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Kognitive Entwicklung Piaget

Wenn Du schon einmal mit kleinen Kindern zu tun hattest, wird Dir aufgefallen sein, dass sie im Laufe der Zeit immer wieder neue Fähigkeiten entwickeln, die sie zuvor nicht beherrscht haben. Nach einiger Zeit beginnen sie zu laufen und zu sprechen, jedoch entwickeln sich auch Kompetenzen, die auf den ersten Blick weniger offensichtlich, jedoch ebenso bedeutsam für die Entwicklung zu einem ausgewachsenen Menschen sind. 

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Wenn Du schon einmal mit kleinen Kindern zu tun hattest, wird Dir aufgefallen sein, dass sie im Laufe der Zeit immer wieder neue Fähigkeiten entwickeln, die sie zuvor nicht beherrscht haben. Nach einiger Zeit beginnen sie zu laufen und zu sprechen, jedoch entwickeln sich auch Kompetenzen, die auf den ersten Blick weniger offensichtlich, jedoch ebenso bedeutsam für die Entwicklung zu einem ausgewachsenen Menschen sind.

Vielleicht bemerkst Du, dass die Bilder, die ein Kind malt, mit der Zeit immer genauer werden und nicht mehr nur aus einzelnen Strichen bestehen. Dies ist ein Zeichen, dass sich die Feinmotorik verbessert und, dass das Kind ein Verständnis für die Welt um sich herum entwickelt.

Nach einiger Zeit beginnt das Kind schließlich zu widersprechen, wenn es anderer Meinung ist. Es wird sich also seiner Individualität bewusst und macht damit einen großen Sprung in der Persönlichkeitsentwicklung. Diese verschiedenen Entwicklungsschritte in der Kindheit wurden von Jean Piaget betrachtet und in seiner Theorie zur kognitiven Entwicklung festgehalten.

Der Begriff Kognition bezeichnet die Informationsverarbeitung des Menschen. Unter diesen Überbegriff fallen die Fähigkeiten der Wahrnehmung, des Lernens, des Problemlösens, des Planens, der Selbstbeobachtung, der Kreativität und des Glaubens.

Kognitive Entwicklung Piaget – Definition kurz und einfach erklärt

Jean Piaget beschäftigte sich zuerst lange mit der Biologie, bis er durch seine drei Kinder das Interesse an der Entwicklungspsychologie entdeckte. Auf seinen Kindern basieren auch viele seiner Forschungsergebnisse, was häufig zu Kritik an der Wissenschaftlichkeit seiner Ergebnisse führt. Dennoch sind die Theorien Piagets bis heute anerkannt.

Piaget geht davon aus, dass der Mensch als offenes System zu betrachten ist. Das bedeutet, dass er durch seine Umwelt beeinflusst werden kann, indem er durch kognitive Prozesse, also unter anderem Wahrnehmung, Beobachtung und Planen darauf reagiert, sich anpasst und dadurch in Wechselwirkung die Umwelt selbst beeinflusst. Der Mensch ist also für seine eigene Umwelt verantwortlich und hat daher starke Einflussmöglichkeiten. Begrenzt wird der Mensch laut Piaget jedoch durch biologische Voraussetzungen.

Unter biologische Voraussetzungen fallen in diesem Fall körperliche Faktoren, die die kognitiven Fähigkeiten, wie Wahrnehmung, Planung etc. unterstützen. Beispielsweise eine geistige Behinderung kann die kognitive Entwicklung eines Menschen beeinflussen.

Piaget brach mit seinen Theorien mit den damaligen Vorstellungen von Kindern. Man nahm an, dass diese als kleine Erwachsene zählten, die nur noch nicht genügend Wissen angesammelt hätten. Piaget stellte dagegen die Annahme auf, dass Kinder anders denken und sprechen als Erwachsene.

