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Verhaltenssteuerung

Jedes Lebewesen, egal ob Mensch oder Tier, muss in jeder Sekunde seines Lebens Entscheidungen treffen – mal schwierigere und mal leichtere. Dabei steht im Mittelpunkt jeder dieser Entscheidungen immer die Notwendigkeit, Verhaltensweisen auszuwählen, die für das eigene Überleben und die Fortpflanzung am förderlichsten sind. 

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Jedes Lebewesen, egal ob Mensch oder Tier, muss in jeder Sekunde seines Lebens Entscheidungen treffen – mal schwierigere und mal leichtere. Dabei steht im Mittelpunkt jeder dieser Entscheidungen immer die Notwendigkeit, Verhaltensweisen auszuwählen, die für das eigene Überleben und die Fortpflanzung am förderlichsten sind.

In erster Linie steht somit das eigene Wohl im Zentrum einer jeden Handlung eines jeden Menschen. Negative Konsequenzen sollten dabei bestmöglich vermieden werden. Doch wie handelt der Mensch und wovon werden sein Verhalten und Handeln womöglich beeinflusst?

Verhaltenssteuerung – Definition

Der Begriff "Verhalten" im Allgemeinen ist komplex und nicht einfach zu definieren. Die Psychologie versteht darunter den Prozess eines Organismus, sich bewusst oder unbewusst an seine Umwelt anzupassen. Die Biologie hingegen versteht unter Verhalten alle Bewegungen, Lautäußerungen und Körperhaltungen eines Lebewesens.

In beiden Fällen müssen zur Erklärung von Verhalten die Begriffe Motivation, Ziel und Absicht berücksichtigt werden, ohne die kein Handeln zustande kommt, das für Verhalten notwendig ist.

Unter Verhaltenssteuerung werden die Prozesse verstanden, die dazu dienen, das Verhalten und Handeln eines Menschen zu beeinflussen.

Um mehr zum Thema Motivation und ihre Motive zu erfahren, kannst Du Dir die passende Erklärung "Emotion und Motivation" anschauen!

Verhalten wird von einer Reihe verschiedener innerer und äußerer Faktoren beeinflusst. Somit haben folgende Faktoren eine entscheidende Rolle in der Verhaltenssteuerung:

Innere Faktoren
Äußere Faktoren
  • Gewohnheiten und Erfahrung
  • Triebe, Emotionen, Bedürfnisse, Gefühle
  • Interessen und Motive
  • Wünsche, Absichten, Ziele und Pläne
  • Fähigkeiten und Fertigkeiten
  • Reize
  • Situation
  • Normen und Befehle
  • äußere Zwänge, wie Gewalt und Drohung
  • Belohnung und Bestrafung

In der Verhaltenssteuerung treffen immer zwei Seiten aufeinander: der Organismus selbst und seine Umwelt. Verhalten stellt eine Reaktion auf einen Reiz dar, wodurch es sich bei der Verhaltenssteuerung um sogenannte Reiz-Reaktions-Prozesse handelt.

Reiz-Reaktions-Prozess: Am Anfang einer jeden Handlung steht die Aufnahme eines Reizes. Der Reiz wird über eines der fünf Sinnesorgane von dem Organismus aufgenommen und verarbeitet. Als Folge antwortet der Organismus schließlich mit einer bestimmten Reaktion (Verhalten) auf den aufgenommenen Reiz.

Wenn Du noch mehr zum Thema "Reiz-Reaktions-Schema" erfahren möchtest, schaue Dir die passende Erklärung an, um mehr über die "Informationsverarbeitung" zu erfahren.

Ebenen der Verhaltenssteuerung

Das Leben ist geprägt von Lernvorgängen. Je nachdem, ob eine Erfahrung gut oder schlecht ist, kann sie Verhaltensweisen verstärken oder abschwächen. Die Basis eines jeden Verhaltens und Handelns bilden angeborene Reize, die höchste Form stellt die Selbstkontrolle und Bedürfnisantizipation dar.

