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Dependenztheorie

Falls Du schon mal im Ausland Urlaub gemacht hast, wirst Du vielleicht einen Unterschied in den Entwicklungsstadien der Länder bemerkt haben: Zu den Entwicklungsstadien gehört etwa, wie ausgebaut die Infrastruktur des Landes ist oder ob im Alltag in einem Land moderne technische Geräte eine wichtige Rolle spielen.

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Dependenztheorie

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Falls Du schon mal im Ausland Urlaub gemacht hast, wirst Du vielleicht einen Unterschied in den Entwicklungsstadien der Länder bemerkt haben: Zu den Entwicklungsstadien gehört etwa, wie ausgebaut die Infrastruktur des Landes ist oder ob im Alltag in einem Land moderne technische Geräte eine wichtige Rolle spielen.

Die verschiedenen Entwicklungsstadien können anhand von Entwicklungstheorien begründet werden. Einer der Theorien ist etwa die Dependenztheorie. Doch was ist ein Beispiel für die Dependenztheorie und gibt es auch Kritik zu der Theorie?

Dependenztheorie – Erklärung

Die Dependenztheorie begründet die Hintergründe des Entwicklungsstands von Entwicklungsländern.

Entwicklungsländer sind Länder, die weniger entwickelt sind im Vergleich zu Industrieländern.

Industrieländer sind weiterentwickelter als Entwicklungsländer in etwa der Technologie, Bildung und Infrastruktur. Die weiter entwickelten Länder haben zudem mehr finanzielle Kapazitäten und qualifizierte Arbeitskräfte.

Dependenztheorie – Definition

Die Dependenztheorie entstand Mitte der 1960er-Jahre in Lateinamerika.

Die Dependenztheorie ist ein Oberbegriff für mehrere Entwicklungstheorien, die den Entwicklungsstand von Entwicklungsländern mit der Abhängigkeit von Industrieländern begründen.

Eine Übersicht zu Entwicklungstheorien findest Du in der Erklärung dazu!

Die Dependenztheorie stammt von Raul Prebisch, dem damaligen argentinischen Leiter der ECLA, oder auch Economic Comission for Latin America genannt.

Der Begriff Dependenz stammt von dem spanischen Wort „dependencia“, was so viel wie Abhängigkeit oder Unterordnung bedeutet.

Die Dependenztheorie soll die Blockade der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung von Lateinamerika erklären.

Jedoch beschreibt die Dependenztheorie ein Phänomen, das sich sowohl auf Lateinamerika als auch auf andere Entwicklungsländer beziehen kann. Daher kann die Theorie auch für andere Entwicklungsländer angewendet werden.

Neben der Begründung der Entwicklungsstadien kann die Dependenztheorie auch ein Hilfsmittel zur Suche von Strategien für die Überwindung von Unterentwicklungen sein.1

Lateinamerika beschreibt die spanisch- und portugiesischsprachigen Länder in Mittel- und Südamerika. Dazu gehören beispielsweise Mexiko, Argentinien, Kolumbien, Guatemla und Peru.

Dependenztheorie – Übersicht

Um eine Übersicht über die Hauptaussagen der Dependenztheorie zu erhalten, kannst Du Dir folgende drei Punkte merken:

  • Historische Hintergründe
  • Verschlechterung der Terms of Trade
  • Einseitige Abhängigkeit von Industrieländern

Dependenztheorie – Historische Hintergründe

Historische Verantwortlichkeit für die Unterentwicklung der Entwicklungsländer trägt nach der Theorie die Epoche des Kolonialismus.

Der Kolonialismus beschreibt die Inbesitznahme und Ausbeutung von Regionen im Ausland. Zudem wird die dort ansässige Bevölkerung oftmals unterworfen, vertrieben oder ermordet.

In dieser Epoche hat sich die Wirtschaft der betroffenen Regionen einseitig auf die Bedürfnisse und Interessen der Kolonialmächte ausgerichtet. Dadurch wurden die eigenen Entwicklungsmöglichkeiten der Länder blockiert.

