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Auditive Wahrnehmung

Du sitzt gerade mit Deinen Freund*innen in einem Café. Ihr unterhaltet euch angeregt und erst nach einigen Momenten bekommst Du mit, dass der Kellner euch angesprochen hat. Die Verarbeitung im Gehirn von dem, was der Kellner gesagt hat, benötigt also eine bestimmte Zeit, um in Deinem Bewusstsein anzukommen, da Deine Konzentration komplett auf das Gespräch gerichtet ist. 

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Du sitzt gerade mit Deinen Freund*innen in einem Café. Ihr unterhaltet euch angeregt und erst nach einigen Momenten bekommst Du mit, dass der Kellner euch angesprochen hat. Die Verarbeitung im Gehirn von dem, was der Kellner gesagt hat, benötigt also eine bestimmte Zeit, um in Deinem Bewusstsein anzukommen, da Deine Konzentration komplett auf das Gespräch gerichtet ist.

Auch andere Geräusche aus der Umwelt, wie das Vogelzwitschern oder Stimmen anderer Leute, erreichen Dich unbewusst, auch wenn Du nicht Deinen kompletten Fokus auf das Geschehen um Dich herum legst. Bei all dem, was Du bewusst, unbewusst oder auch verzögert hörst, spricht man von der auditiven Wahrnehmung.

Auditive Wahrnehmung – Definition

Die auditive Wahrnehmung umfasst die Aufnahme von Schall über das Gehör und die Interpretation im Gehirn. Sie ist besonders bedeutend für die menschliche Kommunikation.

Die auditive Wahrnehmung beinhaltet einfach erklärt also die Aufnahme von unterschiedlichen Klängen und Geräuschen. Die Töne werden in Form von Schwingungen durch die Umgebung übertragen. Das kann über die Luft, das Wasser oder Vibrationen auf einem Untergrund geschehen.

Insgesamt besitzt das Gehör die Fähigkeit, 20 Signale in der Sekunde als einzelne Klänge zu identifizieren. Wenn mehr als 20 Töne gleichzeitig ablaufen, verschwimmen sie ineinander und werden als einzelner Ton wahrgenommen. Dabei überlagert die tiefste Frequenz die anderen Töne. Die Frequenz ist eine physikalische Maßeinheit, die angibt, wie hoch die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde bei einem Ton ist. Sie bestimmt dabei, wie hoch ein Ton vom menschlichen Ohr wahrgenommen wird.

Der Mensch besitzt zahlreiche weitere Bereiche der Wahrnehmung. Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, dann sieh Dir die Erklärung "visuelle Wahrnehmung" oder die Erklärungen zu den "Sinnesorganen" an.

Auditive Wahrnehmung – Bereiche

Die auditive Wahrnehmung kann in zwei Bereiche eingeteilt werden. In der Regel wird zwischen dem peripheren und dem zentralen Hören unterschieden. Beim peripheren Hören handelt es sich um sämtliche Prozesse, die innerhalb des Ohrs ablaufen. Das zentrale Hören bezieht sich auf die Verarbeitung, die Filterung und die Auswertung der Informationen im Gehirn.

Klick Dich auch in die Erklärung "Hören" rein! Viel Spaß beim Lesen und Lernen!

Die auditive Wahrnehmung im Ohr – Das periphere Hören

Der Schall erreicht im ersten Schritt des Hörens das Außenohr. Dort wird er von der Ohrmuschel eingefangen und in den äußeren Gehörgang geleitet. Im Anschluss wird das Trommelfell durch den Schall in Schwingung versetzt.

Am Trommelfell befindet sich das erste Gehörknöchelchen, der Hammer. Über diesen werden die Schwingungen über die Gehörknöchelchenkette (Hammer, Amboss, Steigbügel) bis ans ovale Fenster weitergeleitet. Somit wandert der Schall vom Mittelohr bis an den Rand des Innenohrs. Das Innenohr ist mit Flüssigkeit gefüllt, die durch die Schallwellen in Bewegung gesetzt wird, sodass Wanderwellen entstehen. Diese werden von den Härchen der Sinneszellen empfangen und in Nervenimpulse übersetzt. Die Nervenimpulse wandern wiederum über den Hörnerv ins Gehirn.

