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Abend Andreas Gryphius

Bei dem Gedicht "Abend" handelt es sich um ein Sonett, das der deutsche Dichter Andreas Gryphius im Jahr 1650 verfasste. Aufgrund seiner Entstehungsperiode und formeller Merkmale wird dieses Sonett in die Literaturepoche des Barocks eingeordnet.

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Bei dem Gedicht "Abend" handelt es sich um ein Sonett, das der deutsche Dichter Andreas Gryphius im Jahr 1650 verfasste. Aufgrund seiner Entstehungsperiode und formeller Merkmale wird dieses Sonett in die Literaturepoche des Barocks eingeordnet.

Sonett

Das Sonett ist eine Gedichtform, die aus 14 Versen besteht. Dieses Gedicht gliedert sich in zwei Quartette und zwei Terzette. Häufig werden in einem Sonett eine These und eine Antithese, also eine Gegenthese, einander gegenübergestellt. Das heißt, sie bilden inhaltlich einen Kontrast ab. Das muss aber nicht immer der Fall sein. Diese Gedichtform war vor allem im Barock verbreitet.

Das Sonett "Abend"

In diesem Abschnitt findest Du den originalen Text des Gedichts "Abend" aus dem 17. Jahrhundert.

Abend.

Der schnelle Tag ist hin / die Nacht schwingt jhre fahn/

Vnd führt die Sternen auff. Der Menschen müde scharen

Verlassen feld vnd werck / Wo Thier vnd Vögel waren

Trawrt jtzt die Einsamkeit. Wie ist die zeit verthan!

Der port naht mehr vnd mehr sich / zu der glieder Kahn.

Gleich wie diß licht verfiel / so wird in wenig Jahren

Ich / du / vnd was man hat / vnd was man siht / hinfahren.

Diß Leben kömmt mir vor alß eine renne bahn.

Laß höchster Gott mich doch nicht auff dem Laufplatz gleiten /

Laß mich nicht ach / nicht pracht / nicht lust / nicht angst verleiten.

Dein ewig heller glantz sey vor vnd neben mir /

Laß / wenn der müde Leib entschläfft / die Seele wachen

Vnd wenn der letzte Tag wird mit mir abend machen /

So reiß mich auß dem thal der Finsternuß zu Dir.1

Eine mögliche Übertragung ins heutige Deutsch

Du hast beim Lesen des Gedichts vielleicht bemerkt, dass der Text viele Wörter enthält, die im gegenwärtigen Deutsch nicht mehr gebraucht oder ganz anders geschrieben werden. Damit dir das Lesen leichter fällt, findest Du im Folgenden eine Übertragung des Originaltextes in das heutige Deutsch:

Abend.

Der schnelle Tag ist hin / die Nacht schwingt ihre Fahn’/

Und führt die Sterne auf. Der Menschen müde Scharen

Verlassen Feld und Arbeit / Wo Tier und Vögel waren

Da ist jetzt die Einsamkeit. Wie ist die Zeit vertan!

Der Hafen naht mehr und mehr sich / zu der Glieder Kahn.

Gleich wie dies Licht verfiel / so wird in wenig Jahren

Ich / du / und was man hat / und was man sieht / hinfahren.

Dies Leben kommt mir vor wie eine Rennbahn.

Laß höchster Gott mich doch nicht auf dem Laufplatz gleiten /

Laß mich nicht Mühe / nicht Pracht / nicht Lust / nicht Angst verleiten.

Dein ewig heller Glanz sei vor und neben mir /

Laß / wenn der müde Leib entschläft / die Seele wachen

Und wenn der letzte Tag wird mit mir Abend machen /

So reiß mich aus dem Tal der Finsternis zu Dir.

Abend: Andreas Gryphius – Zusammenfassung

Im Folgenden erhältst Du eine Zusammenfassung von "Abend" von Andreas Gryphius. In den ersten vier Zeilen des Sonetts kommt eine melancholische Trauer zum Ausdruck, und zwar über die rasch vergehende Zeit. Das lyrische Ich hält in Worten fest, wie schnell der Abend den Tag abgelöst hat.