Unter angeborenen Reizen werden grundsätzlich alle Reaktionen verstanden, die jeder Mensch schon von Geburt an besitzt. Häufig werden sie auch als (natürliche) Reflexe bezeichnet. Sie sind meist überlebenswichtige Reaktionen und müssen nicht erlernt werden. Sie sind sozusagen "einfach da".

Beispiele für angeborene Reize-Reaktionen sind:

  • Saugreflex
  • Schluckreflex
  • bei Tieren: Jagdreflex

Den angeborenen Reizen stehen die erlernten Reize gegenüber. Diese werden erst nach der Geburt im Laufe des Lebens aktiv erworben, beispielsweise durch Wiederholung. Ein typisches Beispiel für eine gelernte Reiz-Reaktion ist, wenn Du mit dem Fahrrad auf der Straße auf einen Freund triffst und automatisch schnell grüßend die Hand hebst.

Wenn Du noch mehr über Reize erfahren möchtest, klick Dich rein in die passende Erklärung "Reize und Reaktion"! Viel Spaß beim Lesen und Lernen!

Insgesamt gibt es fünf Ebenen der Verhaltenssteuerung, welche aufeinander aufbauen.

1. Ebene: Reflexe und Instinkte

Bei der ersten Ebene der Verhaltenssteuerung handelt es sich um angeborene Reaktionsprogramme, die in festgelegter Reihenfolge durch bestimmte Reizbedingungen ausgelöst werden. Dadurch kommt es zur Anpassung an invariante (beständige) Umweltbedingungen. Die durch Reflexe und Instinkte ausgehende Verhaltenssteuerung geschieht automatisch. Ein Beispiel für ein angeborenes Reaktionsprogramm ist der Lidschlussreflex:

Dringt Dreck oder Staub in das Auge ein, schließt sich das Augenlid automatisch, um das Auge vor Verletzungen zu schützen.

2. Ebene: Bedürfnisgesteuertes bzw. motiviertes Verhalten

Unter motiviertem Verhalten wird die umkehrbare (reversible) Veränderung von Verhalten (Reizreaktion) durch äußere Einflüsse verstanden. Solche äußere Bedürfnisse können beispielsweise der Mangel an Wasser, Futter oder Schlaf sein.

Ein Bedürfnis ist immer eine Abweichung von einem inneren Sollwert, der durch Mechanismen wiederhergestellt werden soll, wodurch es zu einer Anpassung an zeitweise Veränderungen der Bedürfnis- und Motivlage kommt.

Ein Sollwert ist ein von einem Individuum angestrebter Zustand, der aktuell von dem Istwert, also vom aktuellen Zustand abweicht. Im besten Fall stimmen der Sollwert und Istwert überein. Dann ist der angestrebte Zustand gleich dem tatsächlichen Zustand.

Zu den Mechanismen zur Wiederherstellung des Sollwertes zählen:

  • automatische Regulation (z. B. Verdunstung von Wasser bei Überhitzung)
  • instrumentelles Verhalten (z. B. Suche nach Wasser)

Die zweite Ebene des bedürfnisgesteuerten Verhaltens sieht übertragen auf das Beispiel Hunger folgendermaßen aus:

Hat eine Person Hunger, dann ist das darauf zurückzuführen, dass sie seit einer bestimmten Zeitspanne keine Nahrung mehr zu sich genommen hat. Das kann zum einen daran liegen, dass sie zu beschäftigt war und vergessen hat, etwas zu essen oder zum anderen kann der Hunger daher rühren, dass keine Nahrung unmittelbar vorhanden ist.

Als Folge des Hungergefühls macht sich die Person auf die Suche nach Essen. Dafür legt sie ein instrumentelles Verhalten an den Tag, indem sie den nächsten Supermarkt aufsucht oder sich auf den Weg zum Kühlschrank macht.

