Wusstest Du, dass man Städte anhand ihrer Gemeinsamkeiten in Typen einordnen kann? Es gibt zahlreiche Typisierungsmethoden von Städten, beispielsweise anhand historischer, kultureller oder geographischer Eigenschaften. So unterscheidet man unter anderem genetische Stadttypen von historischen Stadttypen. Vielleicht findest Du ja raus, in welchem Stadttypen Du wohnst.
Genetische Stadttypen beziehen sich auf die Entwicklung des jeweiligen Stadttypen. Dabei werden die Grundlagen berücksichtigt, auf der die Stadt errichtet wurde sowie historische Bedingungen während der Entwicklung bestehen.In der unteren Tabelle sind die genetischen Stadttypenkurz zusammengefasst:1
Meist symmetrische Anlagen mit Ausrichtung auf die Residenz
Geometrisch angelegte Park- und Gartenanlagen
Industriestadt
Industrialisierung (19. Jahrhundert)
Fabriken und andere Industrieanlagen
Bahnhof
Eisenbahn
Rasterförmige Straßenführung
Mietskasernen (Mehrstöckige Arbeiterhäuser)
Villengebiete
Größtenteils räumliche Trennung von Arbeitsplatz und Wohnort
Großwohnsiedlungen oder New Town
Gegenwart (20. Jahrhundert)
Versorgungszentrum
Strukturiertes Straßennetz
Pendlerverkehr
Vielfalt an Wohnformen
Klare räumliche Trennung von Wohnen und Arbeit
Tabelle 1 - Genetische Stadttypen
Kulturgenetische Stadttypen
In verschiedenen Kulturen sind verschiedene Stadttypen entstanden, da der Kulturraum und die Stadt in vielerlei Hinsicht in einer Beziehung zueinander stehen. In jedem Kulturkreis gab es unterschiedliche Stadtentwicklungsprozesse, die am Ende zu unterschiedlichen Typen von Städten geführt haben.
Beispiele für kulturgenetische Stadttypen sind die europäische Stadt, die nordamerikanische Stadt, die lateinamerikanische Stadt und die orientalische Stadt.
Wenn Dich die kulturgenetischen Stadttypen genauer interessieren, dann sieh Dir die Artikel zur europäischen Stadt, zur nordamerikanischen Stadt, zur lateinamerikanischen Stadt oder zur orientalischen Stadt an!
Kulturraumspezifische Stadttypen
Die Kategorisierung von Städten in kulturraumspezifische Stadttypen ist eng mit der kulturgenetischen Einordnung verknüpft. Allerdings ist sie etwas verallgemeinernder in der Unterscheidung der jeweiligen Stadttypen.
Die Stadttypen in Asien, Europaund im Orient werden oft zusammengefasst. Sie haben meist Burgen, Paläste oder andere historische Bauten als Herrschaftsgebäude. Außerdem wird der unregelmäßige Straßengrundriss dieser Städte von einer Stadtmauer umgeben.
Da sich die Städte dieses Typs allerdings seit dem 20. Jahrhundert recht schnell entwickelt haben, sind nur noch wenige dieser ursprünglichen Merkmale im Stadtzentrum der Städte zu finden sind.
Andererseits werden zusätzliche Stadttypen in Amerika, AfrikaundAustralienzusammengefasst. Die Städte dort sind aufgrund ihrer Kolonialisierung in der Vergangenheit oft schachbrettartig aufgebaut. Industrieanlagen dieser Städte liegen an Verkehrswegen und -einrichtungen, wie Häfen, Bahnhöfen und Straßen.
Historische Stadttypen
Historisch werden Städte anhand ihrer verschiedenen Entwicklungsstufen typisiert. Darunter fallen politische Organisationen, die physischen Struktur, das sozioökonomischen Gefüge und ihrer Funktion. Die Stadttypen in diesem Kapitel beziehen sich nur auf die mitteleuropäische Stadtentwicklung.
Stadttypen – Römische Städte
Zu der Römerzeit gab es die erste Städtegründungsphase in Mitteleuropa. Die Römer bauten ihre Siedlungen entlang des Rheins und der Donau. Der Bau von Römerstädten war gut geplant, was man besonders an ihrer quadratischen Rasterform erkennen kann. Kulturelle Bauten in Römerstädten waren unter anderem Aquädukte – das sind Bauwerke, die zur Wasserleitung dienten – Theater, Thermen und Tempelbezirke.
In Deutschland findet man einige Überreste der Römerstädte, teils sogar mit Bauten, die bis heute erhalten sind, wie die Porta Nigra in Trier. Andere Beispiele für Römerstädte in Deutschland sind Mainz, Koblenz und Köln.
