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Wenn Du Karfreitag hörst, denkst Du wahrscheinlich zuerst an Ostern. In diesem Fall hat der Name Karfreitagsabkommen aber eigentlich nicht wirklich etwas mit Ostern zu tun. Was ist dieses Abkommen und zwischen wem wurde es geschlossen?
Das Karfreitagsabkommen (Good Friday Agreement) ist ein Abkommen, das am 10. April 1998 zur Schlichtung des Nordirlandkonflikts geschlossen wurde. Es wurde zwischen der Republik Irland und dem Vereinigten Königreich geschlossen.
Das Vereinigte Königreich besteht aus Großbritannien (England, Schottland, Wales) und Nordirland.
Der Konflikt zwischen Nordirland und Irland entstand nicht erst kurz vor dem 10. April 1998. Er zog sich über viele Jahre hinweg und reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück.
Im Jahr 1541 erklärt sich König Henry VIII. zum König von Irland und England. Henry VIII. gründete in den folgenden Jahren die anglikanische Kirche. In England, Schottland und Wales konnte sich diese Kirche durchsetzen. Die Ir*innen jedoch leisteten Widerstand gegen die neue Kirche. Henry VIII. beschloss deshalb, Siedler*innen nach Irland zu schicken, um die anglikanische Kirche dort durchzusetzen. Diese Siedler*innen gehörten zum einen der anglikanischen Kirche an und waren gleichzeitig der englischen Krone treu. Diese Siedlungspolitik wurde System of Plantation ("System der Ansiedlung") genannt.
In der anglikanischen Kirche werden evangelische und katholische Glaubenselemente vereinigt.
System of Plantation war eine gängige Siedlungspolitik der englischen Regierung, bei der königstreue Protestant*innen (Engländer*innen, Schott*innen und Waliser*innen) zum Teil zwangsumgesiedelt wurden, aber auch zum Teil durch materielle Dinge – wie Land – angelockt wurden. Ziel war es, mehr Anglikaner*innen in Nordirland zu haben als die dort ansässigen Katholik*innen, um den protestantischen Glauben und somit die britische Monarchie dort zu festigen.
Die langfristig erfolgreichste Plantation war die in der Ulsterregion im heutigen Nordirland. Durch diese Siedlungspolitik wurde der Grundstein für den Nordirlandkonflikt gelegt.
1690 scheiterte der Versuch einer Rekatholisierung Englands. Danach wurden drastische Gesetze zur Unterdrückung der Katholik*innen, auch und vor allem in Nordirland, durchgesetzt. Die sogenannten Penal Laws verboten den Katholik*innen z. B. den Schulbesuch und das Ausüben von Ämtern im Parlament. Im 17. und im 18. Jahrhundert wurden diese Gesetze allerdings nur vereinzelt durchgesetzt.
Im Jahr 1800 wurde durch den Act of Union ("Vereinigungsgesetz") der irische Staat aufgelöst. Streng genommen handelt es sich beim Act of Union um zwei Gesetzesvorlagen. Die beiden Gesetze wurden durch das Parlament Irlands und Großbritanniens verabschiedet. Das Vereinigte Königreich entstand, da sich das Königreich Großbritannien und Irland zusammenschlossen. Dadurch wurde das irische Parlament aufgelöst und das Parlament des neuen Vereinigten Königreichs wurde um die irischen Abgeordneten erweitert.
1707 schlossen sich die Königreiche England und Schottland zum Königreich Großbritannien zusammen. Bereits 1540 hatte Henry VIII. Wales zum Teil des englischen Königreichs erklärt.
In Irland wurde nach und nach das britische Recht und System eingeführt. Die Protestant*innen erließen Gesetze, die vom Parlament in London bestätigt werden mussten, um die Katholik*innen systematisch in die Armut zu treiben. Diese Gesetze hatten einige Folgen für die Katholik*innen:
Viele der Katholik*innen wanderten aufgrund dieser Gesetze in die USA aus, da sie dort auf ein besseres Leben hofften.
