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Sehnsucht Eichendorff

Du hast vielleicht schon einmal gehört, dass sich die Künstler*innen der Epoche Romantik mit dem Thema Sehnsucht beschäftigt haben. Joseph von Eichendorff widmete diesem Gefühl ein Gedicht und betitelte es auch mit "Sehnsucht". Es wurde 1833 veröffentlicht, aber wahrscheinlich bereits 1830 verfasst. In dieser Erklärung erfährst Du alles, was Du für eine Analyse von "Sehnsucht" wissen musst.

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Sehnsucht Eichendorff

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Du hast vielleicht schon einmal gehört, dass sich die Künstler*innen der Epoche Romantik mit dem Thema Sehnsucht beschäftigt haben. Joseph von Eichendorff widmete diesem Gefühl ein Gedicht und betitelte es auch mit "Sehnsucht". Es wurde 1833 veröffentlicht, aber wahrscheinlich bereits 1830 verfasst. In dieser Erklärung erfährst Du alles, was Du für eine Analyse von "Sehnsucht" wissen musst.

Joseph von Eichendorffs "Sehnsucht"

Es schienen so golden die Sterne,

Am Fenster ich einsam stand

Und hörte aus weiter Ferne

Ein Posthorn im stillen Land.

Das Herz mir im Leib entbrennte,

Da hab ich mir heimlich gedacht:

Ach, wer da mitreisen könnte

In der prächtigen Sommernacht!

Zwei junge Gesellen gingen

Vorüber am Bergeshang,

Ich hörte im Wandern sie singen

Die stille Gegend entlang:

Von schwindelnden Felsenschlüften,

Wo die Wälder rauschen so sacht,

Von Quellen, die von den Klüften

Sich stürzen in die Waldesnacht.

Sie sangen von Marmorbildern,

Von Gärten, die über'm Gestein

In dämmernden Lauben verwildern,

Palästen im Mondenschein,

Wo die Mädchen am Fenster lauschen,

Wann der Lauten Klang erwacht

Und die Brunnen verschlafen rauschen

In der prächtigen Sommernacht. –

"Sehnsucht" von Eichendorff – Inhaltsangabe

In "Sehnsucht" steht das Lyrische Ich allein am Fenster und betrachtet die schöne Sommernacht auf dem Land. Es hört in der Ferne das Horn einer Postkutsche und wird von einem heftigen Gefühl ergriffen. Es stellt sich vor, wie schön es sein muss, mit der Kutsche mitreisen zu können. Bei dem Gefühl handelt es sich um Reise- oder Abenteuerlust sowie Sehnsucht.

Weißt Du noch, was mit dem Lyrischen Ich gemeint ist? Dabei handelt es sich um den Sprechenden eines Gedichts und ist häufig (aber nicht immer) durch das Personalpronomen "ich" erkennbar. Gedichte werden aus der Perspektive des Lyrischen Ichs erzählt. Wichtig ist, dass Du im Hinterkopf behältst, dass der Verfasser oder die Verfasserin nicht mit dem Lyrischen Ich identisch ist.

Weitere Informationen kannst Du in der Erklärung zum Lyrischen Ich finden.

In der zweiten Strophe beobachtet das lyrische Ich zwei junge Männer, die vorbeiwandern und ein Lied singen. Das Lied handelt zunächst von Phänomenen der Natur, wie Bergklüften, rauschenden Wäldern und Wasserfällen. Das Wort "Felsenschlüften" ist ein veralteter Begriff für Felsenschluchten.

Das Lied wird in der dritten Strophe weiter wiedergegeben. Es handelt nun von alten Gebäuden und Statuen, die Teil der Natur geworden sind. Dort hören Mädchen an Fenstern dem Klang einer Laute zu.

Analyse des Inhalts

Das Gedicht ist inhaltlich in zwei Teile gegliedert: die Handlungsebene, in der das lyrische Ich am Fenster steht, das Posthorn hört und die Männer beobachtet, sowie eine zweite Ebene, in der der Inhalt des gehörten Lieds wiedergegeben wird.

Gleichzeitig bildet jede einzelne der drei Strophen eine Sinneinheit. In der Ersten wird die Situation des Lyrischen Ichs beschrieben und seine Sehnsucht geweckt. In der zweiten Strophe treten die beiden "Gesellen" auf. Durch das Lied, das sie singen, wird diese Sehnsucht direkt benannt, indem sie von der schönen Natur singen.

