Plusquamperfekt – Definition
Das Plusquamperfekt ist eine Zeitform, mit der man über Handlungen und Ereignisse aus der Vorvergangenheit spricht. Alternativ wird das Plusquamperfekt auch die Vorvergangenheit genannt.
Das Plusquamperfekt hat in der Grammatik generell den Zweck, Handlungen und Ereignisse auszudrücken, die in der Vorvergangenheit liegen. Eine Vorvergangenheit geht immer der normalen Vergangenheit voraus. Ein Beispiel für das Plusquamperfekt wäre es, wenn Du sagst, dass Du gestern um 10 Uhr das Frühstück gegessen und dann um 11 Uhr mit dem Lernen angefangen hast. Dann ist das Ereignis um 10 Uhr die Vorvergangenheit des Ereignisses von 11 Uhr. Während Du also in der Vergangenheit begonnen hast zu lernen, hast Du in der Vorvergangenheit gefrühstückt.
Nachdem Paula ihre Wohnung verlassen hatte, kam es zu einem Stromausfall in ihrer Wohnung. Dann schmolz auch die Butter im Kühlschrank.
In diesem Beispielsatz stellt das Verlassen der Wohnung eine Vorvergangenheit dar, weil es zeitlich allen anderen Ereignissen vorangeht.
Plusquamperfekt – Funktion
Zur Bildung des Plusquamperfekts gehört unabhängig davon, ob es im Aktiv oder Passiv gebildet wird, das Partizip II eines Verbs.
"Aktiv" bezeichnet eine Verhaltensrichtung eines Verbs, bei der gesagt wird, wer oder was etwas macht. Der Fokus liegt also auf der handelnden Person.
"Der Koch schält die Kartoffeln."
"Passiv" bezeichnet dagegen eine andere Verhaltensrichtung, bei der es nicht wichtig ist, wer oder was etwas macht. Der Fokus liegt auf der Handlung selbst.
"Die Kartoffeln werden geschält."
Im Aktiv braucht man zusätzlich zum besagten Partizip II eines Verbs das Präteritum des Hilfsverbs "haben" oder des Hilfsverbs "sein" in seiner je nach Person und Zahl konjugierten Form, wie es auch in der folgenden Tabelle für die Bildung des Plusquamperfekts im Aktiv zu sehen ist.
Das Partizip II ist die zweite Vergangenheitsform des Verbs und wird beispielsweise auch bei der Bildung des Perfekts verwendet. Zum Beispiel: Ich habe gegessen.
Plusquamperfekt – Bildung
Folgend findest Du die Regeln und jeweils eine entsprechende Tabelle zur Bildung des Plusquamperfekts.
Plusquamperfekts Aktiv – Tabelle für die Bildung
Personalpronomen | Hilfsverb "haben" | Partizip II | Beispiel Konjunktion "und" | Hilfsverb "sein" | Partizip II |
Ich | hatte | gearbeitet | und | war | gegangen. |
Du | hattest | gearbeitet | und | warst | gegangen. |
Er/Sie/Es | hatte | gearbeitet | und | war | gegangen. |
Wir | hatten | gearbeitet | und | waren | gegangen. |
Ihr | hattet | gearbeitet | und | wart | gegangen. |
Sie | hatten | gearbeitet | und | waren | gegangen. |
Ob das Plusquamperfekt mit dem Hilfsverb "haben" oder dem Hilfsverb "sein" gebildet wird, hängt davon ab, ob es sich bei einem Verb um ein Verb der Tätigkeit oder ein Verb der Bewegung bzw. Zustandsveränderung handelt. Im ersten Fall braucht man das Präteritum des Hilfsverbs "haben", im letzteren Fall dagegen das Präteritum des Hilfsverbs "sein", um das Plusquamperfekt zu bilden.
Im Deutschen gibt es Verben, die entweder eine Handlung, eine Bewegung oder eine Zustandsveränderung bezeichnen. Das Verb "arbeiten" bezeichnet eine Handlung, das Verb "laufen" dagegen eine Bewegung und das Verb "schmelzen" eine Zustandsveränderung. Viele Verben der Zustandsveränderung und der Bewegung verlangen im Perfekt das Hilfsverb "sind" - alle Verben der Handlung dagegen das Hilfsverb "haben".