"Das lyrische Ich" bezeichnet die Person, die in einem Gedicht spricht. Diese Person wird von dem eigentlichen Autor bzw. der eigentlichen Autorin abgegrenzt.

Auch auf den Feldern ist es auf einmal einsam geworden. Dort herrschte in jüngster Vergangenheit noch etwas Lebendigkeit, weil dort Menschen arbeiteten. Nun aber sind diese genauso wie die Tiere und Vögel auf dem Heimweg. Für das lyrische Ich geht das alles zu schnell, daher ruft es im vierten Vers aus: "Wie ist die Zeit verthan!"

In den Versen fünf bis acht wird der rasch vergehende Tag mit dem menschlichen Leben verglichen: So wie der Tag schnell und fast unmerklich vergangen ist, wird eines nicht allzu fernen Tages auch das Leben zu Ende gehen. Daher kommt dem lyrischen Ich das Leben wie eine Rennbahn vor. Das heißt wiederum, dass in seinen Augen die Zeit zu entrinnen scheint.

Ab dem neunten Vers ist dann der Wunsch des lyrischen Ichs an den christlichen Gott zu lesen. Er soll den Lauf des Lebens nicht beschleunigen. Im Gegenteil, er soll das lyrische Ich vor dem bewahren, was ihm Lebenszeit stehlen könnte – sei es grundlose Angst, sinnlose Zeitverschwendung oder übermäßiges Bemühen um etwas. Daher der Appell:

"Laß höchster Gott mich doch nicht auff dem Laufplatz gleiten /

Laß mich nicht ach / nicht pracht / nicht lust / nicht angst verleiten."1

In dem elften Vers bittet das lyrische Ich den christlichen Gott darum, dass dieser ihm immer beistehe und seine Seele, also seine Psyche bzw. seinen Geist im Unterschied zu seinem Körper, jung und munter halte, wenn es zu altern beginnt. Denn das lyrische Ich möchte nicht, dass auch seine Seele altert.

In den beiden Schlussversen steigert sich seine Bitte dann zu dem Anspruch, dass der christliche Gott es nach dem Tod zu sich rufen soll.

Abend: Andreas Gryphius – Analyse

Eine genaue Analyse der Sprache und des Aufbaus von "Abend" von Andreas Gryphius kann das Verständnis des Gedichts erleichtern.

Unter Aufbau ist die äußere Form dieses Sonetts zu verstehen, während eine auffällige Wortwahl und verwendete Stilmittel zu den sprachlichen Aspekten gehören.

Abend: Andreas Gryphius – Stilmittel und Sprache

Nun erfährst Du mehr über die Sprache und Stilmittel in "Abend" von Andreas Gryphius. Bei dem Vergleich der Übertragung des Gedichts mit dem Originaltext siehst Du, dass das Gedicht viele Wörter enthält, die für heutige Ohren ungewöhnlich bis unverständlich klingen könnten.

So könnte Dich der Klang des Wortes "werck" zwar an das heute übliche Wort "Werk" erinnern, es bedeutete damals aber "eine alltägliche Arbeit". Heute bezeichnet das Wort stattdessen ein Kunstwerk oder eine schöpferische bzw. große, anstrengende Arbeit oder auch eine Fabrik.

Ebenso stark fällt auf, dass manche Nomen kleingeschrieben sind, was nicht den heutigen Rechtschreibregeln entspricht.

Die Nomen "lust" "angst" und "pracht" werden in der heutigen Rechtschreibung großgeschrieben.

Mehr Information zu den Rechtschreibregeln findest Du in der gleichnamigen Erklärung.

Auch einige rhetorische Stilmittel wirst Du in diesem Sonett finden, wie etwa eine Personifikation und einen Vergleich.