Zu diesem Schluss kam er, da er beobachtete, dass verschiedene Kinder unterschiedlichen Alters auch unterschiedliche Fehler beim Problemlösen machten. Aus diesem Grund entwickelte Piaget die Theorie der kognitiven Entwicklung. Diese bezieht sich auf die Intelligenz und deren Entwicklung im Laufe des Lebens sowie auf den Wissenserwerb von Kindern. Die Theorie wird auch als Theorie kognitiver Entwicklungsstufen bezeichnet.

Zum Thema Kognition findest Du weitere Informationen im Beitrag "Kognitive Entwicklung".

Kognitive Entwicklung Piaget – Schema

Laut dem Schema von Piaget besitzen Kinder zwei Funktionen, die den Austausch mit der Umwelt, und dadurch die eigene Entwicklung, steuern. Diese Funktionen werden als Organisation und Adaption bezeichnet. Im Folgenden wird näher auf diese beiden Begriffe eingegangen.

Organisation

Unter Organisation versteht Piaget den angeborenen Willen, die Erfahrungen, die mit der Umwelt gemacht werden, zu ordnen und miteinander in Verbindung zu setzen. Deshalb werden die unterschiedlichen physischen und psychischen Vorgänge in zusammenhängenden Systemen, sogenannten Schemata, zusammengefasst.

Ein Schema besteht aus verschiedenen Wissens- und Verhaltensmustern, sowie Objekten und Ereignissen, die durch logische Zusammenhänge miteinander in Beziehung gesetzt werden. Diese Zusammensetzung eines Schemas geschieht durch die Adaption.

Adaption

Die Adaption bezeichnet den angeborenen Willen des Kindes, sich an die Umwelt anzupassen. Dabei werden durch Interaktionen mit der Umwelt Erfahrungen gesammelt, die die bestehenden Schemata beeinflussen. Dabei unterscheidet man zwei Prozesse, die sich gegenseitig ergänzen und parallel ablaufen:

  • Assimilation
  • Akkomodation

Assimilation und Akkomodation

Die Assimilation, oder auch Verallgemeinerung, bezeichnet die Integration von neuen Erfahrungen in bereits existierende Annahmen über die Umwelt. Die neuen Erfahrungen werden dabei nicht nur in das Schema übernommen, das Schema beeinflusst auch, wie wird diese neue Erfahrung wahrnehmen und interpretieren. Die Akkommodation bezeichnet dagegen die Erweiterung des bereits bestehenden Schemas, da eine neue Situation nicht mit dem alten Schema bewältigt werden kann.

Die Assimilation und die Akkommodation sorgen für eine Balance, indem die bereits bestehenden Schemata und die neuen Erfahrungen in Einklang gebracht werden. Laut Piaget streben Menschen diese Balance an, weshalb sie zuerst die Assimilation anwenden. Wenn die Erfahrung jedoch nicht erfolgreich in das Schema integriert werden kann, wird die Akkommodation angewandt. Diesen aufeinanderfolgenden Prozess bezeichnet Piaget als Äquilibration. Die folgende Tabelle stellt diese Prozesse noch einmal übersichtlich dar:

Organisation
Adaption
Erstellung von Schemata

Zusammenfassung von Strukturen durch logische Zusammenhänge

AssimilationIntegration neuer Erkenntnisse in ein SchemaAkkomodationVeränderung eines Schemas durch neue Erkenntnisse
ÄquilibrationErhalten eines Gleichgewichts durch Assimilation und Akkomodation

Die psychologischen Prozesse der kognitiven Entwicklung im Kindesalter lassen sich am besten durch ein Beispiel darstellen. In dieser Erklärung verfolgen wir die Entwicklung von Anne im Laufe ihres Lebens.

Als Anne zur Welt kommt, bestehen ihre Schemata ausschließlich aus Reflexen. Sie weint, saugt an der Brust ihrer Mutter und schließt ihre Hände zu Fäusten, wenn sie an den Handflächen berührt wird. Im Laufe der Zeit kommen neue Erfahrungen dazu, die dazu führen, dass sich ihre Schemata verändern.

