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Hast du schon einmal in den Spiegel geschaut und das Gefühl gehabt, dass nicht du selbst zurückblickst? Genau das passiert Dorian Gray, als er ein Porträt von sich ansieht. Die 1981 veröffentlichte Geschichte "The Picture of Dorian Gray" von Oscar Wilde, folgt Dorian nach der Entdeckung, dass ein Bild von ihm sich an seiner Stelle im Laufe seines Lebens verändert. Der Roman handelt von Oberflächlichkeit und Eigennützigkeit.
Figurenkonstellation "The Picture of Dorian Gray"
Dorian Gray
Basil Hallward
Lord Henry Wotton/Harry
Sibyl Vane
Ein allwissender Erzähler versetzt uns in das Atelier des Künstlers Basil Hallward, der gerade sein neuestes Bild – ein Porträt von Dorian Gray – seinem Freund Lord Henry zeigt. Basil sagt Lord Henry, dass er das Bild nicht ausstellen kann, weil zu viel von ihm selbst, seinem Leben und dem Ausdruck seiner Vergötterung für Dorian in dem Bild stecke. Basils Vergötterung bezieht sich sowohl auf Dorian als künstlerische Muse, also Inspiration für seine Kunst, als auch auf Dorian als Freund.
Henry lernt Dorian kennen und erzählt ihm von der Notwendigkeit, den körperlichen Gelüsten nachzugeben, da sonst die Seele krank werden würde. Dorian solle seine so vergängliche Jugend um jeden Preis nutzen. Daraufhin wünscht Dorian sich, dass das Bild an seiner Stelle altern möge und er für immer jung und schön bliebe.
Dorian verliebt sich in eine Schauspielerin: Sibyl Vane. Sie verloben sich noch am selben Abend. Sybil erzählt ihrer Familie von ihrem "Märchenprinzen" (Prince Charming) und ihr Bruder James schwört, Dorian umzubringen, wenn er Sibyl unglücklich machen sollte.
Basil, Dorian und Lord Henry gehen gemeinsam ins Theater, um Sibyl spielen zu sehen, doch sie spielt, entgegen ihrer sonstigen Darbietung, an diesem Abend fürchterlich und Dorian schämt sich für sie. Noch am selben Abend trennt Dorian sich von Sibyl.
Zu Hause stellt Dorian fest, dass das Bild, das ihn vorher in reiner Schönheit und Unschuld zeigte, sich verändert hat. Auf dem Bild sieht er auf einmal grausam aus. Dorian entschließt sich dazu, sich bei Sibyl zu entschuldigen und sie zu heiraten, obwohl sie ihn mit ihrer schlechten Darbietung beschämt hat. Doch Sibyl hat sich das Leben genommen. Sie hatte Dorian am vorigen Abend gesagt, dass sie die Liebe nicht mehr spielen müsse, weil sie sie mit ihm im echten Leben erfahren hätte. Dadurch, dass Dorian sich von ihr trennt, nimmt er ihr diese Liebe und ihren Grund zu leben.
Basil besucht Dorian am nächsten Tag und möchte das Porträt sehen, doch Dorian verweigert. Er hat Angst, dass Basil auch die Veränderung in dem Bild sieht. Er entschließt sich, nachdem Basil gegangen ist, das Bild für die Öffentlichkeit unzugänglich zu machen.
Dorian bereut für einen Moment, dass er Basil nicht erzählt hat, warum er das Bild niemandem zeigt. Später am selben Tag schickt Lord Henry Dorian einen Brief, in dem ein Bericht über Sibyl Vanes Tod und ein Buch enthalten sind, das Dorian mit großem Interesse liest und in dem er Inspiration findet.
Dorian gibt sich seinen Gelüsten hin, die im Buch nicht näher beschrieben werden und trotz seines schlechten Verhaltens, glaubt niemand den Gerüchten, die um ihn kursieren oder den Menschen, die erzählen, dass er kein guter Mensch ist.
