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William Shakespeare veröffentlichte seine Werke vor mehr als 400 Jahren – trotzdem sind sie heute noch auf der ganzen Welt bekannt. Obwohl Shakespeare als playwright (Stückeschreiber) berühmt wurde, waren es auch seine Gedichte, die die englische Literatur der damaligen Zeit stark prägten. Bis heute gilt Shakespeare, unter anderem aufgrund seines Gedichtbands "Shakespeare's Sonnets", als einer der größten Dichter der Geschichte.
William Shakespeare schrieb neben zahlreichen Tragödien, Komödien und historischen Dramen auch insgesamt 154 Sonette. Diese wurden 1609 – während der englischen Renaissance – in einem Gedichtband mit dem Titel "Shakespeare's Sonnets" veröffentlicht. Zwei der 154 Sonette wurden bereits gegen 1599 in "The Passionate Pilgrim" publiziert.
Die englische Renaissance war eine künstlerische und kulturelle Bewegung in England im 16. und 17. Jahrhundert. Hauptmerkmal dieser Bewegung war die Rückbesinnung auf die Antike. Dabei wurden Literatur, Kunst und Architektur, aber auch Wissenschaft und Philosophie der griechischen und römischen Antike aufgegriffen und neu interpretiert. Renaissance ist das französische Wort für "Wiedergeburt" – die Antike wurde also sozusagen wiedergeboren. Die Renaissance erreichte England dabei viel später als den Rest Europas – dort verbreitete sich die Kulturbewegung schon im späten 14. Jahrhundert.
Bei einem Großteil der 154 Sonette handelt es sich um Liebesgedichte. Welche Themen dabei genau behandelt werden, wie ein Shakespeare-Sonett überhaupt aufgebaut ist und wie Du die Sonette analysieren und interpretieren kannst, erfährst Du im Folgenden.
Shakespeares Sonette haben dramatische Elemente, unterscheiden sich aber von seinen Theaterstücken. Seine Sonette setzen sich mit sehr persönlichen Themen (z. B. Liebe, Lust und Untreue) auseinander. Obwohl die Gedichte autobiografisch wirken, ist zu wenig über William Shakespeares Leben bekannt, um dies zu belegen.
Jedes Sonett kann einzeln gelesen werden oder im Zusammenhang mit den vorhergehenden und nachfolgenden Sonetten. Den Gedichtband kann man in folgende Abschnitte einteilen:
Die Sonette 1 bis 126 wenden sich alle an einen jungen adligen Mann, dessen Identität den Lesenden unbekannt bleibt. Hierbei bricht Shakespeare die Konventionen der damaligen Zeit: Während die Gedichte des Elizabethan Age sich oft an eine fair lady richten, wird in den Sonetten 1–126 ein fair youth (oft auch the young man) zum Objekt der Zuneigung.
Das Elizabethan Age war die Regierungszeit von Königin Elizabeth I. Mehr dazu findest Du in der Erklärung "Elizabethan Age".
Ob es sich dabei bloß um eine sehr enge Freundschaft zwischen dem lyrischen Ich und dem jungen Mann handelt oder um eine homosexuelle Liebesbeziehung, ist umstritten. Die Sonette drehen sich dabei aber eher um eine unschuldige Zuneigung (im Vergleich zu den Dark Lady Sonetten).
Nicht in allen der 126 Sonetten wird der junge Mann direkt adressiert. Trotzdem lässt sich man vermuten, dass er mit dem jeweiligen Sonett angesprochen wird. Die Sonette behandeln unter anderem Themen wie Unsterblichkeit, die Schönheit des jungen Mannes, Altern und Eifersucht.
Die Sonette 78–86 werden auch die Rival Poet Sonnets genannt. Der rival poet tritt als der Rivale des lyrischen Ichs auf, wobei beide um die Zuneigung und Gunst des jungen Mannes kämpfen.
Die Sonette 127 bis 152 richten sich an eine mysteriöse "Dark Lady" (dunkle Dame). Diese Sonette unterscheiden sich durch ihre leidenschaftliche und obszöne Art von den vorherigen Sonetten, die an den jungen Mann gerichtet sind.