Als Anne etwas älter wird und schon feste Nahrung zu sich nehmen kann, stellt sie fest, dass sie ihren Hunger stillen kann, wenn sie nach essbaren Dingen greift. Sie interpretiert ihren Greifreflex also neu, indem er sich zu einer bewussten Handlung entwickelt. Damit wurde die Essensaufnahme in das Schema "Greifen" aufgenommen. Dabei erfolgt also eine Assimilation.

Als Anne eines Tages im Garten in einer Pfütze spielt, versucht sie nach dem Wasser zu greifen. Sie macht dabei die Erfahrung, dass sie das Wasser nicht festhalten kann. Aus diesem Grund formt sie mit der Hand eine Schale und schöpft das Wasser damit. Dadurch erweitert sie ihr Schema des Greifens um eine neue Erkenntnis. Diesen Vorgang bezeichnet man als Akkomodation.

Dabei wird auch die Äquilibration deutlich, indem Anne zuerst versucht ihre bisherigen Kenntnisse anzuwenden und im Anschluss ihr Vorgehen ändert, um ihr Ziel zu erreichen.

Jean Piaget Stufenmodell kognitive Entwicklung – Phasen

Piaget teilt die kognitive Entwicklung des Menschen in vier Stufen oder Phasen ein, die sich durch unterschiedliche Entwicklungsschritte auszeichnen. Wenn ein Kind eine neue Stufe der Entwicklung erreicht hat, dann geht Piaget davon aus, dass die Schemata der vorherigen Stufen ebenfalls erlernt wurden. Die Entwicklung läuft kontinuierlich ab, sodass die Stufen fließend ineinander übergehen. Die Stufen lauten:

  1. Sensomotorische Stufe
  2. Präoperationale Stufe
  3. Konkret-operationale Stufe
  4. Formal-operationale Stufe

Piaget entwickelte noch einige weitere Theorien beispielsweise zu den "Stufen der kindlichen Moral nach Piaget". Sieh Dir diese Erklärung an, wenn Du noch mehr dazu erfahren möchtest.

Sensomotorische Stufe

Die Entwicklungsschritte der sensomotorischen Stufe spielen sich von der Geburt bis in das zweite Lebensjahr ab. In dieser Phase lernt das Kind seine Sinne kennen und führt erste Bewegungen durch. Dieses Kennenlernen fokussiert sich auf den eigenen Körper, weshalb man von einem Egozentrismus spricht.

Egozentrismus bedeutet, dass das Kind noch kein Verständnis dafür besitzt, dass eine andere Perspektive außer der eigenen existiert. Es kann also noch keinen Unterschied zwischen sich selbst, anderen Personen und der Umwelt herstellen.

Die ersten Bewegungen des Kindes sind vor allem angeborene Reflexe, wie der Saugreflex, der Schluckreflex und der Greifreflex. Diese entwickeln sich im Laufe der sensomotorischen Stufe in sogenannten Kreisreaktionen weiter. Dies bedeutet, dass die Kinder in diesem Zeitraum lernen, dass ihre eigenen Tätigkeiten Auswirkungen haben, die sie wiederum selbst beeinflussen. Zudem lernen die Babys in diesem Alter die sogenannte Objektpermanenz kennen.

Die Objektpermanenz bezeichnet das Wissen, dass ein Gegenstand oder eine Person existiert, obwohl sie im Moment nicht gesehen werden kann. Babys erkennen noch nicht, dass ein Gegenstand unter einem Tuch oder die Mutter die den Raum verlässt nicht für immer verschwunden ist. Dies lernen sie erst im Laufe der sensomotorischen Stufe.

