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Zwei Faktoren Theorie

Was ist eigentlich Intelligenz? Warum sind manche Menschen intelligenter als andere und welche Auswirkungen hat die Intelligenz eigentlich auf mich und mein Leben? Diese und ähnliche Fragen bilden die Grundlage der heutigen Intelligenzforschung und der Intelligenzmessung

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Was ist eigentlich Intelligenz? Warum sind manche Menschen intelligenter als andere und welche Auswirkungen hat die Intelligenz eigentlich auf mich und mein Leben? Diese und ähnliche Fragen bilden die Grundlage der heutigen Intelligenzforschung und der Intelligenzmessung.

Im Vergleich zu anderen psychologischen Forschungsgebieten ist die Intelligenzforschung noch ziemlich jung, was vor allem daran liegt, dass das Thema Intelligenz erst interessant geworden ist, als immer mehr Menschen Zugang zu Bildung hatten. Erst im Jahr 1904 entwickelte der französische Psychologe Alfred Binet den ersten Intelligenztest und feuerte damit die Entwicklung der Intelligenzforschung entscheidend an.

Seitdem hat sich in der Intelligenzforschung einiges getan. Auch wenn sich die Forscher*innen bis heute noch nicht einig sind, wie Intelligenz genau definiert werden kann, wurden verschiedene Theorien und Modelle entwickelt, um die Struktur der Intelligenz bestmöglich zu erklären. Eine der bekanntesten Theorien ist die Zwei-Faktoren-Theorie von Charles Spearman.

Wenn Du Dich noch mit weiteren Intelligenztheorien beschäftigen willst, dann schaue Dir die Erklärungen "Zwei Faktoren Modell" oder "Würfelmodell" an.

Zwei Faktoren Theorie Spearman – einfach erklärt

Charles Spearman war ein anerkannter englischer Psychologe, der ein großes Interesse für Mathematik und Statistik zeigte. Schon kurz nach Abschluss seines Doktors begann er im Jahr 1904 mit einer Studie, die ihn zu einem Pionier in der Intelligenzforschung machen würde.

Dabei führte er an Schüler*innen sogenannte Diskriminationsmessungen (Tonhöhe, Lautstärke, Helligkeit, Gewicht) durch, bei denen die Schüler*innen sagen mussten, ob sie noch einen Unterschied zwischen beispielsweise zwei Tonhöhen wahrnehmen können oder eben nicht mehr. Außerdem nahm er in seinen Untersuchungen noch die Intelligenzschätzungen mit dazu, bei denen er die Schulnoten, die Lehrerurteile und Urteile der Mitschüler*innen über die Intelligenz eines/einer Schüler*in miteinander verglich.

Bei der Auswertung fand Spearman heraus, dass, wenn ein/eine Schüler*in in einer Diskriminationsmessung gut abschnitt, ein ähnliches Ergebnis auch in den anderen Diskriminationsmessungen zu erwarten war. Eine Testperson, die beispielsweise im Test zur Lautstärke gut abschnitt, erreichte mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch in den Tests zum Gewicht, zur Helligkeit und zur Tonhöhe ein gutes Ergebnis.

Dasselbe stellte er bei der Intelligenzschätzung fest. Wenn ein/eine Schüler*in gute oder schlechte Noten hat, so war auch das Urteil der Lehrer*innen und das Urteil der Mitschüler*innen ähnlich gut oder schlecht. Auch die Diskriminationsmessung und die Intelligenzschätzung wiesen so ein Verhältnis auf. Waren die Intelligenzschätzungen hoch, so war auch die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der/die Schüler*in in den Diskriminationsmessungen gute Ergebnisse erzielen konnte und umgekehrt.

Spearman kam damit zu dem Schluss, dass wenn alle Leistungsmessungen miteinander korrelieren, es einen gemeinsamen Faktor geben muss, der an allen Aufgaben mitbeteiligt ist.

Der Begriff korrelieren wird in wissenschaftlichen Studien häufig verwendet, und zwar immer dann, wenn zwei Inhalte oder Ergebnisse sich gegenseitig bedingen, also in einer Wechselbeziehung zueinander stehen.

Zwei Faktoren Theorie – die Faktoren und ihre Hierarchie

Nach seiner Studie war Spearman sich sicher, dass es einen Intelligenzfaktor gibt, der bei allen geistigen Tätigkeiten eine Rolle spielt. Diesen Faktor nannte er g-Faktor. Mit dieser Erkenntnis entwickelte er dann sein hierarchisches Intelligenzmodell, bei dem der g-Faktor an der Spitze steht. Unter dem g-Faktor befinden sich mehrere Spezialfaktoren (s-Faktoren), die einzelne geistige Tätigkeiten repräsentieren.