3. Ebene: Assoziatives Lernen

Assoziatives Lernen stellt erfahrungsabhängige Veränderungen von Assoziationen zwischen Reizen, Reaktionen und Konsequenzen dar. Damit wird die Anpassung an veränderliche Umweltbedingungen gewährleistet.

Durch individuelle Lernerfahrungen werden innere Repräsentationen und Modelle von der Umwelt gebildet, auf die das Individuum jederzeit zurückgreifen und seine Handlung darauf abstimmen kann. Übertragen auf das Beispiel des Hungergefühls lautet die dritte Ebene der Verhaltenssteuerung wie folgt:

Aufgrund von verschiedenen Lernprozessen verknüpft der Mensch bereits als kleines Kind, dass ein Hungergefühl in der Regel mit einem Besuch in der Küche oder im Supermarkt gestillt werden kann. Er weiß, dass er in der heutigen Zeit nicht erst jagen und ein Tier erlegen muss, um Essen zu erhalten.

Eine wichtige Rolle spielen hier die klassische und operante Konditionierung.

Innere Repräsentationen sind mentale Vorstellungen von Wissen. Wenn Du etwas vor deinem "geistigen Auge" siehst, dann handelt es sich bei diesem "Bild" um eine innere bzw. mentale Repräsentation.

Modelle von der Umwelt meinen die Entwicklung von Vorstellungsbildern von der Umwelt.

4. Ebene: Intentionale Handlungssteuerung

Hat ein Individuum innere Repräsentationen gebildet und individuelle Lernerfahrungen gesammelt, kann es diese Repräsentationen nun in der nächsten Ebene der Verhaltenssteuerung gezielt einsetzen, um mit einem bestimmten Handeln ein bestimmtes Ergebnis bzw. Ziel zu erreichen.

Dabei kommt es auch zu einem Abwägen der Erreichbarkeit des Ziels und einer Bewertung zukünftiger alternativer Ziele, durch ein sogenanntes Probehandeln. Zieht man erneut das Beispiel des Hungers und der Nahrungsaufnahme heran, lautet die vierte Ebene folgendermaßen:

Aufgrund der individuellen Lernerfahrungen durch das assoziative Lernen weiß der Mensch, dass Essen in Supermärkten zu finden ist und dass die Kombination aus bestimmten Zutaten ein bestimmtes Gericht ergibt. Er weiß auch, dass nicht alle für die Zubereitung des Gerichts notwendigen Lebensmittel in ein und demselben Supermarkt gekauft werden können.

Der Mensch versteht, dass er in zwei verschiedene Läden gehen muss, um alle Zutaten zu bekommen. Nun wägt er ab, wie stark sein Hunger und Verlangen nach diesem speziellen Gericht ist und ob dies den Aufwand, in zwei verschiedene Läden zu gehen, wert ist.

5. Ebene: Bedürfnisantizipation, Volition und Selbstkontrolle

Der Begriff Volition bezeichnet in der Psychologie die willentliche und bewusste Umsetzung von Zielen durch zielgerichtetes Handeln und Denken.

In der fünften Ebene der Verhaltenssteuerung kommt es zu einer Antizipation (Voraussage) von zukünftigen Bedürfnissen. Das heißt, das Verhalten wird an zukünftigen Bedürfnissen festgemacht, die zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht bestehen, aber erwartet werden. Zudem kommt es zur Selbstkontrolle und aktuelle Motivationstendenzen oder Gewohnheiten werden zugunsten langfristiger Ziele unterdrückt.

Den Prozess der Antizipation in dieser Ebene kannst Du Dir am Beispiel des Hungers folgendermaßen vorstellen:

Obwohl er gerade gefrühstückt hat, weiß der Mensch, dass sein Hungergefühl in wenigen Stunden erneut eintreten wird und die Bedürfnisbefriedigung nur vorübergehend war. Deswegen bereitet er bereits jetzt das Mittagessen vor, obwohl er noch gar keinen Hunger hat. Er weiß jedoch, dass schon bald sein Bauch knurren wird und erneut Nahrung zu sich nehmen muss.