Im Passiv hingegen braucht man immer das Präteritum des Hilfsverbs "sein", also "waren", das jeweilige Partizip II eines Verbs und das Wort "worden". Die genaue Bildungsweise siehst Du auch in der folgenden Tabelle.
Plusquamperfekts Passiv – Tabelle für die Bildung
Personalpronomen | Hilfsverb "sein" | Partizip II | "worden" |
Ich | war | gefragt | worden. |
Du | warst | gefragt | worden. |
Er/Sie/Es | war | gefragt | worden. |
Wir | waren | gefragt | worden. |
Ihr | wart | gefragt | worden. |
Sie | waren | gefragt | worden. |
Plusquamperfekt in Erzählungen
Am häufigsten wird Plusquamperfekt in schriftlichen Erzählungen verwendet. Denn in einer Erzählung müssen oft aufeinander folgende Ereignisse erzählt werden. Darin werden die Ereignisse aus der Vorvergangenheit mit dem Plusquamperfekt, die Ereignisse aus der Vergangenheit dagegen mit dem Präteritum ausgedrückt, wie im folgenden Beispiel.
Peter hatte um 10 Uhr sein Haus verlassen und sich auf den Weg zur Uni gemacht. Nachdem er das Frühstück gegessen hatte, ging er zur Uni.
In dieser kurzen Erzählung stellen die Ereignisse bis zum Aufbruch Peters zur Uni eine Vorvergangenheit dar, zumal diese dem Frühstück und der Autofahrt bis zur Uni zeitlich vorangehen.
Plusquamperfekt in manchen temporalen Sätzen
Oft geht die Bildung mancher temporalen Sätze mit dem Gebrauch vom Plusquamperfekt einher. Temporale Sätze sind Sätze, die unter anderem Gleichzeitigkeit oder Ungleichzeitigkeit von Handlungen ausdrücken. Die temporalen Sätze, die mit dem Bindewort "nachdem" gebildet werden, werden oft mit dem Plusquamperfekt gebildet.
Nachdem Anton seine Hausaufgaben erledigt hatte, ging er mit seinen Freunden spielen.
Nachdem Antonia das Abitur erfolgreich abgeschlossen hatte, nahm sie ein Studium in Heidelberg auf.
Beide Beispiele stellen einen temporalen Satz dar, da sie eine Ungleichzeitigkeit der Handlungen ausdrücken. Die Handlungen, die jeweils in der Vorvergangenheit liegen, werden durch das Plusquamperfekt (siehe gefettete Verben) ausgedrückt.
Der Unterschied von Plusquamperfekt und Perfekt
Sowohl das Plusquamperfekt, als auch das Perfekt, stellen Zeitformen dar. Dennoch unterscheiden sich beide vorwiegend darin, dass Du mit dem Perfekt über Handlungen und Ereignisse sprechen kannst, die in jüngster Vergangenheit stattgefunden haben. Mit dem Plusquamperfekt drückst Du im Unterschied dazu vorzeitige Handlungen und Ereignisse aus, die den in jüngster Vergangenheit stattgefundenen Handlungen und Ereignissen deutlich vorangehen.
Melvin hat soeben eine Nachricht erhalten.
Nachdem Melvin sein Handy aufgeladen hatte, konnte er die Nachricht sehen.
Der/Die Sprecher*in kann den ersten Satz dann sagen, wenn dieses Ereignis aus seiner/ihrer Perspektive in jüngster Vergangenheit stattgefunden hat. Im zweiten Satz aber, geht das eine Ereignis, nämlich das Aufladen des Handys durch Melvin, dem anderen Ereignis, nämlich den Empfang von einer Nachricht, voran. Das erstere Ereignis gehört damit der Vorvergangenheit an und muss daher mit dem Plusquamperfekt ausgedrückt werden.
In der Standardsprache wird Plusquamperfekt verwendet. Allerdings kommt es in der Umgangssprache häufig vor, beide Sätze mit dem Präteritum auszudrücken.