"Obszön" (adj.) bedeutet hier eine Äußerung über Körperliches oder Sexuelles, die Scham hervorruft. Synonyme für "obszön" sind: unanständig, schamlos, oder anstößig.
Das lyrische Ich scheint die Dark Lady gleichzeitig zu lieben und zu hassen. Er nennt sie seine Geliebte, bezeichnet sie aber auch als eine Verführerin. In den Sonetten 127–152 findet man Hinweise auf das Erscheinungsbild der Dark Lady.
Welche Beziehung die Dark Lady zum jungen Mann aus den vorherigen Sonetten hat, ist nicht ganz geklärt – in den Rival Poet Sonnets findet man jedoch Hinweise darauf, dass der junge Mann und die Dark Lady Geliebte sind.
Die Dark Lady Sonette behandeln Themen wie Lust, Untreue und die Gefahren von Liebe.
Die Sonette 153 und 154 sind inhaltlich anders als die vorherigen Sonette über den jungen Mann und die Dark Lady. Diese Sonette sind auch bekannt als die Greek Sonnets (griechische Sonette). Hier verwendet Shakespeare Handlungen und Figuren aus der griechischen und römischen Mythologie (zum Beispiel den Liebesgott Amor), um über das Objekt seiner Liebe – hier vermutlich immer noch die Dark Lady – zu reden.
Das Sonett hat seinen Ursprung im 13. Jahrhundert in Italien und wird auf den Dichter Francesco Petrarca zurückgeführt. Die ursprüngliche Form des Sonettes besteht dabei aus 14 Versen mit jeweils zwei Quartetten und zwei Terzetten.
In der Renaissance wurde das Sonett auch in England zur beliebten Dichtungsform. Zusammen mit anderen Dichtern begann William Shakespeare, lyrische Stücke in der Sonettform zu verfassen. Shakespeares Sonette weichen in der Struktur von der ursprünglichen Form des Sonettes ab – deshalb nennt man seine Sonette die Shakespearean sonnets.
Die strukturellen Merkmale eines Shakespearean sonnet sind folgende:
Aufbau: besteht aus 14 Versen, die sich auf drei Quartette und einem Zweizeiler (heroic couplet) aufteilen
Reimschema: Kreuzreim für Quartette, Paarreim für Zweizeiler (abab cdcd efef gg)
Versmaß: meistens fünfhebiger Jambus
Um mehr darüber zu erfahren, lies Dir gerne die Erklärungen "Vers Englisch" und "Reimschema Englisch" durch.
Die Merkmale des Shakespearean sonnet sind in dieser Grafik noch einmal veranschaulicht:
Abbildung 1: Shakespeaean Sonett Aufbau Beispiel – Sonett 18Quelle: liberalarts.oregonstate.edu/wlf/what-sonnet
Um Dir bei Deiner Analyse und Interpretation zu helfen, werden im folgenden Textabschnitt anhand der bekanntesten Sonette Shakespeares Analysehilfen und Interpretationsbeispiele gegeben.
Achte bei der Analyse und Interpretation immer darauf, die Sonette auch im Kontext zu betrachten. Nicht nur der historische Kontext ist dabei wichtig – viele der Sonette haben zusammenhängende Handlungen und können dadurch in Verbindung gebracht werden.
Einen Großteil der 154 Sonette schrieb Shakespeare vermutlich zwischen 1590 und 1605. Im Folgenden findest Du drei seiner bekanntesten Sonette:
Shakespeares bekanntestes Sonett ist das Sonett 18. Hier beginnt das lyrische Ich mit einem Vergleich seines Geliebten mit einem Sommertag – wobei die Person, an die sich das Sonett richtet, lieblicher und milder als ein Sommertag ist:
Shall I compare thee to a Summer's day?
Thou art more lovely and more temperate: (...) (l. 1–2)
Weitere solcher Vergleiche findet man in den ersten zwei Quartetten. Während der Sommer windig, heiß oder zu kurz ist, steht im dritten Quartett, dass der Geliebte des lyrischen Ichs das Gegenteil dieser unangenehmen Extreme ist.