Nicht nur die irischen Katholik*innen hofften auf ein besseres Leben in den USA. Mehr über die große Hoffnung im "Land der Möglichkeiten" kannst Du in der Erklärung "American Dream" lernen.
Nachdem 1846 eine große Hungersnot in Irland ausbrach und das Parlament nicht einschritt, um den Ir*innen zu helfen, wuchs in der irischen Bevölkerung immer mehr der Wunsch nach einem unabhängigen irischen Staat. Die Befürworter*innen dieser Idee schlossen sich als katholische Partei der Nationalist*innen zusammen. Als Gegenpartei gab es die Partei der protestantischen Unionist*innen, die für eine Verbindung mit Großbritannien waren.
Im Laufe der Jahre wurde der Widerstand der unterdrückten Katholik*innen immer größer. Als die britische Armee im Ersten Weltkrieg gegen Deutschland kämpfte, sahen die Ir*innen darin ihre Chance ihre Freiheit wiederzuerlangen. Es kam zu einem Unabhängigkeitskrieg, in dem die Irish Republican Army (IRA) gegen die britischen Truppen im eigenen Land kämpfte.
Die IRA (Irish Republic Army) ist eine terroristische, paramilitärische Organisation, die für ein vereinigtes Irland mit Brutalität und Gewalt kämpft und die Interessen der Nationalist*innen vertreten wollte. Während sie in Irland als irisch-republikanische paramilitärische Organisation angesehen wird, stuft sie das Vereinigte Königreich als Terrororganisation ein. Das Gegenstück dazu sind die Ulster Freedom Fighters, die sich auf die Seite der Unionist*innen stellten.
Paramilitärische Organisationen sind Gruppen bzw. Einheiten, die nicht zum offiziellen Militär eines Landes gehören, aber mit militärischen Waffen ausgerüstet sind.
1921 kam es schließlich zum Anglo-irischen Vertrag. In diesem wurde festgehalten, dass die Insel Irland in Nordirland und Irland aufgeteilt wird. Irland wurde zu einem Freistaat innerhalb des British Empire. Die Nordinsel gehörte weiterhin zum Vereinigten Königreich.
Du möchtest mehr erfahren? In der Erklärung "British Empire" kannst Du mehr über die Geschichte des heutigen Vereinigten Königreichs erfahren.
Durch ein Referendum (Abstimmung aller wahlberechtigten Bürger*innen) vom 1. Juli 1937 stimmten die Bürger*innen für eine neue Verfassung. Durch die Annahme dieser wurde der Freistaat Irland am 29. Dezember 1937 zur Republik Irland. Am 18. April 1949 verließ Irland schließlich das Commonwealth.
Das Commonwealth ist eine lose Verbindung der ehemaligen Kolonien des British Empire und des Vereinigten Königreichs. Irland gehörte von 1931 bis 1949 dazu. Mehr über das Commonwealth kannst Du in der gleichnamigen Zusammenfassung lernen.
Mit dem Nordirlandkonflikt (The Troubles) spitze sich der Konflikt zwischen Unionist*innen und Nationalist*innen schließlich immer weiter zu. Die Katholik*innen stellten nun seit langem eine Minderheit in Nordirland dar und lebten vermehrt in Armut. Im Gegensatz dazu lebten die Protestant*innen in Wohlstand. Irische Arbeiter*innen gingen schließlich auf die Straße, um friedlich gegen diese Ungerechtigkeit zu protestieren.
Bei diesen friedlichen Protesten blieb es jedoch nicht. Besonders in der nordirischen Stadt Derry kam es häufiger zu Protesten, von denen einige auch gewaltsam von der Polizei aufgelöst wurden. Im August 1969 kam es endgültig zu gewalttätigen Ausschreitungen. Die Irish Republic Army (IRA) begann Anschläge auf Protestant*innen zu verüben.
