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Beim Lesen nehmen die meisten Menschen die Buchstaben über ihren Sehsinn schwarz auf weiß wahr. Hört man eine Melodie, dann wird diese auch über den Gehörsinn als solche erfasst. Zumindest ist das für die meisten von uns so. Es gibt allerdings auch Ausnahmen: Menschen mit Synästhesie.Synästhesie ist eine besondere Form der Wahrnehmung, wobei man äußere Reize nicht nur über eine…
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Jetzt kostenlos anmeldenBeim Lesen nehmen die meisten Menschen die Buchstaben über ihren Sehsinn schwarz auf weiß wahr. Hört man eine Melodie, dann wird diese auch über den Gehörsinn als solche erfasst. Zumindest ist das für die meisten von uns so. Es gibt allerdings auch Ausnahmen: Menschen mit Synästhesie.
Synästhesie ist eine besondere Form der Wahrnehmung, wobei man äußere Reize nicht nur über eine Sinnesempfindung erfährt. Es gibt zum Beispiel Menschen, die einzelnen Ziffern eine bestimmte Farbe zuordnen.
Synästhesie bezeichnet die Kopplung zweier oder mehrerer physisch getrennter Konstellationen der Wahrnehmung.
Eine Synästhesie kommt dadurch zustande, dass Sinnesmodalitäten miteinander verflochten sind. Diese Verbindung betrifft die Verknüpfung von Farbe, Temperatur, Ton, Musik oder Räumlichkeit. Nimmt ein bestimmtes Sinnesorgan einen Reiz wahr, dann wird auch ein anderes Sinnesorgan gleichzeitig miterregt.
Eine Synästhesie ist teilweise genetisch bedingt. Laut einer Studie gaben 43 % der befragten Synästheten an, dass mindestens ein weiterer Synästhet unter ihren Verwandten ersten Grades sei. Etwa 4 % der Bevölkerung weisen mindestens eine Form der Synästhesie auf.
Dabei ist eine Synästhesie keine Krankheit. Es ist lediglich eine physiologische Variante menschlichen Bewusstseins, also einfach eine andere Art der Wahrnehmung.
Der Begriff "Synästhesie" wird aus den altgriechischen Wörtern "syn" für "zusammen" und "aisthesis" für "Empfinden" abgeleitet. Das heißt, mehrere Sinne werden gleichzeitig empfunden. Es werden zwei oder mehrere unterschiedliche Gehirnregionen gleichzeitig aktiv. Beim Hören von Farben sind beispielsweise das Hör- und Sehzentrum zur gleichen Zeit aktiv.
Eine Synästhesie gilt jedoch nicht nur die fünf klassischen Sinne, also das Sehen, Riechen, Hören, Tasten und Schmecken. Ein Beispiel für eine Synästhesie, die den Geschmackssinn betrifft, ist, wenn Betroffene Farben schmecken:
Sieht ein Betroffener die Farbe Rot, dann empfindet er dabei beispielsweise einen sauren Geschmack. Bei der Farbe Blau empfindet er einen süßen Geschmack.
Betroffen sind ebenso Emotionen. Hier können Farben bestimmte Gefühle auslösen, wie Du am folgenden Beispiel der "Gefühlssynästhesie" sehen kannst:
Sieht ein Betroffener die Farbe Rot, dann empfindet er dabei ein warmes und wohliges Gefühl. Bei der Farbe Blau fühlt er sich unwohl und traurig.
Versuchspersonen, denen verschiedene Farben gezeigt werden, weisen in solchen Fällen tatsächliche körperliche Reaktionen, wie zum Beispiel Herzrasen, auf.
Synästhesien sind nicht steuer- oder kontrollierbar. Sie passieren unwillkürlich. Jedoch treten sie stets durch einen Auslöser auf.
Die Ursachen für eine Synästhesie sind eine Mischung aus genetischen Gründen, Zufall und Erfahrung. Die Annahme der angeborenen Synästhesie ist in der Wissenschaft umstritten. Das liegt daran, dass eine Synästhesie erst dann auftritt, wenn die auslösenden Sinnesreize erfahren und gelernt wurden.
