|
|
Frühe Kindheit

Im Zeitraum zwischen dem dritten und dem sechsten Lebensjahr befinden sich die meisten Kinder im Kindergarten oder in der Vorschule. Damit nehmen sie zum ersten Mal an gesellschaftlichen Prozessen teil, die das direkte Umfeld (insbesondere die Familie) überschreiten. Sie haben die Möglichkeit, ein eigenes Umfeld zu bilden und die Welt noch besser zu erkunden und sich somit weiterzuentwickeln. In dieser Phase kommt es zur Entwicklung des Selbstkonzepts und zu einem komplexeren Spracherwerb.

Mockup Schule

Entdecke über 50 Millionen kostenlose Lernmaterialien in unserer App.

Illustration

Lerne mit deinen Freunden und bleibe auf dem richtigen Kurs mit deinen persönlichen Lernstatistiken

Jetzt kostenlos anmelden

Nie wieder prokastinieren mit unseren Lernerinnerungen.

Jetzt kostenlos anmelden
Illustration

Im Zeitraum zwischen dem dritten und dem sechsten Lebensjahr befinden sich die meisten Kinder im Kindergarten oder in der Vorschule. Damit nehmen sie zum ersten Mal an gesellschaftlichen Prozessen teil, die das direkte Umfeld (insbesondere die Familie) überschreiten. Sie haben die Möglichkeit, ein eigenes Umfeld zu bilden und die Welt noch besser zu erkunden und sich somit weiterzuentwickeln. In dieser Phase kommt es zur Entwicklung des Selbstkonzepts und zu einem komplexeren Spracherwerb.

Frühe Kindheit – Definition

Die frühe Kindheit umfasst den Zeitraum vom dritten bis sechsten Lebensjahr und folgt auf das Kleinkinds- und Säuglingsalter. In dieser Entwicklungsphase wird das Kind erstmals mit mehreren Gleichaltrigen konfrontiert (Kindergarten/Vorschule) und kann sich so weiter entwickeln. Die Persönlichkeit und die kognitiven Fähigkeiten des Kindes bilden sich besonders in der frühen Kindheit weiter aus.

Entwicklungsaufgaben – Frühe Kindheit

In der frühen Kindheit machen Kinder enorme Entwicklungsschritte. Allerdings entwickeln sich Kinder in unterschiedlicher Geschwindigkeit. Des Weiteren gibt es in der frühen Kindheit mehrere Entwicklungsaufgaben. Diese unterschiedlichen Entwicklungsaufgaben werden nicht von allen Kindern in derselben Reihenfolge gemeistert.

Im Kontext der Bewältigung verschiedener Entwicklungsaufgaben sind die zwei Begriffe interindividuell und intraindividuell zentral:

Die interindividuelle Entwicklung bezieht sich auf Veränderungen zwischen gleichaltrigen Individuen. Die Leitfrage in Bezug auf die interindividuelle Entwicklung ist: "Wie verändert sich eine Person über die Zeit im Vergleich zu anderen?"

Die intraindividuelle Entwicklung umfasst die Entwicklung innerhalb einer Person. Die Leitfrage bezüglich der intraindividuellen Entwicklung ist: "Wie verändern sich Personen über die Zeit?"Diese Frage wird immer auf die Person selbst bezogen. Die Entwicklung wird also nicht durch den Vergleich mit anderen Personen beschrieben.

Das Konzept der interindividuellen und intraindividuellen Veränderungen mag zunächst ein wenig verwirrend sein. Daher findest Du im folgenden Beispiel Entwicklungsaufgaben der Geschwister Yasmin und Youssef beschrieben:

Yasmin und Youssef sind Zwillinge und besuchen seit sie drei Jahre alt sind den Kindergarten. Als die beiden in den Kindergarten kamen, konnten sie nur bis 20 zählen. Jetzt haben Yasmin und Youssef schon ihren vierten Geburtstag gefeiert.

