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Brave New World

Lieber glücklich oder lieber frei sein? Das ist eine der vielen schwierigen Fragen, die der dystopische Roman "Brave New World" aufwirft"Brave New World" wurde von Aldous Huxley geschrieben und erschien 1932. Die Protagonist*innen des Romans leben in einer Dystopie der nahen Zukunft. 

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Lieber glücklich oder lieber frei sein? Das ist eine der vielen schwierigen Fragen, die der dystopische Roman "Brave New World" aufwirft. "Brave New World" wurde von Aldous Huxley geschrieben und erschien 1932. Die Protagonist*innen des Romans leben in einer Dystopie der nahen Zukunft.

Eine Dystopie ist das Gegenteil einer Utopie. Der Begriff wird Dir im folgenden noch einmal genauer erklärt:

Eine Dystopie als literarisches Genre ist eine düstere Erzählung der Zukunft, eine erschreckende und nicht wünschenswerte Art, zu leben. Meist herrscht Unterdrückung und Diktatur. Häufig kritisieren Autor*innen mit ihren Dystopien reale Missstände.

Als Utopie wird eine Gesellschaftsvision beschrieben, in der alle Probleme der Menschheit gelöst sind und die Menschen innerhalb der Gesellschaft und mit der Natur in Harmonie zusammenleben.

Wenn Du Dir einen Überblick über das Genre der Dystopie schaffen möchtest, sieh dir gerne auch die Erklärungen zu den Dystopien "Fahrenheit 451" und "The Handmaids Tale Buch" an.

Grundregeln der Brave New World

Huxleys "Brave New World" spielt sowohl in den englischen Städten London und Surrey als auch in einem Reservat in New Mexico. Die Menschen leben im sogenannten "Neuen Weltstaat", einer fiktiven Diktatur, die von wenigen Menschen kontrolliert wird. Revolution und Systemkritik sind strengstens verboten. Die Handlung spielt nach realer Zeitrechnung im Jahr 2540 n. Chr. – im Buch wird jedoch von dem Jahr "632 nach Ford" gesprochen.

Die Zeitrechnung innerhalb des Romans beginnt mit dem Jahr 1908, da damals der erste Ford in Detroit produziert wurde. Der "Neue Weltstaat", wie er im Roman vorgestellt wird, ist "fordistisch". Fords Autobiografie ist die Bibel der Bürger*innen der new world.

Im Roman kontrollieren zehn Diktatoren, die Controller genannt werden, den Neuen Weltstaat. Niemand altert mehr oder wird krank; Kriege und Armut existieren nicht mehr. Es herrscht die "fordistische Religion", die darauf beruht, den Autohersteller Henry Ford und den Psychologen Sigmund Freud wie Götter zu behandeln.

Henry Ford, den Gott der new world, gab es wirklich. Er war ein amerikanischer Erfinder und Automobil-Pionier: Er erfand das erste Auto. Außerdem gründete er die "Ford Motor Company".

Sigmund Freud war ein Psychologe und Arzt aus Österreich. Er wurde durch die sogenannte Psychoanalyse, eine therapeutische Praxis, bekannt. Er forschte viel zum Thema Traumdeutungen und Unterbewusstsein.

Die new world hat drei Grundregeln:

  1. keine Privatsphäre
  2. keine Familien
  3. keine Monogamie (Beziehung mit einem einzigen Partner oder einer einzigen Partnerin)

Die Bevölkerung wird durch durchgehende Beschäftigung bei Laune gehalten. Zeit für sich allein oder Langeweile gibt es nicht mehr. Dauerhafte Ablenkung durch viel Arbeit und organisierte Events sorgt dafür, dass sich niemand gegen das System stellt oder selbst nachdenkt.

Auch Arbeitslosigkeit gibt es in der Neuen Welt nicht mehr. Die Wirtschaft basiert darauf, dass die Menschen dauerhaft konsumieren. In anderen Worten ist Huxleys Neue Welt kapitalistisch und konsumorientiert.

"Brave New World" – social classes & caste system

Die Bevölkerung im Roman lebt in einer Diktatur, die ihnen eine heile Welt vorgaukelt. Über den Neuen Weltstaat herrschen ein mächtiger Director und zehn Controller.