In der dritten Strophe ändert sich das Thema des Liedes. Statt der Naturphänomene werden Bauten und Gärten, also Schöpfungen der Menschen beschrieben. Sie verwildern und werden so wieder ein Teil der Natur. Dieses Verwildern, das verschlafene Rauschen und das verwunschene Licht des Mondes und der Dämmerung lassen die Atmosphäre zeitlos und traumartig wirken.

Dieser Stilwechsel innerhalb des Liedes kann als Beeinflussung durch die Vorstellung des Lyrischen Ichs interpretiert werden. Das bedeutet, dass das Lyrische Ich nicht mehr bloß den Inhalt des Liedes wiedergibt, sondern ihn vielleicht weiterspinnt. Dafür spricht auch die Wiederholung des Verses "in der prächtigen Sommernacht" aus der ersten Strophe.

"Es schienen so golden die Sterne,

[...]

Ich hörte im Wandern sie singen

Die stille Gegend entlang:"

Diese Verse geben Dir ein Beispiel dafür, wie Joseph von Eichendorff die Beschreibungen von "Sehnsucht" in Bezug zu den Sinnen setzt. Das lyrische Ich nimmt als Beobachter die Landschaft nicht nur visuell wahr, sondern hört auch in sie hinein. Das Horn der Postkutsche ist ein auditives Signal, das im lyrischen Ich das Gefühl der Sehnsucht auslöst.

"Sehnsucht" von Eichendorff – Formale Analyse

Die drei Strophen von "Sehnsucht" enthalten jeweils acht Verse. Diese werden durch das Reimschema in jeweils zwei Gruppen von vier Versen pro Strophe aufgeteilt. Dadurch ist "Sehnsucht" trotz seiner langen Strophen dem Volkslied ähnlich, das insbesondere in der Romantik aus vierversigen Strophen bestand.

Die Form des Gedichts verweist so auf seinen Inhalt, in dem auch ein Lied gesungen wird. Das Lied der jungen Männer lässt sich ebenfalls in drei Teile mit jeweils vier Versen gliedern: V. 13 bis V. 16 = Naturphänomene, V. 17 bis V. 20 = verwunschene Gebäude/Gärten und V. 21 bis V. 24 = Klänge der Lauten und Brunnen.

"Sehnsucht" enthält ein bis zwei Sätze pro Strophe, die über mehrere Verse hinausgehen und so durch Zeilensprünge unterbrochen werden. Diese Enjambements hat Eichendorff allerdings so gesetzt, dass der Lesefluss nicht unterbrochen, sondern eher beschwingt wird.

Lies Dir die Erklärung zum Enjambement durch, wenn Du Dich für seine Wirkung und Verwendung interessierst.

Eichendorff "Sehnsucht" – Reimschema

Das Reimschema von "Sehnsucht" folgt einheitlich dem Kreuzreim, das bedeutet, dass sich ein Versende jeweils mit dem übernächsten reimt.

Sie sangen von Marmorbildern, (a)

Von Gärten, die über'm Gestein (b)

In dämmernden Lauben verwildern, (a)

Palästen im Mondenschein, (b)

Wo die Mädchen am Fenster lauschen, (c)

Wann der Lauten Klang erwacht (d)

Und die Brunnen verschlafen rauschen (c)

In der prächtigen Sommernacht. – (d)

Wenn sich Versenden reimen, liegt ein sogenannter Endreim vor. Es gibt auch Gedichte, in denen sich Wörter innerhalb eines Verses reimen. Um mehr darüber zu erfahren, lies Dir gerne die Erklärungen zu "Reimschema" und "Kreuzreim" durch!

Da es immer nur zwei Reimpaare in einer Strophe gibt, kommt die Bündelung von vier Versen zustande, die Du oben schon kennengelernt hast. Die Reimwörter sind abwechselnd ein- und zweisilbig, wobei das zweisilbige Wort unbetont endet. "Sehnsucht" hat also einen Wechsel von weiblichen und männlichen Kadenzen.

Wenn Du mit dem Begriff Kadenz nicht vertraut bist, kannst Du Dich in der Erklärung "Vers" darüber informieren.

