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Gentrifizierung

Stadtteile wie Köln Mülheim standen lange Zeit im Schatten anderer Teile der Stadt und wurden als zu arm und zu dreckig abgestempelt.

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Stadtteile wie Köln Mülheim standen lange Zeit im Schatten anderer Teile der Stadt und wurden als zu arm und zu dreckig abgestempelt.

Heute ist Mülheim viel beliebter als noch vor ein paar Jahren und immer mehr Menschen ziehen in das Kölner Stadtviertel. Die Mietpreise steigen und einige Menschen können sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten.

Auf die Frage, wie es zu einer solchen Entwicklung kommt, ist der Begriff der Gentrifizierung in den meisten Fällen die passende Antwort.

Gentrifizierung – Definition und Erklärung

Bei der Gentrifizierung handelt es sich um einen sozioökonomischen Strukturwandel. Dieser Wandel vollzieht sich hauptsächlich in Großstätten und ist bedingt durch Aufwertungsprozesse und -arbeiten.

Der Strukturwandel lässt sich dabei in mehrere Phasen unterteilen. Die einzelnen Phasen werden im weiteren Verlauf genauer erläutert.

Der Begriff Strukturwandel beschreibt eine Veränderung der Gewichtung einzelner Wirtschaftsbereiche in einer Stadt während sie sich entwickelt.

Der sozioökonomische Strukturwandel umfasst zusätzlich Aspekte wie die Veränderung der Verteilung der Bewohner innerhalb einer Stadt.

Falls du dich für den Strukturwandel interessierst, oder einfach einen noch tieferen Einblick erhalten möchtest, schau dir am besten noch unseren Artikel zu diesem Thema an.

Gentrifizierung – Bedeutung und Prozess

Der Prozess der Gentrifizierung bringt für eine Stadt viele Vorteile, wie das verbesserte Image und eine höhere Attraktivität, mit sich, jedoch ist nicht alles positiv, da viele Menschen auf die niedrigen Mietpreise angewiesen sind und bei einer Erhöhung der Preise ihren Wohnort verlieren.

Das markanteste Merkmal der Gentrifizerung sind Aufwertungsarbeiten.

Dabei wird das betroffene Gebiet saniert und attraktiver gestaltet, wodurch die Mietpreise ansteigen und einkommensschwächere Haushalte durch wohlhabendere Haushalte verdrängt werden.

Es handelt sich bei der Gentrifizierung somit um einen Aufwertungs-, aber auch einen Verdrängungsprozess.

Gentrifizierung – Geschichte

Der Begriff "gentrification" wurde ursprünglich 1964 von der Engländerin Ruth Glass geprägt, die ihn dafür verwendete die sozialen Veränderungen innerhalb eines Londoner Arbeiterviertels zu beschreiben. Ausschlaggebend für die Veränderungen war dabei in erster Linie das Zuziehen von Menschen der Mittelschicht.

Später in den 1980er Jahren wurde der Begriff weitergehend durch die Stadtforschung in England und der USA geprägt.

In den USA drückte sich die Gentrifizierung in Form von einer ökonomischen Aufwertung von Grundstücken in überwiegend Armutsquartieren aus. Diese Armutsviertel lagen in direkter Nähe zu den Geschäftszentren.

Durch die Aufwertung wurden jedoch auch die meisten Bewohner verdrängt, da sie sich die Unterkünfte nicht mehr leisten konnten. Von der Verdrängung waren vor allem afroamerikanische und hispanische Bewohner betroffen.

Die Gentrifizierung war schon immer ein Teil des umfassenden Strukturwandels, zu dem auch die Verlagerung der Industrie- und Dienstleistungsbeschäftigung gehört. Die Verlagerung dessen geht außerdem mit einer Verlagerung und Polarisierung des Einkommens und Vermögens einher.

Gentrifizierung Vorteile – Arten der Aufwertung

Die Gentrifizierung geht mit einigen Arten der Aufwertung einher:

  • Die bauliche Aufwertung umfasst unter anderem Gebäudesanierungen und Infrastrukturverbesserungen
  • Die soziale Aufwertung umfasst das Zuziehen einkommensstärkerer Bevölkerung
  • Die symbolische Aufwertung bezieht sich vor allem auf eine bessere Medienpräsenz und auf eine hohe Akzeptanz
  • Die funktionale Aufwertung umfasst unter anderem die Ausweitung der Geschäfte und Dienstleistungen

Viele Stadtteile, die mittlerweile als gentrifiziert gelten, wurden vorher kaum wahrgenommen oder als zu heruntergekommen angesehen. Doch sobald es in einer solchen Gegend zu Verbesserungen der Infrastruktur und der Sanierung von Gebäuden kommt, wird das Interesse der Menschen geweckt. Das geweckte Interesse sorgt dafür, dass mehr Menschen zuziehen und zunehmend mehr Menschen von den Aufwertungen mitbekommen. Ab einem solchen Punkt werden auch die Geschäfte und Dienstleistungen mehr, da es sich durch das Interesse der Menschen lohnt das Geschäft auszuweiten.

