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Die Geschichte der Insel Irland ist durch blutige Aufstände und eine zerrissene Bevölkerung geprägt. Die Konflikte in Irland gehen bis ins Mittelalter zurück und sind bis heute zu spüren. Um dir einen ersten Überblick über die Geschehnisse des sogenannten Nordirlandkonflikts zu machen, findest du im Folgenden eine Zeitleiste, die insbesondere die Jahre 1968 bis 1998 betrachtet, in denen der Nordirlandkonflikt stattfand.
Abbildung 1: Wichtige Ereignisse im Nordirlandkonflikt 1968–1998
In Irland wird der Nordirlandkonflikt fast schon liebevoll The Troubles genannt. Das heißt übersetzt "Die Wirren" oder "Die Mühen", was darauf verweist, dass es sich um eine mühevolle, anstrengende Zeit handelt.
Der Nordirlandkonflikt ist ein Machtkampf zwischen Befürworter*innen des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland und Menschen, die ein geeinigtes Irland wollen ohne den Einfluss von Großbritannien. Oder die Kurzfassung des Nordirlandkonflikts: Ein Machtkampf zwischen Menschen, die die Trennung von Nordirland und der Republik Irland wollen und Menschen, die ein vereintes Irland wollen.
Beteiligte des Konflikts sind zwei Parteien, die sich nach und nach in verschiedene Splittergruppen aufteilten.
Konfliktpartei | Ziel | Zugeordnete Konfession |
Irische Republikaner/Nationalisten(hauptsächlich durch das Paramilitär Irish Republican Army (IRA) vertreten) | ein unabhängiger irischer Staat ohne Teilung | römisch-katholisch |
Ulster-Loyalisten/ Unionisten | Verbindung zu Großbritannien erhalten | protestantisch-anglikanisch |
Der Konflikt begann mit der Ansiedlung von britischen Menschen in Irland, die den protestantischen Glauben der anglikanischen Kirche Engalands vertraten und durchsetzen wollten. Es standen sich irische Katholik*innen und britische Protestant*innen gegenüber. Der Konflikt sorgte dafür, dass das Land 1921 in zwei Teile geteilt wurde, woraufhin der Konflikt weiter angefeuert wurde. Sein Ende fand der Konflikt 1998 mit dem Karfreitagsabkommen.
Paramilitär wird eine nicht staatlich organisierte Gruppe genannt, die "dem Militär ähnlich" ist und ihre Ziele versucht, mit Gewalt durchzusetzen.
Der Nordirlandkonflikt geht zurück auf das Mittelalter. Der englische König Henry VIII ließ sich 1541 vom irischen Parlament als König von England und Irland krönen. In den folgenden Jahren gründete Henry die anglikanische Kirche, die er in England, Wales und Schottland durchsetzen konnte. Die gesamte Insel Irland hingegen leistete Widerstand, woraufhin Henry 1609 Siedler*innen nach Irland schickte, die der protestantisch-anglikanischen Religion, sowie der englischen Krone treu waren.
Die anglikanische Kirche (Church of England) ist eine Mischung aus katholischen Traditionen und evangelischen Werten. Der evangelische Einfluss ist jedoch größer, wodurch die Kirche weitestgehend als protestantisch angesehen wird.
Die Siedler*innen nahmen Ländereien der katholisch-irischen Bevölkerung in Anspruch und ließen sich vor allem in der Region Ulster nieder (die sogenannte Plantation of Ulster, siehe Karte unten). Nach dem Tod Henrys sorgte der gescheiterte Versuch einer Rekatholisierung in England dafür, dass auch in Irland Strafgesetze (Penal Laws) für katholische Bürger*innen eingeführt wurden. Die irische Bevölkerung hatte die Rekatholisierung unterstützt und wurde nun bestraft. Die neuen Gesetze verboten es, Katholik*innen an katholische Schulen zu gehen, öffentliche Ämter anzunehmen oder Teil des Parlaments zu werden. Dadurch entstand in der irischen Politik eine große Mehrheit an Protestant*innen, die sich schließlich in der Partei der Unionisten zusammentat.
Abbildung 2: Regionen und counties von der Insel Inter mit Nordirland farblich abgegrenzt
Die gescheiterte Rekatholisierung in England war der Versuch der katholisch-englischen Bevölkerung gegen die neue protestantisch-anglikanische Kirche des englischen Königshaus vorzugehen und die katholische Kirche wieder zur Staatskirche zu machen. Dies geschah nach dem Tod Henry VIII von 1553 bis 1558 unter der ersten Tochter Henrys, Mary I. Da die Iren und Irinnen diesen Versuch unterstützten, galten in England und Irland die Strafgesetze. Wenn du mehr über das englische Königshaus lernen möchtest, sieh dir die Artikel zur Landeskunde UK an!
