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Rubikon Modell

Wer kennt es nicht: Am ersten Januar schreibt man sich voller Elan eine ganze Liste guter Vorsätze und spätestens am Ende des Monats wurde ein Großteil davon bereits wieder aufgegeben. So klingt der Vorsatz, mehr Sport zu treiben, anfangs sehr verlockend. Doch nach dem ersten Muskelkater schwindet häufig die Motivation wieder.

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Wer kennt es nicht: Am ersten Januar schreibt man sich voller Elan eine ganze Liste guter Vorsätze und spätestens am Ende des Monats wurde ein Großteil davon bereits wieder aufgegeben. So klingt der Vorsatz, mehr Sport zu treiben, anfangs sehr verlockend. Doch nach dem ersten Muskelkater schwindet häufig die Motivation wieder.

Woran das liegen könnte und was Dich zu einer bestimmten Handlung überhaupt anspornt, kann mithilfe des Rubikon-Modells beantwortet werden.

Rubikon Modell in der Psychologie – Definition

Das Rubikon-Modell der Handlungsmotivation ist ein von den deutschen Psychologen Heinz Heckhausen und Peter Gollwitzer entwickeltes zentrales Modell der Motivation aus dem Jahr 1987. In erster Linie beschäftigt es sich mit den folgenden vier zentralen Fragen:

  1. Wie werden Ziele ausgewählt?
  2. Wie wird die Erreichung der Ziele geplant?
  3. Wie wird gehandelt, um das Ziel zu erreichen?
  4. Wie wird die Handlung im Nachhinein bewertet?

Kurz und knapp gesagt versucht dieses Modell aufzuzeigen, warum ein Mensch handelt, wie er handelt und was ihn zu bestimmten Handlungen verleitet beziehungsweise motiviert. Das Rubikon-Modell kann so zum Beispiel erklären, warum Du Dich nur so schwer zum Lernen oder zur Hausarbeit aufrappeln kannst, Du Dich für Deine Verabredung mit Freunden hingegen überhaupt nicht überwinden musst.

Das Rubikon-Modell stellt ein motivationspsychologisches Modell zur Erklärung von Handlungen dar.

Doch was genau bedeutet "Motivation"?

Unter Motivation werden emotionale Prozesse zur Setzung und Bewertung von Zielen verstanden, die schlussendlich in Abhängigkeit von der Stärke der Motivation in einem Verhalten oder Handeln enden.

Der Name Rubikon verweist auf Julius Cäsars historische Überschreitung des Flusses Rubikon im Jahr 49 v. Christus. Damals bildete der Fluss die Grenze zwischen der römischen Provinz Gallia Cisalpina und Italien bzw. dem römischen Reich.

Zu dieser Zeit herrschten chaotische Zustände in Rom und der Senat hatte Caesar aufgefordert, sein Heer und damit seine militärische Macht abzugeben. Darüber hinaus drohte der Senat mit einer Klage gegen Cäsar, da er in den zurückliegenden Jahren gegen viele Gesetze verstoßen haben soll.

Damals galt "den Rubikon mit bewaffneten Kräften zu überschreiten" als eine Kriegserklärung gegen die römische Republik. Mit seiner bewussten Entscheidung, den Fluss in Richtung Rom mit seiner Legion zu überqueren, hat Cäsar nicht nur dem römischen Reich den Krieg erklärt und einen Bürgerkrieg entfesselt, sondern auch akzeptiert, dass es kein Zurück mehr gibt.

Cäsar soll diesen geschichtlichen Schritt mit den Worten Alea iacta est, was übersetzt so viel wie "Der Würfel ist gefallen" bedeutet, kommentiert haben.

