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Die Kirschen Wolfgang Borchert

Die Kirschen ist eine im Jahr 1948 veröffentlichte Kurzgeschichte von Wolfgang Borchert. Sie handelt von einem fieberkranken Jungen, der seinen Vater beschuldigt, seine für ihn kaltgestellten Kirschen gegessen zu haben.

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Die Kirschen ist eine im Jahr 1948 veröffentlichte Kurzgeschichte von Wolfgang Borchert. Sie handelt von einem fieberkranken Jungen, der seinen Vater beschuldigt, seine für ihn kaltgestellten Kirschen gegessen zu haben.

Inhaltsangabe zu Die Kirschen

In der Kurzgeschichte Die Kirschen von Wolfgang Borchert aus dem Jahr 1947 geht es um einen fieberkranken Jungen, der seinen Vater irrtümlich verdächtigt, seine Kirschen gegessen zu haben.

Er erblickt seinen auf dem Küchenboden sitzenden Vater, dessen Hand mit einer roten Flüssigkeit benetzt ist. Der Junge hält diese für Kirschsaft, denn zuvor hatte ihm die Mutter gegen das Fieber Kirschen kalt gestellt.

Während der Junge sich über die, vermeintlich vom Vater gegessenen Kirschen ärgert, erklärt dieser ihm, er habe nur eine Tasse zerbrochen und sich geschnitten. Als der Vater ins Zimmer kommt und die Kirschen bringt, versteckt sich der Junge unter der Decke.

Figuren in Die Kirschen

Der Junge

In der Geschichte sind die Figuren auf das Wesentliche reduziert: Weder der Name noch das Alter des Jungen sind bekannt.

Er ist fieberkrank und muss daher im Bett bleiben. Als er jedoch Glas zerbrechen hört, schleppt er sich trotz Krankheit ins Nebenzimmer. Er glaubt, der Vater habe das Glas Kirschen genommen, welches zuvor für ihn kalt gestellt worden ist.

Der Junge sieht die Kirschen als seinen Besitz an, was er durch die häufigen Wiederholungen und das Possessivpronomen "mein" immer wieder unterstreicht. Er misstraut seinem Vater und seine Gedanken kreisen um die Kirschen.

Alles voll Kirschen.

Es ist möglich, dass der Junge selbst habgierig, egoistisch und selbstsüchtig ist. Beim Anblick des blutenden Vaters denkt er hauptsächlich nur an "seine Kirschen". Sein Verhalten kann auch auf das Fieber zurückgeführt werden, denn er wiederholt sich oft und ist auch schwach auf den Beinen:

Der Kranke hielt sich an der Tür. Die bewegte sich leise hin und her von seinem Schwanken.

Am Ende der Kurzgeschichte scheint der Junge sein Auftreten zu bereuen, denn er hat den Kopf vermutlich aus Reue unter die Decke gesteckt, als der Vater ins Zimmer kommt.

Das Wichtigste zum Jungen:

  • namenlos, kein Alter genannt,
  • muss mit Fieber im Bett bleiben,
  • denkt, Vater habe "seine" Kirschen gegessen,
  • Fixierung auf die Kirschen (Egoismus, Misstrauen zum Vater, Fieberwahn),
  • bereut sein Verhalten am Ende.

Der Vater

Über den Vater ist ebenso wenig bekannt – er hat keinen Namen und auch sein Alter wird nicht genannt.

Seine fürsorgliche Art zeigt sich darin, dass er seinem kranken Sohn eine Tasse ausgespült hat, damit dieser die Kirschen im Bett besser essen kann.

Der Vater scheint die Liebe zu seinem Sohn nur durch seine Fürsorge ausdrücken zu können. Es liegt nahe, dass er vom Krieg traumatisiert ist, da die Kindererziehung zu dieser Zeit in den Händen der Frauen lag.

Die Tasse zerbricht ihm jedoch und sein Sohn findet ihn mit blutiger Hand auf dem Boden sitzend auf. Er erklärt, dass er hingefallen sei und nun durch den Schock nicht mehr hochkomme. Er ist in diesem Moment schwach und hilflos, lächelt jedoch über seine Situation hinweg:

Er lächelte etwas. Ich komme nicht wieder hoch, lächelte er und verzog das Gesicht. Das ist doch zu dumm, ich komme buchstäblich nicht wieder hoch.

Er verspricht seinem Sohn, die Kirschen gleich an sein Bett zu bringen. Außerdem spielt er seine Schnittverletzung herunter und äußert seine Sorge darüber, dass "sie" schimpft, weil er "ihre" Lieblingstasse zerbrochen hat. Wer "sie" ist, lässt Borchert offen. Es ist anzunehmen, dass es sich um die Mutter des Jungen handelt.

