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Stolen Generation

In diesem Artikel geht es um die sogenannte Stolen Generation. Du erfährst, wer die Stolen Generation ist und welche Bedeutung die Stolen Generation in der Geschichte Australiens hat. Der Text hilft Dir, die Geschichte und Kultur der Aborigines in Australien besser zu verstehen.

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In diesem Artikel geht es um die sogenannte Stolen Generation. Du erfährst, wer die Stolen Generation ist und welche Bedeutung die Stolen Generation in der Geschichte Australiens hat. Der Text hilft Dir, die Geschichte und Kultur der Aborigines in Australien besser zu verstehen.

Stolen Generation – Definition und Bedeutung

Du kannst Dir diese Definition für die Stolen Generation merken:

Als Stolen Generation, bzw. Gestohlene Generation, bezeichnet man die entführten Kinder der Aborigines. Die Aborigines sind die indigenen Völker Australiens.

Die australische Regierung entriss von 1910 bis in die 1970er-Jahre zwischen 50.000 und 100.000 Kinder ihren Familien. Damit waren 10-30 % aller Aborigine-Kinder betroffen.

Mehr zur Geschichte und Kultur der Ureinwohner Australiens erfährst Du in unserem Artikel über die Aborigines!

Stolen Generation – Geschichte

Die Geschichte der Stolen Generation People begann im 19. Jahrhundert. In dieser Zeit nahmen immer häufiger weiße Siedler*innen den indigenen Völkern in Australien ihr Land, zum Teil gewaltsam, weg. Die Aborigines bekamen daraufhin nur bestimmte Gebiete zugewiesen, in denen sie leben sollten. Doch diese Reservate blieben abhängig von der Versorgung der Regierung.

Durch diese Abhängigkeit und das "Zusammenleben" von Weißen und Aborigines kam es immer häufiger vor, dass damals sogenannte "Mischlinge" geboren wurden. Also Kinder von Ureinwohnern und Weißen, die von den Weißen auch half-castes genannt wurden.

Vor allem diese "Mischlingskinder" waren es, die von der damaligen Regierung aus ihren Familien entrissen wurden. Aber auch "indigene Kinder" wurden entführt.

Aboriginal Protection Acts

Die damalige rechtliche Grundlage, um Kinder ihren Familien zu entziehen, waren die Aboriginal Protection Acts. Die sogenannten Protectors waren eigentlich von der britischen Regierung ernannt worden, um Konflikte aufzulösen und den Aborigines zu helfen. Diese "Hilfe" bestand allerdings aus der Bevormundung aller Aborigines.

In South Australia und im Northern Territory wurden Chief Protectors eingesetzt. In Victoria, Queensland, Western Australia und New South Wales entschieden Aboriginal Protection Boards über das Schicksal der Ureinwohner und ihrer weggenommenen Kinder. Die Aboriginal Protection Boards hatten die gleiche Funktion wie ein einzelner Chief Protector. Der Unterschied war, dass die Boards (Vorstände) aus mehreren Personen bestanden.

Die Protectors konnten unter anderem entscheiden, wo die Ureinwohner zu leben und arbeiten hatten und wen sie heirateten. Nur wenige unter den Protectors wollten die Rechte der Aborigines tatsächlich schützen und ihre Interessen durchsetzen.

Ein Beispiel für so einen Protector war Herbert Basedow. Er wurde 1911 zum Chief Protector of the Aborigines im Northern Territory ernannt, legte sein Amt aber nach 45 Tagen nieder.

Das Schicksal der Stolen Generation einfach erklärt

Viele der entführten Kinder mussten für die Weißen arbeiten oder wurden in staatliche Einrichtungen und kirchliche Missionen gebracht. Besonders hellhäutige "Mischlinge" wurden häufig auch als Adoptivkinder an weiße Familien abgegeben. Die Kinder wurden in den weißen Einrichtungen schlecht behandelt und in manchen Fällen sexuell missbraucht. Viele von ihnen starben sogar.

Viele Aborigines konnten sich nicht gegen die Bevormundung und Entführungen wehren. Bis in die 1960er Jahre hinein wurden ihnen nicht einmal die australischen Bürgerrechte zugestanden. Erst 1969 beendete die australische Regierung offiziell ihre Assimilationspolitik. Doch es dauerte bis in die 1970er Jahre, bis die Entführungen tatsächlich endeten.

