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Weltweit leben ungefähr eine Milliarde Menschen in Gebieten mit kleinen Hütten ohne Strom, Wasser und ohne Zugang zu medizinischer Versorgung. Straßen gibt es fast keine und am Boden liegt Müll, denn dort kommt keine Müllabfuhr. Diese Viertel werden Slums genannt. Auf der Suche nach einem besseren Leben in der Stadt landen die Menschen dort, in den Slums, da sie oft…
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Jetzt kostenlos anmeldenWeltweit leben ungefähr eine Milliarde Menschen in Gebieten mit kleinen Hütten ohne Strom, Wasser und ohne Zugang zu medizinischer Versorgung. Straßen gibt es fast keine und am Boden liegt Müll, denn dort kommt keine Müllabfuhr. Diese Viertel werden Slums genannt. Auf der Suche nach einem besseren Leben in der Stadt landen die Menschen dort, in den Slums, da sie oft keine Arbeit oder Wohnraum finden.
Aber was genau ist eigentlich ein Slum und was zeichnet diesen aus? Ist eine Marginalsiedlung ein Slum? Was machen Touristen in Slums und welche Vor- und Nachteile bringt das mit sich?
Armutsviertel werden auch Slums genannt. Oft werden in der Literatur auch Marginalsiedlungen, Squattersiedlungen oder Elendsviertel unter diesem Begriff verstanden. Die Unterschiede zwischen diesen Begriffen kannst Du weiter unten in der Erklärung nachlesen.
Unter einem Slum wird ein dicht besiedeltes innerstädtisches Armutsviertel verstanden, das sich durch eine schlechte bis nicht vorhandene Infrastruktur auszeichnet.
Vorwiegend sind die Slumbewohner Teil von unteren und untersten Einkommensgruppe und sozial stigmatisiert.
Sie sind also Teil einer Schicht, die 60 % weniger Einkommen hat, als der Rest der Bevölkerung im Durchschnitt erhält.
Sozial stigmatisiert bedeutet, dass die Bewohner von Slums durch ihren Wohnort von der Norm abweichen. Der Begriff wird oft als Ausdruck von Abwertung verwendet und betrifft Randgruppen der Gesellschaft, wie Bewohner von Slums.
Die Vereinten Nationen definieren den Slum als eine
überfüllte, ärmliche beziehungsweise informelle Unterkunft ohne angemessenen Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen sowie ungesicherter Verfügungsgewalt über Grund und Boden.
Eine ungesicherte Verfügungsgewalt über Grund und Boden bedeutet, dass die dort lebenden Menschen das Land, auf dem sie wohnen, nicht besitzen, da es meist der Stadt gehört. Es ist also umso schwieriger eine Strom- und Wasserversorgung einzurichten, wenn nicht abschließend geklärt ist, wem das Land gehört.
Das Wort Slum kommt von dem irischen Wort „S lom é „, was so viel bedeutet wie „düsterer Ort“. Später findet man das Wort Slum auch im Englischen, das für „kleine, schmutzige Gasse“/„Armutsviertel“ oder „Elendsviertel“ steht.
Bekannte Armutsviertel sind beispielsweise die Townships in Südafrika oder das Dharavi in Mumbai.
Im unten stehenden Bild siehst Du den größten Slum in Indien: den Dharavi in Mumbai.
Abb. 1 - Größter Slum in Indien - Dharavi in Mumbai
Charakteristisch für Slums sind eine hohe Bevölkerungsdichte, eine chaotische Struktur der Häuser, die meist nicht den Baustandards entsprechen und eine kaum vorhandene Infrastruktur. Sie zeichnen sich auch durch ein hohes Maß an sozialem Verfall aus, also Kriminalität, Drogenkonsum, Prostitution und die gesellschaftliche Ausgrenzung der Bewohner.
Die dort lebende Bevölkerung hat kaum oder keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, Trink- oder Abwasserversorgung, Elektrizität und Bildung. Außerdem gibt es dort keine Kanalisation, Müllabfuhr, Anbindung durch die öffentlichen Verkehrsmittel oder Geschäfte.
