kamaswami. Siddhartha lernt schnell und ist gut darin, Handel zu treiben. So kann er Kamala schnell reich beschenken. Kamala und Siddhartha beginnen eine unverbindliche Beziehung, er lernt von der Kurtisane Liebesspiele und wird bald ein berühmter Liebhaber in der Stadt. Kamala bemerkt jedoch bald, dass der Brahmanensohn nicht fähig ist, jemanden aufrichtig zu lieben. Auch Kamaswami vermisst Siddharthas Freude an der Arbeit.

Siddharthas Entfremdung von seinen Werten

Siddhartha wird im Handumdrehen ein erfolgreicher Geschäftsmann und ein ausgezeichneter Liebhaber. Allerdings wird ihm bewusst, dass er nicht zu der Leidenschaft fähig ist, die die Menschen um ihn herum für ihre Arbeit und die Liebe empfinden. Er fühlt sich als Zuschauer unter den kindischen Einstellungen seiner Mitmenschen. Siddhartha kann die Freuden, Sorgen und Ängste der Personen um ihn herum nicht verstehen.Er empfindet diese Gefühle nicht, weil er sich durch sein Leben als Priestersohn zu Höherem berufen fühlt und immer noch nach dem Erwachen strebt, da ihm das Wissen aus den Büchern nicht ausreicht.

Er ist in seinem Glauben gefangen, sich mit Höherem als den Leiden des alltäglichen Lebens befassen zu müssen, um das Erwachen und die Weisheit zu erfahren. Aber auch sein Leben wird zunehmend von der Macht des Geldes bestimmt, denn die materiellen Dinge, die er sich mit seinem guten Lohn als Kaufmann leisten kann, sind verlockend. Erst ein erschreckender Traum von einem Glücksspiel, bei dem er sich Geld leihen muss, schafft es, ihn aus seinen bürgerlichen Verwurzelungen zu lösen. Dieser Traum erinnert ihn wieder an sein eigentliches Streben, weshalb er vor Jahren von zu Hause losgezogen ist. Noch in der Nacht lässt er alle Besitztümer zurück und verlässt die Stadt.

Siddhartha der Fährmann

Am Fluss überkommt Siddhartha das Bedürfnis, seinem Leben ein Ende zu setzen. Er fühlt sich zu weit entfernt von seinen ursprünglichen Zielen, die er als junger Mann hatte. Außerdem schämt er sich für seine Lebensweise in der Stadt. Siddhartha ist kurz davor, sich im Fluss zu ertränken, als er das heilige “Om” hört.

"Om" ist eine Silbe, die im Buddhismus als heilig gilt. Der Klang dieser Silbe ließ laut dem hinduistischen Glauben das Universum entstehen und ist deshalb auch ein Ausdruck der Gottesvorstellung.

Das göttliche Leben durchflutet ihn und er fällt in einen tiefen Schlaf. Beim Erwachen sieht er seinen Freund Govinda, der aus Barmherzigkeit über seinen Schlaf wachte, ohne zu erkennen, dass es sich bei dem Schlafenden um seinen Jugendfreund Siddhartha handelt. Erfüllt von neuen Lebensgeistern, beschließt Siddhartha, bei dem Fährmann Vasudeva zu leben und von ihm zu lernen. Er hatte bereits am Tag, als er Siddhartha das erste Mal über den Fluss gebracht hat, dessen Rückkehr prophezeit.

Siddhartha trifft seinen Sohn

Eines Tages kommt ein Pilgerstrom auf die Fährmänner zu. Alle wollen den sterbenden Buddha Gotama noch einmal zu Gesicht bekommen. Da überquert auch Kamala mit ihrem elfjährigen Sohn den Fluss. Es handelt sich bei dem Jungen um Siddharthas Sohn. Kamala wird am Ufer von einer Schlange gebissen und stirbt, woraufhin Siddhartha seinen Sohn bei sich aufnimmt. Trotz der Liebe und Geduld, die er seinem Sohn schenkt, ist dieser zutiefst unzufrieden mit dem einfachen Leben bei den Fährmännern. Siddhartha bringt es nicht übers Herz, den Jungen gehen zu lassen. Eines Tages flieht der Junge schließlich über den Fluss zurück in die Stadt.