Deshalb gehen Wissenschaftler davon aus, dass Synästhesien erst nach der Geburt entwickelt werden. Die Erfahrung spielt dabei eine große Rolle, vor allem dann, wenn gelernte Inhalte, wie das Alphabet, Monate oder Wochentage, die Synästhesie auslösen.
In Abbildung 1 siehst Du eine Veranschaulichung des "farbigen Hörens".
Es gibt verschiedene Arten der Synästhesie. Diese betreffen verschiedene Sinneswahrnehmungen, wie die Empfindungen beim Sehen oder Hören. Es können auch mehrere Arten der Synästhesie bei einer Person vorkommen. Die häufigsten Formen lernst Du in der folgenden Tabelle kennen.
Art der Synästhesie | Beschreibung | Beispiel |
Graphem-Farb-Synästhesie | Buchstaben und/oder Zahlen treten in Verbindung mit einem Farbeindruck auf. | Der Buchstabe A ist dunkelblau. Der Buchstabe B dunkelgrün. |
Farbiges Hören | Ein Geräusch und/oder Musik werden in Farbe und/oder Formen wahrgenommen. | Ein G-Akkord auf der Gitarre wird als Gelb wahrgenommen. |
Sequenz-Raum-Synästhesie | Zeiteinheiten verfügen über eine bestimmte räumliche Anordnung vor dem inneren Auge. | Wochentage, Monate oder auch Ziffern (s. Abbildung 2) |
Ordinal Linguistic Personification (OLP) | Schriftzeichen werden nicht nur mit Farbe und Form, sondern auch mit einem Geschlecht, Charaktereigenschaften oder Emotionen verbunden. | Der Buchstabe E wird als weiblich wahrgenommen oder mit der Emotion der Freude verbunden. |
Gefühlssynästhesie | Emotionen werden farbig und/oder als Form wahrgenommen. | Wut wird zum Beispiel in der Farbe Rot wahrgenommen. |
Person-Farb-Synästhesie | Persönlichkeiten und/oder einer Person wird eine jeweils charakteristische Farbe oder Ziffer zugeordnet. | Der beste Freund wird beispielsweise der Farbe Blau zugeordnet. |
Ticker-Tape-Synästhesie | Gesprochene, gehörte, gedachte Worte werden für Sekundenbruchteile vor dem inneren Auge eingeblendet. | Anna wird bei ihrem Namen gerufen und als sie diesen Ausruf hört, sieht sie ihren Namen kurz bildlich vor ihrem inneren Auge. |
Lexikal-gustatorische Synästhesie | Worte haben eine bestimmte Geschmacksrichtung und/oder eine spürbare Textur auf der Zunge. | Das Wort "Schnee" hat beispielsweise einen bitteren Geschmack. |
Es gibt noch weitere Arten der Synästhesie. Zum Beispiel können Geschmacksrichtungen, Gerüche oder Körperempfindungen durch visuelle Empfindungen begleitet werden. Die Formen der Synästhesie sind so vielfältig wie die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten unserer unterschiedlichen Sinneswahrnehmungen.
In Abbildung 2 kannst Du sehen, wie die Wahrnehmung bei der Sequenz-Raum-Synästhesie aussehen kann, wenn Zeiteinheiten über eine bestimmte räumliche Anordnung vor dem inneren Auge verfügen. In diesem Fall werden unter anderem Wochentage in verschiedenen Formen wahrgenommen:
Der Wochentag Montag wird zum Beispiel als Kreis wahrgenommen bzw. vor dem inneren Auge abgebildet, während der Dienstag als Quadrat erscheint.
Synästhesien sind individuelle und verschiedene Wahrnehmungen. Sie sind für sich allein jedoch keine Symptome von Störungen. Ähnliche Symptome können nämlich auch krankheitsbedingt, zum Beispiel nach Erblinden oder drogeninduziert, auftreten.
Symptome einer Synästhesie werden je nach Art und Person anders empfunden. Eine Synästhesie findet durch eine Art Kreuzverdrahtung der Nerven und Gehirnsynapsen statt, die mit den fünf Sinnen verbunden sind. Das bedeutet, dass verschiedene Synapsen innerhalb des Gehirns miteinander verbunden sind, zwischen denen sonst keine Verbindung besteht. Keine zwei Synästhetiker haben hierbei exakt das gleiche Verdrahtungsschema.
