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Die Psychologie gilt als eine empirische Wissenschaft, die sich mit dem Erleben und Verhalten des Menschen befasst. Der Begriff stammt vom griechisch-lateinischen Psychologia ab und wird als "Lehre von der Seele" übersetzt.
Heutzutage ist die Psychologie nicht mehr wegzudenken. Dabei wird zwischen der Alltagspsychologie und der wissenschaftlichen Psychologie unterschieden.
Erstere befasst sich vor allem mit dem Bilden von Erklärungen für psychologische Phänomene im täglichen Leben. Sie beobachtet und erforscht also Alltagssituationen, die dann mit dem "gesunden Menschenverstand" bewertet werden.
Die wissenschaftliche Psychologie hingegen stellt Hypothesen auf, die durch methodische und neutrale Versuchsanordnungen verifiziert werden müssen. Sie verwendet klare Definitionen, ihre Aussagen sind widerspruchsfrei und ihre Erkenntnisse sind empirisch nachprüfbar. Dadurch können Theorien gebildet werden, die zu generellen Erklärungen und Vorhersagen werden. Dadurch wird sie objektiv.
In der StudySmarter Erklärung "Abgrenzung der Wissenschaft Psychologie zur Alltagspsychologie" bekommst du einen tieferen Einblick in die Merkmale und Unterschiede zwischen der wissenschaftlichen Psychologie und der meist gängigeren Alltagspsychologie.
Um wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen, müssen systematische Verfahren gewählt werden. Dazu gehören zum Beispiel experimentelle Untersuchungsmethoden, Fragebögen und Interviews. Damit sucht die Psychologie nach Regeln, die für alle Menschen oder bestimmte Gruppen gelten.
Fallbeispiel wissenschaftlicher Psychologie: Rauchverhalten
Man möchte herausfinden, welchen Einfluss die Stimmung der Raucher*innen auf ihr Rauchverhalten hat. Dabei ist die erste Beobachtung, dass scheinbar gestresste Menschen häufiger zur Zigarette greifen, um sich zu beruhigen. Daraus wird die Theorie aufgestellt, dass Stress das Rauchverhalten von Raucher*innen bestärkt.
Um daraus eine wissenschaftliche Erkenntnis zu gewinnen, folgt eine systematische und methodische Versuchsanordnung. Ein Verfahren könnte sein, dass eine Gruppe von Raucher*innen über einen gewissen Zeitraum Tagebuch führen sollen. In diesem sollen sie jeden Tag ihre Stimmung angeben und notieren, wie viele Zigaretten sie geraucht haben.
Diese Informationen werden anschließend statistisch ausgewertet und interpretiert, bis eine empirisch nachprüfbare Aussage getroffen werden kann.
Alle psychologischen Studien, die du in Büchern und den Medien findest, sind Beispiele der wissenschaftlichen Psychologie. Viele sind sehr bekannt und haben einen großen Einfluss auf die heutigen Erkenntnisse über die Menschen und ihr Verhalten.
Du wirst in weiteren StudySmarter Artikeln einige dieser Studien kennenlernen. Ein Beispiel ist die Bobo-Doll-Studie des Psychologen Albert Bandura, welche du in dem Artikel zum Behaviorismus findest.
Nun geht es um die Frage, wie sich die Psychologie überhaupt zu einer wissenschaftlichen Disziplin entwickelt hat. Dabei gibt es vor allem zwei wissenschaftstheoretische Grundlagen, auf welchen die wissenschaftliche Psychologie beruht:
Diese Strömung, die aus dem 20. Jahrhundert stammt, will vor allem wissenschaftlich kontrollierbare und überprüfbare Erkenntnisse gewinnen. Dabei stützt sie sich auf vorhandene Erfahrungen. Um eine wissenschaftliche Sichtweise auf die Dinge zu schaffen, hat der Logische Empirismus das Induktionsprinzip entwickelt.
Bei der Induktion schließt man vom Einzelnen auf das Ganze. Aus einer Beobachtung wird also eine allgemeine Erkenntnis oder ein Naturgesetz.