Siddharthas Erwachen

Siddhartha versteht nun endlich das Leid und die Leidenschaft der Kindermenschen, wie er die einfachen Bürger beschreibt. Er fühlt sich ihnen nicht mehr überlegen, denn der Verlust seines Sohnes macht ihm schwer zu schaffen. Als er erneut das heilige "Om" vernimmt, fühlt er sich als Teil des Ganzen. Vasudeva verabschiedet sich von Siddhartha, weil er fühlt, dass er bald sterben wird.

Siddharthas Freund Govinda ist gekommen, um die Weisheit des Fährmanns zu erfahren. Siddhartha schildert ihm, dass man Weisheit nicht lehren, sondern nur erfahren kann. Die Welt und wie sie ist, ist bereits vollkommen und erstreckt sich über den Verstand der Menschen. Im Lächeln von Siddhartha erkennt Govinda schließlich den Buddha wieder.

Stationen auf Siddharthas Lebensweg

In der folgenden Abbildung kannst Du Dir noch mal genau anschauen, welche Stationen Siddhartha auf seinem Weg durchläuft.

Siddhartha Grafik Inhalt Lebensweg Handlungsablauf StudySmarter

Abbildung 1: Stationen auf Siddharthas Lebensweg

"Siddhartha" – Charakterisierung der Hauptpersonen

Auf den Stationen seines Lebensweges lernt Siddhartha einige Personen kennen. Allerdings haben nur ein paar enge Vertraute seinen Lebensweg so beeinflusst, dass er das Erwachen am Fluss erlangt. Für diese Personen zeigt sich hier deren Charakterisierung:

Siddhartha

  • stammt aus einer angesehenen, gelehrten Familie,
  • ist klug und wissbegierig,
  • fühlt sich unglücklich und ruhelos,
  • glaubt nicht an Regeln und Lehren,
  • beschließt, seinen eigenen Weg zur Erfüllung zu finden,
  • erfährt menschliche Lust und Leiden,
  • entscheidet sich im Alter für ein einfaches Leben,
  • findet innere Ruhe / das Erwachen.

Govinda

  • ist der beste Freund Siddharthas,
  • verehrt Siddhartha,
  • entscheidet sich, Buddha zu folgen,
  • hält die Lehre für den Weg zur Erfüllung,
  • ist die Gegenfigur zu Siddhartha,
  • erkennt am Ende in Siddhartha den Buddha wieder.

Vasudeva

  • ist ein einsamer Fährmann,
  • lebt im Einklang mit dem Fluss,
  • ist weise und gütig,
  • lehrt Siddhartha das Geheimnis des Flusses,
  • führt Siddhartha auf den richtigen Weg,
  • zieht sich im Alter in den Wald zurück.

Kamala

  • ist eine schöne Kurtisane,
  • stellt Siddhartha dem Kaufmann vor,
  • versteht Siddharthas Wesen/Seele,
  • lehrt ihm die menschliche Lust/Liebe,
  • zeugt einen Sohn mit Siddhartha.

"Siddhartha" – Analyse von Aufbau und Sprache

"Siddhartha" ist in insgesamt zwölf nicht nummerierte Kapitel unterteilt. Die Erzählung selbst wird in zwei Teile gegliedert:

  • Im ersten Teil, der aus vier Kapiteln besteht, begibt sich Siddhartha auf die Suche nach Wissen.
  • Im zweiten Teil, bestehend aus acht Kapiteln, wird Siddharthas Suche nach Erfahrungen erzählt.

Der Aufbau von "Siddhartha" folgt der Entwicklungsreise der Hauptfigur, ähnlich wie in einer mittelalterlichen Queste.