Den Menschen in Huxleys new world wird ihr freier Wille genommen und das neue System wirkt auf die Lesenden seltsam und befremdlich. Mütter bekommen keine Kinder mehr. Stattdessen werden Embryos künstlich im Labor produziert und in eine der fünf social classes eingeordnet. Die Einwohner*innen müssen außerdem regelmäßig die Glücksdroge Soma einnehmen, die sie alle negativen Gefühle vergessen lässt. Außerdem sind sie dazu angehalten, mit verschiedenen Menschen zu schlafen.

Die drei niederen sozialen Klassen bzw. Kasten existieren, um den höchsten Kasten, den Alphas und Betas, zu dienen. Mit Kasten unterhalb der eigenen wird nicht gesprochen. Je nach Kaste bekommen die Menschen direkt nach ihrer "Geburt" Gehirnwäschen und werden so auf ihre spätere Arbeit konditioniert, dabei ist das Wechseln innerhalb der Kasten nicht möglich.

Die Bürger*innen des Weltstaates werden so "gezüchtet", dass sie ihrer Kaste und damit ihrem Status innerhalb der Gesellschaft entsprechen. Je niedriger die Kaste, desto weniger intelligent und attraktiv sind die Menschen.

Die Kasten sind, neben der Droge Soma, ein weiterer Mechanismus der Regierung für Stabilität und Kontrolle. Außerdem führen sie dazu, dass die Menschen im Roman keine richtige Persönlichkeit entwickeln können. Vor allem die Gammas, Deltas und Epsilons sind gesichtslose und austauschbare Menschen.

Charaktere und character map in "Brave New World"

Die Leben der Hauptfiguren sind auf die eine oder andere Weise miteinander verwoben. Dadurch entsteht ein Netz an Beziehungen und die Entscheidungen der einzelnen Charaktere haben Folgen für den Rest der Neuen Welt.

Die Hauptfiguren sind John, Bernard Marx, Mustapha Mond, Lenina Crowne, Helmholz Watson und der Direktor. Zu den zahlreichen Nebenfiguren gehören unter anderem die folgenden Charaktere:

  • Fanny Crowne, die Freundin von Lenina Crowne
  • Henry Foster, einer von Leninas zahlreichen Liebhabern,
  • Linda, Johns Mutter
  • Popé, Lindas Liebhaber im Reservat

John

John ist der Sohn des Directors und Linda und der einzige Hauptcharakter, der außerhalb des Weltstaats aufgewachsen ist.

  • lebt in dem New Mexico Reservat, das von den Einwohner*innen des Weltstaates herablassend als Reservat der Wilden bezeichnet wird.
  • fühlt sich weder im Reservat noch im Weltstaat zugehörig
  • Außenseiterfigur
  • liest viel Shakespeare und baut seine Weltsicht darauf auf
  • zitiert Shakespeares Dramen oft
  • zieht schließlich in den Neuen Weltstaat, fühlt sich dort jedoch nicht wohl und kritisiert das System
  • flieht ins Exil und begeht schließlich Selbstmord

Bernard Marx

Bernard Marx ist ein Alpha, der sich aufgrund seiner kleinen, unsportlichen Figur der Gesellschaft nicht zugehörig fühlt.

  • Seine Unsicherheit über seine Größe und seinen Körper machen es ihm schwierig, sich mit den anderen Bürger*innen des Weltstaats anzufreunden.
  • kritisiert die Neue Welt, weil er sich in dieser als Außenseiter fühlt
  • kann böse und kleinlich werden

Der Name der Figur Bernard Marx spielt auf den deutschen Autor und Philosophen Karl Marx an. Karl Marx ist vorrangig für seine sozialistische und kapitalismuskritische Schrift "Das Kapital" bekannt. Allerdings scheint die Figur Bernard Marx die Gesellschaft der Neuen Welt zu kritisieren, weil er sich in dieser nicht wohlfühlt, nicht weil er das Gesellschaftssystem kritisieren möchte.

Mustapha Mond

Mustapha Mond ist der Resident World Controller of Western Europe und einer der zehn Controller der Neuen Welt.

  • ist der mächtigste Charakter in der Neuen Welt
  • war früher leidenschaftlicher Wissenschaftler
  • muss in seinem neuen Job Ideen und Erkenntnisse zensieren und unterdrücken
  • ist deswegen in einem Dilemma gefangen
  • bewahrt verbotene Schriften, wie Werke von Shakespeare und die Bibel in einem geheimen Safe auf

Der Director

Der Director leitet das Central London Hatchery and Conditioning Centre – dort werden die neuen Weltbürger*innen geboren und konditioniert.