Wertvolle Rohstoffe und produzierte Waren wurden ins Ausland verschickt – die ansässige Bevölkerung konnte die Warne nicht mehr selbst konsumieren.

Auch nach der Dekolonisation – die Loslösung der Kolonien von den Kolonialmächten und das Ende der Kolonialherrschaft – blieb dieses Machtverhältnis bestehen. Das war sehr ungünstig für die ehemals kolonialisierten Regionen. Denn während die betroffenen Regionen noch Kolonien waren, haben sich die damaligen Kolonialmächte weiterentwickelt. Die damaligen Kolonialmächte hatten daher mehr Vorteile auf dem Weltmarkt als die gerade erst dekolonisierten Regionen.1

Kolonialmächte waren beispielsweise Großbritannien, Frankreich, Russland, Japan und die USA.

Dependenztheorie – Verschlechterung der Terms of Trade

Die damaligen Kolonien wurden nach der Dekolonisation weiterhin nur als Exporteure von Rohstoffen und Agrarprodukten im Weltmarkt gesehen. Während Industrieländer hauptsächlich industrielle und hochwertige Produkte exportieren. Export beschreibt den Kauf von Gütern, Dienstleistungen und geistigem Eigentum aus dem Ausland. Import hingegen beschreibt den Verkauf an das Ausland.

Das Verhältnis von Exportpreisen und Importpreisen wird auch als Terms of Trade bezeichnet.

Unter Terms of Trade versteht man das Verhältnis von Exportpreisen und Importpreisen eines Landes.

Die Preise von industriellen und hochwertigeren Produkten sind höher als von den meisten Rohstoffen und Agrarprodukten, weshalb sich die Terms of Trade für die Entwicklungsländer verschlechtern.

Die Entwicklungsländer müssen nämlich höhere Preise für den Import von Produkten aus dem Ausland zahlen, als sie mit dem Export verdienen können.

Dependenztheorie – Einseitige Abhängigkeit von Industrieländern

Die Entwicklungsländer sind von den Industrieländern einseitig abhängig, was laut der Dependenztheorie zur Unterentwicklung der Entwicklungsländer führt.

Mit der einseitigen Abhängigkeit ist zum einen die Abhängigkeit der Entwicklungsländer von hochwertigen und technischen Produkten der Industrieländer gemeint. In den Entwicklungsländern fehlen oftmals auch qualifizierte Arbeitskräfte und inländische Unternehmen, die hochwertige und technische Produkte produzieren.

Daher müssen die Entwicklungsländer meistens diese Produkte von Industrieländern kaufen. Während Industrieländer oftmals nicht abhängig von den Rohstoffexporten und Agrarprodukten der Entwicklungsländer sind.

Es gibt zwar multinationale Konzerne, die ihren Produktionssitz in Entwicklungsländer verlagern, um Kosten bei der Miete und den Löhnen zu sparen. Jedoch erhalten die Entwicklungsländer nur einen kleinen Anteil von den Gewinnen, da der Großteil ins Ausland fließt. Multinationale Konzerne sind Unternehmen, die mehrere Standorte in verschiedenen Ländern besitzen.

Die Entwicklungsländer haben daher keine Möglichkeit, die wirtschaftlichen Vorteile der Industrieländer aufzuholen, da sie zu abhängig von den weiter entwickelten Ländern sind. Somit können sich die Entwicklungsländer laut der Theorie nicht darauf fokussieren, ihre eigene Wirtschaft zu stärken und unabhängiger zu werden.

Dependenztheorie – Einfach Erklärt

Einfach erklärt beschreibt die Dependenztheorie also mehrere Ansätze und Annahmen, warum Entwicklungsländer weniger entwickelt sind als Industrieländer. Dabei ist die Kernaussage, dass die Unterentwicklung aufgrund der Abhängigkeit von den Industrieländern entsteht.