Als Queste oder Quest wird eine Handlungsform der mittelalterlichen Dichtung bezeichnet, bei der sich Ritter auf eine abenteuerliche Reise begeben. Meist müssen dabei Herausforderungen durch die Hauptfigur überwunden oder Feinde besiegt werden. Das Ziel der Mission scheint dabei oft von vornherein unmöglich, wird aber durch die Kraftanstrengungen des Helden trotzdem erreicht.

Siddhartha begibt sich jedoch nicht auf ein Abenteuer, in dem es darum geht, einen Feind zu besiegen. Seine Reise widmet sich der Erkenntnisfindung. Es lässt sich eine Einteilung in die Stationen von Siddharthas Lebensweg vornehmen, der im Hause seines Vaters beginnt und dann über seine Reise zu den Samanas, dem Buddha und in die Stadt, mit dem Ansiedeln am Fluss bei Vasudeva, endet.

Siddhartha Analyse Aufbau StudySmarterAbbilfung 2: Aufbau von "Siddhartha" und Stationen seines Lebenswegs

"Siddhartha" – Analyse des Erzählverhaltens

Die Handlung wird überwiegend von einem neutralen Erzähler wiedergegeben. Es werden keine Wertungen oder Kommentare zu den Geschehnissen rund um Siddhartha geäußert. Der Lebensweg Siddharthas mit seinen Stationen wird detaillierter von einem personalen Erzähler beschrieben.

Ein personaler Erzähler erzählt abwechselnd aus der Perspektive mehrerer Figuren. Er weiß im Gegensatz zum auktorialen Erzähler nicht alles. Die Handlung wird vom personalen Erzähler in der Er-/Sie-Form beschrieben. Falls Du mehr dazu erfahren möchtest, lies Dir unseren Artikel zum Erzählverhalten auf StudySmarter durch.

Durch die Erzählweise aus der Sicht von Siddhartha wird dessen innere Zerrissenheit auf seinem Lebensweg dargestellt. Der Erzähler schildert die Geschehnisse jedoch nicht nur aus der Sicht Siddharthas, sondern berichtet ebenfalls personal aus der Sicht von Kamala und Govinda. Dadurch kommt diesen beiden Figuren eine besonders hervorgehobene Stellung zu ihrem Verhältnis zu Siddharta zu.

In der Erzählung wird vorrangig über die Hauptfigur Siddhartha berichtet. Das ist daran zu erkennen, dass Hermann Hesse wenige Dialoge und direkte Reden in dem Werk verwendet hat. Die Sprache der Erzählung ist durch poetische Formulierungen einzelner Passagen gekennzeichnet.

Träume kamen ihm und rastlose Gedanken aus dem Wasser des Flusses geflossen, aus den Sternen der Nacht gefunkelt, aus den Strahlen der Sonne geschmolzen, Träume kamen ihm und Ruhelosigkeit der Seele, aus den Opfern geraucht, aus den Versen der Rig-Veda gehaucht, aus den Lehren der alten Brahmanen geträufelt.

Alle Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus Hermann Hesses "Siddharta" (1974, Berlin: Suhrkamp Verlag).

Passend zur poetischen Sprache des Werkes lautet der vollständige Titel "Siddhartha. Eine indische Dichtung.".

Je nachdem, ob Hermann Hesse in seiner Erzählung die Geschehnisse kompakt zusammenfassen oder die Gefühle der Figuren darstellen wollte, verwendete er unterschiedlich komplexe Satzkonstruktionen.

Bei der nüchternen Darstellung von Handlungen werden überwiegend kurze und einfache Sätze, also Parataxen, angewandt. Man findet in der Erzählung jedoch auch Hypotaxen, sehr komplexe und lange Sätze, die sich über mehrere Zeilen erstrecken.

Das Fleisch schwand ihm von Schenkeln und Wangen.

Er tötete seine Sinne, er tötete seine Erinnerung, er schlüpfte aus seinem Ich in tausend fremde Gestaltungen, war Tier, war Aas, war Stein, war Holz, war Wasser, und fand sich jedes mal erwachend wieder, Sonne schien oder Mond, war wieder Ich, schwang im Kreislauf, fühlte Durst, überwand den Durst, fühlte neuen Durst.