Die auditive Wahrnehmung im Gehirn – Das zentrale Hören

Die auditive Wahrnehmung geschieht im zentralnervösen Anteil des auditiven Systems. Dort läuft die Hörbahn über auf- und absteigende Nervenbahnen und verschiedene Hörkerne. Ausgewertet werden die auditiven Impulse schließlich im Hörzentrum des Gehirns.

In den aufsteigenden Nervenbahnen werden der Anfang und das Ende des Schallreizes wahrgenommen, die Änderung der Frequenz und viele weitere wichtige Aspekte des Schalls. Dies ist wichtig, um gesprochene Sprache und andere Geräusche richtig erkennen und interpretieren zu können.

Auditive Wahrnehmung und phonologische Bewusstheit

Die phonologische Bewusstheit bezeichnet die Anwendung von Wissen über die Sprachstruktur bei der Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von sprachlichen Informationen.

Während Du also einer anderen Person beim Sprechen zuhörst, wendet Dein Gehirn die Informationen über die Sprache an, um das Gesagte überhaupt verstehen zu können. Das Wissen über die Sprachstruktur bezieht sich auf das Erkennen von Anlauten, Endlauten und Inlauten, sowie der Kompetenz aus diesen einzelnen Lauten ein Wort zusammensetzen zu können. Bei dem Wort Esel handelt es sich etwa um den Anlaut "E", die Inlaute "S" und "E" und den Endlaut "L". Gleichzeitig bedeutet die Anwendung von Wissen über die Sprachstruktur, dass Worte auch wieder, wie im folgenden Beispiel, in ihre einzelnen Laute aufgeteilt werden können.

In der Vorschule soll die phonologische Bewusstheit von Leni gefördert werden. Aus diesem Grund muss sie verschiedene Aufgaben zum Erkennen von Lauten, Silben und Reimen lösen.

In einer Aufgabe muss Leni Reime vollenden. Bei dem Satz "Da vorn sitzt ein Hase, der hat auch eine..." erkennt sie richtig das fehlende Wort "Nase".

In einer weiteren Übung soll sie die Silben des Wortes Kinderriegel herausfinden. Dabei hilft ihr das Silbenklatschen, indem sie bei jeder Silbe mit den Händen klatscht. Dadurch teilt sie das Wort Kinderriegel richtig in die Silben Kin-der-rie-gel auf.

Aufgrund der verschiedenen Schwierigkeitsgrade der Aufgaben zum Erkennen der Sprachstruktur wird beim Training der phonologischen Bewusstheit häufig mit dem Erkennen von Reimen begonnen, sowie mit der Aufteilung von Worten in Silben. Erst danach folgt die tatsächliche Lauterkennung. Probleme in der phonologischen Bewusstheit zeichnen sich primär durch eine Lese-Rechtschreibstörung aus.

Auditive Wahrnehmung – Entwicklung

Die Entwicklung der auditiven Wahrnehmung beginnt bereits bei Föten im Uterus. Schon ab der 22. Schwangerschaftswoche reagiert der menschliche Fötus auf Geräusche von außerhalb und das Ohr ist bei der Geburt vollständig entwickelt. Dennoch verbessert sich die auditive Wahrnehmung von Kindern im Laufe der Zeit, da sich die Interpretation von akustischen Reizen im Gehirn verbessert. Wie diese Entwicklung bei einem Kind aussehen kann, kannst Du der folgenden Tabelle entnehmen.

AlterFähigkeiten
vor der Geburt
  • Entwicklung des Ohrs
  • bereits Reaktionen auf akustische Reize
ab der Geburt
  • bereits vollständig entwickeltes Ohr
  • Reaktion auf akustische Reize durch Reflexe (Mimik, Blick)
Geburt bis drei Monate
  • richtige Zuordnung von Geräuschen (z. B. Stimmen der Eltern)
drei bis sechs Monate
  • Interesse an unterschiedlichen Geräuschen entwickelt sich
mit sechs Monaten
  • Interesse an Musik
  • Verständnis verschiedener Intonationsmuster (Betonung von Wörtern und Sätzen, z. B. bei Fragesätzen)
mit neun Monaten
  • Verständnis von Wörtern (z. B. der eigene Name)
mit einem Jahr
  • sichere Lokalisation von Geräuschquellen
  • Beginn der Reproduktion eigener Wörter
mit zwei Jahren
  • Verständnis von Verboten, Aufforderungen und Fragen
mit drei bis vier Jahren
  • bewusste Wahrnehmung und Unterscheidung verschiedener Laute
  • Verständnis komplexer Sprachäußerungen