Innerhalb der sensomotorischen Stufe können die verschiedenen Entwicklungsschritte noch einmal in verschiedene Altersabschnitte unterteilt werden:

ZeitraumBeschreibung
Null bis ein Monat
  • Egozentrismus
  • Spontanbewegungen und Reflexe
Ein bis vier Monate
  • primäre Kreisreaktion:
    • Reflexe werden wiederholt, wenn sie zu angenehmen Ergebnissen führen
    • Entwicklung erster Gewohnheiten
Vier bis acht Monate
  • sekundäre Kreisreaktion:
    • Reaktionen auf äußere Reize
    • erste Versuche auf die Umwelt einzuwirken
Acht bis Zwölf Monate
  • zielgerichtetes Verhalten
  • Objektpermanenz entwickelt sich
  • Unterscheidung zwischen bekannten und unbekannten Menschen
    • häufig Entwicklung von Schüchternheit gegenüber unbekannten Personen
Zwölf bis 18 Monate
  • tertiäre Kreisreaktion:
    • Verwendung von Hilfsmitteln
    • Versuch und Irrtum um ein Ziel zu erreichen
18 bis 24 Monate
  • Bewegungen werden immer häufiger mit einem Ziel durchgeführt
  • Aufgabe des Egozentrismus auf der physischen Ebene

Die Entwicklungen auf der sensomotorischen Stufe laufen individuell ab, weshalb die genannten Zeitangaben nur ungefähre Richtwerte sind. Der Ablauf der verschiedenen Entwicklungsetappen wird anhand des folgenden Beispiels deutlicher:

Im ersten Monat nach Annes Geburt basiert ihr Verhalten hauptsächlich auf dem Kennenlernen ihres Körpers. Sie weint, wenn sie Hunger oder Durst hat oder sich anderweitig unwohl fühlt. Ihre Reaktionen beschränken sich auf Reflexe, sodass sie automatisch zugreift, wenn ihre Eltern ihr Händchen anfassen und sie an der Brust ihrer Mutter saugt, wenn man sie ihr an den Mund hält.

Nach 18 Monaten hat Anne die sensomotorische Stufe vollständig durchlaufen. Bei ihr zeigt sich die tertiäre Kreisreaktion und auch die Objektpermanenz wird von ihr nicht mehr in Frage gestellt. Außerdem hat Anne schließlich komplett verstanden, dass außerhalb ihres eigenen Körpers noch andere Gegenstände existieren. Ihre Bewegungen erfolgen nun in der Regel gezielt, um ein Ziel zu erreichen. Sie muss Dinge nicht mehr ausprobieren um zu wissen, welches Ergebnis sie dadurch erreicht.

Präoperationale Phase

Die Entwicklungsschritte der präoperationalen Phase laufen zwischen dem zweiten und dem siebten Lebensjahr ab. Während der physische Egozentrismus weitestgehend abgelegt wurde, geht das Kind in der präoperationalen Stufe immer noch davon aus, dass andere Personen die Umwelt gleich wahrnehmen wie das Kind selbst. Eine andere Perspektive kann es daher nicht einnehmen, weshalb es seine eigenen Ansichten für die einzig mögliche Perspektive hält.

Besonders der Lernfortschritt nimmt beim Sprachenerwerb in diesem Altersabschnitt enorm zu. Die präoperationale Stufe zeichnet sich zudem durch eine starke Vermischung der Fantasie mit der Realität aus, was auch als magisches Denken bezeichnet wird.

Kinder in der präoperationalen Stufe neigen dazu zu generalisieren. Dabei wird unterschieden zwischen dem Animismus, dem Artifizialismus und dem Finalismus. Beim Animismus werden Gegenständen und leblosen Objekten menschliche Verhaltensweisen zugeschrieben. Dies kann unterschiedlich ausgeprägt sein:

  1. Jeder Gegenstand ist lebendig (z. B. Tischkante hat das Kind absichtlich verletzt).
  2. Nur Objekte, die sich bewegen, sind lebendig (z. B. auch Autos).
  3. Nur Objekte, die sich spontan und selbstständig bewegen, sind lebendig.
  4. Nur Pflanzen und Tiere sind lebendig.

Beim Artifizialismus geben Kinder einfache Erklärungen für komplexe Sachverhalte an. Sie erklären sich damit schwer zu fassende Phänomene, wie die Entstehung der Sterne, den Bewegungen der Wolken oder besonderen Wetterphänomenen. Häufig geht dies damit einher, dass Kinder alles als menschengemacht ansehen.