"Es schienen so golden die Sterne, (zweisilbig = weibliche Kadenz)

Am Fenster ich einsam stand" (einsilbig, betont = männliche Kadenz)

In den Versen 5 und 7 tritt ein unreiner Reim auf. Das liegt daran, dass "entbrennte" und "könnte" sich nicht vollständig reimen.

Bei "entbrennte" könnte es sich um den Konjunktiv Präteritum von "entbrennen" handeln oder aber um den Indikativ, der dem Reim angepasst wurde.

Eichendorff "Sehnsucht" – Metrum

Das Gedicht "Sehnsucht" hat kein festes Metrum. Es treten Daktylen und Jamben auf. Regelmäßig ist jedoch, dass jeder Vers drei betonte Silben enthält. Dadurch ist der Rhythmus des Gedichts gleichmäßig und aufgrund des durchgehenden Reimschemas kommt ein singbarer Charakter zustande. Damit ist "Sehnsucht" an das Volkslied angelehnt, dessen Merkmal der Kreuzreim ist.

Figuren und Perspektive

Das Lyrische Ich berichtet rückblickend in erzählendem Stil von der Sommernacht, die es erlebt hat. Gekennzeichnet ist dies durch die Tempusformen Präteritum und Perfekt, die in der ersten Hälfte von "Sehnsucht" verwendet werden. Auch der Inhalt des Liedes der zwei Gesellen wird in Form von wiedergegebener Rede vom lyrischen Ich erzählt.

"Sie sangen von Marmorbildern

Von Gärten, die über'm Gestein

In dämmernden Lauben verwildern,"

Die wiedergegebene Rede ist durch die Präsensform gekennzeichnet und wird durch das Verb "singen" eingeleitet. "singen" steht wiederum im Präteritum, da es zur ersten Ebene gehört, in der das lyrische Ich erzählt. So sind die beiden Ebenen am Tempus leicht zu unterscheiden. Der Inhalt des Liedes wirkt dabei unmittelbarer als die Handlungsebene, da diese in der Vergangenheit liegt.

Das lyrische Ich ist auf der Handlungsebene vor allem Beobachter und nimmt eine vermittelnde Rolle zwischen dem Geschehen und den Lesenden ein. Auch die beiden jungen Gesellen sind Vermittler: Mit ihrem Lied regen sie die Fantasie des lyrischen Ichs an.

Sprache

Die Strophen von "Sehnsucht" enthalten lange Sätze, die aus Aufzählungen und aneinandergereihten Hauptsätzen bestehen. Die Wortarten Nomen, Verb und Adjektiv sind dadurch gleichermaßen vertreten, werden von Eichendorff aber für verschiedene Zwecke eingesetzt.

Mit den Nomen benennt er gezielt die Naturphänomene und erzeugt damit Bilder in den Köpfen der Lesenden. Du kannst Dir die Landschaften, die in dem Gedicht beschrieben werden, gut vorstellen. Gleichzeitig stellt er mit Begriffen wie "Herz", "Lauben", "Mädchen" und "Lauten" auch einen Bezug zu Motiven her, die mit Liebe und Romantik in Verbindung gebracht werden.

Die Verben werden einerseits dazu verwendet, die Eindrücke auf den Seh- und Hörsinn wirken zu lassen, wie Du in der Analyse des Inhalts schon erfahren hast. Andererseits drücken sie ein Wechselspiel von Bewegen und Verharren aus.

Verben der Sinne: scheinen (V. 1), hören (V. 3), singen (V. 11, 17), rauschen (V. 14, 23)

Verben der Bewegung: mitreisen (V. 7), gehen (V. 9), stürzen (V. 16)

Verben des Verharrens: stehen (V. 2), denken (V. 6), lauschen (V. 21)

Es wird deutlich, dass die zweite Strophe, in der die wandernden Gesellen auftreten, besonders von Bewegung geprägt ist und auch die beschriebenen Naturphänomene, wie die herabstürzenden Quellen, beweglich sind. Im Gegensatz dazu steht die dritte Strophe, in der die Natur und die darin befindlichen Mädchen verharren bzw. langsam verwildern.

Auch die erste Strophe ist durch das Verharren, Beobachten und Lauschen des lyrischen Ichs geprägt. Mit dem Entbrennen des Herzens findet jedoch eine Bewegung im Inneren statt.