Am 30. Januar 1972 gab es eine weitere Demonstration in Derry. Die irischen Einwohner*innen demonstrierten friedlich für ihre Rechte, als britische Fallschirmjäger*innen 14 Menschen töteten. Dieser Tag ging als Bloody Sunday ("Blutsonntag") in die Geschichte ein. Die IRA verübte daraufhin weitere Bombenanschläge.
Die Songs "Sunday Bloody Sunday" von U2 und "Zombie" von The Cranberries behandeln dieses Ereignis. U2 und The Cranberries sind irische Rockbands.
Von beiden Seiten aus – Nationalist*innen und Unionist*innen – kam es immer wieder zu Anschlägen. Dabei wurden viele Zivilist*innen verletzt und getötet. Erst mit dem Karfreitagsabkommen, das 1998 unterzeichnet wurde, nahmen die gewalttätigen Ausschreitungen ein Ende.
Wenn Du mehr über die Ereignisse des Nordirlandkonflikts erfahren möchtest, dann lies Dir die Zusammenfassung "Nordirlandkonflikt" durch.
Du fragst Dich jetzt bestimmt, wie Frieden in diesem Konflikt erreicht werden konnte? Bevor das Karfreitagsabkommen unterzeichnet wurde, gab es ab den 1980-er Jahren bereits Bemühungen Frieden zwischen den Konfliktparteien zu schließen. Das Anglo-Irische Abkommen war dabei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Dieses Abkommen wurde 1985 vom irischen Ministerpräsidenten Garret FitzGerald und der britischen Premierministerin Margaret Thatcher unterzeichnet.
Durch dieses Abkommen durfte die irische Regierung eine beratende Rolle im Nordirlandkonflikt einnehmen. Außerdem wurde dadurch die Anglo-Irische Regierungskonferenz gegründet. In dieser arbeiteten Vertreter*innen der britischen und irischen Regierung zusammen. In diesen Konferenzen wurde sich mit sicherheitsrelevanten, politischen und rechtlichen Fragen Nordirlands beschäftigt.
Auch wenn das Anglo-Irische Abkommen nicht zu einer Beendigung des Nordirlandkonflikts führte, so wird es als wichtiger Teil des Konfliktendes angesehen. Am 31. August 1994 erklärte die IRA den einseitig ausgerufenen Waffenstillstand. Das kannst Du als Spätfolge des Abkommens ansehen. Des Weiteren wurde die Zusammenarbeit zwischen der britischen und irischen Regierung verbessert.
Am 10. April 1998 (Karfreitag) unterzeichneten die Republik Irland und das Vereinigte Königreich das Karfreitagsabkommen. Nach der Unterzeichnung des Karfreitagsabkommens bestätigten die Einwohner*innen Irlands und Nordirlands in einem Referendum diesen Vertrag. Die Nordir*innen stimmten mit ca. 72% für die Beschlüsse, die Ir*innen stimmten sogar mit 95% dafür. Hier kannst Du lesen, welche Inhalte in dem Karfreitagsabkommen festgehalten wurden:
Power-Sharing bedeutet übersetzt Machtteilung. Es wurde damit festgelegt, dass die Macht zwischen Protestant*innen und den Katholik*innen gleichmäßig aufgeteilt wurde.
Als die britische Bevölkerung am 23. Juni 2016 für den Austritt aus der Europäischen Union (EU) stimmte, wurde die Spannung zwischen Irland und Nordirland wieder stärker. Diesen Austritt aus der EU kennst Du vielleicht auch als Brexit. Der Begriff setzt sich aus den Begriffen British und Exit zusammen. Nach langen Verhandlungen trat das Vereinigte Königreich schließlich am 31. Januar 2020 aus der EU aus.
Mehr darüber kannst Du in der Erklärung "Brexit" lernen.
Durch den Brexit entwickelte sich die Grenzsituation auf der irischen Insel zu einer potentiellen Konfliktquelle. Da Nordirland mit zum Vereinigten Königreich gehört, ist es jetzt nach dem Brexit kein Teil der EU mehr. Da Irland aber noch Mitglied der EU ist, bildet Nordirland jetzt eine Außengrenze der EU, die direkt auf der irischen Insel verläuft.