Angelehnt an den Kreislauf der Wiedergeburten im buddhistischen Glauben, fügte Hermann Hesse auch einige Aufzählungen und Anaphern ein, die sich wiederholen und mit jedem Mal etwas umformuliert oder erweitert werden.

Eine Anapher ist die Wiederholung eines oder mehrerer Wörter am Anfang von aufeinanderfolgenden Sätzen oder Satzgliedern. Damit wird meist die Bedeutung des wiederholten Wortes verstärkt.

Im Schatten des Hauses, in der Sonne des Flussufers Booten, im Schatten des Salwaldes, im Schatten des Feigenbaumes wuchs Siddhartha auf, der Schöne Brahmanen, der junge Falke, zusammen mit seinem Freunde, dem Brahmanensohn.

Um bestimmte Aussagen im Text in den Vordergrund zu stellen, verwendet Hermann Hesse Emphasen. Dadurch wird dem Gesagten Nachdruck verliehen.

Eine Emphase ist ein Stilmittel, das genutzt wird, um etwas Gesagtes zu verdeutlichen oder hervorzuheben. Daher wird das Stilmittel meist in der direkten Rede verwendet.

Wissen kann man mitteilen, Weisheit aber nicht.

In diesem Beispiel findet man zudem eine Inversion, da der Nebensatz eine veränderte Satzstruktur aufweist und dadurch eine besondere Betonung auf dem Wort "Weisheit" liegt.

"Siddhartha" – Interpretation

Die Erzählung "Siddhartha" bietet verschiedene Ansätze zur Interpretation. Zum einen thematisiert Hermann Hesse den Weg der Selbstfindung, wie auch in seinem Roman "Der Steppenwolf". Zum anderen kann der Erkenntnisgewinn Siddharthas durch die Erfahrungen in seinem Leben als Kritik an den Lehren der Weisheit gesehen werden.

Selbstfindung

Siddhartha zieht fort, um die Erkenntnis des "Atman" zu finden, wobei ihm die Lehren aus den Büchern nicht weiterhelfen. In der Folge ersucht Siddhartha die Samanas und versucht, durch Askese seinem Ziel näherzukommen. Als das Leben der Samanas ihn nicht zu seiner Erkenntnis führt, setzt er seinen Weg fort. Nach dem Treffen mit dem Buddha Gotama ändert sich Siddharthas Reiseziel. Ihm wird klar, dass die Erkenntnis nicht gelehrt werden kann. Er muss sie selbst erfahren. In der Stadt verliert er sein Ziel und seine Werte aus den Augen. Das realisiert Siddhartha aber erst später, als er seinen Sohn verliert.

Siddharthas Ziele sind, die Erfahrung des "Erwachens" und Weisheit über die Lehren aus Büchern hinaus, zu erleben. Eine Abgrenzung zur Gesellschaft findet bei Siddhartha auch statt, da er die Freuden, Hoffnungen, Ängste und Sorgen seiner Mitmenschen nicht nachvollziehen kann und sich dadurch stark vom Rest der Gesellschaft entfernt. Deshalb beschreibt er sie als "Kindermenschen". Dadurch, dass Siddhartha sich trotzdem in der Welt der Verlockungen und des Geldes verliert, fällt er in eine Selbstfindungskrise, die ihn fast in den Selbstmord treibt.

Auch Hermann Hesse selbst befand sich zeitweise in einer Selbstfindungskrise, weshalb er sich

bei dem Therapeuten Dr. Lang in Behandlung befand. Sein Therapeut war ein Schüler von C. G. Jung, welcher mit Sigmund Freud an den Theorien der Psychoanalyse arbeitete. "Siddhartha" kann also vor diesem Hintergrund als Roman mit autobiographischen Elementen gedeutet werden.