Adjektive fügt Eichendorff als Attribute zu den anderen Wörtern hinzu, wodurch sie verstärkt und spezifiziert werden.

"Es schienen so golden die Sterne,

Am Fenster ich einsam stand

[...]

Und die Brunnen verschlafen rauschen

In der prächtigen Sommernacht. –"

Eichendorff erzeugt mit seiner Wortwahl nicht nur eindrucksvolle Bilder der Natur in der Vorstellung der Lesenden, sondern bringt durch die schönen, stilisierten Beschreibungen das Gefühl der Sehnsucht des lyrischen Ichs zum Ausdruck.

Manche Sätze sind invertiert, also so umgestellt, dass sie nicht der klassischen Reihenfolge von Subjekt, Prädikat, Objekt entsprechen. Dadurch wird ein Fokus auf die Wörter gelegt, die am Anfang oder Ende des Verses liegen.

"Am Fenster ich einsam stand"

"Das Herz mir im Leib entbrennte,"

"Sehnsucht" von Eichendorff – Stilmittel

Das erste markante Stilmittel, das Dir im Gedicht "Sehnsucht" begegnet, ist die Metapher "Das Herz mir im Leib entbrennte". Da ein Herz nicht wörtlich in Flammen aufgehen kann, ist hier eine heftige Gefühlsregung gemeint. Sie überfällt das lyrische Ich plötzlich, ausgelöst durch das Geräusch des Posthorns und ist schmerzhaft. Die Gefühlsregung lässt sich leicht mit Sehnsucht deuten.

Eine Metapher stellt einen Sachverhalt durch einen bildhaften Vergleich dar und ist immer auf Interpretation angewiesen. Du findest bei StudySmarter eine Erklärung zur "Metapher", in der Du Dich noch genauer informieren kannst.

Dafür spricht auch der folgende Ausruf des lyrischen Ichs: "Ach, wer da mitreisen könnte, in der prächtigen Sommernacht!" Zwar denkt es die Worte nur stumm für sich, aber durch das Ausrufezeichen und das "Ach" wird die Emotionalität des Ausrufs deutlich. Das lyrische Ich hat Sehnsucht nach dem Reisen, das ihm im Moment aber scheinbar nicht möglich ist.

Das rhetorische Stilmittel des Ausrufs wird auch Exclamatio genannt. Du findest mehr Informationen zu den Stilmitteln und ihrer Verwendung in den jeweiligen Erklärungen.

In Strophe zwei und drei liegen Personifikationen vor. Dabei lässt Eichendorff Gegenstände und Dinge Handlungen vollziehen und macht sie dadurch Figuren ähnlich.

"Von Quellen, die von den Küften

Sich stürzen in die Waldesnacht.

[...]

Und die Brunnen verschlafen rauschen

In der prächtigen Sommernacht. –"

Im ersten Beispielsatz unterstreicht wird mit der Personifikation die Bewegung und Lebendigkeit der Natur unterstrichen. Die verwunschene, magische Stimmung in der dritten Strophe wird durch die Personifikation im zweiten Beispielsatz verstärkt.

Bei dem Wort "Waldesnacht" handelt es sich um einen Neologismus. Durch die Komposition von "Wald" und "Nacht" hat Eichendorff einen neuen Begriff geschaffen, vermutlich um die Stimmung der Nacht im Wald angemessen ausdrücken zu können.

Dass Eichendorff auch Lautmalerei einsetzt, wird an dem Wort "rauschen" deutlich, das zweimal vorkommt und zusammen mit anderen "s"- und "sch"-Lauten steht.

"Wo die Wälder rauschen so sacht,"

"Und die Brunnen verschlafen rauschen"

Der Klang des Rauschens wird dadurch nachgeahmt und Du kannst ihn Dir beim Lesen direkt vorstellen. Diese Lautmalerei wird als Stilmittel "Onomatopoesie" genannt.

Um Dich in das Thema zu vertiefen, lies Dir gerne die dazugehörenden Artikel zu "Neologismus" und "Onomatopoesie" durch!

