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Shooting an Elephant

Der Essay "Shooting an Elephant", verfasst von George Orwell, wurde 1936 zum ersten Mal im Magazin "New Writing" veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung des Essays heißt "Einen Elefanten erschießen".

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Der Essay "Shooting an Elephant", verfasst von George Orwell, wurde 1936 zum ersten Mal im Magazin "New Writing" veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung des Essays heißt "Einen Elefanten erschießen".

Ein Essay (auch Aufsatz) ist eine wissenschaftliche oder literarische Abhandlung, in der sich der/die Autor*in persönlich mit einem Thema auseinandersetzt.

Als erste, kurze Zusammenfassung von "Shooting in Elephant" kannst Du Dir diesen Satz merken:

Es geht um einen britischen Polizeioffizier in Birma (engl. Burma), der einen Elefanten tötet, obwohl er das eigentlich nicht tun will.

Für die Analyse und Interpretation von "Shooting an Elephant" sind vor allem die Symbole und Hintergrundwissen über den Autoren George Orwell wichtig.

"Shooting an Elephant" – Zusammenfassung

In "Shooting an Elephant" berichtet der namenlose Ich-Erzähler von einem Ereignis, das er in seiner Zeit als Polizist in Moulmein, Birma, erlebt hat.

Birma, das heutige Myanmar, wurde in den Anglo-Birmanischen Kriegen zwischen 1824 und 1886 von Großbritannien kolonialisiert und an die indischen Teile des britischen Kolonialreichs angeschlossen.

Birma wurde vom British Empire kolonialisiert, weshalb die Einwohner*innen Birmas den Europäer*innen – und somit auch dem Erzähler – feindlich gestimmt sind. Diese feindliche Haltung bringen die Birmes*innen zum Ausdruck, indem sie den Erzähler beleidigen und schikanieren. Trotzdem behauptet der Erzähler, auf der Seite der birmesischen Einwohner*innen zu sein.

Der Erzähler hasst seine Stellung als Polizist im Kolonialreich des British Empire und bezeichnet den Imperialismus als etwas Schreckliches. Doch auch sein Hass gegenüber den Birmes*innen wird mehrfach deutlich. Erst nach diesen Schilderungen zur Bevölkerung und Lage in Birma beginnt der Erzähler, von einem ganz bestimmten Vorfall zu berichten.

Um den geschichtlichen Kontext von "Shooting an Elephant" besser zu verstehen, kannst Du Dir die Erklärung "British Empire" durchlesen!

In einem Telefonat erfährt der Erzähler, dass ein Elefant in Musth sich losgerissen hat und Chaos anrichtet. Der Besitzer des Elefanten ist mehrere Stunden vom Dorf entfernt, weshalb der Erzähler sich nun um den Elefanten kümmern muss. Er nimmt daraufhin sein Gewehr – nicht, um den Elefanten zu töten, sondern in der Hoffnung, ihn durch Schüsse zu verscheuchen – und macht sich auf den Weg.

Elefantenbullen bekommen ab der Pubertät einmal pro Jahr "Musth". Durch einen plötzlichen Testosteron-Schub wird der Elefantenbulle aggressiv, was sehr gefährlich werden kann.

Im Dorf angekommen, untersucht der Erzähler zunächst das angerichtete Chaos des Elefanten und befragt die Bewohner*innen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Der Erzähler wird auf die Leiche eines Mannes aufmerksam, der vom Elefant überrannt und getötet wurde. Die Bewohner*innen erklären dem Erzähler, wo der Elefant gerade ist und er macht sich auf den Weg zu dem Tier. Ihm beginnt eine riesige Menschenmasse zu folgen, die sehen möchte, wie der Erzähler den Elefanten erschießt.