  • bedrohliche, mysteriöse Figur
  • hat die Macht, Menschen aus dem Weltstaat zu verbannen
  • ist der Vater von John – eine natürliche Geburt und Elternschaft gelten im Weltstaat als "unorthodox" und skandalös

Helmholtz Watson

Helmholtz Watson gehört zu der Kaste der Alpha und arbeitet als Lehrer am College of Emotional Engineering.

  • Watson wäre das Paradebeispiel seiner Kaste.
  • Allerdings ist er unzufrieden mit seiner Arbeit und würde seinem Schaffen gerne mehr Sinn und Relevanz geben.
  • stark, intelligent und gut aussehend
  • großes Vorbild für Bernard

Lenina Crowne

Lenina Crowe gehört zu der Kaste Beta und arbeitet als Ärztin im Central London Hatchery and Conditioning Centre.

  • Sie ist sehr beliebt bei vielen männlichen Charakteren, auch bei Bernard und John, weil sie sich manchmal "unorthodox" verhält, also gegen die Regeln des Weltstaats verstößt.
  • Zum Beispiel datet sie für sieben Monate ein und dieselbe Person.
  • Lenina Crowe verkörpert außer ihrem Sexualleben ein vollständig angepasstes Leben an die Werte des Weltstaates.

Zusammenfassung von "Brave New World"

Huxleys Roman beginnt im Central London Hatching and Controlling Centre, in welchem die Lesenden Teil einer Führung durch das Forschungszentrum werden. Der Controller Mustapha Mond erklärt einer Gruppe von Studierenden das "fordistische Weltsystem" und zeigt, wie die Kinder des Neuen Weltstaates aufwachsen.

Bernard und Lenina

Die Beta-Frau Lenina Crowne wird als Charakter vorgestellt, der sich nicht an die Regeln des Weltstaats hält, weil sie sich schon seit sieben Monaten mit demselben Mann, Henry Foster, trifft. Nach der Arbeit läd Bernard Marx, ein unzufriedener Alpha, seine Bekannte Lenina spontan auf eine Reise nach New Mexico in das Reservat der "Wilden" ein und sie willigt ein. Daraufhin trifft Bernhard Marx seinen Freund, den Alpha Helmholtz Watson und kritisiert mit ihm voller Unzufriedenheit das System des Weltstaats.

Die Reise ins Reservat

Lenina und Bernard reisen, nachdem sie den Director nach der Erlaubnis für die Reise gefragt haben, ins Reservat. Die beiden sind schockiert und abgestoßen, wie ärmlich die Menschen im Reservat leben. Im Weltstaat altert der menschliche Körper nicht, im Reservat dagegen altern die Menschen normal und sind nicht vor Krankheiten geschützt. Währenddessen erfährt Bernard, dass der Director von seinem antisozialen Verhalten verärgert ist und ihn bei seiner Rückkehr in den Weltstaat nach Island ins Exil verbannen möchte.

Später treffen die beiden bei einem Spaziergang auf John und Linda: Von Linda hat der Director ihnen bereits bei einem vorherigen Treffen erzählt. Sie ist während eines gemeinsamen Ausflugs mit dem Director verschwunden. Daraufhin ist sie schwanger geworden und hat ihren und des Directors Sohn John zur Welt gebracht. Eine natürliche Geburt gilt in der New World als ungewöhnlich und abstoßend. Deswegen ist Linda aus Scham nie in die Neue Welt zurückgekehrt. Bernard rührt Johns Geschichte, und weil dieser sich im Reservat nicht wohlfühlt, lädt er John und seine Mutter Linda nach London ein.

Lenina und John

Zurück in London nimmt die erschöpfte Linda eine hohe Dosis Soma ein, sodass sie den nächsten Tag durchschläft. Sie hatte die Jahre im Reservat keinen Zugang zu der Glücksdroge und wird nun bei unlimitiertem Angebot abhängig. John fühlt sich währenddessen zu Lenina hingezogen, doch ihre wilde, offene Art schockiert ihn und stößt ihn ab. Aufgrund der Drohung des Directors Bernard wegen unsozialen Verhaltens ins Exil zu verbannen, präsentiert Bernard dem Director triumphierend Linda und John als seine "neuen Freunde". Linda wird nach Ankunft im Weltstaat aufgrund ihrer offensichtlichen Soma-Sucht in ein Krankenhaus geschickt und John darf vorerst in der Neuen Welt bleiben.

