Ameisensäure

Wusstest du, dass ein winziger Tropfen Ameisensäure für viele Lebewesen eine mächtige Waffe oder ein raffinierter Überlebensvorteil sein kann? Von den Abwehrmechanismen der Ameise bis zur industriellen Großproduktion als vielseitige Chemikalie – die Ameisensäure, auch unter ihrem systematischen Namen Methansäure bekannt, vereint faszinierende Naturphänomene und anspruchsvolle Chemie. In diesem Artikel erfährst du alles Wesentliche: von ihrer Struktur und Herstellung über charakteristische Eigenschaften bis hin zu Anwendungen, Umweltaspekten und Sicherheitsfragen. Mach dich bereit für eine Entdeckungsreise, die das Bekannteste der Carbonsäuren in überraschendem Licht zeigt.

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    Was ist Ameisensäure? Definition, Geschichte und Namensgebung

    Ameisensäure ist die einfachste Vertreterin der Carbonsäuren und trägt die systematische Bezeichnung „Methansäure“ (IUPAC: Methanoic acid). Ihre Summenformel ist CH₂O₂ und ihre Strukturformel lässt sich als HCOOH schreiben. Bereits der Name Ameisensäure deutet auf ihren natürlichen Ursprung hin: Sie wurde erstmals aus Ameisen (lat. formica) isoliert und ist dort Bestandteil des Wehrsekrets. Die Entdeckung gelang 1671 dem britischen Naturforscher John Ray, der durch Destillation lebender Ameisen diese neuartige Substanz gewinnen konnte.

    Historisch war die Gewinnung aus toten Ameisen eine Kuriosität, heute stammt Ameisensäure nahezu ausschließlich aus industrieller Produktion. Ihr Name ist in vielen Sprachen auf die Verbindung zu Ameisen zurückzuführen (englisch: formic acid, französisch: acide formique). Daneben begegnet dir der Begriff ‚Methansäure‘ oft im wissenschaftlichen Kontext und in der Nomenklatur von Carbonsäuren.

    Der besondere Rang von Ameisensäure in der Chemie resultiert aus ihrer einzigartigen Stellung als einzige Carbonsäure mit direkter Bindung des Carbonylkohlenstoffs an ein Wasserstoffatom. Dies bedingt verschiedene charakteristische Eigenschaften und vielfache Verwendungen – und bereitet auch die Grundlage für ihr interessantes Reaktionsverhalten, das uns noch begegnen wird.

    Formel, Struktur und Klassifizierung: Das Molekül entschlüsseln

    Greifen wir die Molekülstruktur der Ameisensäure im Detail auf. Die Summenformel CH₂O₂ beschreibt zwei Wasserstoffatome, ein Kohlenstoff- sowie zwei Sauerstoffatome. Die Strukturformel H–C(=O)–OH verdeutlicht dabei die beiden wichtigsten funktionellen Gruppen: ein Aldehyd-Wasserstoff (direkt an das Carbonylkohlenstoff gebunden) und die für Carbonsäuren typische Carboxygruppe.

    Diese Anordnung macht Ameisensäure gleichzeitig zu einer Alkansäure (Methansäure) und der einfachsten Carbonsäure. Sie ist außerdem die einzige Carbonsäure, die Reduktionseigenschaften eines Aldehyds besitzt – ein seltenes (und reversibles) Alleinstellungsmerkmal in der organischen Chemie.

    In der Chemie der Carbonsäuren nimmt Ameisensäure daher eine Schlüsselstellung ein. Neben der neutralen Verbindung existieren auch die Salze (Formiate) und Ester (Formiate). Auch diese Derivate, wie Natriumformiat (HCOONa), spielen in der Technik eine große Rolle.

    Chemisch-physikalische Eigenschaften der Ameisensäure

    Was macht Ameisensäure im Vergleich zu anderen Carbonsäuren besonders? Zunächst: Es handelt sich bei Raumtemperatur um eine klare, farblose, stechend riechende Flüssigkeit mit auffällig „saurer“ Note. Sie ist hygroskopisch (zieht Wasser an), hat einen brennenden Geschmack und mischt sich vollständig mit Wasser, Alkohol und anderen polaren Lösungsmitteln.

    Zu den wichtigsten Kennwerten zählen:

    • Molares Gewicht: 46,03 g/mol
    • Dichte: 1,22 g/cm³ (bei 20 °C)
    • Schmelzpunkt: 8 °C
    • Siedepunkt: 101 °C (unter Zersetzung)
    • pKs-Wert: 3,77
    • Brechungsindex: 1,3714 (bei 20 °C)

    Diese Werte zeigen: Ameisensäure ist als Flüssigkeit schon bei Raumtemperatur präsent, gefriert jedoch knapp über Nullpunkt – eine Besonderheit unter den niederen Carbonsäuren.