Yasmin wollte allen auf der Geburtstagsparty zeigen, dass sie schon bis 100 zählen kann. Youssef kann aber immer noch "nur" bis 20 zählen. Youssef hat also im Gegensatz zu seiner Schwester noch keine intraindividuelle Veränderung in Bezug auf das Zählen gemacht.

Bei Youssef besteht eine interindividuelle Auffälligkeit, weil seine Schwester und seine Freund*innen aus dem Kindergarten alle schon bis 100 zählen können. Youssef unterscheidet sich in diesem Fall allerdings von den Gleichaltrigen im Kindergarten.

Die Entwicklung von Kindern findet in ganz verschiedenen Bereichen statt. Diese Bereiche entwickeln sich nicht zwangsläufig nacheinander oder in einer bestimmten Reihenfolge.

Die Bereiche der Entwicklung in der frühen Kindheit sind:

Körperliche Entwicklung – Frühe Kindheit

Die körperliche Entwicklung in der frühen Kindheit lässt sich in zwei Bereiche aufteilen: Grob- und Feinmotorik. Mit jedem Lebensjahr werden die körperlichen Fähigkeiten der Kinder ausgeprägter und vielfältiger. In der folgenden Tabelle sind die körperlichen Entwicklungsschritte der frühen Kindheit zu sehen:

Lebensjahr:GrobmotorikFeinmotorik
3. Lebensjahr
  • Dreirad fahren
  • Deckel einer Flasche auf- und zuschrauben
  • selbstständiges Essen mit Messer, Gabel und Löffel
4. Lebensjahr
  • klettern, balancieren, hüpfen und turnen
  • Treppen im Wechselschritt hoch und wieder heruntergehen
  • Stifte mit drei Fingern halten (Dreipunktgriff) und Strichmännchen zeichnen
5. Lebensjahr
  • Rollschuhfahren und mit Stelzen zu laufen
  • Stifte zwischen Daumen und Zeigefinger halten
6. Lebensjahr
  • ohne Stützräder Fahrrad fahren
  • Name wird mit derselben Hand geschrieben (dominante Hand)

Kognitive Entwicklung – Frühe Kindheit

Wenn man von der kognitiven Entwicklung spricht, dann ist bei Kindern das Lernen von Fähigkeiten, die zum Denken und zum Wahrnehmen erforderlich sind, gemeint. Unter anderem geht es dabei um die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, Probleme zu lösen oder sich zu orientieren und Dinge zu planen. Die untere Tabelle umfasst die zentralen Punkte der kognitiven Entwicklung in der frühen Kindheit pro Lebensjahr:

LebensjahrKognitive Entwicklung (Hören, Sehen, Spüren, Denken)
3. Lebensjahr
  • Dinge nach Größe, Form und Farben sortieren
  • Dinge in "eins" und "viele" unterteilen
4. Lebensjahr
  • Grundfarben (blau, gelb, rot) nennen
5. Lebensjahr
  • Kinder erfassen eine Menge, die aus vier Gegenständen besteht, ohne sie abzählen zu müssen (zum Beispiel ein Korb, in dem vier Äpfel sind).
6. Lebensjahr
  • fünf Dinge einer Menge erfassen ohne zu zählen

Des Weiteren gibt es Entwicklungsaufgaben in der frühen Kindheit, die nicht in der Tabelle erwähnt wurden, da sie sich keinem speziellen Alter in der frühen Kindheit zuordnen lassen. Allgemeinere Entwicklungsschritte der frühen Kindheit sind:

  • Glaube an Magie
  • egozentrisches Denken
  • Theory of Mind bildet sich
  • exekutive Kontrolle verbessert sich

Wie der Übersicht zu entnehmen ist, glauben Kinder an Magie und Märchen. Sie sind davon überzeugt, dass magische Wesen wie Einhörner und der Weihnachtsmann existieren. Des Weiteren sind Kinder in der frühen Kindheit davon überzeugt, dass sie die Welt beeinflussen können. Dies kann sich darin äußern, dass sie bei Regen davon überzeugt sind, dass es regnet, weil sie traurig sind.