Die vorhergehenden Sonette handelten davon, dass der Geliebte des lyrischen Ichs Kinder zeugen soll, um seine Schönheit für immer zu erhalten. Sonett 18 eröffnet eine neue Perspektive dazu: Die Schönheit des Geliebten wird bereits durch dieses Sonett verewigt. Diese Unsterblichkeitsidee war eine beliebte Thematik in der Lyrik der englischen Renaissance. In Shakespeares Sonett wird das vor allem in den folgenden zwei Versen deutlich:
(...) So long as men can breathe or eyes can see, So long lives this, and this gives life to thee. (l. 13–14)
Mit diesen Versen meint das lyrische Ich, dass solange Menschen dieses Sonett lesen werden, auch sein Geliebter darin weiterleben wird.
Verglichen mit den meisten von Shakespeare's sonnets ist das Sonett 18 in relativ unausgeschmückter Sprache geschrieben. Trotzdem finden sich folgende Stilmittel wieder:
Stilmittel | Zitat & Textstelle |
Rhetorische Frage | "Shall I compare thee to a Summer's day? (...)" (l. 1) |
Vergleiche (hier z. B.:) | "(...) Thou art more lovely and more temperate (...") (l. 2) |
Alliteration | "(...) fair from fair (...)" (l. 7) |
Anapher | "(...) often [...]And every (...)" (l. 6–7)"(...) Nor lose [...]Nor shall (...)" (l. 10–11) |
Metapher | "(...) Sometimes too hot the eye of heaven shines (...)" (l. 5) |
Ellipse | "(...) Thou art more lovely and more temperate (...)" (l. 2) |
Personifikation | "(...) Nor shall death brag thou wander'st in his shade (...)" (l. 11) |
Wiederholungen | "fair" (l. 7, l. 10)"eternal" (l. 9, l. 12) |
Im Sonett 29 sind Unzufriedenheit, Eifersucht und die Auswirkung von Liebe auf das Leben die Hauptthemen. Hier beschreibt das lyrische Ich sich selbst als ein unglückseliger Mensch. Weder das Glück, die Menschen oder Gott sind ihm freundlich zugewandt.
Das zeigt sich bereits in den ersten beiden Versen des Sonettes. Dort beklagt das lyrische Ich, dass es in Ungnade gefallen ist – nicht nur in den Augen der Menschen, sondern mit dem Schicksal selbst.
When, in disgrace with fortune and men's eyes,
I all alone beweep my outcast state (...) (l. 1–2)
Das lyrische Ich ist unzufrieden mit seinem Leben und wünscht sich, genauso reich und glücklich zu sein wie diejenigen um ihn herum. Doch sobald das lyrische Ich von seinem Geliebten spricht, ändert sich seine Haltung – die Liebe seines Geliebten bereichert das lyrische Ich und stimmt es milde:
(...) For thy sweet love remembered such wealth brings (...) (l. 13)
Folgende Stilmittel kann man unter anderem in Sonett 29 finden:
Stilmittel | Zitat & Textstelle |
Personifikation | "(...) For sullen earth sings hymns at heaven's gate. (...)" (l. 12) |
Enjambement | "(...) For thy sweet love remembered such wealth bringsThat then I scorn to change my state with kings." (l. 13–14) |
Anapher | "(...) And trouble...And look upon (...)" (l. 3–4) |
Vergleich | "(...) Like to the lark at break of day arising (...)" (l. 11) |
Sonett 130 ist Teil der Dark Lady Sonette. Hier schildert das lyrische Ich das Aussehen seiner Geliebten. Dabei sind die Beschreibungen keineswegs vorteilhaft:
My mistress' eyes are nothing like the sun; (...) (l. 1)
Hier sagt das lyrische Ich zum Beispiel, dass die Augen seiner Geliebten überhaupt nicht der Sonne ähneln. Das Erscheinungsbild der beschriebenen Frau ist dabei das genaue Gegenteil der damaligen Schönheitsideale.
Das Schönheitsideal des Elizabethan Age waren rote Lippen, Augen wie die Sterne oder Sonne, weiße Haut und blondes Haar. Solche Merkmale waren das Ideal für eine fair lady.
