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Die Fragen danach, wie Menschen Wissen aufbauen und vor allem welche Rolle die Intelligenz dabei spielt, sind Themen, die die Psychologie schon lange beschäftigen. Gerade im Bereich der Bildung ist es hilfreich zu wissen, welchen Einfluss die Intelligenz eines Menschen auf das Lernen hat und was Intelligenz eigentlich ist. Darüber, wie die menschliche Intelligenz aufgebaut ist, sind sich die Wissenschaftler*innen bis…
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Jetzt kostenlos anmeldenDie Fragen danach, wie Menschen Wissen aufbauen und vor allem welche Rolle die Intelligenz dabei spielt, sind Themen, die die Psychologie schon lange beschäftigen. Gerade im Bereich der Bildung ist es hilfreich zu wissen, welchen Einfluss die Intelligenz eines Menschen auf das Lernen hat und was Intelligenz eigentlich ist.
Darüber, wie die menschliche Intelligenz aufgebaut ist, sind sich die Wissenschaftler*innen bis heute noch nicht gänzlich einig. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die aus den Überlegungen entstandenen Intelligenztheorien nur theoretische Konstrukte sind und dadurch nur schwer oder vielleicht gar nicht bewiesen werden können. Eine sehr bekannte Intelligenztheorie wurde von Raymond Cattell entwickelt. Aus seinen Überlegungen entstand das Intelligenzmodell, das unter dem Namen Zwei-Faktoren-Modell bekannt geworden ist.
Wenn Du mehr darüber erfahren willst, was Intelligenz eigentlich ist, dann schaue Dir die Erklärung "Intelligenztheorien" mal genauer an.
Das Zwei-Faktoren-Modell beschäftigt sich mit der Intelligenz von Menschen und will erklären, wie die Intelligenz aufgebaut ist und aus welchen einzelnen Faktoren sie besteht. Die Faktoren der Intelligenz repräsentieren verschiedene Dimensionen von Intelligenz (z. B. das Faktenwissen, die Verarbeitungsgeschwindigkeit etc.). Als Grundlage für das Zwei-Faktoren-Modell dienen zwei Ansätze, die von zwei sehr bekannten Psychologen entwickelt wurden. Einerseits steht die Zwei-Faktoren-Theorie von Charles Spearman. Diese Theorie geht davon aus, dass es einen allgemeinen und übergeordneten Intelligenzfaktor (g) gibt, der bei allen Denkleistungen beteiligt ist. Neben dem Faktor g gibt es dann noch weitere Spezialfaktoren, die für bestimmte Denkleistungen in bestimmten Situationen genutzt werden.
In der Abbildung 1 kannst Du eine graphische Darstellung der Zwei-Faktoren-Theorie sehen. Der g-Faktor steht in der Mitte und die spezifischen Faktoren (s) sind um den g-Faktor aufgereiht. Der übergeordnete Intelligenzfaktor hat also einen Einfluss auf jeden einzelnen Spezialfaktor. In einer Intelligenztestaufgabe können die spezifischen Faktoren ermittelt werden, was immer auch den übergeordneten Intelligenzfaktor (g) mit einbezieht.
Abbildung 1: Die Zwei-Faktoren-Theorie von Spearman
Der allgemeine Intelligenzfaktor (g) oder auch g-Faktor genannt, meint eine allgemeine Intelligenz, die an allen geistigen Tätigkeiten einer Person beteiligt ist. Bei Intelligenztests wird der g-Faktor somit in allen Aufgaben mit gemessen.
Auf der anderen Seite ist auch die Multiple Faktoren-Theorie der Intelligenz von Louis Thurstone ein wichtiger Faktor des Modells von Cattell. Thurstone geht davon aus, dass die Intelligenz aus sieben Primärfaktoren besteht, die genutzt werden, um Denkaufgaben zu lösen. Allerdings benötigt nicht jede Aufgabe den Einsatz aller sieben Primärfaktoren.
Bei den sieben Primärfaktoren handelt es sich um:
Aus diesen beiden Modellen entwickelte Cattell, der ein Schüler von Spearman war, sein Zwei-Faktoren-Modell der Intelligenz. Dabei kombinierte er den g-Faktor aus Spearmans Ansatz mit den Primärfaktoren von Thurstone, was ein Modell ergab, das bis heute noch ein hohes Ansehen genießt. Von den Primärfaktoren übernahm Cattell aber nur sechs von sieben. Die Wortflüssigkeit vernachlässigte er an dieser Stelle.
Wenn Du Dich tiefergehend mit den Ansätzen von Spearman und Thurstone beschäftigen willst, dann sind die Erklärung "Thurstone Primärfaktoren" und "Zwei Faktoren Theorie" auf jeden Fall etwas für Dich.
