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Der Thatcherismus ist in England und im gesamten Vereinigten Königreich bis heute ein viel diskutiertes Thema, das Unterstützung und Kritik geerntet hat. Die Folgen des Thatcherismus sind nämlich bis heute zu spüren. Der Thatcherismus ist nach der Politik der ehemaligen Premierministerin Margaret Thatcher benannt.
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Jetzt kostenlos anmeldenDer Thatcherismus ist in England und im gesamten Vereinigten Königreich bis heute ein viel diskutiertes Thema, das Unterstützung und Kritik geerntet hat. Die Folgen des Thatcherismus sind nämlich bis heute zu spüren. Der Thatcherismus ist nach der Politik der ehemaligen Premierministerin Margaret Thatcher benannt.
Auch fast dreißig Jahre nach dem Ende ihrer Amtszeit sind sich die Briten und Britinnen noch immer uneinig darüber, ob die sogenannte Eiserne Lady mit ihren Maßnahmen in der Wirtschaftspolitik die Wirtschaft ihres Landes gerettet oder ihr eher geschadet hat.
Um eine erste Idee davon zu bekommen, was Thatcherismus eigentlich ist, sieh Dir diese Definition an:
Der Thatcherismus (thatcherism) bezeichnet die Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik und -praxis, die Margaret Thatcher betrieben hat.
Doch wer war Margaret Thatcher eigentlich?
Margaret Thatcher (geb. Margaret Hilda Roberts) stammte aus einer Familie der unteren Mittelschicht. Ihr Vater arbeitete als Händler und ihre Mutter war gelernte Schneiderin.
Margaret Thatchers Amtszeit als Premierministerin des Vereinigten Königreichs war von Mai 1979 bis November 1990. Sie war der Conservative Party zugehörig und wie bereits erwähnt, wurde der Thatcherismus nach ihr benannt.
Margaret Thatcher war eine Rekordbrecherin: Sie war die erste europäische Premierministerin überhaupt. Davor hatten in Europa nur Männer dieses Amt inne. Außerdem war sie seit 1827 die Person mit der längsten Premier-Amtszeit des United Kingdoms. Sie regierte drei aufeinanderfolgende Amtszeiten lang, für elf Jahre.
Wie Margaret Thatchers Leben war, welche Ausbildung sie genoss und ob sie Kinder hatte, siehst Du anhand des folgenden kurzen Steckbriefs:
So sah Margaret Thatcher ca. 1995 aus:
Abb. 1 - Premierministerin Margaret Thatcher
Einfach erklärt repräsentiert der Thatcherismus den Glauben an eine freie Wirtschaft und wenig Einmischung durch den Staat auf Grundlage des Neoliberalismus. Das bedeutet so viel wie "neuer Liberalismus". Um den Neoliberalismus zu verstehen, solltest Du also zuerst wissen, was der Liberalismus ist.
Der Liberalismus steht für Freiheit und für die Ablehnung von geistigen, sozialen und politischen Zwängen.
Der Liberalismus entstand im 17. Jahrhundert, als in Europa noch Erbmonarchen und Erbmonarchinnen an der Macht waren. Er stellte die "gottgegebene Legitimation" infrage, auf die sich die Monarchie stützte.
Die gottgegebene Legitimation geht davon aus, dass ein Monarch oder eine Monarchin von Gott dazu berechtigt wird, zu herrschen. Damit rechtfertigte man, dass eine Person in einer Monarchie über viele Menschen regieren durfte, ohne, dass das Volk ihn oder sie für diese Aufgabe ausgewählt hatte.
Der Neoliberalismus lehnt sich an den Liberalismus an und ist im frühen 20. Jahrhundert aufgekommen.
Der Neoliberalismus will den Einfluss des Staates auf den Markt auf ein Minimum beschränken. Der Staat soll lediglich die Freiheit, Sicherheit und Gesundheit der Menschen gewährleisten.