    In Reinform ist Ameisensäure stark ätzend und toxisch. Durch ihre hohe Polarität löst sie sich nicht nur ausgezeichnet in Wasser, sondern auch in Ethanol, Glycerin und anderen polaren Lösungsmitteln. Gleichzeitig ist sie in wenigen unpolaren Medien wie Benzol oder Toluol nur begrenzt mischbar. Ihre Eigenschaft als Reduktionsmittel unterscheidet sie zudem klar von längerkettigen Carbonsäuren.

    Vorkommen und biologische Bedeutung von Ameisensäure

    Ameisensäure tritt überall dort auf, wo sich organisches Leben tummelt oder chemische Raffinesse der Natur zum Einsatz kommt. Die bekannteste Quelle: das Wehrsekret zahlreicher Ameisenarten. Sie nutzen Ameisensäure als Abwehrmechanismus gegen Fressfeinde – ein evolutionärer Vorteil, der dem Namen der Substanz erst ihre Bedeutung gibt.

    Doch nicht nur Ameisen: Auch viele andere Insekten und Pflanzen setzen Ameisensäure zur Verteidigung oder im Stoffwechsel ein. Beispiele sind Bienen (als Bestandteil von Giftmischungen), Laufkäfer, Skorpione, Brennnesseln (eine Ursache für das Brennen bei Hautkontakt!) und viele Quallenarten. Sogar im Bienenhonig lassen sich oft hohe Konzentrationen nachweisen (50 bis über 1000 mg/kg).

    Der Mensch begegnet Ameisensäure nicht nur in der Natur, sondern auch in überraschenden Alltagsbereichen – beispielsweise als Abbauprodukt bei der Verstoffwechselung von Methanol (eine Ursache für Methanol-Vergiftungen) oder als Bestandteil von Tabakrauch. Biochemisch sorgt die schnelle Abbaubarkeit dafür, dass Ameisensäure in aquatischen und terrestrischen Ökosystemen kaum akkumuliert.

    Industrielle Herstellung und Synthesewege

    Früher ein rein kurioses Naturprodukt aus Ameisen, wird Ameisensäure heute fast ausschließlich industriell produziert. Es gibt dafür mehrere etablierte Verfahren, die auf verschiedene Rohstoffe und Reaktionstypen zurückgreifen. Das technisch wichtigste Verfahren basiert auf der Zweistufen-Synthese mit Kohlenstoffmonoxid und Natronlauge:

    • Schritt 1:

    NaOH + CO → HCOONa (Natriumformiat, bei ca. 130 °C unter Druck)

    • Schritt 2:

    HCOONa + H₂SO₄ → HCOOH + Na₂SO₄ (Ameisensäure und Natriumsulfat)

    Alternativ erfolgt die großtechnische Gewinnung durch Umwandlung von Methanol und Kohlenstoffmonoxid zu Methylformiat, anschließend Hydrolyse zu Ameisensäure und Rezyklierung des Methanols.

    Weitere Varianten umfassen die Umsetzung von Blausäure oder die Herstellung aus Biomasse über Zwischenprodukte wie Formamid oder Formaldehyd. Die industrielle Produktion ist so effizient geworden, dass weltweit jährlich hunderttausende Tonnen Ameisensäure für die Industrie bereitgestellt werden.

    Nachweismethoden und analytische Charakteristika

    Für Chemiker ist die sichere Identifikation von Ameisensäure in Proben essentiell – ob im Labor, in der Umweltanalytik oder im Produktionsprozess. Die charakteristischen Nachweisreaktionen basieren auf ihren chemischen Eigenschaften als Carbonsäure UND als Reduktionsmittel.

    Klassischerweise lässt sich Ameisensäure durch Titration mit Natronlauge (Bestimmung der Säurekapazität) erfassen. Darüber hinaus zeigt sie reduzierende Eigenschaften: Sie färbt beispielsweise eine ammoniakalische Silbernitratlösung schwarz (Silberspiegelreaktion) oder entfärbt Kaliumpermanganat-Lösung – Reaktionen wie bei Aldehyden.

    In modernen Laboren kommen häufig instrumentelle Methoden wie Gaschromatographie (GC), Flüssigchromatographie (HPLC) oder Infrarot-Spektroskopie (FTIR) zum Einsatz, um Konzentrationen präzise zu bestimmen. Typisch in der Spektroskopie: ein starker Peak für die Carbonsäuregruppe im IR-Bereich (ca. 1700 cm⁻¹).