Der zentrale Grundgedanke des Zwei-Faktoren-Modells ist, dass man zwei Arten von Intelligenz unterscheiden kann. Dabei handelt es sich um:
Die fluide Intelligenz ist mit dem g-Faktor aus Spearmans Theorie zu vergleichen. Es handelt sich dabei um eine Art von Intelligenz, die:
Die fluide Intelligenz beinhaltet also zusammenfassend gesagt, die grundlegenden Prozesse des menschlichen Denkens. Da diese Intelligenzform unabhängig von Erfahrungen zu sein scheint, wird angenommen, dass die genetische Anlage entscheidend für die Entwicklung und das Ausmaß der fluiden Intelligenz ist. Das folgende Beispiel zeigt Dir, in welchen Momenten die fluide Intelligenz besonders wichtig ist.
Du musst heute in der zweiten Unterrichtsstunde einen Vortrag mit Deinen beiden Freunden Lisa und Tim halten. Als du zur ersten Stunde ins Klassenzimmer kommst, rennt dir Lisa entgegen und ruft, dass Tim heute nicht da ist, aber euer Lehrer sagt, dass ihr den Vortrag dann allein halten müsst. Dir wird sofort klar, dass ihr Tims Karteikarten nicht habt. Doch ihr habt noch die Texte, bei denen er das Wichtigste markiert hat. Also teilst Du Dir mir Lisa die Blätter und ihr schreibt während den Pausen das Wichtigste noch schnell heraus. So hat der Vortrag am Ende doch noch gut geklappt. In dieser Situation war Deine fluide Intelligenz gefragt. Du musstest die Informationen, dass Tim nicht kommt und dass ihr seinen Teil noch erarbeiten müsst, schnell verarbeiten und es musste eine Lösung für das Problem gefunden werden.
Die kristalline Intelligenz ist die Art von Intelligenz, die:
Die kristalline Intelligenz erweitert also die fluide Intelligenz und ist das Wissen, was praktisch angewendet werden kann. Da die kristalline Intelligenz mit dem Alter zunimmt, wird auch davon ausgegangen, dass die kristalline Intelligenz nicht genetisch beeinflusst ist. Das Beispiel zeigt Dir, wie kristalline Intelligenz im Alltag angewendet werden kann.
Du kommst in den Geographieraum rein und siehst, wie Deine Mitschüler*innen genervt ihre Sachen auf den Tisch packen. Als Du fragst, was los ist, bekommst Du die Information, dass Frau Schneider gerade einen Überraschungstest kopieren gegangen ist und dass es um die Hauptstädte Europas geht.
Du hast nicht gelernt, aber kommst jetzt auch nicht um den Test herum, also musst Du es versuchen. Nach 30 Minuten gibst du den Test ab und hast ein gutes Gefühl, denn du wusstest mehr, als du erwartet hättest. Dank Deiner kristallinen Intelligenz wusstest Du noch fast alle Hauptstädte, weil ihr sie in der Schule schon besprochen habt und weil Du selbst schon in ein paar Städten im Urlaub warst. Somit fällt auch Deine Note ziemlich gut aus.
Cattell unterscheidet insgesamt drei Ordnungen von Intelligenzfaktoren. Jede Ordnung ist auf eine unterschiedliche Art und Weise mit der kristallinen und/oder der fluiden Intelligenz verbunden. Ganz unten stehen dann die verschiedenen Variablen, die durch Intelligenztests messbar sind. Auf jeder Ebene wird zwischen der fluiden und der kristallinen Intelligenz unterschieden.
In der Abbildung 2 kannst Du das Zwei-Faktoren-Modell mit all seinen einzelnen Faktoren auf den verschiedenen Ebenen sehen. Die Faktoren dritter Ordnung sind also die fluide Intelligenz () und die Lern- und Erziehungserfahrungen (), die von der investierten Zeit, dem vorangegangenen Interesse und Gedächtnis beeinflusst werden. Im Laufe des Lebens entwickelt sich aus den Lern- und Erziehungserfahrungen, der investierten Zeit, dem Interesse und dem Gedächtnis eine individuelle kristalline Intelligenz. Somit ist die kristalline Intelligenz erfahrungsabhängig und nicht genetisch vorbestimmt. Gemeinsam mit der aktuellen fluide Intelligenz entspricht die kristalline Intelligenz () den Faktoren der zweiten Ordnung. Außerdem gehören zu dieser Ebene auch das aktuelle Interesse und Gedächtnis.