Als Margaret Thatcher 1979 Premierministerin wurde, waren viele Menschen arbeitslos und es kam immer wieder zu Protesten in der Bevölkerung, weil die Löhne der Menschen nicht zum Leben ausreichten. Angelehnt an den Neoliberalismus war Margaret Thatcher von zwei Punkten überzeugt:
Eine geeignete Umgebung bzw. günstige Voraussetzungen für den Markt sind Bedingungen, die wirtschaftliches Arbeiten erleichtern:
Erhöhte Produktivität und damit insgesamt mehr Geld, so Margaret Thatchers Grundgedanke, sollten dazu führen, dass es allen besser geht.
Margaret Thatcher und somit auch der Thatcherismus, vertraten eine eher konservative Sicht auf die Welt und standen fest hinter traditionell britischen Werten, man spricht hier auch von den Victorian Family Values.
Die Victorian Family Values sehen vor, dass sich eine Gesellschaft verbessert, wenn die einzelnen Menschen sich verbessern. Fundamental für die Victorian Family Values sind die "konventionelle" (heterosexuelle) Heirat und Familiengründung.
Margaret Thatcher war beispielsweise dagegen, Kinder in Schulen über Homosexualität aufzuklären. 1988 forderte sie von Schulen, Kindern nicht zu vermitteln, dass homosexuelle Menschen in einer Familie leben können und unbedingt zu akzeptieren sind.
Margaret Thatcher lehnte außerdem ab, dass das Vereinigte Königreich der Europäischen Union angehörte. Generell hatte sie nationalistisch geprägte Ansichten. Zudem war sie eine sehr offen gläubige Christin.
Die Ursache des Thatcherismus lag in der schlechten Ausgangssituation der britischen Wirtschaft, als Margaret Thatcher ihre Amtszeit begann. Der Winter im Jahr 1975 gilt im Vereinigten Königreich bis heute als der Winter of Discontent, der "Winter der Unzufriedenheit". Die jährliche Inflationsrate war im Vereinigten Königreich mit 27 % extrem hoch.
Inflation bedeutet, dass der Wert von Geld abnimmt. Das passiert, wenn in einer Volkswirtschaft die Preise für Güter schneller steigen als die Löhne. Eine Volkswirtschaft ist die Gesamtheit von allen Privatpersonen, Unternehmen und staatlichen Einrichtungen in einem Wirtschaftsraum (meistens ein Staat).
Die Inflationsrate beschreibt, um wie viel Prozent Produkte über einen bestimmten Zeitraum in einem Land teurer werden. Meistens vergleicht die Inflationsrate den Preis aller Güter in einem Land mit den Preisen von allen Gütern des Vorjahres. Manchmal wird die Inflationsrate auch Teuerung genannt.
In vielen Branchen streikten Arbeiter*innen – angeheizt durch Gewerkschaften. Außerdem war die Produktivitätsrate im Land gering und es herrschte eine generelle Ablehnung gegenüber Veränderungen.
Eine geringe Produktivitätsrate bedeutet, dass wenige Güter produziert werden im Verhältnis dazu, wie viele Ressourcen vorher für die Produktion investiert wurden.
Die Hauptursache für den Zustand der britischen Wirtschaft war, dass sich das United Kingdom immer noch nicht von den Folgen des Zweiten Weltkriegs erholt hatte. Nach dem Krieg hatte die Regierung entschieden, den Ansatz einer mixed economy (dt. "gelenkte Volkswirtschaft") zu verfolgen: Unternehmen in Privatbesitz und staatliche Instanzen sollten gemeinsam auf dem Markt arbeiten, also nebeneinander Handel betreiben.
Mixed economy heißt auf Deutsch "gelenkte Volkswirtschaft". Der Staat greift in einer mixed economy an den Stellen, an denen es nötig ist, in die Privatwirtschaft ein. Gelenkte Volkswirtschaften kennzeichnen sich häufig dadurch, dass die Regierung sich besonders an Unternehmen beteiligt, die für die Öffentlichkeit wichtig sind: So etwa an den öffentlichen Verkehrsmitteln wie dem Bahnverkehr, der Post und der Telekommunikation.
Der Ansatz des Thatcherismus, das Vereinigte Königreich zu einer gelenkten Volkswirtschaft umzustrukturieren, verbesserte zwar den Lebensstandard der Briten und Britinnen, er reichte aber nicht aus, um die Wirtschaft wieder ausreichend in Schwung zu bringen. Dies mündete schließlich 1975 im bereits erwähnten Winter of Discontent.