"Sehnsucht" von Eichendorff – Epoche

Die Romantik wird zwischen 1795 und 1835 verortet. Sie entstand vornehmlich als Gegenbewegung zur Weimarer Klassik. Indem in romantischen Werken das Fantastische und die Empfindsamkeit im Fokus standen, brachen sie außerdem bewusst mit dem Rationalismus der Epoche der Aufklärung.

Der Epochenumbruch lässt sich auch durch historische Ereignisse herleiten. Nach der Französischen Revolution 1789 und der darauffolgenden Herrschaft Napoleons wurden politische und kulturelle Umstrukturierungen in ganz Europa durchgenommen. Die Menschen lehnten sich gegen die Bevormundung durch die Kirche und absolutistische Herrscher auf. Dieser Freiheits- und Geltungsdrang spiegelte sich in den Werken der Aufklärung, Weimarer Klassik und des Sturm und Drang wider.

Nach der Zerschlagung von Napoleons Herrschaft bemühten sich die deutschen Machthaber, ihre Positionen wieder zu festigen und die Beteiligung des Volkes an der Regierung zu unterbinden. Für die Menschen bedeutete das eine Zeit der Rückschritte und Enttäuschungen.

Diese Phase fand nach dem Wiener Kongress 1815 statt und wird als Restauration bezeichnet. Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, lies Dir gerne die Erklärung "Legitimität & Restauration" durch!

Die Romantiker wandten sich von den Belangen der Gesellschaft ab und der Natur zu. Dort und in der Fantasie und Magie suchten sie Ablenkung. In dieser Flucht aus der Realität lag auch Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Umständen, sie wurde aber nicht mehr so explizit geäußert wie in den vorangehenden Epochen.

Romantische Merkmale von "Sehnsucht"

Die Merkmale der romantischen Literatur erfährst Du hier direkt am Beispiel von "Sehnsucht". Als Gedicht vertritt es zunächst die Gattung, die in der Romantik am beliebtesten war. Allerdings erschienen auch einige Romane und Erzählungen. Zum ersten Mal wurden auch Märchen in großem Stil gesammelt und veröffentlicht, wie durch die Gebrüder Grimm.

Nicht selten kam es in der Romantik unter den Gattungen zu Vermischungen. "Sehnsucht" wurde erstmals mit Eichendorffs Roman "Dichter und ihre Gesellen" veröffentlicht. Dort war das Gedicht als Lied eingefügt, das eine der Figuren singt.

Dass Volkslieder in der Romantik beliebt waren, hast Du hier bereits erfahren. Viele Gedichte von Eichendorff und anderen Verfasser*innen seiner Zeit waren in ihrer Form und ihrem Rhythmus dem Volkslied ähnlich.

Die zentralen Motive der Romantik waren Natur, die persönliche Gefühlswelt und das Fantastische.

  • Wie in "Sehnsucht" wurde die Natur auch in vielen anderen Werken als Rückzugsort und Ziel des Wanderns geschätzt und ihre Schönheit hervorgehoben.

  • Der Mensch wurde in vorangehenden Epochen als Beherrscher und Erforscher der Natur verstanden, die Romantiker verstanden den Menschen eher als Teil der Natur.

  • Häufig thematisierten romantische Werke die Nacht. Dabei wurde sie nicht dunkel und unheimlich dargestellt, sondern wie in "Sehnsucht" voll Mond- und Sternenlicht. In der Nacht verschwimmen die Grenzen und die Welt wirkt weit.

Das Gedicht "Mondnacht" von Joseph von Eichendorff befasst sich eingehend mit dem Phänomen der Nacht. Lies Dir gerne die Erklärung dazu durch, wenn du mehr über Gedichte der Romantik und des Verfassers erfahren möchtest.

  • Wandern und Reisen waren beliebt in der Romantik, da man so der Natur nah sein und dem Alltag entfliehen konnte.

  • Die Literatur wurde als Ablenkung und Zuflucht vor den Problemen des Alltags benutzt. In der Romantik war sie deshalb von fantastischen Elementen beeinflusst. Magie und Fabelwesen kamen beispielsweise in Märchen vor, häufig wurde das Übernatürliche aber nur in Vergleichen und Stilmitteln deutlich, wie die Personifikationen in "Sehnsucht".