Abbildung 2: Das Zwei-Faktoren-Modell nach Cattel
Auf der letzten Faktor-Ebene (Faktoren erster Ordnung) befinden sich die fluide Intelligenz und die sechs Primärfaktoren der Intelligenz (S, V, R, N, F, M), die Cattell von Thurstone übernommen hat. Die Primärfaktoren werden alle von der kristallinen Intelligenz beeinflusst und teilweise auch von der fluiden Intelligenz. Die Abkürzungen der Primärfaktoren ergeben sich aus den Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen.
Auf der letzten Ebene stehen die verschiedenen Variablen der Intelligenz, die durch konkrete Testaufgaben ermittelt werden können. Durch die Beantwortung der Testaufgaben kann dann auf die Ausprägung der Faktoren der nächst höheren Ebene geschlossen werden und so weiter, bis man bei den Faktoren der dritten Ebene angekommen ist. Die gestrichelten Linien in der Abbildung geben an, wie sich die Faktoren gegenseitig beeinflussen. Somit hat zum Beispiel eine hohe fluide Intelligenz auch einen Einfluss auf die Leistungen in Gedächtnistests und in Tests, die das Interesse messen.
Bis hier hin wurde schon ein paarmal auf Tests hingewiesen, die die einzelnen Variablen der verschiedenen Faktoren messen können. In der Abbildung 2 kannst Du ganz unten schon sehen, dass Cattell selbst Vorschläge für Arten von Tests gemacht hat, die in der Lage sind, die Ausprägung der jeweiligen Variable zu bestimmen. Für die fluide Intelligenz schlägt er sogenannte kulturfaire Tests (culture fair subtests) vor. Kulturfair heißt in diesem Sinne, dass keine Person durch ihre kristalline Intelligenz, also durch unterschiedliche Lebensbedingungen, benachteiligt werden sollen. Das ist Cattell so wichtig, weil die fluide Intelligenz ja unabhängig von der Umwelt sein soll.
Für die kristalline Intelligenz bzw. die einzelnen Primärfaktoren schlägt Cattell allgemeine kognitive Tests (general cognitive subtests) vor. Diese beinhalten beispielsweise Lese- und Rechenaufgaben oder Zuordnungsaufgaben.
In seinem ursprünglichen Modell schlägt Cattell auch noch extra Tests vor, die das Gedächtnis und das Interesse der Personen messen. Dabei handelt es sich um die sogenannten Scholastic Achievement measures, die als Leistungstests die Leistung einer Person in nur einem bestimmten Bereich messen. Heute werden diese Tests oft mit den allgemeinen kognitiven Tests zusammengefasst. Das Beispiel zeigt Dir, wie ein solcher Leistungstest aussehen kann.
Norman soll im nächsten Schuljahr auf das Gymnasium wechseln. Da er aber noch einige Schwierigkeiten mit dem Lesen hat, soll er vor der endgültigen Entscheidung noch einen Leistungstest in Deutsch machen, der sich auf die Wortflüssigkeit und das Wortverständnis fokussiert.
Norman bekommt einen Testbogen vorgelegt, auf dem mehrere kurze Texte abgebildet sind. Zu jedem Text gibt es ein paar Fragen, die Norman nach dem Lesen beantworten muss. Er hat für das Lesen und Beantworten der Aufgaben immer nur fünf Minuten Zeit. Bei dem Test kommt raus, dass Norman zwar gewissenhaft liest, aber noch langsamer ist als der Durchschnitt. Norman kann trotzdem auf das Gymnasium. Allerdings übt er mit seinen Eltern das Lesen, wodurch er nach kurzer Zeit schon einige Fortschritte bemerkt.
Wie Du in dem Beispiel sehen kannst, werden solche Leistungstests vor allem dann eingesetzt, wenn es darum geht, herauszufinden, ob und wenn ja, welche Schwierigkeiten Schüler*innen in bestimmten Bereichen haben. Durch die Diagnose können Schüler*innen dann gezielter gefördert werden und ihre Defizite ausgleichen. Aber auch bei Schullaufbahnentscheidungen werden Leistungstests eingesetzt, um zu schauen, ob der/die Schüler*in geeignet ist für das Gymnasium, die Realschule oder die Hauptschule.
Das Zwei-Faktoren-Modell von Cattell kann als hierarchisches Intelligenzmodell verstanden werden, weil es den verschiedenen Faktoren der Intelligenz drei Ordnungen zuordnet und die Faktoren höherer Ordnung die darunter liegenden Faktoren beeinflussen.
Das Zwei-Faktoren-Modell von Cattell ist ein Intelligenzmodell, das die Struktur und den Aufbau menschlicher Intelligenz erklären soll. Dabei wird die Intelligenz in verschiedene Faktoren aufgeteilt, die hierarchisch angeordnet werden.
Raymond Cattell war ein britisch-amerikanischer Psychologe, der mit seinen Überlegungen zur Intelligenz und zur Persönlichkeit von Menschen bekannt geworden ist.
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