Als Margaret Thatcher dann 1979 ihre Amtszeit begann, war ihre größte Aufgabe, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Dafür setzte sie sich und der britischen Wirtschaft folgende Ziele:
Den Prinzipien des Neoliberalismus folgend und mit bestimmten Zielen vor Augen setzte Margaret Thatchers Regierung mithilfe des Thatcherismus' vor allem auf Maßnahmen in:
Margaret Thatchers Idee zur Wirtschaftspolitik war:
Margaret Thatcher veranlasste dafür unter anderem, Unternehmen und Immobilien in Staatsbesitz an Privatpersonen zu verkaufen. Unter diesen Industrien, die an Privatpersonen verkauft wurden, waren die bis heute privaten Instanzen British Telecom, British Gas, British Airways und zahlreiche Elektrizitätsanbieter.
Die britische Wirtschaft sollte wieder in Fahrt kommen. Dafür ließ die Premierministerin Zölle senken und entmachtete Gewerkschaften, um die Widerstände für wirtschaftliches Handeln zu minimieren.
Um das Geld einzusparen, das dem Staat etwa mit der Senkung der Einkommenssteuer entging, kürzte die Regierung in der Thatcher Era ("Ära") Sozialleistungen. Diese Leistungen waren z. B.:
Man spricht wegen dieser Entscheidungen bei der Beschreibung vom Thatcherismus auch vom "Ende des Wohlfahrtsstaates".
Wegen ihres kompromisslosen Führungs- und Politikstils ist Margaret Thatcher auch als die Iron Lady, die Eiserne Lady, bekannt. Eine sowjetische Zeitung hat ihr den Spitznamen 1976 erstmals gegeben.
Um die Inflation zu bekämpfen, ließ Margaret Thatcher folgende Maßnahmen während ihrer Amtszeit durchführen:
Besonders die gut verdienende Bevölkerung musste unter Margaret Thatcher weniger Abgaben machen. Die income tax, also die Einkommenssteuer, sank für Briten und Britinnen mit hohen Gehältern von 83 % auf 40 %.
Um Haus- und Grundbesitz attraktiver zu machen, versuchte Margaret Thatcher Ende der 1980er Jahre eine Kopfsteuer, auf Englisch community charge oder auch poll tax genannt, durchzusetzen. Margaret Thatchers Entwurf sah vor, dass jede*r Erwachsene im Vereinigten Königreich eine Gemeindesteuer in gleicher Höhe zu entrichten haben sollte.
Bis dato hatte man die Höhe der zu zahlenden Gemeindesteuer anhand des Wertes der Immobilie, in der jemand lebt, festgemacht. Besitzer und Besitzerinnen von Villen sollten, wenn es nach Margaret Thatchers poll tax ging, nun genauso viel Geld an die Gemeinde abgeben wie jede Person, die in der Wohnung eines Mehrfamilienhauses lebt.
Große Teile der britischen Bevölkerung empfanden diese Finanzpolitik im Thatcherismus als sozial ungerecht. Die Proteste gegen die poll tax führten schließlich mit dazu, dass die Thatcher-Regierung 1990 ihren Rücktritt erklären musste.
Während Margaret Thatchers Regierungszeit war es auch zuvor immer wieder zu Protesten gekommen, allerdings bis zum Ende der 1980er-Jahre vor allem durch die Gewerkschaften. Die Proteste wurden von der Gewerkschaft der Bergarbeitenden angeführt. Als der Streik der Bergarbeitenden in den Jahren 1984/85 schließlich scheiterte, endeten allerdings auch die Widerstände gegen den Thatcherismus der anderen Gewerkschaften.
Die Folgen des Thatcherismus sind bis heute erkennbar: Am Ende von Margaret Thatchers Amtszeit (1990) war die britische Wirtschaft durch den Thatcherismus grundlegend verändert. Ein großer Erfolg Margaret Thatchers war die Senkung der Inflationsrate:
Die folgende Tabelle gibt Dir eine Übersicht der Folgen und in welchen Bereichen sich diese befanden.