Beobachtung: "Gestern Morgen habe ich beobachtet, wie die Sonne aufgeht. Heute Morgen ging sie auch auf. Also muss sie wohl jeden Morgen aufgehen."
Erkenntnis/Naturgesetz: Jeden Morgen geht die Sonne auf.
Den umgekehrten Vorgang nennt man dann Deduktion. Das heißt, man schließt von einer allgemeinen Erkenntnis auf Einzelfälle.
Du siehst, dass hier durch induktive Verallgemeinerungen deduktive Schlussfolgerungen gezogen werden. Da dieser Prozess jedoch oft ein vorschneller und nicht verifizierbarer ist, wird der Logische Empirismus heute kritisch hinterfragt. Hier besteht also wie in der alltagspsychologischen Vorgehensweise die Gefahr zu subjektiven Aussagen, die als wissenschaftliche Aussagen angesehen werden.
Der Kritische Rationalismus ist ein Ansatz, der sich auf eine methodische (planmäßig), undogmatische und rationale (vernünftige) Problemlösung stützt. Diese Denkrichtung, die auf den österreichisch-britischen Philosophen Karl Popper (1902—1994) zurückgeht, möchte damit einen vorsichtig optimistischen Blickwinkel auf das Leben und die Dinge schaffen. Sie nimmt an, dass alles im Leben Problemlösen ist und stützt sich damit auf positive Wahrnehmungen.
Es ist eine Lebenseinstellung, die zugibt, dass ich mich irren kann, dass du recht haben kannst und dass wir zusammen vielleicht der Wahrheit auf die Spur kommen werden. — Karl Popper
Abbildung 2: Karl Popper
Karl Popper hat den kritischen Rationalismus vor allem durch seine Auseinandersetzung mit der Wissenschaftstheorie des Logischen Empirismus geprägt. Denn im Gegensatz zum Logischen Empirismus vertrat er die Grundidee, dass auch die sicherste Theorie falsch sein könnte. Somit hat er dem Prinzip der Induktion und Verifikation das Prinzip der Falsifikation entgegengesetzt.
Was bedeutet das nun genau?
Das Prinzip der Falsifikation besagt, dass eine Hypothese niemals bewiesen, aber gegebenenfalls widerlegt werden kann.
"Alle Schwäne sind weiß."
Beim Prinzip der Induktion wird davon ausgegangen, dass durch eine ausreichende Anzahl an Beobachtungen allgemeine Aussagen gemacht werden können, die einen Gesetzescharakter haben.
Eines der bekanntesten Beispiele ist das der schwarzen Schwäne.Beobachtung: Dieser Schwan ist weiß oder alle bekannten Schwäne sind weiß.
Schlussfolgerung: Daher sind alle Schwäne weiß.
Sind wirklich alle Schwäne weiß? Die klassische Wissenschaftstheorie sah es als ihre Aufgabe an, Hypothesen wie diese zu beweisen oder eben aus Beobachtungen herzuleiten. Jedoch müsste man dann von Einzelfällen auf eine allgemeine Regel schließen. Wenn man dann einen schwarzen Schwan sehen würde, würde man erkennen, dass die Aussage, alle Schwäne seien weiß, falsch ist.
Du siehst hier also, dass der Falsifikationismus immer nach einem Hinterfragen, einer Falsifizierung, von Hypothesen sucht, statt eine beweisen zu wollen.
Die wissenschaftliche Psychologie ist vor allem durch ihre Empirie gekennzeichnet. Das bedeutet, dass Erkenntnisse mithilfe von systematischen Datenerhebungen gewonnen werden. Dazu gehören zum Beispiel:
Diese Vorgehensweisen dienen dazu, zu möglichst objektiven Erkenntnissen über menschliches Erleben und Verhalten (Handeln) im Alltag zu gelangen. Das schafft den Unterschied zur alltäglichen Psychologie, deren Aussagen auf subjektiven Erfahrungen und Beobachtungen beruhen, was nicht als wissenschaftliche Methode angesehen werden kann.
Die wissenschaftliche Psychologie beschäftigt sich mit der Psyche von Menschen. Daher gilt sie als Humanwissenschaft. Dennoch hat die Öffentlichkeit kein klares Bild von ihr als Wissenschaft. Sie orientiert sich eher an Anwendungsgebieten, die vor allem von der Psychoanalyse geprägt sind.