Normalerweise wird an EU-Grenzen der Personen- und Warenverkehr auf geltende Standards, sowie Zollgebühren überprüft. Das Grenzgebiet auf der irischen Insel soll aber laut dem Karfreitagsabkommen keine sogenannte "harte Grenze" (Zölle, Passkontrollen) werden, um erneute Unruhen zu verhindern. Daher galt der Aspekt der Grenze als der Dreh- und Angelpunkt der Brexit-Verhandlungen.
Der sogenannte Backstop sollte diese Problematik lösen. Diesen kannst Du so definieren:
Der Backstop soll nach dem Brexit Grenzkontrollen und Check-Points zwischen der Republik Irland und Nordirland verhindern. Er greift ein, wenn bis Ende 2022 keine andere Lösung gefunden worden ist und hat keine Befristung. Mithilfe des Backstops bleibt das Vereinigte Königreich Mitglied der EU-Zollunion, wodurch in der Provinz Nordirland keine Grenzkontrollen nötig sein werden.
Vielleicht hast Du schon mitbekommen, dass der Lösungsansatz Backstop nicht mehr aktuell ist (Stand 2022). Im Protokoll zu Nordirland wurde eine andere Regelung festgehalten. Das Protokoll sieht vor, dass es keine EU-Grenze zwischen Irland und Nordirland gibt. Dafür soll zwischen Großbritannien und Nordirland kontrolliert wird. Nötige Warenkontrollen sollen nun also in der irischen See stattfinden. Für diese Kontrolle sei der britische Zoll zuständig. Durch diese Regelung gehört Nordirland immer noch zum Vereinigten Königreich, bleibt aber trotzdem Teil des europäischen Binnenmarkts.
Durch den europäischen Binnenmarkt wird der freie Handel ohne Zollschranken gewährleistet. Der Binnenmarkt umfasst den Handel mit Waren, Dienstleistung und Kapital. Außerdem dürfen die Bürger*innen der EU ihren Arbeitsplatz frei wählen.
Die EU hat dieser Regelung zugestimmt, da sie davon ausgeht, dass durch eine "harte" Grenze das Karfreitagsabkommen gefährdet sei. Ein neues Entbrennen des Konflikts soll somit verhindert werden. Die britische Regierung um den ehemaligen Premierminister Boris Johnson (Stand: 22. März 2022) war mit der Vereinbarung nicht einverstanden, da dadurch nun zwischen Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs Grenzkontrollen notwendig sind. Johnson ist der Meinung, dass die Regelungen aus dem Protokoll zu Nordirland von der EU geprüft werden müssen. Inwiefern Johnson mit seinen Forderung Erfolg hat ist noch nicht bekannt.
Das Karfreitagsabkommen (Good Friday Agreement) ist ein Abkommen, das 1998 zur Schlichtung des Nordirlandkonflikts durch die Regierung der Republik Irland und des Vereinigten Königreichs ausgehandelt wurde.
Im Karfreitagsabkommen steht, dass ein neues nordirisches Parlament gebildet wird. Es wird die Zusammenarbeit von irischen und nordirischen Behörden festgehalten und dass Irland auf eine Wiedervereinigung mit Nordirland verzichtet. Außerdem steht im Karfreitagsabkommen, dass es keine "harte" Grenze zwischen Nordirland und Irland geben soll, d. h. es soll keine Grenzkontrollen von Pässen oder Waren geben.
Das Karfreitagsabkommen wurde von der Republik Irland und dem Vereinigten Königreich unterzeichnet. Danach stimmten die Einwohner*innen Irlands und Nordirlands in einem Referendum (Abstimmung aller wahlberechtigten Bürger*innen) diesem Vertrag zu. Die Bürger*innen von Nordirland stimmten mit ca. 72% zu, die Irlands mit ca. 95%.
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