Beim Finalismus schließen Kinder aus der Wirkung eines Geschehnisses auf dessen Sinn. Wenn Kinder also die Erfahrung machen, dass man mit den Blättern von Bäumen basteln kann, kann eine Begründung für die Existenz von Blättern lauten: "Blätter gibt es, damit man damit basteln kann."

Die verschiedenen Äußerungsmöglichkeiten der Schritte in der präoperationalen Phase können auch in unserem Beispiel zu Anne erkannt werden:

Anne ist nun zwei Jahre alt. Aufgrund des noch vorherrschenden Egozentrismus geht Anne davon aus, dass nur ihre eigene Perspektive existiert, weshalb sie ihre eigenen Ansichten sehr bestimmt äußert.

Mit drei Jahren kommt Anne in den Kindergarten. Dort spielt sie Ball mit ihrer Freundin Pauline und wird aus Versehen am Bauch getroffen. Anne wird daraufhin sauer und sagt: "Ich spiele nicht mehr mit dem Ball. Der Ball ist böse.". Anne schreibt dem Ball hier Eigenschaften eines Lebewesens zu (Animismus) und denkt, dass der Ball ihr absichtlich weh tun wollte.

Später im Sitzkreis wird über den Sternenhimmel gesprochen. Anne erklärt voller Überzeugung: "Wenn man Nachts das Licht ausmacht, dann geht das Licht nach oben und ist dann ein Stern. Damit es nicht zu dunkel ist." Dabei zeigt sich der Artifizialismus, indem Anne ein einfach Erklärung für eine komplizierte Tatsache findet.

Im Anschluss wird über die Sonne gesprochen. Auf die Frage, weshalb die Sonne scheint, antwortet Anne: "Damit sie uns wärmt.". Sie wendet hier den Finalismus an und geht davon aus, dass die Wirkung der Sonne auch deren Sinn enthält.

Konkret-operationale Stufe

Die konkret-operationale Phase läuft zwischen dem siebten und dem elften Lebensjahr ab. Dabei entstehen die Grundlagen des logischen Denkens, die jedoch immer noch auf anschaulichen bzw. konkreten Erfahrungen basieren und noch kein abstraktes Denken beinhalten. Die folgende Tabelle enthält die wichtigsten gedanklichen Prozesse, die sich in diesem Alter stark weiterentwickeln.

Prozesse des DenkensBeschreibung
DezentrierungDie Dezentrierung bezeichnet die Entwicklung von einem Ich-Denken hin zu dem Verständnis, dass andere Menschen andere Sichtweisen und Gefühle besitzen.
ReversibilitätDie Reversibilität bezeichnet das Verständnis, dass Gedankengänge und Aktionen in gegenteiliger Reihenfolge durchgeführt werden können (z. B. Addition und Subtraktion).
InvarianzkonzeptDas Invarianzkonzept ist die Vorstellung, dass sich, durch das Verändern des Erscheinungsbildes eines Objektes, nicht seine grundlegenden Eigenschaften verändern (z. B. Formänderung ≠ Gewichtänderung).
SeriationDie Seriation ist das Verständnis, das Objekte in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet werden können (z. B. Stifte nach ihrer Größe ordnen).
KlassifikationDie Klassifikation ist das Verständnis, dass Objekte zu bestimmten Gruppen zugeordnet werden können (z. B.rote Blumen und blaue Blumen).