    Verwendungsbereiche: Von der Biologie bis zur Technik

    Warum wird Ameisensäure in so vielen Bereichen eingesetzt? Ihre Vielseitigkeit liegt im einzigartigen Eigenschaftsprofil begründet: Sie kann Säureeigenschaften nutzen, als Reduktionsmittel wirken, gleichzeitig aber auch biologische Prozesse beeinflussen.

    • Land- und Forstwirtschaft: Ameisensäure dient als Konservierungsmittel bei Silage, zur Desinfektion im Stall oder als Zusatz in Düngemitteln.
    • Imkerei: Hier wird sie zur Bekämpfung der Varroamilbe eingesetzt – eines der häufigsten und wichtigsten Anwendungsbeispiele im Alltag (bekannt z.B. durch FORMIVAR® Produkte).
    • Leder-, Textil- und Papierindustrie: Zum Beizen, Gerben oder Bleichen spielt Ameisensäure als pH-Regulator, Desinfektionsmittel und Bleichmittel eine Rolle.
    • Chemische Industrie: Als Reduktionsmittel und Ausgangsstoff für die Herstellung von Formiaten, Estern und diversen Spezialchemikalien.
    • Medizin und Pharmazie: Desinfizierende Wirkung, konservierende Eigenschaften und lokale Anwendungen (z.B. Warzenbehandlung).

    Ein besonders anschauliches Beispiel aus dem Alltag ist die Anwendung in der Imkerei: Ameisensäure verdampft gezielt im Bienenstock und zerstört dort die gefürchtete Varroamilbe, ohne die Honigbienen dauerhaft zu schädigen. In der Landwirtschaft sichert sie die Lagerfähigkeit von Futtermitteln – ohne chemische Zusätze, die Rückstände hinterlassen würden.

    Gefahren, Gesundheitsschutz und sachgerechte Entsorgung

    Der Umgang mit Ameisensäure verlangt Umsicht: Bereits geringe Konzentrationen können Haut und Schleimhäute schwer reizen oder verätzen. Reine Ameisensäure gilt als stark ätzend und gesundheitsschädlich, in verdünnten Lösungen bleibt sie dennoch irritativ. Die Dämpfe sind ebenso zu meiden, da sie die Atemwege angreifen.

    Im Umgang mit Ameisensäure sind folgende Sicherheitsmaßnahmen zu beachten:

    • Verwendung von Schutzhandschuhen, Schutzbrille und ggf. Atemschutz
    • Gute Lüftung am Arbeitsplatz
    • Sofortiges Abspülen mit viel Wasser bei Hautkontakt
    • Dichte, säurebeständige Behälter zur Aufbewahrung
    • Beschränkung der Exposition auf gesetzlich zulässige MAK-Werte (in D/A/CH meist 5 ml/m³ bzw. 9,5 mg/m³)

    Bei Aufnahme in den Körper (z. B. durch Methanolvergiftung) wirkt Ameisensäure als Zellgift, das zu schweren Stoffwechselentgleisungen führt. Eine medizinische Behandlung ist dann unbedingt erforderlich.

    Umweltaspekte: Ameisensäure ist wasserlöslich und biologisch leicht abbaubar. Eine unsachgemäße Entsorgung (z. B. ins Abwasser) ist dennoch zu vermeiden, da hohe Konzentrationen aquatische Organismen schädigen und die Wasserchemie verändern können. Die Abgabe von Ameisensäureabfällen erfolgt über die kommunale Sondermüllentsorgung. Verdünnte Lösungen dürfen – nach Absprache mit der Umweltbehörde und ausreichender Neutralisation – unter Umständen in das Abwasser gegeben werden. Eine Entsorgung zusammen mit Hausmüll oder unsachgemäße Lagerung ist strikt zu vermeiden.

    Ameisensäure im Kontext der organischen Chemie: Ein Vorbild für Reaktionsprinzipien

    Betrachten wir die Ameisensäure mit dem Blick eines fortgeschrittenen Chemikers: Ihr Molekül ist nicht nur die einfachste Carbonsäure, sondern auch ein Modellfall für die Chemie der funktionellen Gruppen. Die Fähigkeit, sowohl Säure- als auch Reduktionsverhalten zu zeigen, ermöglicht komplexe Reaktionsumsetzungen, zum Beispiel in der organischen Synthese und Materialchemie.

    Chemische Besonderheiten:

    • Ameisensäure disproportioniert leicht unter höheren Temperaturen (z. B. in CO und H₂O).
    • Sie reduziert Schwermetallsalze zu elementarem Metall (z. B. Silber bei der Silberspiegelprobe).
    • Bildung von Derivaten wie Formiaten, die wiederum eigene Anwendungen haben.