In der ersten Zeile etwa hat die Nacht eine Fahne, mit der sie Sterne heraufbeschwört. Damit wird die Nacht also personifiziert, also mit menschlichen bzw. göttlichen Fähigkeiten ausgestattet.

Personifikation ist ein Stilmittel, mit dem unlebendige Dinge vermenschlicht werden. Diesen wird dann menschliche bzw. göttliche Fähigkeiten zugesprochen.

Im achten Vers etwa findet sich ein Vergleich, ein Stilmittel, mit dem zwei Dinge miteinander verglichen werden.

"Diß Leben kömmt mir vor alß eine renne bahn."1

Hierbei wird das Leben als eine Rennbahn betrachtet und damit die Eigenschaften der Rennbahn auf das Leben übertragen.

Mehr Information zu den Stilmitteln findest Du in der Erklärung "Rhetorische Stilmittel" auf StudySmarter.

Abend: Andreas Gryphius – Aufbau

Der Aufbau von "Abend" von Andreas Gryphius ist der eines Sonetts, da es einige Merkmale dieser Gedichtform aufweist:

  • Es besteht aus 14 Versen, was typisch für ein Sonett ist.
  • Diese Verse setzen sich aus zwei Quartetten (Verse 1-4 und 5-8) und zwei Terzetten (Verse 9-11 und 12-14) zusammen, was ebenfalls charakteristisch für ein Sonett ist.

Ein Quartett bezeichnet eine Strophenform, die aus vier Versen besteht. Klassische Sonette enthalten jeweils zwei Quartette, die aufeinanderfolgen und dann zwei Terzette. Außerdem sind Quartette in der Regel durch ein gleiches Reimschema miteinander verbunden.
Ein Terzett bezeichnet ebenfalls eine Strophenform, die jedoch aus drei Versen besteht.

In dem Sonett "Abend" weisen beide Quartette einen umarmenden Reim, die beiden Terzette dagegen einen Schweifreim auf.

Abend: Andreas Gryphius – Metrum und Reimschema

Das komplette Sonett besteht aus sechshebigen Reimversen mit 12 bzw. 13 Silben. Konkret heißt das für jeden Vers, dass er insgesamt 12 bzw. 13 Silben enthält und bei dem Lesen jedes Verses die Stimme sechsmal gehoben werden muss. Dieses Metrum in "Abend" nennt man Alexandriner.

Alexandriner

Der Alexandriner ist ein Versmaß, das in der Literaturepoche des Barocks allgemein gebräuchlich war. Es handelt sich dabei um einen sechshebigen Jambus, der nach sechs von insgesamt zwölf Silben einen Schnitt im Vers schafft. Dieser Schnitt wird auch Zäsur genannt. Du kannst ihn einfach als Atempause lesen.

Bei dem folgenden Beispiel steht das kleine "x" für eine unbetonte (gesenkte), das große "X" für eine betonte (gehobene) Silbe.

Alexandriner mit zwölf Silben und Zäsur in der Mitte: xX xX xX | xX xX xX

Das vorliegende Gedicht "Abend" liest Du deshalb so:

"Der schnelle Tag ist hin / die Nacht schwingt jhre fahn/"1

Beim Lesen der gefärbten Wörter hebst Du die Stimme, bei den anderen senkst Du sie wieder. Dieses Verfahren gilt auch für alle übrigen Verse.

Wenn Du Dir die Versenden des Sonetts ansiehst, stellst Du fest: Der umarmende Reim überwiegt zahlenmäßig den Schweifreim, mit dem nur die zwei Terzette jeweils miteinander verbunden sind. Die Verse 1 bis 4 (fahn – waren; scharen – verthan), und dann die Verse 5 bis 8 sind jeweils mit dem umarmenden Reim nach dem Schema abba miteinander gekoppelt.

Reimschema

Gedichte werden in Versen geschrieben. In den meisten Fällen werden diese Verse miteinander verbunden, und zwar durch einen Reim. In einer Strophe können die Verse mit einem bestimmten Reimschema miteinander gekoppelt werden.

Im Sonett "Abend" sind der umarmende Reim und der Schweifreim zu finden.

Der umarmende Reim

Bei einem umarmenden Reim reimt sich der erste Vers mit dem vierten. Diese umarmen sozusagen die zwei Verse zwischen ihnen, also den zweiten und den dritten Vers, die sich wiederum miteinander reimen. Der umarmende Reim weist also das Schema abba auf.

Der Schweifreim

Bei einem Schweifreim reimen sich jeweils die ersten zwei Verse eines Terzetts miteinander, und der letzte Vers dieses Terzetts reimt sich dagegen jedes Mal mit dem letzten Vers des darauffolgenden Terzetts. Der Schweifreim hat daher das Schema ccdeed.

Abend: Andreas Gryphius – Interpretation

Das Sonett "Abend" von Andreas Gryphius kann nicht auf eine einzige Interpretation beschränkt werden, auch wenn es auf den ersten Blick nur um das Bedauern um die allzu schnell vergängliche Zeit zu gehen scheint.

Abend: Andreas Gryphius – Motive

Unter Motiv ist ein allgemeines Thema zu verstehen, das häufig den Stoff eines literarischen Werks bildet.

Zwei Motive sind im Sonett "Abend" von Andreas Gryphius aufspürbar:

  1. Die Vergänglichkeit, der alle Lebewesen unterworfen sind.
  2. Die göttliche Macht, mit der sich das lyrische Ich im Sonett vom Gesetz der Vergänglichkeit befreien möchte.

Das erste Motiv durchzieht die beiden Quartette (V. 1 bis V. 8), das zweite dann die zwei Terzette (V. 9 bis V. 14).

Während Trauer eher eine Stimmung im Sonett ist, die das lyrische Ich empfindet, ist der Tod das Hauptsymbol für die Vergänglichkeit. Denn es ist der Tod, vor dem das lyrische Ich steht und über den es nachdenkt. Daher kann der Abend als Lebensabend interpretiert werden.

"Vnd wenn der letzte Tag wird mit mir abend machen /"1

Die Vergänglichkeit, also die Tatsache, dass alles sich verändert und vergeht, ist ein Motiv im Sonett, das sich von Anfang bis Ende durch das Gedicht zieht. Das erste Quartett etwa handelt davon, wie der Tag zu Ende geht, das letzte Terzett etwa davon, dass der christliche Gott das lyrische Ich vor der Vergänglichkeit bewahren soll.

"So reiß mich auß dem thal der Finsternuß zu Dir."1

Auch die Macht Gottes stellt ein Motiv in diesem Sonett dar. Da im 17. Jahrhundert die Mehrheit der europäischen Bevölkerung gläubig war und dem Christentum angehörte, baten sie im Angesicht der Vergänglichkeit des Lebens Gott um Hilfe. Wenn Christenmenschen Angst vor dem Tod hatten, beteten sie zu Gott, damit er ihre Seelen nach dem Tod zu sich rufen, d. h. retten möge. Auch das lyrische Ich im Sonett glaubt an die Macht Gottes und hofft auf seine Rettung. Daher wird sie als ein literarisches Motiv verarbeitet.

Angst vor dem Lebensende

Das lyrische Ich nimmt im ersten Quartett wahr, wie schnell die Zeit vergeht.

"Der schnelle Tag ist hin / die Nacht schwingt jhre fahn/Vnd führt die Sternen auff. Der Menschen müde scharenVerlassen feld vnd werck / Wo Thier vnd Vögel warenTrawrt jtzt die Einsamkeit. Wie ist die zeit verthan!"1

Für das lyrische Ich vollzieht sich der Wechsel vom Tag zum Abend allzu schnell. Das beängstigt es (= Trawrt jtzt die Einsamkeit. Wie ist die zeit verthan!), was es dann im zweiten Quartett äußert.

"Der port naht mehr vnd mehr sich / zu der glieder Kahn.

Gleich wie diß licht verfiel / so wird in wenig Jahren

Ich / du / vnd was man hat / vnd was man siht / hinfahren.

Diß Leben kömmt mir vor alß eine renne bahn."1

Das lyrische Ich möchte nicht so schnell sterben. Es erkennt im ersten Quartett das allgemeine Problem, also die Vergänglichkeit der Zeit. In dem zweiten Quartett macht es dieses allgemeine Problem dann zu seinem eigenen. Denn auch das lyrische Ich selbst ist von der schnellen Vergänglichkeit der Zeit betroffen.

Gott lenkt die Zeit und das Schicksal

Nachdem das lyrische Ich festgestellt hat, dass das eigene Leben rasch zu Ende geht, strebt es im ersten Terzett eine Lösung an: Gott soll ihm dabei helfen, dass es seine Lebenszeit nicht an grundlose Ängste und Oberflächlichkeiten einbüßt, und soll ihm lebenslang ein Vorbild sein. Das heißt, das lyrische Ich fasst hier Vertrauen zu Gott – also einer Macht, die Zeit und das Schicksal lenken kann.

"Laß höchster Gott mich doch nicht auff dem Laufplatz gleiten /

Laß mich nicht ach / nicht pracht / nicht lust / nicht angst verleiten.

Dein ewig heller glantz sey vor vnd neben mir /"1

Mit "Dein ewig heller glantz sey vor vnd neben mir" ist gemeint, dass der Gott die Rolle eines Vorbilds für das lyrische Ich spielen soll. "Dein ewig heller glantz" weist auf die ewige Inspiration hin, die in den Augen des lyrischen Ichs vom christlichen Gott ausgeht. Die Befehlsform "sei" drückt dann den Wunsch des lyrischen Ichs aus, dass der christliche Gott ihm ein Vorbild sein möge.

Die Unvergänglichkeit der Seele

Mit der Unvergänglichkeit der Seele ist gemeint, dass diese auch nach dem Tod weiter lebt. Der Glaube des lyrischen Ichs hieran geht deutlich aus dem letzten Terzett hervor. Darin bittet es den christlichen Gott, die Seele aufwachen zu lassen und zu sich in den Himmel zu rufen. Der Leib des lyrischen Ichs dagegen darf sterben.

"Laß / wenn der müde Leib entschläfft / die Seele wachen

Vnd wenn der letzte Tag wird mit mir abend machen /

So reiß mich auß dem thal der Finsternuß zu Dir."1

"Entschläfft" bedeutet hier "sterben" und "wachen" bezeichnet "weiterleben". Mit "Vnd wenn der letzte Tag wird mit mir abend machen" ist der Sterbetag gemeint. "So reiß mich auß dem thal der Finsternuß zu Dir." ist so zu verstehen, dass der christliche Gott die Seele des lyrischen Ichs nach dem körperlichen Tod erlösen und zu sich rufen soll. Konkret heißt das, dass der christliche Gott die Seele von seinem Körper befreien und zu sich in den Himmel rufen soll. Mit diesem Wunsch scheint das lyrische Ich zugleich einen christlichen Glauben zu äußern, nach dem die Menschenseelen unsterblich sind, d. h. auch nach dem Tod ein Weiterleben im Himmel haben.

Abend: Andreas Gryphius – Epoche

Andreas Gryphius (geboren am 2. Oktober 1616; gestorben am 16. Juli 1664) war ein deutschsprachiger Dramatiker und Dichter, der in der literarischen Epoche des Barocks wirkte. Themen wie Not, menschliche Anfälligkeit für Krisen und das Leiden kehren in seinen Werken oft wieder. Heute wird er als der wichtigste deutschsprachige Vertreter dieser Epoche anerkannt.

Der Barock war eine Kunst- und Literaturepoche, die von 1600 bis in das Jahr 1750 dauerte. Expertinnen und Experten unterteilen die Periode des Barock in Früh-, Hoch- und Spätbarock, wobei der Frühbarock bis 1650 und der Hochbarock bis 1700 reichte. Barock leitet sich von dem portugiesischen Begriff barocco ab und ist eine Bezeichnung aus der Juweliersprache. Übersetzt bedeutet das in etwa "seltsam geformte, schiefrunde Perle". Bereits hier lassen sich Anzeichen für den auffälligen Stil der Epoche erkennen.

Viele Autoren und Autorinnen des Barock thematisieren folgende Erscheinungen:

  • Reichtum und Armut
  • Gesundheit und Krankheit
  • Leben und Tod
  • Ewigkeit und Vergänglichkeit
  • Tugend und Erotik
  • Spiel und Ernsthaftigkeit

Neben diesen Themen war sowohl die Gesellschaft als auch die Literatur des Barocks geprägt von drei grundlegenden lateinischen Motiven, die die Epoche und das Leben der Menschen bestimmten. Diese Motive sind:

  • Carpe diem (Genieße den Tag)
  • Memento mori (Sei Dir der Sterblichkeit bewusst)
  • Vanitas (Eitelkeit, Nichtigkeit, Schein)

Im Grunde hatten all diese Motive dasselbe Ziel. Sie sollten den Menschen die eigene Vergänglichkeit ins Gedächtnis rufen und daran erinnern, dass der Tod überall wartet. Diese Einstellung diente einerseits als Warnung vor dem moralischen Verderb, andererseits aber auch als Aufforderung zum Nachdenken über die eigene Vergänglichkeit. Folgerichtig bildet das Thema Vergänglichkeit auch das Motiv im Sonett "Abend", was auch einer der Gründe für seine Einordnung in die Literatur des Barocks ist.

Abend Andreas Gryphius – Das Wichtigste

  • Andreas Gryphius' "Abend" ist ein Sonett aus dem Barock.
  • Das Sonett gliedert sich in zwei Quartette und zwei Terzette: Die zwei Quartette weisen einen umarmenden Reim auf. Die zwei Terzette weisen dagegen einen Kettenreim auf.
  • Das Versmaß Alexandriner, also ein sechshebiger Jambus, der nach sechs von insgesamt zwölf Silben einen Schnitt im Vers schafft, dominiert im Text.
  • Sprachlich enthält das Sonett vieles, was in der heutigen Sprache nicht mehr gewöhnlich ist.
  • Du findest oft das Stilmittel der Personifikation, das natürliche Phänomene, wie den Abend, mit menschlichen bzw. göttlichen Fähigkeiten ausstattet.
  • Abend: Andreas Gryphius – Motive: Das Sonett greift Motive wie Vergänglichkeit des Lebens und die Macht Gottes auf.
  • Abend: Andreas Gryphius – Interpretation: Drei Interpretationsansätze bieten sich für das Sonett "Abend" an: Das lyrische Ich äußert seine Angst vor dem Lebensende, Gott wird als helfende Macht gegen die Vergänglichkeit des Lebens betrachtet und die Unvergänglichkeit der Seele und ihr Weiterleben im Himmel wird betont.

Nachweise

  1. Thomas Borgstedt (Hrsg.): Andreas Gryphius. Gedichte. Reclam-Verlag, Stuttgart 2012.

Häufig gestellte Fragen zum Thema Abend Andreas Gryphius

Das Sonett "Abend" wird in die Epoche des Barocks eingeordnet.

Zwei Motive sind im Sonett "Abend" aufspürbar: 

Die Vergänglichkeit, der alle Lebewesen unterworfen sind, und die göttliche Macht, mit der sich die sprechende Person im Sonett vom Gesetz der Vergänglichkeit befreien möchte.

Das Gedicht ist ein Sonett, da es bestimmte Merkmale des Sonetts aufweist. So besteht es aus den typischen 14 Versen, die in zwei Quartette und zwei Terzette aufgeteilt sind.

Das Sonett "Abend" wurde im Jahr 1650 vom deutschen Dramatiker und Dichter des Barocks Andreas Gryphius verfasst.

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Von wem wurde das Sonett "Abend" verfasst? 

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