Abb. 1 - Das Porta Nigra in Trier, ein Überbleibsel aus der Römerzeit
Stadttypen im Mittelalter
Die mittelalterliche Städtegründungsphase reichte von circa 1100 bis 1400. In dieser Zeit sind auch bereits existierende Städte enorm gewachsen, sodass häufig ein zweiter Stadtmauerring um die neuen Siedlungen gebaut wurde.
Stadttypen im Mittelalter waren:
Mittelalterliche „Mutterstädte“, sie bildeten die Siedlungen von königlichen Kaufleuten und in ihrem Zentrum war ein Marktplatz beherbergt.
Gründungsstädte des Hochadels, die in vorteilhaften Verkehrslagen errichtet wurden und einen Marktplatz im Stadtzentrum hatten.
Territoriale Klein- und Zwergstädte, die der Stärkung der jeweiligen Territorialmacht dienten.
Minderstädte, die nur eingeschränkte Funktionen hatten.
Frühneuzeitliche Städte
Frühneuzeitliche Städte waren zumeist Ausläufer von mittelalterlichen Minderstädten oder Kolonisationsstädte.
Sie wurden stark vom Rückgang der Bevölkerung durch Seuchen, Kriege und Agrarkrisen geprägt. Viele Städte wurden außerdem durch modernere Kriegstechniken zerstört.
Frühneuzeitliche Stadttypen sind:
Bergstädte, die zur Gewinnung und Verarbeitung von Erzen errichtet wurden.
Exulantenstädte, in die Protestanten vor Gegenreformationen geflohen sind. Mit Protestanten sind evangelische Christen gemeint. Durch die Gegenreformationen von katholischen Herrschern gegen die evangelischen Christen mussten viele Protestanten von katholisch regiertem Territorium fliehen und fanden schließlich Schutz in Exulantenstädten.
Fürstenstädte, wie Festungs- und Garnisonsstädte und Residenzstädte.
Verschiedene weitere Stadttypen
Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Typisierungsmethoden von Städten, wie die Lagetypen von Städten, die funktionalen Stadttypen oder Stadttypen nach Einwohnerzahlen.
Lagetypen von Städten
Bei dieser Typisierung werden Städte nach geographischer oder topographischer Lage unterschieden. Die topographische Lage beschreibt Orte nach Geländeform, wie Bergen, Seen, Flüssen oder Tälern. Der Typ der Stadt erklärt in dieser Art von Typisierung häufig die Entstehung und die Funktion der Stadt.
Unterschieden werden Städte in:
Oberflächenlage
Flusstallage
Seenlage
Urstromtallage
Meerlage
Politischer Grenzlage
Verkehrsmittelpunktlage
Lage im Siedlungsnetz
Lage im Gefüge zentraler Orte
Ein Beispiel für einen Stadttypen nach Lage, der seine Entstehung und Funktion erklärt, ist die Hafenstadt. Sie ist an einem Gewässer errichtet und dient der Schifffahrt und dem Transport von Waren über den Wasserweg.
Funktionale Stadttypen
Zu den funktionalen Stadttypen gehören Städte, mit besonderen politischen Funktionen, wie Hauptstädte, Stadtstaaten, Verwaltungsmittelpunkte, Burg- und Residenzstädte und Festungs- und Garnisonsstädte.
Außerdem Städte mit kulturellen Funktionen, wie Universitätsstädte und Städte mit besonderen wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Funktionen. Beispiele dafür sind Handels- und Fernhandelsstädte, Industriestädte und Verkehrsstädte. Eine Verkehrsstadt könnte unter anderem eine Hafenstadt sein.
Stadttypen nach Einwohnerzahl
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung kategorisiert Städte nach Einwohnergrößenklassen und zentralörtlichen Funktionen. Zentralörtliche Funktionen sind besondere Versorgungs- und Entwicklungsfunktionen von Städten, die aber je nach Bundesland unterschiedlich definiert sind.
Mit zentralörtlichen Funktionen sind Funktionen von Städten gemeint, die neben den Grundbedürfnissen der Bevölkerung noch weitere Bedürfnisse erfüllen können. Je höher der Funktionsgrad ist, desto spezifischere Bedürfnisse können erfüllt werden.
Die Einwohnergrößenklassen sind unterteilt in Groß-, Mittel- und Kleinstadt. Die zentralörtlichen Funktionen sind unterteilt in ober-, mittel- und grundzentrale Funktionen.
