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Morphem

"Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz" – Das ist das längste offizielle deutsche Wort. So ein langes Wort setzt sich aus verschiedenen sogenannten Morphemen zusammen. Doch was genau sind Morpheme?

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"Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz" – Das ist das längste offizielle deutsche Wort. So ein langes Wort setzt sich aus verschiedenen sogenannten Morphemen zusammen. Doch was genau sind Morpheme?

Ein Morphem ist die kleinste bedeutungstragende Einheit einer Sprache. Durch die Kombination verschiedener Morpheme werden Wörter gebildet.

Das Morphem ist ein wichtiger Begriff der Linguistik (Sprachwissenschaft) und Bestandteil der Morphologie (Lehre von Gestalt und Form von Wörtern). Der Begriff leitet sich von dem griechischen Wort morphē = Gestalt ab.

Morph und Morphem

In der Morphologie unterscheidet man zwischen dem Morph und dem Morphem. In beiden Fällen handelt es sich um Bausteine eines Wortes. Der Unterschied besteht darin, dass es sich bei einem Morph zunächst nur um einen abstrakten Bestandteil eines Wortes handelt. Spricht man von einem Morphem, kommt die Klassifizierung dieses Bestandteils dazu. Es geht dabei um die Funktion und die Realisierung des Morphs.

Das Wort "lieben" lässt sich demnach in die Morphe "lieb" und "-e" zerlegen. Untersucht man nun die beiden Morphe, lassen sich zwei verschiedene Morpheme erkennen. "Lieb" ist ein sogenanntes freies Morphem, es kann allein stehen und hat eine lexikalische Bedeutung. Der Morph "-e" hat die Funktion "lieb" in eine neue Wortart zu überführen (Adjektiv wird zu einem Substantiv) und ihm bestimmte Eigenschaften zu verleihen. Es handelt sich somit um ein grammatisches Morphen, genauer gesagt, ein Derivationsmorphem.

Morphem – Beispiele

Wörter setzen sich aus verschiedenen Morphemen zusammen. Mit einem einzelnen Morphem kannst Du durch das Hinzufügen von weiteren Morphemen verschiedene Wörter bilden. Die folgenden Morpheme zeigen Beispiele:

  • back-en
  • ge-backen
  • Ge-bäck
  • bäck-t
  • Back-stube
  • Bäck-er
  • Back-ofen, ...

"Back/Bäck" ist in diesem Beispiel immer der Wortstamm. Es ist der bedeutungstragende Kern des Wortes und kann durch die anderen Morpheme abgewandelt werden.

Schriftliche Markierung von Morphemen

Bei einem Morphem handelt es sich um eine lautliche Einheit. Das bedeutet, es geht um die mündliche Realisierung des Wortbausteins und nicht um sein Schriftbild oder die Schreibweise. Um dies zu kennzeichnen, setzt man Morpheme in Texten üblicherweise in eckige Klammern.

{Ge} {bäck}

Es gibt freie, gebundene, lexikalische und grammatische Morpheme:

Freie Morpheme

Freie Morpheme sind bedeutungstragende Einheiten, die allein stehen und keine weiteren Morpheme benötigen, um ein Wort bilden zu können. Du erkennst sie daran, dass Du das Wort nicht weiter in Einzelteile zerlegen kannst. Beispiele für freie Morpheme sind etwa diese:

  • Tor
  • Boot
  • blau

Gebundene Morpheme

Ein gebundenes Morphem hingegen kann nicht allein stehen. Es bildet mit einem oder mehreren Morphemen ein Wort. Du kannst diese Morpheme voneinander trennen. Beispiele für gebundene Morpheme sind etwa die folgenden Wörter:

  • Ge-bäck
  • Tor-wart
  • Boot-e
  • bläu-lich, ....

Auf diese Weise können im Deutschen im Prinzip unbegrenzt viele Morpheme aneinandergereiht werden. So können extrem lange Wörter entstehen:

Arbeiterunfallversicherungsgesetz

{Arbeit} {er} {un} {fall} {ver} {sicher} {ung} {s} {ge} {setz}

Mit dieser Eigenschaft bildet die deutsche Sprache eine Ausnahme und grenzt sich von vielen anderen Sprachen ab. In den meisten anderen Sprachen werden die einzelnen Wörter hintereinander gereiht und können nicht zu einem Wort zusammengesetzt werden.