Akteure der Gentrifizierung

Die an der Gentrifizierung beteiligten Parteien lassen sich in Pioniere, Gentrifier und Andere unterteilen.

  • Bei den Pionieren handelt es sich um Menschen, die nur eine geringe Fläche zum Wohnen brauchen, also beispielsweise Studenten
  • Gentrifier sind dem Pionier entgegengesetzt Menschen, die eine größere Fläche zum Wohnen in Anspruch nehmen und bezüglich der Arbeit meistens eine hohe Position haben
  • Mit Andere sind die gemeint, die ursprünglich in diesen Bereichen leben, nur wenig Geld zur Verfügung haben und in den meisten Fällen einer Randgruppe angehören

Modell Gentrifizierung: Die 5 Phasen

Der Prozess der Gentrifizierung lässt sich in 5 Phasen einteilen.

1. Phase Gentrifizierung

Pioniere siedeln sich zusätzlich zu den einkommensschwächeren Haushalten an.

Die Pioniere haben ebenfalls kein hohes Budget zur Verfügung, jedoch bringen sie in den meisten Fällen neue kreative Ideen und Lebensweisen mit, die dort ausgelebt werden. Durch die neugewonnene Kreativität wächst die soziale und auch die ethnische Vielfalt. Durch die überwiegend jüngeren Menschen eröffnen außerdem viele Galerien und Kneipen.

2. Phase Gentrifizierung

In der zweiten Phase wächst der Anteil der Pioniere, was dazu führt, dass Dienstleistungen dementsprechend angepasst werden. Zusätzlich werden die ersten Modernisierungen vorgenommen.

Zu den Modernisierungen gehören in erster Linie Gebäudesanierungen und die Ausweitung der Geschäfte.

3. Phase Gentrifizierung

Sobald die Gentrifier zuziehen, werden die Pioniere und Randgruppen zum größten Teil verdrängt.

Die Gentrifier erkennen das Potential der Wohngegend und wollen es nutzen. Es werden vereinzelt weitere Modernisierungen vorgenommen und die ersten Immobilienmakler werden auf das Gebiet aufmerksam, was dafür sorgt, dass die Mietpreise langsam steigen und die ersten Haushalte aufgrund dessen wegziehen müssen.

4. Phase Gentrifizierung

Mehr Gentrifier ziehen zu und die Miet- und Grundstückspreise steigen aufgrund von Luxussanierungen rasant an.

Die Pioniere wollen nicht, dass es durch die Gentrifier zu weiteren Umwandlungen kommt, was zu Auseinandersetzungen zwischen den Parteien führt. Die gesamte Infrastruktur wird modernisiert und die Preise steigen in jederlei Hinsicht. Die Tendenz geht sogar über zu Eigentumswohnungen. Die meisten Alteingesessenen und viele Pioniere ziehen entweder aufgrund der erhöhten Mieten weg, oder weil sie sich mit dem neuen Bild des Viertels nicht mehr identifizieren können.

5. Phase Gentrifizierung

Ab dem Punkt, ab dem immer mehr einkommensstärkere Haushalte zuziehen, vollzieht sich der Wandlungsprozess immer schneller.

Gentrifizierung – Auslöser

Der ausschlaggebende Aspekt, der zur Gentrifizierung führt, ist die sogenannte "Rentenlücke".

Die Rentenlücke beschreibt das Auftreten neuer Gewinnmöglichkeiten in Vierteln in der Innenstadt. Dabei spielt unter anderem die veränderte Wohnortpräferenz eine wichtige Rolle.

Diese Rentenlücken entstehen in Wohngebieten der Innenstadt, in die kaum bis gar nicht investiert wurde.

Die Investitionen konzentrierten sich im Rahmen der Suburbanisierung auf die Errichtung von Eigenheimen und Großsiedlungen außerhalb des Stadtzentrums an den Stadträndern.

Mit der Suburbanisierung wurde der Fokus außerdem auf die Dienstleistungsbranchen gelegt, was dafür sorgte, dass es zu einer sozialen und geographischen Segregation der Bevölkerung kam. Hauptsächlich Arbeitsmigranten und Haushalte von geringerem Stand zogen in diesem Zuge in die innerstädtischen Viertel.

Die Suburbanisierung ist ein Prozess, in dem eine Verlagerung der Bevölkerung und der Arbeitsplätze aus der Kernstadt heraus in das Umland stattfindet.

Attraktiv wurden die Innenstädte für junge Familien wieder durch die Nähe zum Arbeitsplatz und Dienstleistungen, die beispielsweise Kitas umfassen.

Die zunehmende Polarisierung des Einkommens sorgte außerdem dafür, dass Immobilien vermehrt in den privaten Besitz übergegangen sind und damit als Anlagemöglichkeiten genutzt wurden.

Die Polarisierung des Einkommens beschreibt die immer größer werdenden Einkommensdifferenz zwischen der armen und der reichen Bevölkerungsschicht.

Gentrifizierung – Beispiel

Berlin Friedrichshain ist eines von vielen typischen Beispielen der Gentrifizierung.