Unzufrieden mit der Lage organisierte die katholisch-irische Bevölkerung Aufstände und die paramilitärische Gruppe Irish Republican Army wurde gegründet. Einer der berühmtesten Aufstände war das Easter Rising ("Osteraufstand") 1916, bei dem die katholische Bevölkerung Irlands sich für die Unabhängigkeit von Großbritannien aussprach. Der Protest endete allerdings erfolglos: Die britische Armee schlug den Aufstand nieder.
Mehr über den Osteraufstand lernst du im dazugehörigen Artikel. Wenn du außerdem mehr über die Geschichte Irlands erfahren möchtest, sieh dir die Zusammenfassung Landeskunde Irland an!
Der Osteraufstand legte jedoch den Grundstein für die Unabhängigkeit, sowie die Teilung Irlands 1921 in einen Free Irish State (später Republik Irland) und Nordirland. Der Anführer der Sinn Féin, der politische Zweig der IRA, setzte sich mit der britischen Regierung auseinander und handelte einen Friedensvertrag aus, der Irland die Unabhängigkeit gewährte, aber das Land in zwei Teile spaltete. Grund für die Spaltung war, dass sich in der Ulsterregion mittlerweile so viele Protestant*innen niedergelassen hatten, die sich Großbritannien zugehörig fühlten und nicht davon getrennt werden wollten.
Lerne mehr über die politischen Zusammenhänge der irischen Spaltung in Landeskunde Irland.
Zu den Konflikten aufgrund der Glaubensrichtung kamen auch Konflikte zwischen Befürworter*innen und Gegnern des Vertrags hinzu. Die Ursachen des Nordirlandkonflikts können also unter den folgenden Aspekten zusammengefasst werden:
Gerrymandering kommt von dem amerikanischen Vizepräsidenten Elbridge Gerry, der die Wahlkreise so einteilte, dass eine Minderheit die Wahl gewinnen konnte. Dieses Prinzip wurde auf die nordirischen Provinzen angewandt, sodass in den gezogenen Wahldistrikten sichergestellt wurde, dass protestantische Unionisten die Mehrheit bildeten.
Neben Gerrymandering spielten Property Qualifications eine große Rolle.
Property Qualifications, auch disfranchisement genannt, bezeichnet den Umstand, dass die Anzahl der Stimmen sich bei einer Wahl nach dem Besitz richtete. Das heißt, dass nur Bürger*innen, die Grundbesitz hatten, auch wählen durften. Da viele katholische Ir*innen arm waren, wurden viele von der Wahl ausgeschlossen.
Dass der Konflikt so lang anhielt, ist vor allem der Spirale der Gewalt zuzuschreiben (dazu mehr unter Verlauf des Nordirlandkonflikts).
Der Nordirlandkonflikt startete also als Religion-Konflikt zwischen den beiden Glaubensrichtungen römisch-katholisch und anglikanisch-protestantisch. Hauptsächlich handelte es sich allerdings um einen Konflikt, in dem es um die Zugehörigkeit der Ulster-Region ging. Es ging also nicht darum, die andere Gruppe von der eigenen Religion zu überzeugen, wie das in den meisten Glaubenskriegen der Fall ist, sondern gegen die ungerechte Behandlung der katholischen Bevölkerung anzugehen.
Bis heute ist Irland ein Land mit einem großen Anteil in der Bevölkerung, der sich dem katholischen Glauben zuordnet. Der protestantische Glaube ist vor allem an der Küste vertreten, dort wo die englischen Siedler*innen ankamen. Auf der folgenden Karte siehst du, wie die Religionen 2017 in Nordirland verteilt sind und wo dadurch Konflikte entstanden. In den Jahren der Troubles veränderte sich das Verhältnis aber immer mal wieder, sodass die Mehrheit besonders in den hellen Bereichen der Karte oftmals schwankte.
Abbildung 3: Protestantische und katholische Bevölkerung Nordirland (2001)
In der folgenden Tabelle findest du eine Reihe von Ereignissen, die den Nordirlandkonflikt seit Irlands Spaltung 1921 besonders antrieben. Jedes dieser Ereignisse sorgte für weitere Eskalation, sodass eine Spirale der Gewalt entstand, die 35 Jahre lang anhielt.