Jahre vergehen und einen Tag vor seinem 38. Geburtstag trifft Dorian auf Basil. Er entscheidet sich, ihm das Porträt nun doch zu zeigen. Dorian enthüllt das Bild und Basil ist entsetzt. Dorian empfindet auf einmal doch Reue und beginnt zu weinen. Basil bittet Dorian, mit ihm um seine Seele zu beten, da nur Gott seine Seele noch retten könne. Auf einmal kippt Dorians Trauer und er wird wütend. Dorian denkt, dass es ohne Basil auch das Bild nie gegeben hätte. Er ersticht Basil und lässt seine Leiche in dem gleichen Zimmer liegen, in dem er auch das Bild versteckt. Auf dem Bild zeichnet sich das Blut ab, das auf Dorian spritzte.
Um sich abzulenken, lässt Dorian sich, nach der Ermordung Basils, in eine Opiumhöhle bringen, wo Drogen verkauft und geraucht werden. Vor Ort wird Dorian durch seinen Spitznamen "Märchenprinz" von Sibyls Bruder James erkannt. Er folgt Dorian nach draußen und konfrontiert ihn mit einem Revolver. Da Dorian selbst nach wie vor nicht alterte, weil dies das Bild für ihn tut und er aussieht, als wäre er Anfang zwanzig, lässt James Vane ihn wieder gehen. Sibyls ehemals Verlobter müsste nämlich mittlerweile älter als 40 Jahre alt sein.
Dorian fühlt sich von James Vane verfolgt. Trotzdem begleitet er eine Jagdgesellschaft. Dort schießt ein Jäger auf einen Hasen, der in einen Busch verschwunden ist und trifft – aber nicht den Hasen, sondern einen Mann, der sich in dem Busch versteckte. Dorian sieht nicht hin, als der Mann aus dem Busch gezogen wird. Später sieht Dorian sich die Leiche doch an und stellt fest, dass es James Vane ist, der ihm nachstellte. Dorian freut sich: Jetzt, da James tot ist, ist er sicher vor seiner Vergangenheit.
Dorian hat vor, ein besserer Mensch zu werden, doch als er Lord Henry von diesem Plan erzählt, lacht dieser ihn nur aus und sagt ihm, dass er nun mal ist, wie er ist und sich auch nicht mehr ändern wird.
Zurück zu Hause sieht Dorian sich sein Porträt an und stellt fest, dass es ihn noch immer alt und böse zeigt. Und das, obwohl er sich entschlossen hatte, ein besserer Mensch zu werden. Er entschließt sich, das Bild zu zerstören. Mit dem Messer, mit dem er Basil tötete, sticht in die Leinwand.
Wegen eines lauten Schreis verschaffen sich Dorians Bedienstete Einlass in das Zimmer und finden darin einen alten, hässlichen, böse aussehenden Mann mit einem Messer in der Brust und das Bild des jugendlichen Dorian Gray. Dass es sich bei dem alten Mann um Dorian selbst handelt, lässt sich nur durch die Ringe an seinen Fingern schließen.
Was wollte Wilde mit seinem Roman aussagen? Wie ist die Beziehung zwischen Kunst und Künstler*in in dem Roman dargestellt – und warum? Welche Themen tauchen immer wieder auf? Antworten auf diese und weitere Fragen findest du in der Interpretation und Analyse des Romans.
Hier siehst du noch eine Grafik, die die Handlung einordnet:
Kapitelübersicht von "Das Bildnis des Dorian Gray"
In dem Roman werden verschiedene Themen angesprochen. In dieser Tabelle findest du einen Überblick über die Themen, die sich in der Geschichte gegenüber stehen.