Wegen dieser Abweichung vom Schönheitsideal wird das Sonett 130 oft als Satire zu den Liebesgedichten der damaligen Zeit gesehen. Dort war nämlich nahezu immer die "perfekte Frau" das Objekt der Zuneigung. In Sonett 130 ist das jedoch anders – die Geliebte des lyrischen Ichs braucht keine falschen Vergleiche (z. B. Augen wie Sonne, Atem wie Parfum etc.), um schön zu sein. Das lyrische Ich liebt die hier beschriebene Frau, obwohl sie keineswegs perfekt ist. Diese Aussage bestätigt sich im Zweizeiler am Ende des Sonettes:
(...) And yet, by heaven, I think my love as rare
As any she belied with false compare. (l. 13–14)
Diese Stilmittel sind unter anderem in Sonett 130 zu finden:
Stilmittel | Zitat & Textstelle |
Vergleich | "My mistress' eyes are nothing like the sunCoral is far more red than her lips' red. (...)" (l. 1–2) |
Metapher | "(...) If hairs be wires, black wires grow on her head. (...)" (l. 4) |
Enjambment | "(...) And in some perfumes is there more delight,Than in the breath that from my mistress reeks. (...)" (l. 7–8) |
Alliteration | "My mistress' (...)" (l. 1)"(...) white, why (...)" (l. 3)"(...) I grant I never saw a goddess go; (...)" (l. 11) |
Anapher | "(...) If snow be white [...]If hair be wires (...)" (l. 3–4) |
William Shakespeare wurde am 23. April 1564 als Sohn eines Handschuhmachers in Stratford-upon-Avon geboren. Über seine Bildung sind keine offiziellen Nachweise erhalten geblieben. Man geht jedoch davon aus, dass er die grammar school (brit. Englisch für "Gymnasium") King's New School besuchte, die sich auf die Geisteswissenschaften spezialisierte.
Abbildung 2: Portrait von William ShakespeareQuelle: geo.de/geolino
Shakespeare heiratete im November 1582 Anne Hathaway. Mit ihr hatte er drei Kinder, wobei sein einziger Sohn im Alter von elf Jahren verstarb. Shakespeare selbst starb an seinem Geburtstag, dem 23. April 1616 in Stratford-upon-Avon, im Alter von 52 Jahren.
Neben den 154 Sonetten schrieb Shakespeare noch weitere Gedichtsammlungen, historische Dramen (z.B. "Henry IV"), Komödien (z.B. "A Midsummer Night's Dream") und Tragödien (z.B. "Hamlet").
Wusstest Du, dass manche Historiker vermuten, dass Shakespeare nicht der rechtmäßige Urheber der 154 Sonette und seiner restlichen Werke ist? Da aber über sein Leben nur wenig bekannt ist, lässt sich dies weder beweisen noch widerlegen.
Als der wohl bekannteste britische Dichter inspirierte und beeinflusste Shakespeare mit seinen Werken viele weitere Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Noch heute werden seine Theaterstücke regelmäßig auf Bühnen in der ganzen Welt neu interpretiert und aufgeführt. Auch seine anderen Werke – unter anderem Shakespeare's sonnets – werden auch heute noch im Englischunterricht diskutiert.
Um mehr über Shakespeares Werke zu erfahren, klick Dich gerne in die Erklärungen "Macbeth", "Othello", "Hamlet" und "Romeo and Juliet Film" rein!
Das Sonett 18 wird oft als das romantischste angesehen und wird zum Valentinstag und auf Hochzeiten zitiert.
Sonett 18 ist Shakespeares bekanntestes Sonett. Der liebevolle Vergleich seines Geliebten mit einem Sommertag und die Verewigung seiner Schönheit durch das Sonett könnten ein Grund für die Beliebtheit des Sonett 18 sein.
Alle 154 Sonette Shakespeares bestehen aus 14 Zeilen und sind somit gleichlang. Das Sonett 126 hat als abschließenden Zweizeiler nur zwei leere Parenthesen, und kann somit als kürzestes Sonett Shakespeares erachtet werden.
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