Mechanismen der Verhaltenssteuerung

Es gibt verschiedene Mechanismen der Verhaltenssteuerung. Am bekanntesten sind die verschiedenen Formen der Konditionierung, wie die klassische Konditionierung, operante Konditionierung oder semantische Konditionierung. Eine andere Form ist die antizipative Verhaltenssteuerung.

Verhaltenssteuerung nach Pawlow

Der bekannte russische Mediziner und Physiologe Iwan Pawlow gilt heute als einer der Pioniere der Verhaltensforschung und ist vor allem für seine Studien zum Speichelreflex bei Hunden bekannt. Dabei hat er einen wichtigen Lernmechanismus entdeckt: die klassische Konditionierung.

Basis dieses Lernprozesses bilden angeborene Reflexe, wie der Speichelfluss, Lidschlag oder Fluchtreflex. Diese werden im Prozess der Konditionierung mit einer angelernten Komponente ergänzt und gekoppelt.

In einem Experiment wurden Hunde von Pawlow auf bestimmte Reize, in diesem Fall das Läuten einer Glocke, konditioniert. Dazu lernten die Hunde, dass auf das Glockensignal eine Fütterung erfolgt. Nach einer Weile reagierten sie allein auf die Geräuschwahrnehmung des Glockensignals mit Speichelfluss, selbst ohne Futter zu sehen. Der neutrale Reiz (das Läuten der Glocke) wurde somit zum sogenannten konditionierten Reiz.

Pawlows Untersuchungen zeigten, dass Verhalten eine Reaktion auf Reize der Außenwelt darstellt. Demnach kann Verhalten angelernt werden.

Die klassische Konditionierung stellt eine erlernte Verbindung zwischen einem einst neutralen Reiz und einem unkonditionierten Reiz dar, welche jedoch nicht fix ist und wieder gelöscht werden kann.

In Pawlows Fall zeigte sich das, indem sich der Speichelfluss einstellte, nachdem die Glocke mehrmals ertönte, ohne dass Futter präsentiert wurde. Somit wurde der konditionierte Reiz wieder zu einem neutralen Reiz.

Verhaltenssteuerung klassiche Konditionierung Hunde StudySmarterAbbildung 1: Der Prozess der klassischen Konditionierung bei Pawlowschen Hunden.Quelle: wikipedia.org

Auf den Menschen übertragen herrscht heute die Auffassung, dass sich mit der Theorie der klassischen Konditionierung nur das Erlernen sehr einfacher Verhaltensweisen und nicht komplexe soziale Verhaltensweisen erklären lassen.

Die klassische Konditionierung kommt zum Beispiel bei der Behandlung von Ängsten und Zwangsneurosen zum Einsatz. Ansätze der Verhaltenstherapie sind zum Beispiel die Gegenkonditionierung, die systematische Desensibilisierung oder die Aversionstherapie.

  • Bei der systematischen Desensibilisierung kommt es zu einer Konfrontation mit den angstauslösenden Themen.
  • Bei der Gegenkonditionierung kommt es hingegen zu einer Kombination von einem als gefährlich oder lebensbedrohlich für das Individuum empfundenen Reiz mit einem positiv empfundenen Reiz.
  • Bei der Aversionstherapie werden ein unangenehmer Zustand (z. B. Übelkeit) mit einem unerwünschten Verhalten (z. B. Süßigkeiten) gekoppelt.

Falls Du jetzt noch mehr zum Thema Konditionierung erfahren möchtest, lies Dir die Erklärungen "Klassische Konditionierung" und "Operante Konditionierung" durch!

Antizipative Verhaltenssteuerung

Emotionen sind meist wenig kontrollierbar und steuern das Verhalten weitestgehend unbewusst. Eine bewusste Verhaltenssteuerung ist hingegen möglich, wenn sich Ziele gesetzt und diese aktiv verfolgt werden.