Thema | Bedeutung |
Kunst vs. Leben | Kunst braucht Stil und Ästhetik, wie Basils Porträt es zu Beginn hat. Das Bild unterscheidet sich im Verlauf der Geschichte von Dorians Leben. Sodass, anders als im echten Leben, die Kunst an Ästhetik verliert und der lebende Dorian sie behält.Für Dorian ist Sibyl Vanes Kunst (ihr Schauspiel) wichtiger als ihre Person, da er sie, nachdem sie die Fähigkeit, gut zu schauspielern verliert, verlässt. Das führt wiederum zu Sibyls Tod.Wilde kritisiert in seinem Roman diese Aufwertung des Äußerlichen. Besonders wenn durch die Bewahrung der äußeren Schönheit, das Innere verkümmert, wie es das bei Dorian tut. |
Ruf vs. Charakter | Andere Menschen kennen Dorians Ruf, glauben aber, seinen Charakter wegen seiner jugendhaften Schönheit besser einschätzen und zu bewerten können. |
Schein vs. Realität | Während Dorian selbst jung und gutaussehend bleibt, ist seine Seele befleckt. Es scheint, als sei er ein makelloser junger Mann, doch tatsächlich ist er ein narzisstischer Mann. Die Gesellschaft ist oberflächlich und erkennt das Wahre Gesicht von Dorian nicht. |
Oberschicht | Die Geschichte verweist kritisch auf das hedonistisches Leben der Oberschicht (verkörpert in Lord Henry), wie es in der Realität stattfand. Lord Henry verleitet Dorian dazu, nur auf sein eigenes Glück zu achten. Die beiden tun und lassen, was sie wollen. Ob andere Menschen durch sie Schaden nehmen, ist nicht wichtig. |
Neben diesen vorrangigen Themen, die in "The Picture of Dorian Gray" aufgegriffen und beschrieben werden, tauchen in dem Roman auch einige wiederkehrende Motive auf, die wir dir jetzt genauer erklären.
Typisch für das Ende des 19. Jahrhunderts, das sogenannte Fin de siècle, ist der Stellenwert der Schönheit in diesem Roman sehr hoch.
Fin de siècle bezeichnet die Zeit von 1888 bis 1914. Damit fällt die Veröffentlichung von Wildes Roman genau in diese Zeit.
Die Schönheit ist wichtiger als moralisches Verhalten und als alles, was eine schöne Person tut. Dorian handelt lange Zeit unmoralisch und am selbstzerstörerisch und wird trotzdem nicht als schlechte Person gesehen – weil er jugendlich schön ist. Wilde kritisiert hier das Bild der Gesellschaft, dass hinter einem schönen Gesicht auch eine gute Seele stehen müsste.
Wildes Roman wurde zweimal veröffentlicht: Das erste Mal in einer Zeitschrift und das zweite Mal von ihm selbst. Diese zweite Version durfte er aber erst veröffentlichen, nachdem er seine Originalfassung überarbeitet hatte. Er sollte Szenen streichen, in denen die Beziehung zwischen den männlichen Charakteren über Freundschaft hinaus ging. Dazu sagt er in dem Vorwort von Dorian Gray:
There is no such thing as a moral or immoral book. Books are well written, or badly written. That is all.
Alle Zitate stammen, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus Oscar Wildes "The Picture of Dorian Gray" (1891, England: Ward, Lock & Co).
Wilde sieht seinen Roman also erstens als Kunst, die losgelöst vom Künstler existieren kann und sollte und zweitens als kein moralisches Objekt.
In der Einleitung des Buches schreibt Wilde viel über den Zusammenhang von Kunst und Künstler*in, eine Thematik, die sich auch in dem Buch fortsetzt. Er schreibt, Kunst habe keine Moralität inne. Das zeigt sich in der Geschichte, da das Kunstwerk, das Bild, weder gut, noch schlecht ist, sondern ein Spiegel, der unbekannten Prinzipien folgt.