Zudem denken Kinder in diesem Alter egozentrisch. Das bedeutet, dass Kinder davon ausgehen, dass jede*r um sie herum dieselben Fähigkeiten wie sie hat. Dieses Denken beziehen sie sogar auf Gegenstände.

Egozentrisch bedeutet, dass eine Person sich als Zentrum der Dinge betrachtet. Alles, was um die Person herum passiert, bezieht diese auf sich selbst.

Das folgende Beispiel veranschaulicht die egozentrische Sichtweise der Kinder in der frühen Kindheit:

Als Yasmin eine Puppe auf den Fuß fällt, empfindet sie automatisch die Puppe als böse. Sie hat das Gefühl, die Puppe hätte dies mit Absicht gemacht.

Neben dem egozentrischen Denken der Kinder bildet sich aber auch die Theory of Mind. Hierbei beginnen Kinder zu realisieren, dass andere Menschen die Welt aus einer anderen Perspektive sehen und nicht zwingend auf dieselbe Art, wie sie selbst handeln müssen.

Die Theory of Mind (deutsch: Theorie des Verstandes/Mentalen, kurz ToM) ist ein Terminus der Psychologie. Die Theorie beschreibt die Fähigkeit, mentale, genauer gesagt geistige Zustände, als eine Ursache für mögliches Verhalten zu verstehen. So kann man die eigenen Handlungen und die Handlungen von anderen vorhersagen. Handlungen können nur vorhergesagt werden, wenn Gefühle, Gedanken, Meinungen, Beweggründe, Erwartungen und äußere Umstände verstanden werden. Dafür benötigt man die Fähigkeit, Dinge aus einer anderen Perspektive zu erkennen und sich in andere Menschen hineinzuversetzen.

Außerdem verbessert sich die exekutive Kontrolle bei Kindern während der frühen Kindheit. Durch die exekutive Kontrolle können Kinder ihr Verhalten regulieren und kontrollieren oder unterdrücken. Kinder fangen zudem an, ihre Handlungen zu planen und können nun besser auf Regelveränderungen reagieren.

Die folgende Definition hilft Dir beim Verständnis:

Der Begriff exekutive Funktionen/kognitive Kontrolle beschreibt die geistigen Funktionen, die Menschen nutzen, um das eigene Verhalten zu regulieren und zu steuern. Die exekutiven Funktionen sind Kontrollprozesse, die einsetzten, sobald das automatische Handeln nicht mehr ausreicht, um ein Problem zu lösen.

Sprachentwicklung – Frühe Kindheit

In der frühen Kindheit erweitert sich der Wortschatz von Kindern enorm. Kinder stellen immer mehr Fragen und erweitern so ihren Wortschatz und ihr Wissen. Ebenso beginnen Kinder, Wünsche sprachlich zu äußern und ihr eigenes Verhalten in Worten zu erklären.

Die Sprachentwicklung umfasst die aktive und die passive Sprache (Sprachverständnis):

Die aktive Sprache umfasst alle Worte, die auch aktiv verwendet werden. Der aktive Wortschatz umfasst bei Erwachsenen ca. 12.000 bis 16.000 Wörter.

Das Sprachverständnis (passive Sprache) umfasst alle Worte, die ein Mensch versteht. Daher ist der Umfang der passiven Sprache auch umfangreicher als der aktiven. Der passive Wortschatz umfasst im Durchschnitt 50.000 Wörter.

In der folgenden Tabelle ist die Sprachentwicklung der frühen Kindheit in die verschiedenen Lebensjahre der frühen Kindheit aufgeteilt:

LebensjahrSprachentwicklung
3. Lebensjahr
  • Fragen, wie "Warum?", "Wieso?", "Woher?" und "Wie denn?", werden gestellt
4. Lebensjahr
  • Gegenteile, wie heiß und kalt oder hell und dunkel, können benannt werden
5. Lebensjahr
  • Berichten über Dinge in logischer Reihenfolge
  • Verwendung von Vergangenheits- und Zukunftsform
6. Lebensjahr
  • Kinder können sich fließend in der Muttersprache ausdrücken (komplexere Sätze werden genutzt).