Der Erzähler erblickt den Elefanten, friedlich grasend in einem Reisfeld – dabei wird ihm klar, dass er den Elefanten nicht erschießen sollte. Gleichzeitig setzt ihn die Erwartung der Menschenmasse unter Druck. Die Bewohner*innen, die ihm gefolgt sind, erwarten alle, dass er den Elefanten tötet. Hin- und hergerissen zwischen seinen Prinzipien und der Angst, sich vor den birmesischen Einwohner*innen bloßzustellen, erwägt der Erzähler seinen nächsten Schritt.

Letztendlich beugt er sich den Erwartungen der Menschenmasse und schießt auf den Elefanten. Dieser stirbt jedoch nicht sofort – langsam und qualvoll kämpft der Elefant mit dem Tod. Der Erzähler versucht vergeblich, das Leiden des Elefanten zu beenden, indem er wieder und wieder auf den Elefanten schießt. Verstört durch den sterbenden Elefanten kehrt der Erzähler um und überlässt ihn der Menschenmenge.

Der Erzähler berichtet, dass es im Nachhinein des Vorfalls viele Diskussionen darüber gegeben hat, ob sein Handeln gerechtfertigt war. Rein rechtlich gesehen meint er aber, das Richtige getan zu haben. Zum Schluss fragt er sich jedoch, ob jemand wohl weiß, dass er den Elefanten nur getötet hat, um vor den Birmes*innen nicht lächerlich dazustehen.

"Shooting an Elephant" Short Story – Charaktere

In der Short Story "Shooting an Elephant" gibt es nur wenige aktiv handelnde Figuren. Daher ist es umso wichtiger, dass Du die einzelnen Charaktere genau betrachtest.

Der Erzähler

Protagonist des Essays ist der namenlose Ich-Erzähler. Diese Dinge erfährst Du über den Erzähler, da dieser sie direkt in der Erzählung nennt:

  • Der Erzähler ist ein junger Mann und arbeitet als Polizist einer Unterabteilung der britischen Polizeidivision in Moulmein, Birma.
  • Der Erzähler ist kritisch gegenüber dem Imperialismus eingestellt.
  • Die Einwohner*innen Birmas hassen Brit*innen und somit auch den Erzähler.
  • Für seine Rolle als Unterdrücker fühlt der Erzähler sich schuldig. Das kannst Du im folgenden Zitat sehen:

(...) all these oppressed me with an intolerable sense of guilt. 1

Wenn Du ein wenig zwischen den Zeilen liest, kannst Du noch weitere Charakterzüge des Erzählers finden.

Der Erzähler hasst die Einwohner Birmas, obwohl er sagt, dass er auf ihrer Seite ist. Diesen Hass kannst Du in vielen Textstellen herauslesen. So nennt der Erzähler die Einwohner*innen Birmas z. B. evil-spirited little beasts1 ("böse gesinnte kleine Bestien"). Der Erzähler scheint die Birmes*innen zu hassen, weil sie ihm das Leben schwer machen. Zwar behauptet der Erzähler gegen den Imperialismus zu sein, doch seine Einstellung gegenüber den Birmes*innen ist von imperialistischem Gedankengut gekennzeichnet – z. B. glaubt er, den Birmes*innen aufgrund seiner europäischen Herkunft überlegen zu sein.

Viele nehmen an, dass der Ich-Erzähler in "Shooting an Elephant" George Orwell selbst ist, da er von 1922 bis 1927 in der Imperial Police in Birma diente. Diese Polizeieinheit war dafür zuständig, die kolonialisierten Teile Indiens und Birmas zu kontrollieren und bewachen. Ob der Essay ein biografisches Werk ist, kann aber weder bewiesen noch widerlegt werden.