Die Entwicklungsländer sind laut der Dependenztheorie zu sehr abhängig von den Industrieländern, weshalb sie sich nicht selbst weiterentwickeln können. Das liegt an etwa historischen Hintergründen, durch die Entwicklungsländer einen späteren Start am Weltmarkt erhielten.

Ein weiterer Grund sind die schlechten Terms of Trades, da die Entwicklungsländer mehr für den Import von Produkten zahlen müssen, als sie mit dem Export ihrer eigenen Produkte verdienen können.

Die Entwicklungsländer haben jedoch häufig keine andere Wahl, außer die Produkte der Industrieländer zu kaufen. Da sie oftmals keine qualifizierten Arbeitskräfte oder inländische Unternehmen haben, die diese Produkte herstellen können. Daher sind die Entwicklungsländer einseitig von den Industrieländern abhängig.

Dependenztheorie – Erdkunde

Im Erdkundeunterricht wirst Du vielleicht schon mal ein Entwicklungsland hinsichtlich ihrer momentanen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung untersucht haben. Im Folgenden wirst Du ein Beispiel für ein Entwicklungsland sehen, auf das sich das beschriebene Phänomen der Dependenztheorie beziehen kann.

Dependenztheorie – Beispiel

Ein Beispiel für die Dependenztheorie ist das Land Brasilien. Zuvor war Brasilien eine Kolonie von Portugal und während der Kolonialzeit hat sich Brasilien auf den Export von Agrarprodukten spezialisiert. Nach der Dekolonisation begann Brasilien in die Industrie zu investieren und eigene industrielle Produkte herzustellen.

Das Problem war jedoch, dass die Industrialisierung nur im Süden und Südosten Brasiliens stattfand, weshalb der Rest des Landes weniger entwickelter war. Das führte dann zu einer Vergrößerung der Schere zwischen Arm und Reich. Die Bevölkerung im Süden und Südosten profitierte von der Industrialisierung, während die restliche Bevölkerung noch von dem Agrarproduktexport abhängig ist.

Laut der Dependenztheorie konnte sich Brasilien nicht zu einem Industrieland weiterentwickeln, da das Land zunächst eine Kolonie war. Das Land wurde dazu spezialisiert, Agrarprodukte zu produzieren und hatte daher einen späteren Start der Industrialisierung als andere Länder.

Durch fehlende finanzielle Kapazitäten des Staats fand zudem die Industrialisierung auch nur in Teilen von Brasilien statt, was zu einem größeren Unterschied in dem Einkommen der Bevölkerung führte. Da die Schere zwischen Arm und Reich zu groß ist, kann sich das Land nicht zu einem Industrieland weiterentwickeln.2

Dependenztheorie – Kritik

Es wird auch Kritik an der Dependenztheorie geäußert. Die häufigsten Kritikpunkte sind unter anderem:

  • Keine Überprüfbarkeit
  • Ungenaue Definition einer Abhängigkeit
  • Unterschiedliche Entwicklungen von damaligen Kolonien

Die Dependenztheorie beschreibt eine Entwicklung von einem Land von der Kolonialzeit bis heute. Der Zeitraum erstreckt sich über Jahrzehnte bis Jahrhunderte und die Entwicklung der Länder ist noch nicht vorüber. Daher kann nur schwer überprüft werden, ob die Theorie tatsächlich stimmt und in allen Fällen alle Hauptaussagen zutreffen.

Außerdem ist es schwierig zu beurteilen, ab wann die Theorie als bestätigt gilt, da sich der Entwicklungsstand aller Länder hinsichtlich sozialen, wirtschaftlichen und politischen Faktoren individuell unterscheidet.

Eine weitere Kritik ist die zu ungenaue Definition einer Abhängigkeit. Es wird nicht genau definiert, ab wann eine Abhängigkeit zu einer Unterentwicklung führt. Da nicht alle Grade von Abhängigkeiten die Entwicklung eines Landes beeinträchtigen.