    Didaktischer Tipp: Ameisensäure ist auch eine hervorragende Brücke zu anderen Carbonsäuren wie Essigsäure, Propionsäure etc., sowie zu den Konzepten der Hydridübertragung und Reduktionschemie.

    Wer die Reaktionswege und das Molekülverständnis der Ameisensäure verinnerlicht, legt eine solide Basis für das Verständnis weiterführender Chemie – von der Stoffwechselbiochemie bis zur Katalyseforschung.

    Schlussfolgerung

    Die Ameisensäure steht exemplarisch dafür, wie tief verwurzelt chemische Prinzipien im Alltag, in der Technik und in der Natur sind. Von ihren physikalischen Charakteristika bis zu ihrer Globalen Anwendung spannt sich ein Bogen über die verschiedensten Gebiete: Biologie, Chemie, Ingenieurwissenschaften und Umwelt. Die Summenformel CH₂O₂ steht nicht nur für ein kleines Molekül, sondern für zahllose Verknüpfungen – im Bienenstock ebenso wie im Chemielabor. Sicherer Umgang und tiefes chemisches Verständnis sind Voraussetzung, um die Chancen und Risiken der Ameisensäure technologisch zu nutzen. Wer die Welt der Ameisensäure durchdringt, lernt nicht nur eine hundsgewöhnliche Säure kennen, sondern erhält auch einen Schlüssel für das Verständnis organischer Reaktionswege – und erlebt, wie faszinierend Wissenschaft sein kann, wenn Theorie und Praxis Hand in Hand gehen.

    Ameisensäure - Das Wichtigste

    • Ameisensäure (Methansäure) ist die einfachste Carbonsäure mit der Summenformel CH₂O₂.
    • Sie besitzt einzigartige Eigenschaften: klare Flüssigkeit, stechender Geruch, ätzende Wirkung und Reduktionsverhalten.
    • Vorkommen in Natur und Technik – speziell bei Ameisen, Bienen, Brennnesseln und zur Schädlingsbekämpfung (Imkerei).
    • Industrielle Synthese erfolgt meist aus Kohlenstoffmonoxid und Natronlauge über Natriumformiat.
    • Die bekanntesten Nachweise sind Titration, Reduktion (z. B. Silberspiegelprobe) und moderne chromatographische Methoden.
    • Ameisensäure ist vielseitig verwendbar: in der Landwirtschaft, Textil- und Lederindustrie, Chemie, Medizin und Forschung.
    • Die ätzende und giftige Wirkung erfordert strikten Arbeitsschutz und besondere Entsorgungsregelungen.
    • Chemisch bildet sie das Bindeglied zwischen Carbonsäuren und Reduktionschemie – ein echtes Modellmolekül für das Studium.