Das Rubikon-Modell – einfach erklärt

Beim Rubikon-Modell wird menschliches Handeln in einer chronologischen Perspektive betrachtet – von der Wahl der Handlungsziele bis hin zur Umsetzung dieser. Dabei wird eine Handlung in vier aufeinanderfolgende Handlungsphasen gegliedert, die wie folgt lauten:

  1. Abwägephase
  2. Planungsphase
  3. Handlungsphase
  4. Bewertungsphase

Grafisch kannst Du Dir die vier Phasen wie in der unten stehenden Abbildung vorstellen. Der metaphorische Fluss Rubikon verläuft gleich nach der Abwägephase. Sobald alle Handlungsoptionen abgewägt und der Entschluss gefasst wurde, eine Handlung auszuführen, wird der Fluss, der eine unsichtbare Grenze darstellt, überschritten und die Planung der Handlung eingeleitet. Ab diesem Punkt gibt es nach dem Rubikon-Modell kein Zurück mehr. Die Handlung ist motiviert.

Rubikon Modell Rubikon Modell der Motivation Handlungsphasen StudySmarterAbbildung 1: Die vier Phasen des Rubikon-Modells

Wodurch sich die einzelnen Phasen genau auszeichnen und wie sie sich voneinander unterscheiden, zeigt Dir die folgende Tabelle:

PhaseMerkmale
Abwägephase (prädezisionale Phase)
  • Ziele werden definiert.
  • Anschließend erfolgt eine Abwägung, welche Ziele realisierbar sind und welche nicht. Die Konzentration wird schließlich auf die Ziele gerichtet, die sich am ehesten realisieren lassen.
  • Riskante oder unwahrscheinliche Ziele werden aussortiert.
  • Das Ende dieser Phase ist vergleichbar mit Cäsars Überquerung des Rubikon – die Entscheidung, ein Ziel zu erreichen, ist gefallen.
Planungsphase (präaktionale Phase)
  • Planung der Zielerreichung.
  • Suche nach Antworten auf die Frage, wie mit möglichst geringem Aufwand das gesetzte Ziel erreicht werden kann.
  • Entscheidungen werden darüber getroffen, wann, wo und wie gehandelt wird.
  • Versuch, die Motivation aufrechtzuerhalten, um das Ziel zu erreichen.
Handlungsphase (aktionale Phase)
  • Umsetzung all der Dinge, die zur Zielerreichung notwendig sind.
  • Notwendige Aufgaben werden abgearbeitet.
Bewertungsphase (postaktionale Phase)
  • Abschließend erfolgt eine Evaluation des Handlungsverlaufs und der Handlungsergebnisse mithilfe eines Soll-Ist-Vergleichs.

Rubikon Modell der Motivation

Zentral für das Rubikon-Modell ist zum einen die Motivation und zum anderen die Volition. Grundsätzlich wird darunter Folgendes verstanden:

Volition ist die bewusste und willentliche Umsetzung von Motiven und Zielen. Dafür kommt es zu einer zielgerichteten Steuerung von Handlungen, Gedanken und Emotionen. Konkret meint Volition das erfolgreiche Streben zur Erreichung von gesetzten Zielen bzw. Ergebnissen. Kurz gesagt, wird darunter die Willenskraft eines Menschen verstanden.

Während die Theorie der Motivation zeigen will, wie Handlungsbereitschaft beziehungsweise Antrieb entsteht, versucht Volition zu erklären, wie diese Bereitschaft genutzt und umgesetzt wird, um Gefühle, Gedanken und Handlungen auf das Wesentliche zu fokussieren. Nur so kann aus den unzähligen Handlungsalternativen eine (wichtige) ausgewählt und in die Tat umgesetzt werden.

Mehr über Motivation im Allgemeinen und die verschiedenen Arten kannst Du in der Erklärung "Motivation Psychologie" nachlesen.

Im Rubikon-Modell spielen beide Begriffe eine sehr zentrale Rolle. Wie die nachfolgende Abbildung zeigt, steht die Motivation in der Abwäge- und Bewertungsphase im Vordergrund. Deshalb werden die beiden Phasen auch motivationale Phasen genannt.