  • Die Figuren romantischer Werke werden oft einsam dargestellt. Dadurch setzen sie sich mit ihren Emotionen auseinander. Die Außenwelt, insbesondere die Natur, steht in direktem Bezug zur Innenwelt der Figur und beeinflusst diese.

  • Das Gefühl Sehnsucht war zentral für die Epoche Romantik. Es vereint Vorstellungskraft, Fantasie und Wertschätzung und drückt außerdem aus, dass das Ersehnte in möglicherweise unerreichbarer Ferne liegt.

Joseph von Eichendorff

Der Verfasser von "Sehnsucht", Joseph von Eichendorff, lebte zwischen 1788 und 1857. Er entstammte einer Adelsfamilie aus Oberschlesien und genoss eine gute Schulbildung. Schon seit seiner frühen Jugend verfasste Eichendorff literarische Werke, insbesondere Lyrik. Er studierte Jura, war für zwei Jahre Soldat im Krieg gegen Napoleon und arbeitete später im preußischen Staatsdienst. Eichendorff galt als kluger, fleißiger Mensch, der der Natur und seiner Heimat verbunden war.

Seine Werke sind repräsentativ für die Hoch- und Spätromantik (1804–1835), waren bei seinen Zeitgenossen beliebt und werden auch heute noch viel gelobt. Von Eichendorff stammen unter anderem die Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" sowie die Gedichte "Mondnacht", "Frische Fahrt" und "Das zerbrochene Ringlein".

"Sehnsucht" von Eichendorff – Interpretation

Zusätzlich zu den Aspekten der Analyse und den Epochenmerkmalen findest Du hier noch ein paar Punkte, die Dir Interpretationsansätze für "Sehnsucht" bieten.

Das Fenster als Grenze

Das lyrische Ich beobachtet die Nacht durch sein Fenster. Dieses stellt die Grenze zwischen dem Zimmer, in dem das lyrische Ich einsam steht, und der Welt draußen dar. Das lyrische Ich ist von dieser Welt getrennt und nur seine Fantasie kann, beflügelt durch das Lied, in die Ferne entfliehen. Diese Distanz wird durch die erzählerische Formulierung "Es schienen so golden die Sterne" statt "Die Sterne schienen so golden" verstärkt.

Anscheinend kann das Lyrische Ich kein Teil der Welt draußen werden, indem es selbst eine Reise antritt, wie aus der Verwendung des Konjunktivs "wer da mitreisen könnte" deutlich wird. Ebenso verrät das Entbrennen des Herzens, dass es sich bei der Sehnsucht um ein schmerzhaftes, unerfüllbares Sehnen handelt.

Gegenstand der Sehnsucht

Als Gegenstand der Sehnsucht steht hier der Wunsch zu Reisen und die Natur zu erleben im Vordergrund. Das lyrische Ich könnte auch den Wunsch hegen, seinem Alltag zu entfliehen und in ein anderes Land zu reisen. Die in der dritten Strophe beschriebenen Ruinen und Statuen können als Hinweis auf Griechenland oder Italien mit ihren Spuren der antiken Kulturen gedeutet werden.

Das lyrische Ich kann durch Alter oder Verpflichtungen am Reisen gehindert sein. In diesem Fall würde es sich wohl nach Jugend und Ungebundenheit sehnen. Allerdings hatte die Sehnsucht in den Werken der Romantik nicht immer einen konkreten Gegenstand, sondern wurde schlicht als Gefühl zelebriert.

In der Weimarer Klassik wurde die Denkerkultur des antiken Griechenlands und Roms gefeiert. Setzt Du die verwildernden Paläste und Marmorstatuen in "Sehnsucht" mit den antiken Kulturen in Verbindung, könnten sie auch ein Symbol dafür sein, dass die Ideale der Weimarer Klassik vergehen.

In der Romantik war besonders das Mittelalter als Vorlage und Inspiration beliebt. Die an den Fenstern wartenden Mädchen und das Lautenspiel können auf den Minnesang des Mittelalters deuten. Dabei trugen junge Männer reichen Damen Liebeslieder vor.