Ein wichtiger Bestandteil zum Zusammensetzen von Morphemen ist das Fugenelement. In der Regel handelt es sich dabei um ein "s". Das erkennst Du auch in unserem Beispielwort.

Arbeiterunfallversicherung-s-gesetz

Das Fugen-s ermöglicht in vielen Fällen die Zusammensetzung von Morphemen. Es ist jedoch nicht immer nötig. Bei "Arbeiter-unfall-versicherung" allein wird es beispielsweise nicht benötigt.

Gebundene Morpheme bestehen aus dem Stamm und verschiedenen Wortbildungsmorphemen, auch Affixe genannt. Dabei unterscheidet man zwischen drei Arten von Affixen:

Gebundene Morpheme mit Präfix

Ein Präfix, auch Vorsilbe genannt, steht vor dem Stamm.

Ge-bäck

Typische Präfixe sind z. B.:

ge-

un-ver-zer-

Gebundene Morpheme mit Suffix

Ein Suffix steht hinter dem Stamm. Es wird daher auch Nachsilbe genannt.

Schön-heit

Typische Suffixe bei gebundenen Morphemen sind z. B.:

-lich-heit-ung-ling-ig-chen

Gebundene Morpheme mit Zirkumfix

Zirkumfixe sind ein Mischtyp aus Präfix und Suffix. Sie stehen sowohl vor dem Stamm als auch dahinter. Sie bilden sozusagen einen Rahmen um den Stamm.

ge-back-en

Wie in diesem Beispiel kommen Zirkumfixe häufig im Partizip II vor. Dabei können folgende Formen entstehen:

ge- ... -enge- ... -t
Die Bücher wurden gelesen.Es wurde gelacht.

Das Partizip II wird hauptsächlich für die Vergangenheitsformen Perfekt (habe gebacken) und Plusquamperfekt (hatte ... gebacken) benutzt.

Des Weiteren können Zirkumfixe auch z. B. bei Nominalisierenden vorkommen.

  • Ge-zank-e
  • Ge-renn-e
  • ge-schrei-e

Falls Du mehr zu den Affixen erfahren möchtest, lies Dir doch unsere Artikel zu den Themen "Suffix" und "Präfix" auf StudySmarter durch.

Lexikalisches Morphem

Lexikalische Morpheme sind jene Morpheme, die eine eigenständige Bedeutung haben. Das ist in der Regel der Wortstamm. Es handelt sich hierbei um etwas Reales (Konkretum oder Abstraktum) oder etwas Irreales (z. B. Drache).

  • Ge-bäck
  • freund-lich
  • ge-lauf-en

Grammatisches Morphem

Grammatische Morpheme sind die Morpheme, die das Wort in grammatischer Hinsicht benötigt, um vollständig zu sein. Das sind in der Regel die Affixe. Sie tragen keine eigenständige Bedeutung, sondern sind nur für die grammatische Vollständigkeit des Wortes zuständig.

Ein grammatisches Morphem zeigt z. B. den Numerus (Singular oder Plural), die Person oder die Zeitform an, kann aber auch für die Wortbildung verwendet werden, um z. B. ein Adjektiv zu einem Substantiv zu machen. Für ein grammatisches Morphem finden sich folgende Beispiele:

  • ich lauf-e,
  • sie lauf-en,
  • ich bin ge-lauf-en
  • Lieb-e

Unikales Morphem

Unikale Morpheme sind Morpheme, die nur in Verbindung mit einem bestimmten anderen Morphem vorkommen. Wenn man sie von ihrem Wortstamm trennt, bleiben sie als Rest über. Sie können aber nicht an einen anderen Stamm gehängt werden. Ein unikales Morphem wäre das folgende Beispiel:

Schorn-stein

Zerlegt man das Wort "Schornstein", steht einmal "Schorn". Mit "Stein" lassen sich noch zahlreiche andere Wörter bilden, wie z. B. Back-stein, Ziegel-stein, stein-ig, Ge-stein, usw.