Neben dem logischen Denken entwickelt sich auch das Einfühlungsvermögen weiter. Der Egozentrismus nimmt ab, weshalb Kinder auf der konkret-operationalen Stufe ein Verständnis dafür entwickeln, dass es noch andere Sichtweisen gibt als ihre eigene. Sie verstehen zudem, dass man anders handeln kann, als man sich fühlt und das Kind kann über Dinge reden, die es nicht sehen kann. Dieser Prozess wird auch anhand unseres Beispiels über Anne deutlich:

Anne wird heute 9 Jahre alt. Zu ihrem Geburtstag hat sie ihre Freundinnen Paulina und Leni eingeladen. Als Leni in die Wohnung kommt, fällt Anne auf, dass Leni traurig ist, da sie nicht lächelt. Aus diesem Grund umarmt sie sie zur Begrüßung sehr fest. Dabei zeigt sich die Dezentrierung, indem Anne erkennt, dass ihre Freundin traurig ist, obwohl sie selbst, aufgrund ihres Geburtstags, sehr glücklich ist.

Beim Verteilen des Kuchens zeigt sich, dass Anne das Invarianzkonzept verinnerlicht hat. Annes Vater teilt den Kuchen in viele gleich große Stücke auf. Beim Umschichten des Stücks auf den Teller, fällt der Kuchen auseinander. Trotzdem erklärt Anne stolz: "Jeder hat genau gleich viel Kuchen bekommen!".

Im Anschluss sortieren die drei Mädchen die Geschenke anhand der Spielzeugart, um zu entscheiden, was sie zuerst benutzen wollen. So entsteht ein Haufen mit Kartenspielen, ein Haufen mit Verkleidung und ein Haufen mit Brettspielen. Nach der Klassifikation entscheiden sie sich schließlich für das Verkleiden und verbringen den Rest des Tages als Piratinnen.

Formal-operationale Stufe

Die formal-operationale Stufe wird in der Regel etwa ab dem zwölften Lebensjahr erreicht. Zu diesem Zeitpunkt besitzen Kinder alle Kompetenzen, um ihre Umwelt bewusst wahrzunehmen und sich auch mit Gefühlen und Gedanken zu beschäftigen. Dadurch nimmt die Entwicklung der eigenen Identität stark zu. Ereignissen und anderen Dingen wird ein Wert zugeschrieben, der in Relation zum eigenen Leben gesetzt wird. Zudem kann das Kind jetzt abstrakt denken und daraus logische Schlüsse ziehen. Die folgende Aufgabe lässt sich in diesem Alter von den Kindern lösen, auch wenn die verwendeten Begriffe nicht bekannt sind:

Alle Esel sind Lebewesen. Kein Lebewesen isst gerne Äpfel.

Welche Aussage trifft zu?

  • Einige Esel essen gerne Äpfel.
  • Alle Esel essen gerne Äpfel.
  • Kein Esel isst gerne Äpfel.

Antwort:

  • Kein Esel isst gerne Äpfel.

Auch das hypothetisch-deduktive Denken nimmt stark zu. Dabei stellen die Jugendlichen eine Theorie darüber auf, was geschehen könnte. Diese Annahmen werden dann überprüft. Kinder, die diese Stufe noch nicht erreicht haben, betrachten zuerst die Geschehnisse und stellen dann eine Theorie auf. Wenn diese Theorie nicht bestätigt wird, scheitern sie an der Lösung. Das folgende Beispiel stellt den Stand der vierten Stufe dar.

Anne ist nun 13 Jahre alt. In der Schule bekommt sie folgende Aufgabe gestellt:

"Drei Hasen sollen mit Karotten gefüttert werden. Hase A ist doppelt so viel wie Hase B. Hase C ist dreimal so viel wie Hase B.

Wie viele Karotten bekommen Hase B und C, wenn Hase A 4 Karotten frisst?"

Anne löst diese Aufgabe ohne Probleme und bekommt dafür eine eins.

Kognitive Entwicklung Piaget – Zusammenfassung

Die ausführlichen Erläuterungen der verschiedenen Stufen findest Du als Zusammenfassung nochmal in der folgenden Tabelle. Dabei wird die Altersspanne und der hauptsächlicher Erwerb in der entsprechenden Entwicklungsstufe dargestellt.