Plusquamperfekt im Konjunktiv II
Es gibt Anlässe, wo Du irreale, also nicht mehr erfüllbare Bedingungen, formulieren musst. Dazu kannst Du das Plusquamperfekt Konjunktiv II verwenden.
Wenn Anna mehr gelernt hätte, hätte sie die Prüfung bestanden. (=Anna hat nicht mehr gelernt, daher hat sie die Prüfung nicht bestanden.)
Wenn wir im Urlaub nach Spanien gefahren wären, hätten wir viel Spaß gehabt. (=Wir sind im Urlaub nicht nach Spanien gefahren, daher hatten wir keinen Spaß.)
Wenn Robert Arzt geworden wäre, würde er heute in einer Praxis arbeiten. (=Robert ist nicht Arzt geworden, daher arbeitet er heute nicht in einer Praxis.)
Die fett gesetzten Verben stellen das Plusquamperfekt Konjunktiv II dar. Sie drücken alle jeweils eine Bedingung aus, die nicht mehr zu erfüllen ist. Wie das Plusquamperfekt Konjunktiv II gebildet wird, kannst Du in der folgenden Tabelle sehen.
Die Bildung des Plusquamperfekts Konjunktiv II von Verben der Tätigkeit
Person | Hilfsverb | Partizip II des Verbs "arbeiten" |
ich | hätte | gearbeitet |
du | hättest | gearbeitet |
er/sie/es | hätte | gearbeitet |
wir | hätten | gearbeitet |
ihr | hättet | gearbeitet |
sie/Sie | hätten | gearbeitet |
Wie Du siehst, setzt sich das Plusquamperfekt Konjunktiv II von Verben der Tätigkeit aus der Konjunktiv II-Form des Hilfsverbs "haben" und dem Partizip II eines Verbs zusammen. "Hätten" ist die Konjunktiv-II-Form des Hilfsverbs "haben" und "gearbeitet" ist das Partizip II des Verbs "arbeiten". Beide zusammen bilden das Plusquamperfekt Konjunktiv II.
Die Bildung des Plusquamperfekts Konjunktiv II von Verben der Bewegung bzw. Zustandsveränderung
Person | Hilfsverb | Partizip II des Verbs "gehen" |
ich | wäre | gegangen |
du | wärest | gegangen |
er/sie/es | wäre | gegangen |
wir | wären | gegangen |
ihr | wäret | gegangen |
sie/Sie | wären | gegangen |
Das Plusquamperfekt Konjunktiv II von Verben der Bewegung und Zustandsveränderung setzt sich aus der Konjunktiv II-Form des Hilfsverbs "sein" und dem Partizip II eines Verbs zusammen. "Wären" ist hier Konjunktiv II-Form des Hilfsverbs "sein" und "gegangen" ist das Partizip II des Verbs "gehen".
Plusquamperfekt - Das Wichtigste
- Das Plusquamperfekt (Vorvergangenheit) ist eine Zeitform, mit der man über Handlungen und Ereignisse aus der Vorvergangenheit spricht.
- Das Plusquamperfekt von den Verben der Tätigkeit wird im Aktiv folgendermaßen gebildet: das Präteritum des Hilfsverbs "haben" + das Partizip II eines Verbs (z. B. gespielt).
- Das Plusquamperfekt von den Verben der Bewegung bzw. Zustandsveränderung dagegen wird mit dem Präteritum des Hilfsverbs "sein" und dem Partizip II eines Verbs der Bewegung bzw. Zustandsveränderung (z. B. gegangen) gebildet.
- Im Passiv braucht man immer das Präteritum des Hilfsverbs "sein", also "waren", das jeweilige Partizip II eines Verbs und auch "worden", um das Plusquamperfekt im Passiv zu bilden.
- Das Plusquamperfekt kommt oft in den Erzählungen und bei der Aneinanderreihung von ungleichzeitigen Handlungen bzw. Ereignissen vor.
- Wenn bereits abgeschlossene und nicht mehr erfüllbare Bedingungen ausgedrückt werden, wird das Plusquamperfekt im Konjunktiv II benutzt. Es wird jeweils aus der Konjunktiv II Form des Hilfsverbs "haben" oder "sein" und dem Partizip II eines Verbs gebildet.
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Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
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