Diese Entwicklung kann durch die verschiedensten Gründe negativ beeinflusst werden, die jedoch nicht immer ganz eindeutig zugeordnet werden können. Möglich ist ein Sauerstoffmangel bei der Geburt oder falsch behandelte Erkrankungen des Mittelohrs. Wenn eine Störung in der Entwicklung auftritt, kann diese durch verschiedene Tests der auditiven Wahrnehmung identifiziert werden.

Auditive Wahrnehmung – Test

Es gibt zahlreiche Tests, die eingesetzt werden, um zu überprüfen, ob eine auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung vorliegt. Das wird aber erst dann untersucht, wenn geklärt ist, dass keine Schädigung im Hörorgan selbst vorliegt, sondern das schlechte Hören auf eine fehlerhafte Verarbeitung im Gehirn zurückzuführen ist. Daher beginnen die Tests zuerst mit einer generellen Überprüfung des Gehörs.

Wenn eine Störung der auditiven Wahrnehmung bereits im Kindheitsalter vorliegt, ist es möglich, schon am Verhalten des Kindes erste Anzeichen dafür zu erkennen. Dazu gehört, dass die Richtung, aus der Geräusche kommen, nicht richtig zugeordnet werden können, die Konzentration bei hoher Lautstärke deutlich nachlässt und ähnlich klingende Laute häufig verwechselt werden. Bei Erwachsenen können Symptome einer auditiven Wahrnehmungsstörung auch mit dem altersbedingten Nachlassen des Gehörs verwechselt werden.

Es existieren zahlreiche zuverlässige Tests, um eine auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung zu diagnostizieren. Viele davon werden mit Kopfhörern durchgeführt, indem die Person die Richtung oder Intensität des Schalls bestimmen muss. Solche Tests werden auch Lautdifferenzierungstests oder auditive Screenings genannt.

Daneben werden verschiedene Wort- und Satztests angewandt, bei denen untersucht wird, ob bestimmte Sprachlaute auseinandergehalten werden können (z. B. "s" und "sch").

Ohne das Gehör kann die Lautsprache nicht gelernt werden. Deswegen gibt es einige Therapien, die bei Kindern bereits früh eingesetzt werden, um die auditive Wahrnehmung zu verbessern.

Auch mit eingeschränkter auditiver Wahrnehmung ist Kommunikation möglich. In Deutschland kommt dafür unter anderem die deutsche Gebärdensprache zum Einsatz.

Auditive Wahrnehmung fördern

Eine Förderung der auditiven Wahrnehmung geschieht insbesondere dann, wenn eine Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung vorliegt. Das bedeutet, dass das Hörorgan normal funktioniert, das Hörverständnis im Gehirn jedoch beeinträchtigt ist.

In diesem Fall kann eine logopädische Therapie angewandt werden, wobei die genauen Probleme untersucht werden. Bei der logopädischen Therapie werden Probleme mit der Stimme, der Sprache und dem Sprechen diagnostiziert und behandelt, um die Kommunikationsfähigkeit einer Person zu verbessern.

Somit kann durch spezielle Übungen gezielt auf die auditive Wahrnehmung eingewirkt werden. Viele der Übungen lassen sich auch im Alltag selbstständig durchführen. Möchtest Du Deine auditive Wahrnehmung fördern, solltest Du beispielsweise:

  • viel sprechen & zuhören
  • Musik hören
  • Reimen
  • Töne orten
  • Sprachspiele (z. B. Ich packe meinen Koffer ...)
  • Wortketten bilden (z. B. Apfelbaum – Baumhaus – Haustür...)

Auditive Wahrnehmung – Beispiele

Der Mensch nimmt die Umwelt um sich herum durchgehend auditiv wahr, ohne dass er bewusst darauf achten muss. Durch eine zielgerichtete Aufmerksamkeit auf auditive Reize können jedoch richtige Interpretationen und daraus folgende Verhaltensweisen entstehen. Ein Beispiel für diese Art der Wahrnehmung wird im Straßenverkehr deutlich.