Einwohner*innen Birmas

Die Einwohner*innen Birmas sind letztendlich die treibende Kraft, die den Erzähler dazu bringen, den Elefanten zu erschießen – zumindest aus der Sicht des Erzählers. Mache Dir beim Lesen des Essays aber bewusst, dass Du die Dinge nur aus der Sicht des Erzählers betrachtest. So beschreibt der Erzähler die Birmes*innen:

  • Die Einwohner*innen Birmas sind voller Hass auf die Europäer*innen.
  • Sie lehnen sich nicht durch Proteste oder Aufstände gegen ihre Unterdrücker*innen, aber bringen ihren Hass trotzdem durch Beleidigungen und andere harmlose Vergehen zum Ausdruck.

Die Sicht des Erzählers auf die Einwohner*innen Birmas ist deutlich geprägt von seiner Stellung als ausführende Gewalt des British Empires. Er sieht sie nicht als einzelne Menschen, sondern nur als sneering yellow faces1 ("spöttische gelbe Gesichter") oder, wie bereits erwähnt, als evil-spirited little beasts1 ("böse gesinnte kleine Biester"). Ausdrücke wie diese, sowie der generelle Hass auf die Birmes*innen, zeigen die rassistische Einstellung des Erzählers.

Der Elefant

Obwohl der Elefant "nur" ein Tier ist, tritt er hier trotzdem als handelnde Figur auf. Auch der Erzähler scheint ihn für mehr als nur ein Tier zu halten. Das kannst Du in diesem Zitat sehen:

Moreover, I did not in the least want to shoot him. I decided that I would watch him for a little while to make sure that he did not turn savage again, and then go home. 1

Der Erzähler vermenschlicht den Elefanten – er gibt dem Elefanten die Pronomen he/him und redet über ihn wie eine Person, anstatt ihn "es" oder "das Tier" zu nennen. Diese Personifikation des Elefanten steht im starken Kontrast mit der Entmenschlichung der Einwohner*innen Birmas.

In den Augen des Erzählers sind die Einwohner*innen bloß ein sea of yellow faces1 ("ein Meer von gelben Gesichtern"). Die enthäutete Leiche eines birmesischen Mannes lässt ihn kalt. Dafür wird hingegen der Elefant vermenschlicht und der Erzähler beteuert immer wieder, dass er den Elefanten nicht umbringen möchte. Auch das Leiden des Elefanten kann der Erzähler nicht ertragen. Durch diese Personifikation des Elefanten stellt der Erzähler das Tier über die Menschen Birmas.

"Shooting an Elephant" – Analyse

Für die Analyse von "Shooting an Elephant" ist es wichtig, ein bisschen Hintergrund wissen zu haben:

  • George Orwell ist bekannt dafür, in seinen Werken die Gesellschaft zu kritisieren und Autoritäten infrage zu stellen.
  • Diese regierungskritische Haltung findest Du auch in "Shooting an Elephant" wieder.
  • anders als in seinen Romanen, wie "1984" oder "Animal Farm", richtet sich die Kritik
    • nicht an fiktive Machthabende
    • sondern einer zur damaligen Zeit realen Weltmacht – dem British Empire.

Weitere Informationen zu Orwells anderen Romanen findest Du in den Erklärungen "1984" und "Animal Farm".

Im Mittelpunkt der Handlung steht die Begegnung des Erzählers mit dem Elefanten. Dabei ist vor allem der qualvolle Tod des Elefanten ein wichtiges Symbol. Für die Analyse von "Shooting an Elephant" solltest Du jedoch auch die sprachlichen Aspekte des Essays, sowie Themen und die zentralen Motive in "Shooting an Elephant" genau untersuchen.

"Shooting an Elephant" Analyse – Erzählperspektive

"Shooting an Elephant" ist eine first-person narritive – es handelt sich also um einen Ich-Erzähler.

Möchtest Du Dein Wissen zur first-person narritve ein wenig auffrischen? Dann schau Dir die Erklärung "Point of View" an!