Bernard steigt auf

Linda nimmt auch im Krankenhaus weiterhin Soma ein. John hingegen steigt wegen seiner Andersartigkeit in London zum Star auf. Die Einwohner*innen der Neuen Welt finden den "Wilden aus dem Reservat" sehr interessant. John selbst gefällt die Neue Welt immer weniger – ihre Mechanismen ekeln ihn an.

Bernard nutzt Johns Berühmtheit unterdessen in vollen Zügen aus: Er präsentiert sich als Vermittler zwischen John, der nur noch bei seinem neuen Spitznamen "John Savage" ("John der Wilde") gerufen wird, und der restlichen Gesellschaft.

Allerdings hat John schnell genug von Bernards Auftreten, und weigert sich, weiterhin von ihm präsentiert zu werden. Deshalb kehrt Bernard schnell zu seiner früheren Unbeliebtheit zurück.

Lindas Tod und Johns Selbstmord

John und Lenina haben weiterhin Interesse aneinander. Eines Abends möchte Lenina mit ihm schlafen, doch John versteht die Situation nicht und zitiert lieber Shakespeare. John kann mit ihrer Lust nicht umgehen und schlägt sie. Das Paar wird vom Klingeln des Telefons unterbrochen, denn Linda, Johns Mutter, liegt im Sterben.

Im Krankenhaus stirbt Linda schließlich an einer Soma-Überdosierung. Traumatisiert von ihrem Tod beobachtet John zufällig eine Soma-Verteilung im Krankenhausflur und schreit seinen Hass gegenüber der Droge heraus. Die Menschen, die er anschreit, reagieren verständnislos, denn negative Gefühle existieren in der Neuen Welt normalerweise nicht. Helmholtz und Bernard treffen ein und versuchen, John zu beruhigen. Doch es kommt zu einer Schlägerei.

Bernard, John und Helmholtz werden festgenommen und zu Mustapha Mond gebracht. Dort diskutieren sie über das herrschende Kasten-System der Neuen Welt, welches Mustapha rechtfertigt. Bernard und Helmholz werden daraufhin ins Exil verbannt.

Mustapha Mond erlaubt John allerdings schlussendlich, frei über sein Leben zu entscheiden. Dieser begibt sich daraufhin zu einem Leuchtturm nach Surrey. Dort plant er, von der Zivilisation abgeschieden zu leben und sich von der Menschenwelt zu entgiften.

Weil er seiner Meinung nach gesündigt hat, peitscht er sich selbst aus. Bei seinem Gewaltakt wird er heimlich gefilmt und bald strömen Horden von Tourist*innen zum Leuchtturm, um ihn zu beobachten. John verliert die Nerven und die Situation eskaliert in einer Massenschlägerei und Sexorgie. Am Tag darauf schämt sich John derart für sein Verhalten, dass er Selbstmord begeht.

Erzählperspektive und Sprache in "Brave New World"

"Brave New World" wurde in der dritten Person von einem allwissenden oder auch auktorialen Erzähler verfasst. Du erfährst also die Gedanken aller Figuren. Allerdings liegt der Fokus zu Beginn des Romans deutlich auf dem Charakter Bernard. Das siehst Du zum Beispiel an diesem Textausschnitt, der dir einen Blick in seine Gefühlswelt erlaubt:

'Alone, always alone' the young man was saying. The words awoke a plaintive echo in Bernard's mind.1

Als Bernard John kennenlernt und mit ihm in die Neue Welt zurückkehrt, wechselt der Fokus der Perspektive zu John. Bernards Entscheidung, John mit in die Neue Welt zu nehmen, ist der Wendepunkt des Romans und der Fokus verschiebt sich auf Johns Gefühlswelt.

Sprachlich ist "Brave New World" eher sachlich, detailliert und unemotional verfasst und passt damit zur technologisierten und damit roboterhaften, unmenschlichen new world. So wird zum Beispiel der "Geburtsprozess" im Labor detailliert beschrieben:

On a very slowly moving band a rack-full of test-tubes was entering a large metal box, another, rack-full was emerging. Machinery faintly purred. It took eight minutes for the tubes to go through, he told them. Eight minutes of hard X-rays being about as much as an egg can stand. 1

Zwar dreht sich die Handlung hauptsächlich um eine Handvoll Charaktere, doch der Roman beginnt mit einer langen Sachbeschreibung des "Geburtsprozesses" und der Konditionierung der Kasten. Dieser Einstieg in den Roman zeigt Dir, wie austauschbar die einzelnen Protagonist*innen im neuen System sind.

Huxley springt zwischen Szenen hin und her und unterbricht Dialoge mit Fakten und zeigt den Lesenden somit immer wieder, wie absurd die new world ist. Auch verwendet er ungewöhnliche Formulierungen, die die Schrecken der scheinbar perfekten Welt offenbaren. Die Sterne am Himmel werden als depressing beschrieben, die Luft ist:

drowsy with the murmur of bees and helicopters.1

In der zweiten Hälfte des Buches, während Du John näher kennenlernst, wird der Erzählton emotionaler. Die Lesenden haben die Möglichkeit, Mitleid mit John zu empfinden. Durch den Erzählstil lassen sich Johns Gefühle besser nachvollziehen. Seine Gedanken und Emotionen werden in dem folgenden Zitat deutlich:

"Oh, God, God, God …" the Savage kept repeating to himself. In the chaos of grief and remorse that filled his mind it was the one articulate word. "God!" he whispered it aloud. "God …" 1

Als Johns Mutter stirbt, weiß er sich nicht anders zu helfen, als zu Gott zu beten. Ein Gott, an den in der fordistischen new world niemand mehr glaubt. Du hast die Möglichkeit zusehen, wie emotional und traurig John ist. Immer wieder kannst Du auch durch seinen Sprachgebrauch merken, wie menschlich John im Gegensatz zum Rest der Neuen Welt ist. Die Wiederholung des Wortes god zeigt die Emotionalität und Aufgewühltheit Johns.

"Brave New World" – Genre

Aldous Huxleys "Brave New World" ist der Gattung des Romans zugeordnet. In Literaturkreisen wird diskutiert, ob der Roman eher dem Genre der utopischen oder dystopischen Romane zugeordnet werden muss.

Wenn Dir der Unterschied zwischen Dystopien und Utopien noch nicht ganz klar ist, lies gerne in der Erklärung "Utopia and Dystopia" noch weiter.

"Brave New World" als Utopie

Huxley präsentiert eine scheinbar perfekte Welt, in der alle Menschen glücklich und friedlich zusammenleben, nicht altern und nicht krank werden. Jede*r Bürger*in des Weltstaates wurde durch Genmanipulation und Konditionierung so auf ihre Rolle innerhalb der Gesellschaft vorbereitet, dass alle Menschen mit ihrem Leben vollkommen zufrieden sind. Die Bürger*innen der niederen Kasten fühlen sich nicht benachteiligt, weil sie auf ihre Rolle angepasst worden sind. Diese Punkte sprechen für eine Kategorisierung in das Genre des utopischen Romans.

"Brave New World" als Dystopie

Allerdings kritisiert Huxley seine Utopie auch gleichzeitig. Die Menschen des Weltstaates sind zwar glücklich, leben allerdings auch sehr austauschbare, bedeutungslose Leben. Die Hauptcharaktere sind alle auf die ein oder andere Weise unzufrieden. Der konstante Konsum der Glücksdroge Soma lässt darauf schließen, dass die perfekte Welt doch nicht so perfekt ist.

Als der im Reservat aufgewachsene John, der die Droge nie eingenommen hat, Selbstmord begeht, weil er von der new world so verstört ist, wird deutlich, dass die Menschen einen hohen Preis für ihr Glück bezahlen. Die Regierung kontrolliert die Menschen öffentlich durch Genmanipulation und die Glücksdroge Soma. Sobald die Menschen aufhören, die Droge zu konsumieren, wird ihnen die Realität ihrer Unterdrückung bewusst. Diese Entdeckung ihrer Unfreiheit lässt sie ihr Unglücklichsein realisieren und nach Veränderung streben.

Obwohl es in "Brave New World" keinen offenen Krieg, Armut, oder Hunger gibt, wie in anderen Dystopien üblich, kann der Roman trotzdem auch als Dystopie bezeichnet werden. Die Menschen tauschen ihre Freiheit gegen erzwungenes Glück und Genmanipulation ein.

Wenn Dich Dystopien interessieren, schau gerne auch einmal in den Erklärungen zu den Dystopien "1984" und "Animal Farm" vorbei.

Zentrale Themen in "Brave New World"

Aldous Huxleys "Brave New World" beschäftigt sich mit den Themen Individualität, zu mächtige Staaten, die Konsumgesellschaft und um wahres Glück.

Individualität und Freiheit

Die Bürger*innen des Neuen Weltstaats sind durch die Mechanismen der Regierung so angepasst, dass sie keine individuellen Bedürfnisse haben. Durch die Droge Soma und das konstante Befriedigen von Bedürfnissen, fühlen die Menschen keinen Impuls, das System zu kritisieren:

[...] most men and women will grow up to love their servitude and will never dream of revolution.1

In Huxleys dystopischer Welt gibt es kein Individuum mehr. Der Wunsch, sich zu entfalten, wird Babys von klein auf abtrainiert. Die Menschen leben ausschließlich für die Gemeinschaft und die Arbeit.

In Kapitel 6 haben Bernhard und Lenina eine Diskussion über das Freisein. Lenina behauptet, dass die Bürger*innen der Neuen Welt frei sind, denn sie haben durch die Glücksdroge Soma die Freiheit, die beste Zeit ihres Lebens zu haben. Bernard hält dagegen, dass genau dieser Drogengebrauch, sowie die frühe Konditionierung und Genmanipulation totale Unfreiheit bedeuten. Bernard, aber auch John wünschen sich ein Leben als Individuum, das für sie Freiheit bedeutet.

Mächtige Staaten und ihre Gefahren

In "Brave New World" kontrolliert und lenkt der Staat von Geburt an das Leben der Bewohner*innen, um seine eigene Stabilität zu garantieren. Auffallend ist, dass die Menschen in "Brave New World" aktiv manipuliert werden und bis zu ihrem Tod Slogans und Konditionierungen ausgesetzt sind, sodass ihre natürlichen Gefühle komplett unterdrückt werden.

Die Bevölkerung kennt keine Langeweile und wird auf einem konstanten Level von Zufriedenheit gehalten. Durch diese Technik wird Kritik am Staat unmöglich, allerdings verwandelt das die Menschen auch in roboterhafte Kopien voneinander. Natürliche Gefühle existieren nicht mehr.

Die Konsumgesellschaft

Konsumismus oder consumerism ist eine Marketing-Praxis, die Menschen dazu bringt, immer mehr zu kaufen. In "Brave New World" ist consumerism ein zentraler Bestandteil des Weltstaates. Dieses System hilft der Regierung, die Kontrolle über die Bevölkerung zu behalten. Die Menschen der Neuen Welt dürfen nicht aufhören, zu arbeiten und von ihrem Lohn Produkte zu kaufen, sonst würde die Wirtschaft zusammenbrechen.

Die Protagonist*innen sind deshalb auch dauerhaft von Werbung und Slogans umgeben, die den Konsum als gut und notwendig darstellen.

Symbole in "Brave New World"

Die Welt in "Brave New World" wird durch absolute Kontrolle und das Überkommen von menschlichen Grenzen aufrechterhalten. Im Laufe des Romans werden den Lesenden verschiedene Symbole vorgestellt, die sich immer wieder wiederholen und das kontrollierende System der Neuen Welt veranschaulichen:

Slogans

Die Menschen in der New World sind umgeben von Werbeslogans. Diese symbolisieren die Allgegenwärtigkeit der staatlichen Kontrolle. So kontrolliert der Staat indirekt die Sprache und die Gedanken der Menschen und die Werte der Regierung, die Du oben im ersten Kapitel schon kennengelernt hast, schleichen sich in den Alltag ein.

Das folgende Zitat ist ein Beispiel für die zahlreichen Slogans aus dem Roman:

When the individual feels, the community reels.1

Die Menschen der new world werden davon überzeugt, dass es schädlich für das Allgemeinwohl ist, wenn die einzelnen Menschen Gefühle haben und zeigen. Menschliche Emotionen und das individuelle Denken der Einzelnen hindern die Produktivität des Staates. Andauernd glückliche Menschen, die für das Gemeinwohl arbeiten, sind leichter zu lenken und arbeiten effizienter. Dementsprechend ist die Einnahme der Glücksdroge Soma gut für die Wirtschaftskraft des kapitalistischen Staates.

Die Droge Soma

Die Droge Soma steht allen Bewohner*innen des Weltstaates jederzeit und kostenlos zur Verfügung. In niedriger Dosierung macht die Droge glücklich, wird mehr davon eingenommen, können Halluzinationen entstehen. Durch Soma werden scheinbar alle menschlichen Bedürfnisse befriedigt und die Menschen fühlen sich friedlich.

Wenn die Menschen der Neuen Welt unglücklich sind, begeben sie sich in den sogenannten soma holiday, um ihre negativen Gefühle zu vergessen. Soma hält die Bevölkerung des Weltstaats ruhig und ist ein Mittel der sozialen Kontrolle. Die Droge ist ein Symbol für die Kontrolle und den Einfluss von Wissenschaft und Technik auf die Gesellschaft. In dem Roman macht die Einnahme von Soma darauf aufmerksam, dass die Menschen sich von etwas Unangenehmen ablenken wollen und kann deswegen als Symbol für die negativen Seiten der new world gelesen werden.

Analyse einer Schlüsselszene in "Brave New World"

Johns Wutausbruch nach dem Tod seiner Mutter im 15. Kapitel kann als Höhepunkt des Romans gelesen werden. John wird ins Krankenhaus gerufen, in dem seine kranke und Soma abhängige Mutter liegt. Schließlich im Krankenhaus angekommen, wird er Zeuge davon, wie seine Mutter stirbt.

Zusätzlich muss er beobachten, wie Soma-Rationen an eine Gruppe Deltas verteilt werden. Dabei hatte ja gerade der übermäßige Soma-Komsum zum Tod seiner Mutter geführt. Die Kombination zwischen Trauer und Wut auf das System führt zu einem Gefühlsausbruch.

John ist angeekelt, als er die gleich aussehenden Menschen beobachtet, die auf ihre Soma-Pillen warten. Für ihn sehen die Menschen der new world alle gleich ausdruckslos aus. Sie widern ihn an und erinnern ihn an Maden:

Maggots again, but larger, full grown, they now crawled across his grief and his repentance.1

John muss in seiner Abneigung an einen Ausschnitt aus einem Shakespeare-Werk denken. Die Werke Shakespeares sind in dem Weltstaat verboten, denn sie vermitteln ein Lebensbild, das nicht mehr vertreten werden soll. Ihm geht ein Licht auf und er kommt zu dem Schluss, dass seine Mutter eine Sklavin der Glücksdroge war. Alle Menschen der new world sind Sklaven der Droge.

Auch der Titel des Romans "Brave New World" bezieht sich auf ein Drama Shakespeares. Huxley nutzte das folgende Zitat aus Shakespeares "The Tempest" als Inspiration:

O, wonder! How many goodly creatures are there here! How beauteous mankind is! O brave new world, that has such people in't! 2

Der Bezug zu Shakespeare bleibt in dem gesamten Roman prägnant. Die Werke Shakespeares werden als Symbol für die Literatur der früheren (und besseren) Welt vor dem Neuen Weltstaat benutzt.

John möchte die fremden Deltas vor ihrer Zukunft und dem Schicksal seiner Mutter bewahren und beginnt, auf sie einzureden. Seine Ein-Mann-Revolution scheitert: Die Deltas starren ihn bloß verwirrt an und reagieren nicht. Johns Motivation verwandelt sich in Wut und Gewalt: Er wirft die Tabletten weg und beschimpft die Menschen.

An dieser Stelle wird den Lesenden bewusst, wie fundamental anders John ist und wie wenig er in die new world hineinpasst. Durch seine Erziehung im Reservat war er nicht der permanenten Gehirnwäsche ausgesetzt und vertritt in dem Roman die Sicht einer Außenseiterposition. Er kritisiert das System deutlich und bietet so Platz für Identifikation der Lesenden.

Die Deltas reagieren kaum auf Johns emotionalen Appell und sein Flehen. Sie sind konditioniert, zu gehorchen und zu arbeiten. Sie wurden mit wenig Intelligenz ausgestattet, sodass sie nicht verstehen können, was John von ihnen will. Erst, als John ihnen die Tabletten wegnimmt, kommt es zu einer Reaktion: Sie greifen John an. Helmholz und Bernard, sowie der Sicherheitsdienst gehen dazwischen.

In diesem Kapitel wird klar, dass alle Sympathie, die John vielleicht einst für das neue System gehegt hat, nun endgültig verschwunden ist. Er kritisiert den Ansatz des neuen Systems, das Glücklichsein als ultimatives Ziel zu erklären und stellt die Konditionierung der jungen Menschen, sowie den Soma-Konsum infrage.

Durch den Konsum der Glücksdoge verlieren die Menschen ihre Selbstständigkeit und John vergleicht die Deltas im Krankenhaus mit Babys:

"Do you like being babies? Yes, babies. Mewling and puking," he added, exasperated by their bestial stupidity; (...).1

Johns Wutausbruch gefährdet die Stabilität des Systems, weswegen der Sicherheitsdienst eingreifen muss. Helmholz versucht außerdem sofort John zu beruhigen, während Bernard zunächst zögert. Dieses Zögern kann als Zeichen für Bernards inneren Konflikt gelesen werden. Zwar möchte Bernard ins System passen, dieses auf der anderen Seite aber auch verändern. Bernard ist im Neuen Weltstaat aufgewachsen und die Andersheit Johns scheint ihm Angst zu machen.

1998 wurde "Brave New World" in den USA erstmals verfilmt. Allerdings gibt die Filmversion den Buchinhalt gekürzt und leicht verändert wieder. Generell wird dieselbe Geschichte wie im Roman erzählt, doch am Ende des Films gibt es eine überraschende Wendung.

Nach dem Selbstmord von John erzählt Lenina Bernard, dass sie von ihm schwanger geworden ist. Bernard schlägt ihr vor, das Kind abzutreiben, doch Lenina möchte ihr Kind bekommen und nimmt in Kauf, dafür verbannt zu werden. In der Filmversion folgt Bernard Lenina nach einiger Zeit ins Exil, denn auch er wünscht sich nun ein Kind und eine richtige Familie. In der Schlussszene sieht das Publikum Lenina und Bernard, die am Strand mit ihrer gemeinsamen Tochter spielen.

Autor Aldous Huxley von "Brave New World"

Aldous Leonard Huxley wurde 1894 in England geboren und starb 1963 in Los Angeles. Der Autor gilt als einer der größten Intellektuellen seiner Zeit.

  • arbeitete als Philosoph, Drehbuchautor und Schriftsteller
  • schrieb über 50 Bücher, einige Essays und Gedichte
  • studierte am Balliol College, Oxford
  • wurde neun Mal für den Literaturnobelpreis nominiert
  • identifizierte sich als Pazifist, lehnte also Krieg und Militär als Mittel der Auseinandersetzung ab
  • zog 1937 in die USA und lebte dort bis zu seinem Tod

Privat und in seinen Romanen beschäftigte Huxley sich viel mit dem Buddhismus, mit bewusstseinserweiternden Drogen und mit Spiritualität.

Brave New World - Das Wichtigste

  • "Brave New World" ist ein 1932 erschienener dystopischer Roman von Aldous Huxley.
  • Die Handlung spielt in der sogenannten new world: Der neue Weltstaat wird von zehn Controllern regiert, es gibt keine Privatsphäre, keine Familien und keine Monogamie mehr – außerdem kontrolliert die Droge Soma die Bevölkerung und hält sie ruhig.
  • Inhalt: Der Außenseiter Bernard Marx stößt in New Mexico auf John, der nicht im Neuen Weltstaat, sondern im Exil aufgewachsen ist; John zerbricht am Weltstaat und wird in den Selbstmord getrieben.
  • "Brave New World" ist in auktorialer Erzählperspektive und eher sachlich verfasst.
  • Allgegenwärtige Werbeslogans symbolisieren die Macht und Konditionierung des Staates, die Droge Soma zeigt die soziale Kontrolle der Menschen.
  • Der Roman beschäftigt sich mit Thematiken der Konsumgesellschaften, Macht, Freiheit, Individualität und Glück.

Nachweise

  1. Huxley (1932). Brave New World. Chatto & Windus.
  2. Shakespeare (1632). The Tempest. Edward Blount & Isaac Jaggard.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Brave New World

In manchen Ländern war "Brave New World" teilweise verboten. Das geschah meistens aufgrund der vorkommenden Schimpfwörter. sexuellen Anspielungen und der negativen Grundstimmung des Romans. 

Die drei Grundregeln in "Brave New World", an die sich die Bevölkerung halten muss, lauten: keine Privatsphäre, keine Familie und keine Monogamie.

Aldous Huxley erschuf mit seinem Roman eine düstere Zukunftsvision, mit der er die Menschen der Gegenwart warnte. Er sprach sich durch seinen Roman dafür aus, Individualität und Freiheit zu schützen und zu bewahren.

Die Kernaussage und Moral des Romans ist, dass es sich nicht lohnt, Freiheit und Individualität gegen ein perfekt funktionierendes System und ultimatives Glücklichsein einzutauschen. Das System muss sich an die Menschen anpassen, nicht die Menschen an das System!

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