Formale Aspekte

Die letzten Verse der ersten und dritten Strophe gleichen sich. In der ersten Strophe ist "In der prächtigen Sommernacht" Teil des stillen Ausrufs des lyrischen Ichs und endet mit einem Ausrufezeichen. Am Ende des letzten Verses des Gedichts steht hingegen ein Punkt hinter "Sommernacht", gefolgt von einem Gedankenstrich. Daraus kannst Du deuten, dass die Aufregung, die das lyrische Ich in der ersten Strophe ergriffen hat, im Laufe des Gedichts abgeflaut ist. Seine Gedanken sind von der schönen, bewegten Natur zu verwunschenen Gärten gelangt, in denen die Stimmung friedlicher ist. Der Gedankenstrich gleicht dabei einem offenen Ende: Das lyrische Ich kann weiter träumen, unterbricht dies aber vielleicht, weil seine Sehnsucht unerfüllbar ist.

Das Metrum von "Sehnsucht" lässt zwar einen gleichmäßigen Rhythmus zu, dennoch ist es nicht einheitlich und hat keinen stetigen Wechsel von betonten und unbetonten Silben. Dadurch entsteht innerhalb der Verse eine gewisse Bewegung. Diese kannst Du in Bezug zu der Bewegung setzen, die die Verben im Gedicht ausdrücken und zu den Gefühlsregungen des Lyrischen Ichs.

Sehnsucht Eichendorff - Das Wichtigste

  • "Sehnsucht" ist ein Gedicht von Joseph von Eichendorff, das im Jahr 1833 veröffentlicht wurde und ein klassisches Werk der Romantik darstellt.
  • "Sehnsucht" von Joseph von Eichendorff – Inhalt: Es handelt von einem lyrischen Ich, das bei Nacht am Fenster steht und zwei vorbeiwandernde Gesellen beobachtet. Diese singen ein Lied über die schöne Natur und alte verwunschene Ruinen.
  • "Sehnsucht" von Eichendorff – Metrum und Reimschema: Das Gedicht hat 3 Strophen mit jeweils 8 Versen und ist im Kreuzreim verfasst. Ein festes Metrum hat es nicht, dennoch ist es rhythmisch gleichmäßig.
  • "Sehnsucht" von Eichendorff – Analyse: Die Handlungsebene ist im erzählenden Stil im Präteritum und Perfekt verfasst, während der Inhalt des Liedes der Gesellen im Präsens steht.
  • "Sehnsucht" von Eichendorff – Stilmittel: Joseph von Eichendorff setzt Begriffe und Stilmittel gezielt ein, um die Vorstellungskraft der Lesenden anzuregen und die Emotionen des lyrischen Ichs darzustellen. Wichtige Stilmittel sind die Metapher, der Ausruf und die Onomatopoesie.
  • "Sehnsucht" von Eichendorff – Epoche: "Sehnsucht" besitzt viele Merkmale, die für die Epoche Romantik typisch sind. Dazu gehören die Wertschätzung der Natur, Wandern und Reisen sowie Emotionen wie Sehnsucht, Fantasie und Einsamkeit.
  • "Sehnsucht" von Eichendorff – Interpretation: Die Sehnsucht des lyrischen Ichs bezieht sich auf das Reisen und die Natur, es scheint aber so, als könne es seine Wünsche nicht erfüllen und müsse hinter dem Fenster bleiben.

Nachweise

  1. Schurf; Wagener, ed. (2009). Texte, Themen und Strukturen. Cornelsen Verlag.
  2. Lektürehilfe.de: Sehnsucht, Joseph von Eichendorff. (08.06.2022).

Häufig gestellte Fragen zum Thema Sehnsucht Eichendorff

Die Metapher "Das Herz mir im Leib entbrennte" steht für das plötzlich und schmerzhaft auftretende Gefühl der Sehnsucht des Lyrischen Ichs. Sie wird durch den Klang des Posthorns ausgelöst.

Das Gedicht "Sehnsucht" hat abwechselnd weibliche und männliche Kadenzen. Die Verse enden also abwechselnd zweisilbig (betont – unbetont) und einsilbig (betont).

Das Gedicht "Sehnsucht" weist verschiedene Merkmale der Epoche Romantik auf: Wertschätzung der Natur, die Nacht als Handlungsort, fantastische Einflüsse, Fokus auf Emotionen und Innerlichkeit und das Thematisieren des Gefühls Sehnsucht.

Das Gedicht "Sehnsucht" wurde von dem romantischen Dichter Joseph von Eichendorff verfasst und 1833 veröffentlicht.

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