Zwei Faktoren Theorie – der generelle Faktor (g)

Spearman geht also davon aus, dass der g-Faktor ein Teil von Intelligenz ist und dass dieser Teil bei allen geistigen Tätigkeiten involviert ist. Daher wird der g-Faktor auch bei jedem Intelligenztest mit gemessen, da die Überlegungen, die bei der Bearbeitung eines Intelligenztests gemacht werden, schließlich auch geistige Tätigkeiten sind. Wichtig für den g-Faktor sind sogenannte basale Operationen.

Basale Operationen sind gedankliche Vorgänge, die automatisch ablaufen und deswegen nur bedingt kontrolliert werden können. Das heißt, eine Person muss sich nicht aktiv mit den Vorgängen beschäftigen und bemerkt sie in den meisten Fällen auch gar nicht.

Nach Spearman kann der g-Faktor durch drei basale Operationen charakterisiert werden:

  1. Auf- und Begreifen von Erfahrungen: Die basale Operation sorgt dafür, dass Menschen Erfahrungen wahrnehmen und dass gleichzeitig auch verstanden wird, dass man aus der Erfahrung auch etwas lernen kann.
  2. Ableiten von Beziehungen: Durch diese basale Operation sind Personen in der Lage, durch Beobachtung verschiedene Beziehungen zwischen Gegenständen zu erkennen. Ein ganz simples Beispiel ist, dass man in der Lage ist zu erkennen, dass eine schwarze Katze und eine weiße Katze sehr viele Gemeinsamkeiten haben und trotz der unterschiedlichen Fellfarbe beide Katzen sind.
  3. Entdecken von Zusammenhängen: Die letzte basale Operation beschreibt die Fähigkeit, Zusammenhänge zwischen Gegenständen zu sehen und daraus Schlussfolgerungen abzuleiten. Dadurch kannst Du also lernen, dass Deine Katze immer zu Dir gelaufen kommt, wenn Du die Futterdose öffnest.

Die drei basalen Operationen kommen nicht immer in allen Situationen gleichermaßen zum Einsatz, dennoch bilden sie zusammen die allgemeine Intelligenz beziehungsweise den g-Faktor. Das Niveau des g-Faktors ist angeboren und bei jedem Menschen anders. Je höher das Niveau ist, desto besser sind die Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen.

Zwei Faktoren Theorie – die Spezialfaktoren

Da Spearmans Theorie aber Zwei-Faktoren-Theorie heißt, muss es neben dem g-Faktor auch noch einen weiteren Faktor geben. Genauer gesagt ist es für Spearman nicht ein weiterer Faktor, sondern mehrere, die er als spezifische Faktoren (s-Faktoren) bezeichnet. Das sind dann all die geistigen Leistungen, die bei der Ausführung einer bestimmten geistigen Fähigkeit gebraucht werden. Das Niveau der spezifischen Faktoren ist nicht angeboren und wird durch die Erfahrungen, die ein Mensch macht, bestimmt.

Die spezifischen Faktoren können Fähigkeiten wie räumliches Vorstellungsvermögen, rechnerisches Denken, sprachliche Kompetenzen oder hypothetisches Denken sein. In den klassischen Intelligenztests wird versucht, das Niveau der einzelnen s-Faktoren zu bestimmen, was nach Spearman aber nicht geht, da der g-Faktor immer mit involviert ist. Spearman misst also in seinen Intelligenztests die einzelnen Niveaus der s-Faktoren. Er ist sich aber dennoch bewusst, dass der g-Faktor in dem Wert mit drin steckt. Es gibt nur keine Möglichkeit, den g-Faktor getrennt zu messen.

Zwei Faktoren Theorie Spearman – Zusammenfassung

In der Abbildung 1 findest Du die Zwei-Faktoren-Theorie grafisch dargestellt. Ganz oben steht der g-Faktor, der auch als Generalfaktor bezeichnet wird. Der g-Faktor beeinflusst alle Testergebnisse in Intelligenztests. Neben dem Generalfaktor haben auch die spezifischen Faktoren einen Einfluss auf die Testergebnisse.