Im Gegensatz dazu kann "Schorn" nur in Verbindung mit "Stein" vorkommen. Es gibt kein anderes Morphem, das in Verbindung mit "Schorn" ein Wort bilden könnte.

Portmanteau Morphem

Portmanteau-Morpheme sind solche Morpheme, die inhaltlich aus zwei Bestandteilen bestehen, allerdings nicht mehr in diese unterteilt werden können. Sie können auch als Schachtelmorpheme bezeichnet werden.

Im Deutschen tritt dieses Phänomen oft bei unregelmäßigen Verben auf. Bei der dritten Person Plural im Präsens wäre ein regelmäßiges Verb folgendermaßen aufgebaut. Hier siehst Du ein Beispiel für ein Portmanteau Morphem:

sie sing-en

An den Stamm "sing" wird das Suffix "en" angehängt, dass die Person (3. Person Plural) anzeigt. Anders sieht es beim unregelmäßigem Verb "sein" aus:

sie sind

Das Verb "sind" lässt sich in keine weiteren Bestandteile zerlegen. Es handelt sich um ein einzelnes Morphem. Dennoch enthält es genau wie sing-en zwei Bestandteile: zum einen die Bedeutung vom Verb "sein", zum anderen die Kennzeichnung der grammatischen Merkmale: 3. Person Plural, Indikativ.

Wenn Du ein bisschen Französisch kannst, wird Dir das Phänomen vielleicht etwas verständlicher. Im Französischen kommt es nämlich häufiger vor. Treffende Beispiele dafür sind:

  • de (von) + le (der) = du (von dem) / de + les = des (von den (pl.))
  • à (in/auf/an) + le (der) = au (in dem) / à + les = aux (in den pl.))

Du/des oder au/aux kannst Du nicht weiter unterteilen. Es sind eigenständige Morpheme. Dennoch enthalten sie jeweils zwei Bestandteile.

Morphem - Das Wichtigste

  • Das Morphem ist die kleinste bedeutungstragende Einheit einer Sprache.
  • Freie Morpheme sind bedeutungstragende Einheiten, die allein stehen und keine weiteren Morpheme benötigen, um ein Wort zu bilden.
  • Zu den gebundenen Morphemen gehören der Stamm, Präfixe, Suffixe und Zirkumfixe, die gemeinsam Wörter bilden können.
  • Lexikalische Morpheme tragen die Bedeutung (Stamm), grammatische Suffixe ergänzen die grammatischen Vorgaben des Wortes (Affixe).
  • Unikale Morpheme sind Morpheme, die nur in Verbindung mit einem bestimmten anderen Morphem vorkommen.
  • Portmanteau-Morphemen sind Morpheme, die inhaltlich aus zwei Bestandteilen bestehen, allerdings nicht mehr in diese unterteilt werden können.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Morphem

Ein Stammmorphem trägt die inhaltliche Bedeutung eines Wortes. Es wird durch Affixe ergänzt und bildet mit diesen ein Wort.

In dem Wort "gebacken" ist beispielsweise "back" der Stamm.

Ein freies Morphem bildet allein, ohne Ergänzungen durch Affixe, ein Wort, z. B. Tor, Boot oder blau.

Häufig stimmt die Anzahl der Morpheme mit der Anzahl der Silben überein. Dennoch sind Morpheme nicht dasselbe wie Silben. Morpheme können in manchen Fällen auch aus einzelnen Buchstaben bestehen, sodass es mehr Morpheme als Silben gibt. Funktional unterscheiden sich Silben und Morpheme ebenfalls. Morpheme sind die bedeutungstragenden Bausteine eines Wortes. Silben sind hingegen für die Betonung und den Rhythmus eines Wortes verantwortlich.

Das Wort Gebäck lässt sich z. B. in die Morpheme "ge" und "bäck" unterteilen. "Ge" ist dabei ein Präfix und "bäck" der bedeutungstragende Stamm des Wortes.

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