Aufgepasst! Ein Ich-Erzähler ist immer subjektiv. Das ist auch der Fall in "Shooting an Elephant". Du erlebst die Handlung aus der Sicht des Erzählers. Einerseits ermöglicht Dir das, umso mehr in das Geschehen einzutauchen und die Gedanken und Gefühle des Erzählers nachzuvollziehen. Andererseits erfährst Du nur einen Teil des Geschehens – Du bist also an die Sicht des Erzählers gebunden und hast keinen objektiven Einblick in die Handlung. Denke bei Deiner Analyse also daran, dass das Empfinden des Ich-Erzählers nicht mit dem wahren Geschehen übereinstimmen muss.

"Shooting an Elephant" Analyse – Sprache

Wie bereits erwähnt, erlebst Du das Geschehen in "Shooting an Elephant" aus der Sicht des Erzählers. Die Sprache des Erzählers beeinflusst dadurch direkt die Wahrnehmung der Handlung. Neben der Vermenschlichung des Elefanten könnten folgende Aspekte der verwendeten Sprache in "Shooting an Elephant" für Deine Analyse wichtig sein:

Der Tod des Elefanten wird besonders untermalt. Während sich die Geschichte an manchen Stellen wie ein Bericht lesen lässt, ist der Tod des Elefanten und die darauf hinführenden Absätze durch viele Vergleiche ausgeschmückt.

I should have about as much chance as a toad under a steam-roller. 1

(..) he seemed to tower upward like a huge rock toppling, his trunk reaching skyward like a tree. 1

Durch die fast schon malerische Sprache, die Orwell hier verwendet, wird die Wichtigkeit des Elefanten – und vor allem seine Rolle als Symbol – unterstrichen. Im ersten Zitat vergleicht der Erzähler seine Chancen, gegen den Elefanten anzukommen, wenn dieser auf ihn zustürmen würde, mit einer Kröte unter einer Dampfwalze. Im zweiten Zitat wird der sterbende Elefant mit einem riesigen Felsen verglichen, dessen Rüssel wie ein Baum in den Himmel ragt.

Auch die innere Zerrissenheit und die philosophischen Denkansätze des Erzählers untermalen die Szene des sterbenden Elefanten. Das kannst Du z. B. im folgenden Zitat herauslesen:

And it was at this moment, as I stood there with the rifle in my hands, that I first grasped the hollowness, the futility of the white man's dominion in the East. 1

Wie Du im Zitat siehst, erkennt der Erzähler in dieser Situation etwas, das weit über nur ihn als einzelne Person hinausgeht. Denn obwohl die Situation, in der sich der Erzähler wiederfindet, augenscheinlich nicht viel damit zu tun hat, erkennt dieser dadurch zum ersten Mal die Sinnlosigkeit der Fremdherrschaft der imperialistischen Großmacht, für die er arbeitet.

Ein weniger offensichtlicher sprachlicher Aspekt ist das Spiel zwischen opressor und opressed, dem "Unterdrückenden" und den "Unterdrückten". Der Erzähler nennt das British Empire den opressor1 der Birmes*innen. Hingegen beschreibt der Erzähler die Einwohner*innen Birmas nie als opressed. Er nennt sie beasts1 und beschreibt, wie sie ihm das Leben schwer machen. Obwohl der Erzähler aktiv als opressor handelt, beschreibt dieser sich selbst als opressed durch seine Aufgaben unter dem British Empire:

(...) all these oppressed me with an intolerable sense of guilt. 1

Durch diese Wortwahl dreht der Erzähler die Rollen um. Er – der eigentliche opressor – wird zum Unterdrückten durch das britische Kolonialreich und die tatsächlich unterdrückte Bevölkerung Birmas.

"Shooting an Elephant" Symbole – Der Elefant

Wie der Name bereits verrät, dreht sich "Shooting an Elephant" um den Elefanten und wie dieser erschossen wird. Dabei haben der Elefant und sein qualvoller Tod eine symbolische Eigenschaft.

Der Elefant steht als zentrales Symbol im Mittelpunkt des Essays. Wie der Elefant unter seinem Halter, leben auch die birmesischen Einwohner*innen unter dem Willen ihrer Unterdrücker*innen – dem British Empire, das hier durch den Erzähler vertreten wird. Genau wie eine kolonisierte Bevölkerung ist der Elefant in seiner Freiheit eingeschränkt. Der Elefant steht hier also symbolisch für die birmesische Bevölkerung.

Dass der Elefant sich auflehnt und ausbricht, ist dabei eine Reaktion auf seine Gefangenschaft – genauso wie die feindselige Behandlung des Erzählers durch die Birmes*innen eine Reaktion auf ihre Unterdrückung ist.

Der Erzähler erkennt, dass der Elefant, nun da er frei ist, sich vollkommen friedlich verhält. Somit hat der Erzähler keinen Grund mehr, ihn zu erschießen. Diese Erkenntnis siehst Du in diesem Zitat:

As soon as I saw the elephant, I knew with perfect certainty that I ought not to shoot him. 1

Doch das Wissen über was richtig oder falsch ist, ändert nicht das Handeln des Erzählers. Obwohl dieser immer wieder denkt, dass er den Elefanten nicht erschießen sollte, tut er es letztlich trotzdem. Genauso weiß der Erzähler auch, dass das British Empire die Einwohner*innen Birmas unterdrückt und nennt das System, für das er arbeitet, grausam und tyrannisch – trotzdem spielt er weiterhin seine Rolle als ausführende Gewalt des Unterdrückers.

Themen und Motive in "Shooting an Elephant"

In "Shooting an Elefant" verbergen sich viele Themen und Motive, die Du in deine Analyse einbeziehen kannst. Die drei wichtigsten Themen sind Kolonialismus, Macht und Prinzipien.

Kolonialismus

Der Kolonialismus ist das zentrale Thema in "Shooting an Elephant". Die gesamte Handlung findet im Kontext des Kolonialismus statt. Der Erzähler befindet sich nur in Birma, weil er Polizist der Kolonialmacht Großbritanniens ist.

Der Hass der Birmes*innen und der Hass des Erzählers auf die Birmes*innen sind ein Resultat des Kolonialismus. Die Einwohner*innen Birmas verabscheuen ihre Unterdrückenden und begegnen den Kolonialherr*innen mit Hass. Der Erzähler erkennt die Kolonialmacht, für die er dient, als Tyrann an. Das kannst Du im folgenden Zitat sehen:

(...) All i knew was that I was stuck between my hatred of the empire that I served and my rage against the evil-spirited little beasts who tried to make my job impossible. 1

Obwohl er seine Rolle als Unterdrücker hasst, entgegnet auch er den Birmes*innen mit Wut und Verachtung, weil sie ihm es ihm unmöglich machen, seinen Job auszuführen.

Macht

In "Shooting an Elephant" kannst Du etliche Beispiele für ungleiche Machtverhältnisse finden. Der Kolonialismus – eines der zentralen Themen des Essays – zieht zwingend ein Machtungleichgewicht mit sich. Dabei üben die Kolonisator*innen eine unverhältnismäßig große Macht über die zahlenmäßig überlegene einheimische Bevölkerung des Kolonialgebietes aus.

Dieses unproportionale Machtverhältnis kann zum Beispiel durch die technischen oder militärische Überlegenheit der Kolonialmacht entstehen. Orwell greift dieses Machtungleichgewicht in seinem Essay auf: Durch seine Waffe kann der Erzähler als eine einzelne Person den eigentlich viel mächtigeren Elefanten töten.

Die Machtverteilung in "Shooting an Elephant" ist jedoch nicht so eindeutig, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn obwohl der Erzähler als ausführende Macht des British Empires handelt, scheinen die Birmes*innen ebenfalls eine gewisse Macht über den Erzähler auszuüben.

Der Erzähler fühlt sich dazu gezwungen "sein Leben damit zu verbringen, die Einheimischen zu beeindrucken" (to spend his life in trying to impress the 'natives’'1). Dabei haben die birmesischen Einwohner jedoch nur Macht über den Erzähler, da dieser sich in seinem Stolz nicht kränken lassen möchte. Das kannst Du zum Beispiel im folgenden Zitat sehen:

To come all that way, rifle in hand, with two thousand people marching at my heels, and then to trail feebly away, having done nothing — no, that was impossible. The crowd would laugh at me.1

Der Erzähler ist also seinem eigenen Stolz und somit auch den Birmes*innen im gewissen Maße unterworfen. Dadurch zeichnet Orwell in "Shooting an Elephant" ein Bild der paradoxen Machtverhältnisse zwischen den Unterdrücker*innen und den Unterdrückten im Kolonialismus.

Prinzipien

Die Prinzipien des Erzählers in "Shooting an Elephant" stehen im konstanten Konflikt. Die bereits genannten Ansichten des Erzählers stimmen nicht mit seinem Beruf als Polizeioffizier der britischen Kolonialmacht überein: Er hält den Kolonialismus für tyrannisch, muss aber gleichzeitig der größten Kolonialmacht des 19. und 20. Jahrhundert – dem British Empire – dienen.

Auch seine Einstellung gegenüber den Einheimischen ist zwiegespalten. Der Erzähler weiß, dass die Birmes*innen unter der Herrschaft des British Empires leiden und sie ungerecht behandelt werden. Trotzdem verabscheut er die birmesische Bevölkerung, da sie durch ihre feindliche Einstellung gegenüber ihren Unterdrücker*innen, dem Erzähler "das Leben schwer machen"1.

Einen weiteren Konflikt der Prinzipien ist im Höhepunkt des Essays zu finden: Der Erzähler erschießt den Elefanten, obwohl er das gar nicht will. Schon auf dem Weg zum Elefanten weiß der Erzähler, dass er den Elefanten nicht töten will. Er weiß auch, dass der Elefanten keinen Schaden mehr anrichten wird, und es somit nicht mehr notwendig ist, das Tier zu erschießen. Ebenso stellt es einen großen Verlust für den Besitzer dar, da der Elefant lebend mehr wert ist, als tot.

Doch trotz dieser Argumente schießt der Erzähler auf den Elefanten. Denn hier überwiegt der Stolz die Prinzipien des Erzählers. Er ist bereit, gegen seine Prinzipien zu handeln, um nicht lächerlich vor der einheimischen Bevölkerung dazustehen.

"Shooting an Elephant" – Interpretation

Für die Interpretation von "Shooting an Elephant" bietet sich die Schlüsselstelle an: der Erzähler tritt dem Elefanten gegenüber.

Du kannst den Tod des Elefanten im geschichtlichen Kontext des Imperialismus interpretieren.

  • Der in Gefangenschaft lebende Elefant reißt aus und richtet Schaden an.
  • Er scheint jedoch – ungestört von äußeren Einflüssen – friedlich zu sein.
  • Trotzdem tötet der Erzähler den Elefanten.
    • Obwohl er genau weiß, dass der Elefant, nun frei und friedlich, keinen Schaden mehr anrichten wird.

Das kannst Du in dieser Textstelle sehen:

And at that distance, peacefully eating, the elephant looked no more dangerous than a cow. (...) [H]e would merely wander harmlessly about until the mahout came back and caught him.1

Diese Interpretation von "Shooting an Elephant" kann auch auf den Kolonialismus bezogen werden.

  • wenn sich unterdrückte Völker gegen ihre Kolonialherr*innen auflehnten
  • dann wurden die Aufstände meist blutig niedergeschlagen
  • Kolonialmächte waren sich dabei oft bewusst, dass Bevölkerung friedlich wäre, wenn sie frei leben könnte.

Und genauso wie der Elefant einen langen und qualvollen Tod starb, leiden auch die ehemaligen Kolonien der Imperialmächte noch lange unter den Folgen des Kolonialismus.

Mehr über die ehemaligen Kolonien erfährst Du in der Erklärung "Post Colonialism India"!

Andererseits kann man interpretieren, wieso der Erzähler den Elefanten erschießt, obwohl er das eigentlich nicht tun möchte:

Moreover, I did not in the least want to shoot him. 1

Wieso erschießt der Erzähler den Elefanten letztlich also doch?

  • Der Erzähler meint, es sind die Birmes*innen, die ihn dazu drängen.
  • Er fühlt sich wie eine Marionette.
  • Viel mehr scheint es aber die Angst des Erzählers zu sein, vor den Einheimischen lächerlich dazustehen.
  • Wie er nach außen hin wirkt, scheint ihm wichtiger zu sein, als seine Prinzipien.

Autor George Orwell – "Shooting an Elephant"

George Orwell wurde am 25. Juni 1903 geboren. Er kam in Motihari, einer indischen Kolonie Großbritanniens, zur Welt. Später diente er zwischen 1922 und 1927 als Assistant Superintendent, dem niedrigsten Rang, in der britischen Imperial Police in Birma. Dort entwickelte er eine Abneigung gegen unterdrückende Regime, die Du auch in seinen Werken "1984" oder "Animal Farm" erkennen kannst.

Wegen seines Dienstes in Birma wird vermutet, dass "Shooting an Elephant" ein biografischer Essay ist. Allerdings gibt es dafür keine Beweise. Orwells gesellschaftskritischen Werke sind so bekannt, dass sogar ein Ausdruck nach dem Autor benannt worden ist: Orwellian, auf Deutsch "orwellsch", steht für eine Idee, die die liberale und offene Gesellschaft zerstört.

liberal (adj.): freiheitlich, in politischer Hinsicht die Selbstverantwortung und freie Entfaltung des Individuums fördernd. Mehr zu George Orwell kannst Du in der gleichnamigen Erklärung dazu lernen.

Shooting an Elephant - Das Wichtigste

  • Der Essay "Shooting an Elephant", verfasst von George Orwell, wurde 1936 zum ersten Mal im Magazin "New Writing" veröffentlicht.
  • Die deutsche Übersetztung des Essays heißt "Einen Elefanten erschießen".
  • "Shooting an Elephant" Zusammenfassung: Es geht um einen britischen Polizeioffizier in Birma (engl. Burma), der einen Elefanten tötet, obwohl er das eigentlich nicht tun will.
  • Charaktere in "Shooting an Elephant" sind der Erzähler, die birmesischen Einwohner*innen und der Elefant.
  • "Shooting an Elephant" Analyse:
    • Ich-Erzähler
    • Themen: Kolonialismus, Macht und Prinzpien
    • Zentrales Symbol in "Shooting an Elephant": Der Elefant und sein qualvoller Tod.
    • George Orwell ist bekannt dafür, in seinen Werken die Gesellschaft zu kritisieren und Autoritäten infrage zu stellen.
  • "Shooting an Elephant" Interpretation:
    • Der Tod des Elefanten steht für die Grausamkeit des Imperialismus.
    • Der Erzähler schießt auf den Elefanten, da auch er einen Teil seiner Freiheit in der Rolle des Unterdrückers verliert.

Nachweise

  1. Orwell (1936). Shooting an Elephant. New Writing.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Shooting an Elephant

Die Hauptmotive in "Shooting an Elephant" sind Kolonialismus, Macht, und Prinzipien.

Orwell wollte mit "Shooting an Elephant" die Grausamkeit des Kolonialismus anhand seiner eigenen Erfahrungen verdeutlichen.

Orwell schrieb "Shooting an Elephant", um die Grausamkeit des Kolonialismus mit seinen eigenen Erfahrungen zu verdeutlichen. 

Das zentrale Symbol in "Shooting an Elephant" ist der Elefant.

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