1990 wurde Friedrichshain hauptsächlich von jungen Menschen/Studenten (den sogenannten Pionieren) bewohnt, was mit einer hohen Anzahl an Kneipen einherging.

Mit dem Zuzug von weiteren Studenten setzte der Gentrifizierungsprozess ein.

Über die Jahre wurde der Großteil der Altbauten saniert und aufgewertet.

Seitdem interessieren sich Investoren für Friedrichshain und immer mehr Haushalte aus höheren Einkommensklassen ziehen zu.

Gentrifizierung – Folgen

Die Gentrifizierung stellt insofern ein Problem dar, als dass viele Menschen aufgrund der Entscheidungen anderer mittelbar und teilweise sogar unmittelbar dazu gezwungen werden umzuziehen, weil sie sich ihre Wohnung und den Lebensunterhalt nicht mehr leisten können.

Das Vorkommen von Armut häuft sich dadurch in anderen Wohnvierteln.

Dass der Wohnraum für Einkommensschwächere immer weniger wird, stellt ein enormes Problem dar.

Gentrifizierung Nachteile – Ausgrenzung der Einkommensschwächeren

Als Folge dessen sind mehrere einkommensschwächere Haushalte innerhalb eines Wohnviertels vorzufinden, wobei diese Wohnviertel meist über eine schlechtere Infrastruktur und schlechtere oder geringfügiger verfügbare Dienstleistungen verfügen. Die sozialen Kontakte beschränken sich auf Menschen, die sich in einer vergleichbaren Lage befinden.

Daraus ergibt sich eine verstärkte soziale Ausgrenzung und es findet eine Segregation, also eine Aufspaltung nach Einkommensklassen statt, die sich auch geographisch in Hinblick auf das Stadtbild bemerkbar macht.

Gentrifizierung – Gegenmaßnahmen

In den ersten Phasen der Gentrifizierung findet ein sozialer, kultureller und ethnischer Austausch der Anwohner statt. Würde der Prozess an dieser stelle verlangsamt werden, oder sogar in Gänze gestoppt werden, kämen viele Menschen nicht in das Bedrängnis wegziehen zu müssen.

Die räumliche Mischung der Gesellschaftsschichten alleine reicht jedoch nicht aus um die soziale Segregation zu stoppen.

Ein Ansatz wären gezielte institutionelle Projekte, die sich beispielsweise in Schulen ausdrücken.

In Schulen bilden sich Gemeinschaften, die über die Herkunft und den Stand in der Gesellschaft hinausgehen. Dabei sollte speziell darauf geachtet werden, dass Vielfalt und Pluralität gefördert werden.

Gentrifizierung – Das Wichtigste

  • Der Prozess der Gentrifizierung bringt für eine Stadt viele Vorteile mit sich, jedoch ist nicht alles positiv.
  • Bei der Gentrifizierung handelt es sich um einen sozioökonomischen Strukturwandel. Dieser Wandel vollzieht sich hauptsächlich in Großstätten und ist bedingt durch Aufwertungsprozessen und -arbeiten.
  • Die Gentrifizierung war schon immer ein Teil des umfassenden Strukturwandels, zu dem auch die Verlagerung der Industrie- und Dienstleistungsbeschäftigung gehört.
  • Die an der Gentrifizierung beteiligten Parteien lassen sich in Pioniere, Gentrifier und Andere unterteilen.
  • Der Prozess der Gentrifizierung lässt sich in 5 Phasen unterteilen.
  • Aus der Gentrifizierung ergibt sich eine verstärkte soziale Ausgrenzung und es findet eine Segregation nach Einkommensklassen statt, die sich auch geographisch in Hinblick auf das Stadtbild bemerkbar macht.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Gentrifizierung

Die räumliche Mischung der Gesellschaftsschichten alleine reicht meist nicht aus, um die soziale Segregation zu stoppen.

Ein Ansatz wären gezielte institutionelle Projekte, die sich beispielsweise in Schulen ausdrücken.

Bei der Gentrifizierung handelt es sich um einen sozioökonomischen Strukturwandel. Dieser Wandel vollzieht sich hauptsächlich in Großstätten und ist bedingt durch Aufwertungsprozessen und -arbeiten.

Der ausschlaggebende Aspekt, der zur Gentrifizierung führt, ist die sogenannte "Rentenlücke".  Die Rentenlücke beschreibt das Auftreten neuer Gewinnmöglichkeiten in Vierteln in der Innenstadt.

Es werden viele Aufwertungsarbeiten betrieben, jedoch ist die Gentrifizierung auch ein Prozess, bei dem einkommensschwächere Haushalte durch wohlhabendere verdrängt werden.

Berlin Friedrichshain ist eines von vielen typischen Beispielen der Gentrifizierung. 

In den 90ern wurde Friedrichshain hauptsächlich von jungen Menschen/Studenten bewohnt.


Über die Jahre wurde der Großteil der Altbauten saniert und aufgewertet.

Seitdem interessieren sich Investoren für Friedrichshain und immer mehr Haushalte aus höheren Einkommensklassen ziehen zu.

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