Kritik an der Lehre der Weisheit

Siddhartha ist ein intellektueller Brahmanensohn, der sich erhofft, Weisheit durch die Lehren eines anderen zu erlangen. Dieser Weg bringt ihn jedoch nicht weit und er erkennt bereits nach dem Treffen mit Gotama, dass er den Weg zur Weisheit selbst erfahren muss. In der Erzählung wird daraufhin der Lebensweg Siddharthas dem Govinda gegenübergestellt, da sich die Wege der Freunde zu diesem Zeitpunkt trennen. Während Siddhartha seine Erfahrungen in der Stadt und anschließend am Flussufer bei Vasudeva macht, folgt Govinda den Lehren des Buddha.

Am Ende der Erzählung treffen die Jugendfreunde wieder aufeinander. Siddhartha hat durch seine Erfahrungen sowie den Verlust von Kamala und seinem Sohn das Erwachen im Sinne der Weisheit durch wichtigen Lebenserfahrungen erlangt.

Govinda ist zu ihm gekommen, weil es ihm trotz der Lehren des Buddha nicht möglich war, die Weisheit zu erfahren und erkennt schließlich in Siddhartha den Buddha wieder.

Weisheit kann man nicht lehren, sondern nur erfahren.

Die menschlichen Erfahrungen, die Siddharta gemacht hat, führten letztlich zur seiner Weisheit.

"Siddhartha" – Epoche / Zeitgeschichtlicher Hintergrund

"Siddhartha" wurde im Jahr 1919 verfasst. Die zeitgenössische Gesellschaft befand sich nach dem Ersten Weltkrieg im Umbruch und in einer wirtschaftlichen Krise. Hermann Hesse, der Gewalt grundsätzlich ablehnte, machte gerade diese Situation in der neuen Demokratie nicht zum Thema in "Siddhartha".

Selbst unter psychischen Problemen leidend, thematisierte er in "Siddhartha" die Selbstfindung der Persönlichkeit. Damit nahm er Bezug zu der Theorie der Psychoanalyse, die von Sigmund Freud um ca. 1890 begründet wurde. Die Psychoanalyse und die Doppelte-Persönlichkeit werden auch in seinem 1927 erschienenen Roman "Der Steppenwolf" aufgegriffen.

Du findest auch einen Artikel zum Steppenwolf auf StudySmarter.

Die Psychoanalyse ist auf den Wiener Neurologen Sigmund Freud zurückzuführen. Er entwickelte seine psychologische Theorie um ca. 1890. Ziel der Psychoanalyse ist es, die eigene Persönlichkeit zu analysieren und weiterzubilden. Aus der Psychoanalyse entwickelte sich auch die psychotherapeutische Behandlung, wie sie heute praktiziert wird.

Im Rahmen der Psychoanalyse entstand das Instanzenmodell, welches ebenfalls von Freud begründet wurde. Dabei wird die menschliche Psyche in drei Strukturen eingeteilt:

  • das Es,
  • das Ich und
  • das Über-Ich.

Das "Es" stellt dabei die Triebe des Menschen dar und das "Über-Ich" die konkreten Wertvorstellungen, die von der Gesellschaft vorgegeben sind. Das "Ich" handelt als Vermittler zwischen dem "Es" und dem "Über-Ich", sodass eine Abwägung zwischen den beiden Instanzen vorgenommen wird.

Die Verbindung Hermann Hesses zur indischen Kultur ist auf seine Kindheit zurückzuführen. Hesses Großvater war Missionar in Indien und seine Mutter wurde dort geboren. Außerdem besuchte der Autor 1911 Sri Lanka und Indonesien. Dort lernte er auch diverse religiöse Strömungen, Philosophien und Weltanschauungen, wie den Buddhismus, Konfuzianismus und Taoismus, kennen. Vor allem diese Eindrücke beeinflussen den ersten Teil der Erzählung.

Bevor der zweite Teil von "Siddhartha" verfasst wurde, befand sich Hesse in einer persönlichen Krise. Er begab sich zur Psychoanalyse in die Hände von Dr. Lange, einem Schüler von Carl Gustav Jung, dem Begründer der analytischen Psychologie.