Stolen Generation – Gründe für die Entführungen

Zwar wurden auch "indigene Kinder" entführt, doch besonders häufig wurden "Mischlinge" verschleppt. Die Weißen taten dies offiziell, um den Kindern die westliche Kultur aufzuerlegen und sie mit in die weiße Gesellschaft einzubinden. Angeblich wäre das besser für die Zukunft der Kinder, so die damalige Begründung. Doch eigentlich wollte die Regierung, dass die Ureinwohner und ihre Traditionen aussterben.

Assimilationspolitik

Der Hintergrund der Assimilationspolitik und der Entführungen der Regierung war eine falsche Grundüberzeugung. Man glaubte, dass es den Ureinwohnern in der weißen Gesellschaft besser gehen würde als in ihrer traditionellen Lebensweise. Die Weißen wollten die Aborigines assimilieren und die Kultur durch diese Kreuzung "auswaschen". Somit wurden die Kinder dazu gezwungen, die westliche Kultur anzunehmen.

Assimilieren kommt vom lateinischen Wort assimilare, auf Deutsch "gleichmachen" oder "nachahmen".

Im Zusammenhang mit Kulturen ist es eher als "verschmelzen" oder "sich anpassen" zu verstehen.

Wirtschaftliche Interessen

Auch wirtschaftliche Interessen spielten eine Rolle. Die weiße Gesellschaft konnte von den gestohlenen Kindern profitieren, da viele von ihnen zu billigen Arbeitskräften gemacht wurden. Viele Jungen wurden Hilfsarbeiter und die Mädchen Haushaltshilfen.

Entschädigung der Stolen Generation – einfach erklärt

Jahrelang wurden die Verbrechen, die an den Aborigines begangen worden waren, von der australischen Öffentlichkeit und Regierung ignoriert. Wichtige Wendepunkte bildeten der Bericht "Bringing Them Home" (1997) und die "Sorry"-Rede des Premierministers Kevin Rudd (2008).

"Bringing Them Home" und National Sorry Day

Die Aborigines fingen in den 1990er Jahren an, die Verbrechen, die ihnen widerfahren waren, zu verarbeiten und aufzuarbeiten. Erst der Bericht der australischen Menschenrechtskommission "Bringing Them Home" von 1997 machte die breite Öffentlichkeit und die Presse auf das Thema aufmerksam. Im Bericht wurden über 1000 Aussagen von den Betroffenen der Stolen Generation zusammengeführt.

Im Anschluss an die Veröffentlichung des Berichtes beschloss die australische Regierung, dem Leid, das den Aborigines durch die Kindesentführungen zugefügt wurde, mit einem Feiertag zu gedenken. Seit 1998 begehen Australier jedes Jahr am 26. Mai den National Sorry Day.

2007 bekam das erste Mitglied der Stolen Generation People eine Entschädigung für sein Leid. Bruce Trevorrow war in den 1950ern entführt worden und bei einer Pflegefamilie aufgewachsen. Vom Gericht bekam er umgerechnet etwa 332.500 Euro als Entschädigungsgeld zugesprochen.

"Sorry"- Rede

Am 13. Februar 2008 entschuldigte sich der damalige Premierminister Kevin Rudd offiziell bei den australischen Ureinwohnern. Ganz besonders entschuldigte er sich im Namen der australischen Regierung für das Schicksal der Stolen Generation People und ihrer Familien.

Alle Vorgänger von Rudd hatten eine öffentliche Entschuldigung abgelehnt. Rudd und seine Australian Labor Party hatten die Entschuldigung an die Ureinwohner Australiens hingegen zu einem ihrer zentralen Themen im Wahlkampf gemacht.

In seiner Rede benutzte Rudd dreimal das Wort "Sorry". Die Rede hat für viele Aborigines eine besondere spirituelle Bedeutung. Außerdem kündigte er in der Rede konkrete Hilfsmaßnahmen für die indigenen Völker Australiens an.

Nach dieser Rede sagte der Aborigine Darryl Towney folgendes:

Für uns ist das wie der Fall der Berliner Mauer. Das ist der bedeutendste Moment für unser Volk, der in meinem Leben passiert ist.

Programm zur Wiedergutmachung

Am 5. August 2021 kündigte der derzeitige Premierminister Australiens Scott Morrison Entschädigungszahlungen an. Ab März 2022 können Überlebende der Stolen Generation und ihre Familien umgerechnet 47.000 Euro pro Person von der australischen Regierung beantragen. Insgesamt stellt die Regierung umgerechnet 236 Millionen Euro für das Wiedergutmachungsprogramm zur Verfügung.