Oft steht die Psychologie im Schatten anderer Forschungsbereiche, mit welchen sie eng zusammenarbeitet. Das liegt vor allem daran, dass verbesserte technologische Untersuchungsmethoden, z. B. Hirnforschung, immer wieder neue Erkenntnisse liefern.
Die Frage nach dem Gegenstand der Psychologie als Wissenschaft lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:
Der Gegenstand der Psychologie sind Verhalten, Erleben und Bewusstsein des Menschen, deren Entwicklung über die Lebensspanne und deren innere (im Individuum angesiedelte) und äußere (in der Umwelt lokalisierte) Bedingungen und Ursachen.— Philip Zimbardo (1988)
Da die Psychologie wissenschaftstheoretisch schwer einzuordnen ist, fällt eine klare Definition ihrer Aufgaben und Fragestellungen auch oft schwierig.
Die Psychologie ist sozusagen eine Integrationsfunktion an der Schnittstelle von Geisteswissenschaften, Gesellschaftswissenschaften und Naturwissenschaften.
Zudem hat sie keinen eindeutigen Gegenstandsbegriff, denn dieser ist abhängig von dem jeweiligen Ansatz, der Betrachtungsweise und Aufgabenstellung sowie dem Forschungsschwerpunkt.
Die Psychologie ist nicht immer eine Grundlagendisziplin, sondern agiert oft als Neben- oder Hilfswissenschaft für andere Disziplinen.
Weil die Psychologie sich als die Wissenschaft vom (menschlichen) Erleben und Verhalten versteht, die sogar physiologische Vorgänge miteinschließt, hat ihr Forschungsgegenstand mehrere Seiten. Und diese können komplett verschiedene methodische Zugänge verlangen. Dazu gehören:
Damit umfasst die Psychologie-Methoden der Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften.
Nun weißt du, dass die Psychologie das Verhalten und Erleben des Menschen im Alltag verstehen möchte. Beides ist gut beobacht- und beschreibbar. Wenn es aber zu menschlichem Bewusstsein kommt, sieht das schon wieder anders aus. Wie genau lässt sich Bewusstsein beobachten und verstehen? Das ist eine der Fragen, mit denen sich die Psychologie auseinandersetzt. Daraus ergeben sich zahlreiche weitere Fragen über den Menschen, sein Bewusstsein, sein Verhalten, seine Wahrnehmung und Entwicklung.
Hier sind ein paar Beispiele:
Vielleicht fallen dir selbst direkt weitere Fragen ein, die du dir schon einmal gestellt hast. Du siehst, diese Liste kann beliebig lang weiter geführt werden. Und um all diese Fragen beantworten zu können, wurden in der Psychologie wissenschaftliche Methoden entwickelt. Zudem hat sie, wie oben schon genannt, Methoden aus anderen Disziplinen übernommen, die ihr dabei helfen, das Verhalten des Menschen zu analysieren, zu beschreiben, zu erklären und vorherzusagen.
Die Psychologie lässt sich in wissenschaftlich-theoretische Grundlagendisziplinen und Anwendungsdisziplinen unterteilen.
Zu den verschiedenen Grundlagen- und Anwendungsdisziplinen findest du viele weitere Artikel bei StudySmarter! Damit kannst du ganz einfach die einzelnen Fragestellungen, Methoden und Erklärungen der Psychologie vertiefen.
Ein wichtiger Teil der wissenschaftlichen Psychologie ist es, Theorien zu formulieren. Mit einer Theorie soll der aktuelle Zustand des Menschen unter Beachtung seiner individuellen Prägung beschrieben werden, um dann Aussagen über Verhaltensweisen im situativen Kontext und im Alltag treffen zu können.
Um Theorien formulieren zu können, nutzt die Psychologie Erkenntnisse, die sie durch Experimente, Untersuchungen und Beobachtungen gewinnt.