Während eine Stadt mit grundzentralen Funktionen über grundlegende Einrichtungen wie Büchereien, Grundschulen, Poststellen, Ärzte, Feuerwehr und Polizeistationen verfügt, können Städte mit oberzentralen Funktionen mit ihren Einrichtungen spezifischere Bedürfnisse erfüllen. Dazu zählen unter anderem Fachkliniken, Warenhäuser, Spezialgeschäfte, Hochschulen, Museen und Regionalbehörden.
Eine Stadt wird nur als Stadt, Einheitsgemeinde oder Gemeinde innerhalb eines Gemeindeverbandes bezeichnet, wenn sie mindestens 5.000 Einwohnende beherbergt und mindestens grundzentrale Funktionen erfüllt. Wenn eines der beiden Kriterien nicht erfüllt ist, spricht man von einer Landgemeinde.3
Stadttyp
Einwohnerzahl
Zentralörtliche Funktion
Unterkategorien
Großstadt
Mehr als 100.000 Einwohnende
Meist oberzentrale Funktionen, mindestens mittelzentrale Funktionen
Große Großstadt: Mehr als 500.000 Einwohnende
Mittelstadt
Zwischen 20.000 und 100.000 Einwohnende
Überwiegend mittelzentrale Funktionen
Große Mittelstadt: Mehr als 50.000 Einwohnende
Kleinstadt
Zwischen 5.000 und 20.000 Einwohnende
Mindestens grundzentrale Funktionen
Große Kleinstadt: Mehr als 10.000 Einwohnende
Tabelle 2 - Stadttypen nach Einwohnerzahl
Stadttypen – Das Wichtigste
Die genetischen Stadttypen beziehen sich auf die Bedingungen zur Stadtgründung und zu ihrer Entwicklung.
Kulturraumspezifische Stadttypen berücksichtigen einen größeren zusammenhängenden Kulturraum zur Typisierung der Städte.
Bei historischen Stadttypen wird die Unterteilung der Städte anhand verschiedener Entwicklungsstufen in politischer Organisation, physischer Struktur, sozioökonomischem Gefüge und der Funktionen vorgenommen.
Weitere Arten von Stadttypen sind die Lagetypen von Städten, die Stadttypen nach geographischer und topographischer Lage einordnen und funktionale Stadttypen, die Städte nach politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Funktionen unterteilt.
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung unterteilt Stadttypen nach Einwohnergrößenklassen und zentralörtlichen Funktionen in Groß-, Mittel- und Kleinstadt.
Nachweise
Ernst Klett Verlag GmbH (2017). Genetische Stadttypen in Europa im Überblick. Klett.de. (01.09.2022)
Akademie für Raumforschung und Landesplanung (2018). Stadttypen. shop.arl-net.de. (01.09.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Stadttypen
Was braucht ein Ort um eine Stadt zu sein?
Ein Ort wird nach dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung nur als Stadt, Einheitsgemeinde oder Gemeinde innerhalb eines Gemeindeverbandes bezeichnet, wenn sie mindestens 5.000 Einwohner beherbergt und mindestens eine grundzentrale Funktion erfüllt. Orte, die diese Kriterien nicht erfüllen, nennt man Landgemeinde.
Was sind Stadttypen?
Stadttypen sind Kategorisierungen von Städten anhand bestimmter Merkmale, wie politischen, kulturellen, soziodemographischen oder historischen Eigenschaften.
Welche Stadttypen gibt es?
Es gibt genetische Stadttypen, kulturgenetische Stadttypen, kulturraumspezifische Stadttypen, historische Stadttypen, Lagetypen von Städten, funktionale Stadttypen und Stadttypen nach Einwohnerzahl.
Welche Stadttypen gab es im Mittelalter?
Im Mittelalter gab es Mutterstädte, Gründungsstädte des Hochadels, territoriale Klein- und Zwergstädte und Minderstädte.
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Stadttypen im Mittelalter
Die mittelalterliche Städtegründungsphase reichte von circa 1100 bis 1400. In dieser Zeit sind auch bereits existierende Städte enorm gewachsen, sodass häufig ein zweiter Stadtmauerring um die neuen Siedlungen gebaut wurde.
Stadttypen im Mittelalter waren:
Frühneuzeitliche Städte
Frühneuzeitliche Städte waren zumeist Ausläufer von mittelalterlichen Minderstädten oder Kolonisationsstädte.
Sie wurden stark vom Rückgang der Bevölkerung durch Seuchen, Kriege und Agrarkrisen geprägt. Viele Städte wurden außerdem durch modernere Kriegstechniken zerstört.
Frühneuzeitliche Stadttypen sind: