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Hymnen an die Nacht

Im Jahr 1800 veröffentlichte Georg Friedrich Philipp von Hardenberg unter dem Pseudonym Novalis seine "Hymnen an die Nacht". In den sechs Hymnen werden die Todessehnsucht und die Unzulänglichkeiten der irdischen Welt thematisiert.  

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Im Jahr 1800 veröffentlichte Georg Friedrich Philipp von Hardenberg unter dem Pseudonym Novalis seine "Hymnen an die Nacht". In den sechs Hymnen werden die Todessehnsucht und die Unzulänglichkeiten der irdischen Welt thematisiert.

Die Hymne ist eine Form des Gedichts, die keinen strengen formalen Anforderungen unterliegt und inhaltlich die Lobpreisung eines Gottes, eines Ortes, einer Person oder von Gefühlen thematisiert. Durch die freie Form der Hymne kann das Metrum, der Strophenaufbau und das Reimschema von den Autorinnen und Autoren frei gewählt werden.


Zentrale Themen des Zyklus sind der Tod, das Dasein in einer anderen Welt, fernab des Lebens und die Liebe.

Ein Gedichtzyklus ist eine literarische Form, bei der mehrere Gedichte zu einer größeren Einheit zusammengefasst werden können. Die Gedichte erhalten hierbei jeweils Funktionen oder Bedeutungen, die über ihre ursprüngliche Bedeutung hinausreichen.

"Hymnen an die Nacht" – Zusammenfassung

In den sechs Hymnen wird die Todessehnsucht des lyrischen Ich thematisiert, die ein Leben fernab der irdischen Welt anstrebt.

Das Adjektiv "irdisch" meint so viel wie "zur Welt oder zur Erde gehörend".

Erste Hymne

Die erste Hymne kann in drei Teile aufgeteilt werden.

Im ersten Teil beschreibt das lyrische Ich die Vorzüge des Lichts und lobt dieses, indem es angibt, dass das Licht den Menschen Freude bereitet. Außerdem heißt es, dass die gesamte Natur – darunter auch der Mensch – das Licht atmet. Weiterhin erfahren die Lesenden, dass das Licht über allem stehe und gewissermaßen als Prinzip des Lebens betrachtet werden kann.

Das lyrische Ich ist die Sprecherin oder der Sprecher eines Gedichts. Dabei handelt es sich um eine fiktive, von der Autorin oder dem Autor erfundene Stimme, die dem Lesenden ihre Gedanken und Gefühle mitteilt. Die Person des lyrischen Ichs bleibt meist unbekannt und ist fiktiv.

Im zweiten Teil wird die Nacht eingehend thematisiert. Diese ist laut dem lyrischen Ich durch Gefühle wie z.B. Einsamkeit gekennzeichnet. Außerdem verschmilzt das lyrische Ich durch die Hinwendung an die Nacht auf gewisse Weise mit dieser, denn sein weltliches Leben am Tag rückt in der Nacht immer mehr in den Hintergrund. Zuletzt macht das lyrische Ich deutlich, dass es Sehnsucht nach dem Licht verspürt.

Im dritten Teil freundet sich das lyrische Ich schließlich mit der Nacht an, indem es ihre Vorzüge hervorhebt. Dabei gibt es an, dass die Nacht seiner Seele gut tut. Daraufhin wechselt das lyrische Ich in die 3. Person Plural, in ein lyrisches Wir. Dieses lyrische Wir bezeichnet die Nacht als Königin der Welt.

Beim lyrischen Wir handelt es sich ebenso wie beim lyrischen Ich um die fiktive Stimme eines lyrischen Textes, die Gedanken und Gefühle vermittelt. Der Unterschied liegt darin, dass es sich um Sprecherinnen und Sprecher handelt, also um die Pluralform des lyrischen Ichs.

Darüber hinaus ist die Nacht nun der Raum, in dem die Liebe vollzogen wird. Das lyrische Wir wechselt in das lyrische Ich – dieses spricht seine unbekannte Geliebte in direkter Ansprache an: Die Nacht "sendet mir dich – zarte Geliebte – liebliche Sonne der Nacht"1.

Zweite Hymne

In der zweiten Hymne beschreibt das lyrische Ich das Vorübergehen der Nacht. Mit drei rhetorischen Fragen beginnt es, darüber zu klagen, dass allein die Nacht ohne Zeit und Raum auskommt, während der Tag stets Tätigkeiten bereithält. Dabei ist es insbesondere der Schlaf der Nacht, der als heilig beschrieben wird, weil seine Dauer unendlich ist.

Die rhetorische Frage ist eine Frage, die die Antwort schon in sich trägt oder bei der die Antwort bereits klar ist. Sieh Dir doch die Erklärung "Rhetorische Frage" auf StudySmarter an, wenn Du mehr über dieses Stilmittel erfahren möchtest!

Weiterhin bemängelt das lyrische Ich, dass allein ein Tor die Nacht falsch beurteilt und sich nicht über ihr wahres Wesen bewusst ist.

Als Tor wird eine Person verstanden, die männlich ist und töricht, also unklug handelt. Eine solche Person wird auch als "weltfremd" bezeichnet, da sie dazu neigt, Geschehnisse oder Menschen falsch einzuschätzen.

Dritte Hymne

In der dritten Hymne spricht das lyrische Ich von einer Zeit, in der es große Schmerzen verspürte. Zu dieser Zeit sei es einsam gewesen und habe große Angst verspürt. Dennoch habe es nicht den Wunsch verspürt, zu sterben.

Statt zu verzweifeln, hat das lyrische Ich realisiert, dass seine Wehmut in eine unergründliche Welt geflossen sei. Das Ergebnis hiervon war, dass es eine Begeisterung für die Nacht verspürte.

Als "Wehmut" wird ein stiller Schmerz, den man bei Erinnerung an etwas Vergangenes verspürt, bezeichnet.

Mit dieser Nachtbegeisterung ging die Tatsache einher, dass das lyrische Ich plötzlich die Umrisse seiner Geliebten gesehen habe. Dabei sah es in ihre Augen die Ewigkeit. Seit diesem Ereignis glaubt das lyrische Ich an den "Himmel der Nacht"1 und seine Geliebte dient ihm hierbei als Licht.

Vierte Hymne

In der vierten Hymne geht das lyrische Ich auf die Sehnsucht ein, die es bereits in den vorangegangenen Versen beschrieben hat. Diese Sehnsucht beinhaltet den ewigen Schlaf, der nicht mehr vom Licht des Morgens unterbrochen wird.

Daraufhin geht der Sprecher des Gedichts erneut auf die Nacht ein und stellt ihren Vorzug im Gegensatz zum Tag heraus, indem er angibt, dass derjenige, der die Nacht erlebt hat, nicht in die Welt zurückkehren möchte. Dies rührt daher, dass das Licht des Tages mit Unruhe einhergeht, während die Nacht Gegenteiliges verkörpert.

Diese Ausführungen reichen so weit, dass das lyrische Ich das Licht direkt anspricht. Dabei macht es dem Licht deutlich, dass es sich nicht von diesem locken lasse – denn es bleibt mit seinem Herz allein der Nacht treu. Des Weiteren trägt laut dem lyrischen Ich alles, was der Mensch mit Begeisterung empfindet, "die Farbe der Nacht"1.

Fünfte Hymne

In der fünften Hymne berichtet das lyrische Ich von einer Welt, in der Menschen und Götter harmonisch zusammenleben. Zu dieser Zeit sei die Erde unendlich gewesen und das Licht der Sonne sei lebendig gewesen. Diese Welt sei außerdem von einem alten Riesen getragen worden.

Mit Fortschreiten der Menschheit sei diese Welt allerdings aufgelöst worden und die Götter seien verschwunden. Ebenfalls sei diese Welt fantasielos und freudlos. Daraufhin berichtet das lyrische Ich von der Geschichte Jesu, der nach seinem frühen Tod im Jenseits weiterlebe. Daher sei der Tod ein Weiterleben in einer neuen Welt. Somit verliert auch der Tod seinen Schrecken und kann als Eintritt in eine Welt der Liebe angesehen werden.

Sechste Hymne

Die sechste Hymne trägt den Titel "Sehnsucht nach dem Tode". Beschrieben wird darin die Fragwürdigkeit des Lebens im Lichte in der 3. Person Plural.

Das lyrische Wir preist die Ewigkeit der Nacht. Auch wenn der Tag sie durch sein Licht erwärmt habe, sei der Kummer, der mit dem Tag einhergehe, viel zu lang. Aus diesem Grund wollen die Sprechenden nach Hause in die Nacht. Sie wissen nicht, was sie mit ihrer Liebe und Treue auf dieser Welt zu suchen haben.

Daraufhin geht das lyrische Ich auf die "Vorzeit"1 ein. Dies sei eine Zeit gewesen, in der es noch "uralte Stämme"1 gegeben habe. Manchmal brach auch ein Herz für die Liebe und Gott zeigte sich in dieser Zeit.

Da sich die Menschen in der neuen Welt aber danach sehnen, ihren Durst zu stillen, beschreibt das lyrische Ich deren tiefe Sehnsucht nach dem Tod. Nur mit dem Tod gelingt es ihnen, die heilige Zeit wiederzusehen. Auf der Welt haben sie nichts mehr zu suchen. Zuletzt verlässt das lyrische Ich diese Welt.

"Hymnen an die Nacht" – Analyse

Im Folgenden findest Du die Analyse der "Hymnen an die Nacht". Diese Analyse umfasst den Aufbau der Hymnen, sowie deren Sprache, zu der u. a. die Stilmittel gehören.

Aufbau

Hinsichtlich des Aufbaus der Hymnen fällt auf, dass die ersten drei Hymnen in Prosaform verfasst sind. Die vierte und fünfte Hymne beinhalten hingegen teilweise Verse, während die sechste Hymne als Gedicht vollständig in Versform verfasst ist. Während die ersten beiden Hymnen sowie die vierte Hymne im Präsens geschildert werden, weichen die Ausführungen in der dritten, fünften und sechsten Hymne dem Präteritum.

Unter "Prosaform" werden all solche Texte verstanden, die nicht der Lyrik zuzuordnen sind und damit als freie und ungebundene Form der Sprache auftritt. Zur Prosa gehören deshalb auch Texte der Epik und der Umgangssprache. Sieh Dir doch die Erklärung "Prosa" auf StudySmarter an, wenn Du mehr über die Prosa erfahren möchtest!

Während die ersten vier Hymnen aus der Perspektive eines Ich-Erzählers verfasst sind, ist die fünfte Hymne aus Sicht einer dritten Person formuliert. Die fünfte Hymne wird hingegen im Plural in Form eines "Wir" dargelegt.

Der Ich-Erzähler ist meist auch die Hauptfigur eines Werks. Wenn ein Text über einen Ich-Erzähler verfügt, dann wird direkt aus der Sicht dieser Person erzählt. Alles, was die Figur erlebt, erlebst auch Du als lesende Person. Du hast Einblick in die Gedanken und Gefühle der Hauptfigur, aber nicht in die Gedanken und Gefühle der anderen Figuren.

Sprache

Da die "Hymnen an die Nacht" sehr umfangreich sind, wird im Folgenden die zweite Hymne beispielhaft analysiert.

Hinsichtlich der Sprache der zweiten Hymne fällt insbesondere der veraltete Wortschatz und der gehobene Sprachstil auf:

Zugemessen ward dem Lichte seine Zeit; aber zeitlos und raumlos ist der Nacht Herrschaft.1

Statt das Verb "wurde" zu verwenden, wird hier die dichterische Form "ward" verwendet. Die gängige Wortreihenfolge "ist die Herrschaft der Nacht" wird durch die unübliche Wortreihenfolge "ist der Nacht Herrschaft" abgewandelt.

Aus der zweiten Hymne lässt sich außerdem das Motiv der Nacht herausarbeiten. Dieses ist nicht nur in dieser Hymne vorhanden, sondern stellt ein zentrales Motiv des gesamten Zyklus dar.

Ein zentrales Motiv wird in der Literatur auch Hauptmotiv genannt. Dieses Motiv ist für die wesentliche Strukturierung des literarischen Textes zuständig und gibt das Hauptthema dieses Textes an. Somit ist es das wichtigste Motiv in einem Werk. Neben dem zentralen Motiv gibt es außerdem noch Nebenmotive, Leitmotive, Stumpfe Motive und Blinde Motive.

Die Nacht wird in der zweiten Hymne in direktem Gegensatz zum Tag gesetzt. Während die Nacht durch einen "himmlischen Anflug"1 charakterisiert wird, ist der Tag mit einer "irdischen Gewalt"1 gleichzusetzen. Die Nacht ist raumlos und zeitlos, denn "ewig ist die Dauer des Schlafs"1. Demnach beschreibt das lyrische Ich die Nacht durch den ewigen Schlaf, also die Ewigkeit, während der Tag endlich, also mit den Gegebenheiten von Raum und Zeit verbunden ist.

Darüber hinaus ist in der zweiten Hymne eine Personifikation auszumachen. Das lyrische Ich spricht in direkter Ansprache zum Schlaf:

Heiliger Schlaf – beglücke zu selten nicht der Nacht Geweihte in diesem irdischen Tagewerk. Nur die Toren verkennen dich und wissen von keinem Schlafe, als dem Schatten, den du in jener Dämmerung der wahrhaften Nacht mitleidig auf uns wirfst.1

Indem das lyrische Ich den Schlaf mit dem Personalpronomen "dich" anspricht, weist es indirekt auf die Bedeutsamkeit der Nacht und des Schlafes, der die Ewigkeit einschließt, hin. Weil der Schlaf die Menschen beglücken kann, wird ihm eine Fähigkeit zugesprochen, die normalerweise nur Menschen zugeschrieben wird.

Das rhetorische Stilmittel der Personifikation verleiht Tieren, Pflanzen oder Gegenständen menschliche Charakterzüge, Eigenschaften oder Fähigkeiten. Wenn Du mehr über dieses Stilmittel erfahren möchtest, sieh Dir gerne die Erklärung "Personifikation" auf StudySmarter an!

Des Weiteren ist in der zweiten Hymne ein Oxymoron zu identifizieren. Ein Oxymoron ist die Kombination aus zwei sich logisch widersprechenden oder in ihrer Bedeutung gegensätzlichen Begriffen. Dieser Widerspruch ist in der Verwendung des Begriffs "Schlaf" zu erkennen:

Ewig ist die Dauer des Schlafs1

Obwohl der Schlaf im gängigen Sprachgebrauch zeitlich begrenzt ist, verwendet das lyrische Ich diesen Begriff gemeinsam mit dem Adjektiv "ewig". Dieser Widerspruch führt den Lesenden die Sehnsucht des lyrischen Ich nach dem Tod vor Augen. Das Oxymoron dient somit der Verstärkung des Sachverhalts und unterstreicht die angesprochene Thematik der Nacht, die das Leben fernab der irdischen Welt und somit den Tod einschließt.

"Hymnen an die Nacht" – Interpretation

Novalis wirft mit seinen "Hymnen an die Nacht" mehrere Möglichkeiten der Interpretation auf. Im Wesentlichen geht es in "Hymnen an die Nacht" um ein Leben fernab der irdischen Welt und damit einhergehend um eine Sehnsucht nach dem Tod.

Anhand der folgenden Interpretationsansätze lässt sich die Bedeutung von "Hymnen an die Nacht" erschließen.

Das Dasein in einer Welt fernab des Lebens

Was hinsichtlich der ersten Hymne auffällt ist, dass das lyrische Ich den Tag lobpreist und das Licht als "allerfreulich"1 bezeichnet. Weiter vergleicht es das Licht mit "des Lebens innerste[r] Seele"1 und setzt die Natur in ein Verhältnis mit dem Licht. So atme das Licht laut dem lyrischen Ich die Natur, wozu auch der Mensch, nämlich der "herrliche Fremdling"1 gehört. Somit ist davon auszugehen, dass das Licht in diesem ersten Teil der ersten Hymne als Metapher des Lebens fungiert.

Als Metapher wird ein sprachliches Bild bezeichnet, das so viel wie "Übertragung" bedeutet. Wenn Du mehr über das rhetorische Stilmittel der Metapher erfahren möchtest, sieh Dir die Erklärung "Metapher" auf StudySmarter an!

Nach diesem ersten Teil kommt es jedoch zu einem Bruch: Das lyrische Ich spricht davon, dass es sich nun der "heiligen, unaussprechlichen, geheimnisvollen Nacht"1 zuwendet. Plötzlich liegt die Welt in den Augen des lyrischen Ich "fernab"1 und erscheint "wüst und einsam"1. Anzunehmen ist, dass das lyrische Ich eine schwere Zeit durchmacht, denn es will sich nun vom Tage abwenden, um des "Lebens kurze Freuden und vergebliche Hoffnungen"1 zu verabschieden.

Im weiteren Verlauf der Hymnen stellt das lyrische Ich die Nacht als heilig dar. Dies reicht bis hin zum Wunsch, den Tag nach der Nacht nicht mehr zu erleben:

Muß immer der Morgen wiederkommen? Endet nie des Irdischen Gewalt?

Hierbei ist es die "unselige Geschäftigkeit"1 der Menschen, die "den himmlischen Anflug der Nacht"1 unmöglich macht. Infolgedessen ist davon auszugehen, dass sich das lyrische Ich nach einem Leben fernab der irdischen Welt sehnt. Denn die "irdische Herrlichkeit"1, die mit dem Tag und dem Licht verbunden ist, fließt gemeinsam mit der Trauer des lyrischen Ich dahin. Nun ist es die "Nachtbegeisterung"1, die das lyrische Ich antreibt.

Das Nomen "Geschäftigkeit" bezieht sich auf eine unentwegte Tätigkeit und meint einen pausenlosen Zustand.

Mit der Sehnsucht nach einem Leben fernab der irdischen Welt geht außerdem die Sehnsucht nach dem Tod einher, die das lyrische Ich empfindet. Das lyrische Ich deutet an, weshalb es den Tod als ansprechend erachtet. So sei es neben der Geschäftigkeit der Menschen das unruhige "Treiben der Welt"1, dem das lyrische Ich entfliehen möchte. Der Tod könnte somit eine Metapher für ein friedvolles Dasein sein, das fernab der irdischen Welt existiert.

Die Liebe nach dem Tod

Das lyrische Ich deutet in der ersten Hymne darauf hin, dass seine Geliebte die "liebliche Sonne der Nacht"1 ist. Die Nacht ist außerdem der Grund dafür, dass dem lyrischen Wir die Augen geöffnet worden sind. Dies führt dazu, dass sie erkennen, dass die Liebe auch nach dem Tod besteht, denn die Nacht ist laut dem lyrischen Ich die "Pflegerin seliger Liebe"1 und sie sendet ihm seine Geliebte.

An dieser Stelle kann ein biografischer Rückgriff auf Novalis erfolgen, der sich im Alter von 22 mit Sophie von Kühn, einem 13-jährigen Mädchen, verlobte. Diese stirbt nur drei Jahre nach der Verlobung an einer unheilbaren Krankheit. Dieser auslösende Moment bestimmte fortan den Schaffensprozess des Dichters.

Dass das lyrische Ich in "Hymnen an die Nacht" ebenfalls von einer Geliebten, die sich bereits im Reich der Toten befindet, spricht, gibt Anlass, einen biografischen Bezug zu Novalis herzustellen. Die "Hymnen an die Nacht" können deshalb auch als Trauerzeugnis Novalis' interpretiert werden. Schließlich würde ein Leben fernab der irdischen Welt für Novalis das Wiedersehen mit seiner verstorbenen Verlobten bedeuten.

"Hymnen an die Nacht" – literarische Epoche

Novalis' "Hymnen an die Nacht" wurden im Jahr 1800 veröffentlicht. Diese Zeit ist der literarischen Epoche der Romantik zuzuordnen. Die Romantik ist eine literarische Epoche, die auf den Zeitraum von ca. 1795 bis 1835 datiert ist. Im Mittelpunkt stand die Freiheit des Individuums und dessen schöpferisches Schaffen sowie die Weltflucht und die Sehnsucht nach dem Mittelalter.

Den Vertretenden der Romantik ging es darum, dass in ihren Augen das Menschenbild der Weimarer Klassik unvollständig war. Dieses sah vor, dass nur in rationalen Kategorien gedacht werden sollte.

Bei der Weimarer Klassik handelt es sich um eine Literaturepoche, die vom Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts andauerte. Sie orientierte sich stark an klassischen antiken Dichtern und wurde von Goethe, Schiller, Herder und Wieland, dem sogenannten Viergestirn, vertreten und geprägt.

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Nach Auffassung der Vertretenden der Romantik sollten diese rationalen Denkkategorien nicht abgeschafft, sondern ergänzt werden. Über rationales Denken hinaus sollten auch unerklärliche, fantastische und träumerische Aspekte zum menschlichen Denken und Empfinden hinzukommen.

Ein Zustand, in dem sowohl rationales Denken, als auch übernatürliche Empfindungen und Träume möglich sind, wurde als "universal poetisch" bezeichnet und kennzeichnete das Hauptanliegen von Künstlerinnen und Künstlern der Romantik. Sie sahen diesen Zustand als einen Zustand der Einheit von Körper und Geist.

Im Allgemeinen bestand eine Sehnsucht nach der Schönheit und Unverfälschtheit der Wildnis, von der sich die Menschheit seit der Aufklärung immer weiter entfernte.

Die literarische Epoche der Aufklärung wird auf den Zeitraum von ca. 1720 bis 1785 datiert. Der wohl bedeutendste Vertreter dieser Epoche ist der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804). Die Autorinnen und Autoren dieser Zeit sahen die rationale Vernunft als die wichtigste, menschliche Fähigkeit an. Von dieser Fähigkeit ausgehend erhofften sich die Repräsentantinnen und Repräsentanten der Aufklärung gesellschaftliche Veränderungen auf sozialer, politischer und philosophischer Ebene.

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Novalis – "Hymnen an die Nacht"

Novalis' bürgerliche Name war Georg Philipp Friedrich von Hardenberg. Novalis wurde im Mai 1772 geboren und starb im Alter von 28 Jahren im März 1801. Er war ein deutscher Schriftsteller, Dichter und Philosoph zur Zeit der Frühromantik. Zur literarischen Schöpfung Novalis' zählen Gedichte, Fragmente, Essays und zahlreiche Aufzeichnungen in Themengebieten der Philosophie, der Politik, der Geschichte, der Religion oder der Naturwissenschaft.

Neben seinem bekannten Werk "Hymnen an die Nacht" (1800) zählt das Romanfragment bzw. der unvollendete Roman "Heinrich von Ofterdingen" (1802) zu einem seiner bekanntesten Werke.

Hymnen an die Nacht – Das Wichtigste

  • Im Jahre 1800 veröffentlichte Georg Friedrich Philipp von Hardenberg unter dem Pseudonym Novalis seine "Hymnen an die Nacht".
  • Innerhalb von sechs Hymnen werden darin die Todessehnsucht und die Unzulänglichkeiten der irdischen Welt thematisiert.
  • Zentrale Themen des Zyklus sind der Tod, das Dasein in einer anderen Welt fernab des Lebens und die Liebe als Mittlerin zwischen beiden Welten.
  • Hinsichtlich des Aufbaus der Hymnen fällt auf, dass die ersten drei Hymnen in Prosaform verfasst sind. Die vierte und fünfte Hymne beinhalten hingegen teilweise Verse, während die sechste Hymne vollständig in Versform verfasst ist. Darüber hinaus ist die dritte Hymne im Präteritum verfasst.
  • Im Wesentlichen geht es in "Hymnen an die Nacht" um ein Leben fernab der irdischen Welt und damit einhergehend um eine Sehnsucht nach dem Tod.
  • In "Hymnen an die Nacht" können verschiedene Stilmittel identifiziert werden. So z.B. die Personifikation oder das Oxymoron.
  • Novalis' "Hymnen an die Nacht" wurden im Jahr 1800 veröffentlicht. Diese Zeit ist der literarischen Epoche der Romantik zuzuordnen.

Nachweise

  1. www.gutenberg.org: Hymnen an die Nacht. (02.09.2022)
  2. www.lektuerehilfe.de: Hymnen an die Nacht. (02.09.2022)
  3. www.germanistiksofia.files.wordpress.com: Novalis. Hymnen an die Nacht. (02.09.2022)

Häufig gestellte Fragen zum Thema Hymnen an die Nacht

Innerhalb von sechs Hymnen werden in "Hymnen an die Nacht" die Todessehnsucht und die Unzulänglichkeiten der irdischen Welt thematisiert. 

Novalis (Georg Friedrich Philipp von Hardenberg) verfasste die "Hymnen an die Nacht".

Die "Hymnen an die Nacht" sind der literarischen Epoche der Romantik zuzuordnen. 

Die Hymne ist eine Form des Gedichts, die keinen strengen formalen Anforderungen unterliegt und inhaltlich die Lobpreisung eines Gottes, eines Ortes, einer Person oder von Gefühlen thematisiert. 

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