Wann | Was |
28. August 1963 | der nationalistische Parlamentsabgeordnete Austin Curie besetzte ein Haus in Dungannon, das einer unionistischen Sekretärin zugesprochen wurde, obwohl es an eine katholische Familie gehen sollte |
1964 | Gründung der Campaign for Social Justice (1967 wurde daraus die Northern Ireland Civil Rights (NICRA)) und Organisation von Massendemonstrationen. |
24. Juni 1968 | Katholischer Demonstrationszug nach Dungannon, wo er auf loyalistische Gegendemonstranten traf |
5. Oktober 1968 | Demonstration in (London) Derry trotz Demonstrationsverbot, die gewaltsam von der Polizei aufgelöst wird. |
Neujahr 1968 auf 1969 | weitere Demonstration in Derry |
August 1969 | Straßenkämpfe zwischen IRA und Loyalisten in Belfast, woraufhin die nordirische Regierung britische Truppen zur Unterstützung anfordert |
3. Juli 1970 | Verhängung einer Ausgangssperre für katholische Viertel in Belfast wegen Verdacht auf geheime Waffendepots. Folge: IRA bekam mehr Zulauf und es gab mehrere Anschläge auf irische Polizei sowie britisches Militär. |
August 1971 | Internierungswelle (= Verhaftung) von 342 Menschen wegen Verdacht von Terror: außer zwei gehörten alle davon den katholischen Nationalisten an. Folge: Protest gegen die Internierung, 35 Tote und 100 Bombenanschläge bis Ende des Monats. |
30. Januar 1972 | Bloody Sunday ("Blutsonntag")
|
2. Februar 1972 | 30.000 Menschen auf Demonstration in Dublin (größter Protest im Nordirlandkonflikt), bei der auch die britische Botschaft angezündet wurde. Folge: Nordirlands Parlament wird aufgelöst und das Land unter Direct Rule ("direkte Regierung") Großbritanniens gestellt. |
21. Juli 1972 | Bloody Friday ("Blutfreitag")
|
9. Dezember 1973 | Sunningdale Agreement ("Abkommen von Sunningdale")
|
15. November 1985 | Anglo-Irisches Abkommen zwischen Großbritannien und der Republik Irland, das Irland eine Rolle in der nordirischen Regierung zukommen sollte. Das Abkommen wurde von den Ulster-Unionisten abgelehnt. |
10. April 1998 | Good Friday Agreement ("Karfreitagsabkommen")
|
Lerne mehr über das Karfreitagsabkommen im zugehörigen Artikel!
Insgesamt starben 3.600 Menschen im Nordirlandkonflikt. Der Großteil waren Zivilisten. Zusätzlich wurden 40.000 Menschen bei Bombenanschlägen, Feuerüberfällen, Demonstrationen oder Straßenkämpfen verletzt. Die Statistik rechts zeigt dir zu welchen Anteilen Katholik*innen und Protestant*innen starben. Die 20%, die nicht aus Nordirland kamen, waren oft britische Soldaten.
Abbildung 4: Tote in den verschiedenen Gemeinschaften 1968 bis 1998Quelle: eigene Darstellung nach statista.com
Nach dem Karfreitagsabkommen kam es weiterhin zu organisierten Anschlägen. 1999 wurde das Parlament von Nordirland wieder nach Belfast verlegt, was die Direct Rule von 1972 beendete. Die IRA erklärte den bewaffneten Kampf 2005 für beendet, 2009 folgten die unionistischen Organisationen. Das britische Militär zog sich erst 2007 aus Nordirland zurück, nachdem Dublin die nordirische Polizei anerkannte.
Politisch gründete sich 2007 außerdem eine parteiübergreifende Gruppe namens Consultative Group on the Past, die die nordirische Regierung bei Entscheidungen unterstützen soll. Eines der Ziele der aktuellen irischen Regierung ist es, die sogenannten Peace Walls in Belfast abzubauen, die zur Trennung der katholischen und protestantischen Gebiete dienten. Manche der Tore werden heute noch nachts zwischen den Gebieten geschlossen, um Übergriffe zu vermeiden, was zeigt, dass auch heute noch Konfliktpotenzial herrscht.
Die Friedensbemühungen der letzten zwei Jahrzehnte waren vor allem der Europäischen Union (EU) geschuldet, da Großbritannien und die Republik Irland beide Teil der Union waren. Durch die Brexit-Verhandlungen kam es jedoch 2019 wieder zu Ausschreitungen in Derry. Um den Konflikt nicht wieder aufflammen zu lassen, einigte man sich auf eine verschobene Grenze. Das bedeutet, dass zwischen Nordirland und der Republik Irland keine Zölle oder Passkontrollen stattfinden. Ob und wie der Konflikt sich in Zukunft entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
Brexit kommt von den Worten Britain und Exit und bezeichnet den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU. Lerne mehr über die Beziehung zwischen Irland, Nordirland und Großbritannien in den Zusammenfassungen Landeskunde Irland und Karfreitagsabkommen.
Der Grund für den Nordirlandkonflikt war zu Beginn die Ansiedlung von protestantischen Schott*innen und Engländer*innen in Irland (Plantation of Ulster) und die daraus entstehende Diskriminierung der katholischen, irischen Bevölkerung.
Irland hat sich geteilt, weil die Unionisten in Nordirland nicht ihre Bindung zu Großbritannien lösen wollten, der Free Irish State allerdings die Unabhängigkeit forderte und so 2021 beschlossen wurde das Land zu teilen.
Die IRA (Irish Republican Army) will, dass Irland und Nordirland geeinigt unabhängig von Großbritannien sind.
Der Nordirlandkonflikt war von 1968 bis 1998.
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