Wenn Du noch mehr über das Thema "Sprachentwicklung" lernen willst, schau Dir doch die gleichnamige Erklärung dazu an!

Entwicklung von Motivation und Emotionen – Frühe Kindheit

Während der frühen Kindheit lernen Kinder, wie sie mit ihren Emotionen umgehen und diese angemessen ausdrücken können. Sie nehmen an emotionaler Reife zu und werden immer selbstständiger. Dabei gibt es folgende Lernprozesse:

  • Kinder in der frühen Kindheit beobachten die Konsequenzen ihrer Handlungen. So können sie beurteilen und verstehen, ob ihr Verhalten angemessen oder unangemessen ist. Je nachdem empfinden sie Stolz oder Scham für ihre Handlungen.
  • Kinder entwickeln Strategien, um mit Emotionen wie Angst, Freude, Trauer, Ekel, Wut, Stolz, Scham und Schmerz umzugehen.

Die folgende Tabelle beschreibt, wie Kinder immer selbstständiger werden und sich ihre Emotionen entwickeln:

Lebensjahrmotivationale und emotionale Entwicklung
3. Lebensjahr
  • Kinder fangen an, Gefallen daran zu finden, Dinge selbst zu tun.
  • unterschiedliche Gefühle werden sprachlich ausgedrückt
4. Lebensjahr
  • eigene Kontakte werden geknüpft
5. Lebensjahr
  • Kinder können ihre Stimmungen und Emotionen benennen.
6. Lebensjahr
  • Umgang mit Frustrationen
  • Kinder können sich in andere hineinversetzen.

Persönlichkeitsentwicklung – Frühe Kindheit

Des Weiteren schreitet die Persönlichkeitsentwicklung in der frühen Kindheit auffallend schnell voran. Besonders äußert sich die Persönlichkeitsentwicklung in der frühen Kindheit durch das Ausbilden des Selbstkonzepts.

Der Begriff Selbstkonzept umfasst alle Vorstellungen, die eine Person über sich selbst hat. Diese Vorstellungen müssen dabei nicht der Realität entsprechen. Wenn Du mehr über das Selbstkonzept erfahren möchtest, dann kannst Du Dir die Erklärung "Selbstkonzept, Selbstkonstruktion und Selbstverwirklichung" durchlesen.

Kinder im Kindergarten und in der Vorschule können bereits:

  • Eigenschaften ihres Körpers nennen
  • ihre eigenen Aktivitäten beschreiben
  • ihre erlernten Fähigkeiten beschreiben
  • ihre Besitztümer nennen
  • soziale Beziehungen knüpfen

Allerdings ist das Selbstkonzept von Kindern in der frühen Kindheit unrealistisch. Kinder empfinden ihr Selbstbild als sehr positiv und überschätzen ihre Fähigkeiten oft. Sie beschreiben sich eher wie sie gerne wären (Idealbild) und nehmen dies als Wirklichkeit wahr. Diese Überschätzung von sich selbst führt dazu, dass Kinder in diesem Alter Aufgaben vorzeitig aufgeben, da sie realisieren, dass sie doch nicht die benötigten Fähigkeiten haben.

Wenn Kinder realisieren, dass sie ihre Fähigkeiten überschätzt haben, werden diese an die Realität angeglichen. Wie Kinder merken, dass sie sich selbst überschätzt haben, kannst Du im folgenden Beispiel sehen.