Basil stellt in der Geschichte eine moralische Person dar. Das wird direkt zu Beginn, als Lord Henry fordert, Dorian kennenzulernen, festgestellt. Basil äußert nämlich Bedenken, Lord Henry und Dorian bekannt zu machen, da er Henry für einen schlechten Einfluss hält. Basil sieht zu Beginn die Unschuld von Dorian und möchte diese bewahren, verliert Dorian aber an Lord Henry.
Als Dorian sich mit dieser Moral konfrontiert sieht, nachdem er Basil das Bild gezeigt hat, kann er nicht damit umgehen, als schlechte Person dazustehen. Indem er Basil tötet, hofft er alle äußeren Spuren seines moralischen Zerfalls beseitigt zu haben. Auch hier wird der Schein über die Realität gestellt, denn während Dorian weiß, dass er Basil umgebracht hat, trägt er keine Spuren davon mit sich. Das bedeutet, er gibt weiterhin das Bild der Unschuld und Schönheit ab. Dabei bezeichnet der Mord an Basil seinen beginnenden Abstieg in den Wahnsinn.
In der finalen Szene ersticht Dorian das Bild, was dazu führt, dass er stirbt. Indem er sein anderes Ich, in Form des Bildes, tötet, vereint er seine Seele und seinen Körper wieder. Er wandelt sich zu dem Mann aus dem Bild, der Mann, der mit jeder unmoralischen und schrecklichen Handlung Dorians grausamer, hässlicher und mit vergehender Zeit älter wurde. Das Bild selbst sieht wieder aus, wie an dem Tag, an dem Basil es malte. Es ist wieder "nur" Kunst.
Ähnlich wie in "Dr. Jekyll and Mr. Hyde" ist eine mögliche Moral der Geschichte, dass es unmöglich ist, als gespaltener Mensch zu leben. Dorians Vergangenheit holt ihn, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, die er getroffen hat, ein und bringt ihn um. Indem Dorian das Bild ersticht, will er den hässlichen Teil von sich töten, doch dieser ist nicht Teil des Bildes, sondern Teil von ihm. Wilde selbst schreibt im Vorwort:
It is the spectator, and not life, that art really mirrors.
Dorian sieht sich selbst in dem Bild. Er sieht sich und sein sündhaftes Leben, das seine Spuren an ihm hinterlassen hat. Indem er das Bild zerstört, tötet er sich selbst (nimmt sich das Leben) und damit den Betrachter. Somit nimmt das Bild wieder seine ursprüngliche Form an.
Oscar Wildes "The Picture of Dorian Gray" reiht sich in die sogenannten Gothic Novels des 19. Jahrhunderts ein. In einer Gothic Novel spielt das zweigeteilte Selbst oder das Spiel zwischen gut und böse eine wichtige Rolle. In "The Picture of Dorian Gray" wird Dorian gewissermaßen zweigeteilt: Es gibt den hübschen, vermeintlich guten Dorian und den böse aussehenden Dorian in dem Bildnis.
In der Geschichte tauchen verschiedene Symbole auf. Einen Überblick der wichtigsten Symbole findest du hier.
Das Bild, das Basil malt, ist mehr als ein Porträt, es ist ein interaktiver Spiegel. Im Verlauf der Geschichte wird dieser immer wieder konsultiert. Nachdem Dorian sich von Sibyl trennt:
[...] what if [...] [he] saw the horrible change? [...] the thing had to be examined, and at once. [...] It was perfectly true. The portrait had altered.
Und vor dem Mord an Basil:
Dorian Gray glanced at the picture, and suddenly an uncontrollable feeling of hatred for Basil Hallward came over him, as though it had been suggested to him by the picture on the canvas, whispered into his ear by those grinning lips.
Trotz seiner anfänglichen Schönheit wird das Bild immer wieder Anlass für Leid. Das Bild zeigt am Anfang der Geschichte die pure Schönheit, die Schönheit, die der viktorianischen Gesellschaft so wichtig ist. Es dreht diesen Wert im Laufe der Geschichte um, da das Bild die Konsequenzen von Dorians Verhalten trägt und an Schönheit verliert: Die physischen Konsequenzen, moralisch falschen Verhaltens, spiegeln sich in dem Bild und machen es gewissermaßen wertlos. Die vermeintlich in ihm befindliche Seele Dorians stirbt letztlich, als Dorian sein ungleiches Abbild ersticht.