"Siddhartha" ist nicht das einzige literarische Werk, das zu Anfang des 20. Jahrhunderts die Psychoanalyse von Sigmund Freud thematisiert. Wie in "Der Steppenwolf", einem weiteren Werk von Hermann Hesse, kann man "Siddhartha" als Erzählung sehen, in der einige autobiografische Elemente verarbeitet werden. Diese stammen vor allem aus der Zeit von Hesses Selbstfindungskrise.

Hermann Hesse – "Siddhartha"

Hermann Hesse wurde 1877 in Calw, im Schwarzwald, geboren und zog anschließend mit seiner Familie in die Schweiz. 1883 kehrte er in seine Geburtsstadt zurück. Vor seinem Abschluss der Mittleren Reife beging Hesse einen Selbstmordversuch. Anschließend an seine Schullaufbahn versuchte er sich zunächst als Dichter, dann als Buchhändler und Mechaniker. Schlussendlich absolvierte er lediglich die Buchhändlerlehre erfolgreich.

Mit den Werken "Romantische Lieder" und "Peter Camenzind" erlangte Hesse erste Anerkennungen als Autor. Sein psychischer Zustand verschlechterte sich nach dem Tod seines Vaters und die Erkrankung seiner Frau an Schizophrenie. Daraufhin erfolgte auch die Behandlung bei Dr. Lange, einem Schüler C. G. Jungs. Hesse ließ daraufhin seine Erkenntnisse über die Psychologie des Menschen in seine Werke einfließen. Zu seinen wichtigsten Werken zählen "Unterm Rad", "Siddharta", "Der Steppenwolf", "Narziss und Goldmund" und "Das Glasperlenspiel". Ebenso verfasste er einige Gedichte und betätigte sich als Maler. Im Dritten Reich wurden die meisten seiner Arbeiten verboten. Im Jahr 1946 erhielt Hermann Hesse den Nobelpreis für Literatur. Er verstarb 1962 in der Schweiz.

Siddhartha - Das Wichtigste

  • "Siddhartha" ist ein Roman des deutsch-schweizerischen Schriftstellers Hermann Hesse, das im Jahr 1922 unter dem vollständigen Titel "Siddhartha. Eine indische Dichtung." erschien.
  • "Siddhartha" handelt von der gleichnamigen Hauptfigur, die auf der Suche nach der Erkenntnis des "Atman" (Seele, Atem) ist und dabei verschiedene Lebensstationen durchläuft.
  • Da "Siddhartha" in zwei Etappen verfasst wurde, ist der Roman in zwei Teile gegliedert, wobei sich der erste Teil des Romans mit Siddharthas Suche nach Wissen und der zweite Teil mit seiner Suche nach Erfahrungen befasst.
  • Hermann Hesse verwendet neben einer sehr poetischen Sprache, passend zum Zusatz des Titels, teilweise kurze und kompakte Sätze, aber auch sehr lange und verschachtelte Sätze.
  • Ein personaler Erzähler, gibt die Geschehnisse überwiegend aus Siddharthas Sicht, aber auch aus Kamala und Govindas Sicht wieder.
  • Inspiriert wurde Hermann Hesse von seinem Großvater, der Missionar in Indien war, sowie seinen beiden Reisen nach Sri Lanka und Indonesien.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Siddhartha

Hermann Hesse schrieb Siddhartha, da er durch eigene psychische Probleme auf dem Weg der Selbstfindung war, die in "Siddhartha" thematisiert wird. Außerdem hat Hermann Hesse ein Verbindung mit der indischen Kultur, da sein Großvater Missionar in Indien war und er selbst zwei Reisen nach Sri Lanka und Indonesien unternahm.  

Siddhartha suchte nach der Erkenntnis des "Atman". Dabei handelt es sich um die grundlegende und unzerstörbare und damit auch ewig anhaltende Essenz des Geistes. 

Siddhartha ist der Sohn eines Brahmanenpriesters. Er trägt keinen Titel, ist aber Mitglied der höchsten Kaste.

Der erste Teil der Erzählung "Siddhartha" wurde im Jahr 1919 verfasst. Nach einer Schaffenskrise schrieb Hermann Hesse den zweiten Teil des Werkes, welches 1922 veröffentlicht wurde.

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