Bereich der Folgen | Folgen des Thatcherismus im Detail |
Besitz & Einkommen |
|
Armut & Arbeitslosigkeit |
|
Einfluss auf andere Länder |
|
In Schottland verlief die Privatisierung von Wohnraum etwas zögerlicher: Der Höchstwert für Hausverkäufe wurde dort erst 1989 erreicht. Wenn Du Dich für die Sozialen Klassen Großbritanniens interessierst, lies Dich doch gerne mal in die Erklärung "Social Classes UK" rein!
Der Thatcherismus erntete sowohl Anerkennung als auch Kritik und wird deshalb bis heute diskutiert. Einige halten Thatchers Politik für ein Erfolgsmodell, um eine unproduktive Wirtschaft wieder nach vorne zu bringen. Andere kritisieren, dass der Thatcherismus gnadenlos war und keine Rücksicht auf Menschen in sozial schwachen Positionen genommen wurde.
Unterstützt wird die Kritik am Thatcherismus vor allem an den Folgen ihrer Sozialpolitik:
Die Idee von freiem Markt und individuellem Reichtum würde laut Kritikern und Kritikerinnen außerdem Egoismus befeuern. Zudem widersprechen viele Margaret Thatchers Idee einer trickle down economy. Dieser Gedanke geht davon aus, dass vom Reichtum einiger schlussendlich alle profitieren. Dies ist häufig nicht der Fall und auch im United Kingdom hat das Prinzip nicht gegriffen.
1979 setzte Margaret Thatcher Maßnahmen durch, um die Inflation zu stoppen. Kritiker und Kritikerinnen halten die Maßnahmen Thatchers heute für zu radikal, denn sie führten 1981 in eine Rezession und die Arbeitslosenquote stieg rapide.
Von einer Rezession spricht man, wenn in einer Volkswirtschaft die wirtschaftlichen Tätigkeiten insgesamt zurückgehen. Dann sind zum Beispiel Warenlager häufiger überfüllt, weil Kunden und Kundinnen weniger einkaufen.
In den späten 1980er-Jahren erlebte das Vereinigte Königreich unter Margaret Thatcher allerdings einen Boom: Die Arbeitslosenquote sank, die Wirtschaft wuchs immens und Hauspreise schossen in die Höhe. Das Wachstum war allerdings so stark, dass es erneut eine Inflation auslöste. Kritiker und Kritikerinnen bezeichnen das Wirtschaftswachstum in Margaret Thatchers Amtszeit als nicht nachhaltig: 1991 folgte auf das Hoch der 1980er wieder eine Rezession.
Der Thatcherismus ist ein Begriff, der die Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik und -praxis bezeichnet, die Margaret Thatcher betrieben hat.
Margaret Thatcher war von Mai 1979 bis November 1990 die Premierministerin des Vereinigten Königreichs.
Die Kritik am Thatcherismus war zum Beispiel, dass er die britische Klassengesellschaft zusätzlich verhärtet hat und Arbeitslosigkeit nicht effektiv bekämpft werden konnte.
Die Politik des Thatcherismus war vom Neoliberalismus geprägt: Der Markt sollte möglichst frei ohne staatliche Einmischung agieren können.
Auf Thatcher folgte der Premierminister John Major, der von 1990 bis 1997 regierte.
1980 war Margaret Thatcher Premierministerin von England.
Karteikarten in Thatcherismus15
Lerne jetztFülle die Lücke: Margaret Thatcher war von 1979 bis ____ die Premierministerin Großbritanniens.
1990
Welcher Partei war Thatcher zugehörig?
Der Conservative Party.
Fülle die Lücke: Der Neoliberalismus will den Einfluss des Staates auf den Markt ________.
minimieren
Margaret Thatcher sah in der Europäischen Union die Zukunft Großbritanniens.
Wahr oder falsch?
Falsch
Fülle die Lücke: Thatcher kam in einer Zeit an die Macht, in der es der britischen Wirtschaft ______ ging.
schlecht
Welche dieser Punkte waren Ziele des Thatcherismus?
Arbeitsplätze schaffen
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