Stolen Generation – Australien heute

Zahlreiche Stolen Generation People, die überlebt haben, sind bis heute traumatisiert. Aktuelle Probleme der Stolen Generation in Australien sind unter anderem:

  • Kulturelle Entwurzelung, Heimatlosigkeit und Depression (viele Betroffene fühlen sich weder bei ihrem indigenen Volk, noch in den Reihen der Weißen zu Hause.)
  • Alkohol- und Drogenmissbrauch
  • Etwa 16.000 aller Pflegekinder, also mehr als ein Drittel der Kinder im australischen Betreuungssystem, gehören zur Stolen Generation, obwohl die Aborigines nur 3 % der Gesamtbevölkerung ausmachen.

Kunst und Kultur der Stolen Generation

Kunst und Kultur dienten vielen Überlebenden der Stolen Generation als Mittel der Verarbeitung. Folgende Kunst- und Kulturschaffende arbeiten die Geschichte der Stolen Generation in ihren Kunstwerken auf:

Archie Roach wurde in einem Reservat in Victoria geboren und ist ein Überlebender der Stolen Generation. Nach seiner Entführung wurde er zuerst in ein Waisenhaus gebracht, später wuchs er bei einer schottischen Familie in Melbourne auf. 1990 veröffentlichte der Sänger und Songwriter das Lied Took the Children Away. Mit diesem Song gewann Roach den Australian Human Rights Award.

Der Roman Follow the rabbit-proof fence wurde 1998 von Doris Pilkington veröffentlicht erzählt die wahre Geschichte von drei entführten Aborigine-Mädchen, die aus einem Lager fliehen. 2002 wurde der Roman unter dem Titel Long Walk Home verfilmt.

1998 wurde auch Jane Harrisons Theaterstück Stolen in Melbourne uraufgeführt. Fünf entführte Aborigine-Kinder sind die Protagonisten von Harrisons Geschichte.

Hilfsorganisationen für die indigenen Völker

Inzwischen gibt es einige Verbindungen und Organisationen in Australien, die die Überlebenden unterstützen. Eine davon ist zum Beispiel die von einigen Überlebenden geführte Healing Foundation. Sie finanziert zahlreiche Projekte, die Überlebende und ihr Umfeld im Heilungsprozess fördern. Im Zuge dessen organisiert sie zum Beispiel Zusammenkünfte von Betroffenen.

Stolen Generation - Das Wichtigste

  • Zwischen 1910 und den 1970er Jahren verschleppte die australische Regierung zwischen 50.000 und 100.000 Aborigine-Kinder
  • Offizielles Ziel war es, ihnen die westliche Kultur näher zu bringen, weil das besser für die Zukunft der Kinder sei
  • Doch eigentlich wollte die Regierung die Kinder assimilieren und die Aborigine-Kultur aussterben lassen
  • Ein wichtiger Punkt der Einsicht der australischen Regierung war Kevin Rudds "Sorry"-Rede (2008)
  • Viele Überlebende leiden bis heute
  • Ab 2022 können Opfer Entschädigungsgeld verlangen
  • Es wurden Verbindungen und Organisationen gebildet, die den Überlebenden helfen

Häufig gestellte Fragen zum Thema Stolen Generation

"Stolen Generation" ist der Name für die Aborigine-Kinder, die zwischen 1910 und 1970 von den Weißen entführt wurden. Man wollte vor allem "Mischlingskinder" assimilieren. Sie wurden an weiße Familien als Adoptivkinder weitergegeben oder in Umerziehungsheime gebracht.  

Die australische Regierung stoppte die Anpassungspolitik 1969. Damit hörten die Entführungen zum größten Teil auf.

Das ideale Menschenbild der weißen Australier war weiß. Man wollte die Aborigines assimilieren und mit Weißen "kreuzen", um die Ureinwohner aussterben zu lassen.

"Stolen Generation" ist der Name für die Aborigine-Kinder, die zwischen 1910 und 1970 von den Weißen entführt wurden, um sie zu assimilieren und ihr Volk aussterben zu lassen. Weil so viele Kinder ihrer Familie und ihrer Kultur entrissen wurden, spricht man auch von den "Gestohlenen Generationen", der "Stolen Generation".

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