Louisa fährt mit dem Auto zur Arbeit. Als sie sich gerade auf der Autobahn befindet, nimmt sie die Sirene eines Rettungswagens wahr, der sich ihr von hinten nähert. Daher wechselt sie auf die rechte Spur und fährt etwas langsamer, um das Gefährt vorbeizulassen. Ihre auditive Wahrnehmung ermöglicht ihr also, das Geräusch der Sirene wahrzunehmen, es richtig zu identifizieren und schließlich die passende Handlungsweise dazu durchzuführen.

Nach einiger Zeit hört Louisa plötzlich ein lautes Brummen, das nicht zu den sonstigen Geräuschen ihres Autos gehört. Da sie sich unsicher ist, worum es sich dabei handelt könnte, fährt sie sehr viel langsamer, damit sie im Notfall schnell anhalten kann und verlässt bei der nächsten Möglichkeit die Autobahn. Auch hierbei hilft ihr ihre auditive Wahrnehmung eine richtige Verhaltensweise herauszufinden.

Louisa fährt nun über die Landstraße. Ein entgegenkommendes Auto hupt sie an und Louisa merkt, dass sie die ganze Zeit die Nebelschlussleuchte an hatte. Louisa hat durch die auditive Wahrnehmung das Hupen des entgegenkommenden Autos richtig als Zeichen für eine mögliche Gefahr interpretiert.

Die komplexen Prozesse der auditiven Wahrnehmung finden im Alltag also auch immer gleichzeitig mit allen anderen Aspekten der menschlichen Wahrnehmung statt. Während Du etwa diesen Text durch die visuelle Wahrnehmung aufnimmst, strömen zur selben Zeit viele auditive Reize auf Dich ein, die für das bewusste Lesen von Deinem Gehirn größtenteils schnell wieder ausgeblendet werden.

Die Wahrnehmung ist ein spannendes Themenfeld, das neben der auditiven Perspektive noch einige weitere Formen umfasst. Lies Dich also mit der Erklärung "visuelle Wahrnehmung" noch weiter in die Materie ein.

Auditive Wahrnehmung – Das Wichtigste

  • Die auditive Wahrnehmung umfasst die Aufnahme von Schall über das Gehör und die Interpretation im Gehirn.
  • Die phonologische Bewusstheit bezeichnet die Anwendung von Wissen über die Sprachstruktur bei der Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung von sprachlichen Informationen.
  • Ab der 22. Schwangerschaftswoche reagiert der menschliche Fötus auf Geräusche und das Ohr ist bei der Geburt vollständig entwickelt.
  • Eine Störung der auditiven Wahrnehmung im Kindheitsalter vorliegt, lässt sich bereits am Verhalten des Kindes erkennen.
  • Durch häufiges Sprechen, Zuhören und verschiedene Übungen lässt sich die auditive Wahrnehmung fördern.

Nachweise

  1. Imhof (2003). Zuhören: Psychologische Aspekte auditiver Informationsverarbeitung. Vandenhoek & Ruprecht.
  2. Müsseler; Rieger (2017). Allgemeine Psychologie. Springer Verlag.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Auditive Wahrnehmung

Eine auditive Wahrnehmungsstörung äußert sich bereits im Verhalten von Kindern. Dazu gehört unter anderem:


  • Die Richtung, aus der Geräusche kommen, kann nicht richtig zugeordnet werden.
  • Konzentration bei hoher Lautstärke lässt deutlich nach.
  • Ähnlich klingende Laute werden häufig verwechselt.

Die auditive Wahrnehmung ist die Aufnahme von Schall über das Gehör und die Interpretation im Gehirn.

Die auditive Wahrnehmung ist wichtig, um verschiedene Geräusche richtig identifizieren und zuordnen zu können. Außerdem spielt sie beim Erwerb der Lautsprache, des Lesens und Schreibens eine essenzielle Rolle.

Die auditive Wahrnehmung kann man durch verschiedene Übungen fördern. Dazu gehören unter anderem:


  • viel sprechen & zuhören
  • Musik hören
  • Reimen
  • Töne orten
  • Sprachspiele (z. B. Ich packe meinen Koffer, ...)
  • Wortketten bilden

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