Die Motivation gilt im Rubikon-Modell als beeinflussende Kraft zur Zielsetzung, aber auch zur Handlungsbewertung. Nur dadurch kann die ursprünglich zielsetzende Motivation in Hinblick auf zukünftige Handlungen analysiert werden.

Rubikon Modell Volition und Motivation StudySmarterAbbildung 2: Die Rolle von Volition und Motivation im Rubikon-Modell

In der Planungs- und Handlungsphase ist hingegen vor allem Willenskraft vonnöten, weshalb diese beiden Phasen auch als volitionale Phasen bezeichnet werden. Reine Motivation ist zur konkreten Umsetzung einer Handlung nicht mehr ausreichend. Hier benötigt es Volition.

Rubikon Modell – Beispiel

Ein Beispiel, auf das man das Rubikon-Modell der Handlungsmotivation anwenden kann, kennst Du vielleicht aus Deinem eigenen Leben bzw. Deiner Schulzeit.

1. Schritt: Abwägephase

Du weißt, dass Du Dich den Abschlussprüfungen stellen und Dein Bestes geben musst, um möglichst gute Noten zu erzielen. Denn nur so kannst Du Dein Traumstudium ohne Umwege realisieren und die Zulassungsvoraussetzungen erfüllen. Gleichzeitig weißt Du, dass die nächste Zeit unglaublich anstrengend sein wird und Du viel Zeit mit Lernen verbringen wirst.

Du beginnst abzuwägen, ob die guten Noten den Aufwand wirklich wert sind. Doch das Studium ist Dein größter Traum. In dem Moment, als Du Dich dazu entschließt, das Lehrbuch zu öffnen und Dich mit dem Lernstoff zu befassen, triffst Du die Entscheidung zur Handlung. Dabei setzt Du Dir das Ziel, den benötigten Notendurchschnitt zu erreichen. Nun hast Du den metaphorischen Rubikon überschritten.

2. Schritt: Planungsphase

Im nächsten Schritt überlegst Du Dir, wie Du Dein gestecktes Ziel bestmöglich erreichst. Dazu verfasst Du einen ausführlichen Lernplan. Zudem bittest Du Deine Eltern, Dich in Deinen Lernzeiten nicht zu stören, damit Du Dich hoch konzentriert mit dem Unterrichtsstoff auseinandersetzen kannst.

Am liebsten würdest Du in eine Bibliothek gehen, doch lässt Du Dich dort zu leicht ablenken. Deshalb fällt die Wahl Deiner Lernumgebung auf Dein Zimmer. Zur Aufrechterhaltung der Motivation steckst Du Dir immer wieder Etappenziele: Immer wenn Du drei Kapitel durchgearbeitet hast, machst Du Dir selbst eine kleine Freude und belohnst Dich mit einer Fahrradtour oder einem Kaffeetreff mit Deinen Freund*innen.

3. Schritt: Handlungsphase

Hast Du Deinen Lernplan soweit fertig, musst Du ihn im nächsten Schritt umsetzen. Die ersten Prüfungen sind nur noch sechs Wochen entfernt und Du beginnst nun mit dem Lernen. Einen Punkt nach dem anderen arbeitest Du von Deinem Lernplan ab. Die Tage vergehen wie im Flug und ehe Du Dich versiehst, bist Du mit Deinem Lernplan durch und die Prüfungen stehen an. Aufgeregt und voller Vorfreude, dass Du die Prüfungsphase bald hinter Dir hast, schreibst Du die Tests.

4. Schritt: Bewertungsphase

Sieben Wochen später erhältst Du die Ergebnisse Deiner Prüfungen. Jetzt wird sich zeigen, ob Dein Lernplan erfolgreich war und Du Dein gestecktes Ziel erreicht hast. Tatsächlich hast Du vier der fünf Prüfungen mit Bestleistung abschlossen. Einzig in Mathematik hast Du die Prüfung mit "nur" 10 Punkten bestanden.