Die fünfjährigen Zwillinge Yasmin und Youssef haben einen größeren Bruder, der schon 12 Jahre alt ist. Die Zwillinge sind davon überzeugt, dass sie viel schneller rennen können als ihr Bruder Farouk, da sie zu den Schnellsten im Kindergarten gehören. Nachdem sie zweimal gegen Farouk im Wettrennen verloren haben, geben sie sich geschlagen.

Youssef und Yasmin haben realisiert, dass ihr großer Bruder schneller rennen kann als sie – sie haben verstanden, dass ältere Kinder schneller als sie sind. Somit haben sie eine ihrer Grenzen entdeckt. Dies führt zu einer realistischeren Selbstwahrnehmung und wird dazu führen, dass auch ihre Selbstkonzepte an die Realität angepasst werden.

Soziale Entwicklung – Frühe Kindheit

Viele Bereiche der Entwicklung in der frühen Kindheit hängen mit der Interaktion mit anderen Menschen zusammen. Die Entwicklungsaufgaben, die Kinder in der frühen Kindheit bewältigen, sind mit sozialen Kontakten verknüpft. Auch die soziale Entwicklung von Kindern nimmt in der frühen Kindheit zu:

Lebensjahrsoziale Entwicklung
3. Lebensjahr
  • Spielen mit Gleichaltrigen (noch keine Freundschaft mehr Zweckgemeinschaft zum Spielen)
4. Lebensjahr
  • Kinder haben zum ersten Mal eine*n beste*n Freund*in
5. Lebensjahr
  • weitere Freundschaften werden gebildet (auch andere Freundschaften neben besten Freund*innen)
6. Lebensjahr
  • Kinder beginnen selbstständig ihre Spielkameraden zu besuchen

Bindung – Frühe Kindheit

Die Entwicklung in der frühen Kindheit ist stark von der Bindung der Kinder an die Bezugspersonen geprägt. Die Bindung der Kinder in der frühen Kindheit ist am dominantesten bei den Menschen, die das Kind direkt umgeben.

Bezugspersonen sind Personen, an denen sich Kinder orientieren, da sie eine persönliche Bindung zu dieser Person haben. Meistens sind Bezugspersonen die engsten Familienmitglieder wie die Eltern, Großeltern oder Geschwister. Aber auch Erzieher*innen oder Lehrer*innen können Bezugspersonen sein.

Eine Bindung entsteht durch das Bindungsverhalten. Unter einer Bindung wird im Allgemeinen eine emotionale Verbundenheit mit einer oder mehreren Personen verstanden. Eine bedeutungsvolle und bekannte Bindung ist die Eltern-Kind-Bindung. Dabei ist das Kind emotional an die Eltern gebunden und auch die Eltern haben eine emotionale Bindung an ihr Kind. Bindungen können aber auch zwischen nicht verwandten Personen, wie Freunden, vorkommen.

Das Bindungsverhalten tritt immer dann auf, wenn Kinder Trost benötigen, müde sind oder Ähnliches. Wenn es den Kindern gut geht und sie versorgt sind, dann tritt das Explorationsverhalten auf. Hier erkundet das Kind die Welt.

Du kannst Dir also merken, dass das Bindungsverhalten immer auftritt, wenn eine negative Situation besteht. Bindungen entstehen also aus der Bedürftigkeit heraus – Kinder binden sich an ihre Eltern, da sie Trost oder etwas Ähnliches brauchen und das Bindungsverhalten signalisiert der Bezugsperson, dass das Kind etwas benötigt. Aber auch Freunde können einander Trost spenden und Beziehungen knüpfen:

Kinder bilden in der frühen Kindheit erstmals Freundschaften. Die Freundschaften in dieser Phase der Entwicklung entstehen meist durch Gleichartigkeit und Verfügbarkeit. Dabei handelt es sich also nicht um wirkliche Freundschaften, sondern eher um Zweckbeziehungen. Es wird mit einem Kind gespielt, weil es eben gerade da ist und einem vom Alter und den Interessen ähnlich ist. Schon in diesen ersten Freundschaften sind Kinder in der Lage, Kompromisse zu schließen, wenn es zum Beispiel darum geht, wo sie spielen wollen.