Das Theater wird immer wieder besucht, es ist ein Ort der Realitätsflucht. Es ist eine weitere Form der Kunst, die Dorian seine einzig "richtige" Liebe offenbart – und, als Sibyl auf einmal nicht mehr gut schauspielern kann, auch wieder (und scheinbar für immer) nimmt.
Das Theater zeigt auch, dass die einzelnen Charaktere der Geschichte, selber nur eine Rolle spielen. Rollen, die ihnen von der Gesellschaft vorgegeben wurden und denen sie sich zumeist fügen. Um sich von ihrer eigenen Darbietung abzulenken, flüchten sie ins Theater, in dem zumindest klar ist, dass alles nur gespielt wird.
Wie das Theater steht die Opiumhöhle für eine Art der Realitätsflucht. Außerdem betont sie den Lebensstil der Oberschicht. Lord Henry sagt, dass man dem Körper jeglichen Genuss, nach dem es ihn verlangt, geben sollte. So macht Dorian auch vor Opium nicht Halt. Außerdem stehen die Opiumhöhlen außerhalb der Stadt. Sie stehen für das Geheime, das Verruchte, das die Gesellschaft sich nicht eingesteht, in sich zu haben.
Das gelbe Buch, das Lord Henry Dorian nach dem Tod von Sibyl Vane schickt, kommt in der Geschichte nicht häufig vor, bezeichnet allerdings einen Wendepunkt: Ab dem Moment, ab dem Dorian von dem Buch fasziniert ist, gibt er sich seinen Gelüsten hin, die nicht weiter beschrieben werden. Dieses Verhalten scheint auf das Buch und dessen Inhalt, der ebenfalls nicht weiter beschrieben wird, zurückzuführen sein. Es wird beschrieben:
For years, Dorian Gray could not free himself from the influence of this book.
Das Buch steht auch für Henrys Einfluss auf Dorian. Lord Henry schenkte Dorian das Buch und Dorian ist von dessen Inhalt – wie auch dem von Henrys Monologen – fasziniert und übernimmt Meinungen. Er berichtet Henry:
That book you sent me so fascinated me that I forgot how the time was going. [...] I didn't say I like it, Harry. I said it fascinated me. There is a great difference.
Zu der Zeit, als Wilde den Roman schrieb, wurden kontroverse Bücher in Frankreich mit gelbem Umschlag versehen. Auch hier wird also auf die französische Literatur angespielt, dessen Ideen Dorian übernimmt.
Weiß steht für Unschuld und Reinheit. Zu Beginn der Geschichte wird Dorian wie folgt beschrieben:
[...] this young Adonis, who looks as if he was made out of ivory and rose leaves.
Ivory bedeutet "elfenbeinfarben", also wird Dorian hier mit der Farbe Weiß beschrieben.
Als Dorian Basil das veränderte Bild zeigt, zitiert Basil aus der Bibel:
Though your sins be as scarlet, I will make them as white as snow.
Dieses Zitat ist auch aus Wildes Roman. In der Bibel steht es wie folgt: "Though your sins be as scarlet, they shall be as white as snow" (Isaiah 1:18).
Basil glaubt also noch immer an die Möglichkeit einer Rückkehr zur Unschuld, doch Dorian zerstört diese Möglichkeit, als er Basil tötet. Nach dem Mord an Basil zeichnet sich das Blut auf dem Bild ab – während der lebendige Dorian weiter unschuldig aussieht, zeigt das Bild seine befleckte Natur.