In dem Modell der antizipativen Verhaltenssteuerung wird davon ausgegangen, dass die wahrgenommenen Ereignisse und Informationen maßgeblich durch das eigene Verhalten bestimmt werden.

Antizipatives Verhalten bedeutet vorausschauendes Verhalten.

Mit jeder Bewegung und jedem Blickwechsel nehmen Menschen neue Eindrücke wahr und verändern die gegebenen Reizwirkungen. Die dadurch entstehende Veränderung geschieht in der Regel jedoch nicht zufällig, sondern intentional, also bewusst. Demnach gibt man nicht einfach einem blinden Drang nach, sondern Menschen streben mit ihrem Verhalten ein bestimmtes Ziel an, wie das folgende Beispiel verdeutlicht:

Ein zielgerichtetes Handeln kann sein, wenn Du versuchst, ein bestimmtes Objekt zu ergreifen. Angenommen, Du willst nach einem Glas Wasser greifen, das auf dem Tisch steht. Dafür musst Du Deinen Blick auf das Glas richten, Deine Hand ausstrecken und es anheben, mit der Absicht etwas zu trinken.

Jedoch muss man laut der antizipativen Verhaltenssteuerung bereits im Vorfeld wissen, zu welchen Konsequenzen das Verhalten zur Zielerreichung unter den gegebenen Bedingungen führen wird. Demnach müsse man versuchen, die Konsequenzen vorauszusagen, um genau das Verhalten anzuwenden, das zur Erreichung des Ziels benötigt wird.

Konkret bedeutet das, dass neben der Antizipation des angestrebten Zielzustandes, auch eine Antizipation der Eigenschaften des Ausgangszustandes erforderlich ist, bei dem das Verhalten auch zu den erwarteten Konsequenzen führt.

Die nachfolgende Abbildung veranschaulicht Dir genau diesen Prozess der Antizipation des Ausgangs- und Zielzustandes und dass dieser Grundlage für das Verhalten ist:

Verhaltenssteuerung antizipative Verhaltenssteuerung StudySmarterAbbildung 2: Modell der antizipativen Verhaltenssteuerung nach Hoffmann.

Aufgaben der Verhaltenssteuerung in der Psychologie

Durch Verhaltenssteuerung soll in der Psychologie fehlerhaftes bzw. störungsbedingtes Verhalten, das in der Vergangenheit erlernt wurde, wieder verlernt bzw. korrigiert werden. Dem Gegenüber soll erwünschtes Verhalten verstärkt werden.

Dies geschieht in der Regel im Zuge einer sogenannten kognitiven Verhaltenstherapie. Doch auch eine Konfrontationstherapie, in der der/die Patient*in mit seinem/ihrem Verhalten oder aber auch Ängsten konfrontiert wird, kommt häufig zum Einsatz.

Gerade bei Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten und Aggressionsproblemen können diese durch eine Verhaltenssteuerung bzw. Verhaltenskontrolle korrigiert werden. Meist sind die gezeigten Auffälligkeiten der Kinder erlernt und auf die Nachahmung sowie Verstärkung von Verhaltensweisen von Familienmitgliedern zurückzuführen. Im Kindesalter ist es meist auch noch deutlich einfacher, Verhalten zu steuern und zu korrigieren.

Wie genau eine Verhaltenstherapie abläuft und inwiefern sie sich von einer Psychoanalyse abgrenzt, erfährst Du in der Erklärung "Kognitive Verhaltenstherapie"!

Verhaltenssteuerung bei Kindern

Bei Kindern spielt die Verhaltenssteuerung eine besonders große Rolle. Wie Du bereits am Anfang der Erklärung gelernt hast, sind gerade Erfahrungen und Gewohnheiten als innere Faktoren treibende Kräfte für das Verhalten. Besonders in ihren ersten Lebensjahren verfügen Kinder über kaum bis wenig Erfahrungen, weshalb sie weniger (Wissens-)Basis haben, um Verhaltensentscheidungen zu treffen.