Die Slumbewohner haben sehr niedrige oder unregelmäßige Einkommen und arbeiten größtenteils im informellen Sektor.
Als informellen Sektor bezeichnet man wirtschaftliche Aktivitäten, die nicht staatlich registriert und kontrolliert sind. Deshalb wird dieser Sektor auch alternativer Beschäftigungssektor und Schattenwirtschaft genannt.
Die Merkmale von Slums sind also
Wie bilden sich die Slums und wieso ziehen Menschen überhaupt in Slums? Die Gründe dafür sind unterschiedlich.
Einige wichtige Aspekte dabei sind
Viele Menschen auf der Welt sind auf der Flucht, weil ihnen beispielsweise aufgrund ihrer Religion oder politischen Ansichten Verfolgung oder Vertreibung dort.
Ein Beispiel dafür ist der Bürgerkrieg in Syrien. Die Bürger flüchten aufgrund des Krieges in die Nachbarländer wie Iran und Jordanien. Diese können die hohe Anzahl an Geflüchteten nicht stemmen, da Wohnraum dort schon sehr begrenzt ist. Deshalb bilden sich Viertel mit Zelten und Hütten, die sich dann zu einem Slum entwickeln können.
Agglomeration bezeichnet die Anhäufung von Produktionsstandorten oder Firmen in einer Stadt und die dadurch entstehende hohe Bevölkerungs-, Bebauungs- und Arbeitsplatzdichte.
Immer mehr Menschen ziehen auf Suche nach einem besseren Leben in Agglomerationsräume. Die Bevölkerung in der Stadt wächst aber auch kontinuierlich. Durch das Wachstum in der Stadt selbst und die zugezogenen Menschen gibt es in den Städten nicht genügend Wohnraum und Arbeit. Deshalb landen viele Menschen dann in Slums.
Segregation bedeutet, dass sich soziale Gruppen auf bestimmte Wohngebieten aufteilen. Segregation entsteht aus der wachsenden sozialen Ungleichheit in der Bevölkerung durch unterschiedliche Schichten, Geschlecht, Ethnie, und sozialem Milieu.
Slums können dann aus der Segregation von Nachbarschaften entstehen, weil die Infrastruktur und Ausbau von Straßen nicht so schnell ausgebaut werden kann, wie die Anzahl der Bewohner in den Vierteln wächst.
Landflucht bedeutet, dass die Bevölkerung aus ländlichen Regionen in städtische Gebiete abwandert und dort bessere Lebensbedingungen erwartet.
Wenn es beispielsweise durch ein Großprojekt in der Stadt neue Arbeitsmöglichkeiten gibt, kommt es dazu, dass viele Menschen vom Land in die Stadt ziehen, um näher am Arbeitsplatz zu sein.
Nicht alle Siedlungen, die als Slum bezeichnet werden, erfüllen die Kriterien eines Slums. Häufig werden auch randstädtische Armutsviertel als Slums bezeichnet. Man unterscheidet zwischen Marginalsiedlung, Squattersiedlung, Elendsviertel und Slum. An vielen Orten haben die Armutsviertel eigene Namen erhalten, wie die Favelas in Brasilien.
Als Squattersiedlung bezeichnet man spontan entstandene Siedlungen, meist aus Hütten, die ohne Erlaubnis der Behörden oder des Landeigentümers errichtet wurden. Sie befinden sich am Rande einer großen Stadt oder teilweise auch in zentrumsnahen Bereichen. Die Infrastruktur ist sehr schlecht und die Menschen lebten davor häufig in Slums.
Als Slums werden innerstädtische Armutsviertel bezeichnet. Marginalsiedlung sind dagegen randstädtische Armutsviertel.