EntwicklungsstufeAltersspanneErwerb
1. Stadium der sensomotorischen IntelligenzNull bis zwei Jahre
  • Koordination des Körpers
  • physischer Egozentrismus
  • Objektpermanenz
2. Stadium der präoperationalen IntelligenzZwei bis sieben Jahre
  • Egozentrismus
  • Sprachfähigkeit
  • Fantasie und fehlerhafte Logik
3. Stadium der Konkret-operationalen IntelligenzSieben bis zwölf Jahre
  • Dezentrierung
  • Logisches Denken
4. Stadium der Formal-operationalen IntelligenzAb zwölf Jahren
  • hypothetisch logisches Denken

Kritik an der Kognitiven Entwicklung nach Piaget

Jean Piaget hat mit seiner Theorie der kognitiven Entwicklung stark zum Verständnis der verschiedenen Entwicklungsschritte im Kindesalter beigetragen. Dennoch werden einige seiner Vorgehensweisen und Ergebnisse kritisiert. Da er lange Zeit Beobachtungen an seinen eigenen Kinder durchführte, wird teilweise die Wissenschaftlichkeit seiner Methoden angezweifelt.

In Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung sollen Entwicklungsstufen zudem nacheinander ablaufen. Dennoch geschieht es, dass beispielsweise Fähigkeiten der dritten Stufe bereits beherrscht werden, während einige Fähigkeiten der zweiten Stufe noch nicht voll entwickelt sind. Zudem wird mittlerweile davon ausgegangen, dass sich die Problemlösefähigkeiten bei Kindern früher entwickeln und auch der Perspektivenwechsel, also das Hineinfühlen in andere Personen, früher stattfindet.

Zudem wird häufig kritisiert, dass kulturelle, soziale und gesellschaftliche Aspekte nicht genügend Berücksichtigung in Piagets Theorie finden.

Piaget war nicht der einzige Forscher, der Theorien über die kognitive Entwicklung des Menschen aufstellte. Wenn Du noch weitere Ansätze kennenlernen möchtest, dann sie Dir die Erklärungen "Psychosoziales Modell nach Erikson" und "Phasenmodell der Psychosexuellen Entwicklung" an.

Kognitive Entwicklung Piaget - Das Wichtigste

  • Piaget teilt die kognitive Entwicklung des Menschen in vier Stufen ein.
  • Die sensomotorische Stufe (Geburt-2 Jahre) beinhaltet die Entwicklung der Sinne und Bewegungen.
  • Die präoperationale Stufe (2-7 Jahre) beinhaltet den Sprachenerwerb und die Generalisierung von Eigenschaften.
  • Die konkret-operationale Stufe (7-11 Jahre) beinhaltet das anschauliche, konkrete logische Denken.
  • Die formal-operationale Stufe (ab 11 Jahren) beinhaltet das abstrakte, logische Denken und die Beschäftigung mit den eigenen Gefühlen und Gedanken.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Kognitive Entwicklung Piaget

Von Jean Piaget stammt die Theorie der kognitiven Entwicklung, die sich mit der Informationsverarbeitung unter dem Einfluss der Umwelt und biologischer Faktoren auseinandersetzt. Er stellte jedoch noch weitere Theorien auf, wie etwa die Stufen der kindlichen Moral.

Nach Piaget lernen Kinder innerhalb bestimmter Zeitabschnitte verschiedene Entwicklungsschritte. Sie beginnen zuerst mit dem Kennenlernen ihrer eigenen Sinne bis sie schließlich ihre Umwelt mit einbeziehen und schlussendlich das logische Denken erreichen.

Nach Piaget findet die kognitive Entwicklung ein Leben lang statt. Die wichtigsten Entwicklungsschritte finden dabei von der Geburt bis etwa ins 14. Lebensjahr statt. Doch auch danach entwickelt sich der Mensch kognitiv weiter.

Das Stufenmodell nach Piaget funktioniert nach vier Phasen, die bestimmten Altersabschnitten zugordnet sind. Innerhalb dieser Zeiträume geschehen verschiedene Entwicklungsschritte, bei denen das Kind sich selbst, seine Umwelt und verschiedene Denkprozesse kennenlernt.

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