Zum Glück hast Du den für das Studium benötigten Notendurchschnitt erreicht. Dennoch interessiert es Dich, woran es in der Matheprüfung gelegen hat. Erneut setzt Du Dich an den Lernplan und gehst alles noch einmal durch, um Deine Handlung und Dein Vorgehen zu bewerten.

Kritik am Rubikon Modell

Wie so viele Modelle in der Psychologie oder Wissenschaft im Allgemeinen wurde auch das Rubikon-Modell seit seiner Entwicklung kritisiert. Die Hauptkritikpunkte sind:

  • Die scharfe Trennung motivationaler und volitionaler Prozesse ist nicht haltbar: Abwägeprozesse können durch neu hinzutretende Ereignisse wieder aufgenommen werden, auch wenn eine Handlung bereits begonnen wurde.
  • Die Unterschiedlichkeit motivationaler und volitionaler Phasen ist fraglich: Alle vier Prozesse zeichnen sich durch Zielgerichtetheit aus und unterscheiden sich lediglich hinsichtlich des Inhalts der Ziele.
    • Motivationales Phasenziel: Abwägen und Entschlussbildung
    • Volitionales Phasenziel: Reibungslose Durchführung
  • Motivationale Faktoren wie Motive bleiben unberücksichtigt und die Motivation hat auch nach Überschreitung des Rubikon noch eine Bedeutung bzw. handlungsrelevante Funktion.
  • Volitionale Prozesse können bereits vor der Absichtsbildung von Bedeutung sein, z. B. zur Unterdrückung von abwägeirrelevanten Gedanken.
  • Es mangelt an der Beachtung sozialer Prozesse und Situationen, wie die Beeinflussung einer Person durch andere Personen.
  • Es gibt keine Unterscheidung zwischen Willensprozessen, die durch die Person selbst initiiert werden (im Sinne von Selbstmotivierung) und solchen, die von außen aufgezwungen und als Selbstkontrolle erlebt werden.
    • Unterschiedliche Konsequenzen für die Art und Effizienz von Handlungsregulationsprozessen

Rubikon Modell - Das Wichtigste

  • Das Rubikon-Modell stellt ein motivationspsychologisches Modell zur Erklärung von Handlungen dar.
  • Menschliche Handlungen unterliegen dem Prinzip der Motivation und Volition und können mithilfe von vier Phasen beschrieben werden: Abwäge-, Planungs-, Handlungs- und Bewertungsphase.
    • Volition ist die bewusste und willentliche Umsetzung von Motiven und Zielen.
      • Volitionale Phasen: Planungs- und Handlungsphase
    • Motivation sind emotionale Prozesse zur Setzung und Bewertung von Zielen.
      • Motivationale Phasen: Abwäge- und Bewertungsphase

Häufig gestellte Fragen zum Thema Rubikon Modell

Das Rubikon Modell der Handlungsmotivation wurde 1987 entwickelt.

Das Rubikon-Modell besagt, dass menschliche Handlungen dem Prinzip der Motivation unterliegen und mit Hilfe von vier Phasen beschrieben werden können. Dabei handelt es sich um die Abwäge-, Planungs-, Handlungs- und Bewertungsphase.

Das Rubikon Modell der Handlungsmotivation wurde von den deutschen Psychologen Heinz Heckhausen und Peter Gollwitzer erfunden und ist ein zentrales Modell der Motivation.


Unter Leistungsmotivation wird die allgemeine und relativ überdauernde Tendenz des Menschen verstanden, als wichtig bewertete Aufgaben mit Energie, Ausdauer und Elan bis zum erfolgreichen Abschluss zu bearbeiten. 

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Welche beiden Phasen werden auch als volitionale Phasen bezeichnet?

Nach welcher Phase verläuft der metaphorische Rubikon?

Welche der vier Phasen wird auch als präaktionale Phase bezeichnet?

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