Wenn Du zu der Bindung noch mehr erfahren möchtest, dann ließ Dir die Erklärung „Bindungsfähigkeit und Bindungsverhalten“ durch.

Wie uns die frühe Kindheit prägt

Die frühe Kindheit prägt einen Menschen enorm. Besonders wichtig sind dabei die sozialen Bindungen, besonders zu den Eltern. Wie Eltern mit ihren Kindern in dieser wichtigen Phase ihres Lebens umgehen, hat einen großen Einfluss darauf, wie die Kinder später Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. So beeinflussen Eltern ihre Kinder auch noch bis ins Erwachsenenalter hinein.

Eine gute Beziehung zu den Eltern kann unter anderem zu Selbstvertrauen, einem positiven Selbstbild und guten Umgang mit Konflikten führen, was alles wichtige Aspekte für den weiteren Verlauf des Lebens sein können. Eine negative Beziehung zwischen Eltern und Kind kann wiederum negative Auswirkungen haben.

Viele Probleme von Erwachsenen sind in der (frühen) Kindheit begründet. Das können Probleme wie Selbsthass und ein niedriges Selbstwertgefühl sein. Zu welchen Problemen ein niedriges Selbstwertgefühl führen kann, siehst Du im folgenden Beispiel.

Seit Youssef im Kindergarten war, hatte er das Bedürfnis, sich selbst zu beweisen. Er wollte seither immer der Beste in der Schule sein. Das resultierte daraus, dass seine Schwester und alle anderen im Kindergarten im Alter von vier schon viel weiter zählen konnten als er. Einige der Kinder hatten ihm dies unter die Nase gerieben und ließen ihn glauben, dass er dumm sei.

Dies war aber nicht der Fall. Youssef war in der Tat ein sehr aufgeweckter und guter Schüler. Allerdings schätzte er seine Erfolge nicht wirklich wert. Auch als er endlich seinen Schulabschluss mit Auszeichnung bekam, gab ihm dies nicht die erhoffte Befriedigung. Das Bedürfnis sich zu beweisen tritt auch im Rest seines Lebens immer wieder auf.

Zudem kann es im späteren Leben zu sozialen Schwierigkeiten kommen, wenn die Kinder in der frühen Kindheit nicht die Chance bekommen, Freundschaften mit Gleichaltrigen zu knüpfen. Das bedeutet, dass die soziale Entwicklung in der frühen Kindheit nur bedingt stattgefunden hat. Nur wenn Kinder miteinander spielen, können sie das Spielen für sich komplett entdecken und wichtige soziale Erfahrungen machen. Eltern können die Beeinflussung von Gleichaltrigen leider nicht kompensieren, was an dem folgenden Beispiel zu sehen ist:

Die Familie von Yasmin und Youssef hatten Nachbarn mit einer Tochter (Alisa) im Alter von den Zwillingen. Durch eine Krankheit war Alisa dazu gezwungen, zu Hause zu bleiben und konnte somit weder in den Kindergarten noch in die Schule gehen.

Als Alisa elf wurde, hatte sich ihre Gesundheit gebessert und sie konnte zum ersten Mal regelmäßig die Schule besuchen. Sie hatte extreme Schwierigkeiten, Anschluss zu finden und galt in ihrer Klasse als "komisch".

Alisa war vollkommen überfordert, als sie mit so vielen Leuten in ihrem Alter interagieren musste. Sie hatte sich nur mit ihren Eltern, Ärzt*innen und anderen Familienmitgliedern oder Freunden ihrer Eltern unterhalten. Sie wusste nicht, wie sie mit Leuten in ihrem Alter umgehen sollte und sagte immer etwas Falsches. Da sie von den anderen als "komisch" angesehen wurde, erhöhte sich der Druck noch mehr bei Alisa.

Die frühe Kindheit ist für einige Entwicklungsschritte eine entscheidende Phase, welche einen Menschen für den Rest des Lebens positiv oder negativ prägen kann.