Die Charakteristika für Slums und Marginalsiedlungen sind ähnlich. Marginalsiedlungen zeichnen sich ebenfalls durch eine hohe Wohndichte, Bewohner mit geringem oder unregelmäßigem Einkommen und eine mangelhafte Bausubstanz aus. Allerdings sind Familienstrukturen und soziale Interaktionssysteme intakt und die öffentliche Infrastruktur – wenn auch unzureichend – vorhanden. Einige Marginalsiedlungen haben sich deshalb zu respektablen Vororten entwickelt.
Zusammenfassend wird für Slum und Marginalsiedlung oft der Begriff Elendsviertel benutzt. Das ist eine sozialkritische Bezeichnung dieser Siedlungen.
Sozialkritische Bezeichnung ist eine Bezeichnung, die an den Verhältnissen der bestehenden Gesellschaft oder Teilsystem der Gesellschaft Kritik übt.
Im Fokus stehen bei Elendsvierteln die Lebensbedingungen und die Herkunft der dort lebenden Menschen. Wie die Häuser gebaut sind und wem das Land gehört, wird dabei nicht beachtet. Elendsviertel sind also Wohngebiete am Rande großer Städte oder innerstädtische Verfallsräume, die von unterprivilegierten Bevölkerungsgruppen, vorwiegend von Zuwanderern vom Land, bewohnt werden.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die drei Begriffe – Squattersiedlung, Marginalsiedlung und Elendsviertel –Wohngebiete mit schlechter Infrastruktur und schlechten Wohnbedingungen benennen. Oft werden sie als Synonyme verwendet, was nicht richtig ist.
Auch in Europa gibt es Slums. Meist liegen sie in den Hauptstädten oder in den größten Städten des Landes. Beispielsweise in Paris (Frankreich), Mailand (Italien) oder Belgrad (Serbien).
Die „Cañada Real“ zieht sich 16 Kilometer durch den Südosten von Madrid und wird mit 20.000 Bewohnern als größter Slum Europas bezeichnet. Ob der Begriff Slum zutreffend ist, ist nicht ganz klar. Die illegale Wohnsiedlung liegt am Stadtrand und die dort lebende Bevölkerung sind vorwiegend Migranten aus Marokko oder Rumänien.
Die Cañada Real ist in sechs Sektoren unterteilt, nicht alle davon können aber als Slum bezeichnet werden. Die Sektoren 1 und 2 sind inzwischen legalisierte Wohnviertel. Der Sektor 6 hingegen wird als „Drogensupermarkt“ bezeichnet, denn dort wird viel mit Drogen gehandelt und die Kriminalitätsrate ist hoch.
In Deutschland gibt es in einigen Großstädten Armutsviertel, die aber nicht den Kriterien von Slums entsprechen, weil die Bebauungsdichte nicht so hoch ist und eine Infrastruktur teilweise vorhanden ist. Oft wird deshalb auch von Obdachlosencamps gesprochen.
Beispielsweise haben sich im Berliner Regierungsviertel „Mini-Slums“ mit Obdachlosen gebildet. Die Bewohner leben dort in Zelten ohne sauberes Wasser und Strom, während gegenüber das Schloss Bellevue liegt.
Der Begriff Slum Tourismus bezeichnet geführte Touren durch Slums. Laut Schätzungen haben 2014 über eine Million Touristen einen Slum, Favela oder Township in verschiedenen Ländern der Welt besucht.
Der Begriff entwickelte sich in London im 19. Jahrhundert, als Touristen der oberen Mittelklasse als Freizeitaktivität arme Stadtteile besuchten.
Nach der Jahrtausendwende erfuhr der Slumtourismus durch Filme zunehmende Beliebtheit, wie durch den Film „Slumdog Millionaire“, in dem gezeigt wurde, wie ein Junge aus einem Elendsviertel ohne Schulbildung Millionär wurde.
Wenn Du mehr über den Film wissen möchtest, dann schau Dir die Erklärung zu „Slumdog Millionaire“ aus dem Fach Englisch an.