    Quellenangaben

    1. Ameisensäure – Wikipedia, (2025-07-15)
    2. Umweltbundesamt: Gefahrstoffdatenbank, (2025-07-15)

    Häufig gestellte Fragen zum Thema Ameisensäure

    Was ist Ameisensäure?
    Ameisensäure ist die einfachste Carbonsäure und wird auch Methansäure genannt. Ihre chemische Summenformel ist CH₂O₂, oft auch als HCOOH geschrieben. In der Natur kommt Ameisensäure zum Beispiel in den Abwehrsekreten von Ameisen (daher der Name!), im Gift von Brennnesseln, aber auch in Bienenhonig vor. Chemisch betrachtet gehört sie zur Familie der Carbonsäuren und zeichnet sich durch eine einzelne Carboxygruppe (–COOH) aus. Das Besondere: Ameisensäure ist nicht nur ein Stoff aus dem Labor oder der Industrie, sondern ein echtes „Multitalent“ des Alltags und der Natur.
    Wie lautet die Formel und Strukturformel von Ameisensäure?
    Die Summenformel von Ameisensäure ist CH₂O₂. Die Strukturformel sieht so aus: H – C (=O) – OH (auch geschrieben als HCOOH). Das Kohlenstoffatom ist dabei einmal mit einem Wasserstoffatom, einmal mit einer Hydroxylgruppe (–OH) und einmal mit einem Sauerstoffatom doppelt gebunden. Diese kompakte Struktur macht Ameisensäure zur einfachsten Carbonsäure – alle weiteren Carbonsäuren sind davon abgeleitete, längere Ketten. Dieses einfache Bauprinzip erklärt auch den Namen Methansäure: Sie ist die „Säure-Version“ des Methanmoleküls.
    Welche Eigenschaften hat Ameisensäure?
    Ameisensäure ist eine farblose, stechend riechende, stark sauer schmeckende Flüssigkeit, die leicht mit Wasser und vielen organischen Lösungsmitteln gemischt werden kann. Sie ist hygroskopisch (zieht also Wasser an), leicht entzündlich und wirkt in konzentrierter Form ätzend, also stark reizend auf Haut und Schleimhäute. Mit einem Siedepunkt von etwa 101 °C und einem Schmelzpunkt von 8 °C bleibt Ameisensäure unter normalen Bedingungen flüssig. Sie ist nicht nur eine Säure, sondern auch ein Reduktionsmittel – das bedeutet, sie kann anderen Stoffen Sauerstoff entziehen. Das alles macht sie chemisch sehr vielseitig, aber auch im Umgang nicht ungefährlich.
    Für was wird Ameisensäure verwendet?
    Ameisensäure findet in vielen Bereichen Anwendung. In der Industrie wird sie als Konservierungsmittel, als Mittel zur Entkalkung, in der Leder- und Textilbearbeitung oder als chemisches Reduktionsmittel verwendet. Besonders bekannt ist ihr Einsatz in der Imkerei zur Bekämpfung der Varroamilbe bei Bienen, weil sie selbst in verdeckelten Zellen wirksam ist. In der Medizin dient Ameisensäure zum Beispiel als Desinfektionsmittel oder zur Behandlung von Warzen und Rheuma. Früher war sie unter der E-Nummer E 236 auch als Lebensmittelkonservierungsmittel zugelassen. Ihre Vielseitigkeit als Säure und Reduktionsmittel eröffnet ihr zahlreiche Einsatzbereiche.
    Wie wird Ameisensäure industriell hergestellt?
    In der Industrie wird Ameisensäure heute meist durch die Reaktion von Methanol mit Kohlenstoffmonoxid hergestellt. Dabei entsteht zuerst Methanolsäuremethylester, der anschließend mit Wasser zu Ameisensäure und Methanol umgesetzt wird. Alternativ kann Ameisensäure auch aus Natriumhydroxid und Kohlenstoffmonoxid über das Zwischenprodukt Natriumformiat gewonnen werden. Diese Verfahren haben die historische Gewinnung aus Ameisen längst abgelöst und machen eine großtechnische Produktion möglich. Ameisensäure entsteht übrigens auch als Nebenprodukt bei bestimmten Herstellungsverfahren für Essigsäure.
    Wie kann man Ameisensäure nachweisen?
    In chemischen Experimenten gibt es verschiedene Nachweisreaktionen für Ameisensäure. Eine klassische Methode ist der sogenannte Silberspiegel-Test: Dabei reduziert Ameisensäure Silberionen zu elementarem Silber, sodass ein glänzender Silberspiegel entsteht – das zeigen nur wenige organische Säuren! Außerdem reagiert Ameisensäure mit Kaliumpermanganat-Lösung, das sich dabei entfärbt. Solche Nachweise zeigen anschaulich, dass Ameisensäure viel reaktiver als viele größere Carbonsäuren ist – eine ideale Gelegenheit, Labortechniken zu üben und Redoxreaktionen besser zu verstehen.
    Ist Ameisensäure giftig oder gefährlich?
    Ja, Ameisensäure ist in konzentrierter Form giftig und stark ätzend. Sie kann Verätzungen der Haut, Augen und Schleimhäute verursachen. Das Einatmen von Ameisensäuredämpfen reizt die Atemwege und kann zu gesundheitlichen Schäden führen. Daher ist beim Umgang im Labor und in der Industrie besondere Vorsicht geboten – Schutzkleidung, Handschuhe und gegebenenfalls eine Atemmaske sind Pflicht! Auch beim Entsorgen dürfen keine Rückstände ins Grundwasser gelangen. Im Körper kann Ameisensäure, etwa nach Vergiftung mit Methanol, zu schweren Schäden führen. Deshalb: Im Alltag begegnet uns Ameisensäure zwar auch (z. B. als Reizstoff bei Brennnesseln), aber in hoher Konzentration gehört sie in erfahrene Hände.
    Wer hat Ameisensäure entdeckt?
    Ameisensäure wurde 1671 vom englischen Naturforscher John Ray erstmals isoliert – und zwar tatsächlich aus Ameisen! Er kochte die Insekten und sammelte die entstehende Flüssigkeit. Erst viel später wurde die chemische Struktur untersucht – und damit begann die spannende Karriere der Ameisensäure als wichtiger Lehrstoff in der Chemie und als vielseitige Substanz in Natur und Technik.
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    Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.

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