Zudem sind nicht alle damaligen Kolonien heutige Entwicklungsländer, ein Teil der betroffenen Regionen sind Industrieländer geworden. Dadurch bezieht sich die Dependenztheorie nicht auf alle damaligen Kolonien.1

Kanada und Hongkong waren damals britische Kolonien. Beide Länder sind in der Human Development Index Rangliste seit mehreren Jahren in den Top 20, das heißt, sie sind einer der hoch entwickeltesten Länder auf der Welt.4

Mehr zum Human Development Index erfährst Du in der Erklärung dazu!

Dependenztheorie – Modernisierungstheorie

Eine Theorie, die mit der Dependenztheorie konkurriert, ist die Modernisierungstheorie.

Die Modernisierungstheorie ist ein Oberbegriff für Theorien, die die Unterentwicklung von Entwicklungsländern mit endogenen Ursachen begründet.

Die Modernisierungstheorie bildet einen Gegenpol zur Dependenztheorie. Denn die Modernisierungstheorie besagt, dass aufgrund endogener, also „innerlicher“ Ursachen ein Entwicklungsland sich nicht weiterentwickeln kann. Während die Dependenztheorie exogene, das bedeutet „äußerliche“ Ursachen für eine Unterentwickelt heranzieht.

Endogene Ursachen sind laut der Modernisierungstheorie etwa:

  • Strenge hierarchische soziale Ordnung in der Gesellschaft
  • Traditionelle oder religiöse Gründe als Blockade zur Weiterentwicklung

Die Kernaussage der Modernisierungstheorie ist, dass die Gründe für eine Unterentwicklung bei den Ländern selbst liegt und nicht von anderen Ländern beeinflusst wurde. Um also sich weiterentwickelt zu können, müssen die Entwicklungsländer sich modernisieren.3

Im Vergleich dazu ist die Kernaussage der Dependenztheorie, dass die Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den Industrieländern der Grund für die Unterentwicklung ist. Also die Ursache seien äußerliche Faktoren.

Dependenztheorie – Das Wichtigste

  • Die Dependenztheorie ist ein Oberbegriff für Theorien, die den Entwicklungsstand von Entwicklungsländern mit der Abhängigkeit von Industrieländern begründet.
  • Die Dependenztheorie entstand Mitte der 1960er-Jahre in Lateinamerika und bezog sich eigentlich auf lateinamerikanische Entwicklungsländer, jedoch kann die Theorie auch bei anderen Entwicklungsländern angewendet werden.
  • Laut Dependenztheorie ist die Unterentwicklung etwa durch historische Hintergründe, der Verschlechterung von den Terms of Trade und der einseitigen Abhängigkeit von Industrieländern zu begründen.
  • Ein Beispiel für das beschriebene Phänomen der Dependenztheorie ist das Land Brasilien.
  • Kritik an der Dependenztheorie ist unter anderem: fehlende Überprüfbarkeit, eine zu ungenaue Definition von Abhängigkeit und Widerlegungen durch unterschiedliche Entwicklungen ehemaliger Kolonien.
  • Der Gegenpol zur Dependenztheorie bildet die Modernisierungstheorie.

Nachweise

  1. Wiemeyer (1987). Zum Verhältnis von Dependenztheorie und Befreiungstheologie. d-nb.info. (11.10.2022)
  2. Candler (1996). Cardoso, Dependency and Brazil. unf.edu. (11.10.2022)
  3. Lilienthal (2001). Modernisierungstheorie. grin.com. (13.10.2022)
  4. hdr.undp.org. Country Insights Human Development Reports. (13.10.2022)

Häufig gestellte Fragen zum Thema Dependenztheorie

Die Dependenztheorie einfach erklärt ist ein Oberbegriff für mehrere Theorien, die als Kernaussage den Entwicklungsstand von Entwicklungsländern mit der Abhängigkeit von Industrieländern begründet.

Einer der Entwicklungstheorien wurde von Raul Prebisch begründet.

Es gibt viele verschiedene Entwicklungstheorien, bekannte Entwicklungstheorien sind etwa die Dependenztheorie und die Modernisierungstheorie.

Auf südamerikanische Länder lässt sich die Dependenztheorie anwenden.

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