Der Slum Tourismus hat den Vorteil, die Sichtbarkeit der Armenviertel zu erhöhen und entsprechend der dort lebenden Bevölkerung soziale und politische Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Die Einkünfte aus dem Slum Tourismus können in die öffentliche Infrastruktur und das Bildungssystem investiert werden. Dadurch wird auch die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Gebiete erhöht und die eine vielleicht ablehnende Haltung der Slumbewohner gegenüber der Regierung verbessert, in eine positive Richtung gewandelt werden. Das könnte eine Prävention von Aufständen oder Kriminalität sein.
Auch der interkulturelle Austausch der Touristen mit den Bewohnern ist ein wichtiger Faktor, denn er kann das Verständnis für die andersartige Sozialkultur ausbauen.
Allerdings bringt der Slum Tourismus auch einige Nachteile und ethische Problematiken mit sich.
Vor allem geht es dabei um zur Schaustellung der Slumbewohner. Nimmt der Reisende die Rolle eines Beobachters ein und greift in die Privatsphäre der Bewohner ein, ist das ethisch sehr bedenklich und Kritiker sprechen von Voyeurismus und Verletzung der Menschenwürde.
Als Voyeurismus wird das heimliche Betrachten von Personen verstanden, im weiteren Sinne aber auch jegliche Form der Lust am Betrachten.
Eine weitere negative Form des Slum-Tourismus ist die Befahrung der Viertel mit Reisebussen mit abgedunkelten Scheiben, das die extreme Armut zur Schau stellt und die Barriere zwischen den beiden gesellschaftlichen Gruppe vergrößert. Die sozial niedrig angesiedelte Existenz der Slumbewohner wird durch die Konfrontation mit Touristen aus höheren Schichten noch weiter verstärkt.
Oft wird den Touristen der Slum und die extreme Armut als Teil der Kultur des Landes vermittelt, anstatt als strukturelle Ungleichheit.
Falls du mal einen Slum besuchst, gibt es von Experten einen Slum Knigge:
Reisen sollte man in Kleingruppen (max. sechs Personen), keine Fotos machen und darauf achten, dass ein Teil der Tour-Gebühren den Bewohnern zugutekommt. Tourenanbieter, die ihre Touren als Abenteuer bewerben, sollte gemieden werden.
Slum Upgrading (auf Deutsch: Slum Aufwertung) wird meist von der Stadt durchgeführt und hat das Ziel, die physische Umgebung in den Slums zu bessern, also etwa die Wasser- und Stromversorgung und die Kanalisation. Zusätzlich kann auch der Zugang zum Gesundheits- und Bildungswesen verbessert werden, das in der Folge das Einkommen der Bewohner erhöht.
Einige Regierungen versuchen auch das Problem der Slums zu lösen, indem sie die Häuser durch moderne, stark verdichtete Wohnsiedlungen mit besseren sanitären Anlagen ersetzen.
Die Evidenz zur Effektivität von Slum Upgrading ist begrenzt. Die Aufwertungsversuche können nur erfolgreich sein, wenn zusätzlich auch die sozialen Probleme der dort lebenden Menschen verringert und die grundlegenden Ursachen der Slum-Bildung geändert werden.
Slums entstehen aus unterschiedlichen Gründen, unter anderem aufgrund von
Unter einem Slum wird ein dicht besiedeltes innerstädtisches Armutsviertel verstanden, das sich durch eine schlechte bis nicht vorhandene Infrastruktur auszeichnet.
Die meisten Slums sind in Afrika südlich der Sahara. 2018 war die Zentralafrikanische Republik das Land mit dem höchsten Anteil an Slumbewohnern an der Stadtbevölkerung (98,5 Prozent aller Stadtbewohner leben in einem Slum)
Eine Marginalsiedlung ist ein randstädtisches Armutsviertel. Dort ist die Wohndichte hoch, die Infrastruktur unzureichend und die Bewohner haben ein sehr geringes oder unregelmäßiges Einkommen. Die Familien und soziale Interaktionssysteme sind aber intakt.
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