Eine Synästhesie findet durch zusätzliche Verbindungen zwischen zwei (oder mehreren) Gehirnarealen statt, in denen die Sinnesreize verarbeitet werden. Diese Verbindungen können mithilfe von einer sogenannten Magnetresonanztomographie (MRT) sichtbar gemacht werden.
Bei der Synästhesie wird ein primär nicht beteiligtes Gehirnareal zusätzlich erregt. Diese Wahrnehmungen beruhen auf neuronalen Verbindungen zwischen zwei oder mehreren Arealen des Gehirns, die Sinnesreize (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen) verarbeiten.
Diese Verbindung zwischen den Gehirnarealen beschränken sich jedoch nicht nur auf Sinnesorgane. Es existieren auch Verknüpfungen anderer neuronaler Strukturen und Bereiche. Dazu gehören beispielsweise Bereiche, die für Gefühle/Emotionen zuständig sind.
Es gibt viele verschiedene Tests zum Erkennen von Synästhesie. Welcher Test anschlägt, hängt von der Art der Synästhesie ab. Jedoch sollte man, wenn man durch so einen Test eine eventuelle Synästhesie feststellt, dies stets mit einem Arzt besprechen, da auch andere Gründe für eine andersartige Wahrnehmung vorliegen können.
Eine bekannte Variante ist der "Pop-Out-Test". Hier werden schwarz gedruckte Zahlen oder Buchstaben untereinander gemischt (linkes Bild). Ein Synästhetiker, der zum Beispiel die Zahl 2 als rot und die Zahl 5 als grün wahrnimmt, würde die untergemischten Zahlen leichter erkennen (rechtes Bild).
Du möchtest Tests zu den Arten der Synästhesie machen? Einen weiteren Test findest Du zum Beispiel auf der Internetseite der Universität Düsseldorf.
Synästhesie findet man in allen gesellschaftlichen Schichten und Berufen. Menschen mit Synästhesie besitzen einzigartige Fähigkeiten, die ihnen durch ihre besondere neuronale Struktur ermöglicht wird. Aber sind Menschen mit Synästhesie deshalb auch überdurchschnittlich intelligent?
Es gibt verschieden Merkmale, die statistisch gesehen häufig auf Menschen mit Synästhesie zutreffen:
erhöhte Kreativität
erhöhte Merkfähigkeit
bessere Vorstellungskraft/Bilderdenken
bessere Detailwahrnehmung
verstärkte Sensibilität für Sinneswahrnehmungen
erhöhte emotionale Empathie
Ob Menschen mit Synästhesie also überdurchschnittlich intelligent sind, wurde noch nicht bestätigt. Die starke Ausprägung der oben genannten Fähigkeiten und Eigenschaften führt aber dazu, dass häufig ein Zusammenhang zwischen Synästhesie und erhöhter Intelligenz vermutet wird.
Das Erlernen von Synästhesie ist nicht möglich. Die Befähigung zur Synästhesie entsteht durch zusätzliche Verbindungen innerhalb verschiedener Areale des Gehirns. Man geht davon aus, dass Synästhesie durch eine körperliche Voraussetzung entsteht. Eine Synästhesie ist also nicht beeinflussbar.
Es gibt unter anderem folgenden Arten von Synästhesie: Graphem-Farb-Synästhesie, Farbiges Hören, Sequenz-Raum-Synästhesie, Ordinal Linguistic Personification (OLP), Gefühls-Synästhesie, Person-Farb-Synästhesie, Ticker-Tape-Synästhesie und Lexikal-gustatorische Synästhesie.
Es gibt verschiedene Tests, mit der man eine Synästhesie erkennen kann, je nachdem welche Art der Synästhesie vorliegt.
Bei der Diagnostik werden auch Verhaltenstests und Hirnscans eingesetzt. Für eine sichere Diagnose sollte man jedoch einen Arzt aufsuchen.
Nein, Synästhesie ist keine Krankheit. Es ist lediglich eine physiologische Variante menschlichen Bewusstseins. Im Gegenteil oft hat man durch die andere Art der Wahrnehmung Vorteile, selten Nachteile.
Nein, man kann Synästhesie nicht lernen. Sie hängt meist mit zusätzlichen neuralen Verbindungen im Gehirn zusammen und ist deshalb nicht erlernbar.
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