Auffällig ist, dass der Vater trotz der Anschuldigungen seines Sohns versucht, diesen zu beruhigen und das Missverständnis aufzuklären. Er geht also verständnisvoll mit dem kranken Kind um. Erst am Ende der Erzählung begreift der Junge, dass sein Vater die Kirschen nicht gegessen hat.

Das Wichtigste zum Vater:

  • Name und Alter unbekannt,
  • Fürsorge um kranken Sohn (Ausspülen der Tasse, schickt ihn ins Bett),
  • Fürsorge als einzig möglicher Ausdruck seiner Liebe zum Sohn (mögliche, Kriegstraumatisierung, Unsicherheit),
  • Angst, "sie" wegen der zerbrochenen Tasse zu verärgern,
  • verständnisvoll (geht nicht auf Anschuldigung ein).

Aufbau und Erzählverhalten in Die Kirschen

Die Kirschen - Aufbau

Dieses Werk ist der Gattung "Kurzgeschichte" zuzuordnen. Es gibt einen direkten Einstieg in die Handlung und einen merklichen Spannungsbogen – die Geschichte lässt nicht nur viele Fragen offen, sondern hat auch ein offenes Ende.

"Spannungsbogen" heißt, dass der Text immer spannender wird, bis er einen gewissen Höhepunkt erreicht. Anschließend flacht die Spannung, metaphorisch als "Bogen", wieder ab und der Konflikt der Handlung wird aufgelöst oder bleibt offen.

Der Text ist in drei Teile gegliedert:

1. Absatz – Das klirrende Glas

Die Geschichte beginnt unvermittelt und führt den Leser direkt in die Situation ein. Der Junge hört Glas klirren und vermutet, dass sein Vater die Kirschen gestohlen hat, welche "sie" wegen seines Fiebers kalt gestellt hatte. Er geht ins Nebenzimmer und der Vater bemerkt ihn an der Tür.

2. Absatz – Die Anschuldigung

In diesem Absatz kommt erstmals die direkte Rede vor, welche nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet ist. So soll sich der Leser vollständig auf das Geschehen konzentrieren. Der Vater schickt den Jungen zurück ins Bett. Der Junge hat nur die Kirschen im Kopf und beschuldigt seinen Vater, die Kirschen gegessen zu haben. Der Vater sitzt am Boden und kommt nicht mehr hoch.

3. Absatz – Die Schnittwunde

In diesem Absatz begreift der Junge, dass er den Vater zu Unrecht beschuldigt hat. Der Junge blick auf die Hand des Vaters. Dieser erklärt, dass er hingefallen sei und sich an einer Tasse geschnitten habe. Er versucht, den Jungen wieder ins Bett zu schicken und als er ihm die Kirschen bringt, steckt der Junge den Kopf unter die Decke.

Die Kirschen - Erzählverhalten

Der Text ist im Präteritum verfasst, um eine zeitliche Distanz zur Gegenwart des Lesers zu schaffen. Die Geschichte wird von einem personalen Er-Erzähler wiedergegeben, der nah am Jungen bleibt und nur seine Gedanken beschreibt. Dies wird zum Beispiel an folgender Stelle deutlich:

Jetzt isst er die Kirschen auf, die für mich sind, dachte er. Dabei habe ich das Fieber. Sie hat die Kirschen extra vors Fenster gestellt, damit sie ganz kalt sind. Jetzt hat er das Glas hingeschmissen. Und ich hab das Fieber.

Auffällig sind zudem die kurzen Sätze des Textes, die Spannung erzeugen und die Verwirrung des Jungen verdeutlichen sollen. Seine häufigen Wiederholungen deuten auf seine Fixierung auf die Kirschen:

Alles voll Kirschen, dachte der Kranke, alles voll Kirschen. Dabei sollte ich sie essen. Ich hab doch das Fieber. Er hat die ganze Hand voll Kirschsaft. Die waren sicher schön kalt. Sie hat sie doch extra vors Fenster gestellt für das Fieber. Und er isst mir die ganzen Kirschen auf. Jetzt sitzt er auf der Erde und hat die ganze Hand davon voll. Und ich hab das Fieber. Und er hat den kalten Kirschsaft auf der Hand. Den schönen kalten Kirschsaft. Er war bestimmt ganz kalt. Er stand doch extra vorm Fenster. Für das Fieber.

Doch auch der Vater wiederholt sich ständig, als er den Jungen ins Bett schickt, um den Ernst der Situation zu betonen.