An Schlüsselstellen der Geschichte spielen Blumen immer wieder eine Rolle. Als Dorian Sibyl kennenlernt schaut er aus dem Fenster und denkt:
The birds that were singing in the daw-drenched garden seemed to be telling the flowers about [Sibyl].
Hier kann Dorian seine Liebe so wenig zurückhalten, dass die ganze Welt von ihr erfahren und sprechen müsse; auch seine Blumen. Im starken Kontrast steht der Bezug zu Blumen, nach Sibyls Tod. Dorian lässt sich Blumen nach Hause liefern und findet in ihnen schöne Gesellschaft. Nachdem Dorian von Sibyls Tod erfährt, schaut er aus dem Fenster und bemerkt:
So I have murdered Sibyl Vane [...] murdered her as surely as if I had cut her little throat with a knife. Yet the roses are not less lovely for all that.
Dorian gesteht sich selbst ein, dass er für Sibyls Tod verantwortlich ist und sagt im nächsten Atemzug, dass dieser Umstand der Schönheit der Blumen nichts nimmt. Er sagt, dass hässliches Verhalten die Welt nicht weniger schön macht.
Blumen stehen für Schönheit, aber auch ihre Vergänglichkeit: Die Blumen, die Dorians Wohnung zieren, sterben immer wieder, weil sie von dem nährenden Boden, der sie am Leben halten würde, getrennt wurden. Diese vergängliche Schönheit steht im Kontrast zu Dorians anhaltender, unveränderlichen Schönheit:
Summer followed summer, and the yellow jonquils bloomed and died many times, and nights of horror repeated their story of shame, but [Dorian] was unchanged. No winter marred his face or stained his flower-like bloom.
Wildes Geschichte kann generell als Kritik an einer oberflächlichen Gesellschaft und dem zu großen Wert, den sie auf (jugendliche) Schönheit legt, gelesen werden. Durch die Erfüllung von Dorians Wunsch, für immer jung und schön zu bleiben, wird Dorian zu einem moralischen Wrack.
Der Wendepunkt der Geschichte ist der Mord an Basil. Ab hier wird Dorian nur unmoralischer und seine tatsächliche Situation, die der Öffentlichkeit verborgen bleibt, immer schlimmer. Sein moralischer Verfall wird im Zeitraffer in Kapitel elf bis zwölf gezeigt und gipfelt nun in Mord.
Dorian ist kein zweidimensionaler Charakter, der nur böse ist. Er ist immer wieder hin- und hergerissen, zwischen moralischen Entscheidungen und den, von Lord Henry befeuerten, unmoralischen Handlungen. Indem Dorian Basil – die Personifizierung des moralisch Richtigen – tötet, setzt er auch seiner eigenen Unentschlossenheit ein Ende.
Der Mord an Basil ist ein wichtiger Punkt, der den Roman als gothic novel einordnet. Das Makabere überkommt Dorian und er lebt das Böse aus. Er findet später Zeit für Reue und Schuldgefühle, doch in dem Moment ist er konsumiert von seinem Wunsch, frei von seinem "Fluch" zu sein.
Die Geschichte wird uns von einem allwissenden Erzähler dargeboten. Da wir in verschiedenen Szenen verschiedenen Charakterkonstellationen folgen, ist dieser Erzähler hilfreich. Ob sich Dorian und Lord Henry, Basil und Henry sich treffen oder Dorian allein unterwegs ist: Die Leser*innen sind dabei.
Getragen wird die Geschichte von den Konversationen, die vorrangig zwischen Lord Henry und Dorian stattfinden. Henry gibt oft lange Monologe zum Besten, in denen er seine Weltanschauung – die im übrigen eng mit der von Wilde selber verwandt zu sein scheint – beschreibt und Dorian einbläut.
Innerhalb der Geschichte bezieht Wilde sich auf verschiedene andere Werke und Begebenheiten. So zum Beispiel die französische Literatur, in der das Äußerliche und Schöne immer wieder betont wird. Es werden auch verschiedene Gedichte von französischen Autoren zitiert. Zum Beispiel Gautiers "Émaux et Camées" in Kapitel 14:
Sur une gamme chromatique,
Le sein de perles ruisselant,
La Vénus de l'Adriatique
Sort de l'eau son corps rose et blanc.