Da es jedoch verschiedene Blickwinkel der Betrachtung und Paradigmen gibt, entstehen unterschiedliche Erklärungsansätze und Theorien. Somit macht die Psychologie es auch zu ihrem Gegenstand, verschiedene Ansätze und Sichtweisen zu erklären. Das Ziel dabei ist, ein mehrdimensionales Bild zu erschaffen, das nachvollziehbar ist und als Grundlage für weitere anwendungsorientierte Richtungen der Psychologie dienen kann.
Die folgende Grafik veranschaulicht, wie Paradigmen, Methoden, Theoriebildung und Anwendung in Bezug auf das Erleben, Verhalten und Bewusstsein des Menschen zusammenhängen.
Die Psychologie kann keinem wissenschaftlichen Bereich eindeutig zugeordnet werden. Sie kann entweder als eigenständige Wissenschaft, als Hilfs- und Nebenwissenschaft oder als Verbindung vieler wissenschaftlicher Disziplinen angesehen werden.
Die Psychologie ist eine eigenständige Wissenschaft, eine Hilfs- und Nebenwissenschaft sowie eine interdisziplinäre Wissenschaft, die viele Disziplinen miteinander verbindet. Das ist einer der großen Unterschiede zwischen ihr und anderen wissenschaftlichen Disziplinen.
Psychologie und Neurowissenschaften
Vor allem in den letzten Jahren wurde immer deutlicher, wie eng die Psychologie mit den Neurowissenschaften verbunden ist. Durch die Weiterentwicklung beider Disziplinen gelang man zu immer spektakuläreren Forschungsergebnissen. Davon profitiert vor allem die Hirnforschung, da es immer bessere technische Möglichkeiten und Verfahren sowie wissenschaftliche Methoden gibt, um Ergebnisse zu gewinnen, z. B. funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT). Und warum hängen genau diese zwei Disziplinen so eng zusammen? Weil die Psyche des Menschen ohne neuronale Aktivitäten überhaupt nicht denkbar wäre.
Hier siehst du eine Übersicht der verschiedenen Disziplinen, mit denen die Psychologie eng verbunden ist. Sie liefert den Hintergrund über menschliches Erleben und Verhalten, der in vielen anderen Disziplinen Verwendung findet, und verbindet diese dabei auch immer wieder. Deshalb wird die Psychologie auch als interdisziplinäre Wissenschaft bezeichnet.
Human Factors: Die psychologische Forschung über menschliches Verhalten wird mit Techniken und Forschung aus der Informatik verknüpft, um die Nutzerfreundlichkeit und Anwendbarkeit von Apps zu verbessern.
Die wissenschaftliche Psychologie ist eine Humanwissenschaft, die möglichst objektiv Erkenntnisse über das Erleben und Verhalten des Menschen gewinnen möchte.
Eine Theorie hat die Merkmale, den aktuellen Zustand des Menschen unter Beachtung seiner individuellen Prägung zu beschreiben. Damit möchte sie Aussagen über Verhaltensweisen im situativen Kontext treffen. Zur Formulierung von Theorien nutzt die Psychologie Erkenntnisse, die durch Experimente, Untersuchungen und Beobachtungen gewonnen werden.
Der Unterschied zwischen der Alltagspsychologie und der wissenschaftlichen Psychologie liegt darin, dass die Alltagspsychologie auf subjektiven Aussagen beruht, die anhand persönlicher Erfahrungen entstehen. Damit ist sie weder überprüfbar noch systematisch, also nicht wissenschaftlich. Dabei verwendet die Wissenschaftspsychologie verbindliche, wissenschaftlich fundierte Aussagen, die objektiv sind. Sie nutzt zur Auswertung neutrale Versuchs- und Testreihen.
Psychologie ist dann wissenschaftlich, wenn sie empirisch ist. Das bedeutet, dass Erkenntnisse mithilfe von systematischen Datenerhebungen gewonnen werden. Dadurch werden Erkenntnisse objektiv, was einen großen Unterschied zur alltäglichen Psychologie darstellt. Sie gilt als eigenständige Humanwissenschaft, weil sie sich mit der Psyche des Menschen befasst, ist aber ebenso eine Hilfs- und Nebenwissenschaft sowie eine interdisziplinäre Wissenschaft, die viele Disziplinen miteinander verbindet.
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