Frühe Kindheit (3-6 Jahre) – Das Wichtigste

  • Frühe Kindheit – Definition: Die frühe Kindheit umfasst das dritte bis sechste Lebensjahr und folgt auf das Kleinkinds- und Säuglingsalter. In dieser Entwicklungsphase wird das Kind erstmals mit mehreren Gleichaltrigen konfrontiert (Kindergarten/Vorschule) und kann sich so weiter entwickeln. Die Persönlichkeit und die kognitiven Fähigkeiten des Kindes bilden sich besonders in der frühen Kindheit weiter aus.
  • Körperliche Entwicklung: Koordination von Hand und Fingern verbessert sich, Gleichgewichtssinn verbessert sich.
  • Kognitive Entwicklung: Egozentrisches Denken und Gedächtnis und werden besser.
  • Die Sprache und die Emotionen und Motivation entwickeln sich in der frühen Kindheit enorm.
  • Persönlichkeitsentwicklung und Sozialentwicklung werden in der frühen Kindheit immer wichtiger und können das spätere Leben stark beeinflussen.
  • Die frühe Kindheit ist eine sehr prägende Phase der Entwicklung, weswegen Störungen und Probleme auch längerfristige Folgen haben können.

Nachweise

  1. kita-fachtexte.de: Entwicklungspsychologische Grundlagen der frühen Kindheit und frühpädagogische Konsequenzen. (13.06.2022)
  2. Randhawa (2012). das frühkindliche Selbstkonzept. opus.ph-heidelberg.de (13.06.2022)

Häufig gestellte Fragen zum Thema Frühe Kindheit

Die frühe Kindheit ist eine der vier Entwicklungsphasen, bei der sich viele Fähigkeiten und auch die Persönlichkeit des Kindes entwickeln.

In der frühen Kindheit lernt man Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen. Unter anderem kommt es zu körperlichen und kognitiven Veränderungen, Sprachentwicklung, Entwicklung von Motivation und Emotionen, Persönlichkeitsentwicklung und Sozialentwicklung.

In der Kindheit gibt es die Phasen des Säuglingsalters, der frühen und der mittleren Kindheit.

Die frühe Kindheit ist vom dritten bis zum sechsten Lebensjahr.

Teste dein Wissen mit Multiple-Choice-Karteikarten

Von wann bis wann spricht man von der frühen Kindheit?

Ab welchem Alter können Kinder ihren Namen mit der dominanten Hand schreiben?

Ab wie viel Jahren können Kinder Gegenteile benennen?

Weiter

Schließ dich über 22 Millionen Schülern und Studierenden an und lerne mit unserer StudySmarter App!

Die erste Lern-App, die wirklich alles bietet, was du brauchst, um deine Prüfungen an einem Ort zu meistern.

  • Karteikarten & Quizze
  • KI-Lernassistent
  • Lernplaner
  • Probeklausuren
  • Intelligente Notizen
Schließ dich über 22 Millionen Schülern und Studierenden an und lerne mit unserer StudySmarter App! Schließ dich über 22 Millionen Schülern und Studierenden an und lerne mit unserer StudySmarter App!

Melde dich an für Notizen & Bearbeitung. 100% for free.

Entdecke Lernmaterial in der StudySmarter-App

Google Popup

Schließ dich über 22 Millionen Schülern und Studierenden an und lerne mit unserer StudySmarter App!

Schließ dich über 22 Millionen Schülern und Studierenden an und lerne mit unserer StudySmarter App!

Die erste Lern-App, die wirklich alles bietet, was du brauchst, um deine Prüfungen an einem Ort zu meistern.

  • Karteikarten & Quizze
  • KI-Lernassistent
  • Lernplaner
  • Probeklausuren
  • Intelligente Notizen
Schließ dich über 22 Millionen Schülern und Studierenden an und lerne mit unserer StudySmarter App!