Das Besondere an Spearmans Zwei-Faktoren-Theorie ist, dass er auch die Messfehler (z. B. Störungen bei der Durchführung oder zu viel bzw. zu wenig Zeit beim Bearbeiten) bei Intelligenztests miteinbezieht. Somit ergibt sich die geistige Leistung einer Person in einer bestimmten Intelligenztestaufgabe aus dem g-Faktor, dem spezifischen s-Faktor und den Messfehlern, die bei der Durchführung gemacht werden.

Zwei Faktoren Theorie Die Zwei-Faktoren-Theorie nach Charles Spearman StudySmarterAbbildung 1: Die Zwei-Faktoren-Theorie nach Charles Spearman Quelle: beltz.de

Zwei Faktoren Theorie nach Spearman – Kritik

Die Zwei-Faktoren-Theorie ist heute weitverbreitet und in der Wissenschaft sehr angesehen. Allerdings gibt es auch andere Ansätze, die sich vor allem darin unterscheiden, dass sie nicht davon ausgehen, dass es einen Generalfaktor gibt, der allen anderen Intelligenzformen übergeordnet ist gibt. Die anderen Ansätze gehen davon aus, dass es zwar verschiedene Formen von Intelligenz gibt, die einander beeinflussen und somit auf ein und derselben Ebene stehen.

Ein Beispiel für eine solche Theorie ist die Intelligenztheorie von Louis Leon Thurstone. Er geht davon aus, dass es sieben verschiedene Primärfaktoren gibt, die jeder Mensch in sich trägt und die nur unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Je nach Aufgabe werden ein oder mehrere dieser Primärfaktoren eingesetzt, um die Aufgabe zu bewältigen.

Wenn Du mehr über die Vorstellungen von Thurstone erfahren willst, dann klick Dich in die Erklärung "Thurstone Primärfaktoren" rein.

Es konnte bis heute noch nicht eindeutig beweisen werden, welche Art von Intelligenzvorstellung wirklich zutrifft. Da es sich bei der Intelligenz um ein theoretisches Konstrukt handelt, kann es vielleicht auch nie eindeutig beweisen werden. Die meisten Wissenschaftler*innen, die sich mit der Intelligenz beschäftigen, gehen aber eher davon aus, dass es eine allgemeine Intelligenz gibt, die allen anderen Intelligenzformen übergeordnet ist. Somit ist die Theorie von Spearman wissenschaftlich vertreten.

Zwei Faktoren Theorie - Das Wichtigste

  • Die Zwei-Faktoren-Theorie wurde von dem englischen Psychologen Charles Spearman entwickelt.
  • Der Grundgedanke der Theorie ist, dass es einen Intelligenzfaktor (g-Faktor) gibt, der an jeder geistigen Tätigkeit beteiligt ist.
  • Der g-Faktor ist durch drei basale Operationen charakterisiert: Auf- und Begreifen von Erfahrungen, Ableiten von Beziehungen und Entdecken von Zusammenhängen.
  • Neben dem g-Faktor sind auch spezifische Faktoren (s-Faktoren) für das Lösen einer bestimmten geistigen Aufgabe wichtig.
  • Der g-Faktor ist angeboren und die s-Faktoren werden durch Erfahrung bestimmt.
  • Das Ergebnis einer Intelligenztestaufgabe wird durch den g-Faktor, einem spezifischen Faktor und den Messfehlern bei der Durchführung der Intelligenzmessung beeinflusst.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Zwei Faktoren Theorie

Die Zwei-Faktoren-Theorie ist eine Intelligenztheorie, die davon ausgeht, dass es einen übergeordneten Intelligenzfaktor (g) gibt, der an allen geistigen Tätigkeiten beteiligt ist. 

Die zwei Faktoren der Zwei-Faktoren-Theorie sind der g-Faktor und die s-Faktoren. Der g-Faktor ist allen anderen Faktoren übergeordnet, während die s-Faktoren die spezifischen Faktoren sind, die für die Bewältigung einer bestimmten geistigen Aufgabe wichtig sind. 

Der generelle Faktor ist der Teil der Intelligenz, der allen geistigen Tätigkeiten zugrunde liegt. 

Die Zwei-Faktoren-Theorie wird von Wissenschaftler*innen nur sehr wenig kritisiert. Dennoch gibt es Ansätze, die eher davon ausgehen, dass es mehrere Intelligenzfaktoren gibt, die sich gegenseitig beeinflussen und auf einer Ebene stehen. Bis heute kann die Wissenschaft nicht beweisen, welche Vorstellung zutrifft, dennoch gehen die meisten Forscher*innen davon aus, dass die Intelligenz hierarchisch aufgebaut ist. 

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