Zukünftiges Verhalten wird grundsätzlich durch vorangegangene Erfahrungen gesteuert. Deshalb müssen Kinder erst lernen, dass jede Handlung eine bestimmte Konsequenz hat, wie folgendes Beispiel zeigt:

Ein Kind muss erst den Unterschied zwischen

  • richtig ≠ falsch,
  • gut ≠ schlecht und
  • erfolgreich ≠ nicht erfolgreich

lernen, um auf Basis dieses Wissens passende Entscheidungen in Bezug auf zukünftiges Verhalten zu treffen. Nur wenn ein Kind weiß, was in der Gesellschaft, in der es lebt als gut und was als schlecht angesehen wird, kann es moralisch korrekt handeln.

Ein Kind kann nur dann Erfahrungen gewinnen, wenn es sein Verhalten ständig und meist unbewusst auf die Folgen hin überprüft. Dafür wird alles, was seinem Verhalten in bestimmten zeitlichen Zusammenhang folgt, von dem Kind bewertet. Die erfahrbaren Konsequenzen des Verhaltens, die das Kind aus den Folgen ableitet, können nun entweder

  • angenehm (= Belohnungen bzw. "Verstärkungen") oder
  • unangenehm (= Bestrafungen bzw. "Vermeidung") für das Kind sein.

Das Kind lernt, solche Konsequenzen als Folge seines Verhaltens in bestimmten Situationen zu verstehen und wird sein zukünftiges Handeln und Verhalten darauf abstimmen. Hat es ein Verhalten einmal mit einer unangenehmen Konsequenz verknüpft, wird es genau dieses in Zukunft eher meiden. Ist das Verhalten hingegen mit einer angenehmen Folge verbunden, wird das Kind das Verhalten wiederholen.

Verhaltenssteuerung – Beispiel

Ein bekanntes Beispiel für Verhaltenssteuerung in Form einer klassischen Konditionierung ist die des Kleinkindes und der Maus.

Zeigt man einem kleinen Kind eine Maus, hat es normalerweise keine Angst vor ihr, sondern den Drang, mit ihr zu spielen. Erfolgt jedoch auf dem Annäherungsversuch ein lauter Knall (unkonditionierter Reiz), ruft dieser eine Schreckreaktion in dem Kind hervor (unkonditionierte Reaktion) und bringt es zum Weinen.

Weisen alle darauffolgenden Annäherungsversuche dieselben Folgen auf, reicht es nach einer gewissen Anzahl an Versuchen, dem Kind die Maus zu zeigen, ohne einen lauten Knall, um es zum Weinen zu bringen.

Doch auch die Werbepsychologie und das Marketing machen sich die Verhaltenssteuerung zunutze. Hier wird der Anreiz des zu verkaufenden Produkts hinterfragt und in den Fokus gerückt:

Das Versprechen eines Smartphone-Herstellers, mit einem Handy leichter Kontakte zu pflegen, stellt vor allem für Personen, die ein großes Bedürfnis nach Anschluss haben, einen großen Anreiz dar, ein solches Gerät besitzen zu wollen.

Verhaltenssteuerung - Das Wichtigste

  • Verhalten ist die bewusste und unbewusste Anpassung eines Individuums an seine Umwelt.
  • Es gibt fünf Ebenen der Verhaltenssteuerung, die aufeinander aufbauen. Die erste Stufe ist die Steuerung durch angeborene Bedürfnisse und die fünfte Stufe die Selbstkontrolle.
  • Konditionierung als Verhaltenssteuerung kommt vor allem bei Angststörungen zum Einsatz.
  • Die adaptive Verhaltenssteuerung geht davon aus, dass wahrgenommene Eindrücke das eigene Verhalten beeinflussen und im Vorfeld feststehen muss, welche Konsequenzen ein Verhalten haben wird.
  • Durch Verhaltenssteuerung kann fehlerhaftes Verhalten korrigiert bzw. gewünschtes Verhalten gestärkt werden.

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