[...]
Auf einer chromatischen Tonleiter,
Die Brust voller träufelnder Perlen,
Hebt die adriatische Venus
Ihren rosenweißen Körper aus dem Meer.
[...]
Vergleiche mit antiken Traditionen können auch gezogen werden: Dorian könnte Narziss sein, da sowohl Dorian, als auch Narziss nicht fähig sind, jemand anderen, als sich selbst zu lieben. Henry sagt genau dies zu Beginn der Geschichte: "[...] he is a Narcissus [...]". Durch dieses Verhalten treiben sowohl Dorian, als auch Narziss erst andere und später auch sich selbst ins Verderben. Lord Henry vergleicht Dorian auch mit Adonis – einem griechischen Gott:
[...] this young Adonis, who looks as if he was made out of ivory and rose leaves.
Wilde, der mit vollem Namen eigentlich Oscar Fingal O'Flahertie Wills Wilde heißt, wurde 1854 im irischen Dublin geboren. Seit 1876 veröffentlichte er seine Texte. Er heiratete 1884 Constance Lloyd, fing aber nach der Geburt zweier Söhne eine Affäre mit einem Mann an. Diese Affäre führte dazu, dass Wilde ins Gefängnis kam, woraufhin seine Frau aus dem Land floh und ihren Namen änderte. 1900 starb Oscar Wilde an einer Hirnhautentzündung.
In der als Buch veröffentlichten Ausgabe von "The Picture of Dorian Gray" gibt es keine expliziten Hinweise auf homo-erotische Tendenzen der Charaktere. In der vorhergegangenen Version des Buches, die Wilde ein Jahr zuvor veröffentlicht hatte, waren solche zu finden. Diese Version erhielt harsche Kritik. Trotzdem blieb die indirekte Anspannung zwischen z. B. Basil und Dorian: Immer wieder bekundet Basil seine "künstlerische" Vergötterung Dorians und zeigt sich eifersüchtig, als Dorian seine Verlobung mit Sibyl bekannt gibt.
Oscar Wilde lebte im viktorianischen England, in der Homosexualität verboten war. Also musste er seine Sexualität verheimlichen. Als seine Sexualität enthüllt wurde, wurde Wilde angeklagt. "Das Bildnis des Dorian Gray" wurde in diesem Unzuchtsprozess als Beweisstück für seine Homosexualität herangezogen. Wilde wurde verurteilt und musste ins Gefängnis. Kurz nachdem er freigelassen wurde, starb Wilde an einer Hirnhautentzündung, die vermutlich eine Folge der Arbeit war, die er im Gefängnis verrichten musste.
Oscar Wildes Roman wurde mehrfach verfilmt. Die Veröffentlichung aus dem Jahr 1945 ist eine der bemerkenswerteren Darstellungen. Der Film wurde in schwarz-weiß aufgenommen und nur die Szenen, in denen das Bild gezeigt wird, wurden mit einem Effekt versehen, um das Bild in Farbe erscheinen zu lassen.
Die auffälligsten Unterschiede zu der Geschichte des Buches sind:
Das Bildnis des Dorian Gray zum Zeitpunkt des Malens im Vergleich zum Ende des FilmesQuelle: twitter.com
Das Besondere an dem Bildnis von Dorain Gray ist, dass es anstelle von Dorian, dem Porträtierten, altert.
In "Das Bildnis des Dorian Gray" wird kein genaues Jahr genannt, doch die Thematik verortet den Roman im späten 19. Jahrhundert.
"Das Bildnis des Dorian Gray" spielt in dem viktorianischen London.
"Das Bildnis des Dorian Gray" wurde von Oscar Wilde geschrieben.
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