Charakteristisch für eine Kurzgeschichte ist zudem die knappe Erzählweise, bei der dem Leser nur die nötigsten Informationen mitgeteilt werden. Die Figuren werden kaum näher beschrieben und auch Ort und Zeit sind nicht genau bekannt.

Durch die einfache Umgangssprache und die ausgelassenen Erklärungen wird der Leser dazu angeregt, sich die Zusammenhänge selbst zu erschließen. Dadurch wird er zum Nachdenken angeregt.

Das Wichtigste zum Aufbau und Erzählverhalten:

  • Dreiteilung der Geschichte,
  • unvermittelter Beginn, Spannungsbogen, offenes Ende,
  • Geschichte im Präteritum (zeitliche Distanz),
  • personaler Er-Erzähler auf Sicht des Jungen beschränkt,
  • Stilmittel: kurze Sätze, viele Wiederholungen (Spannung, Verwirrung),
  • knappe Erzählweise, Umgangssprache (Leser wird Zuschauer der Situation).

Zeitgeschichtlicher Hintergrund zu Die Kirschen

Die Kurzgeschichte Die Kirschen wurde 1947 von Wolfgang Borchert verfasst und 1948 veröffentlicht. Sie zählt zur Trümmerliteratur. Die Handlung spielt daher vermutlich in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.

Borchert schrieb die Geschichte in seinem Todesjahr – zu dieser Zeit war er selbst bereits bettlägerig, daher kann die Geschichte auch autobiografisch gedeutet werden.

Nach dem Krieg bestand zudem eine Knappheit vieler Lebensmittel; ein Glas Kirschen war wertvoll und ist dem Jungen daher so wichtig.

Wolfgang Borchert thematisiert in seinen Kurzgeschichten die Leiden und Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf das alltägliche Leben der Menschen – so auch in Die Kirschen.

Der Junge beschuldigt seinen Vater spontan des Diebstahls. Dies deutet zum einen auf eine schwierige Beziehung zum Vater hin, der dem Jungen einen Grund gibt, ihm zu misstrauen. Es ist auch ein Verweis auf die Entstehungszeit der Geschichte, in der junge Kriegsheimkehrer der Vätergeneration die Schuld für den Krieg und den Aufstieg des Nationalsozialismus gaben. Hierfür stehtstellvertretend die Beschuldigung des Jungen.

Borchert musste selbst an der Kriegsfront kämpfen und hat bis zu seinem Tod am 20. November 1947 die Auswirkungen des Krieges in Deutschland miterlebt. Diesen Ausnahmezustand versucht er in seinen Geschichten wiederzugeben, denn ein Großteil der Hauptfiguren in seinen Geschichten wirken verstört und traumatisiert.

Weitere bekannte Werke des Autors sind "Die Küchenuhr" und "Nachts schlafen die Ratten doch".

Das Wichtigste zum zeitlichen Hintergrund:

  • 1947 veröffentlicht (Nachkriegszeit),
  • Borchert war selbst bettlägerig (autobiografische Deutung möglich),
  • Thematisierung und Verarbeitung der Kriegserlebnisse und -folgen,
  • viele Figuren Borcherts ebenfalls traumatisiert,
  • weitere Werke: "Die Küchenuhr", "Nachts schlafen die Ratten doch".

Die Kirschen Wolfgang Borchert - Das Wichtigste

  • "Die Kirschen" ist eine im Jahr 1948 veröffentlichte Kurzgeschichte von Wolfgang Borchert.
  • Sie handelt von einem fieberkranken Jungen, der seinen Vater beschuldigt, seine für ihn kaltgestellten Kirschen gegessen zu haben.
  • Der Vater erklärt ihm, dass er ausgerutscht sei und sich an den Scherben einer Tasse geschnitten habe.
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand eine Knappheit vieler Lebensmittel; ein Glas Kirschen war wertvoll und ist dem Jungen daher so wichtig.
  • Wolfgang Borchert schrieb die Geschichte in seinem Todesjahr – zu dieser Zeit war er selbst bereits bettlägerig, daher kann die Geschichte auch autobiografisch gedeutet werden.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Die Kirschen Wolfgang Borchert

Der Text "Die Kirschen" von Wolfgang Borchert ist eine Kurzgeschichte.

Wolfgang Borchert verarbeitet in seinen Werken die Leiden der Menschen während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch eine autobiografische Deutung ist möglich, da Borchert vor seinem Tod auch bettlägerig war.

Da die Kurzgeschichte in die Zeit der Trümmerliteratur eingeordnet wird, spielt sie vermutlich im Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.

Wolfgang Borchert schrieb viele seiner Kurzgeschichten, so auch "Die Kirschen", in seinem Todesjahr 1947.

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